ZitatOriginal von Angus
Dem kann ich mich nur anschließen! Bitte den armen Angus aus seinem Desideratus- Status befreien. DANKE!
Dito. Ich dachte das geht automatisch, wenn man sich wieder anmeldet...
ZitatOriginal von Angus
Dem kann ich mich nur anschließen! Bitte den armen Angus aus seinem Desideratus- Status befreien. DANKE!
Dito. Ich dachte das geht automatisch, wenn man sich wieder anmeldet...
Einmal zurück aus dem "Verschwundensein", bitte!
Der Junge sah so männlich gar nicht aus. Sie erinnerte sich an ihre eigenen Sprösslinge, die jedoch weitab Roms ihren Studien nachgingen. Auch sie waren kaum älter gewesen, jedoch erschienen sie deutlich reifer, maskuliner und erhabener.
Höchstwahrscheinlich lag dies an der doch sehr subjektiven Betrachtung einer Mutter, denn Flavius Gracchus sah ihrem Jüngsten verblüffend ähnlich.
Das Haar hoch gesteckt und mit einer funkelnden Halskette in Lapislazuli saß sie nebst ihrem Gatten wie eine Statue. Augenscheinliche Aufgaben hatte sie nicht denn die der Repräsentation. Nur einmal stand sie auf und unterbrach ihre anmutige Fassade mit dem Anflug eines Lächelns, ehe sie dem nun offiziell Ermännlichten gratulierte. "Manius Flavius Gracchus, meine herzlichsten Glückwünsche. Du wirst deiner Familie, insbesondere deinen Eltern, große Ehre bereiten. Da bin ich mir ganz sicher."
Es würde eher das politische oder religiöse Feld sein nach welchem der Junge trachtete. Mit den Voraussetzungen des Namens und den Veranlagungen seines Vaters sicherlich reich, würde er erfolgreich sein.
Mit grazilen Bewegungen überreichte sie dem Jungen, aus einer Schachtel aus Ebenholz, einen goldenen Stilus, der in Form, Länge und Breite einem Üblichen so gar nicht glich. Er war dicker, aus Gold und hatte an seinem Ende eine Gemme aus blauem Gestein.
"Das Abbild des ersten flavischen Kaisers.", kommentierte sie auf den Stein des Stilus zeigend. "Möge ihn deine weise Hand führen und deine Gedanken mannifestieren."
Es war etwas protzig, wie sie befand, aber ihr Gatte hatte dies in Auftrag gegeben und dieser war etwas anderer Natur. Die Hauptsache war natürlich die Größe, Schwere und der Bezug zu den flavischen Kaisern - typisch Mann. Ein kleiner Blick zur Seite auf diesen beendete den Gedanken.
Annaes Varnus da? Kann die Grundstücke überschreiben.
Die Claudia zuckte mit keiner Miene und antwortete stoisch ruhig.
"Dies hat er mir zur Verwaltung überlassen, da er mit seinen beschränkten - oder eher nicht vorhandenen - Rechten nicht mehr so agieren kann, wie er könnte. Daher verwalte ich es und setze es in seinem Sinne ein. Ein Freundschaftsdienst.", Freundschaft, oh ja, dass ihr Mann netrechtet wurde und sie damit auch, ließ ihr nichts anderes.
Bald würde sie die Verbindung auch offiziell lösen müssen.
Sie war ruhig und gefasst. Man hatte auch damit rechnen können, seitdem ihr Gatte nun kein römischer Bürger mehr war und sie noch nicht von ihm geschieden. Es wurde schwarz in ihr. Hoffentlich verscherbelte man sie nicht an irgend einen widerlichen Homo Novus - einen Schergen des neuen Tyrannen. Als Frau war man stets ein Schiff ohne Steuermann, welches von Welle zu Welle in verschiedene Richtungen gestoßen wurde ohne den eigenen Kurs wählen zu können.
Resigniert seufzte sie auf.
"Eine Vernehmung also. So so. Um was handelt es sich, was habe ich denn verbrochen?", und nein, eine Castra war kein geeigneter Ort, um eine Patrizierin, Gattin eines Consulars und Mutter einer Tochter, an einem so unwirklichen Ort zu vernehmen. Ihr Mann war bei dem letzten Besuch auf den baleares noch immer gezeichnet von den Strapazen seines damaligen Aufenthaltes. Was auch kommen mochte, ehe sie wie ein gewöhnlicher Hund in den Carcer geworfen wird, nimmt sie sich das Leben.
