Bei der eingehenderen Untersuchung seiner Mimik entging ihr tatsächlich nicht das Zähneknirschen. Fast glaubte sie es zu hören, aber das mochte auch der Kies unter den Sandalen vorbeigehende Plebejer sein. Vorbeistampfender, trampelnder Plebejer die diese Szenerie auf grotesk Art und Weise zierten. Immerhin erfüllten sie einen Zweck - sie machten es möglich, dass sie als Patrizier bessergestellt sein konnte. Aber das war auch der einzige Zweck des Pöbels, für alles andere gab es Sklaven. Für Feldarbeit, für Hausarbeit, fürs Kochen, fürs Tragen, fürs Herumscheuchen. Dafür waren viele Plebejer sich zu fein - warum auch immer. Sie konnte der einfachen Schicht nichts abgewinnen, auch wenn ihr Leben dadurch mancherzeit einsam sein mochte. Bevor sie mit dem Pöbel in Tavernen herumgeisterte und soff, spazierte sie gemütlich durch die besseren Gegenden Roms und genoss die frische Luft - unter größter Vermeidung zu exzessiver Sonneneinstrahlung.
Dass sie seine Mimik so genau beobachtet hatte, ließ sie sich nicht anmerken. Das war allerdings eher anerzogene Höflichkeit und weniger Strategie. Auch die Gesellschaft war ein ehrbringendes, kompliziertes Schlachtfeld, bei dem man nicht unbedingt sein Leben, jedoch leicht seine Existenz verlieren konnte. Und niemand zu sein, wenn man weiß dass es besser geht, stellte sich Claudia schlimmer vor als tot zu sein, denn dann konnte es ohnehin nur noch aufwärts gehen.
"So, ein Kissen? Am günstigsten sind noch immer Fußabtreter zu ergattern. Da muss man ja glücklicherweise nicht allzu wählerisch sein. Solange man seine Sachen pfleglich behandelt, müssen sie auch nicht zu bald ersetzt werden. Erspart die Umgewöhnung." ging sie auf seinen 'Fehlkauf' ein. Sich dem Worte Pietät entsinnend verbiss sie sich die kritische Frage was ein Sklave bei ihm als Kissen wohl für Dienste zu erfüllen hatte. Die blanke Vorstellung sein verbissenes Gesicht entspannt auf dem Bauch der Germanin zu sehen, rief großes Amusement in ihr wach. Es war nur schwer vorstellbar. Den Gedankengang an ein männliches Kissen verkniff sie sich, sich selbst zuliebe, völlig. Stattdessen strich sie in einer langsamen Geste eine Strähne aus dem Gesicht. Allerdings, sich wieder sehr bewusst, nicht hinter das Ohr um einer Wellenbildung vorzubeugen, sondern einfach nur aus dem Blickfeld.
Als er dieses Mal die Arme vor dem Leib verschränkte, wich ihr Blick kurz zu diesen und dann wieder in sein Gesicht. Ihr Blick verriet die Frage: Was soll das? Es war keine vorwurfsvolle Frage, auch keine verstimmte. Eher wieder eine Frage, die spielerisch herausfordernd gestellt wurde. Eine Frage, die ihm Versteckspiel unterstellte. Und wie um dies zu unterstreichen legt auch sie nun die Arme vor dem Bauch übereinander, ließ sie aber unverschränkt.
"Gerechtigkeit zahlt sich aus... Netter Versuch, aber da ich eine gute Erziehung genossen habe, hätte ich mich ohnehin vorgestellt. Claudia Livilla." gab sie ihren vollständigen Namen und Herkunft preis. Ihr war bewusst dass dies ein Tauschgeschäft sein sollte, aber sie wollte ihren Willen nicht zu deutlich preisgeben und betonte daher, dass sie sich aus Anstand vorstellte. Tatsächlich hätte sie es nicht unbedingt getan, würde sie nicht ihren Kopf durchsetzen wollen. Aber da dies ihr Ziel war und sie, aus gesellschaftlichen Gründen, sicher ohnehin notgedrungen eine Vorstellung auf einer Feier hätte vornehmen müssen, biss sie nun also in den süßen Apfel. Sauer oder bitter schmeckte ihr dieser jedenfalls beileibe nicht. Und das konnte sein forschender Blick unschwer erkennen. Dass sie das Gespräch längst nicht nur auf Grund des Spiels aufrecht erhielt war deutlich zu sehen. Zwar hatte ihr Gesichtsausdruck nichts von der edlen, stolzen und ernsten Mimik eingebüßt, doch stand ihr auch Wohlsein in den Augen. Eine gewisse, ehrliche Freude stand dort, wo vorher Langeweile und forsche Gereiztheit dominiert hatte.
Beiträge von Claudia Livilla
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Noch ehe Menecrates zu einer Antwort hatte ansetzen können, kam schon der nächste Verwandte angeschneit. Livilla musste einen kurzen Moment nachdenken und forschen. Sie hatte das Gesicht schon gesehen, irgendwann während eines ihrer kürzeren Aufenthalte hier in Rom. Nach kurzer Forschung in ihrem Hinterkopf war immerhin schon die Verwandtschaftsbeziehung wieder da - er war ihr Cousin. Und mit der Erkenntnis kam auch endlich der Name wieder. Sie neigte sich, als Lepidus herangetreten war, ein Stück vor um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Ja, Quintus, das ist wirklich schon sehr lange her!" - Solange, dass sie sich kaum erinnern hatte können. Das lag hoffentlich an ihrem Selbst, das sich häufig selbst einnahm. Sie lächelte ihm freundlich zu. Ihre Freude war auch hier aufrichtig, aber der Enthusiasmus war wirklich nur bei ihrem Vater so deutlich hervorgesprungen. Sie sah sich selbst gern als sein kleines Mädchen. Vermutlich war sie es als seine jüngste Tochter auch, aber seine letztendlichen Gedanken in dieser Sache kannte sie dann doch nicht mit absoluter Sicherheit.
