Beiträge von Faustus Duccius Decula

    Das, was Meister Xanthos mit dem Halbkreis meinte, erschloss sich nach und nach für den jungen Duccier. Auch wenn er etwas falsches gesagt hatte, ärgerte er sich nicht, denn das Interesse der Geometrie übermannte seinen Unmut. Nachdem der magister noch etwas darüber referierte, schickte er sie in die Mittagspause. Am Nachmittag gab es noch eine weitere Einheit Geometrieunterricht, dann schickte Meister Xanthos die Discipuli wie jeden Tag nach Hause und sie antworteten wie immer im Chor, wo Dagwin kräftig einstimmte: "Vale, magister Xanthos."


    Wie von der Tarantel gestochen sprangen die Jungen auf und rannten hinaus. Dagwin etwas langsamer als die anderen, denn er musste jetzt direkt zu Leif und ihm beim Stall ausmisten helfen.. eine mühseelige Arbeit.

    "Entschuldigung! .. Oh Mist.. Entschuldigung!!" schallte es nur so durch die Straßen Mogontiacums. Ständig rempelte Dagwin wen an oder stiftete sonstiges Chaos. Er hatte es eilig!


    Die Legion setzte sich in Bewegung! Er hatte noch Leif beim Stall helfen müssen, daher war er spät dran, sein Verwandter Witjon musste schon irgendwo dort sein.
    Das würde er sich nicht nehmen lassen, römische Soldaten in Reih und Glied dem Triumph entgegen maschierend.
    Die Menge der Schaulustigen war leider nicht allzu überschaubar, daher dauerte es etwas, bis er Witjon fand.


    Keuchend und hastich nach Luft ringend kam er bei seinem Verwandten an.
    "Uff.. hab.. hab ich.. was verpasst?" gab er nach und nach von sich, dann staunte er nicht schlecht. So viele Soldaten! Er war schlichtweg völlig beeindruckt und bemerkte so erstmal nicht, dass Witjon sich mit einem Mann unterhielt. Nach einigen Momenten drehte er sich um und strahlte Witjon vor Begeisterung an. Als er seinen Blick weiter nach rechts schwenkte sah er dem Mann in die Augen, mit dem sich Witjon unterhalten hatte. Der Mann sah irgendwie grimmig aus.. ein wenig eingeschüchtert, brachte Dagwin erstmal kein Wort heraus.

    Ab morgen also.. Thorgall würde ihn hinführen. Dagwin hatte natürlich noch überhaupt keine Vorstellungen davon, wie hart es für ihn werden würde. Auch nach der Schule würde er lernen müssen, um nicht hinterher zu hängen, denn seine Mitschüler hatten es bestimmt leichter als er, denn sie kamen ja nicht von einem Hof außerhalb der Stadt. Besseres Latein sprachen sie vermutlich auch!


    Er nickte Witjon zu, dabei wanderten seine Augen noch ein wenig durch das Arbeitszimmer, so viel Papierkram, so viele Bücher.. ob er irgendwann auch hier sitzen und arbeiten würde?


    "Was kann ich noch tun?" fragte er also kindlich-unbesorgt seinen Verwandten. Er wollte etwas zu tun haben, denn das war er vom Hof nicht anders gewohnt..

    Ja! Er hatte sich zwar nicht ganz korrekt ausgedrückt, aber das richtige gemeint und Meister Xanthos hatte das auch verstanden. Genüsslich grinsend nahm er das Lob des Lehrers an und lehnte sich ein wenig zurück. Tja.. da konnten seine Mitschüler mal blöd aus der Wäsche gucken.. was sie auch taten. Vor Neid warfen sie ihm missbilligende Blicke über die Schultern zu. Dagwin saß immer noch in der letzten Reihe.. die Deppenreihe. Seine drei Mitschüler aus dieser Reihe, zeigten sich sichtlich unbeeindruckt, denn sie hatten wieder nicht aufgepasst und waren eher mit popeln beschäftigt als mit irgend etwas anderem.
    Der junge Duccier ignorierte einfach die Blicke seiner Mitschüler und konzentrierte sich weiterhin darauf, was Meister Xanthos referierte.