Sie setzte sich derweil ruhig auf eine der platzierten Clinen.
Der ianitor öffnete beflissentlich und voller Hingabe die Tür. Jener Besuch war ja des öfteren schon hier.
Nachdem seitens der Urbaner verkündet wurde man wolle Claudia Catilina sehen, kam die Claudia auch nach den obligatorischen zweistelligen Minuten, die einer Frau ihres Standes nun einmal einfordern konnte, um die Toilette zu machen und sich vorzubereiten.
Mit einem langen Kleid im fliedernen Ton und einer Hochsteckfrisur, betrat Claudia Catilina das Atrium und wurde durch ihre zwei Leibsklavinnen, links und rechts von dieser, flankiert.
Eine Augenbraue wanderte unwillkürlich ob des Anblicks nach oben und mit einem durchaus angemessenen und strengen Ton, begrüßte die Patrizierin die eindringenden Männer.
"Salvete die Herren. Ein überaus interessanter Besuch. Was verschafft mir diese Ehre?"
Ich habe dies mal im Sinne aller ein wenig abgekürzt. Nun kann das Wesentliche ja kommen.
Es war früher Morgen, als eine Sänfte ohne Wappen oder jegliches Erkennnungszeichen vor dem großen Portal zur Villa Flavia Felix hielt. Wachen gab es genug, die sich flugs optimal postierten, um die Blicke von dem fern zu halten, was da kommen mochte. Eine zweite Sänfte war direkt dahinter.
Mit leichtem Schritt, grazil und ruhig, entstieg die Claudia ihrem Gefährt und wartete auf ihre Leibsklavin, welche zur Tür eilte.
"Salve Ianitor! Claudia Catilina, Gattin des Flavius Furianus, fordert Einlass.", wurde an der Tür vermeldet.
Eigentlich war es auch ihr Haus, doch die Umstände haben ein längeres Fortbleiben erzwungen, so dass man sich vorsichtshalber ankündigte. Zeitgleich zur Ankündigung entstieg aus der zweiten Sänfte eine Amme, die ein kleines Mädchen an der Hand führte. Es war zwar gefährlich mit dem Kind nach Rom einzureisen, dessen Vater in der Verbannung weilte, doch als Claudia hatte sie weniger zu befürchten. Und unter diesem Namen würde sie sich auch ankündigen - zum Glück wusste nicht jeder Miles und Praetorianer in Rom wer mit wem liiert war.
Nachdem der Brief ihres Gatten die Claudia erreicht hatte, zögerte sie nicht länger und gab entsprechende Anweisungen an die Sklaven des Hauses. Das, was schnell zu Geld zu machen war, sollte auch so umgesetzt werden. Das Mobiliar und sperrige Gegenstände sollten mit der Zeit veräußert werden, auch wenn ihr bewusst war, dass ein Nachschicken des Geldes trotz bester moralischer Absichten des Obersklaven kaum möglich war - schließlich flohen sie, ohne eine Adresse zu hinterlassen und an diesem Umstand sollte sich auch nichts ändern.
Das eigene Schiff wurde angewiesen von Ostia nach Misenum zu kommen. Furianus hatte schon oft erzählt, dass dies eine recht luxuriöse Art darstellte zu reisen, anstatt sich irgendwo auf einem Frachter einquartieren zu müssen. Auf den Geschmack ihres Mannes bauend, versprach sich die Claudia etwas davon und kümmerte sich höchstselbst um ihre Truhen und Kisten. Sie war pragmatisch genug, um zu erkennen, dass sie im Norden keine überaus üppige Garderobe würde brauchen, so dass sie sich beschränkte ein paar ausgesuchte Stücke mitzunehmen, jedoch den Rest veräußern zu lassen. Bis auf die Büste ihres Vaters und einigen kleineren Skulpturen ausgewählter Götter wurde auch keinerlei Kunstwerk mitgenommen. Schmuck und teures Geschirr sollten allerdings mit, das würde sicherlich in einigen Notsituationen vonnöten sein.
Nubische Sklaven kümmerten sich um das Verladen in die Wagen, der alte Magister Gladii sollte währenddessen nach Schutz suchen, denn die paar Sklaven, welche ausgebildet und trainiert waren, konnten die Claudia nicht ruhig schlafen lassen. Sieben Veteranen, Klienten ihres ersten Mannes, verweilten in Misenum und würden ihr folgen, doch zum Schutz benötigte sie noch ein paar Söldner, am besten ehemalige Nauta, die sich auch darauf verstanden auf dem Deck eines Schiffes zu kämpfen. Ein Begleitschiff sollte ebenfalls angeheuert werden.