"Ich habe Vater gerade schon gefragt, was es Neues gibt, hier in Roma und bei der Familie im Allgemeinen. Bei den Grosseltern hat man dann doch nicht allzuviel mitbekommen." erklärte sie und lächelte Lepidus an. Ihr Cousin. Sie konnte sich erinnern dass sie ihn damals gern mochte, aber um einen wirklichen Bezug aufbauen zu können, war ihre gemeinsame Zeit immer zu kurz gewesen. "Diesmal werde ich in Rom bleiben." erklärte sie aus diesem Gedankengang heraus und wandte ihren Blick dann wieder liebevoll dem Vater zu, der ihr noch eine Antwort schuldig war. -
Beschwingten Schrittes hatte sich Livilla dem Tempel der Vesta genähert. Gut, beschwingt waren auf Befehl hin die Schritte der Sänftenträger gewesen, nicht ihre eigenen, aber das war schon anstrengend genug gewesen, das Geschaukel zu ertragen. Die Sklaven mussten noch deutlich mehr an ihrer Balance arbeiten. Ob es bequem für sie war oder nicht, das war doch Livilla gleich. Aber ihre Gedanken waren wirklich beschwingt gewesen, denn seit Romana nach Rom aufgebrochen war, war bereits eine gewisse Zeit vergangen. Ein paar Jahre. Ein paar Jahre, die sie ohne ihre geliebte Schwester hatte auskommen müssen, ehe sie die Nachreise angetreten hatte und schon mindestens das Herz ihres Vaters sehr erfreut hatte. Es war ein schönes Gefühl gewesen, so herzlich von ihm begrüßt zu werden. Ein schönes Gefühl so aufrichtig willkommen geheißen zu werden. Sie ahnte bereits, dass hier die herzlichste Begrüßung auf sie warten würde, die sie jemals erhalten hatte. Romana war ewige Zeit ihre einzige wirkliche Vertraute gewesen, denn mit alten Leuten konnte man so schlecht Pläne schmieden und plaudern, da die Interessen doch sehr weit auseinander lagen. Noch immer hatte Romana nichts an Zuneigung einbüßen müssen, gleich, dass sie sich solange nicht gesehen hatten.
Mit doch einiger Aufregung im Herzen verließ sie die Sänfte und näherte sich langsam dem Tempel der Vesta, hoffend, dass Romana ihr bald entgegenkommen würde. Sie konnte es kaum erwarten und auch wenn sie hier, auf offenem Platz, nicht kreischen und losrennen würde, es entsprach ihren Gefühlen und das dürfte auch der Schwester bewusst sein. Lediglich ihr Gesicht musste sie hier wahren. Das war in der Villa Claudia doch deutlich einfacher gewesen, da hätten sie höchstens Sklaven sehen können und Sklaven konnte man schnell die Dringlichkeit nahe bringen, etwas gesehenes zu vergessen, wenn ihnen Augenlicht oder Zunge lieb waren.
Sie blickte an sich herunter. Tunika, Palla und Stola waren in hübschen Blautönen gehalten und waren aus recht leichten Stoffen gefertigt, die wahrlich nicht gerade billig für die Haushaltskasse ihres Vaters gewesen waren. Aber solange dieser sie nicht bremste, spielte Geld für sie keinerlei Bedeutung. Suchend blickte sie sich um, hoffend, Claudia Romana bald zu sehen. Ihr Besuch war unangekündigt. Nicht einmal ihre Reise nach Rom hatte sie ihr verraten, denn sie wollte ihre Schwester überraschen. -
Dem Sklavenhändler schenkte sie kein bisschen ihrer Aufmerksamkeit als er das Geld einforderte. Der sollte schön auf seinem niederen Platz in der Gesellschaft bleiben und sein vorlautes Mundwerk halten. Zwar hatte sie sich gedanklich kurz mit ihm beschäftigt, aber sie selbst hatte sich nicht einmal ansehen lassen, dass sie den stinkenden, miefenden Händler gehört hatte. Eigentlich wusste sie nichtmal ob er stinkend oder miefig war, soviel Interesse hatte sie gar nicht gehabt, als dass sie Eindrücke von ihm gesammelt und sich auch noch gemerkt hätte! Erst als der kleine Sklavenbengel zu dem Aurelier hinzutrat löste sie ihren Blick für einen Moment von ihm und sah den Zwerg mit einem unwirschen und äußerst unfreundlichen Blick an. Er störte die Athmosphäre. Sie beschreiben konnte Livilla auch nicht, aber es war eindeutig dass etwas in der Luft lag. Eine fast greifbare Spannung. Allerdings eine Spannung die ihr durchaus nicht missfiel. Als er dem Sklaven endlich eine Anweisung gab und der davonkroch, sah sie wieder zu der Quelle der angenehmen Stimme hin. Kein Wort zuviel gesagt und vor Allem, und das machte es interessant, hatte er seine Gefühle scheinbar auch durchaus gut unter Kontrolle. Er ließ nicht einmal Ungeduld nach außen dringen, aber irgendwie vermutete sie diese in ihm. Sie jedenfalls wäre durchaus genervt durch diese beiden Nervensägen, wenn sie sie nicht in Ruhe ließen.