    Die Frage war knifflig, aber davon ließ er sich nicht den Mut aus den Segeln nehmen und zeigte auf. Als er von Meister Xanthos drangenommen wurde, erklärte er "Vielleicht ist er doppelt so groß?"
    Auch wenn das falsch sein sollte, würde ihm das egal sein. Es war ja kein Stoff, den er bereits können müsste und sich somit mit Unwissenheit blamierte. Der magister würde seine aktive Teilnahme am Unterricht bestimmt wünschens- und lobenswert finden!

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Das ist gut zu hören... dann wird es sicherlich auch nicht lange dauern, bis man dich auffordert deinen Platz in der Sippe einzunehmen. Wieviele Sommer bis zur Mannbarkeit hast du noch vor dir, Dagwin?" , hakte Vala nach, den es irgendwo befremdete sich auf diese väterliche Art und Weise zu geben. Andererseits war es nicht mehr allzu weit bis zum dritten Jahrzehnt seines Lebens, dementsprechend... wie lange hätte er jetzt schon selbst Vater sein können? Nach römischen Gesetzen sogar sein müssen? Ja, er könnte fast einen Sohn haben der in Dagwins Alter war. Es wurde Zeit, dass er in der Hinsicht mal tätig wurde. Längst.


    Es war schließlich der Versprecher des jungen Duccius, der ihn aus diesen Gedanken riss und Vala einen Moment irritiert blinzeln ließ: "Triclinium?"
    Einen Moment später fiel der Dupondius, und ein lautes, dunkles und vor allem ehrliches Lachen kroch Valas Kehle hinauf, und mit Kraft schlug er dem Jungen auf die Schulter: "HAH! Du bist gut, Junge. Triclinium. Ich meine ein Tirocinium, eine Art Ausbildung die du bei einem gestandenen in der Politik tätigen Mann absolvierst. Der nimmt dich eine Zeit lang bei allerlei öffentlichen und weniger öffentlichen Anlässen mit und führt dich in die Kunst des politischen Organisierens ein... ich habe mein Tirocinium bei Marcus Aurelius Corvinus absolviert, einen Mann der es bis zum Aedil gebracht hatte."
    Und später unter sehr dubiosen und der Öffentlichkeit nicht näher bekannten Umständen schließlich ziemlich tief gefallen war. Warum auch immer und wohin auch immer. Es war auf jeden Fall irgendwann eine Zeit lang inopportun gewesen sich mit dem Namen zu schmücken.
    "Hat Witjon schon jemanden für dich ausgewählt, oder liegt das noch auf der langen Bank?" , fragte Vala, immerhin hatte er selbst kaum Ahnung davon wer von den städtischen Honoratioren überhaupt einflussreich und bekannt genug war um ihm einen Sohn Wolfriks für eine Zeit lang anzuvertrauen.


    Einen Platz in der Sippe einnehmen? Dagwin schlotterten ein wenig die Knie. Er redete da schließlich mit Alrik und wenn Alrik so etwas sagte, meinte er es auch Ernst. Bald würde viel Verantwortung auf ihm zu kommen, er müsse sich vor der Familie beweisen und es Alrik, Witjon und all den anderen gleich tun. "Mit dem kommenden noch vier.." antwortete er etwas schüchtern.
    Als sein Verwandter ihm auf die Schulter schlug, sackte er kurz in sich zusammen, seine Knie konnten der Wucht nicht standhalten. Na toll, da hatte er sich ja richtig blamiert.. Alrik lachte auch noch aus tiefster Seele.. Dagwins Stolz, den er vor seiner letzten Antwort noch hatte, war nun vollends verflogen. Wie ein Depp musste er gerade da stehen. "Hehe.. achso.. ja.. meine ich doch.." faselte er vor sich hin und rieb sich mit seinem rechten Arm die noch immer von Alriks Schlag schmerzende Schulter. Sechs Jahre.. das war nicht besonders viel, um bis zur Mannbarkeit so vieles zu lernen, sodass er z.b. in der Politik bestehen könne.. Aber Dagwin war ehrgeizig, auch wenn er es gerade vergessen hatte aufgrund seiner Blamage vor Alrik. Nachdem er sich wieder ein wenig gesammelt hatte, beantwortete er auch die letzte Frage seines Verwandten. "Öhm.. noch nicht.." komm schon Dagwin, du bist doch kein kleiner Junge mehr! Zeig dich ehrgeizig! Du bist ein Duccier! Erwartungsvoll schaute er Alrik an und baute sich wieder etwas auf "Wüsstest du denn wen??"

