Endlich wieder Markt!

  • Sie war nun schon einen ganzen Tag in Rom. Und was nur konnte eine junge Frau, die Geld im Überfluss hatte und recht lange verhältnismäßig abgeschieden gelebt hatte, nun mit einem ersten Tag in Rom anfangen? Richtig, den Markt besuchen! Auch das Wetter hatte schon mit den ersten Sonnenstrahlen, die sie allerdings auf Grund eines langen, gesunden Schlafes nicht mitbekommen hatte, angekündigt diesen Tag wunderschön werden zu lassen. Aber gleich wie das Wetter war, ein Tag beim Einkauf konnte auch nur schwer anders werden. Den gröbsten Weg bis zum Markt hatte Livilla mit der Sänfte zurückgelegt, aber erfahrungsgemäß wurde es unangenehm voll und so hatte sie sich entschieden auf das Schaukeln zu verzichten und ihre eigenen Beine zu bemühen. Außerdem hatte sie so einen besseren Überblick über die mannigfaltigen Angebote und ihr Leibsklave sorgte schon dafür, dass ihr Weg nicht allzu voll war. Für ihre Verhältnisse über die Maßen vergnügt, ging sie in ihrem Kopf durch, was sie sich unbedingt noch zulegen musste, wenn sie einen erfolgreichen Einkauf hinlegen wollte! Auf jeden Fall würde sie prüfen was der Stoffmarkt derzeit zu bieten hätte. Es war zwar nicht unbedingt so, dass ihr Repertoire an Kleidung gering war, aber sie hatte schon länger nichts Neues mehr hinzugefügt und das war wirklich an der Zeit. Und Schmuck? Nun, wenn sie etwas Schönes zu Gesicht bekommen würde, würde sie das mit Sicherheit nicht liegen lassen. Tragen müssen würden eh die Sklaven. Sie wusste nicht einmal ihre Namen, aber die interessierten sie auch nicht im Geringsten. Hauptsache sie erfüllten ihren Zweck und trugen ihre Sachen und achteten auf ihr Wohlergehen.
    „Apropos, eine neue Sklavin könnt ich auch brauchen, der alten gehen langsam die Ideen für meine Frisuren aus..“ murmelte sie leise vor sich hin und reckte sogleich etwas ihren Hals um den nächstbesten Sklavenstand auszumachen. Für sie war der Ruf des Händlers nicht relevant. Was aus dem Sklaven wurde hing immer ganz allein vom Herren ab. Wenn der Sklave nun gichtgeplagt war und kaum mehr laufen konnte, er aber schwere Arbeiten zu verrichten hatte, die Peitsche konnte alles richten. Die Qualität eines Sklaven konnte man jederzeit wiederherstellen lassen. Viele ließen sie schon wissen, dass ihre Haltung menschenverachtend und gemein war, aber immerhin waren Sklaven doch auch gar keine Menschen. Sie waren Gebrauchsgegenstände die es nicht besser verdient hatten, als eben als solche bezeichnet zu werden. Als sie einen Stand erreicht hatte, fand sie sogleich ein hübsches Mädchen, kaum älter als sie selbst.


    „Was kann es?“ fragte sie den Händler mit sachlicher Stimme und deutete auf das blonde Mädchen. Ob sie aus Germanien war? Ob sie dann überhaupt etwas Sinnvolles an Tätigkeiten verrichten konnte?
    „Ooooh!“ erwiderte der Händler mit geschäftiger Miene. „Sie hat eine reizende Singstimme und ist sehr lerneifrig. Man kann mit ihr wirklich einiges anstellen…“
    „Zähne zeigen.“ Entgegnete Livilla knapp und winkte ihrem Sklaven zu, sich die Blondine einmal näher zu Gemüt zu führen. Sie selbst lauschte noch den Ausführungen des Sklavenhändlers, dass das Mädchen in die Sklaverei hineingeboren wurde und mit römische Gebräuchen aufgewachsen sei, ihre alte Herrin aber leider verstarb und sie nun auf den Markt musste. Livillas Miene jedoch war, trotz wohlwollender Gedanken, ziemlich starr.
    "Ich gebe Dir 200." erklärte sie kühl und blickte den Händler direkt an, der nicht sonderlich glücklich mit dem Angebot war. Von Livilla ging eine feindselige Stimmung aus, die sie aber ganz bewusst mit ihrer stolzen Haltung und dem insgesamt recht edlen Auftreten einsetzte...


    Sim-Off:

    Reserviert.

  • Der Marktplatz war der perfekte Ort für Abwechslung. Wenn das Leben aus Landgut bei Capua und spannender Aufenthalt in der villa aurelia bestand, waren die Märkte Roms im Vergleich das pulsierende Leben, ein Garant für das Stillen jeglicher Gelüste, und diese waren für manch einen leicht, für manch anderen nur schwer zu erfüllen. Die Kunst lag nicht darin, viel für wenig zu bekommen, sondern das zu bekommen, was man wirklich will. Letztendlich kommt es bei Patriziern sowieso selten auf den Preis an, weshalb es oftmals auf „viel von dem, was man wirklich will“ hinausläuft.


    Paullus Aurelius Pegasus wollte Geld ausgeben. Nachrangig stellte er sich selbst das Vorhaben, auch etwas sinnvolles zu kaufen. Was gemeinhin als "Bummeln" bezeichnet wird, war eine Wohltat für seinen Geist. Er hätte sich auch mit einem gemütlichen Spaziergang abfinden können, doch er bezweifelte, dass Spaziergänge in Rom wirklich gemütlich sein können und außerdem verspürte er das Verlangen, sein Geld einfach loszuwerden. Er schlenderte mit Lucius durch die kleinen Gassen, schaute von Stand zu Stand, begutachtete, feilschte und winkte wieder ab. Er war sich sicher, dass die Begierde nicht aus ihm kommen sondern vom Objekt selbst ausgelöst werden würde. Und nach genau diesem Objekt suchte er. Oftmals verwundert, oftmals amüsiert blieb er stehen, doch nichts sagte ihm wirklich zu.


    “Dominus, dominus, schaut nur!”, rief der kleine Sklavenjunge und zeigte in eine Menschenmenge. Das half im ersten Augenblick nicht sonderlich weiter, schließlich taugte „Menschenmenge“ als Ortsbezeichung auf einem von Roms großen Märkte herzlich wenig.“Dominus, dort drüben!. Lucius Augen glänzten förmlich und Pegasus bezweifelte, dass ihm gefiel, was einen kleinen Sklaven so in Aufregung versetzte.
    “Was soll denn da sein?“, murmelte der Aurelier in einem leicht abfälligen Tonfall. Der Trubel wuchs stetig an und schien ihn förmlich in sich aufzusaugen. Nichts, was er gutheißen konnte. Er hasste es, in Massen unterzugehen, viel lieber fand er sich in exponierten Stellungen – nicht nur, weil er dort alles überblicken konnte, viel mehr, damit jeder ihn sehen konnte. Entnervt watete Paullus durch die Menschenmassen und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als die weißen Flügel seines Namensvetters. Er bereute es, die strahlend weiße Toga zu tragen und hoffte, dass sie am Ende des Tages noch immer den gleichen Farbton haben würde wie nun.


    Es dauerte nicht so lange, wie Paullus erwartete, bis er bei Lucius angekommen war, welchem er sogleich einen finsteren Blick zuwarf. Für ihn hoffte der Aurelier, dass sich das nun gelohnt hatte, verspürte er doch das Verlangen, dem kleinen Jungen das richtige Leben eines Sklaven bekannt zu machen. “Was hast du also gefunden?“ Der Platz wurde überschaubarer, die unbändige Fülle von Menschen schien sich hier ein wenig zu lichten und jetzt erkannte er auch den Sklavenhändler nicht weit von ihm, auf den Lucius zeigte. Sofort schoss ihm der Gedanke des Sklavenkaufs durch den Kopf und für einen kurzen Augenblick fragte er sich, wieso sich ein Sklave dafür einsetzte, andere Sklaven an den Mann zu bringen. Er verdrängte diesen unnützen Gedanken schnell und begutachtete den Stand...


    Der Blickfang überhaupt war die junge Frau einige Schritte entfernt: Langes, schwarzes Haar, schlank, offenbar patrizisch. Sie feilschte mit einem Händler augenscheinlich um diese junge, blonde Sklavin, welche sich auch nicht schlecht in seinem Inventar machen würde. Der Aurelier grinste in sich hinein. Vermutlich hatte er dem kleinen Lucius unrecht getan. Er hatte offenbar ein Auge, welche Frauen ihm gefielen und mit Sklaven kannte er sich ebenfalls aus. Die Götter mussten es gut mit Pegasus meinen, beides - eine hübsche Frau und eine brauchbare Sklavin - ihm direkt vor die Nase zu setzen. Er schickte den Sklavenjungen los, der Auftrag so simpel wie provokant: Biete immer 50 Sesterze mehr, als die Patrizierin! Einige Schritte entfernt beobachtete er das aufkommende Spektakel. Das Vorspiel begann mit folgenden Worten:
    "250, von dem Mann dort drüben!"

  • Claudia Livilla erahnte nicht im Geringsten, dass hinter ihr ein Mann aus gutem Hause näher kam. Noch weniger erahnte sie, dass sie diesem Manne in irgendeiner Art aufgefallen sein könnte. Natürlich, nicht dass sie es darauf anlegte, eine unscheinbare Figur auf der Bühne des Lebens darzustellen, aber mit einem speziellen Maß an Aufmerksamkeit rechnete sie dennoch nicht. Nur die üblichen neidvollen oder bewundernden Blicke. Manchmal waren die Blicke auch gierig, ob sie auf Schmuck oder Geschlecht abzielten wusste sie nicht immer zu sagen, aber es war ihr auch egal. Wenn ihr ein Mann zu nahe rücken würde, würde dieser Bekanntschaft mit einem ihrer Wächter machen - und nachfolgend mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit dem römischen Recht. Aber mit alledem rechnete sie natürlich derzeit nicht und demzufolge kreiste ihre Aufmerksamkeit um die hübsche Sklavin, die sie möglicherweise mit der Haarpflege betrauen könnte. Wenn sie noch einigermaßen intelligent war, würde sie diese auch des Öfteren in ihrer Umgebung dulden und sich ihren Namen merken, wenn dieser nicht auch, wie die von den meisten Blonden (also Germanen) aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von Lauten bestand. In Gedanken ging sie schon verschiedene Tunika-Farben durch, die gut zu dem Haar der Blonden passen würde, als eine kleine, piepsige Stimme sich in das Gespräch mit dem Händer einklinkte.
    Mit einer erhobenen Augenbraue wandte sie ihren Blick missbilligend zu ihrer linken, von der aus sich ein Junge genähert hatte, offensichtlich ein Sklave. Schon wollte sie eine leise Drohung hinüberzischen, als sie sich bewusst wurde, dass der Junge im Namen eines anwesenden Mannes auf die Sklavin bot. Diesen sollte sie erst einmal ansehen, ehe sie sich in aller Öffentlichkeit auf Rang und Namen stützte um ihren Willen durchzusetzen. Mit erkaltetem Blick wandte sie das hübsche Gesicht herum und musterte den hinzugekommenen Patrizier mit einem kurzen, abschätzenden Blick, dem ein wenig damenhafter Gedanke folgte: Mist. Natürlich würde sie sich um die Sklavin bemühen, aber der Mann machte nicht eben den Eindruck eines Möchtegern, sondern den eines wirklich reichen Mannes. Seinen Sklaven zu verschüchtern würde sie sich unter den neuen Umständen allerdings nicht zu Schulden kommen lassen. Mit unbewegter Miene wandte sie sich wieder dem Händler zu. Sie würde mithalten, sie würde sich den Kauf einer Sklavin nicht einfach von einem anderen streitig machen lassen.
    Mit gezierter, heller Stimme erteilte sie dem Händler ihr neues Angebot. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Sklave in solchen Höhen mitbieten durfte. "Nimm den kleinen Zwerg nicht zu ernst. 500 und wir sollten nun wirklich ins Geschäft kommen." erklärte sie dem Händler, dessen Interesse nun eindeutig geweckt wurde. Hier ging es nicht mehr um den Sklavenwert, sondern um ihren Stolz.
    "500! Wird der Herr da mithalten?" posaunte der Händler in Richtung des Jungen mit einem Seitenblick zu seinem reichen Herrn, was Livilla ziemlich verärgerte. Nicht offensichtlich, aber ein wenig Beherrschung bedurfte es schon, dass die gepuderte Röte auf den Wangen nicht durch natürliche Zornesröte ersetzt wurde. Der Händler wagte es, sie zu übergehen. Ihm war sicherlich nicht bewusst, dass es sich um eine Claudia handelte. Es musste einfach so sein.
    "Wird er nicht. Du wirst dieses Blondchen in meine Hände geben, ich war zuerst hier und habe ja wohl bereits genug geboten!" wies sie bestimmt und mit bitterbösem Blick den Händler an, der unter diesem Blick zwar schluckte und sich mit dem Finger am Ausschnitt entlangfuhr, aber dennoch das Gebot des Mannes abwartete. Das 'Blondchen' hingegen wirkte eher verstimmt. Niemand mochte es, wenn über einen gesprochen wurde, wie über Vieh. Aber dennoch stand sie still und artig an ihrem Poste und wohnte dem Geschehen mit gemessener Zurückhaltung bei.

