Beiträge von Octavia Nasica

    Das Fellknäuel im Arm weiter streichelnd, nickte ich und blickte wieder zu dem Sklaven. Meinetwegen könnte er seinen Namen behalten. Er war kurz und knapp und einprägsam.


    Ich hoffe dein alter Besitzer hat dich nach Aias dem Telamonier und nicht nach Aias dem Lokrer benannt.


    Ich schaute zu meinem Pappili. Hatte er das geschäftliche abgeschlossen und wir konnten unseren Gang über den Markt weiter fortführen?
    Ich winkte Aias zu, uns zu folgen.

    Einen Kuß nur? Ich hätte meinen Pappili mit Küßchen zudecken können, so stolz war ich auf ihn. Ich dachte wieder einmal das ich den weltbesten Pappili hatte. Aber das dachte - glaub ich - jedes Kind von seinem Pappili.


    Wir traten näher heran und mein Vater unterhielt sich noch mit einer Römerin, die ebenfalls sehr hoch geboten hatte. Ich nickte ihr freundlich zu und streckte ihr meine Hand entgegen.
    Als diese die Sprache auf den Hund brachte, nickte ich. In der Casa meines Vaters ist bestimmt Platz für einen kleinen Hund. Damit hatte ich beschlossen, ihn mitzunehmen. Mochte ich doch Tiere sehr. Und dieser kleine Wuschelhund sah einfach zu liebenswürdig aus.
    Kaum hatte ich die Worte über die Lippen gebracht, nahm einer der umstehenden Männer - an seiner Kleidung erkannte ich ihn als Centurio der Classis - den Hund hoch.
    Ich streckte die Hände aus, um den Hund gleich an mich zu nehmen. Zwar würde ich hinterher ein langes Bad benötigen, doch wenn der Hund dazu gehörte, wollte ich ihn haben.


    Wir nehmen ihn gleich mit... nicht war Pappili? Ich hatte Banu - so hieß der Hund also - auf dem Arm und kraulte ihn, während ich hinauf schaute zu dem Sklaven.
    Beide brauchen dringend ein Bad und was zu essen... und der Sklave eine andere Tunika. Der Fetzen ist keinem Servus eines Octaviers würdig. Wie nannte dich eigentlich dein Besitzer? Wand ich mich an den Sklaven.

    Natürlich konnte ich das versprechen. Und als mein Pappili dann 1000 Sesterzen auf den Sklaven bot, färbten sich meine Wangen vor Freude rot und mit einem quietschen, das ich nicht ganz unterdrücken konnte, herzte ich ihn und drückte meine Lippen auf seine Wange. Es hatte sein gutes ein "leicht" verwöhntes Töchterchen eines Senators zu sein.


    Aber weißt du Pappili, Sappho ist wichtig. Sie wurde unter anderem zum Vorbild des Horaz. Und auch Catull war von ihr und ihrer ausdrucksstarkenSprache begeistert, er zitiert sie sogar. Und Platon nennt sie die 10. Muse. Und sind dies nicht alles berühmte schlaue Köpfe, die nur recht haben können?


    Versuchte ich mich da gerade rauszureden, weil ich die Gedichte von Sappho kannte? Nun gut, nur einige... Aber sie waren voller Posie und wunderbare Bilder zogen vor meinem inneren Auge auf, wenn ich mich mit Sapphos Werken beschäftigte. Ich glaube ein Mann, hätte nicht so schöne Worte finden können.

    Ein leichtes Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen, als der Nauta sich benahm, als sei ich der Praefect persönlich. Onkel Dragonum kam also nach Ostia?
    Konnte man dies nicht mit einer kleinen Sommerfrische verbinden? Immerhin befand sich in Ostia die Villla Rustica der Familia - und Rom war zu dieser Zeit einfach ein Moloch aus Gestank und Hitze.
    Wenn ich meinen Pappili ganz lieb fragte, könnte er mir diese Bitte bestimmt nicht abschlagen...


    Hab Dank für die Überbringung der Nachricht. Bestell meinem Onkel - deinem Praefectus - das ich mich freue ihn zu sehen und ich hoffe, das die Ostia-Inspektion zu seiner Zufriedenheit ausfällt.


    Und dann lass dir etwas verdünnten Wein und einen Imbiss in der Culina geben.


    Meinte ich freundlich und entließ damit den Nauta. Ein Sklave würde sich schon um ihn kümmern.

    An den Schuhen erkannte ich, das eine Patrizierin eintrat.
    Diese schien einigen der Damen wohlbekannt zu sein, denn sofort entstand ein kleines Wortduell das Haushoch von der Patrizierin gewonnen wurde. Während des Schlagabtausches konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen, hatte diese doch recht und die als Drusilla angesprochene, befand sich schon weit in dem Herbst ihres Lebens.


    Gleichzeitig hatte ich erfahren, das es sich um eine Verwandte eines vermeindlichen Kaisermörders handelte. Die Proskriptionsliste war bis nach Pisae vorgedrungen, so dass der Name Aurelius Lupus mir bekannt war. Und die Patrizierin war - dem nach, was Drusilla sagte - auch verhört worden.


    Mit der Alten - in meinen jungen Jahren war jeder über 25 älteren Datums - entfleuchten etliche Frauen der Umkleide und plötzlich bemerkte ich die Vestalin, die ich auf dem Fest der Fortuna kennengelernt hatte.
    Mein Puls beschleunigte sich.
    Salve Vestalin Decima Begrüßte ich sie, mein Mund fühlte sich trocken an.

