Beiträge von Gytha

    Gytha hatte sich zu Tarasios gesetzt und betrachtete die Blumen, wie aufgefordert. Es warn sonderbare Blumen, einige nannten sie Sonnenblumen weil sie so aussahen wie die Sonne, andere hatte Gytha von der Götterblume etwas sagen gehört, doch wuste sie nicht genau ob das genau die Blume war, die die Menschen gemeint hatte.
    >Götterblume hab ich gehört, das die Götterblume soll sein. Andere sagen, es sei Sonnenblume. Ich denke, es ist Sonnenblume. Sieht aus wie Stern aus Erzählungen<, sagte sie und lächelte breit. Sie fing wieder an zu träumen, doch das wollte sie nicht. Sie musste ganz plötzlich an ihre Eltern denken. >Mama hat Blume gemocht. Sie immer hat betrachtet und gemeint, Blume sei besonderes Zeichen. Ich sie vermisse ganz schön, Tarasios.< Und zum ersten Mal stand die Kriegerin den Tränen so nahe wie noch nie.

    Gytha sah zu Tarasios auf, der sie anzustarren schien- oder war das eigentlich kein beabsichtigter Blick?
    Gytha dachte kurze Zeit wieder über ihr ehemaliges Leben nach und über das, was gerade erst begonnen hatte. Plötzlich landete der kleine Vogel auf den Fliesen. Gytha war nicht drauf vorbereitet und erschreckte sich ein wenig. Sie zuckte zusammen.
    >Huch! Der niedlich aber ist!< Sie musste lachen da der Vogel sich so putzig benahm. Gytha fiel etwas auf. >Heißt es der niedlich aber ist oder der ist aber niedlich?< Sie blickte Tarasios mit ernster, fragender Miene an.

    Gytha drehte sich zu Tarasios hin, lächelte ihn freundlich an und nickte. >Gerne. Ich gespannt bin<, freute sie sich, vielleicht schon ein wenig zu sehr. Es war eine für sie schwierige Sprache, aber immerhin konnte sie schon ein wenig sprechen und das meiste verstehen, was gesagt wurde. >In Ordnung. Ich kommen gleich mit.<


    Gytha blickte Aviana an. Als diese anfing zu lächeln, deutete Gytha es als ein Zeichen dafür, das alles eigentlich relativ in Ordnung war. Jedoch ließ die nervöse Stimmung nicht nach und Gytha wurde innerlich ebenfalls etwas unruhig. Trotzdem registrierte sie Avianas Worte und den scheinbar müden Gesichtsausdruck, der kurz auf dem Gesicht von Aviana zu sehen war. >Ich verstehe. Du dich ausruhen musst.< Etwas besorgt blickte sie ihre Herrin an. Doch dann sagte sie sich, das so eine junge Frau wie Aviana das Ganze wohl berstehen würde und wurde wieder etwas ruhiger, als sie sich selbst etwas beruhigt hatte. Ihre eigenen Züge glätteten sich wieder.
    Nach dem der letzte Satz von Aviana gesprochen war, nickte Gytha dankend und sagte: >Danke, Herrin.< Dann folgte sie Tarasios und setzte sich ihm gegenüber.
    >Wo wir anfangen?<