  • Es war vorhersehbar, dass der junge Sklave die Aufmerksamkeit der Patrizierin wenigstens für einen kurzen Augenblick auf Pegasus lenken würde. Dass dieser kurze Augenblick wirklich nur so… kurz und von einer ungewöhnlichen Kälte unterstrichen war, ließ den Aurelier skeptisch dreinblicken. Was war das denn? Der zweite Eindruck erweckte den Anschein einer emotionslosen, berechnenden und arroganten… aahh… es kann nur eine Patrizierin sein! Gleichwohl es sich objektiv betrachtet durchaus um… schlechte Charaktereigenschaften handelt, konnte Pegasus – schließlich selbst Bestandteil der gesellschaftlichen Elite – eine daraus resultierende Faszination nicht verhindern. Er wollte es auch gar nicht verhindern. Ihm gefiel, was gerade vor sich ging. Sie schien unnahbar, das reizte jeden Mann mit einem gescheiten Selbstbewusstsein. Er war so einer.


    Pegasus war nah genug, um die Worte der Claudia hören zu können und staunte nicht schlecht, als sie sein abgegebenes Gebot einfach verdoppelte. Verblüfft wandte sich auch Lucius seinem dominus und blickte ihn fragend an. Zwar erhielt er die Anweisung, jedes ihrer Gebote um 50 zu schlagen, doch fand er es verständlich, dass nach diesem Zug der Sklave noch einmal die Bestätigung brauchte, so weitermachen zu können.


    Das Verdoppeln nach dem zweiten Gebot verriet dabei einiges mehr über Fremde, als sie vermutlich preisgeben wollte. Sie machte es zu einer persönlichen Sache, sah sich vermutlich sogar gekränkt. Vielleicht war ihr Stolz angekratzt? Wie sie wohl nach meinem nächsten Gebot reagieren wird?, fragte sich Paullus und kam nicht umhin, sich ein Grinsen verkneifen zu müssen. Das scheint ein vielversprechendes Vergnügen zu werden.
    Ein kurzes Nicken signalisierte Lucius, dass er fortfahren sollte. Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, denn auch er schien zumindest ansatzweise die Komik zu verstehen, die Pegasus sich in Gedanken ausmalte.


    Aufgeweckt streckte er seinen Finger in die Lüfte und genoss die Möglichkeit, einer wohlgeborenen Frau etwas entgegensetzen zu können: “He! Wer am meisten zahlt kriegt sie!“ Der kleine Junge blickte die Römerin schelmisch an. “Und mein dominus bietet…“, kurz hielt er inne… 550? War das die richtige Zahl, die er sagen musste? “… 550!“ Gespannt wandte sich der Sklave seiner Mitbieterin zu. Er spürte keine Gefahr, die Anwesenheit seines Herrn war für ihn die Garantie, dass ihm nichts passieren konnte. Dies war auch der Grund, weshalb er sich ihr gegenüber so fiel herausnahm. Pegasus lies ihn noch gewähren. Es wurde schließlich erst das vierte Gebot abgegeben! Der Sklavin selbst – das für ihn das Objekt der Begierde darzustellen schien – schenkte er dabei vergleichsweise wenig, eigentlich sogar gar keine Beachtung. Genaugenommen war sie nur Mittel zum Zweck, auch, wenn Pegasus das so niemals zugeben würde. Er war durchaus eine impulsive Natur, sein Verhalten passte nur ins Schema, könnte sich aber auch schnell wieder ändern.


    Neugierig musterte er die junge Frau, während er dabei die Arme vor der Brust verschränkte. Unnahbar und abschätzend konnte auch er wirken. Das konnte jeder Patrizier…

  • Einen Moment lang wähnte sie sich als Sieger dieses Duells. Wie sollte es auch anders sein, sie bekam immer, was sie wollte. Dies ging von Aufmerksamkeit über Besitztümer. Aber moment! - was wenn er nur ihre Aufmerksamkeit erhaschen wollte? Das passte auch zu seiner unglaublichen Tat dieses hohe Gebot doch tatsächlich noch geringfügig zu erhöhen. 550 Sesterzen. Das wäre ihr eine Sklavin niemals wert, von der sie nicht weiß, wie gut sie ihr Fach nun eigentlich beherrschte, was sie in der Villa Claudia letztlich erwartete. Unmerklich ballte sie ihre Hand zu einer Faust. Sie wollte diese Sklavin haben, inzwischen eher weil jemand ihr die Beute streitig machen wollte und weniger weil sie auf diese angewiesen war. Aber wenn sie nun auf sein Spielchen einstieg, was wohl ebenso weniger die Sklavin betraf, wenn ihre Vermutung zutraf, dann gab sie ihm genau das, was sie ihm nun missgönnte. Erst hatte sie ihm die Sklavin missgönnt, nun missgönnte sie ihm ihre eigene Aufmerksamkeit.
    'Die hat er schon!' schoss es ihr dann durch den Kopf und der Gedanke belustigte sie schon wieder. Solche Spiele hatte sie fernab von Rom im Grunde nie genießen können und mehr als ein Spiel war dies alles nicht. Die Frage war nun, wie sie weiter agiere würde und das musste sie schnell entscheiden. Sie hörte die preisende, lockende Stimme des Händlers, sah die Sklavin und diesen frechen Jungen. Aber der besaß keinerlei wert. Dezent drehte sie sich wieder zu dem Aurelier um, den sie freilich als solchen noch nicht ausmachen konnte. Diesmal taxierte sie ihn etwas länger als eine Sekunde. Er hatte sie noch immer unmittelbar in seinem Blick, das bestätigte ihre Vermutung. Amüsiert verzogen sich ihre Augenbrauen und sie wandte ihm wieder die schmale, frostige Schulter zu.
    "600 Sesterzen." gab sie ihr erneutes Gebot ab. Sie brauchte nun etwas mehr Zeit, um sich ihr weiteres Vorgehen auszusuchen. Bei dem Schritt im Preis würde er sicher noch weiter mitziehen, das war ihr klar, als sie das Gebot schon abgegeben hatte. Weder nestelte sie nervös an ihrer Kleidung herum, noch drehte sie mit ihren Finger die lange Haare auf oder tippte mit dem Fuß. Ganz ruhig, beinahe schon stoisch stand sie da, während hinter der verschlossenen Miene die Gedanken rasten und sich eine Strategie zurechtzulegen versuchten. Egal was sie tat, er bekam was er wollte. Bot sie weiter, würde er immer mehr Aufmerksamkeit erhaschen, überließ sie ihm die Sklavin, hatte er in der Hinsicht einen Sieg davongetragen.
    Und warum hatte dieser Rotzlöffel bei seinem Gebot überhaupt gezögert? Wollte er sie bloßstellen oder war er zu dumm um eins und eins zusammenzählen zu können? Hoffentlich würde er, egal wie das hier ausging, angemessen bestraft werden. Ihre Sklaven wussten wenigstens, was sich ziemte. Sie standen stillschweigend hinter ihr und sorgte für ihre Sicherheit. Innerlich feixend stellte sie fest, dass der Mann auch lieber Wächter hätte engagieren sollen, wenn er wirklich vorhatte, sie herauszufordern. Sie hasste es abgrundtief zu verlieren. Verlieren bedeutete Demütigung. Aus diesem Grund wollte sie um jeden Preis weiterbieten. Aber wie hoch sollte das Geld hinausgeschleudert werden für einen so leicht verschleißbaren Gegenstand, den sie zum Frisieren wollte und er...
    Sie wandte sich abermals zu ihm um. Ja, irgendwie konnte sie es sich gut vorstellen wozu der Kerle eine doch recht hübsche Sklavin haben wollte. Wenn er eine solche Bieterei auf sich nahm, um ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen, so konnte sie sich gut vorstellen, dass er sich in diesem Duell als reiner Sieger sehen konnte. Eins von beidem würde er gewinnen. Ein leichtes Mädchen oder den Dank einer Adligen. Sie rümpfte leicht die Nase. Ob ihm wirklich solche Gedanken durch den Kopf spukten? Interessant das herauszufinden wäre es allemal...

  • Tatsächlich war auch ihm die Sklavin keine 550 Sesterze wert. Was sie genau konnte, wusste er dazu ja noch nicht einmal. Er vertraute Lucius, da sich seine Nase da bisher immer als nützlich erwiesen hat. Immer war natürlich relativ – genaugenommen hatte er zweimal beim Sklavenkauf geholfen, aber diese beiden Käufe bereute Pegasus nicht. Das einzige, was er sofort sehen konnte: Die Sklavin sah wirklich nicht unattraktiv aus! Es war immer nett, etwas zum Anschauen in der villa herumlaufen zu haben und letztendlich kam es auch oft genug vor, dass aus dem Anschauen noch mehr wurde. Der Aurelier würde lügen, wenn er nicht zumindest für einen kurzen Augenblick daran dachte, die junge Dame aus einer ganz anderen Schicht forderte aber viel mehr seiner Aufmerksamkeit und was nicht zu verachten war: Er hatte ihre Aufmerksamkeit, das war nicht zu übersehen.


    Sie wandte sich ihm ein zweites mal zu. Diesmal länger, kein abschätziger Blick, sie musterte genauer. Erkannte sie etwas? Pegasus entdeckte eine Regung in ihrem Gesicht. Völlig emotionslos schien sie also nicht zu sein… aber was genau war es? Was hatte ihre Mimik verraten? Er unterdrückte seinen Ärger, ließ ihm aber stumm freien Lauf, als sich die Claudia wieder von ihm abwendete. Verdammt! Nachdenklich drehte er an einem seiner Ringe. Es sah wirklich deutlich vielversprechender aus als alles, was er in Capua ‚anfallen’ konnte. Ein stückweit machte ihm dies aber auch Gedanken. Ihre Aufmerksamkeit zu erringen war ein Schritt – sicherlich ein wichtiger – aber eben noch nicht alles… Moment… über was grübelte er eigentlich nach? Erster Schritt für was denn?


