Beiträge von Quintus Claudius Iavolenus

    "Einverstanden.", sagte Iavolenus. "Wir sehen uns dann!" In einem Monat! Ob er das hinkriegen würde? Hoffentlich... Aber das war ja jetzt auch egal. Am besten legte er sich erstmal schlafen, um all den Stress zu vergessen. Ja, das war eine gute Idee! Nachdem sein Onkel wieder in sein Arbeitszimmer gegangen war, machte er sich auf den Weg in sein Cubiculum.

    "Ich werde ihr deine Grüße ausrichten.", versicherte Iavolenus seinem Onkel. Hoffentlich vergaß er das nicht! "Das ist eine gute Idee! Ich muss mich wirklich erstmal ausruhen. Du weißt ja, diese Schiffsreisen sind kaum auszuhalten. Nun, es hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein... Wenn du meinen Bruder siehst, und falls ich ihn bis dahin noch nicht sprechen konnte, könntest du ihm dann ausrichten, dass ich wieder hier bin und ihn gerne sehen würde?", fragte er noch.

    Bevor Iavolenus etwas sagen konnte, kam auch schon der Sekretär von seinem Onkel an. Komisch: Irgendetwas sagte ihm, dass dieser Sklave sein Desinteresse bemerkt hatte. Hoffentlich erzählte er seinem Herrn nichts davon! Als er gegangen war, setzte Iavolenus das Gespräch fort und versuchte dabei, noch überzeugender als zuvor zu wirken: "In einem Monat?" In so wenig Zeit? Egal, irgendwie würde er das schon hinkriegen! "Wenn du dir die Mühe machen willst... Also, dagegen hab ich natürlich nichts, aber das ist auch nicht notwendig...", versuchte er (bestimmt ohne Erfolg) seinen Onkel von seinem Vorhaben abzubringen. Von den Septemviri hatte Menecrates auch nicht so viel Ahnung, was aber für Iavolenus ganz verständlich war. Mit all den Kollegien der Stadt war es da schließlich etwas unübersichtlich. "Flavius Piso? Gut, ich such den dann mal auf." Hoffentlich war der leicht zu überzeugen. "Apropos Flavius, ist meine Schwester Catilina nicht mit einem Flavier verheiratet? Dann könnte ich ihr ja gleich einen Besuch abstatten..."

    Am Domus Annea angekommen ließ Iavolenus einen Sklaven anklopfen.
    Anders als bei anderen Besuchen, um Vereinen beizutreten, lag dieser Besuch ganz in seinem Interesse. Er war schon lange ein Anhänger der Factio Albata gewesen und, während er sich in Athen aufhielt, war er jedesmal nach einem Rennen gespannt auf dessen Ergebnisse gewesen. Natürlich hatte er seinem Onkel Menecrates nicht gesagt, dass er zum Spaß kam, sondern dass das Eintreten in eine Factio ein wichtiger Bestandteil des Politische-Kontakte-Knüpfen war. Was ja eigentlich auch stimmte, nur war dies Iavolenus egal...

    Anscheinend musste sich Iavolenus doch etwas mehr als erwartet anstrengen. "Da hast du natürlich recht. Wir haben unserer Gens Ruhm und Ehre zu bringen!" Am besten fügte er noch hinzu: "Ich hatte selbstverständlich nicht vor, mich in der Villa auszuruhen und nichts zu machen." Gut lügen konnte er ja. War ja eine lebensnotwendige Eigenschaft für jemanden wie ihn. "Ich habe vor, Septemvir zu werden. Weißt du, wer der jetzige Magister von dem Collegium ist? Was meinst du: sollte ich mir erstmal Kontakte aus den Reihen des Collegiums knüpfen bevor ich den Magister spreche, damit die mich auch kooptieren?", fragte er seinen Onkel, der ja bestimmt schon viel Erfahrung in solchen Sachen hatte.