    Gytha stand vor dem Tarasios und Aviana und blickte beide aufmerksam an. Etwas schien in der Luft zu liegen. Was war es? Gytha kannte diese Spannung, doch war es für sie nicht unangenehm. Sie schaute näher hin und erst mit dem zweiten oder dritten Blick bemerkte sie, wie nervös Aviana war. Diese schaute sich überall um und blicke Tarasios und Gytha ab und zu an. Wurde Aviana etwa lecht rötlich als sie den Blicken des Sklaven begegnete?
    Gytha hörte die Worte ihrer Herrin. Sie sog die Worte in sich auf wie ein trockener Schwamm der ins Wasser gelegt wurde, betrachtete die beiden eingehend und filterte einzelne Informationen, die die beiden Personen, die vor ihr standen, aus der Körperhaltung, den Gesten, der Mimik und der Tonlage heraus. Später, das nahm Gytha sich vor, fragte sie ihre Herrin nach ihrem Befinden. Etwas schien ganz und gar nicht zu stimmen. Nur was war es?
    >Ja, Domina<, sagte Gytha und beugte leicht den Kopf zu einer Verneigung als Aviana zu Ende gesprochen hatte.
    Dann wandte sich Gytha an Tarasios. >Ich werde bemühen, Unterricht deinem zu folgen. Wann beginnen wir, Tarasios?< Sie blickte noch einmal Aviana an und zwang sie fast schon, in ihre Augen zu schauen. Sie entdeckte in den Augen ihrer Domina ein Funkeln und zugleich auch Angst. Ohne sich noch weiter halten zu können rutschte ihr heraus: >Herrin, wie es dir geht? Du nicht gut aussiehst.< Schon im nächsten Augenblick schalt sie sich ein wenig deswegen. Aber war sie nicht Avianas Leibwächterin? Was würde sie für eine Leibwächterin sein, wenn sie nicht fragte?

    Gytha wurde zum Peristylium gerufen. Aviana selbst hatte sie hierhin beordert. Ob Gytha wohl das Peristylium fand?
    Das würde sie schon noch heraus finden, schlimmsten falls fragte sie die Sklaven, die hin und her liefen. Neugierig sah sie sich um und versuchte, sich die Räume zu merken. Sie fand -Himmel sei Dank- zurück zum Peristylium und sah dort auch schon Aviana stehen und einen weiteren Sklaven.


    >Ja, Domina. Du nach mir geschickt. Was möchtest du<, fragte Gytha mit einem misstrauischen Blick auf den Sklaven. Nervös schwitzen ihre Hände, aber das war fast schon sowas wie normal bei Gytha. Inzwischen hatte sie sich an diese nervösen Situationen gewöhnt.
    Wer war der Sklave und was wollte Aviana mit ihm und mit ihr, Gytha, anfangen? Die Britin war gespannt.

    Gytha war sich nun ganz sicher: Sie würde es schaffen! Der Vater von Aviana schien desto trotz ein netter Mann zu sein. >Das habe ich noch nie so erlebt. Aber ich kenne ihn auch lernen? Ich bin neugierig<, platze sie heraus und freute sich. Endlich waren alle Fesseln gelöst. Sie konnte sich frei fühlen, das gaben ihr die Worte von Chrysea zu verstehen, sie war zwar immernoch Sklavin, aber keine die man hier schlagen oder treten oder gar noch schlimmeres mit ihr machen würde. >Gut, ich versuchen. Ich wollen lernen wie ihr hier lebt. Das ist alles interessant, ich sehr gespannt. Schneiden, Fleisch, ja? Klasse, wenn ich nicht können schneiden, hilfst du mir. Verstanden. Nicht gleich los machen sondern vorher fragen, oder? Ich sehr aufgeregt< strahlte sie und versuchte, den plötzlichen Anflug von Eifer und Neugierde zu überspielen. >Wo befinden sich die Toiletten, Chrysea?< Ihr fiel ein, dass sie doch ein WC brauchte und blickte bei dieser Frage über ihre Schulter nach hinten.
    So langsam aber sicher wurde ihr kalt. Sie verschränkte die Arme ein wenig, guckte an sich herunter, fand das sie sauber war und versuchte aufzustehen. Es war nicht allzu leicht, sie rutschte ein paar Mal weg bevor sie richtigen Halt fand, stütze sich mit den Händen am Rand ab und erhob sich schließlich. Ohne die vielen, langen Haare... das war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Gytha streckte den einen Arm nach hinten und betastete das Ergebnis des Haare schneidens. Jetzt waren die Haare nicht mehr so knotig, der Dreck war größten Teils weg, doch als sie noch ein wenig Dreck entdeckte, kniete sie sich hin und beugte sich ein wenig nach vorne, um in dem Zuber ihre Haare ein wenig waschen zu können.