    Das neue Gebot der Patrizierin riss ihn jäh aus seiner Gedankenwelt. 600 Sesterze…? Sie konnte doch ahnen, dass ihn diese 50 Sesterze mehr in keiner Weise abhalten würden, noch weiter zu bieten. Andererseits… schien dies auch ein Indiz für nicht zu unterschätzende Intelligenz zu sein. Weiß sie, auf was ich hinaus will? Will sie mich in Zugzwang setzen? Der Aurelier hatte kein Interesse an einem schnellen Ende… die Sklavin selbst interessierte ihn nur wenig, es gab keinen Grund, die Auktion von ihm nun schnell beenden zu wollen. Je länger sie mitbieten würde… desto länger musste sie sich zwangsläufig mit ihm beschäftigen. Sollte er die Gebotssteigerung vielleicht verringern…? 30 Sesterze? 25? Nein… das würde einen falschen Eindruck machen, als würde ich schon an meine Grenzen kommen. Warum blieb sie so ruhig, so beherrscht?


    Ein weiteres Mal blickte Lucius zu seinem dominus und wartete auf die Erlaubnis, weiterbieten zu dürfen. Das Verdoppeln seines Gebotes hatte ihn wohl merklich verunsichert. Er wusste nicht recht, ob die eingangs erteilten Befugnisse noch weiter geltend waren, weshalb Pegasus ein weiteres mal schweigend nickte. Er blieb bei seinem monotonen Auktionsverhalten. Dies schien viel provokanter zu sein und den größtmöglichen Nutzen zu bringen. “650 zahlt mein Herr!“, rief der kleine Sklavenjunge und versuchte wieder einen Blick des schönen Wesens neben ihm zu ergattern. Diese hatte sich aber ein drittes mal dem Aurelier zugewandt.


    Sie rümpft die Nase? Was sie wohl dachte? Gestärkt durch ihr neues Bekenntnis, dass Pegasus ihre Aufmerksamkeit hatte, setzte er ein leicht amüsiertes Lächeln auf und legte den Kopf leicht schief. Herausfordernd blickte er ihr in die Augen. Sein Blick verriet förmlich seinen hämischen Gedanken: Was willst du nun tun…?

  • Und das Gebot folgte sofort - 650 Sesterzen, genauso, wie sie es vermutet hatte. Sollte sie das Spielchen weiter treiben? Ihr Blick ruhte etwas länger sinnierend auf ihm, dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es wirkte spitzbübisch, den für sich hatte sie einen Entschluss gefasst und es schadete nicht, wenn sie ihn hiervon frühzeitig in Kenntnis setzte. So kreuzten sich nun ihrer beider Blicke, beide bis zu einem gewissen Grad amüsiert. Sie würde nicht weiterbieten. Das Spiel würde in die Ewigkeit führen und das Geld würde sie doch deutlich lieber in schönen Schmuck investieren. Natürlich wäre es ihr egal, wenn das Geld nutzlos in die Sklavin geflossen wäre, aber ein wenig dachte sie auch an den Verwalter des Geldes - ihren Vater. Und diesem wollte sie auch nicht so tief in die Tasche greifen, dass es letzten Endes in die Tausender mündete, nur um einem Mann zu zeigen, dass sie sich nicht so leicht ausbooten ließ. Da war ihr schon ein deutlich besserer Gedanke gekommen. Ihr Blick schweifte kein weiteres Mal zu dem Sklaven, dem kleinen Gebrauchsgegenstand, sondern blieb auf dem Patrizier haften. Letztlich drehte sich ihr Körper ebenfalls in diese Richtung und langsamen Schrittes näherte sie sich ihm.
    Sie hoffte durch die sachten, selbstbewussten Schritte und dem nicht wenig selbstgefälligen Blick eine leichte Unsicherheit in dem Manne auszulösen. Das Lächeln war nicht von ihren Lippen gewichen. Möglicherweise war es ein wenig spöttisch. Genausogut hätte man auch Bewunderung hineininterpretieren können - aber die Prise Zynik, die offensichtlich die Situation würzen sollte, die war auf Grund ihres Blickes unverkennbar. Als sie ihm ein gutes Stück nähergekommen war, die Sklaven waren unauffällig noch immer in herausragender Reichweite geblieben, öffnete sie ihre Lippen ein Stück, verharrte einen Moment, ehe sie mit gar nicht allzu lauter und, vor Allem durch das Meiden des Imperativs, gar sanft klingender Stimme zu dem Aurelier sprach:
    "Nun hast du 650 Sesterzen für eine Sklavin ausgegeben, die im Grunde nichts kann, was für einen echten und ehrbaren Mann von Interesse sein könnte." Vieles konnte man in ihre Worte hineininterpretieren. Amusement über das hübsche Aussehen der Sklavin, möglicherweise eine sarkastische Anspielung auf manche seiner Vorlieben, vieles. Aber was der eigentliche Sinn und Zweck dieser zarten Provokation war, war wohl offensichtlich - mehr über ihn herausbringen. Mit ihrer Aussage hatte sie kein direktes Interesse angegeben, nichts über sich verraten aber ihn abermals in Zugzwang gesetzt. Kein Mann, das wusste sie, würde ihre Worte ohne Rechtfertigung oder hartes Kalkül so stehen lassen. Das lag einfach nicht in der Natur eines Mannes. Ihre Augen waren noch immer strikt und herausfordernd in die Seinen gerichtet. Spott oder Verachtung, Wut, selbst die Kälte - all dies war immerhin gewichen. Sie hatte sich, eine Hand in die Hüfte gelegt, vor ihm aufgebaut und machte trotz der beiläufigen Bemerkung nicht den Eindruck allzu bald weiterlaufen zu wollen. Sie gab sich auch keine Mühe ihre Neugierde zu verstecken. Den Punkt, an dem sie diese noch hätte verbergen können, den hatte sie schon ziemlich lange überschritten. Im Grunde genommen schon als sie das Gebot verdoppelt hatte um im Anschluss wieder mit kleineren Schritten zu arbeiten.
    "Gratulation." sprach sie, mit zuckendem Mundwinkel, leichter Ironie und noch immer zu ihm aufblickend. Sie hatte eine klassisch römische Frauenstatur, lediglich minimal über dem Durchschnitt, womit sie, im Gegensatz zu ihren anderen Schwestern, noch immer im sehr dankbaren Durchschnitt lag. So aus der Nähe war auch deutlicher noch als aus der Ferne zu erkennen und auch zu riechen, dass sie sich sehr viel aus Körperpflege machte. Sie war nicht überschminkt, denn einen nuttigen Eindruck wollte sie keineswegs erwecken. Aber aufgelegt hatte sie Schminke - nicht, weil sie es nötig hatte, sondern um zu unterstreichen, dass für soetwas das Geld da war. Sie roch nach einer süßlich-frischen Blütenmixtur, welche allerdings auch nicht so stark eingesetzt wurde, dass es aufdringlich wirkte. Wie gesagt, sie machte sich viel aus dem korrekten Auftritt. Und so mühte sie sich auch, so wenig wie möglich zu blinzeln, auch wenn der Himmel in seinem Rücken verflucht hell war.

  • Es war nicht wirklich Unsicherheit, die die Patrizierin durch ihr selbstbewusstes Auftreten im Aurelier auslöste. Ihre Kapitulation erweckte vielmehr Verwunderung, Überraschung und auch einen geringen Teil Enttäuschung. Pegasus hatte sein Verhalten absichtlich beibehalten, um ein vorzeitiges Auktionsende zu unterbinden, doch letztendlich hatte es nichts gebracht. Sie machte nicht den Anschein, kampflos aufzugeben, ihr Stolz stand ihr förmlich auf ihrer blassen Stirn geschrieben, die er nun – nachdem sie ein deutliches Stück näher kam – genau betrachten konnte. Genauso wie ihr restliches Gesicht und den wohlgeformten Körper. Trotz allem gab sie auf…


    Noch immer mit verschränkten Armen nahm er ihren betörenden Duft wahr. Es gab keinen Zweifel ob ihrer edlen Herkunft. Man sah ihr Reinlichkeit und Stil an, etwas, dass Plebejer weder besaßen noch schätzten. Pegasus dagegen verstand etwas von den Dingen. Zuigegeben, er verstand von diesen Dingen nicht so viel, wie die Frauen, aber man erkannte, dass er gepflegt und reinlich war. Sein Äußeres war ihm wichtig und er zeigte gern, dass ihm nicht nur die Denksportarten bekannt waren. Er hätte sich dazu verleiten lassen können, sich durch ihre mangelnde Körpergröße automatisch überlegen zu fühlen, Äußerlichkeiten spielten bei diesem Duell aber nur eine untergeordnete Rolle. Hier sollte es um Ausdauer gehen...


    Langsam öffnete sie ihre Lippen, hielt inne. Eine schier unendlich andauernde Stille trat ein. Der gesamte Marktplatz schien zu schweigen, der Fokus des Geschehens drehte sich um jene beiden Patrizier in der Nähe eines Sklavenhändlers, der sein Geschäftsglück nur mit Mühe realisierte. Ihn, genauso wie seinen kleinen Sklave verdrängte er momentan völlig. Pegasus wartete auf ihre zarten Worte, wollte jede Nuance ihrer Wortwahl, Stimmlage erhaschen. Was er sich erhoffte, wusste er selbst nicht… was sie sagte war jedenfalls stringent.


    Sie wusste sicherlich, dass solche Worte wie ein Dolchstoß ins Herz waren. Sie spielte mit ihm, das verriet ihr Lächeln, die Ironie darin. Nun lag es daran, dass Pegasus comitas bewahrte. Wie er das hasste… Sticheleien ertrug er nur schwer, besonders nicht gegen sein Ehrgefühl, wenn sie dann auch noch von einer Frau kamen... Zu allem Übel hatte sie allerdings auch noch Recht: Was sollte er mit dieser blonden Schönheit von Sklavin anfangen? Seine Freizeit konnte er sich auch mit anderen Sklaven vertreiben, 650 Sesterze waren dafür wirklich unnötig viel gewesen. Er hatte ein unnützes Ding gekauft.
    “Nun…“, begann der Aurelier mit einem leichten, tiefen Vibrato in der Stimme. Dabei senkte er sein Haupt ein kleines Stück, um tiefer in ihre blauen Augen eindringen zu können. Er löste die Verschränkung der Arme, es schien, als würde er sich ihr öffnen, entblößen, entwaffnen. Dann fuhr er fort: “… vielleicht ist sie gar nicht für mich bestimmt?“ Noch bevor er die letzte Silbe aussprach, verformte sich sein Lächeln zu einem kleinen Grinsen, wobei Pegasus den Kopf wieder leicht anhob und seinen Körper minimal von ihr wegschob.


    Von der Qualität seiner Aussage war der Aurelier nicht wirklich überzeugt, er hoffte, dass die Art und Weise eine ausgleichende Wirkung erzielte. Er hatte das Gefühl, die Verkörperung von eiskalter Berechnung vor sich zu haben und hatte wenig Lust, ohne Gegenwehr auf ihr Spiel einzugehen. Bisher hatte er noch nicht mit Frauen solchen Schlages zu tun gehabt, genau das löste in ihm aber eine ambivalente Faszination aus: Der Wunsch, sie näher kennenzulernen und das Widerstreben, ihr ohne weiteres Informationen zu verraten. Die Logik verriet ihm, dass letzteres das erste bedingte, bei ihr hatte er da aber so eine Ahnung. Paullus war ebenfalls niemand, der sich kampflos ergab und er vermutete, dass ein solches Verhalten sie eventuell aus der Reserve locken könnte. Gleichzeitig hoffte er allerdings, dass dies schnell geschehen würde. Pegasus war nicht gerade bekannt für seine Geduld und weitere solcher Sarkasmen konnte er wohl nicht lange ‚unbekümmert’ hinnehmen.


