Beiträge von Tiberius Atius Marius

    „Vielen Dank, Optio.“ Der fast vollwertige Rekrut nahm die Tabula entgegen und warf einen Blick darauf, als wäre er ein Kollege, der um eine zweite Meinung gebeten wurde. Er studierte das Stück aufmerksam und nickte schließlich. „Ja, ich sehe das genau so…“ meinte er fast mehr zu sich selbst und verließ den Raum. Hoffentlich würde er nicht wieder auf die Truppe vor dem Lazarett stoßen, er hatte keine Sesterze mehr und hatte die letzten Worte der Veteranen nicht vergessen… „Das nächste mal Spielen wir um deine Sandalen und danach um dein Leben…“ Die Welt konnte so grausam sein.

    Marius tat wie ihm gesagt wurde und zog sich wieder an. Danach wurde das Sehvermögen getestet, mit denen Marius zum Glück noch nie Probleme hatte. Zu erst mit beiden Augen.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA"


    Dann mit dem Linken.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA"


    Und schließlich noch einmal mit dem Rechten


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA"


    "Optio, wie lange wird meine Haut brauchen bis sie sich an die Hitze und die starke Sonne gewöhnt hat?"

    Marius entkleidete sich und legte seine Tunika sorgfältig zusammen auf die Bank. Danach stellte er sich stramm vor den Optio. Marius war von äußerst großer Statur für seine Zeit, etwa 1,80cm. Dafür hatte er eine knabenhafte Statur und für seine Körpergröße definitiv leichtes Untergewicht. Da er die meiste Zeit seines Lebens kränkelte, blieb er lieber zu Hause und blieb dadurch von Narben verschont, die sich jedes normale Kind holte. Durch die nicht vorhandenen sportlichen Aktivitäten war kein nennenswerter Muskelbau vorhanden. Seine helle Haut war ein weiteres Indiz für einen Stubenhocker, der seinen Körper bisher nur brauchte um von einem Raum in den nächsten zu kommen. Dies hatte aber auch seine Vorzüge, Marius sein Körper war nicht geschunden, verbraucht oder ernsthaft geschwächt, er wartete lediglich auf seine Mobilisierung.

    Marius überlegte angestrengt, er versuchte bei der Entstehung der Pusteln irgendwelche Faktoren zu finden, die immer gleichzeitig auftrafen. Womöglich hatte der Arzt Recht und es lag überhaupt nicht am Stress und der körperlichen Ertüchtigung. „Bei näherer Betrachtung könnten es natürlich auch nur eine kleine, unbedeutende, Allergie sein! Jedes Mal wenn meine Tante mich gezwungen hat scharfe Dinge zu essen, hab ich versucht mich mit vollem Mund zu flüchten. Das würde die Pusteln erklären. Heureka! Dabei lag es gar nicht am Stress oder dem Sport… wirklich gut, Optio.“ Zum Glück gab es in der Legion meistens Puls, nur Würzwein müsste er meiden.


    „Ja, ich wollte hier in Alexandria ein Medizinstudium beginnen, hatte aber nicht das benötigte Geld. Ich hoffe nun auf die Legion.“

    Marius folgte dem Unteroffizier und setzte sich auf seinen Wunsch hin, auf eine hölzerne Bank in der Ecke. „Wie ich mich fühle? Naja, ich vermisse meine Familie, bekomme in der Nacht keine Schlaf aufgrund der Hitze und auf dem Weg hier her, hat sich mein linkes Auge leicht entzündet durch den Sand und dass ständige reiben. Außerdem leide ich an Durchfall und Blähungen durch das einheimische Essen. Und dem Wasser hier traue ich auch nicht. In meiner Heimatprovinz hatte ich fast immer eine Erkältung, Schnupfen und damit verbundenen Husten, daher auch die magere Statur. Auch wäre ich als Kind fast an einer Lungenentzündung gestorben, aber mein Vater hat einen Ochsen geopfert und danach ging es mir besser.“ Marius überlegte intensiv, ob er nicht vielleicht doch etwas vergessen hatte. „Ich weiß nicht in wiefern das relevant ist, aber bei viel Ärger, Stress, körperlicher Ertüchtigung und lauten Gebrüll bekomme ich überall im Gesicht kleine Pusteln und mein rechtes Auge fängt an zu zucken… wie vorhin als der eine Typ die Fliege gegessen hat… und ich vertrage kein scharfes Essen, aber ansonsten bin ich absolut gesund.“ Das dürfte eigentlich alles gewesen sein.