    Gytha blickte verwundert, als Chrysea sagte, das alleine Aviana die Fäden in den Händen hielt. Zu spät wurde ihr bewusst, dass die Überraschung auf ihrem Gesicht überdeutlich zu sein schien. >Keine Männer, die leiten die Familie<, fragte sie überrascht und dabei so schnell, das sie selbst erst die Worte hörte, als es schon zu spät war um sie wieder zurück zu nehmen und herunter schlucken zu können. Sie lief rot an, doch dann wurde ihr wieder bewusst, wo sie nun gerade war und lächelte schüchtern. >Entschudigung wegen Neugierde. Ich kenne nicht all das hier wie ihr lebt<, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Musste sie sich rechtfertigen, fragte sie sich im nächsten Augenblick.
    Als Chrysea etwas von Arbeiten erwähnte, flammte in Gytha unerwartet Hoffnung und Freude auf. Tatsächlich schien das hier um einiges besser zu sein als alles andere, was sie bisher außer in ihrem Elternhaus, erlebte hatte. Sie strahlte regelrecht bei den Worten der Mitsklavin. >Küche? Fleisch schneiden?< Plötzlich entglitten ihr die Gesichtszüge und es war ihr unangenehm, Chrysea weiter anzuschauen. Leise flüsterte sie >Ich weiß nicht mehr, wie es ist zu kochen und zu backen, Chrysea. Ich alles vergessen<, flüsterte sie leise. All das, was ihr bei ihrem früheren Herren eingeprügelt worden war, hatte sie tatsächlich vergessen. Denn jeder hatte ihr etwas anderes gesagt und sobald sie in der Küche stand, war sie mit den Aufgaben überfordert gewesen. Nun, nach langer Gefangenschaft in brutalen Händen, wusste sie nur noch, wie man sich verteidigte, kämpfte, andere beschützte und ungesehen durch die Gegend schleichen konnte. Vorsichtig blickte sie beschämt wieder Chrysea an und wurde rot. >Ist... ist das sch-schlimm<, stotterte sie und hatte plötzlich wieder Angst, geschlagen zu werden. Werde ich diese Angst denn nie los, fragte sie sich und wurde innerlich wütend auf sich selber, doch ließ sie sich nichts anmerken. Das hoffte sie jeden Falls.

    Gytha verwunderte es selbst, das sie so offen gegenüber Chrysea war. Um so mehr erstaunte es sie, als diese begann die Haare abzuschneiden und es Gytha selbst nichts ausmachte. Sie hatte eher mit Widerstand im innersten ihres Ichs gerechnet, doch nichts dergleichen geschah. Sie ließ es über sich ergehen. Der Schmutz aus ihren Haare und die ganze Last, die damit verbunden waren, fiel von ihr ab wie Steine, die sich vom Felsbrocken lösten und nimmer mehr gesehen waren.
    Gytha hatte in dem Moment eine Bildliche Vorstellung von einer Made, die sich durch Essenvörräte fraß und dabei immer grlßer, gewaltiger und fetter zu werden schien und sich trotzdem nicht sattfressen konnte. Sie musste auch lachen, so heftig das ihr Körper mit auf und abwippte, da sie sich vorstelte, wie die Made anfing zu grinsen mit verschmiertem Maul. War das wirklich hier so angenehm, fragte sie sich. Na, das werde ich schon noch heraus finden, spätestens beim Bestehen meines ersten Auftrages!
    >Ein wenig<, gestand sie, als Chrysea sie nach ihren Aufgaben fragte. Doch gleich darauf sagte sie noch: >Aber ich bin nicht nur Hilfe in Küche, ich bin Leibwächterin als Hauptaufgabe!< Sie grinste, denn die Stimme von Chrysea war angenehm warm und wohlwollend und Gytha merkte so langsam, das es ihr hier viel besser gefallen würde als bei all den anderen Herren, die sie vorher gehabt hatte. >Es mir hier sehr gefällt, Chrysea. Es ist wunderschön hier, tolle wie alle sie mich behandeln. Danke für das Herzliche!< Das meinte sie aufrichtig und ehrlich.