    “Da Du sie allerdings dringend zu benötigen scheinst – Dein letztes Gebot waren schließlich stolze 600 Sesterze – will ich kein Unmensch sein. Für 649 gehört sie Dir…“, meinte er mit gespieltem Desinteresse, wobei er sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen konnte. Seine blauen Augen funkelten leicht, konnte sie es bei diesem Gegenlicht erkennen? In der Zukunft würde mal jemand folgenden Satz prägen: Angriff ist die beste Verteidigung.

  • Sie war sich sicher, ihn überrumpelt zu haben, als sie die Auktion beendet hatte. Schließlich hatte er offensichtlich spielen wollen und sie war nicht gern die Maus für die Katz. Das Raubtier bereitete ihr da schon mehr Freude, auch wenn sie es schätzte, wenn ihr Opfer entsprechende Ausdauer an den Tag legte. Bei den Sklaven um sie herum war das eher selten der Fall - und wenn das nicht so wäre, wären die Sklaven auch wirklich nicht mehr lange ihres Lebens froh. Im Grunde sah sie sich als Siegerin in diesem Duell, denn aufgegeben hatte sie es nicht, sie hatte lediglich die Bedingungen geändert. Möglicherweise war es bei manchen Sklavenhändlern sogar Strategie, dass Freunde auf den Märkten für sie die Ware hochboten - letzten Endes hatte sie nichts anderes getan. Kurz wich ihr Blick von seinen Augen ab und taxierte ihn einmal von oben bis unten. Sie ließ sich Zeit. Sie wollte nicht wirken als wolle sie klammheimlich einen Eindruck ihres Gegenübers gewinnen, sondern als würde sie lediglich Bestätigung in ihrer Meinung suchen.
    Dann neigte er sich schon beinahe unmittelbar zu ihr hinunter und kurz verengten sich ihre Augen um einen sehr winzige Spalt. Wollte er sich etwa über ihre Größe witzig machen? Wollte er ihr zeigen, dass er mehr Manneskraft besaß? Nein, diese Gedanken schob sie augenblicklich beiseite. Er machte nicht den Eindruck als würde er Manneskraft beweisen müssen - und das sah er mit Sicherheit nicht anders als sie. Ansonsten hätte er sich nicht so zielstrebig auf die Konversation eingelassen. Ja, sie nannte es eine Konversation, auch wenn gar nicht viel gesprochen wurde. Er erhob nun sogar zum ersten Mal seine Stimme. Und sie konnte nicht leugnen, dass sie ihr gefiel. Das mochte zum Einen daran liegen dass auch seine Stimme diese gewisse, nicht eben abstoßende Männlichkeit vermittelte, die ihr an einem Mann schon recht wichtig war, sondern auch daran, dass auch sie seine Worte nicht gerade überzeugend fand. Zugegebenermaßen hätte sie nicht unbedingt eine bessere Ausweichmöglichkeit gewusst, ohne die Wahrheit zugeben zu müssen, aber das war schließlich auch nicht ihr, sondern sein Problem. Auf jeden Fall führte seine Aussage, dass die Sklavin möglicherweise für jemand anderen gedacht sei augenblicklich zu einer Steigerung der Selbstsicherheit in ihrem Lächeln. Natürlich war die Option nicht ausgeschlossen, aber während der gesamten Auktion hatte ihr seine Aufmerksamkeit gehört, nicht der Sklavin. Und wenn diese für jemand anderen gedacht gewesen wäre, hätte er sich sicherlich wenigstens die Zähne zeigen lassen. Aber sie behielt ihre Ruhe bei, bis er letztlich erneut sprach und ihr eine perfekte Vorlage lieferte. Mit sanfter Stimme erwiderte sie:
    "Also ist es wie ich dachte, die Sklavin war nicht für jemand Anderen bestimmt. Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen, sie ist wirklich nicht unattraktiv. So etwas kann den Blick für das Wesentliche durchaus trüben." feixte sie. Aber ihr Blick war eine Spur freundlicher, ihre Stimme einen Deut versöhnlicher. Dies mochte an dem Gegenangebot liegen, das sie durchaus reizte. Aber wollte sie wirklich nachgeben? Gewonnen hätten sie beide an dem Handel aber das ärgerte sie auch wieder ein wenig. War sie egoistisch? Möglicherweise. Ziemlich sicher. Absolut. Aber musste man das nicht auch sein? Was brachte einem schon Nachgiebigkeit?
    "Im Grunde genommen habe ich sie nicht nötig. Sonst hätte ich weitergeboten. Wir haben ausreichend Sklaven die sich um mein Wohlbefinden sorgen können." sagte sie leichthin, was auch stimme. Haben wollte sie die Sklavin dennoch. Aber immerhin war sie so gütig und spielte nicht noch darauf an, dass er sie scheinbar durchaus sehr nötig hatte, wenn er soviel bereit war zu zahlen. Aber für ein Gespräch mit einem Fremden schien ihr das doch deutlich zu gewagt.

  • “He, du da!“, tönte es von der Seite. Der kleine Lucius zupfte verschüchtert am weißen Stoff der Toga und seine grauen Kinderaugen blickten erwartungsvoll nach oben. “Dominus… der Sklavenhändler…“, nuschelte er und deutete auf den feisten Händler, der sich wohl Sorgen um sein Geld machte. Verständlich, hatte er doch ein gutes Geschäft gemacht und fürchtete nun – da er von keinem seiner patrizischen Bieter beachtet wurde – dass es nachträglich platzen würde. “Was wirdn jetzt hier?“ Leicht verstimmt wandte sich der Aurelier dem Kerl zu und erst jetzt fiel ihm auf, welch unansehnliche Erscheinung er abgab. Ein weiteres mal bereute er den Kauf der Sklavin, da er sich nun mit diesem Typen weiter auseinandersetzen musste. Viel lieber wollte er seine gesamte Aufmerksamkeit aber dem hübschen Ding vor sich widmen. Mit einem beiläufigen Wink und den emotionslosen Worten “Kümmere du dich darum.“ schickte er seinen Sklaven weg.


    Langsam drehte Pegasus sich wieder Richtung Claudia und noch bevor er sie wieder anschaute, ließ er ihre letzten Worte gedanklich Revue passieren, um sich seine eigenen zurechtzulegen. Zugegeben, Lucius’ Unterbrechung brachte ihn kurzfristig auf andere Gedanken und so konnte Pegasus sein aufgewühltes Gemüt wieder beruhigen und er drohte ob weiterer Sticheleien ihrerseits nicht mehr in naher Zukunft seine Fassung zu verlieren. Ein wohlwollendes Lächeln umspielte seine Lippen. In seinem Schatten sah die Patrizierin noch wohlgeformter.. schlanker aus. Nicht dürr, eine ansehnliche Statur. Rein optisch gefiel sie ihm – das war aber schon länger deutlich, sonst hätte er dieses Spiel gar nicht soweit kommen lassen.
    “Entschuldigen? Klang es für Dich wie eine Entschuldigung?“ Neckisch und gespielt nachdenklich legte er den Zeigefinger ans Kinn und legte den Kopf schief. “Aber du hast recht. Sie ist für mich… was ich wohl mit ihr anfange? Vielleicht nutze ich sie als Tisch?“. Er musterte die Ware und lachte leise auf. “Bei ihrer Größe vielleicht auch nur als Stuhl… ja… doch.“ Er war sich sicher, dass sie diese Sklavin wollte. 600 Sesterze schüttelte man für eine nicht allzu vielversprechende Sklavin nicht einfach so aus dem Ärmel. Sicherlich war Stolz ein nicht unerheblicher Faktor, der den Preis in die Höhe trieb, doch eben nur ein Faktor. Diese… Konversation war ein Spiel, ohne Zweifel. Sie dazu zu bringen, ihm direkt ins Gesicht zu sagen: ‚Ich will diese Sklavin!’, war sein aktuelles Spielziel. “Das sieht man Dir an.“, reagierte er grinsend, doch aufrichtig auf ihre Aussage, dass sie eine solche Sklavin an sich nicht benötigte. Vielleicht konnte man sie über ihre Eitelkeit aus der Reserve locken?


    Innerlich irritiert, äußerlich aber völlig seriös realisierte Pegasus die Änderung in ihrer Stimme, ihrem Blick. Nur eine Facette freundlicher wirkte sie, doch es war eine Entwicklung. Ein Hauch von Emotion? War er auf einem guten Weg oder fühlte sie sich einfach so überlegen, dass sie herausfordernd ihre Fassade ein wenig herunterließ? Dieses Hin und Her fesselte ihn. Wie nur diese wenigen Worte in eine solche Tiefe gehen konnten, völlig vorbei an Oberflächlichkeiten, einer Form der nonverbalen Kommunikation, die er selten erlebt hatte. Paullus war gespannt, wie lange die Partie noch ohne den Austausch essentieller, persönlicher Informationen stattfinden konnte, sein Besitz machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung: “… zur villa aurelia und dann…“, erklang es plötzlich nicht weit entfernt. Lucius war dabei, sich um den Handel ‚zu kümmern’, konnte natürlich nicht ahnen, in welcher Situation sich sein dominus gerade befand und verriet so leichtfertig Angaben, die Pegasus bisher bewusst zurückhielt. Sie hatte nun ansatzweise eine Vorstellung, wer und was er war, da konnte sein strafender Blick zu diesem Bengel auch nichts mehr ändern.