Und wieder herrschte Schweigen, aber es war kein Schweigen dass sie hektisch unterbrechen musste. Schweigen konnte sehr mächtig sein, sie nutzte dieses Mittel häufig um andere von ihrem Willen zu überzeugen. Es war so leicht Schweigen mit einer scharfen Bemerkung zu erzeugen, unangenehmes Schweigen, das der Gegenüber dann schnell durchbrechen wollte und entweder mehr von sich preisgab als er es eigentlich vorhatte. Oft brachte es auch Schuldeingeständnisse mit sich. Aber hier kam es ihr nicht darauf an. Sie hatte inzwischen kein Interesse mehr auf reine Abwehr zu gehen, dafür war die gesamte Situation viel zu interessant. Außerdem schien er auch gar nicht der Typus Mensch zu sein der auf dieses 'Druckmittel' anschlug. Und dann erklang seine Stimme wieder. Dieses Mal nahm er ihr ein wenig den Wind aus den Segeln, was aber in dem Zusammenhang eher dazu führte, dass sie ihm am liebsten ein Lachen geschenkt hätte. Wenn das sein aufrichtiger Humor war, dann konnten sie sich über die gleichen Dinge amüsieren. Aber das musste ja nicht unbedingt sofort preisgegeben werden. Sie wusste, dass Humor häufig wertgeschätzt wurde, aber Anstand war ihr noch tausendmal wichtiger und sie stand zu sich und ihrer Familie. Wenn sie Sympathie erobern wollte, dann würde sie sich als Mann fühlen. Zumindest wenn sie es auf eine so aufdringliche Art täte. Sie war lieber das undurchsichtige Gewässer das viele deutlich unterschätzten. Sie und ihre Familie wussten dass viel in ihr steckte, das reichte vollkommen, um zu Machtausübung zu gelangen.
Und noch während sie ihn mit undurchsichtigem Blick begutachtete, kam ein eindeutiges Kompliment. Anfänglich sagte er, man würde sehen, sie würde die Sklavin dringend benötigen - das hatte sie schon als annähernd beleidigend aufgefasst. Aber er schien auch seine Möglichkeiten ausloten zu wollen. Im Hintergrund hörte sie wie der Händler den verbliebenen Kaufkram mit dem kleinen Sklaven abwickelte. Uninteressant. Jedenfalls im Gegensatz zu ihrem Gegenüber.
"Eben noch sagtest du, ich hätte sie dringend nötig." meinte sie mit ruhiger, amüsiert klingender Stimme. War es wirklich die vermutete Strategie hinter seinen Worten oder begann er Fehler zu machen? "Aber ich fasse deine Worte dennoch einmal als Kompliment auf und..." ... und sie dankte wieder einmal ihrem nüchternen Charakter, der so fähig war stets auf mehrere Dinge zugleich zu achten, was schon seit frühester Kindheit an der Fall gewesen war. "... danke dir, Aurelius." Sie wandte ihren Blick nicht von Aurelius ab. Immerhin hatte sie nun die unumstößliche Gewissheit, dass er ein Patrizier war und kein reicher Plebejer - auch wenn seine Art und Weise für sie zuvor schon Beweis genug gewesen waren. Ihr Lächeln war nun bereits von einer leichten Süffisanz, als sie bemerkte wie er Richtung des Sklaven schaute.
"Gerecht wäre nun wenn ich mich ebenfalls zu erkennen geben würde, nicht? Aber aus den beiden Schränken wird kein vorlautes Geplapper ertönen." erklärte sie mit gespielt mitleidigem Tonfall und verzog ihre Mundwinkel leicht. "Ich würde meine Schränke ja durchaus noch durch einen hübschen Tisch in ihrer Mitte ausstatten, aber der Preis für die Möbel ist heutzutage ja allzu hoch und beinahe schon unverschämt..." plauderte sie scheinbar arglos, in ihren Worten allerdings verdeckt mitschwingend, dass sie seinen Witz durchaus positiv aufgefasst hatte und diesen nun weiterverarbeitete. -
Zitat
Original von Medicus Germanicus Avarus
Der Posteingang von Benutzer »Claudia Romana« ist bereits voll.Aber die Frage läßt sich mit einem einfachen "Ja" beantworten.
Ja und er ist es immer noch, Herzchen!
Meine Antwort ist zwar auch Ja, aber da kommt noch ein ergänzender Satz hinzu! -
Sie war sich sicher, ihn überrumpelt zu haben, als sie die Auktion beendet hatte. Schließlich hatte er offensichtlich spielen wollen und sie war nicht gern die Maus für die Katz. Das Raubtier bereitete ihr da schon mehr Freude, auch wenn sie es schätzte, wenn ihr Opfer entsprechende Ausdauer an den Tag legte. Bei den Sklaven um sie herum war das eher selten der Fall - und wenn das nicht so wäre, wären die Sklaven auch wirklich nicht mehr lange ihres Lebens froh. Im Grunde sah sie sich als Siegerin in diesem Duell, denn aufgegeben hatte sie es nicht, sie hatte lediglich die Bedingungen geändert. Möglicherweise war es bei manchen Sklavenhändlern sogar Strategie, dass Freunde auf den Märkten für sie die Ware hochboten - letzten Endes hatte sie nichts anderes getan. Kurz wich ihr Blick von seinen Augen ab und taxierte ihn einmal von oben bis unten. Sie ließ sich Zeit. Sie wollte nicht wirken als wolle sie klammheimlich einen Eindruck ihres Gegenübers gewinnen, sondern als würde sie lediglich Bestätigung in ihrer Meinung suchen.