    Gytha genoss es, endlich mal wie ein vernünftiger Mensch behandelt zu werden. >Nein, sie haben nicht behandelt wie Königin. Sie sagten zu mir ich sei Dreck und nichts wert. Schläge und Tritte waren tag täglich. Mich nie haben sie so behandelt wie du es tust. Danke<, sagte sie und Dankbarkeit schwang tatsächlich in ihrer Stimme mit. Das mit ihrer Vergangenheit ließ sie nicht erst in sich aufkommen um nicht schon wieder in eine Tagträumerei zu verfallen. Damals war sie schwach gewesen, doch heute wusste sie es besser! Und auch wenn es wehtat: Es war wundervoll! Endlich menschlich behandelt zu werden, das war ein Gefühl der Freude. Als sie gefragt wurde, ob ihre Haare abgeschnitten werden können, antwortete sie mit einem freudigem Lächeln und sie erwiderte: >Wenn es nicht geht anders, aber los doch<. Die Haare waren zwar ein Bestandteil ihrer Selbst und ihr einst wichtig gewesen, doch nun war es wichtig, am Leben zu sein. Sie schickte ein stummes Stoßgebet der Dankbarkeit gen Himmel, zu ihrer Mutter.
    Sie meckerte nicht sondern ließ alles über sich ergehen. >Ruck zuck ab damit<, murmelte sie in ihrer Muttersprache, als sie sich daran erinnerte, wie ihre Mutter ihre Haare einst abgeschnitten hatte, als sie noch ein Kind war. Sie erwischte sich selbst beim träumen und schalt sich deswegen innerlich. Sie hörte die Schere schneiden und spürte Last von ihrem Kopf fallen, als die Haare fielen.

    Gytha wartete wie geheißen auf die andere Sklavin und verabschiedete sich mit entsprechender Geste von Aviana. Als die andere Sklavin kam, war Gytha etwas überrascht. Sie hatte nicht mit einer etwas kräftigeren Frau gerechnet sondern mit einer schlanken Frau. Aber das Korpulente an Chrysea machte Gytha nichts aus, im Gegenteil: Irgendwo fand sie es schön. Es machte Chrysea aus, den Charakter, das Aussehen, so fand Gytha. >Nicht nur das Aussehen zählt, kleine Gytha<, hatte ihr Vater immer gesagt und ermahnt, man solle nicht nur das Äußere in Betracht ziehen sondern die Menschen erst kennen lernen bevor man urteilen sollte. >Siehst du, du hast auch Narben<, hatte er gesagt und auf eine längst vergangene Narbe gezeigt, die ihr Gesicht oben an der Stirn prägte. >Und trotzdem bist du hübsch<, meinte ihre Mutter lächelnd. Sie war damals auch etwas moppeliger gewesen. Als sie noch lebte.
    Das Ziehen an den Haaren ließ Gytha wieder in die Gegenwart kommen. Ihre Träumereien nahmen schon wieder Überhand und Gytha hatte gar nicht gemerkt, das Chrysea ihre Haare inspizieren wollte. Es ziepte und tat weh, doch Gytha blieb standhaft und meckerte nicht.
    Als Chrysea sie mitnahm, huschten Gythas Augen weder hin und her und konnten sich fast gar nicht satt sehen. Chrysea blieb vor dem großen Zuber stehen blieb und foderte Gytha auf, hinein zu steigen. Es breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in Gytha aus. Sie war begeistert. Endlich! Ein Bad. Wie sie das heiße Wasser vermisst hatte! Sie erschrakt ein wenig, als sie die Worte ihrer Mitsklavin hörte, sah sich vorsichtig um und entdeckte dann aber zu ihrer Erleichterung ein Grinsen auf dem Gesicht Chryseas. Sie grinste zurück.
    >Ich bin Gytha<, fiel ihr nur ein und ließ ihre Klamotten fallen. Sie stieg in den Zuber und zögerte zuerst, als sie das Wasser mit dem Fuß berührte. Es war wirklich heiß. Aber dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie stieg ganz in den Zuber, kniete sich hin und war am Ende ganz mit Beinen und bis zum Bauch im Wasser. Herrlich!
    Ob Chrysea schon einmal einen so geschundenen Körper gesehen hatte, fragte sie sich. Doch schon wenige Augenblicke später dachte sie gar nicht mehr daran sondern fing an, sich das Wasser über Arme und Oberkörper fließen zu lassen, in dem sie mit einer Hand Wasser schöpfte. >Danke<

