Nach dem ganzen Geschrei auf dem Sklavenmarkt war Aoife froh, daß es nun etwas ruhiger wurde. Die beiden fremden Männer hatten sie nervös gemacht. Beide plusterten sich auf wie eitle Gockel. Der eine gereizt und wütend, der andere ein wenig herablassend und gönnerhaft. Und plötzlich lächelten sie sich gegenseitig an und waren wieder ein Herz und eine Seele. Vielleicht waren die Worte, die sie gewählt hatten, versöhnliche gewesen. Aoife hatte kein Wort verstanden und war dieses eine Mal froh drum.
Die Irrfahrt ging weiter. Vornweg die junge Frau und eine ältere. Dann folgte ein Mann und noch einer und dann sie mit Aidan und hinter ihnen lief noch ein Mann. Aoife runzelte die Stirn, was für ein Aufmarsch. Die junge Frau mußte etwas ganz besonderes sein. In ihrer Heimat hatte noch nicht mal der Clansführer so ein Sammelsorium an Leuten um sich gehortet.
An einem riesigen Haus stoppten sie plötzlich und Aoifes Eindruck von der einflußreichen jungen Frau verstärkte sich. Ein Mann, der selbst Aidan überragte, öffnete das Tor und sie traten ins Innere. Ihr klappte regelrecht die Kinnlade herab, als sie den Prunk in der Halle sah. Niemals zuvor hatte sie so etwas gesehen. Sie schaute nach oben, rechts, links, unten. Der Boden... Fast war Aoife versucht, die Schuhe auszuziehen und mit den blanken Füßen über den Boden zu streichen. Der mußte ganz glatt sein, so wie er aussah. Er blitzte und glänzte. Die Irin schüttelte den Kopf, so schön wie der aussah, aber es mußte doch eine Heidenarbeit sein, den sauber zu halten. So einfach, wie in ihrem Haus, einfach durchfegen und fertig, war das mit Sicherheit nicht. So ein unsinniger Überfluß!
Aoife schaute auf und sah eine Frau, die sie noch nicht kannte. Sie wollte etwas von ihr und Aidan, aber die Worte verstand Aoife natürlich nicht. Sie neigte den Kopf ihr entgegen und schaute fragend. Die Frau lächelte und Aoife war froh, etwas Freundlichkeit in einem Menschen hier zu sehen. Sie lächelte zurück. Dea-lá. I'm Aoife, agus is é seo mo fhear céile Aidan.* Aoife zeigte auf sich: Iva!, dann auf ihren Mann: Eiden, als sie merkte, daß hier neimand mit ihrer Sprache etwas anfangen konnte. Sie mußte also wohl noch dieses Kauderwelsch hier lernen.
Die Rothaarige wartete geduldig bis ein Zeichen des Verstehens im Gesicht ihres Gegenübers auftauchte und nickte dann zufrieden. Semiramis nannte auch ihren Namen noch einmal und winkte dann dem Päärchen, ihr zu folgen. Kurze Zeit später hatte sich Aoife frisch gemacht und stirnrunzelnd die neuen Kleider angelegt. Der Stoff war nicht die beste Qualität. Überall waren Fehler eingewebt, die Nähte unsauber gearbeitete und beim Verarbeiten wurde auch nirgends auf die Webrichtung des Stoffes geachtet. Auch wenn ihre Leinenkleider grober waren, so waren sie doch um einiges besser, als diese Fetzen, die sie nun tragen mußte.
Aber hatte sie eine andere Wahl? Immernoch trug sie die Hoffnung in sich, daß sie, wenn sie sich anstrengen würde und alles tat, was man verlangte, irgendwann wieder Heim gelassen würde. Ihr rotes Haar flocht sie hinten locker zusammen und legte es nach vorn über ihre Schulter, wo es bis zur Taille reichte. Nun fühlte sie sich besser und schaute etwas gelassener in das vor ihnen Liegende.
Sim-Off:*Guten Tag. Ich bin Aoife und das ist mein Mann Aidan.