Die kleine Agrippina indess wurde gewickelt und umsorgt. Seit dem ersten Tage an kümmerte sich eine Amme um das Mädchen und nach Claudias Geschmack sollte sich dies auch nicht ändern. Ohnehin hatte sie nur Kenntnisse in der Erziehung von Jungs, auf Mädchen verstand sie sich nicht - oder wollten sich nicht darauf verstehen.
Alles war in Aufbruchstimmung, morgen sollten die Verwalter der umliegenden Güter kommen, um die Gewinne auszuzahlen. Wenn das erledigt war, konnte sie aufbrechen.
Lange Schreie hallten durch die Gänge des Landhauses am späten Abend. Sie kamen aus einem schwach illuminierten Raum der privaten Gemächer der Claudia Catilina. In der Mitte dieses Raumes stand ein großes Bett, in welchem eine vor Schweiß nasse Claudia Catilina mit offenem und wilden Haar lag - sie wand sich von einer Seite, dann zur anderen, um schließlich ihre Finger in die Laken zu krallen und ihr Becken nach oben zu bewegen. Vor jenem stand ein Arzt, welcher es schon vor Stunden aufgegeben hatte der Frau gut zuzureden. An den Seiten des Bettes warteten Sklaven mit Handtüchern, frischem Wasser, heißem Wasser, verschiedenen Salben und Mixturen.
Plötzlich verstummte die Frau, die sich fast den ganzen Tag in diesem Bett hatte quälen müssen und ein erst leichter, dann einschneidend langer Schrei eines Säuglings durchzog den Raum.
Das ebenfalls mit Schweiß benetzte Gesicht des Arztes erhellte sich schlagartig und er rief zu seinem Nebenmann: "Schnell, das Messer!" und hielt den Säugling wie eine reife Frucht in seinen Händen.
Claudia Catilina rang derweil nach Luft und die geplatzten Lippen versuchten in der gnadenlosen Erschöpfung, in der sie war, einzelne Worte zu formen. Man hört sie nicht, so dass ein Sklave sich hinüber beugen musste, um zu verstehen, was sie sagte.
"Das Geschlecht, die Domina fragt nach dem Geschlecht des Kindes!", entgegnete er dann in die Richtung des Arztes, welcher gerade die Nabelschnur, durch die das Kleine mit der Mutter noch verbunden war, zu durchtrennen versuchte.
"Es ist ein wunderschönes Mädchen, Domina, ein gesundes Mädchen.", rief der Arzt mit einem Lächeln aus.
Claudia Catilina sank in ihr Bett zurück. Ein Mädchen. Sie gebar keine Mädchen!
Claudia Catilina hatte drei Söhne, drei gesunde und prächtige junge Männer. Alle sportlich, gutaussehend, intelligent - vielversprechende Jungs. Sie gebar keine Mädchen, sie schenkte ihrem ersten Mann drei Stammhalter. Es konnte nicht sein. Sie war sich in allem sicher gewesen, die Rundung des Bauches, der starke Tritt des Säuglings im Bauch der Mutter - die starken Schmerzen bei der Geburt. Alles war vielversprechend gewesen. Und es war doch ein Mädchen.
Sie konnte es nicht wahr haben, sie schenkte ihrem Mann ein Mädchen. Er brauchte einen Stammhalter. Ein viertes Kind würde sie nicht gebären können, nicht in ihrem Alter und nicht im derzeitigen Zustand ihres Mannes. Er stand mit einem Bein im Elysium, er war auf Kur in Achaia, fort, weit fort. Er war ein Schatten seiner selbst, nur dieses Kind hielt ihn an dieser Welt - und nun war es ein Mädchen. Ein Kind ohne Chancen, bestenfalls eine Vestalin würde aus ihr werden, jedoch kein Tribun, kein Senator - kein Consul. Das große Vermögen ihres Vaters würde sie nicht erben, Claudia Catilina hatte versagt. Ihr Gesicht glitt zur Seite und die leeren Augen blickten zur Seite.