    Etwas eingeschüchtert vom Peinlichkeitsgrad seiner Antwort, überlegte er kurz, ob er vielleicht die Antwort wusste.
    Ein Strich, ein Strich.. eine Gerade, eine Gerade und eine Strecke, eine Strecke...
    Vor seinem Gesicht fing er an mit seinem Fingern Striche, Geraden und Strecken in abstruser Gestik zu zeichnen, seine Zunge lugte aus seinem rechten Mundwinkel hinaus - höchste Konzentration!


    Viel Zeit hatte er nicht dafür, aber ein wenig nahm er sich schon, dann meldete er sich.


    "Also ein Strich kann ja auch Krumm sein und eine Gerade wäre ja dann gerade oder?" eine Gerade wäre ja dann gerade? Für Dagwin war das logisch und er hatte bestimmt Recht, aber die Formulierung war eher wieder Peinlichkeitsgrad "Stufe Dumm" auf einer Skala von 1 - Vollidiot.
    Doch er fuhr weiter fort "Und ein Strich kann ja unendlich lang sein, je nach Tabula oder so.." Dagwin! Komm zur Sache! "Ja und eine Strecke hingegen hat ja nur eine bestimmte Länge, also wie zum Beispiel von hier bis zu mir nach Hause.. ?" sein letzter Satz, der ebenfalls eine Antwort sein sollte, klang eher nach einer Frage von der Betonung her, denn seine Stimme ging am Ende nach oben, er war sich unsicher, obwohl es eigentlich stimmen musste!

    Dagwins Augen, die gerade noch einem Mädchen hinterher schauten, welches einem Jungen hinterrannte, richteten sich schnurstracks auf Alrik, als er ihn ansprach. Somit war das Mädchen - und es war ein schönes Mädchen - für Dagwin Schnee von gestern, für irgendwelche Spielereien war jetzt keine Zeit, Alrik hatte ihn angesprochen und dann noch auf die Schule und von irgend so einem Tiroicum!


    Schnell fasste er sich und versuchte nicht zu zeigen, dass er etwas aufgeregt war. Das sein Verwandter wohl nur aus Langeweile mit ihm sprach oder mehr, weil er sich ein wenig verantwortlich fühlte, merkte der Junge nicht.


    "Ja! Ich gehe noch zur Schule.. dafür werde ich noch ein wenig brauchen, aber ich schlage mich gut!... glaube ich." antwortete er zunächst. Was Decuriones waren wusste er, immerhin waren viele aus seiner Familie Decuriones, das wusste er!
    Aber dieses Tiro.. was sollte er jetzt sagen? Er wollte sich ja schließlich nicht vor Alrik blamieren. "Ein Triclinium strebe ich nach der Schule an." sagte er ganz trocken mit stolz geschwellter Brust. Das hatte er doch gut verkauft! Alrik würde niemals merken, dass Dagwin nicht wusste, wovon er sprach.





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    Lächeln.. ja.. nein, viel mehr war es ein überschwängliches Grinsen auf Dagwins Lippen, als Alrik ihm durch die Haare strich. Ihm bedeutete diese Geste viel, auch wenn sie seinem Verwandten vermutlich ziemlich wenig bedeutete. Der Junge freute sich sehr darüber, denn für ihn war es ein Zeichen von Zugehörigkeit - ein wohles Gefühl. Er hatte sich dicht bei Alrik und Aurelius Lupus gehalten, um den beiden zu zu hören, was sich auf alle Fälle gelohnt hatte. Alrik bewunderte er sehr. Ein Germane aus seiner Familie, der in Rom eine politische Laufbahn bestritt und es bestimmt noch weit bringen würde. Man konnte schon sagen, dass Dagwin in Alrik eine Art Vorbild sah, nicht das Witjon für ihn weniger erfolgreich war, aber es ging ihm halt um Rom. Da würde er unbedingt hinwollen, wenn er älter war! Vielleicht würde er ja bei den Aureliern wohnen können? Vielleicht würde ja das Band der beiden Familien durch Lupus Anwesenheit etwas enger geschmiedet werden können, sodass er später diesen Kontakt gebrauchen könnte? Das wäre so aufregend.. aber bis es so weit war, galt es weiter die Schulbank zu drücken. Ebenso lauschte er weiterhin den Worten der beiden Männer.
    Der Senator redete so gehoben, was Dagwin sehr beeindruckte. Sein Latein war schon erheblich besser geworden, konnte er also fast alles verstehen, was der Aurelier erzählte. So musste ein Mann der Politik reden! Das es für einen Politiker viel mehr als nur solche läppischen Redewendungen gab, wusste er bislang noch nicht. Irgendwann würde er vielleicht Rhetorikunterricht bekommen, da würde er es dann sicher Erfahren, wie ein Politiker zu reden hatte.
    Der Junge hielt weiterhin erstmal die Klappe.



