Beiträge von Kyros

    "Sehr wohl, Domina."


    Nein. Aufschreiben mußte man das nun gesagte wirklich nicht. Seine neue Herrin war wirklich konsequent. Nach dieser Ansprache war klar das man ihr nicht mit irgendwelchen Eifersüchteleien kommen brauchte. Hoffentlich würde das auch Aretas kapieren und wenn nicht würde Faustina das bestimmt schon korregieren können. Kyros war sehr zufrieden das er als Feingeist eingesetzt werden sollte und antwortete.


    "Jawohl, Domina!"

    Kyros fand es sehr gut das seine neue Herrin so organisiert war. Es war immer gut wenn es eine klare Struktur gab. Dieser Sklave der hinter die Säule gestolpert war, war wohl Aretas. Der sah jetzt gerade nicht zu glücklich aus. Und auch Chiomara schaute kurz irritiert. Dabei gab es doch nichts worüber man sich Sorgen machen müßte. Für einen geschickten Sklaven fanden die Herrschaften immer eine angemessene Aufgabe. Wenn man also nicht faul, dumm oder beides war hatte man nichts zu befürchten. Gut, vieleicht hatte Aretas dann doch Grund zur Sorge dachte Kyros etwas boshaft. Mal sehen was Faustina vor hatte. Um gleich mal zu beweisen wie nützlich er war sagte Kyros:


    "Domina, wollt ihr das ich mein Schreibzeug hole um das Ergebniss eurer Entscheidung zu protokollieren?"

    Ja. Chiomara war wirklich sehr nett. Auf ihre Frage nach der Reise antwortete er:


    "Oh die Überfahrt von Griechenland war furchtbar. Wir hatten rauhe See und ich habe mich nicht sehr wohl gefühlt. Ich war froh als wir in Ostia angekommen sind. Und dann hätte mich hier der Pförtner fast nicht eingelassen. Als wenn fremde Sklaven ständig hier ankommen und vorgeben den Tiberiern zu gehören, obwohl das nicht stimmt.


    Wobei ich es ihnen natürlich bei einer Herrin wie dir und Kolleginnen wie dir, Chiomara, nicht verdenken könnte."


    meinte Kyros dann noch an Faustina und Chiomara gewandt.


    Im Hintergund rumpelte und fluchte etwas und Kyros bemerkte einen jungen Mann der sich hinter einer Säule aufrappelte. Der seltsame Typ sagte nichts und blieb einfach da stehen. Sollte er ruhig. Wenn er wichtig war würde ihm das seine Herrin schon sagen.

    Als Kyros darauf wartete ob seine Herrin eine Massage wünschen würde betrat Chiomara Minor das Atrium. Kyros erinnerte sich daran sie auf dem Gut der Tiberier in Achaia immer in Faustinas Nähe gesehen zu haben. Er kannte sie nicht näher, hatte aber gehört das sie sehr nett war. Außerdem glaubte er sich erinnern zu können das sie Partherin ist. Das war auch gut. Erstens hatten die Parther einiges mit der persischen Kultur gemeinsam und zweitens machten sie sehr viele ihrer männlichen Sklaven zu Eunuchen. Es war also wahrscheinlich das Chiomara kein Problem mit Eunuchen hatte und sich nicht über ihn lustig machen würde wie das so häufig mit den ärgerlichen Germanen geschah. Der Spott war für Kyros wirklich das Schlimmste an seinem Eunuchentum. Wie schön war es doch in Persien gewesen wo die Beleidigung eines königlichen Eunuchen mit umgehender Exekution geahndet wurde. Solch melancholischen Gedanken nachhängend sagte er:


    "Salve, Chiomara Minor. Es ist schön dich zu sehen."

    Faustina schein von seinen Ausführungen sehr angetan zu sein. Sie schaute jedenfalls sehr zufrieden aus. Als er das mit dem Kämpfen erwähnte huschte ein skeptischer Ausdruck über ihr Gesicht. Aber das ging vielen so. Keiner glaubte das ein kastrierter Mann kämpfen könnte. Das war ja auch der große Vorteil eines Eunuchen. Wenn ein Attentäter die Leibwächter überwunden hat und sich schon sicher ist das sein Opfer erledigt ist, kommt der Moment wo ein guter Eunuch dem Angreifer von hinten einen kleinen Dolch zwischen die Halswirbel stößt. Dafür braucht man keine Hoden und keine besondere Körperkraft. Das man Eunuchen unterschätzte war hier ein großer Vorteil.