    Gytha bemerkte das Lächeln und musste zurück lächeln. Das Lächeln war ansteckend, machte gute Laune und war aufmunternd. Gytha taute etwas weiter auf und blickte Helvetia öfter in die Augen. Sie war noch sehr schüchtern, doch das möge sich bald legen, wünschte sie sich im Innersten. Irgendwie freute es sie, dass ihre Herrin so offen mit ihr umging. Sie nickte; wissbegierig und voller Tatendrang. Dieser Tatendrang kam so plötzlich, das er Gytha erschrak und doch begeisterte. Sie wurde äußerlich wieder ruhig, gab sich gelassen und gab Helvetia mit ihrer Körpersprache zu verstehen, das sie sich selbst gut unter Kontrolle hatte, jedoch verrieten mal wieder ihre Augen sie. Diese sprühten nur so vor lauter Freude und bewegten sich schnell und gezielt im Raum hin und her. Doch stellte sie trotzdem immer wieder den Blickkontakt her. Sie nickte.
    Gytha bemerkte den Blick auf ihre Haare und ihr Lächeln entglitt ihr. Sie wurde unsicher. Doch trotzdem war das Grundvertrauen da. Deswegen lächelte sie wieder ein wenig als sie hörte, das sie nichts zu befürchten hatte. Noch mehr lächelte sie bei der Vorstellung, ihren Dienst endlich antreten zu können. Das hatte sie noch nie, noch nie war sie so wissbegierig, so neugierig, so aufgeregt gewesen in den Dienst einer Sklavin gestellt worden zu sein.
    Als Helvetia sagte, das sie ein Bad nehmen müsse, stockte sie. >Sehe ich so schlimm aus<, rutsche es ihr heraus. Schnell presste sie wieder die Lippen auf einander. Hatte sie etwas falsches gesagt?
    Doch dann wurde ihr bewusst, dass sie in einer Familie untergekommen war, die nett zu ihr war. Sie lächelte wieder. Ja, sie sah schmutzig aus, aber Helvetia wollte bestimmt nichts Böses als sie sagte, Gytha sollte baden. Die Vorstellung von einem Bad war so wundervoll und Gytha lächelte noch breiter. >Danke, Herrin, ich habe keine Fragen mehr. Doch. Eine noch. Ich nicht viele Kleider habe. Welches soll ich nach Bad anziehen?<