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    Der Frühling war gekommen! Herrlich! Die Stadt fing an aufzublühen und auf irgendeine Weise veränderten sich die Gemüter der Leute, jedenfalls kam es Dagwin so vor. Leider änderte der Frühling nichts an der Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen von Mogontiacum die Schule besuchen mussten. So saß der strebsame Duccier wieder auf seinem Hocker in der letzten Reihe und lauschte Meister Xanthos Worten.
    Heute stand Mathematik auf dem Programm! Toooll... dachte sich Dagwin nur, denn dieses Fach war leider gar nicht seine Stärke, allerdings war er bestrebt daran, dies zu ändern! Er würde später in die Fußstapfen seiner Familienmitglieder treten wollen und die konnten bestimmt ganz gut Mathematik, denn sie hatten Positionen sowohl in der Stadtverwaltung als auch in der Politik.
    Glücklicherweise startete der Magister mit der Geometrie, eine Sache, die der junge Germane wenigstens noch sachlich nachvollziehen konnte, das visuelle half ihm da doch schon ziemlich.


    Nachdem der Lehrer ein paar Sachen erklärte, kam Dagwin an die Reihe. Der lange Stock, der schon manchem Schüler den Angstschweiß von der Stirn laufen ließ, zeigte direkt auf ihn und als wäre das noch nicht genug Anspannung, taten es ihm die Augen der übrigen Schüler gleich!


    Was war das denn jetzt bloß? Er durfte sich jetzt nicht blamieren!


    "Ein.. ein.. ehm..." Mensch jetzt sags doch endlich! "Ein Strich?" kam vorsichtig und zaghaft über seine Lippen. Vielleicht hatte er ja Glück.

    Oh es war ein großer Tag. Der Frühlungsbeginn wurde gefeiert und zum ersten mal hatte Dagwin die Möglichkeit sich mit seiner Familie in der Öffentlichkeit zu zeigen!
    Ein schönes Gefühl für den Jungen, der nach Mogontiacum gekommen war, um seinen Onkel und seine Tante wiederzusehen, nachdem er seine Mutter und seinen Vater nie kennen lernen konnte. Dagwin fühlte sich schon ein wenig mehr geborgen, auch wenn er mit Hadamars Geschwistern noch nicht viel geredet hatte, mochte er dennoch ihre Anwesenheit genauso wie die von Witjon, Alrik und Hadamar. Besonders aufregend war es jedoch, dass ein Senator unter ihnen war und das sogar als Gast! Voller Bewunderung bestaunte er immer wenn er konnte die Erscheinung des Aureliers und hörte ihm aufmerksam zu. Sein Latein war schon etwas besser geworden, also verstand er den Großteil auch. Dagwin musste allerdings aufpassen, dass er nicht vor lauter Ablenkung irgendwem in die Hacken trat, denn ständig musste die Gruppe stehen bleiben, Witjon hatte viele Hände zu schütteln und Alrik und den Aurelier vorzustellen, die ebenfalls Hände schütteln mussten.
    Nach einer Weile machte Witjon die Gruppe auf eine Erhebung aufmerksam, wo anscheinend Personen standen, die er seinem Gast vorstellen wollte. Neugierig lugte er zwischen den großen Männern seiner Familie hindurch und folgte diesen auf Schritt und tritt.
    Sagen tat er allerdings nichts, er beobachtete viel mehr.
    Als Dagny, eine von Hadamars Schwestern, vorlaut dem Senator erklärte, was es mit dem Feuer auf sich hatte, viel Dagwin fast die Kinnlade runter! Der Aurelier war Senator.. das.. geht doch nicht! Man kann doch als kleines Kind nicht einfach einen Senator ansprechen! Kurz darauf schnappte ihr Bruder sich sich schon, schwang sie über seine Schulter und entschuldigte sich bei dem Senator. Nachdem Dagwin seine Kinnlade wieder im Griff hatte schaute er sich kurz um, jede Menge Leute..