    Dann erregte die Sache mit den Massagen Faustinas Interesse. Damit hatte Kyros gerechnet. Massagen waren auch in Persien sehr beliebt gewesen. Bei einigen Massagen war er richtiggehend dankbar gewesen kein Mann mehr zu sein, den bei einer schönen Frau könnte es sonst schnell peinlich werden. Und Kyros mußte zugeben das er jetzt eine besonders gutaussehende Herrin hatte. Wäre er nicht verschnitten, würde der Gedanke an eine Massage ihn jetzt sehr, sehr nervös machen. Er beantwortete ihr Frage mit:


    "In Persien erhalten alle Hofeunuchen eine umfassende Massageausbildung. Viele der Techniken stammen aus den Ländern jenseits des Indus und sind viele Jahrhunderte alt. Ich hatte zwar in den letzten Jahren wenig Gelegenheit sie zu praktizieren aber ich kenne Massagetechniken für alle Körperteile."


    Und mit alle Körperteile meinte Kyros auch wirklich alle Körperteile. Einige der im perischen Harem gelehrten Techniken waren recht intim und dienten dazu die Konkubinen für den Besuch des Großkönigs zu motivieren. Aber das würde er Faustina nicht erzählen. Zumindest jetzt noch nicht. In ihrem Alter sollte sie als brave römische Partrizierin noch Jungfrau sein und da wäre so ein Thema sicher unangebracht. Wenn Kyros Pech hätte könnte die Erwähnung solch orientalischer Verderbdheit sie vieleicht davon überzeugen das man ihm noch nicht genug abgeschnitten hatte. und das wollte er ja nicht. Also müßten solche Techniken warten bis er sich sicherer war ob er das Thema erwähnen sollte.

    Das lief ja sehr gut. Seine Herrin schien sehr interessiert an seinen Fähigkeiten zu sein. Da es nicht so schien als wenn er sie mit einer genaueren Beschreibung langweilen würde setzte Kyros zu einer umfassenden Erläuterung an:


    "Wenn ihr erlaubt erzähle ich euch meinen Werdegang. Dann könnt ihr am besten einschätzen wie ich euch von Nutzen sein kann.


    Ich wurde in Persien als unehelicher Sohn eines reichen Kaufmannes geboren und da ich nie vom Familienbesitz erben würde ließ mein Vater mich unterrichten, damit ich später in den Dienst des Königs treten könnte. So lernte ich schon früh Latein und Griechisch. Als nächster Karriereschritt, und um die Zeugung von Söhnen durch mich zu verhindern, wurden mir im Alter von 16 Jahren die Hoden entfernt. Dadurch konnte ich als Eunuch in den Palastdienst eintreten.


    An der königlichen Palastschule erhielt ich erst eine Grundausbildung für Eunuchen. Diese umfasste alle Dienertätigkeiten im Palast und im Harem. Ich wurde ausgebildet Feste zu organisieren, Bedienstete zu überwachen, Waren zu beschaffen, Kosmetika zuzubereiten, Massagen zu geben und erhielt eine Kampfausbildung zum Schutz meiner Herrinen. Da ich mich im Palast wohl recht gut anstellte blieb ich nicht lange Diener sondern wurde für die Diplomatenausbildung angenommen. Dort lernte ich Verhandlungstaktik und wie man Reisen organisiert und durchführt. Auch Sprachen erlernte ich. Eben meinte ich das ich Latein, Griechisch und Persisch beherrsche, aber in einem Dutzend weiterer Sprachen habe ich zumindest Grundkenntnisse. Es reicht um auf Reisen ein Zimmer und etwas Wein in einer Taverne zu bekommen und um auf dem Markt zu handeln.