Dann neigte er sich schon beinahe unmittelbar zu ihr hinunter und kurz verengten sich ihre Augen um einen sehr winzige Spalt. Wollte er sich etwa über ihre Größe witzig machen? Wollte er ihr zeigen, dass er mehr Manneskraft besaß? Nein, diese Gedanken schob sie augenblicklich beiseite. Er machte nicht den Eindruck als würde er Manneskraft beweisen müssen - und das sah er mit Sicherheit nicht anders als sie. Ansonsten hätte er sich nicht so zielstrebig auf die Konversation eingelassen. Ja, sie nannte es eine Konversation, auch wenn gar nicht viel gesprochen wurde. Er erhob nun sogar zum ersten Mal seine Stimme. Und sie konnte nicht leugnen, dass sie ihr gefiel. Das mochte zum Einen daran liegen dass auch seine Stimme diese gewisse, nicht eben abstoßende Männlichkeit vermittelte, die ihr an einem Mann schon recht wichtig war, sondern auch daran, dass auch sie seine Worte nicht gerade überzeugend fand. Zugegebenermaßen hätte sie nicht unbedingt eine bessere Ausweichmöglichkeit gewusst, ohne die Wahrheit zugeben zu müssen, aber das war schließlich auch nicht ihr, sondern sein Problem. Auf jeden Fall führte seine Aussage, dass die Sklavin möglicherweise für jemand anderen gedacht sei augenblicklich zu einer Steigerung der Selbstsicherheit in ihrem Lächeln. Natürlich war die Option nicht ausgeschlossen, aber während der gesamten Auktion hatte ihr seine Aufmerksamkeit gehört, nicht der Sklavin. Und wenn diese für jemand anderen gedacht gewesen wäre, hätte er sich sicherlich wenigstens die Zähne zeigen lassen. Aber sie behielt ihre Ruhe bei, bis er letztlich erneut sprach und ihr eine perfekte Vorlage lieferte. Mit sanfter Stimme erwiderte sie:
"Also ist es wie ich dachte, die Sklavin war nicht für jemand Anderen bestimmt. Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen, sie ist wirklich nicht unattraktiv. So etwas kann den Blick für das Wesentliche durchaus trüben." feixte sie. Aber ihr Blick war eine Spur freundlicher, ihre Stimme einen Deut versöhnlicher. Dies mochte an dem Gegenangebot liegen, das sie durchaus reizte. Aber wollte sie wirklich nachgeben? Gewonnen hätten sie beide an dem Handel aber das ärgerte sie auch wieder ein wenig. War sie egoistisch? Möglicherweise. Ziemlich sicher. Absolut. Aber musste man das nicht auch sein? Was brachte einem schon Nachgiebigkeit?
"Im Grunde genommen habe ich sie nicht nötig. Sonst hätte ich weitergeboten. Wir haben ausreichend Sklaven die sich um mein Wohlbefinden sorgen können." sagte sie leichthin, was auch stimme. Haben wollte sie die Sklavin dennoch. Aber immerhin war sie so gütig und spielte nicht noch darauf an, dass er sie scheinbar durchaus sehr nötig hatte, wenn er soviel bereit war zu zahlen. Aber für ein Gespräch mit einem Fremden schien ihr das doch deutlich zu gewagt. -
Livilla wäre enttäuscht gewesen, hätte man sie nicht gleich empfangen - gebührend. Aber dass es sogar direkt ihr Vater war, darüber freute sie sich tatsächlich voller Aufrichtigkeit, ließ sie doch viele Gefühle nicht mehr zu. Anders kam man in dieser Welt oftmals nicht zurecht, gerade nicht in einer Schicht auf die viele staunend hinaufsehen. Sie sah aus strahlenden Augen ihrem Vater entgegen, die Sklavin, die grundlos ihren Ärger auf sich gezogen hatte, war vergessen. Ihr Gesicht hatte sie sich ohnehin nicht groß eingeprägt - sie kannte schließlich auch nicht jede Pflanze des Gartens, hauptsache er funktionierte im Gesamten. Höflich aber ungeduldig wartete sie auf die Beendigung der Predigt ihres Vaters, ehe sie ihm mit wenigen, aber großen Schritten entgegenlief und ihre Arme um seinen Hals schlang.
"Vater! Wie schön es ist, wieder hier zu sein - und, ja - hierzubleiben!" nahm sie ihm sogleich alle Illusionen auf ein friedliches Leben in der Villa Claudia. Nun, gewissermaßen war sie ja nicht anstrengend, aber sogar sie wusste, dass sie es, falls es ihr half, durchaus sein konnte. Sie drückte sich fest an ihren Vater, dem Zweiten der zwei Menschen, die ihr in ihrem Leben wirklich und wahrhaftig ans Herz gewachsen waren. Dann ließ sie locker und brachte wieder einen halben Schritt Abstand zwischen sie beide. Auch wenn der kleine Gefühlsausbruch eher unüblich für Livilla war, außer Menecrates hatte ihn ja niemand bemerkt und es wäre ihr unangemessen vorgekommen, den Vater nach der langen Zeit auf eine höfische Art zu begrüßen.
"Ich bin unglaublich froh wieder hier zu sein! Bei den Großeltern ist es natürlich ganz nett, aber bei dem eigenen Vater zu sein stellt keinen geeigneten Vergleich dar." erklärte sie sehr schmeichelnd, aber in diesem Falle auch durchaus mit riesigem Wahrheitsgehalt.