Nein, sie hatte nicht versagt. Er war es. Marcus Atilius Proximus konnte starke Buben zeugen, drei an der Zahl schenkte sie seinem Namen. Ja, Marcus konnte Männer zeugen. Ihr Mann war es, der dafür verantwortlich war. Lucius war talentierter, war erfolgreicher und doch war sein Samen schwach. Sie traf keine Schuld, sie opferte, sie verhielt sich wie immer, sie nährte das Kind gut, sie tat den Göttern nicht Unrecht.
Und doch, es war kein Stammhalter.
Die Hebamme trat, nachdem sie das Kind provisorisch gesäubert hatte, mit dem Säugling auf dem Arm, zu der Mutter und lächelte dieser entgegen.
"Domina, wollen sie das Kleine halten? Ein wunderbares Kind, so vital und munter.", und beugte sich zu der Mutter, um das Kind an deren Seite zu legen.
"Schaff es fort!", zischte Catilina zurück. Sie brauchte es nicht zu sehen oder zu halten - sie musste denken. Was würde er nun tun? Er war nicht einmal da, um sein Kind nach altem Brauch vom Boden zu heben. Sie haben sich im Vorhinein zwar darüber geeinigt, dass ein anderer Vertrauter stellvertretend das Kind würde hochheben können, doch wenn sie von Kind sprachen, dann von einem Jungen. Was würde er nun machen, wenn er davon Nachricht erhielt? Würde er sie verstoßen, das Mädchen überhaupt akzeptieren? Vielleicht hatte er noch Bastarde. Ja, jeder Mann hatte irgendwo welche. Er würde sie anerkennen, er würde Catilina und das Mädchen verstoßen. Vielleicht sich eine Jüngere suchen, falls er noch imstande war zu zeugen.
Sie konnte das Kind auch jetzt schnell vertauschen. Nein, das wäre Selbstbetrug. Und was für einen Namen sollte das Kind nun erhalten? Lucius sprach immer von Jungennamen, er gab seinem Sohn einen. Aber er hatte nun keinen Sohn. Wie würde er sie nennen, sie überhaupt benennen?
Während die Mutter sich mit diesen Gedanken quälte, färbte sich ihr Laken rot und der Arzt sprang wild umher, um die Blutung am Unterleib irgendwie zu stoppen. Kurz darauf fielen ihr vor Ohnmacht die Augen zu und der Arzt schrie wild umher - sie hatte Blutungen und ihr Leben war ernstlich in Gefahr.
Und das kleine Mädchen wurde von der Hebamme liebevoll in einer Kupferwanne gebadet. Es lächelte.
Salvete,
aufgrund zeitlicher Entwicklungen und einer guten Idee, ist ein Aufschub jener Tatsache nunmehr unmöglich. Daher wird in absehbarer Zeit - man gehe von etwa ein paar Wochen oder einem Monat aus - das fiktive Kind von Lucius Flavius Furianus und Claudia Catilina (weiblich) zur Bespielung frei gegeben.
Ich bitte Interessierte meine Person per Privatnachricht zu kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
C.C.
Der Herold indess war über den linguistischen Spagat in das Lateinische nicht gerade erfreut, war jedoch nicht derart unhöflich, um den Wunsch des Sklaven, welcher dem Griechischen vielleicht nicht mächtig war, abzuschlagen.
Er teilte jenem mit, dass die Herrin gerne Flavius Gracchus zu sprechen wünschte.
Catilina hingegen stieg währenddessen aus und durchschritt die porta mit der Selbstverständlichkeit einer Alteingesessenen. Um bei der Wahrheit zu bleiben, so war sie eine gute Schauspielerin und nahm Rollen schnell an - an und für sich war dies vielleicht ihr vierter Aufenthalt in diesem Hause. Und länger als ein paar Wochen blieb sie sowieso nie.
Hrhrhrhr...mercí!
Und doch schien niemand aufmachen zu wollen. Pikiert war Catilina schon jetzt.
Menschenmassen strömten umher, lauter Jubelgeschrei ertönte, wie auch hie und da einige Fanfarenklänge zu hören waren. Das wäre ein Triumph gewesen - diesen gab es heute nicht.
Dennoch hätte der kleine Umzug, welcher die letzte Kurve vor der flavischen Porta sich anschickte zu machen, einem Triumph in nichts nachgestanden. Gut, die Eselkarren und voll bepackten Sklaven hätten in einer anderen Inszenierung eher Tiere getragen denn Kleider und Haushaltswaren.
Ein Herold eilte voraus, um die Ankunft auch allen Benimmregeln zufolge anzukündigen.
