Als Aurianna die Erschütterung und dem Schmerz in den Augen ihres neuen Herrn bemerkte, wurde ihr Herz ganz schwer und ihre Zunge taub- was sollte sie denn jetzt nur sagen?
Ihr tat es weh zu sehen, dass ihr Herr mit den Tränen kämpfte. Hatte es einen Zusammenhang mit dem, was er, keinen Augenblick her, monoton zu ihr gesagt hatte? Sie überlegte, suchte fiberhaft nach einer Möglichkeit, den gebrochenen Mann wieder aufzuheitern.
Als er schließlich leicht zusammengesunken stehenblieb, fasste sie Mut und atmete tief durch, griff ihm unter die Arme und führte ihn weiter die ihr fremde Gasse entlang, den Weg, den er eingeschlagen war.
Währenddessen suchte sie weiterhin in ihrem Kopf nach etwas aufmunterndem..
Ihren Bruder hatte sie immer beruhigen können, indem sie ihm etwas Schönes sang, doch wusste sie nicht, was für eine Wirkung das auf ihren armen Herrn machen würde und so ließ sie das lieber.
Doch was gab es denn noch, um Traurigkeit zu heilen? Sie sah sich um und entdeckte eine Bank im Schatten einer gigantischen Säule, die oben spitz zulief und mit seltsamen Schriftzeichen und Bildern versehen war.
Leicht versuchte sie den Kurs zu ändern und steuerte, immernoch mit dem kraftlosen Herren an ihrem Arm auf die Bank zu und half ihm vorsichtig, sich zu setzen.
Sie betrachtete kurz ein paar Bilder der Säule.. da kam ihr ein Märchen, eine Sage aus dem Erzählschatz eines fahrenden Musikers in den Sinn, eines der ersten Lieder, die sie auf Lateinisch gelernt hatte.
Sie setzte sich so neben den Mann, damit er ihre Stimme hören konnte und begann ein lateinisches Lied zu singen, das von großen Menschen in sonderbaren Gewändern und tierförmigen Masken erzählte, von Liebe und Familientragödie, alten Königen, die nach ihrem Tod mehr verehrt wurden, als vor ihm. Die Bilder in der Steinsäule halfen ihr dabei, das Lied zum ersten Mal richtig zu verstehen- Es schien fast so, als wäre das Lied auf diese Säule komponiert worden.