"Gibt es irgendetwas neues? Ich habe nur von Romanas Lebensweg gehört - natürlich - aber ansonsten schwirren mir nicht viele relevante Informationen von zuhaus im Kopf herum." fragte sie mit neugierigem Blick und lauschte. Beiläufig richtete sie wieder die etwas aus den Fugen geratene Stoffbahn, aber sie war seit jeher herausragend im Zuhören gewesen, während sie nebenher andere Dinge erledigte. -
Und das Gebot folgte sofort - 650 Sesterzen, genauso, wie sie es vermutet hatte. Sollte sie das Spielchen weiter treiben? Ihr Blick ruhte etwas länger sinnierend auf ihm, dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es wirkte spitzbübisch, den für sich hatte sie einen Entschluss gefasst und es schadete nicht, wenn sie ihn hiervon frühzeitig in Kenntnis setzte. So kreuzten sich nun ihrer beider Blicke, beide bis zu einem gewissen Grad amüsiert. Sie würde nicht weiterbieten. Das Spiel würde in die Ewigkeit führen und das Geld würde sie doch deutlich lieber in schönen Schmuck investieren. Natürlich wäre es ihr egal, wenn das Geld nutzlos in die Sklavin geflossen wäre, aber ein wenig dachte sie auch an den Verwalter des Geldes - ihren Vater. Und diesem wollte sie auch nicht so tief in die Tasche greifen, dass es letzten Endes in die Tausender mündete, nur um einem Mann zu zeigen, dass sie sich nicht so leicht ausbooten ließ. Da war ihr schon ein deutlich besserer Gedanke gekommen. Ihr Blick schweifte kein weiteres Mal zu dem Sklaven, dem kleinen Gebrauchsgegenstand, sondern blieb auf dem Patrizier haften. Letztlich drehte sich ihr Körper ebenfalls in diese Richtung und langsamen Schrittes näherte sie sich ihm.
Sie hoffte durch die sachten, selbstbewussten Schritte und dem nicht wenig selbstgefälligen Blick eine leichte Unsicherheit in dem Manne auszulösen. Das Lächeln war nicht von ihren Lippen gewichen. Möglicherweise war es ein wenig spöttisch. Genausogut hätte man auch Bewunderung hineininterpretieren können - aber die Prise Zynik, die offensichtlich die Situation würzen sollte, die war auf Grund ihres Blickes unverkennbar. Als sie ihm ein gutes Stück nähergekommen war, die Sklaven waren unauffällig noch immer in herausragender Reichweite geblieben, öffnete sie ihre Lippen ein Stück, verharrte einen Moment, ehe sie mit gar nicht allzu lauter und, vor Allem durch das Meiden des Imperativs, gar sanft klingender Stimme zu dem Aurelier sprach:
"Nun hast du 650 Sesterzen für eine Sklavin ausgegeben, die im Grunde nichts kann, was für einen echten und ehrbaren Mann von Interesse sein könnte." Vieles konnte man in ihre Worte hineininterpretieren. Amusement über das hübsche Aussehen der Sklavin, möglicherweise eine sarkastische Anspielung auf manche seiner Vorlieben, vieles. Aber was der eigentliche Sinn und Zweck dieser zarten Provokation war, war wohl offensichtlich - mehr über ihn herausbringen. Mit ihrer Aussage hatte sie kein direktes Interesse angegeben, nichts über sich verraten aber ihn abermals in Zugzwang gesetzt. Kein Mann, das wusste sie, würde ihre Worte ohne Rechtfertigung oder hartes Kalkül so stehen lassen. Das lag einfach nicht in der Natur eines Mannes. Ihre Augen waren noch immer strikt und herausfordernd in die Seinen gerichtet. Spott oder Verachtung, Wut, selbst die Kälte - all dies war immerhin gewichen. Sie hatte sich, eine Hand in die Hüfte gelegt, vor ihm aufgebaut und machte trotz der beiläufigen Bemerkung nicht den Eindruck allzu bald weiterlaufen zu wollen. Sie gab sich auch keine Mühe ihre Neugierde zu verstecken. Den Punkt, an dem sie diese noch hätte verbergen können, den hatte sie schon ziemlich lange überschritten. Im Grunde genommen schon als sie das Gebot verdoppelt hatte um im Anschluss wieder mit kleineren Schritten zu arbeiten.
"Gratulation." sprach sie, mit zuckendem Mundwinkel, leichter Ironie und noch immer zu ihm aufblickend. Sie hatte eine klassisch römische Frauenstatur, lediglich minimal über dem Durchschnitt, womit sie, im Gegensatz zu ihren anderen Schwestern, noch immer im sehr dankbaren Durchschnitt lag. So aus der Nähe war auch deutlicher noch als aus der Ferne zu erkennen und auch zu riechen, dass sie sich sehr viel aus Körperpflege machte. Sie war nicht überschminkt, denn einen nuttigen Eindruck wollte sie keineswegs erwecken. Aber aufgelegt hatte sie Schminke - nicht, weil sie es nötig hatte, sondern um zu unterstreichen, dass für soetwas das Geld da war. Sie roch nach einer süßlich-frischen Blütenmixtur, welche allerdings auch nicht so stark eingesetzt wurde, dass es aufdringlich wirkte. Wie gesagt, sie machte sich viel aus dem korrekten Auftritt. Und so mühte sie sich auch, so wenig wie möglich zu blinzeln, auch wenn der Himmel in seinem Rücken verflucht hell war. -
Einen Moment lang wähnte sie sich als Sieger dieses Duells. Wie sollte es auch anders sein, sie bekam immer, was sie wollte. Dies ging von Aufmerksamkeit über Besitztümer. Aber moment! - was wenn er nur ihre Aufmerksamkeit erhaschen wollte? Das passte auch zu seiner unglaublichen Tat dieses hohe Gebot doch tatsächlich noch geringfügig zu erhöhen. 550 Sesterzen. Das wäre ihr eine Sklavin niemals wert, von der sie nicht weiß, wie gut sie ihr Fach nun eigentlich beherrschte, was sie in der Villa Claudia letztlich erwartete. Unmerklich ballte sie ihre Hand zu einer Faust. Sie wollte diese Sklavin haben, inzwischen eher weil jemand ihr die Beute streitig machen wollte und weniger weil sie auf diese angewiesen war. Aber wenn sie nun auf sein Spielchen einstieg, was wohl ebenso weniger die Sklavin betraf, wenn ihre Vermutung zutraf, dann gab sie ihm genau das, was sie ihm nun missgönnte. Erst hatte sie ihm die Sklavin missgönnt, nun missgönnte sie ihm ihre eigene Aufmerksamkeit.