    "Oh, da freu ich mich aber für ihn!", sagte Iavolenus. Erfolgreich in der Politik gestartet und bald verheiratet. Das hatte sein Bruder aber gut hinbekommen. "Meine Pläne? Äh..." Was sollter er denn jetzt seinem Onkel erzählen? Wohl kaum die Wahrheit, also dass er sich kein bisschen für Politik interessierte. Nein, natürlich nicht, denn dann würde bestimmt der Rausschmiss aus der Familie folgen. "Also, ich hatte mir überlegt, zuerst Kontakte zu knüpfen und mich etwas in der Gesellschaft einzuleben. Du weißt ja: Patron suchen, ein paar Vereinen beitreten..." Hoffentlich würde das auch lange dauern. "Später würde ich dann gerne auch meine politische Karriere starten.", log er. Vielleicht würde Iavolenus ja vor dem entscheidenden Moment Rom wegen einer wichtigen und dringenden Angelegenheit verlassen. Aber er beschäftigte sich lieber nicht mit unangenehmen Gedanken über die Zukunft... Er hörte dann wie Menecrates einen nicht-römischen Namen aussprach und drehte sich um. Er sah die Sklavin, die sein Cubiculum vorbereiten sollte und anscheinend war sie damit schon fertig. Dann sah er seinen Onkel an, was der wohl antworten würde?

    "Nicht verdünnt.", beantwortete Iavolenus, der dankbar war, dass ihm der Wein bekam, die Frage seines Onkels bezüglich dem Wein. "Wir hatten über deine Kandidatur geredet.", erinnerte er ihn. Zum Aedilat also, war ja ein teures Amt. Aber Geld hatte sein Onkel ja bestimmt genug! "Ich bin mir sicher, dass der Senat dir das nötige Vertrauen schenkt.", versicherte Iavolenus ihm. Wie immer betrachtete er die ganze Sache optimistisch. "Und wie geht es meinem Bruder? Er ist doch anwesend, oder? Ich hab jedenfalls auch ihm meine Ankunft durch einen Brief angekündigt... Ist er jetzt nicht auch in der Politik?" Briefe hatte er mit seinem Bruder ja eigentlich garnicht ausgetauscht, von daher wusste er nur wenig über seine derzeitigen Beschäftigungen.

    Ob der Wein verdünnt war oder nicht und ob er besser war als der vom Schiff oder nicht, konnte man am besten rausfinden, indem man ihn selber probierte. Also trank er einen großen Schluck und wollte seinem Onkel gerade seine neuen Erkenntnisse mitteilen, als die Sache mit den Sklaven angesprochen wurde. "Ah ja, das sind meine!", sagte er. Dann wartete er auf die Antwort der Sklavin, die im Atrium erschienen war. Schließlich musste er wissen, wo seine Sklaven waren.

    "Ja, da hast du natürlich recht.", gab Iavolenus zu. "Wenn die Götter dazu geholfen haben, sollte ich Merkur vielleicht ein kleines Opfer darbringen. Natürlich für den Brief, nicht für den Sklaven." So, jetzt war dieses Thema hoffentlich beendet. Wein? Bäh! Schon vom Namen wurde ihm übel. Aber wie gesagt, vielleicht war der Wein, der hier getrunken wurde, besser als der billige vom Schiff. Ablehnen konnte Iavolenus aber auf jeden Fall nicht, er musste sich als guter Gast ja benehmen. "Etwas essen? Nein, danke. Mir geht es gut, ich bin nur etwas müde."

    Mist! Hätte Iavolenus doch bloß seine Klappe gehalten! Jetzt musste er das schnell wieder hinkriegen. "Nun, ich hielt ihn für einen unzuverlässigen Sklaven, obwohl mein Freund das Gegenteil behauptet hat. Ich hab dann beschlossen ihm zu trauen. Und anscheinend hat er recht gehabt. Du weißt, ich bin ziemlich schlecht darin Personen einzuschätzen..." Vielleicht sollte Iavolenus Menecrates mit Onkel anreden. Das würde ihn bestimmt besänftigen. "Aber Onkel, das ist doch verständlich. Wir haben ja kaum Briefe ausgetauscht.", sagte er daher und schüttelte seinem Onkel die Hand. "Außerdem ist mir eh nicht viel widerfahren. Nur mein Studium, du weißt ja wie das ist, und ein paar freizeitliche Aktivitäten." Er lächelte. "Und zu welchem Amt kandidierst du?"