    Gytha erschrak. Noch nie hatte sie jemand auf diese freundliche Art und Weise angesprochen und schon gar nicht hatte sie jemand angelächelt wie diese junge Frau vor ihr. Gytha ließ sich nichts anmerken, doch selbst merkte sie, dass sie kurz versteifte. Doch diese Worte ließen in ihr ein warmes, angenehmes Gefühl emporsteigen. Wurde sie etwa rot? Das war ihr peinlich! Doch sie lächelte. Und blickte Helvetia in die Augen. >Noch nicht lange, Herrin. Kennen tue ich Rom nicht und neu hier bin. Doch versuche mich, an das Umgebung zu gewöhnen und eure Sprache erlernen.< Sie setzte sich zu ihrer Domina; sie war wachsam und ihre Augen hingen nicht mehr nur bei dem Gesicht von Helvetia, doch immer noch blickte sie oft in die Augen ihres Gegenübers. Gytha wunderte sich sehr als Helvetia anfing, über ihre Familie zu sprechen als wenn sie fast so etwas wie Freundinnen währen. Das gab ihr Zuversicht, Mut und Stärke. Sie fühlte sich nun mehr als Geborgen, fast schon in eine Art neuerer Sicherheit, eine Art Schutzfamilie. Und so wie Helvatia klang, war die Familie sehr nett, fang Gytha. Sie lächelte noch immer. Und dann musste sie unwillkürlich an ihren ehemaligen Herren denken und wurde schlagartig wieder ernst. Sie ließ den Kopf senken und knetete voller Scham und Reue ihre Hände. >Mein ehemaliger Herr tat mich schlagen. Er rief mir zu, ich soll putzen und ihm den Essen kochen. Wenn die Sklaven nicht getan, was er verlangte, wurde er wütend. Er trat und schlug uns. Davor habe ich Angst.< Bevor sie überhupt wusste, was sie dort offenbarte, waren die Worte schon aus ihrem Mund geflossen. Erschrocken zuckte sie zusammen, schnell wurde sie selbst rot vor Scham und Wut auf sich selbst. Wie konnte sie nur ihrer Herrin das erzählen, das war eine Unverschämtheit und würde bei anderen bestraft werden! Schnell biss sie sich auf die Unterlippe um noch Schlimmeres zu verhindern. Dann sagte sie schnell >Verzeih, Herrin.< Doch dann fing sie wieder leise an zu lächeln. Wenn sie schon so etwas erzählte, sogar ihrer Herrin, dann hatte ihr Gegenüber das Eis endlich komplett gebrochen.

    Gytha beugte den Kopf leicht nach unten um zu zeigen, das sie verstanden hatte. Sie selbst beobachtete vorsichtig aber nicht desinteressiert Helvetias Gesicht und senkte schnell den Blick, als ihr das zu deutlich bewusst wurde. Sie zuckte leicht zusammen als sie das Lächeln sah. Doch dann bemerkte sie, dass das Lächeln Helvetias ganzes Gesicht ausfüllte und sie nicht nur kalt lächelte, wie es bei Gythas ehemaligem Herren gewesen war, wenn ihr Prügel drohten. Sie hörte die Worte ihrer Herrin und war nicht überrascht. Sie hatte nicht gedacht, das sie von Anfang an perfekt sprechen könnte. Im Gegenteil, irgendwie reizte es sie, die Aussicht auf mehr lernen- und das war ein Gefühl, das sie überrumpelte und in dieser Stärke komplett neu für sie war. Kurz war sie erschrocken, doch sie ließ sich nach Außen hin nichts anmerken. >Ja, Domina. Ich mich bemühe.< Zum ersten Mal merkte sie, das sie etwas falsches gesagt hatte und wollte sich korrigieren. Doch sie wusste nicht genau, wie es richtig hieß- Ich bemühe mich? Bemühen werde ich? Sie wusste es nicht, und um sich nicht noch mehr zu blamieren und um nicht noch mehr negative Blicke auf sich zu ziehen, wie sie dachte das sie es schon ohnehin tat, ließ sie es ganz bleiben.
    Bei dem Satz mit dem kampferprobten Mann im Haus fing Gytha an zu lächeln, beherrschte sich allerdings sofort wieder, als es ihr bewusst wurde. Sie kam sich vor als hätte sie gerade Helvetia oder gar den Mann, der ihr das Kämpfen weiter beibringen sollte, soeben ausgelacht. Sie atmete kurz leise und schnell ein, als sie ihren Fehler bemerkte, doch ihre Miene versteinerte sich wieder zu der gewohnten Maske.
    Der letzte Satz ließ sie wieder etwas unsicher werden. Und trotzdem: Sie hatte plötzlich das vage Gefühl, der Frau vertrauen zu können. Sicher, Gytha selbst war neu und alles andere um sie herum ebenso, doch für sie selbst war Helvetia eine Frau aus Güte und Zuversicht. Sie hörte die Wärme in der Stimme der Frau und ließ endlich los. Sie stand zwar immer noch wie sie es gelernt hatte wie eine Kriegerin, doch sie merkte selber, das sie sich innerlich entspannte. Zwar noch nicht ganz, aber Helvetia hatte das Eis schon angebrochen. Lange würde es nicht mehr dauern. Bei dem ehemaligen Herren hatte Gytha gleich eine Tracht Prügel zur Begrüßung erhalten. Deswegen wohl auch die überwältigenden Gefühle der Furcht.