'Die hat er schon!' schoss es ihr dann durch den Kopf und der Gedanke belustigte sie schon wieder. Solche Spiele hatte sie fernab von Rom im Grunde nie genießen können und mehr als ein Spiel war dies alles nicht. Die Frage war nun, wie sie weiter agiere würde und das musste sie schnell entscheiden. Sie hörte die preisende, lockende Stimme des Händlers, sah die Sklavin und diesen frechen Jungen. Aber der besaß keinerlei wert. Dezent drehte sie sich wieder zu dem Aurelier um, den sie freilich als solchen noch nicht ausmachen konnte. Diesmal taxierte sie ihn etwas länger als eine Sekunde. Er hatte sie noch immer unmittelbar in seinem Blick, das bestätigte ihre Vermutung. Amüsiert verzogen sich ihre Augenbrauen und sie wandte ihm wieder die schmale, frostige Schulter zu.
"600 Sesterzen." gab sie ihr erneutes Gebot ab. Sie brauchte nun etwas mehr Zeit, um sich ihr weiteres Vorgehen auszusuchen. Bei dem Schritt im Preis würde er sicher noch weiter mitziehen, das war ihr klar, als sie das Gebot schon abgegeben hatte. Weder nestelte sie nervös an ihrer Kleidung herum, noch drehte sie mit ihren Finger die lange Haare auf oder tippte mit dem Fuß. Ganz ruhig, beinahe schon stoisch stand sie da, während hinter der verschlossenen Miene die Gedanken rasten und sich eine Strategie zurechtzulegen versuchten. Egal was sie tat, er bekam was er wollte. Bot sie weiter, würde er immer mehr Aufmerksamkeit erhaschen, überließ sie ihm die Sklavin, hatte er in der Hinsicht einen Sieg davongetragen.
Und warum hatte dieser Rotzlöffel bei seinem Gebot überhaupt gezögert? Wollte er sie bloßstellen oder war er zu dumm um eins und eins zusammenzählen zu können? Hoffentlich würde er, egal wie das hier ausging, angemessen bestraft werden. Ihre Sklaven wussten wenigstens, was sich ziemte. Sie standen stillschweigend hinter ihr und sorgte für ihre Sicherheit. Innerlich feixend stellte sie fest, dass der Mann auch lieber Wächter hätte engagieren sollen, wenn er wirklich vorhatte, sie herauszufordern. Sie hasste es abgrundtief zu verlieren. Verlieren bedeutete Demütigung. Aus diesem Grund wollte sie um jeden Preis weiterbieten. Aber wie hoch sollte das Geld hinausgeschleudert werden für einen so leicht verschleißbaren Gegenstand, den sie zum Frisieren wollte und er...
Sie wandte sich abermals zu ihm um. Ja, irgendwie konnte sie es sich gut vorstellen wozu der Kerle eine doch recht hübsche Sklavin haben wollte. Wenn er eine solche Bieterei auf sich nahm, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen, so konnte sie sich gut vorstellen, dass er sich in diesem Duell als reiner Sieger sehen konnte. Eins von beidem würde er gewinnen. Ein leichtes Mädchen oder den Dank einer Adligen. Sie rümpfte leicht die Nase. Ob ihm wirklich solche Gedanken durch den Kopf spukten? Interessant das herauszufinden wäre es allemal... -
Claudia Livilla erahnte nicht im Geringsten, dass hinter ihr ein Mann aus gutem Hause näher kam. Noch weniger erahnte sie, dass sie diesem Manne in irgendeiner Art aufgefallen sein könnte. Natürlich, nicht dass sie es darauf anlegte, eine unscheinbare Figur auf der Bühne des Lebens darzustellen, aber mit einem speziellen Maß an Aufmerksamkeit rechnete sie dennoch nicht. Nur die üblichen neidvollen oder bewundernden Blicke. Manchmal waren die Blicke auch gierig, ob sie auf Schmuck oder Geschlecht abzielten wusste sie nicht immer zu sagen, aber es war ihr auch egal. Wenn ihr ein Mann zu nahe rücken würde, würde dieser Bekanntschaft mit einem ihrer Wächter machen - und nachfolgend mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit dem römischen Recht. Aber mit alledem rechnete sie natürlich derzeit nicht und demzufolge kreiste ihre Aufmerksamkeit um die hübsche Sklavin, die sie möglicherweise mit der Haarpflege betrauen könnte. Wenn sie noch einigermaßen intelligent war, würde sie diese auch des Öfteren in ihrer Umgebung dulden und sich ihren Namen merken, wenn dieser nicht auch, wie die von den meisten Blonden (also Germanen) aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von Lauten bestand. In Gedanken ging sie schon verschiedene Tunika-Farben durch, die gut zu dem Haar der Blonden passen würde, als eine kleine, piepsige Stimme sich in das Gespräch mit dem Händer einklinkte.