  • Dem Sklavenhändler schenkte sie kein bisschen ihrer Aufmerksamkeit als er das Geld einforderte. Der sollte schön auf seinem niederen Platz in der Gesellschaft bleiben und sein vorlautes Mundwerk halten. Zwar hatte sie sich gedanklich kurz mit ihm beschäftigt, aber sie selbst hatte sich nicht einmal ansehen lassen, dass sie den stinkenden, miefenden Händler gehört hatte. Eigentlich wusste sie nichtmal ob er stinkend oder miefig war, soviel Interesse hatte sie gar nicht gehabt, als dass sie Eindrücke von ihm gesammelt und sich auch noch gemerkt hätte! Erst als der kleine Sklavenbengel zu dem Aurelier hinzutrat löste sie ihren Blick für einen Moment von ihm und sah den Zwerg mit einem unwirschen und äußerst unfreundlichen Blick an. Er störte die Athmosphäre. Sie beschreiben konnte Livilla auch nicht, aber es war eindeutig dass etwas in der Luft lag. Eine fast greifbare Spannung. Allerdings eine Spannung die ihr durchaus nicht missfiel. Als er dem Sklaven endlich eine Anweisung gab und der davonkroch, sah sie wieder zu der Quelle der angenehmen Stimme hin. Kein Wort zuviel gesagt und vor Allem, und das machte es interessant, hatte er seine Gefühle scheinbar auch durchaus gut unter Kontrolle. Er ließ nicht einmal Ungeduld nach außen dringen, aber irgendwie vermutete sie diese in ihm. Sie jedenfalls wäre durchaus genervt durch diese beiden Nervensägen, wenn sie sie nicht in Ruhe ließen.
    Und wieder herrschte Schweigen, aber es war kein Schweigen dass sie hektisch unterbrechen musste. Schweigen konnte sehr mächtig sein, sie nutzte dieses Mittel häufig um andere von ihrem Willen zu überzeugen. Es war so leicht Schweigen mit einer scharfen Bemerkung zu erzeugen, unangenehmes Schweigen, das der Gegenüber dann schnell durchbrechen wollte und entweder mehr von sich preisgab als er es eigentlich vorhatte. Oft brachte es auch Schuldeingeständnisse mit sich. Aber hier kam es ihr nicht darauf an. Sie hatte inzwischen kein Interesse mehr auf reine Abwehr zu gehen, dafür war die gesamte Situation viel zu interessant. Außerdem schien er auch gar nicht der Typus Mensch zu sein der auf dieses 'Druckmittel' anschlug. Und dann erklang seine Stimme wieder. Dieses Mal nahm er ihr ein wenig den Wind aus den Segeln, was aber in dem Zusammenhang eher dazu führte, dass sie ihm am liebsten ein Lachen geschenkt hätte. Wenn das sein aufrichtiger Humor war, dann konnten sie sich über die gleichen Dinge amüsieren. Aber das musste ja nicht unbedingt sofort preisgegeben werden. Sie wusste, dass Humor häufig wertgeschätzt wurde, aber Anstand war ihr noch tausendmal wichtiger und sie stand zu sich und ihrer Familie. Wenn sie Sympathie erobern wollte, dann würde sie sich als Mann fühlen. Zumindest wenn sie es auf eine so aufdringliche Art täte. Sie war lieber das undurchsichtige Gewässer das viele deutlich unterschätzten. Sie und ihre Familie wussten dass viel in ihr steckte, das reichte vollkommen, um zu Machtausübung zu gelangen.
    Und noch während sie ihn mit undurchsichtigem Blick begutachtete, kam ein eindeutiges Kompliment. Anfänglich sagte er, man würde sehen, sie würde die Sklavin dringend benötigen - das hatte sie schon als annähernd beleidigend aufgefasst. Aber er schien auch seine Möglichkeiten ausloten zu wollen. Im Hintergrund hörte sie wie der Händler den verbliebenen Kaufkram mit dem kleinen Sklaven abwickelte. Uninteressant. Jedenfalls im Gegensatz zu ihrem Gegenüber.
    "Eben noch sagtest du, ich hätte sie dringend nötig." meinte sie mit ruhiger, amüsiert klingender Stimme. War es wirklich die vermutete Strategie hinter seinen Worten oder begann er Fehler zu machen? "Aber ich fasse deine Worte dennoch einmal als Kompliment auf und..." ... und sie dankte wieder einmal ihrem nüchternen Charakter, der so fähig war stets auf mehrere Dinge zugleich zu achten, was schon seit frühester Kindheit an der Fall gewesen war. "... danke dir, Aurelius." Sie wandte ihren Blick nicht von Aurelius ab. Immerhin hatte sie nun die unumstößliche Gewissheit, dass er ein Patrizier war und kein reicher Plebejer - auch wenn seine Art und Weise für sie zuvor schon Beweis genug gewesen waren. Ihr Lächeln war nun bereits von einer leichten Süffisanz, als sie bemerkte wie er Richtung des Sklaven schaute.
    "Gerecht wäre nun wenn ich mich ebenfalls zu erkennen geben würde, nicht? Aber aus den beiden Schränken wird kein vorlautes Geplapper ertönen." erklärte sie mit gespielt mitleidigem Tonfall und verzog ihre Mundwinkel leicht. "Ich würde meine Schränke ja durchaus noch durch einen hübschen Tisch in ihrer Mitte ausstatten, aber der Preis für die Möbel ist heutzutage ja allzu hoch und beinahe schon unverschämt..." plauderte sie scheinbar arglos, in ihren Worten allerdings verdeckt mitschwingend, dass sie seinen Witz durchaus positiv aufgefasst hatte und diesen nun weiterverarbeitete.

  • Er war verärgert. Äußerst verärgert. Wie konnte es dieser Bastard von einem Sklaven nur wagen, eine derart unangemessene Lautstärke zu nutzen, dass man ihn noch jenseits des Rubicon hören konnte? Die Zornesröte war im Begriff in Pegasus aufzusteigen und er versuchte erbittert, diese zu unterdrücken und seine angestaute Wut an einem späteren Tage auszulassen. Die Zunge sollte man ihm entfernen! und momentan verspürte er den Wunsch, dies allzu gerne persönlich in Angriff zu nehmen. Man könnte meinen, er würde zu hart mit seinen Sklaven umspringen, Tatsache war jedoch: Führte man kein strenges Regime, tanzten sie einem irgendwann auf der Nase herrum und niemand konnte Sklaven gebrauchen, die nicht unverzüglich den Befehlen des dominus folgten. Simple Logik!


    Sein interessanter Zeitvertreib konnte seine Gesichtsregungen sicherlich richtig deuten. Sie verhärteten sich merklich, sein unterer Kieferknochen drückte sich nach außen, er presste die Zähne zusammen – ein Zeichen unterdrückter Aggression. Er schloss die Augen. Nur kurz. Blendete das Geschehen um sich herum völlig aus, versuchte sich voll und ganz auf die Patrizierin zu konzentrieren. Seine Miene lockerte sich wieder, die Mundwinkel bildeten ein kleines Lächeln, ein ehrliches. Er war überrascht, wie gut er am heutigen Tage die Fassung bewahrte. Fortuna musste ihm noch immer wohlgesonnen sein. Insgesamt war dieser impulsiver Gemütssprung nicht von langer Dauer... doch auch nicht zu übersehen. Welche Schlüsse sie wohl wieder daraus ziehen würde?


    “Ja… allerdings. Erst letztens hat mich ein Kissen 270 Sesterze gekostet… ein Kissen! Er konnte sich das Grinsen einfach nicht verkneifen. Sollte sie daraus lesen, was sie wollte, verheimlichen konnte er seine Faszination ihr gegenüber wohl schon länger nicht mehr. Überhaupt wusste sie wohl von Anfang an davon oder ahnte es zumindest. Natürlich… welch andere Erklärung hätte es sonst für sein Verhalten geben können?
    Der ‚Ausbau’ seines Witzes verriet jedenfalls auch einiges über sie. Er hatte wohl eine traditionsbewusste Patrizierin vor sich, die sich ihres Standes bewusst und mit Stolz erfüllt war. Sie kannte die Unterschiede zwischen Patrizier, Plebejer und Sklave und viel wichtiger: Sie wusste um deren Bedeutung. In der heutigen Zeit konnte man nur allzu häufig das Aufweichen der gegebenen Stände sehen. Patrizier behandelten ihre Sklaven wie Familienmitglieder, zogen Plebejer in ihr engstes Vertrauen, verliebten sich sogar in solche. Widerlich! Wenn diese Entwicklung so weitergehen würde, sah er keine guten Zeiten auf das römische Imperium zukommen. Teilte sie seine Ansicht? Er würde gar nicht mehr anders können als ihr offene Sympathie entgegenbringen, wenn dem so wäre. Selbst in Pegasus engeren Kreis erkannte er die Übel ständeübergreifender Beziehungen. Da waren Liebesbeziehungen wirklich nur die Spitze des Eisberges – hätte er diese gekannt.
    Des Weiteren schien sie ihm wohl subtil ihr ungebrochenes Interesse an der Sklavin zu bekunden. Sie wollte dieses blonde Ding noch immer. Sein Blinzeln dauerte länger als gewöhnlich, es schien so einen… wissenden, überlegenen Eindruck erwecken zu wollen, Sicherheit und Selbstbewusstsein. Ihr Verlangen konnte er durchaus zu seinem Vorteil nutzen und wieder gleiche Positionen herstellen. Sie war ihm einen Namen schuldig - ihren Namen! Wieder verschränkte er die Arme. Sie sollte ruhig merken, dass er nicht willig war, wie ein Fähnchen ihrem Atemzug zu folgen, obgleich man merkte, dass die erwirkte Distanz rein symbolischer Natur war, genaugenommen kam er ihr körperlich sogar noch ein kleines Stück näher... ihr Duft entfaltete noch immer seine wohltuende Wirkung, wenn er sich anstrengte könnte er vielleicht sogar ihren Atem hören... oder?


    “Gerechtigkeit… zahlt sich immer aus…“, meinte der Aurelier verschwörerisch und deutete mit seinem Blick kurz auf den neu erworbenen Besitz. Schnell nahm er allerdings wieder Blickkontakt auf - er war forschender und durchdringender Natur. Was er wohl erkennen konnte?

  • Bei der eingehenderen Untersuchung seiner Mimik entging ihr tatsächlich nicht das Zähneknirschen. Fast glaubte sie es zu hören, aber das mochte auch der Kies unter den Sandalen vorbeigehende Plebejer sein. Vorbeistampfender, trampelnder Plebejer die diese Szenerie auf grotesk Art und Weise zierten. Immerhin erfüllten sie einen Zweck - sie machten es möglich, dass sie als Patrizier bessergestellt sein konnte. Aber das war auch der einzige Zweck des Pöbels, für alles andere gab es Sklaven. Für Feldarbeit, für Hausarbeit, fürs Kochen, fürs Tragen, fürs Herumscheuchen. Dafür waren viele Plebejer sich zu fein - warum auch immer. Sie konnte der einfachen Schicht nichts abgewinnen, auch wenn ihr Leben dadurch mancherzeit einsam sein mochte. Bevor sie mit dem Pöbel in Tavernen herumgeisterte und soff, spazierte sie gemütlich durch die besseren Gegenden Roms und genoss die frische Luft - unter größter Vermeidung zu exzessiver Sonneneinstrahlung.
    Dass sie seine Mimik so genau beobachtet hatte, ließ sie sich nicht anmerken. Das war allerdings eher anerzogene Höflichkeit und weniger Strategie. Auch die Gesellschaft war ein ehrbringendes, kompliziertes Schlachtfeld, bei dem man nicht unbedingt sein Leben, jedoch leicht seine Existenz verlieren konnte. Und niemand zu sein, wenn man weiß dass es besser geht, stellte sich Claudia schlimmer vor als tot zu sein, denn dann konnte es ohnehin nur noch aufwärts gehen.
    "So, ein Kissen? Am günstigsten sind noch immer Fußabtreter zu ergattern. Da muss man ja glücklicherweise nicht allzu wählerisch sein. Solange man seine Sachen pfleglich behandelt, müssen sie auch nicht zu bald ersetzt werden. Erspart die Umgewöhnung." ging sie auf seinen 'Fehlkauf' ein. Sich dem Worte Pietät entsinnend verbiss sie sich die kritische Frage was ein Sklave bei ihm als Kissen wohl für Dienste zu erfüllen hatte. Die blanke Vorstellung sein verbissenes Gesicht entspannt auf dem Bauch der Germanin zu sehen, rief großes Amusement in ihr wach. Es war nur schwer vorstellbar. Den Gedankengang an ein männliches Kissen verkniff sie sich, sich selbst zuliebe, völlig. Stattdessen strich sie in einer langsamen Geste eine Strähne aus dem Gesicht. Allerdings, sich wieder sehr bewusst, nicht hinter das Ohr um einer Wellenbildung vorzubeugen, sondern einfach nur aus dem Blickfeld.
    Als er dieses Mal die Arme vor dem Leib verschränkte, wich ihr Blick kurz zu diesen und dann wieder in sein Gesicht. Ihr Blick verriet die Frage: Was soll das? Es war keine vorwurfsvolle Frage, auch keine verstimmte. Eher wieder eine Frage, die spielerisch herausfordernd gestellt wurde. Eine Frage, die ihm Versteckspiel unterstellte. Und wie um dies zu unterstreichen legt auch sie nun die Arme vor dem Bauch übereinander, ließ sie aber unverschränkt.
    "Gerechtigkeit zahlt sich aus... Netter Versuch, aber da ich eine gute Erziehung genossen habe, hätte ich mich ohnehin vorgestellt. Claudia Livilla." gab sie ihren vollständigen Namen und Herkunft preis. Ihr war bewusst dass dies ein Tauschgeschäft sein sollte, aber sie wollte ihren Willen nicht zu deutlich preisgeben und betonte daher, dass sie sich aus Anstand vorstellte. Tatsächlich hätte sie es nicht unbedingt getan, würde sie nicht ihren Kopf durchsetzen wollen. Aber da dies ihr Ziel war und sie, aus gesellschaftlichen Gründen, sicher ohnehin notgedrungen eine Vorstellung auf einer Feier hätte vornehmen müssen, biss sie nun also in den süßen Apfel. Sauer oder bitter schmeckte ihr dieser jedenfalls beileibe nicht. Und das konnte sein forschender Blick unschwer erkennen. Dass sie das Gespräch längst nicht nur auf Grund des Spiels aufrecht erhielt war deutlich zu sehen. Zwar hatte ihr Gesichtsausdruck nichts von der edlen, stolzen und ernsten Mimik eingebüßt, doch stand ihr auch Wohlsein in den Augen. Eine gewisse, ehrliche Freude stand dort, wo vorher Langeweile und forsche Gereiztheit dominiert hatte.

