ZitatMarcus Iulius Dives
Von Lesbos kam er also, wo die von mir verehrte Sappho einst gewirkt hat. Und auch seine Eltern hatten sich damals scheiden lassen. Ob sie es wohl mußten aus Familienpolitik oder ob sie sich einfach auseinander gelebt hatten?
Sag, bemerkt man Sapphos Geist noch in Mytilene?
Gemeinsam gingen wir den Pfad weiterhinauf zum Tempel und dieser - obwohl klein - erstrahlte in einer Pracht, die der Göttin Fortuna mehr als würdig war.
Ich hob meinen Kopf und las die Inschrift - ich glaubte Horaz zu erkennen. Wer auch immer dieser edle Gönner war, er bewies erlesenen Geschmack.
Ich nahm das liebevoll von Lamia und mir arangierte Füllhorn aus dem Körbchen und legte es auf den Altar der Fortuna. Still nur die Lippen bewegend bettete ich O Fortuna velut luna statu variabilis...*
Ich schloß meine ganze Gens mit ein und hoffte das wir unbeschadet diese Zeit in der wir uns gerade befanden überstehen würden und Onkel Dragonum nicht gezwungen war in den Kampf zu ziehen.
Auch wenn Fortuna bisher der Gens Octavia hold war, konnte man dieser wankelmütigen Herrin nicht genug Opfergaben bringen, damit sie ihre schützende Hand weiterhin über uns hielt.
Marcus war eine sehr angenehme Begleitung und ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Ich freute mich, das Fortuna mir heute so hold war und uns zusammengeführt hatte.
Kaum hatten wir den Tempel verlassen, erblickte ich mehrere Gestalten in den wundervollen und edlen Gewändern der Vestalinnen - aus dem Trubel an bunten Tuniken stachen sie hervor wie frisch gefallener Schnee an den Hängen des Vesuvs.
Eine unter ihnen fiel mir besonders auf. Ihr dunkles langes Haar hob sich deutlich ab - und dann kam die junge Vestalin auch noch auf uns zu und Cousin Marcus sprach sie an.
Durfte man einer Vestalin die Hand reichen? Ich wußte es nicht, so streckte ich ihr meine entgegen.
Salve Vestalin Decima Plötzlich fühlte sich mein Mund sehr trocken an und ich bekam kein weiteres Wort heraus.