Mit einer erhobenen Augenbraue wandte sie ihren Blick missbilligend zu ihrer linken, von der aus sich ein Junge genähert hatte, offensichtlich ein Sklave. Schon wollte sie eine leise Drohung hinüberzischen, als sie sich bewusst wurde, dass der Junge im Namen eines anwesenden Mannes auf die Sklavin bot. Diesen sollte sie erst einmal ansehen, ehe sie sich in aller Öffentlichkeit auf Rang und Namen stützte um ihren Willen durchzusetzen. Mit erkaltetem Blick wandte sie das hübsche Gesicht herum und musterte den hinzugekommenen Patrizier mit einem kurzen, abschätzenden Blick, dem ein wenig damenhafter Gedanke folgte: Mist. Natürlich würde sie sich um die Sklavin bemühen, aber der Mann machte nicht eben den Eindruck eines Möchtegern, sondern den eines wirklich reichen Mannes. Seinen Sklaven zu verschüchtern würde sie sich unter den neuen Umständen allerdings nicht zu Schulden kommen lassen. Mit unbewegter Miene wandte sie sich wieder dem Händler zu. Sie würde mithalten, sie würde sich den Kauf einer Sklavin nicht einfach von einem anderen streitig machen lassen.
Mit gezierter, heller Stimme erteilte sie dem Händler ihr neues Angebot. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Sklave in solchen Höhen mitbieten durfte. "Nimm den kleinen Zwerg nicht zu ernst. 500 und wir sollten nun wirklich ins Geschäft kommen." erklärte sie dem Händler, dessen Interesse nun eindeutig geweckt wurde. Hier ging es nicht mehr um den Sklavenwert, sondern um ihren Stolz.
"500! Wird der Herr da mithalten?" posaunte der Händler in Richtung des Jungen mit einem Seitenblick zu seinem reichen Herrn, was Livilla ziemlich verärgerte. Nicht offensichtlich, aber ein wenig Beherrschung bedurfte es schon, dass die gepuderte Röte auf den Wangen nicht durch natürliche Zornesröte ersetzt wurde. Der Händler wagte es, sie zu übergehen. Ihm war sicherlich nicht bewusst, dass es sich um eine Claudia handelte. Es musste einfach so sein.
"Wird er nicht. Du wirst dieses Blondchen in meine Hände geben, ich war zuerst hier und habe ja wohl bereits genug geboten!" wies sie bestimmt und mit bitterbösem Blick den Händler an, der unter diesem Blick zwar schluckte und sich mit dem Finger am Ausschnitt entlangfuhr, aber dennoch das Gebot des Mannes abwartete. Das 'Blondchen' hingegen wirkte eher verstimmt. Niemand mochte es, wenn über einen gesprochen wurde, wie über Vieh. Aber dennoch stand sie still und artig an ihrem Poste und wohnte dem Geschehen mit gemessener Zurückhaltung bei. -
Sie war nun schon einen ganzen Tag in Rom. Und was nur konnte eine junge Frau, die Geld im Überfluss hatte und recht lange verhältnismäßig abgeschieden gelebt hatte, nun mit einem ersten Tag in Rom anfangen? Richtig, den Markt besuchen! Auch das Wetter hatte schon mit den ersten Sonnenstrahlen, die sie allerdings auf Grund eines langen, gesunden Schlafes nicht mitbekommen hatte, angekündigt diesen Tag wunderschön werden zu lassen. Aber gleich wie das Wetter war, ein Tag beim Einkauf konnte auch nur schwer anders werden. Den gröbsten Weg bis zum Markt hatte Livilla mit der Sänfte zurückgelegt, aber erfahrungsgemäß wurde es unangenehm voll und so hatte sie sich entschieden auf das Schaukeln zu verzichten und ihre eigenen Beine zu bemühen. Außerdem hatte sie so einen besseren Überblick über die mannigfaltigen Angebote und ihr Leibsklave sorgte schon dafür, dass ihr Weg nicht allzu voll war. Für ihre Verhältnisse über die Maßen vergnügt, ging sie in ihrem Kopf durch, was sie sich unbedingt noch zulegen musste, wenn sie einen erfolgreichen Einkauf hinlegen wollte! Auf jeden Fall würde sie prüfen was der Stoffmarkt derzeit zu bieten hätte. Es war zwar nicht unbedingt so, dass ihr Repertoire an Kleidung gering war, aber sie hatte schon länger nichts Neues mehr hinzugefügt und das war wirklich an der Zeit. Und Schmuck? Nun, wenn sie etwas Schönes zu Gesicht bekommen würde, würde sie das mit Sicherheit nicht liegen lassen. Tragen müssen würden eh die Sklaven. Sie wusste nicht einmal ihre Namen, aber die interessierten sie auch nicht im Geringsten. Hauptsache sie erfüllten ihren Zweck und trugen ihre Sachen und achteten auf ihr Wohlergehen.
„Apropos, eine neue Sklavin könnt ich auch brauchen, der alten gehen langsam die Ideen für meine Frisuren aus..“ murmelte sie leise vor sich hin und reckte sogleich etwas ihren Hals um den nächstbesten Sklavenstand auszumachen. Für sie war der Ruf des Händlers nicht relevant. Was aus dem Sklaven wurde hing immer ganz allein vom Herren ab. Wenn der Sklave nun gichtgeplagt war und kaum mehr laufen konnte, er aber schwere Arbeiten zu verrichten hatte, die Peitsche konnte alles richten. Die Qualität eines Sklaven konnte man jederzeit wiederherstellen lassen. Viele ließen sie schon wissen, dass ihre Haltung menschenverachtend und gemein war, aber immerhin waren Sklaven doch auch gar keine Menschen. Sie waren Gebrauchsgegenstände die es nicht besser verdient hatten, als eben als solche bezeichnet zu werden. Als sie einen Stand erreicht hatte, fand sie sogleich ein hübsches Mädchen, kaum älter als sie selbst.„Was kann es?“ fragte sie den Händler mit sachlicher Stimme und deutete auf das blonde Mädchen. Ob sie aus Germanien war? Ob sie dann überhaupt etwas Sinnvolles an Tätigkeiten verrichten konnte?