  • Ewig schien sich diese Begegnung hinzuziehen, doch Pegasus sollte der letzte sein, der das bedauerte. Er war solche… ‚Gespräche’ nur nicht gewöhnt, genauer gesagt hatte er sie in solch einer Form noch nie erlebt. Obwohl dieses Aufeinandertreffen zweier Patrizier bereits ein wenig seiner kostbaren Zeit in Anspruch genommen hatte, hatte er das Gefühl, nicht länger als nur einen Augenblick inmitten dieser abstrussen Szenerie aus niederen Menschen und Sklaven zu stehen und dem einzigen Lichtblick tief in die Augen zu schauen. Nicht selten schaffte es Paullus, die Unannehmlichkeiten der urbs zu ignorieren – was in Sänften auch deutlich besser funktionierte – doch selten war der Auslöser ein solch ansehnlicher. Wie viel dieser Begegnung war noch ein Spiel? Was war der andere Teil dieser Zusammenkunft?


    Der forschende Blick des Aureliers nahm vieles war. Eine herausfordernde Frage? Wollte sie wissen, was das ganze sollte? Das Verschränken der Arme? Die gespielte Distanz oder diese ganze Situation? Ein Versteckspiel war es nicht, eher… verschleierte er Details, die sie durch kunstvolle oder betörende Mittel wieder ans Tageslicht fördern sollte. Interessanterweise tat sie es ihm aber fast gleich: die übereinander liegenden Arme, welche sanft auf ihrem Bauch ruhten… eine Abwehrhaltung, die doch keine war.


    Sie schien noch immer nicht ihr Begehren zugeben zu wollen. Geschickt umging sie sein Angebot, titulierte diesen fast schon spöttisch als ‚netten Versuch’. Er war sich seiner Gewissheit sicher und würde nun einfach eine andere Taktik in Betracht ziehen müssen. Ihr Name löste die Verschränkung seiner Arme wieder. Claudia Livilla. Patrizisch, wie er es geahnt hatte. Ihm gefiel, was geschah. Er wollte sich ihren Namen erkaufen und bekam ihn dagegen kostenlos… fast schon auf einem Silberteller serviert. Er konnte nicht verstehen, wieso sie diesen Schritt wählte und war zudem noch leicht irritiert – auch, wenn er dies nicht zeigte – über die leichte, aber vorhandene Änderung ihrer Mimik. Die distanzierte, fast schon aggressive Kühle schien mehr und mehr wohlwollenderen Emotionen zu weichen. Nur leicht, nur ein wenig, aber er konnte es erkennen.


    Wenn sie nun allerdings mit Anstand und derlei Dingen anfing, konnte er schlecht bei seinem Gensnamen verbleiben. Sie hatte ihn tatsächlich in eine Art Zugzwang gesetzt und jede seiner Reaktionen würde ihr gewinnbringend erscheinen: Seinen vollständigen Namen würde sie ebenfalls ohne Verlust bekommen, würde er ihr diesen allerdings verwehren, konnte sie sich Zusammenreimen, dass der Aurlier es offensichtlich mit Anstand und Ehrgefühl nicht so hatte. Die Wahl war dahingehend recht einfach. Mit einem fast demütigen Lächeln und einem leichten Nicken sprach er: “Paullus Aurelius Pegasus… sehr erfreut, Dich kennenzulernen!“ Was sie mit diesem letzten Satz anfangen würde, blieb ihr überlassen. Ob sie es als Anstandsfloskel oder ernstgemeintes Zugeständnis auffasste war genau genommen egal, denn es war beides und zumindest das ‚ernstgemeinte Zugeständnis’ konnte sie wohl auch durch seine Körpersprache erkennen.


    Seine neue Sklavin ließ er nun erst einmal unerwähnt. Wenn sie so gierig auf diese sein sollte, würde sie dies früher oder später zu erkennen geben. Wenn er den Eindruck erweckte, das Thema sei nun für ihn erledigt und ein weiteres Zugeständnis würde nun erst einmal nicht kommen… konnte er sie hoffentlich dazu bringen, ihren Willen deutlich zu äußern. Erwartungsvoll blickte er sie an, seine Augen riefen förmlich: "Wo soll das nur enden?" Nicht unheilsvoll... eher interessiert und neugierig, offen für 'Abenteuer'.

  • Kurz sinnierte Livilla. Einen solche Verlauf ihres Einkaufsbummels hatte sie eigentlich nicht erwartet. Natürlich war es nicht ungewöhnlich, bessergestellte Menschen zu treffen, aber die Art dieser Begegnung war schon außergewöhnlich. Es beschränkte sich nicht nur auf die übliche Gesprächsfloskeln. Es wurde im Grunde genommen viel mehr gesagt als bei diesen übelichen Kurzgesprächen bei bekannten Gesichtern. Aber viel weniger Laute verließen ihre Lippen. Sie fand es äußerst reizvoll viel zu sagen und viel zu hören, viel eher zu sehen, ohne dabei sinnloves Geplapper verlauten zu lassen. Sie redete ungern über Dinge, die im Grunde niemanden interessierten. Zugegebenermaßen sprach sie gerne über Schmuck, wenn sie schon Sprach, aber alles in allem sammelte sie ihre Informationen lieber. Und dies hier war ein ausgeglichenes Geben und Nehmen. Und da sollte noch einmal jemand behaupten, dass Wohlstand einfallslos und unkreativ machte. Selbst der sachte Frühlingswind, hier in Rom selbst nur leicht zu spüren, wurde deutlicher von ihren Sinnen wahrgenommen, da sie sich stark konzentrierte und alles Unwichtige erfolgreich ausblendete.
    Eigentlich gehörte es sich nicht, ihn so anzustarren, rief sie sich ins Gedächtnis. Aber es schien ihn nicht zu stören, seine ganze Haltung wirkte nicht unfreundlich oder maßregelnd. Und es musste ja nun nicht unbedingt jeder erfahren, dass sie einen fremden Mann direkt ins Gesicht gestarrt hatte, als sei er ein Hund den es zu unterwerfen galt. Gut, in einem gewissen Maße ging es hier sogar tatsächlich um Unterwerfung, aber wenn es nach guten Sitten und Regeln vonstatten ging, würde sie ihn kaum dazu bewegen, sich auf den Rücken zu rollen. Letzten Endes würde sie wohl Eingeständnisse machen. Sie war stolz und es schadete nicht, wenn sie ihm dies deutlich zeigte. Aber letzten Endes war sie auch die Tochter des Claudius Menecrates die ihre rebellische Kinderzeit lange hinter sich wusste. Und der Mann vor ihr war ein Mann, es gehörte sich nicht, einen Mann so offen herauszufordern und letzten Endes zu 'bezwingen'. Genausowenig wie es sich gehörte, sich auf den Liegen beim Essen herumzutummeln, wenn sie nicht gerade völlig allein war. Aber noch trieb sie ihr Spielchen nicht zu weit, das hatte sie fest im Gefühl. Und auf das würde sie sich verlassen.
    Paullus Aurelius Pegasus. wiederholte sie also seinen Namen, im Gegensatz zu ihm, nicht nur gedanklich, als müsste sie sich eine getrocknete, gesüßte Frucht auf der Zunge zergehen lassen und dabei überlegen, welche Aromen in ihr waren und zu welchen Gerichten und Anlässen sie herausragend schmecken würde. Das Haus der Aurelier, sie wusste nicht allzuviel davon. Sie wusste dass es patrizisch war und genausoviele Gerüchte darüber kursierten, wie wohl über jede Familie, die in der Hackordnung weit oben stand. Sie hatte auch den einen oder anderen Aurelier in der früheren Lebenszeit gesehen, aber auf Grund einer wirklichen Brisanz hatte sie sich keine Namen oder Gesichter merken müssen - was sie also auch nicht getan hatte. Pegasus war ein fast verträumter Name, fand sie. Sie hatte ihn, wenn überhaupt schonmal aus einer persönlichen Bekanntschaft heraus, im Grunde genommen noch nie gehört. Ob eine Geschichte hinter dieser Namensgebung stand?
    Ebenfalls sehr erfreut, Aurelius. fügte sie nach einer kürzeren Pause mit ihrer ruhigen Stimme hintenan. Auch ihre Worte waren mit einer Eindeutigkeit unterstrichen, die ein aufmerksamer Zuhörer gut herausfiltern konnte. Und dass sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit in diesem Moment genoss war ebenso klar, wie der Umstand, dass ein Patrizier niemals eine Sklavin würde heiraten können, ohne dass das Umfeld aufbegehrte: Glasklar. Die Sklavin schien er nun aus dem Spiel zu lassen, aber um diese konnte sie sich später immer noch beiläufig bemühen, wenn das Thema von ihr eindeutig abgekommen war und er ihr nicht ungebrochenes Interesse vorwerfen konnte. Beinahe hätte sie diese nochmals als Gesprächsthema aufgegriffen, als sie sich ertappte, nun doch etwas sagen zu wollen. Aber sie hielt an sich und wog ab, ob es nicht noch etwas sinnvolleres zu sagen gab. Fuhr sie seine Schiene der Zweideutigkeit weiter? Floskelte sie, während sie den Inhalt erhlich meinte? Hatte er seine Worte ehrlich gemeint? Im Grunde zweifelte sie nicht daran. Der Gedanke, sein Interesse und die Freude an ihr schwinden zu sehen, behagte ihr nicht sonderlich. Mit einem leichten Blinzeln in den Augen meinte sie dann wie beiläufig:
    Ein schöner, warmer Tag heute, nicht? War heute morgen noch kaum zu erahnen gewesen, dass er so wird. Im eindeutigen Sinne stimmte die Aussage kaum, sodass er ihre Worte eigentlich richtig deuten musste. Die Sonne war von Anfang an herausgekommen und es waren nur geringe, weiße Schleier am Himmel zu sehen. Es war ein Frühlingstag, wie er im Buche stand.

  • Bisher verlief noch alles im Rahmen des Anstandes. Pegasus war sicher, dass die Claudia diesen Rahmen nicht sprengen würde. Das machte sie durch ihr kontrolliertes Verhalten deutlich. Sie erweckte nicht den Eindruck, dass ihr die römischen Tugenden, Traditionen und Sitten egal waren, im Gegenteil: Livilla war eine jener Patrizierinnen, die der Aurelier zu schätzen wusste, leider aber immer seltener wurden. Zu oft musste man mit Ansehen, wie die überaus wichtigen Regeln römischen Lebens aufgeweicht wurden. Da wurde dem Ehemann nicht mehr genügen Respekt entgegengebracht, hier beriet man mit den Sklaven die Zusammenstellung der cena und woanders meinte man, dass die Götter auch einmal ohne Opfergaben klarkommen würden. Paullus vermutete mit einer nicht zu unterschätzenden Gewissheit, dass sein Gegenüber diese Problematik ähnlich sah. Sie wusste um ihren Rahmen der Möglichkeiten und dass sie diesen voll ausnutzte, war ihm mehr als Recht. Eine gewisse – wenn auch… ‚subtile’ - Widerspenstigkeit hatte immer etwas erregendes an sich. Zu dieser Erkenntnis kam er bereits früh. Dies mag wohl auch einer der Gründe sein, weshalb diese Konversation so faszinierend und fesselnd war.