    Auch wenn Dagwin der Anfang des Unterrichts recht leicht fiel, schwitzte er ganz schön bei den folgenden Abschnitten. Manchmal war er wirklich froh, dass sich andere gemeldet hatten und die Antwort wussten, so gab es keine bedrohliche, gefährlich Stille, in der der Lehrer den Jungen hätte fragen können.
    Am Ende der Stunde wurde der Duccier allerdings nochmal etwas vom Anfang der Stunde gefragt und wenn es ihn nicht täuschte, wusste er sogar die Antwort.


    "Ja, Magister.." entgegnete er.


    "Hippos
    Hippou
    Hippoi
    Hippon
    Hippie!"
    So, das war geschafft! Und es sollte auch eigentlich richtig sein.

    Gelangweilt war schon gar kein Ausdruck mehr! STERBENSlangweilig traf es wohl eher. So kam es, dass Dagwin über die Flure krebste und nach Beschäftigung suchte, was allerdings gar nicht so einfach zu sein schien, da wohl niemand da war.
    Als er am Arbeitszimmer vorbeiging hörte er allerdings Stimmen. Die eine war von Witjon, die anderen beiden kannte er nicht. Neugierig, wie Dagwin nunmal war, drückte er sein Ohr an die Tür. Die Männer redeten irgendwas von Provinzen und sondergleichen. Das gefiel Dagwin! Politik! Leise öffnete er die Tür, sodass er durch einen kleinen Spalt gucken und hören konnte, allerdings sah er nicht viel, nur einen Mann von hinten, er hatte längere Haare, aber Witjon war das nicht. Dagwin lauschte also weiter und verhielt sich still, so würde er gar nicht auffallen!
    Der Junge verstand irgendwas von entmachtet und zur Rechenschaft gezogen, verstehen tat er es allerdings nicht, doch als dann die rede von einem ermordeten Kaiser war, wurden seine Augen groß. Sprachen sie da gerade über eine Geschichte oder war das die Realität? Konnte man so einfach den Kaiser umbringen? Das ging doch nicht.. da waren doch diese, wie hat Castor sie noch genannt.. diese.. diese.. Paetoia oder so, diese Wachen eben, die den Kaiser beschützten. Der Mann mit den längeren Haaren wollte anscheinend in den Senat, wie aufregend! Ein balder Senator im Haus der Duccier! Den musste Dagwin unbedingt näher sehen, also versuchte er die Tür noch um ein paar cm weiter zu öffnen, bis er abrupt inne hielt und noch viel größere Augen machte. In diesem Moment fielen die Worte "Vescularius Salinator MUSS fallen." Dagwin machte das Angst, wurde dadrin etwa ein Plan ausgeheckt? Ein.. ein Mord? Nein! Das konnte nicht sein. Wer war dieser Salinator überaupt? Der Mann mit den längeren Haaren nannte ihn irgendwas mit Ursuhupater oder so.. Dagwin verkleinerte wieder den Türspalt, um noch ein wenig zuzuhören, allerdings knarrte es kurz, was ihn noch einmal inne halten ließ, er kniff die Augen zu, wird schon keiner gehört haben.

    Natürlich freute es Dagwin, dass der Lehrer seine geringen Fertigkeiten bereits als "außerordentlich" ansah, doch eine Sache gefiel ihm dabei nicht: Die anderen Schüler warfen ihm böse Blicke zu. Hier würde er sich wohl keine Freunde machen können..
    Im Chor sagten sie dann schon ziemlich gelangweilt und genervt das Alphabet für Dagwin auf. Er konzentrierte sich und hörte genau zu und selbiges tat er bei den Lautwerten.
    Eine ziemlich schwierige Sprache! Aber: Dagwin hatte große Ziele und somit hatte er diese Sprache halt zu lernen, allerdings lag ihm sein Latein deutlich mehr am Herzen, denn da musste man noch an einigen Ecken und kannten schleifen!

    Völlig verdutzt bleib der Junge auf dem Boden liegen, bis die ominöse Frau vor ihm stand und ihm die Hand hinhielt. PAH! Als würde er sich hochhelfen lassen nach dieser Blamage! Er stand auf, klopfte sich den Dreck von den Kleidern. Zu Tode erschreckt.. wer hat denn hier wen zu Tode erschreckt?