Mit fließendem Griechisch gab er die Ankunft der Claudia Catilina kund.
Sie konnte den ärgerlichen Blick nicht verbergen, noch wollte sie es, den ihr Gatte gleich bekam, als er auf ihre gar zu mütterliche Art dem Bruder gegenüber anspielte.
Natürlich würde sie die Kandidatin ihres Bruders auf Herz und Nieren prüfen, schließlich sollte dann dieses Mädchen den claudischen Haushalt führen. Bei dem hohen Ansehen, der Reputation der Familie seit Generationen, hatte diese Frau ihre Pflichten ernst zu nehmen und Catilina wäre sicherlich die erste, um sie daran zu ermahnen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was es für schreckliche Dinger in den Häusern der Patrizier gab - von verzogenen Gören bis hin zu diesen unfähigen schüchternen Dingern, alles konnte Quintus anschleppen.
"Gewiss sollte die junge Frau, die Quintus sich als Frau erwählt, über die notwendigen Qualitäten verfügen. Ansonsten wäre sie ja zu nichts zu gebrauchen - außer natürlich sie gebärt gut.", plauderte sie in recht vertrautem Ton, auch wenn dies ein Diktat der Bedingungen für Quintus darstellte. Er hatte gefälligst so eine anzuschaffen, nichts geringeres. Daran gab es nichts zu rütteln.
"Wir sollten eine Festivität ausrichten, mein Lieber. So hat Quintus auch gleich eine Gelegenheit auf Brautschau zu gehen.", säuselte sie zuckersüß in die Richtung ihres Gemahls.
Die Luft war, wie sie selbst, von Freude geschwängert. Catilina schloss sich diesem Gefühl nur zu gerne an, denn oft wirkte die ganze Villa für sie recht kalt und nüchtern. Der Umstand, dass sie ihren Gemahl recht selten sah verstärkte dies auch noch in besonderem Maße: ""Wie gerne ich doch so etwas höre. Ich hoffe ehrlich, dass euer beide Amtszeiten glücklich sein werden und du, Quintus, noch viele weitere Wahlergebnisse solcher Art erhalten wirst. Schließlich ist es an der Zeit, dass wir Claudier wieder mehr als nur einen Senator stellen."
Sie war nie recht politisch gewesen in ihrer Vergangenheit, was vermutlich daher rührte, dass ihr letzter Ehemann auch nicht viel von Politik hielt. Lucius war da doch anders, schon jetzt Konsul geworden und sie wusste, dass an seiner Seite nicht nur für eine repräsentative Frau Platz war, sondern auch für eine, die ihm in der Politik in nichts nachstehen wollte. Tüchtig lernte sie nun insgeheim von einem Griechen die Kunst der Politik zu verstehen. Ein zäher Stoff, doch sie war auch zäh in solchen Dingen.
Ganz behutsam strich sie sich über den Bauch und bildete sich wohl in ihrer Naivität schon jetzt eine gewisse Rundung unten ein. Ja, sie war glücklich.
Und genau in diesem Moment trat grazil die Gattin heran. Mit einem freudigen Lächeln begrüßte sie ihren Bruder, aber als ihr Blick auf Furianus fiel, standen recht deutliche Zornesstreifen auf ihrer Stirn.
"Es gibt Dinge, die lieber eine Frau der Welt offenbart, denn ihr Mann.", kommentierte sie die Lasterhaftigkeit und das zu lose Mundwerk ihres Gemahls. Furianus kannte sie da ganz anders, aber wie stets, so schien auch er sich aufgrund der vaterfreuden recht stark verändert zu haben.
"Schön dich zu sehen, Quintus. Lange haben wir uns nicht mehr umarmt.", damit trat sie an den Claudier heran und breitete die Arme aus. Sie wusste, dass es sich für sie nicht mehr ziemte, aber er war schon immer ihr kleiner Bruder gewesen und schon immer wurde er von ihr liebevoll umarmt - und umsorgt wie bei einer Mutter.
