Wer bist du? und von wannen nahst du diesem Land?
Der schwergeprüften Griechen einer bin ich, Weib!
Dein Haß Helenens wundert dann mich keineswegs.
Doch wer? woher? mit welchem Namen ruft man dich?
Mein Name ist Teukros; der mich zeugte, Telamon;
Und meine Heimat, die mich aufzog, Salamis.
Und wie gelangst du in des Nilstroms Fluren her?
Ich irre flüchtig, aus der Heimat weggebannt.
Unglücklich also? Wer verstieß dich aus dem Land?
Mein Vater, der mich lieben sollte, Telamon.
Warum? Ein Schicksal waltet in der Sache wohl?
Des Bruders Tod in Troja war mein Untergang.
Wieso? Ihn hat doch etwa nicht dein Schwert entseelt?
Nein, durch den Sturz ins eigne Schwert entleibt' er sich.
Wahnsinnig? denn wer bei Verstand verübte das?
Du hast Achillen wohl gekannt, den Thetissohn?
Ich hör, er trat mit bei Helenens Freiern auf.
Des Tod erregt' im Heere Streit um seine Wehr.
Wie mochte dies dem Aias zum Verderben sein?
Die Wehr empfing ein andrer, drum entleibt' er sich.
Wie aber hat sein Leiden dir Unheil gebracht?
Weil ich für ihn mein Leben nicht hinopferte.
So zogst du, Fremdling, mit vor Ilions stolze Burg?
Ich half sie mit zerstören und ging mit zugrund!
So ist sie eingeäschert schon, des Feuers Raub?
Daß selbst die Spur der Mauern nicht mehr kenntlich ist!
Helena, Unselge! Troja ging zugrund durch dich!
Die Griechen gleichfalls: schweres Unglück ist geschehn!
Wie lange Zeit ist's, daß die Stadt verwüstet ward?
Bald sieben Ernten, sieben Jahreskreise schon.
Die andre Zeit dann eures Bleibens dort, wie groß?
Viel Monden: zehen Jahre wohl verstrichen dort.
Das Weib von Sparta, kam's in eure Hände dann?
Bei den Haaren hat sie Menelaos fortgeschleppt.
Du sahst die Arme? oder hast das bloß gehört?
So nah mit Augen sah ich's, wie ich dich erblick.
Ob, was ihr hieltet, nicht ein Trug vom Himmel war?
Laß uns von andrem reden, nicht von jener mehr!
So sicher seid ihr überzeugt von eurem Wahn?
Ich sah's ja selbst mit Augen an, so klar wie dich.
Ist Menelas mit seiner Gattin schon daheim?
In Argos nicht, und auch am Bach Eurotas nicht.
Ach weh! ein traurig Leiden denen, die's betrifft!
Verschwunden ist er samt der Frau, so geht der Ruf.
Ging denn die Rückfahrt aller nicht nach einem Ziel?
Wohl, doch ein Sturm verschlug sie jeder Richtung zu.
Auf welcher See hochsträubigem Rücken packt' er euch?
Grad als wir schifften mitten auf Ägäischer See.
Erfuhr man seitdem nichts von Menelaens Fahrt?
Gar nichts. Er wird für tot gesagt in Griechenland.
Zum Publikum gewandt und als spräche sie für sich, sagte sie:
Ich bin verloren! -
Lebt die Tochter Thestiens?
Die Leda meinst du? Die ist tot und längst dahin!
Ihr war doch nicht Helenens Schand am Tode schuld?
Man sagt's; ihr edles Leben hat ein Strang gekürzt.
Die Tyndar-Söhne leben? oder sind sie tot?
Sie leben nicht und leben, denn zwei Sagen gehn.
Wie lautet dann die beßre? -
Zum Publikum gewandt und als spräche sie für sich, sagte sie:
Oh, ich armes Weib!
Sie seien Götter, als Gestirne leuchten sie.
Das lautet trefflich! Und die andre Sage spricht -?
Vom Stahl durchbohrt der Schwester wegen starben sie.
Genug der Meldung! spare mir zwiefachen Schmerz!
Und was mich her zum Fürstenhause führte, mein
Begehren nach der Seherin, der Theonoe,
Vermittle du, auf daß ein Spruch mir werde, wie
Ich glücklich richte meines Schiffes Segelflug
Zum Meereseiland Kypern, wo Apollo mich
Heißt siedeln und den Inselnamen Salamis
Der Gründung geben, meiner Heimat eingedenk.
Die Fahrt, o Fremdling, offenbart es selbst: verlaß,
Flieh dieses Land, eh Proteus' Sohn dich hier erblickt,
Der Beherrscher dieses Reiches, der jetzt auf der Jagd
Fern ist, mit treuer Doggen Dienst das Wild erlegt.
Er tötet jeden Griechen, den sein Arm ergreift.
Weshalb? das unterlasse du zu forschen, und
Ich will es auch verschweigen; denn was frommt es dir?
Für diese Kunde dank ich, und der Himmel soll
Die edle Wohltat dir, o Frau, vergelten. Denn
Helenen gleich im Äußern, bist du von Gemüt
Nicht ihresgleichen, sondern weit verschieden: sie
Soll schlimm verderben, nimmer zum Eurotasbach
Gelangen; du, Frau, mögest immer glücklich sein!
Er verlässt die Bühne.
Über unendliches Leid unendlichen Schmerz zu verbreiten,
Wehe, wo find ich den Ton? wie ring ich in stöhnenden Seufzern,
Liedern und Trauergesang und Jammern, ai, ai!