    Ein weiteres Mal erklang ihre zarte Stimme, langsam, betonend, aufwühlend. Er mochte es, wie sie seinen Namen noch einmal wiederholte, etwas, an das er sich gewöhnen könnte. Der Gedanke amüsierte und erschreckte ihn zugleich. Mit Freuden nahm er auch ihre weiteren Worte auf. Der Inhalt war nicht wirklich überraschend, denn diese ‚Zweisamkeit’ wäre niemals soweit gegangen, wären die beiden Patrizier nicht über die Bekanntschaft des jeweilig anderen erfreut gewesen. Die Art und Weise wie sie es sagte, verblüffte ihn dagegen schon ein wenig: Der beiläufig Zuhörende hätte darin nichts weiter als die Floskel gehört, doch innerhalb dieser Situation klang soviel Gewicht mit diesen Worten mit, dass man die wahre Natur jener Aussage hinter deren floskelhaften Fassade gar nicht überhören konnte. Dass sie sich also praktisch seiner Zweideutigkeit bediente, war vorhersehbar - tat sie es schon einmal - sorgte aber trotz allem für leichte Verwunderung.


    Gleichwohl er sich ebenfalls in Gedanken mit der gens Claudia näher hätte beschäftigen sollte, ließ er keine Ablenkung zu. In dieser Situation übte die Stellung, die Geschichte der Familie und die Namen anderer Claudier sowieso keinen großen Einfluss aus. Das waren Dinge, die bei Geschäften, Liebschaften und Hochzeiten von Wichtigkeit waren, doch trafen sich diese beiden, jungen Patrizier lediglich rein zufällig auf einem der Märkte Roms. Das passierte tagtäglich – wie das passierte… war vielleicht nicht ganz so alltäglich, aber das war wohl auch nur den beiden bewusst. Dass sie eine Patrizierin war, war das einzige an Information, die er in diesem Moment wusste und für ihn wichtig war. Man stelle sich nur einmal vor, Livilla wäre eine Iunia, Octavia oder Decima. Er würde ohne mit der Wimper zu zucken das Gespräch beenden müssen… das würde er freiwillig und gerne tun.


    Ein weiteres Mal überraschten ihn Livillas Worte. Seine Taktik ging nicht auf. Sie ließ die Sklavin unerwähnt, ging mit keiner Silbe auf den Kauf ein, keine subtilen Andeutungen über irgendetwas zum Thema ‚Sklave’. Dem Aurelier wurde klar, dass er eine schwierige Aufgabe zu erfüllen hatte, sie zur offenen Bekundung ihres Sklaveninteresses zu bewegen. Er war allerdings auch der Meinung, dass es unklug war, seinerseits die Ware wieder ins Spiel zu bringen. Er wollte nicht sein Spielziel verraten, denn das würde sie wiederum in eine gestärkte Position verschieben, die er ihr nicht zusprechen wollte.


    Fast unschuldig legte er die Hände zusammen. Sie waren warm, doch nicht schwitzig. Die Ringe blieben matt und zogen keinerlei Aufmerksamkeit auf sich, da seine Hände vollständig von seinem Schatten überzogen waren und die Sonnenstrahlen ihren Dienst verwehrten. Nervös anmutend drehte er an einem seiner Ringe, doch er war nur nachdenklich. Er ließ ihre Worte mehrmals durch seinen Kopf wandern. Ihre Aussage hatte wieder diesen Floskelcharakter… war zudem nicht einmal wirklich korrekt, weshalb es deutlich für ihn war, dass sie eine Konversation der Zweideutigkeiten zu pflegen schien. Wieder einmal huschte ein Grinsen über sein Gesicht und er beugte sich minimal herunter. Nicht, um seine Größe zu demonstrieren, sondern um der Atmosphäre eine weitere Dimension der Intimität zu verleihen. “Ich habe lange keinen so schönen und warmen Tag erlebt… hoffentlich bleibt er so.“, schloss er sich ihrer Zweideutigkeit an. Er wollte noch irgendeine Anmerkung über die Vorzüge einer milden und von der Abendsonne durchfluteten Nachmittagsstunde machen, doch das fand er in diesem Augenblick doch eher platt und unpassend.

  • Unmerklich hatte sie begonnen ihr Kinn ein wenig zu neigen - dessen war sie sich nicht einmal völlig bewusst gewesen. Lediglich die Sonne, die minimal hinter seinem Rücken stand, begann sie ein wenig auf die Dauer zu blenden. Zuvor stand sie noch halbwegs hinter Gebäuden, aus ihrem Winkel heraus, aber siee wanderte ja auch. Hierdurch hatte ihr Gemisch aus Lächeln und Herausforderung schon einen beinahe koketten Ton bekommen. Wohl die einzige eher unkontrollierte Handlung des Nachmittags. Allerdings würde sie einem Gentleman nur bedingt auffallen - und ein solcher war Aurelius ja mit Sicherheit. Durch den intensiven Blickkontakt war ihr - und sicherlich auch ihm - ein Aufschrei entgangen, der von gar nicht so weit weg herkam. Aber selbst wenn sie ihn vernommen hätte, er hätte sie nicht sonderlich interessiert. Sie waren hier auf dem Sklavenmarkt, da wurde nicht nur einmal am Tag laut gebrüllt.
    Gelacht hätte sie vermutlich, wenn sie seine gedankliche Erarbeitung über die Milde gehört hätte, denn auch sie hätte gerne etwas über die Milde dieser Begegnung gesagt und es aus etwa demselben Grund wie er unterlassen. Es hätte zu romantisch oder kitschig geklungen und das war in dieser Situation fast unangemessen. Als Kind hatte sie noch viel Sinn für Romantik gehabt und hatte derartigen Träumereien nachgehangen, wenn ihr Blick aus dem Fenster glitt und die malerische Landschaft begutachtete, die sie vom Hause ihrer Großeltern hervorragend überblicken hatte können. Nicht selten bildete sie sich einen Reiter auf einem Pferd vor. Damals hatte sie sich mit dem patrizischen Leben nicht vollkommen arrangieren können, da gab es noch zuviele Pflichten. Aber gefügt hatte sie sich trotz alledem schon immer.
    "Nein, ich hätte tatsächlich auch nichts dagegen. Manchmal soll man ja durch sein eigenes Handeln stark Einfluss darauf nehmen können.." sinnierte sie mit ihrem koketten Blick, der noch immer so vollkommen auf ihn fixiert war. Auf die Situation. Und darauf, nicht direkt in die Sonne starren zu müssen. Sie hatte das leise Näherkommen bemerkt. Und wenn es nur ein Haarbreit gewesen wäre, es wäre ihr aufgefallen. Selbst ein unregelmäßiges Atmen, glaubte sie, würde ihr nicht entgehen. Sie mochte seine Augen, sie mochte seinen selbstsicheren Blick. Ein wenig erinnerte es sie an sie selbst - aber vor Allem, wie schon die Stimme und sein Leib, an die Erwartungen, die sie an einen Mann stellte. Das mochte möglicherweise auch der Grund sein, dass sie das Gerangel erst mitbekam, als es unmittelbar neben ihnen stattfand. Sie wollte sich gerade zu ihrer Rechten wenden, um zu sehen was da nun eigentlich vor sich ging, als eine Schulter sie unsanft zur Seite stieß und sie ins Straucheln geriet. Reflexartig griff sie nach dem Arm des Aureliers, auch ihre Sklaven huschten rasch einen Schritt nach vorn, um sie aufzufangen falls sie stürzte, unsicher allerdings und darum auch zu langsam. Ihnen war bereits aufgefallen wie unberechenbar Livilla sein konnte. Es konnte eine Strafe geben, weil sie nicht eingegriffen hatten, es hätte eine geben können, weil sie das "Techtelmechtel" unterbrochen hatten, oder weil sie die Patrizierin berührten, indem sie diese auffingen.
    Der Grund für dieses Tohuwabohu war ein aus der Reihe gebrochener, hünenhafter, germanischer Sklave. Natürlich, wie sollte es auch anders sein. Fast alles Blonde war roh und unbeherrscht, das hatte Livilla im Laufe der Jahre auch schon gelernt. Mehrere Männer versuchten das Monster zu halten, was ihnen auch gelang. Allerdings nur mit großem Kraftaufwand und wenig Rücksichtnahme auf die umstehenden Menschen. Und so hatte es auch die bemitleidenswerte Dame getroffen, die so vollkommen in einer Art Tagtraum mit sehr realem Faktor gefange gewesen war. Für welche dieser harte Stoß vollkommen unerwartet gekommen war und die nun haltsuchend nach hinten schwankte - eine Hilflosigkeit, der sie selten ausgesetzt war...

  • Tatsächlich nahm auch Pegasus die anwachsende Unruhe unweit von ihnen nicht war. Es war schließlich ein Marktplatz, ein großer noch dazu. Das Geschrei der Händler, die lautstarke Feilscherei der Kunden, das Gemurmel und Geschlurfe der Menschenmasse, die sich um sie herum über den Platz schoben und von den beiden unberührten Patriziern geteilt wurde. Es war erstaunlich, wie sehr sich die beiden auf ihr jeweiliges Gegenüber konzentrierten. Jede kleinste Regung wurde erkannt, analysiert und daraus entsprechende Rückschlüsse gezogen. Ob der Atem ruhig oder unruhig war, das letzte Blinzeln zu früh kam oder eben auch das Kinn ein wenig geneigt wurde: Nichts blieb den beiden Patriziern verborgen. Ihre Körpersprache war deutlich informativer als alles, was über ihre Lippen kam. Ihre Worte schienen mehr eine begleitende Unterstreichung dessen zu sein, was sie ohnehin bereits ausgetauscht hatten… als müsste man der Umwelt den aktuellen Stand der Dinge vermitteln.


    Romantische Träumereien waren dem Aurelier nicht fremd. Er schätzte sie, vor allem in der Literatur, doch er wusste auch, dass die Realität meistens anders aussah. Hochzeiten, vor allem unter Patriziern, basierten oft auf politischen Abwägungen, die die Machterweiterung oder –sicherung der entsprechenden gentes zum Ziel hatten. Natürlich spielte auch die Liebe eine Rolle und mehr als nur ein Ehepaar fand sich dann doch trotz mehr oder weniger arrangierter Hochzeit als liebendes Paar in den Armen wieder – die Romantik hatte anfangs allerdings nicht viel zu sagen.


    Er hätte den wachsenden Aufruhr registrieren müssen, Lucius hätte es tun müssen. Er war zwar noch jung, aber nicht dumm. Er hätte bemerken müssen, dass sich sein dominus in einer Gefahrenzone befand, er hätte ihn warnen müssen… oder… versuchte er es? Die Worte der Claudia nahmen Pegasus völlig in seinen Bann. Hatte er Warnungen seines Sklaven überhört und verdrängt, genauso wie den Aufruhr selbst? Doch waren ihre Worte so… wohltuend, betörend, faszinierend. Er konnte gar nicht anders! So wäre das kommende wohlmöglich nicht passiert…


    Völlig überraschend wurde Claudia gestoßen und aus ihrer ‚Traumwelt’ gerissen, genauso wie Pegasus. Der Hüne von einem Germanen hatte sich anscheinend – erwartungsgemäß – nicht mehr unter Kontrolle und so torkelte die Patrizierin nach dessen Stoß nach rechts – seinem rechts – weg vom Aurelier. Sie war ihm Begriff zu fallen und streckte ihre Hand in seine Richtung. Ohne groß darüber nachzudenken - bei einer Plebejerin hätte er wohl erst einmal inne gehalten – ergriff er ihre Hand, trat mit seinem linken Fuß einen Schritt vor und fuhr mit einer halben Körperdrehung seinen Arm unter ihre Hüfte…
    Eine prekäre Situation: Noch vor wenigen Minuten machte er sich Gedanken um die Wahrung des Anstands und plötzlich fand er sich in einer dilemmatischen Situation wieder. Er hätte sie nicht einfach fallen lassen können, dass er sie nun aber unerlaubt berührte und dann auch noch auf seine solch intime Art und Weise, war dagegen völlig unsittlich. Er hoffte die richtige Entscheidung getroffen zu haben.