    "Schule.. was.. nein, nein.."
    gab er erstmal irritiert von sich und fragte "Also bist du wohl keine Diebin was..?"
    sonst hätte sie ja wohl freilich anders reagiert.
    "Wer bist du dann?"
    fragte er dann aber bestimmender und zwar so in der Art, als wäre er hier das Oberhaupt im Stall, immerhin hatte er in den letzten Wochen hier viel gearbeitet.

    Völlig aus den Gedanken, die komplett auf seine Tabula fixiert waren, gerissen, schaute er mit schmalem Mund zu Meister Xanthos hoch.
    Anscheinend war es etwas besonderes, dass er bereits schreiben konnte. Hier hätte der Junge jetzt richtig punkten können, WENN er denn wirklich schreiben könnte.
    "Also ich kenne die lateinischen Buchstaben.." erklärte er dem Lehrer. Castor hatte ihm alle nach der Reihe aufgeschrieben und ihm einiges zu Wortbildungen erklärt, was allerdings noch längst nicht reichte, um ganze Sätze fließend aufzuschreiben! "wenn ich mich konzentriere, kann ich manche Wörter aufschreiben!" sagte er denn aber doch etwas stolz. "Ich höre gut zu, wiederhole das Wort oft in meinem Kopf und versuche dann die Buchstaben einen nach dem anderen aneinander zu reihen."
    Natürlich funktionierte dieses System nur bedingt, denn auf seiner Tabula stand folgendes:



    Kirios - der Herr


    Kirios
    Kiriou
    Kirioi
    Kirion
    Kirie


    Puh! Da hatte der junge Dagwin aber noch einmal Schwein gehabt. Meister Xanthos strafte ihn nicht mit bösen Wörtern, sondern belehrte ihn mit Wissen. Sein Blick ließ dennoch darauf schließen, dass er dem Germanischen nicht gerade viel abgewann, verblümt ausgedrückt. Germanisch zählte also nicht zu den zivilisierten Sprachen, was der Junge zwar nachvollziehen konnte (er hatte sich ja von Castor viel erzählen lassen), sich aber etwas beleidigt fühlte.


    Während der Lehrer die beiden Schüler ermahnte und belehrte, die gequatcht hatten, versuchte Dagwin alles aufzuschreiben, was er sagte. Das fiel ihm nicht ganz leicht, er konnte zwar Latein schreiben, aber gleichzeitig zuhören und schreiben war fast unmöglich! Meister Xanthos redete viel zu schnell. Das mit dem Kyrios - Herr, hatte er allerdings verstanden.

    Wieso waren manche Tage so stinkenst langweilig? Heute war keine Schule, die Aufgaben für den nächsten Tag hatte er zwar noch nicht fertig, aber er brauchte unbedingt eine Pause. Vor das Rechnen viel ihm schwer, er hatte nie große Zahlen gebraucht auf dem Hof und jetzt sollte er sogar mit dreistelligen Zahlen hantieren! Wie gut, dass morgen auch keine Schule war, der Junge erledigte seine Aufgaben eigentlich immer sofort, aber dieses mal würde er eine Ausnahme machen. Der Kopf rauchte! Und was tat man wenn der Kopf raucht? Man geht nach draußen! Also zog er sich warm an und machte sich auf den Weg zur Hros Duccia.
    Dort angekommen gähnte er kurz bevor er den Stall betrat und lief folglich mit zugekniffenen Augen um die Ecke. Als er sie wieder aufmachte erschrak er und blieb wie verteinert stehen. Da stand wer! Wer war das? Ein Fremder? Ein Fremder! Ein Pferdiedieb! .. jedenfalls kam ihm das in den Sinn. Die Person stand mit dem Rücken zu ihm, er konnte also das Gesicht nicht erkennen. Langsam und ganz leise schritt er rückwärts, er würde irgendwen holen müssen! Doch dann geschah das, was alles fortan zunichte machte. Er trat auf eine auf dem Boden liegende Mistgabel, welche geräuschvoll gegen einen Eimer stieß und das einen unüberhörbaren Laut von sich gab. Zu allem überfluss stolperte er auch noch und landete mit einem heftigen Bumms auf dem Steißbein. "AUAA!!" tönte es durch den ganzen Stall.