    Gytha hörte aufmerksam ihrer Domina zu und für einen kleinen Augenblick erschrak sie innerlich heftig bei der Frage, was sie mochte. Sie hatte einmal gemocht. Sie hatte die Freiheit geliebt, auf das Land zu gehen, sie war einmal eine stolze Kriegerin gewesen; und auch wenn sie dabei Menschen getötet und damit Familien zerstört hatte, sie hatte den Kampf genossen. Abends hatten ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter mit ihr zusammen am Feuer gesessen und sich stolz ein Abenteuer oder eine Liebesromanze nach der anderen erzählt. Gytha war immer lieber bei den Männern als bei den Frauen geblieben; auch wenn das recht merkwürdig auf so mach anderen Außenstehenden wirkte. Die Kämpfe, die Schlachten, die schönen Abende, die Freiheit, die Kornfelder, die interessanten Gerichte die sie einst probierte als fliegende Händler vorbei kamen und ihnen sonderbares Essen anboten.
    Seit dem sie in Sklavenschaft gekommen worden war, hatte sie all diese Freiheiten und Späße nicht mehr. Sie schwelgte einen Moment lang in ihren Gedanken, dabei waren ihre Augen verklärt und ihre MIene eingefroren. Sie stand stocksteif da und wusste erst nicht, was sie sagen sollte, nachdem sie sich selbst beim Träumen erwischt hatte.


    Sie stockte und sah Helvetia direkt in die Augen. Dafür hätte sie bei ihrem vorigen Herren eine Tracht Prügel bekommen, aber Gytha war das im Moment gar nicht so bewusst, da sie sich eher darauf konzentrierte, vernünftige, nicht allzu verblüffte Worte heraus zu bekommen.


    >Ich beschütze denjenigen, in dem Dienst ich stehe, Herrin. Ich bin Sklavin und befolge deine Befehle. Leibwächterin, Sklavin, Kämpferin, Spionin bin ich einst.< Im Innersten schwitze sie, da sie nicht wusste, wie Helvetia reagieren würde. Hoffentlich habe ich alles so ausgesprochen, wie es sich gehört, dachte sie und musste unbemerkt tief durchatmen. Ihr Herz fing an zu rasen und plötzlich hatte sie unheimlich Angst davor, noch weiter etwas zu sagen, denn sie spürte die Unsicherheit von Helvetia. Schluss jetzt!, dachte sie aprupt. Sie raffte sich auf, und da sie selber merkte, das sie von sich selbst unbemerkt die Schultern langsam hatte hängen lassen, stellte sie sich wieder zu ihrer ganzen Größe aus, stand gerade und spannte ein wenig die Muskeln an, um ihre Haltung zu behalten. Hoffentlich merkt sie nicht allzu sehr, das ich Angst habe oder was für Bedenken ich habe, dachte sie.