    Während Marius wartete, beobachtete er seinen zukünftigen Kameraden. Einer von ihnen hatte es Marius ganz besonders angetan. Ein ziemlich muskulöser Typ mit einer Glatze so glänzend wie die Sonne. Er machte keinen wirklich intelligenten Eindruck und starrte die ganze Zeit auf die Wand. Selbst als eine Fliege auf seinem Kopf landete und über sein Gesicht lief, verzog er keine Miene. Gerade hatte sie seine Mundwinkel erreicht, als jemand Marius seinen Namen rief. Er drehte sich zum Optio und nickte. Dann plötzlich vernahm er ein lautes Schlucken und drehte sich erschrocken zum Bewerber neben sich. Marius traute seinen Augen nicht. Wo war die Fliege? Er hatte doch wohl nicht etwa… „Hat einer die Fliege gesehen?!?! Wo ist die Fliege?“ Die Bewerber straften ihn mit verwirrten Blicken, nur der Täter schaute ihn kurz an und verzog seinen Mundwinkel zu etwas, was wohl ein grinsen sein sollte. Marius suchte das weite und rannte förmlich zum Unteroffizier. „Ja, Salve. Tiberius Atius Marius, dass bin ich.“

    Nach knapp einer Stunde und mehreren verlorenen Würfelspielen gegen römische Veteranen, kam Marius endlich, wenn auch etwas ärmer, im Valetudinarium an. „Salve.“ Begrüßte Marius den Offizier und übergab diesem seine Unterlagen. Danach setzte er seinen hageren Körper auf eine Bank, umzingelt von anderen gescheiterten Existenzen, welche sich ebenfalls Bewerber schimpften. Dies hier könnte also vielleicht einmal sein zukünftiger Arbeitsplatz sein.


    MVSTERVNGSBERICHT XXIII


    Person:


    Name: Tiberius Atius Marius
    Alter: 16
    Herkunft: Britannia
    Vitae: keine Vorbildung



    Tauglichkeit:








    Geprüft und Abgezeichnet
    Centurio:
    Caius Amulius Asprenas Medicus:


    Marius nahm die Tafel entgegen und bewegte, nach Verabschiedung, seinen schlaksigen Körper in Richtung Valetudinarium. Während er die Räumlichkeiten suchte, machte er sich seine Gedanken über diesen Centurio. Dieser hatte eine gewisse Besessenheit was Ärsche anging. Ständig redete er davon. Marius traf die Entscheidung, sich im Kampf wohl besser nicht direkt vor den Centurio zu stellen. „Das ist ja schlimmer als damals in dieser griechischen Taverne..."

    Marius versuchte sich einmal militärisch und versuchte die Frage kurz und knapp zu beantworten. „Nein, Centurio. Nur Vögel sesziert.“ Das klappte doch schon ganz gut, nur weiter so! Nicht nur das man viel weniger zu Denken hatte, man sparte wohl auch ungemein an Körperflüssigkeiten. In Ägypten konnten diese schließlich über Leben oder Tod entscheiden.

    Marius war enttäuscht über die wenigen Notizen die sich der Centurio gemacht hatte. Aber vielleicht war es beim Militär üblich nur kurz zu Antworten. Dies würde er spätestens bei der Ausbildung herausfinden. „Ja, so ein Schnupperkurs hätte sicherlich seine Vorteile. Viel weniger Fahnenflüchtige! Nicht das ich je verschwinden würde, ich wüsste auch gar nicht wohin , außer in die Wüste, wo ich wohl elendig verrecken würde da ich hier schon Probleme habe öffentliche Brunnen zu finden.“ Vielleicht war Marius seine Aussage etwas zu viel des guten gewesen, hoffentlich würde der Centurio jetzt nicht glauben, er würde sich einfach aus dem Staub machen.


    Marius lachte, er mochte den Humor des Offiziers. „Ein Arsch gegen den anderen getauscht… mir ist dieses Sprichwort zwar nicht geläufig, aber es passt. Aber abgesehen vom Gestank der Stadt, ist die warme Luft viel besser für meine Lungen. Dieses kalte und ständig feuchte Klima schlug doch sehr auf die Gesundheit. Bist du schon lange in Ägypten, Centurio?“ Die Frage war natürlich reiner Eigennutz, Marius wollte wissen ab wann er mit so einer vergewaltigten Haut rechnen konnte.

    Marius nickte aufmerksam und lauschte den Worten des Cenutrio. Seine Haut war sonnengegerbt und reich an Narben. Sicherlich ein Veteran vieler Feldzüge. Beachtenswert!
    „Ja, ja, zwanzig Jahre… davon habe ich schon gehört.“ Meinte Marius lakonisch. „Der unfreundliche Grobian von einem Legionär, der mich hergebracht hat, erwähnte so etwas. Gehe ich recht in der Annahme, dass man nur die zwanzig Jahre nehmen kann? Gibt es da keinen…nun wie soll ich sagen… Schnupperkurs? Aber wenn nicht, nehme ich die zwanzig Jahre, ich habe eh nichts anderes zutun.“