    Auf meiner ersten diplomatischen Mission wurde ich überfallen und versklavt. Euer Vater erkannte gleich mein Talent und erwarb mich als Sekräter. Bei ihm lernte ich wie Dinge im Imperium gehandhabt werden, so das ich nun auch mit römischen Sitten zurechtkomme und einen römischen Haushalt organisieren kann.


    Zusamenfassend kann ich euch in sehr vielen Bereichen behilflich sein. Von der Organisation eurer Geschäfte über die Führung eures Haushaltes zu einem entspannenden Fußbad am Abend. Nennt mir eure Wünsche und ich werde mein Möglichstes tuen sie zu erfüllen. Ich hoffe dies klingt nicht arrogant, aber ich bin überzeugt das ihr nur den besten Sklaven verdient habt und darum strebe ich danach dieser zu sein."

    Kyros freute sich das Chiomara ihn herumführen sollte. Dann hatte er gleich Gelegenheit sich mit Faustinas Lieblingssklavin gut zu stellen. Das sie ihn nicht in zu sehr in der Nähe haben wollte überraschte ihn nicht. Rom war nicht Persien wo Eunuchen quasi wie Mobiliar waren. Eine Römerin legte wohl doch Wert auf etwas mehr Distanz. Und das war natürlich ihr gutes Recht den sie war hier ja die Herrin. Auf den ungehobelten Aretas war er ja mal gespannt.
    Dann kam die Frage nach den Sprachen die er beherrschte und seiner Bildung. Darauf antwortete er doch gerne.


    "Ich spreche und schreibe Latein, Griechisch und Persisch. Mein Vater ließ mich umfassend unterrichten und nachdem er mich hatte kastrieren lassen kam ich auf die persische Palastschule. Ich besitze darum umfassende Kenntnisse über die Kulturen des Ostens, da ich als Diplomat ausgebildet wurde. Euer Vater war so großzügig mir die Benutzung seiner Bibliothek zu gestatten. Darum verfügen ich heute auch über viel Wissen aus dem lateinischen und griechischen Raum."

    Kyros kapierte schnell. Die Herrin nicht warten lassen! Nicht die Lieblingssklavin ärgern und sich kein Beispiel am ungehobelten Leibwächter nehmen. Das sollte doch machbar sein. Schließlich lebte er um seiner Herrin zu dienen. Darum antwortete er:


    "Sehr gerne, Domina! Ich werde mich umgehend mit dem Haus vertraut machen. Dann möchte ich euch noch gerne fragen wo ich übernachten soll. Wünscht ihr das ich vor eurem Zimmr schlafe um immer für euch bereit zu stehen oder soll ich in das Sklavenquartier des Hauses ziehen? Und dann müßte ich noch wissen wie ich Aretas finde und wie er aussieht. Chiomara Minor habe ich schon mal in Achaia gesehen. Sie erkenne ich wieder. Ich vermute ich finde sie meistens in eurer Nähe? Ich bitte um Entschuldigung das ich euch mit diesen Fragen belästige, aber ich will mir so schnell wie möglich einen Überblick verschaffen um euch optimal zu dienen. Wenn ihr es wünscht kann ich auch Aretas in diese Richtung beeinflussen."


    Hoffentlich hatte er sie jetzt nicht zu sehr totgeredet, aber diese Dinge mußten nunmal gefragt werden und nur ein informierter Sklave war ein effizienter Sklave.

    Kyros war beruhigt das seine Herrin ihn wiedererkannte und ihn anscheinend zu schätzen wußte. Das sie keinen Sekräter brauchte hatte er schon erwartet. Er war sich aber auch nicht zu Schade für sie einkaufen zu gehen. Anscheinend wußte sie einen Eunuchen zu schätzen. Das war sehr gut. Einige Römer waren bei Eunuchen und wie sie gemacht wurden plötzlich so zimperlich. Und das von einem Volk das sich bei Gladiatorenkämpfen vergnügte. Aber seine Herrin wollte ihn zu öffentlichen Anlässen mitnehmen. Das gefiel ihm. Und Gehorsam? Natürlich würde er ihr gehorchen! Sie war doch seine Herrin! Er antwortete:


    " Domina, ich will gerne jede Aufgabe erfüllen die ihr mir gebt. Und was Gehorsam angeht so ist es für mich selbstverständlich euch mit der selben totalen Loyalität zu dienen wie eurem edlen Vater. Wenn ihr mir eine Anweisung erteilt könnt ihr sie in dem Moment als ausgeführt betrachten."