    Gytha hatte sich wiede aufgerichtet und blickte der Frau in die schönen Augen, und dennoch war sie vorsichtig und ließ den Kopf ein wenig nach unten senken zum Zeichen dafür, das sie Alviana von nun an gehörig war. Gytha registrierte den Satz des ordentlichen Lebens mit einem Bauchkribbeln und einem kleinen aber eindeutigen Nicken ihrerseits. Sie wusste nicht, ob es ein wenig Aufregung oder Furcht war, etwas falsch zu machen, jedoch hoffte sie, das alles gut gehen würde.
    Sie hörte die Frage und beantwortete sie nicht allzu rasch aber auch nicht langsam. "Ich kommen aus Britannia, Herrin."
    Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie bisher alls richtig ausgesprochen hatte. Und wie sie überhaupt auf Aviana wirkte.
    Das Lächen ihrer neuen Herrin machte ihr ein wenig zu schaffen, noch nie hatte eine Domina oder ein Dominus sie angelächelt. Zumindes nicht auf diese Art und Weise, trotzdem gefiel Gytha ihr Lächeln. Sie wusste nicht, ob sie zurück lächen sollte, und ließ es lieber bleiben. Das letzte Mal, als sie jemanden angelächelt hatte, hatte man sie daauf hin geschlagen und getreten und sie beschimpft. Also blieb ihre Miene regungslos.

    Gytha erinnerte sich, während ein Mann sie an einen unbekannten Ort führte, wie sie auf dem Markt gestanden und die Menschenmenge beobachtet hatte. Kinder waren zwischen den Beinen der Leute umher gesprungen. Mägde mit Körben warum umher gelaufen und hatten mit einem Blick für jedes Detail ihr Einkäufe begutachtet und bezahlt. Männer feilschten um die Sklavinnen und Sklaven und um andere wertvolle- und los Dinge. Es war ein großer Tumult, doch Gytha war das inwzischen gewohnt.
    Sehr interessant, dachte sie und hatte sich dennoch ein wenig geduckt. All diese Gerüche waren ihr fremd gewesen am ersten Tag. Sie hatte sich komplett entkleiden müssen, doch sie war stark geblieben und hatte sich nicht beschämt gezeigt, bwohl es ihr durchaus peinlich war, wie jedes Mal wenn sie sich vor anderen Menschen ausziehen musste.
    Doch an das Fremde hatte sie sich schnell gewöhnt.
    Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als der Mann plötzlich stehen blieb. Etwas hatte sich verändert. Die Räume waren fremd, sie roch und sah Dinge, die von Schönheit befleckt und dennoch auf eine besondere Art und Weise sonderbar schlicht wirkten.
    Gytha war schon die ganze Zeit gespannt. Gytha hatte nicht gewusst, wohin sie gebracht werden sollte. Der Mann vor ihr hatte ihr nur gesagt, dass sie fortan einer neuen Herrin diene und diese sie nun sehen wolle.
    Jetzt wusste sie, wohin sie gebracht worden war. Doch sie achtete nicht weiter auf die Räume, die Wände und den Boden, sondern eher auf die Frau, die vor ihr stand.
    Hoffentlich ist sie nicht so streng wie mein voriger Herr,dachte sie. Als die junge Frau sie anschaute, wurde Gytha erst jetzt richtig bewusst, wie groß sie doch war.
    Die klare, kräftige Stimme, die Gytha von ihrer neuen Herrin vernahm, sprach für sich, fand Gytha.
    >Salve, Herrin. Ich bin Gytha<, antwortete sie. Sie wusste nicht, ob sie richtig sprach, doch das würde sie hoffentlich schnell lernen können. Sie neigte den Oberkörper tief und blickte ihre Herrin dabei nicht an.
    Hoffentlich benehme ich mich auch richtig, dachte sie noch, bevor sie sich wieder aufrichtete.

    Hallo. Ich wollte gerne mal etwas neues ausprobieren und bin hier gelandet :)
    Ich hoffe, ihr habt ein wenig Verständnis, da ich noch komplett neu bin nd so etwas eigentlich gar nicht kenne.
    Danke schon mal im Vorraus.



    Meine Daten:


    Name: Gytha
    Stand: Serva
    Herrin: Helvetia Aviana (Leibwächterin)
    Wohnort: Rom