    „Tja, wo soll ich da Anfangen? Mein Vater Gaius Atius Marcellus wurde in Rom geboren, genau wie meine Mutter Helvetia. Nachdem die beiden geheiratet hatten, kaufte mein verstorbener Vater eine große Villa Rustica in der Nähe von Londinium. Dort wurde ich geboren, später ist meine liebe Tante Lucia… mütterlicher Seite… ebenfalls zu uns gezogen, nachdem ihr Mann von einer Kutsche platt gemacht wurde wie ein Diskus… unschöne Angelegenheit. Schon früh hatte ich gefallen daran gefunden kleinere Tiere zu sezieren und darüber Texte zu verfassen, was mich darauf brachte Arzt zu werden, leider war meine Mutter dagegen, sie meinte ich solle es den Griechen überlassen im Kot anderer Leute herumzuwühlen. Aber meine Wenigkeit, erfüllt vom Forscher und Entdeckergeist älterer Generation, zog es zur Medizin. So ging ich von zu Hause weg um Arzt zu werden. Natürlich hatte meine Mutter keine Sesterze herausgerückt um dieses Anliegen zu unterstützen, so nahm ich mein kleines Taschengeld und reiste nach Alexandria um mich in der Akademie einzuschreiben. Leider musste ich feststellen, dass die Kosten für eine Ausbildung mein geringes Budget äußerst strapazierten und eine Fortbildung unmöglich machte. Da ich mich weder zum Lustknaben eines Doktors machen wollte, noch ernsthaft nebenbei Arbeiten wollte, fiel meine Wahl auf die Legion. Ich hoffe hier auf eine Ausbildung zum Arzt…. Habe ich etwas vergessen?“ Marius überlegte angestrengt, etwas Wichtiges hatte er in dieser kurzen Ausführung vergessen… AJA! „Ich bin 16 ½ Jahre alt, Centurio. Hast du noch mehr Fragen?“

    Nachdem der Legionär für Marius geklopft hatte, ging dieser. Marius schaute sich um und wartete darauf, endlich hereingebeten zu werden. „Das dauert… vielleicht machen die Soldaten gerade eine kleine Pause? Wäre ihn nicht zu verübeln, in Ägypten ist es auch wirklich heiß…“ meinte Marius zu sich selbst.

    „Oh vielen Dank…“ sagte Marius in seiner gutgläubigen Art und bedachte die Wache mit einen freundlichen Nicken. „Du bist wirklich sehr freundlich, ich wusste das die ganzen schrecklichen Geschichten über die Legion nicht wahr sind… Du weißt schon… die körperliche Ertüchtigung, bösartige Offiziere, Geschrei und das man sich mit mehreren Leuten ein Zimmer teilen muss.“ Sein Blick fiel wieder auf Gruppe Soldaten, die immer noch hart trainierten. Sicherlich mussten sie eine Strafe abarbeiten weil sie nicht pünktlich wieder in der Kaserne waren. Tja, man sollte den täglichen Ausgang eben nicht überziehen. „Nein, ich trage keine Waffen bei mir. Ich hatte gehofft hier eine zu bekommen.“ Marius lachte, er liebte es kleine Späße zu machen und klopfte der Wache freundlich auf die Schulter. „Nun, jetzt aber genug der Plauderei, ich möchte dich ja nicht von deinen… äh wichtigen Aufgaben… die auch sonst keiner könnte… abhalten. Wo muss ich hin?“

    Da stand Marius nun, völlig Mittellos und ohne Perspektive. Er hatte nicht genug Geld für sein Studium und noch weniger zum Leben. Da sein Vater ihn kein großes Vermögen hinterlassen hatte, gab es nur noch einen Ausweg. Berufsverbrecher oder Legion! Da die örtliche Verbrechergilde aber in fester Hand der Griechen, Juden und Ägypter war, hatte er wohl oder übel keine andere Wahl als die Armee. Vielleicht könnte er hier sein Glück machen. Er ging auf die Wache zu. „Salve, ich möchte…“ noch hätte er die Möglichkeit zu gehen „………..“ noch könnte er seien Freiheit bewahren „………..“ jetzt sag endlich etwas du Idiot „… Zur Legion….“. Marius blickte über die Schulter der Wache und sah eine Gruppe Legionäre die Übungen machten. Sie waren verschwitzt, hatten kurze Haare und gut riechen würden sie sicherlich auch nicht. Aber so etwas musste er hier bestimmt nicht machen, er war etwas besonderes… sagte seine Mutter zumindest immer….

    Nachdem die Formalitäten geklärt waren, ging es ums eingemachte. Marius sah sich die Gebühren an und wäre fast aus seinen Sandalen gekippt. „WAS?! Ich wollte nur Arzt werden, keine Villa bauen!“ Er ließ die Unterlagen liegen und stapfte wütend hinaus. „Diese Griechen und Ägypter sind alles Halsabschneider!“


    Sim-Off:

    Hat sich erledigt! :)

    Nach einer langen und beschwerlichen Reise hatte Atius Marius endlich das Ziel seiner Träume erreicht. Alexandria! Oder um es genauer zu beschreiben, die Akademie von Alexandria. Wie viele geniale Köpfe diese bescheidenen Räume wohl schon vor innen gesehen haben?


    Aber genug der Träumerei, er war hier um etwas zu lernen. Marius kam aus den fernen Londinium um hier zu studieren.


    “Salve! Ich möchte mich als Student eintragen, bin ich hier richtig?“