    Demütig warete er darauf ob sie ihm gleich jetzt eine Anweisung erteilen würde.

    Endlich hatte der Pförtner Kyros zu seiner Herrin gebracht. So ein Idiot. In Persien hätte man so einen Sklaven als Köder für die Löwenjagd verwendet. Aber als er seine Herrin sah besserte sich seine Laune schlagartig. Er schüttelte allen Frust ab. Denn es war nicht ratsam seiner Gebiterin gegenüber schlechte Laune oder Unlust zu zeigen. Vieleicht könnte er ja später mal erwähnen das es eine gute Idee wäre den alten Pförtner gegen ein neueres Model vom Sklavenmarkt auszutauschen. Aber jetzt wandte er sich erstmal an seine Herrin und sprach:


    " Salve, Domina! Mein Name ist Kyros. Ich habe eurem Vater als Sekräter gedient. Seit dem euer Vater im Exil weilt bin ich ohne Beschäftigung. Der Verwalter eurer Besitzungen in Achaia hat mich nach Rom gesandt da er glaubt ihr könntet hier einen weiteren Sklaven gebrauchen. Neben meinen Fertigkeiten als Sekräter bin ich außerdem ein Eunuch. Er meinte das ein Eunuchensklave einer Dame in eurer herausragenden Stellung nützlich sein könnte. Ich freue mich endlich bei euch angekommen zu sein und euch dienen zu können. "


    Kyros schaute dabei unterwürfig zu Boden und suchte nur ab und zu sehr kurzen Blickkontakt zu seiner Herrin. Er wollte ja nicht aufsässig erscheinen. Hoffentlich wußte die junge Tiberia ihn genauso zu schätzen wie ihr Vater.

    Es dauerte sehr lange bis sich die Tür öffnete und als dann der Pförtner mit einem gelangweilten Gesicht öffnete war Kyros schon nichtmehr so gut gelaunt. Mit einem herablassenden Ton sagte er:



    "Salve, ich bin Kyros. Ehemals Sekräter des edlen Tiberius Dolabella. Nun bin ich Sklave der edlen Tiberia Faustina. Ich bin gerade aus Achaia angekommen, also lass mich ein damit ich mich endlich bei meiner Herrin melden kann!"


    Kyros rümpfte die Nase. Pförtner konnte ja nun wirklich der letzte Trottel werden. In Persien nahm man dazu verkrüppelte Sklaven den viel rumlaufen mußten die ja nicht. Und Zeit hatte ein Pförtner ja wohl genug. Ganz im Gegensatz zu ihm. Hoffentlich würde es jetzt endlich schnell gehen.

    Kyros ächtzte. Die Reise war wirklich anstrengend gewesen. War halt ein ganzschönes Stück von Griechenland nach Rom. Immerhin hatte er deutlich an Gewicht verloren. Allerdings war Seekrankheit keine angenehme Diät. Aber als Eunuch setzte man so schnell Fett an das man über jedes verlorene Pfund froh sein mußte, egal wie unschön auch der Weg dahin war.


    Na jetzt war er ja endlich da und er hoffte inständig das er bei seiner Herrin angekommen, auch etwas zu Essen und ein Bad erhalten würde. Tiberia Faustinas Vater hatte ihn immer sehr gut behandelt und so hoffte er das dies auch bei der Tochter so sein würde. Entschlossen klopfte er gegen die Tür und wartete darauf eingelassen zu werden.

    Salve,


    Name: Kyros
    Stand: Servus
    Wohnort: Roma
    Besitzerin: Tiberia Faustina


    Ich würde ja um Einlass in die ewige Stadt bitten, aber als Sklave werde ich ja eher reingetrieben als reingelassen.


    Trotzdem vielen Dank an die Stadtwache.