    Iavolenus schrak aus seinen Gedanken, die immer noch beim Wein gewesen waren, heraus, als er plötzlich eine Stimme hört. Er blickte auf. Das war bestimmt sein Onkel Menecrates, denn sein Bruder war ja jünger. "Salve, Herius! Du hast den Brief bekommen? Hätte ich jetzt nicht gedacht, hab ihn nämlich einem eher unzuverlässigen Sklaven, der einem Freund gehört, mitgegeben.", erklärte er. Iavolenus sah seinen Onkel an, der nachzudenken schien. Er hatte sich verändert, oder das glaubte er jedenfalls. Auf jeden Fall hatte Menecrates graue Haare bekommen, das stand fest. Was sein Onkel jetzt sagte, überraschte Iavolenus. "Echt? Mein Großonkel Lucius... War das nicht der, der von so einem Aelier adoptiert wurde?" Das war eine gute Gelegenheit gewesen zu zeigen, dass er sich mit der Familiengeschichte beschäftigt hatte. "Und wie geht es euch so? Ich habe gehört, du willst demnächst kandidieren, stimmt das?", fuhr Iavolenus fort, um ein wenig Smalltalk anzufangen.

    "Äh, ja... danke.", sagte Iavolenus zur Sklavin, nachdem er ihr ins Atrium gefolgt war. Seine Sklaven hatte er draußen warten lassen. Auf die Frage eines anderen Sklaven, ob er Wein wolle, antwortete er: "Lieber keinen Wein, danke. Kannst du mir stattdessen einen Becher Wasser geben?" Normalerweise hätte er natürlich sofort zugestimmt, aber dieses Getränk würde ihn bestimmt an diese unerträglichen Tage auf dem Schiff erinnern. Aber vielleicht war ja der Wein, der hier getrunken wurde, besser als dieses Billigzeug vom Schiff. Aber das konnte er ja nacher untersuchen, jetzt durfte er kein Risiko eingehen sich zu übergeben. Was würde sonst der Hausherr, der ja gleich kommen würde, sagen?

    Die Tür wurde geöffnet. Iavolenus Sklave sprach: "Mein Herr, Quintus Claudius Iavolenus, wünscht seinen Onkel Herius Claudius Menecrates und seinen Bruder Quintus Claudius Lepidus zu sprechen." Dass andere für ihn redeten ärgerte Iavolenus zwar meistens, doch war es jetzt eigentlich ganz gut. Er hätte sich bestimmt eh nur verplappert, obwohl er am Vorabend nochmal gründlich den Stammbaum studiert hatte. Außerdem befanden es seine Verwandten ja als edel, wenn ein Sklave für sie antwortete. Iavolenus hielt das für reinen Unsinn. Aber egal, es war ja nicht so schlimm, sogar gut. Außerdem hatte er auch kein Interesse daran mit einer Sklavin zu reden. Er sah sich seine Fingernägel an und tat uninteressiert. Jedenfalls sollte es nur so aussehen, dass er nur so tat, uninteressiert war er nämlich wirklich ;)

    Quintus Claudius Iavolenus stand vor der Porta der Villa Claudia. Er fühlte sich schlecht: Während der Schiffsreise von Athen nach Ostia hatte er eine schlechte Erfahrung gemacht. Er hatte eine Kombination ausprobiert, die ihm irgendwie nicht bekommen war: Wein + Schwindel. Er war seekrank geworden, hatte aber trotzdem weitergetrunken. Nun, das Ergebnis war schrecklich gewesen. Zum Glück hatte er aber noch in Ostia eine Nacht Pause gemacht, sonst hätte er sich in seinem damaligen Zustand vor seiner Familie präsentieren müssen. Jetzt ging es ihm natürlich etwas besser und er sah auch besser aus, was einem Besuch der Thermen von Ostia zu verdanken war, denn nach ca. einer Woche auf einem Schiff war sein Aussehen natürlich schlimm gewesen.
    Und jetzt stand er hier, vor dem Anwesen seiner Gens. Er gab einem seiner Sklaven ein Zeichen, dieser klopfte daraufhin an.




    Ad
    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma


    Salve Menecrates,


    ich schreibe dir, um meine Ankunft anzukündigen. Ich werde vermutlich in ein bis zwei Wochen in Rom eintreffen. Ich hoffe, dir passt diese Zeitspanne.


    Vale!



    Quintus Claudius Iavolenus







    Ad
    Quintus Claudius Lepidus
    Villa Claudia
    Roma


    Salve Lepidus,


    ich schreibe dir, Bruder, um meine Ankunft in ein bis zwei Wochen anzukündigen. Ich hoffe, dir passt dieser Zeitraum.


    Vale!



    Quintus Claudius Iavolenus