„Ooooh!“ erwiderte der Händler mit geschäftiger Miene. „Sie hat eine reizende Singstimme und ist sehr lerneifrig. Man kann mit ihr wirklich einiges anstellen…“
„Zähne zeigen.“ Entgegnete Livilla knapp und winkte ihrem Sklaven zu, sich die Blondine einmal näher zu Gemüt zu führen. Sie selbst lauschte noch den Ausführungen des Sklavenhändlers, dass das Mädchen in die Sklaverei hineingeboren wurde und mit römische Gebräuchen aufgewachsen sei, ihre alte Herrin aber leider verstarb und sie nun auf den Markt musste. Livillas Miene jedoch war, trotz wohlwollender Gedanken, ziemlich starr.
"Ich gebe Dir 200." erklärte sie kühl und blickte den Händler direkt an, der nicht sonderlich glücklich mit dem Angebot war. Von Livilla ging eine feindselige Stimmung aus, die sie aber ganz bewusst mit ihrer stolzen Haltung und dem insgesamt recht edlen Auftreten einsetzte...Sim-Off: Reserviert.
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Mit gemessenem Schritt kam die junge Claudia ins Atrium. Sie betrachtete es aufmerksam, denn immerhin war sie eine gewisse Zeit nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal war sicher schon drei Jahre her und damals hatte sie keine lange Zeit daheim zugebracht. Die "lange Zeit" hatte sie, gemeinsam mit ihrer älteren Schwester, bei den Großeltern verbracht, die eine gewisse Zeit recht krank waren und die zum Einen Pflege wie auch jüngere Gesellschaft gut gebrauchen konnten. Immer Mal wieder hatte Livilla die Reise nach Rom, zu ihrem Vater, auf sich genommen, an dem sie doch schon immer sehr gehangen hatte - er war schließlich ihr Vater. Nun aber sollte sie wieder in Rom bleiben. Auch wenn ihr halbes Leben außerhalb Roms gelebt wurde, war dies nachwievor ihre eigentliche Heimat. Das etwas abgeschiedenere Leben hatte natürlich auch seine reizvollen Seiten, aber dort konnte man weder "Jemand" sein, noch war man über aktuellen Klatsch informiert. Sie eilte diesem Klatsch nie nach, aber in Rom nahm man ihn doch irgendwo mit. Seien es die Sklaven, seien es Verwandte beim gemeinsamen Essen oder sonstwelche Gespräche, bei denen man einzelne Wort- und Satzfetzen aufschnappen konnte. Das war in Clusium ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, zumindest in diesem Umfang.
Sie strich sich das dichte, schwarze Haar ein Stückchen zurück. Heute war ein warmer Tag gewesen und sie war froh endlich angekommen zu sein. Sie hasste es zu Reisen. Es war beschwerlich und langweilig und einzig ihr Ziel hatte ihr die Laune aufrecht erhalten können. Sie hatte keine intelligente Gesellschaft gehabt, nur dumme Sklaven, die eines Gesprächs nicht würdig waren. Was verstand ein Sklave schon von der Schönheit dieser Welt. Da konnte sie auch genausogut mit ihrem Schmuck sprechen. Das hatte sie, zugegebenermaßen, gedanklich sogar getan. Ihre Großeltern hatten ihr einen wirklich hübschen Armreif mitgegeben, zum Dank für ihre Gesellschaft. Natürlich hatte sie ihnen gern diese Gesellschaft gewährt, aber irgendwann war es ohne Romana einfach langweilig geworden, die es doch tatsächlich geschafft hatte, zu den Vestalinnen zu gelangen. Das war nichts für Livilla, aber dennoch war es eine große Ehre für Romana, diesem Kreise angehören zu dürfen, war die Zahl doch sehr eingegrenzt und die Auswahl streng getroffen. Livilla selbst empfand es als große Notwendigkeit den Göttern regelmäßig Opfer darzubringen und ein sittsames Leben zu führen, ihr Leben den Göttern allerdings vollends zu weihen war für sie keine Option. Sie wollte mehr erleben, empfand sie doch das Priesterdasein als Dröge. Als Vestalin würde man niemals einen Mann kennenlernen und der Familie Ehre bringen. Das war ein großes Defizit, wenngleich das durch die Ehre des Kreises der Vestalinnen ausgeglichen wurde. Aber, ehrlich gesagt, war ihre Chance auch zu diesem Kreise hinzuzugehören eher sehr gering. Und die restlichen Priesterämter waren ohnehin eher für Plebejer geschaffen und von Männern besetzt. Das kam gar nicht in Frage, da konnte sie sich ebensogut bei den Praetorianern einschreiben!
Sie warf einen Blick auf ihre Hände und dann zu einer Sklavin. Kalt und klar erklang ihr Befehl. "Was stehst du hier herum? Sieh zu, dass mein Gepäck in mein Gemach getragen wird, aber hoppla. Oder wirst du dir zu fein für sowas?" In Wirklichkeit war die Sklavin gar nicht mal faul. Aber es schadete nicht, diesen Abschaum hin und wieder darauf hinzuweisen, wer in diesem Hause befugt war, die Leute zu delegieren und sie herumzuscheuchen.
Sim-Off: Ist jeder gern eingeladen, mitzuschreiben
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Mein Name ist Claudia Livilla, Tochter des Herius Claudius Menecrates und der Manlia Grata, und ich ersuche um Zugang nach Rom, wo meine Familie mich mit Sicherheit schon mit Freuden erwarten wird. Ich bin erschöpft durch die lange Kutschfahrt, also lasst mich nicht zu lange warten!
Mit festem Blick fixiert die Patrizierin die Wache, das unverzügliche Durchlassen erwartend.