    Gar nicht wirklich darauf vorbereitet, Livilla halten zu müssen, zog sie ihn noch ein Stück gen Boden. Bevor einer von beiden in eine – zumindest körperlich – unangenehme Position kam, hatte er allerdings einen festen Stand. “Ist Dir… etwas passiert… Claudia?“, fragte er, wohlwissend, dass ihm die Situation nicht so unangenehm war, wie sie es sein sollte. Er leistete sich gerade einen sittlichen Fehltritt erster Klasse - auch, wenn er gar keine andere Wahl hatte. Diese Nähe zu ihr... sie lag wortwörtlich in seinen Armen... war allerdings unwiderstehlich! Livilla hatte das gute Recht, ihm eine Ohrfeige zu verpassen und erhobenen Hauptes den Platz zu verlassen und das wären nur die unmittelbaren konsequenzen gewesen... Seine Mimik spiegelte genau das wieder: Einerseits irritiert, noch immer geschockt, blieb er selbstsicher. Ein aufrichtig besorgtes Lächeln zeigte sich.

  • Einen beängstigenden Moment lang stellte Livilla sich auf den harten Boden ein, der auf ihren zarten Patrizier-Po wartete, um diesen mit einem blauen Fleck zu 'zieren'. Dann allerdings hatte sie mit ihrem Griff tatsächlich Erfolg und aus dem Schock und der Angst heraus schloss sie ihre Finger fest um seine Hand. Dann spürte sie einen leichten Ruck und so langsam ihr Fall in ihrem Kopf angedauert hat, so schnell fand sie sich nun an seinen Leib gepresst wieder. Sie hatte erschrocken aufgekeucht, als sich ihre Erwartung mit dem Aufprall nicht erfüllte. Erst nach ein paar verstrichenen Sekunden realisierte, dass ihr Schürfwunden erspart bleiben würde. Dann dauerte es einen weiteren Sekundenbruchteil, bis sie bemerkte, dass sie sich in seinen Armen wiederfand. Ihre Beine hingen noch eher schlaff an ihrem Leib herunter, sodass ihr ganzes, glücklicherweise wirklich eher geringes Gewicht ihm zur Last fiel. Dann allerdings fasste sie sich wieder ein Stück weit und sie gebrauchte ihre Beine wieder zu seiner Arm- und ihrer Bauchentlastung. Etwas wacklig stand sie noch immer da. Da erkundigte er sich mit seiner männlichen Stimme nach ihr. Selbst mit verschlossenen Augen hätte sie diese sofort wiedererkannt. Mit leiser, zu ihrem Entsetzen etwas zittriger Stimme, die sie rasch durch ein Räuspern auf eine halbwegs normale Lautstärke brachte, erwiederte sie:
    "Ja, ja alles in Ordnung." Auch wenn sie nun wieder selbst stehen konnte, beschämenderweise gestand sie sich ein, dass ihr diese Situation nicht gerade missfiel, die sie in ihrem gesamten Leben noch nicht erlebt hatte und sicher allzu schnell auch nicht wieder erleben würde, wenn sie nicht nochmal absichtlich in seiner Gegenwart stolperte. Es war schön in seinen Armen zu sein, es gefiel ihr, auf eine andere Weise den Schutz zu erhalten, den sie sonst eher aus familiären Armen durch Vater und Schwester erhalten hatte. Es war ein Gefühl von unendlicher Sicherheit, könnte sie doch nur hier bleiben ohne sich etwas zu Schulden kommen zu lassen. Bei diesem Gedanken allerdings wurde sie schlagartig wieder ernüchtert. Mit einer raschen, erschrockenen Geste löste sie sich aus seinem Griff. Was war ihm eigentlich eingefallen? Was war ihr eingefallen diese Nähe auch noch zu genießen? Aber vor Allem, was war ihm eingefallen sie soweit zu bringen, seine Nähe auf eine solch intensive Art zu genießen? Sie bemerkte dass sie ihn aus beinahe rehartig scheuen Augen anblickte, dann räusperte sie sich vermerklich ein zweites Mal und strich die Falten ihrer Kleidung und sprach:
    "Ich hoffe du erwartest nun Dank... Äh nicht, also keinen Dank, ach..." Sie spürte wie sich rote Flecken auf ihren Wangen bildeten. Sie waren eine Mischung aus Verlegenheit und Zorn. Zorn allerdings aus dem Grunde, dass ihre Nervosität und Verlegenheit so offen auf dem Silbertablett vor ihm lag. Sie hasste es abgrundtief wenn jemand eine Schwäche so eindeutig zu sehen bekam. Das war ihr selbst im tiefsten Familienkreis noch unangenehm. Geduldet, aber wahnsinnig unangenehm. Fahrig strich sie sich mit gespreizte Fingern durch das Haar und starrte zu ihren Sklaven. Sie schien sich allmählich wieder ein wenig zu fassen.
    "Faules Pack, könnt ihr nicht aufpassen? Wozu kriegt ihr überhaupt was zu essen? Verfaulte Hundeknochen sind zu gut für euch dreckiges Pack." zischte sie den beiden aufgebracht zu, völlig gleichgültig ob des Umstandes, dass Aurelius dies beobachtete. Er würde vermutlich durchaus verstehen, dass sie den Sklaven zürnte. Sie waren als ihre Wächter dabei und hatten diese Situation nicht abwenden können. Natürlich nur die des Anrempelns, nicht die der Nähe, die hatte sie gar nicht abgewendet haben wollen... Ach, schoss es ihr durch den Kopf, du doofe Kuh, reiß dich zusammen. Auch das solltest du nicht gewollt haben. Dann erst wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Aurelier erneut zu, ihr Teint hatte sich wieder etwas normalisiert, nur ihr Haar wirkte noch minimal zerzaust. Und ihr Atem ging schneller, aber ansonsten war der äußere Eindruck wieder hergestellt. Was sollte sie nun ihm sagen? Sollte sie sich entschuldigen? War es ihm unangenehm gewesen? War es ihr überhaupt unangenehm gewesen? Was dachte er gerade? Sie wollte weg vom Marktplatz... Es schienen ihr mit einem Schlag viel zu viele Menschen da zu sein..

  • Bei Fortuna und Venus! Nur dieser kurze Moment, als ihr schlanker Körper fast regungslos in seinen Armen lag und ihre leicht zittrige Stimme sich erhob, nur dieser winzige Augenblick war es wert, die beschwerliche Reise von Capua aus angetreten zu sein, sich dem Getümmel der Stadt und dem Gestank des Marktes zu stellen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie sich wieder aus seinen Armen löste und doch war es viel zu schnell vorbei. Er konnte und wollte die römischen Tugenden in Perfektion ausüben, doch gerade jetzt hatte er deutliche Schwierigkeiten… oh, wie musste er sich beherrschen: Ein innerer Kampf zwischen Ehrgefühl und Lust bahnte sich an, doch noch ehe dieser ausgetragen wurde, fing sich die Claudia wieder. Es war alles in Ordnung… natürlich war alles in Ordnung, er hatte sie aufgefangen, vor einem Sturz bewahrt, beinahe das Leben gerettet! Sein Puls schoss in die Höhe. Was sollte er tun?


    Langsam half er ihr hoch, sodass sie wieder ein wenig mehr Kontrolle über ihren Körper erhielt. Ihm machte ihre Situation des „ausgeliefert seins“ keine Probleme. Im Gegenteil: Er genoss es, er hätte ewig weitermachen können, doch er war sich nicht sicher, was sie davon hielt. Noch immer schaute der Aurelier sie besorgt an, noch immer hielt er sie in den Armen. Er wirkte ruhig, seriös – eben wie jene Helden, von den die alten Mythen berichteten, doch innerlich tobte ein Orkan, er war aufgewühlt, ratlos und hegte unheilvolle Gedanken: Zwar machte Livilla nicht den Eindruck, dass ihr die Situation… unangenehm war, doch wollte er sich in der aktuellen Lage nur ungern auf sein Urteilsvermögen verlassen. Letztendlich war es auch möglich, dass ihn die Konsequenzen seines Handelns erst sehr viel später treffen würden. Die Claudier waren eine bedeutende gens mit namhaften und einflussreichen Familienmitgliedern. Das schlimmste war jedoch Livilla selbst: Würde er sie denn noch einmal wiedersehen können?


    “Fortuna sei Dank!”, meinte er erleichtert, obwohl ihm nicht so zumute war und als könnte er in die Zukunft schauen, riss sich die Patrizierin wieder aus seinem Griff, die Berührung war beendet. Was würde nun geschehen? Wie würde sie reagieren? Beruhig dich, Paullus, beruhig dich! wiederholte er den Gedanken immer und immer wieder, doch der hämmernde Puls legte sich nur langsam. Eingehend beobachtete er sie und hoffte, dass ihr Anblick ihn wieder zur Besinnung bringen würde, wie er das während dieser Begegnung schon so oft getan hatte. Er hoffte auf ein gutes Zeichen…


    … und rechntete ihren Versprecher zu ihnen. Röte stieg in ihr auf, welche sich durch ihre vornehme, patrizische Blässe unheimlich schnell und intensiv bemerkbar machte. Sein Kopf glühte ebenfalls, doch war sein Teint bei weitem nicht so hell und es fiel nicht so schnell auf… vor allem wohl ihr nicht, wie er hoffte. Pegasus wusste nicht so recht, was er vermitteln sollte und hätte er dies gewusst, wäre er damit ziemlich überfordert gewesen. Die beherrschte Körperkontrolle suchte er vergebens wiederherzustellen und so war ihm deutlich anzusehen, dass ihm die körperliche Trennung von ihr missfiel. Er fürchtete sich, dass sie daraus Lüsternheit lesen und daraufhin Hals über Kopf fliehen würde, allerdings schien auch sie nicht ganz bei der Sache zu sein.
    Pegasus hielt es allerdings unklug, in der jetztigen Situation auf ihren sprachlichen Fehltritt einzugehen, daraus einen Scherz zu machen... auf die Aussage überhaupt einzugehen. Eine solch stolzen Person musste er nun mit Samthandschuhen anfassen. Das bewies ihr Ausbruch gegenüber den Sklaven, der ihn völlig aus seiner hysterischen Gedankenwelt riss. Sein Puls verlangsamte sich – war aber noch immer schnell - sein Blick schärfte sich wieder. Ob er sich jetzt auf sein Urteilsvermögen verlassen konnte, wusste er allerdings nicht. Bei den Göttern… könnte er diesen Augenblick nicht noch einmal erleben? Er müsste diesen Germanen kaufen, der ihm einen solch schönen Moment beschert hatte.


    “Bist Du sicher, dass… alles in Ordnung ist?“, fragte er vorsichtshalber noch einmal nach. Sein Blick verriet ehrliche Besorgnis… er wollte Informationen, er wollte eine Rückmeldung, aber seine Frage bezog sich nicht zwangsläufig auf ihre körperliche Verfassung. “Soll ich Dich nicht lieber nach Hause begleiten?“. Er hatte die Worte nicht einmal fertig ausgesprochen, als eine innere Stimme ein lautes ‚NEEEIN’ rief. Verdammt! Was hatte er sich denn nun dabei gedacht… wie würde das denn nun wirken…? 'Auf dem Marktplatz sind schließlich zu viele Zuschauer, verlagern wir den Ort des Geschehens einfach!'? Wie dämlich...

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