Wie die Brandung auf das Kliff schlug, so empfing sie seine Worte. Sie war sich bewusst, dass er ihr das Innerste offenbarte und daher empfand sie nach den ersten Satz ein stets wachsendes Verlangen nach einer Berührung, einer Zärtlichkeit, die zwischen einem Ehepaar doch zwanglos zustande gebracht werden können sollte. Und doch war sie wie eine Puppe, lauschte seinen Worten und konnte die Bedeutung ihrer Klänge spüren. Seine Angst des Versagens kannte sie nur zu gut. Vielleicht wusste er nicht, wie ähnlich sie sich waren, doch sie wurde sich dem nun eindeutig bewusst. An so etwas wie Liebe hatte sie nie geglaubt. Es war Respekt und die Pflicht, die sie in einer Ehe gesehen hatte. Eine freundlischaftliche Zuneigung war in ihrem Spektrum vertreten, doch die Gefühle, die sie bei seinen Worten empfingt, diese hätte sie sich niemals ausgemalt. Der Drang ihm leicht über die Wange zu streicheln, ihm ein "Es ist schon gut, mein Lieber" entgegen zu hauchen, er wurde größer. Die räumliche Trennung empfand sie langsam recht störend und rutschte daher unruhig hin und her.
Als er endete, war sie so ergriffen, dass ihr die Augen feucht wurden. Sie nahm ihren Mut zusammen und überwand die Trennung, indem sie ruhig aufstand, einer Grazie gleich einen Bogen über das Marmortischchen machte und sich ebenso ruhig, vielleicht recht steif, auf seine Kline setzte. Sie war sich bewusst, dass sie an der Kante saß und er lag, sie ihm damit zu Füßen kroch, doch gerade das war ihr ein Anliegen. Sie wollte ihm nicht nur verbal, sondern vielmehr durch Aktion zeigen, dass sie zu ihm hielt, an seiner Seite saß und so strich sie ihm zärtlich über die Wange und sprach: "Mein Liebster Ehemann. Sorge dich nicht, ich bleibe bei dir, auch wenn die Götter den Himmel verdunkeln, auch wenn unser Schicksal von ihnen verflucht wird. Ich bin die deine und das werde ich auch stets bleiben.", nachdem sie endete, konnte sie nicht anders, als zu erröten. Es kam ihr selbst so lächerlich vor hier zu sitzen und so etwas zu tun. Sie war schließlich eine gestandene Frau, kein einfallsloses Mädchen. Und doch wollte sie es so, nicht wissend warum und weshalb.
"Du wirst wie alle großen Männer unserer und der vorherigen Zeit nach deinen Sternen greiffen, da bin ich mir sicher. Und wenn auch nicht für mich, so doch für das Ungeborene in meinem Leib.", und so kam das an´s Licht, was stets in ihrem Schoß verborgen war.
Natürlich hatte sie auch heute die Hebamme konsultiert und diese war sich sicher. Die Niederkunft sollte in den üblichen Monaten vollzogen werden und sie selbst konnte nicht glücklicher sein. Forschend sah sie in das Gesicht ihres Gatten. Auf seine Reaktion war sie mehr als nur gespannt, schließlich wusste sie, wie sehr er sich nach einem Sohn sehnte.
Verwundert über die Nachricht des Göttergatten über ein bevorstehendes Mahl, welche sie zusammen einnehmen würden, hatte sich die Claudia am heutigen Tag besonders lange der Aufmachung gewidmet. Die Pflicht einer römischen Frau, so hatte es ihr schon die eigene Mutter erklärt, bestand nicht nur darin dem eigenen Hause gesunde Jungen zu gebären, sondern auch stets dem eigenen Mann zu gefallen und diesen nach außen hin zu repräsentieren. Und nur die letzte Pflicht betreffend war Catilina sich sicher gute Arbeit zu leisten, denn den Umstand eines nicht vorhandenen Erben hatte sie noch nicht behoben. Die Pflicht ihrem Mann zu gefallen war weitaus schwerwiegender, war ihr Gatte doch einer jener Männer, die keinerlei Resonanz gaben, ob er an etwas Gefallen fand oder nicht. So glich Catilina in ihrem Erscheinungsbild über die letzten Monate hinweg niemals linientreu, sondern gar experimentiell, schließlich musste man dem Gatten gefallen.
Heute war sie in einem sanften Fliederton gehüllt, welchen die dazu sorgsam ausgesuchte Schminke vollendete. Kleine Perlen hingen an ihren Ohrläppchen und eine reich verzierte Kette, eindeutig aegyptischem Ursprungs, zierte ihr Dekolettee.
"Ich bin erfreut dich zu sehen, Lucius. Ein schöner Tag, nicht wahr?", begann sie sogleich in einem Plauderton. Es galt zuerst sowieso zu erforschen, in welcher Laune der Gatte war, bevor man Ernsthafteres anschnitt.