    IANITOR


    Der Ianitor nickte und schickte einen gerade vorbeikommenden Sklaven los, die kleine Domina zu holen.


    Du kannst im Atrium warten. Der Ianitor geleitete den Boten in das Atrium.

    Der vom Ianitor geschickte Sklave fand mich im Hortus und sagte mir, das mich ein Nauta im Atrium erwarten würde.
    Ein Nauta? Das konnte ja nur bedeuten, dass Onkel Dragonum geschrieben hatte.
    Ich betrat das Atrium und blickte den Boten an. Ich bin Octavia Nasica. Du hast eine Botschaft für mich?

    ...Lahm ist die Zunge und ein
    feines Feuer rinnt über die
    Haut, nichts mehr vermag das
    Auge zu sehen.


    Dröhnen ist in den Ohren, und der
    Schweiß rinnt herab, Zittern befällt den
    Leib; ich bin bleicher als Gras, dem Tod nah
    schein ich, Agallis.
    *


    Beendete ich das wunderbare Gedicht Sapphos. Meine Augen leuchteten förmlich. Ich wollte ihn haben, jemanden der Sappho aus dem Stehgreif rezitieren konnte.


    Pappili ich mag ihn haben... Flehend blickte ich meinen Vater an.


    Ich war stolz und froh, das mein Vater sich heute Zeit für mich genommen hatte und mit mir über den Markt schlenderte. Wobei ich ihn insgeheim auch verdächtigte, das er sich auf dem Markt umhören wollte, wie es mit der Getreideversorgung aussah und was die neusten Gerüchte wegen Palma waren.
    Wobei dies egal war, hauptsache er verbrachte Zeit mit mir (ein bißchen besitzergreifend war ich schon, aber immerhin hatte ich meinen Pappili lange nicht gesehen).


    So blieb ich ebenfalls stehen - auch wenn ich einen Stand mit wundervollen Stoffen erblickt hatte - und schaute hinauf zu dem Podest.
    Ein Jüngling stand oben und wurde von den Leuten begafft, als würde es sich um ein Stück Vieh handeln.
    Auf die Frage, ob ich ihn als Erzieher haben wollte, nickte ich. Gerne hätte ich ihn.
    Wußte ich doch, das ich noch einiges zu lernen hatte. Doch intressierten mich die Kenntnisse des Jünglings.
    Sag, was hat dein Herr unterrichtet? Und was hälst du von Sappho? Wand ich mich direkt an den Sklaven.
    Mir war besonders wichtig, was er von Sappho dachte. Verehrte ich diese Dichterin doch und ließ mir von Lamia öfters ihre Gedichte vorlesen. Zwar hätte ich sie auch selbst lesen können, doch konnte Lamia sie voller Inbrunst rezitieren, das es eine Freude war, ihr dabei zuzuhören.

    Das Balneum im Hause meines Vaters war zwar angenehm, aber mir fehlte das, wozu man als Frau in eine Therma ging, der Klatsch und Tratsch, die neusten Gerüchte und natürlich das Lästern.
    Ich gebe es zu - soetwas tat ich besonders gern. Ausserdem waren die Thermen ein guter Ort Kontakte zu knüpfen - und diese brauchte ich in Rom.


    So hatte ich an einem besonders heißen Tag beschlossen die Thermen Roms aufzusuchen. Lamia im Schlepptau betrat ich die Therme und blickte mich um. Sie waren viel größer und eindrucksvoller als die in Pisae. Natürlich - ich war ja auch in Rom. Hier war alles größer und eindrucksvoller als woanders. Die ganze Welt versuchte Rom nachzuahmen, doch schaffte sie nur einen müden abklatsch der Schönheit - wenn nicht dieser Gestank vom Tiber gewesen wäre.


    Badesklaven liefen umher um Tücher und andere Annehmlichkeiten zu bringen.
    Ich betrat den Apodyterium und Lamia begann damit, die unzähligen Haarnadeln aus der Frisur zu ziehen. Meine schweren Haare vielen hinab und reichten über den ganzen Rücken. Erleichtert fuhr ich mit meinen Fingern hindurch und lockerte sie.
    Dann ließ ich mir von Lamia aus der Tunika helfen.
    Was freute ich mich schon auf das komplette Verwöhnprogramm. ich hatte mir mehrere Stunden dafür heute zeitgenommen.

    Ein Bote, auf dessen Sattel das Zeichen der Gens Octavia prankte, kam an und überreichte die Nachricht an den Praefectus Classis.


    Tiberius Octavius Dragonum
    Classis Misenensis
    Misenum
    Italia



    Octavia Nasica
    Casa Octavia
    Roma
    Italia



    Salve Onkel Dragonum,


    Wie du an der Adresse sehen kannst, befinde ich mich nicht mehr in Pisae bei meiner Mutter, sondern bin nach Rom gekommen um bei meinem Vater zu leben.


    Mit viel Freude hab ich vernommen, das Fortuna dir in Aegyptus hold gewesen ist und dich ohne Verletzungen wieder an die heimischen Gestade brachte.
    Wird Fortuna oder Neptun auch einmal wieder nach Rom bringen?
    Ich glaube Pappili möchte dich genauso gerne wiedersehen wie ich.
    Vielleicht läßt sich ein Besuch von deiner Seite einrichten?


    In Zuneigung
    Deine Nichte


    Nasica

    Zitat

    MID & D Messalina


    Ich vernahm ein helles, mädchenhaftes Lachen und merkte erst nach einiger Zeit, das ich dies gewesen bin. Ein leichtes Rosé überzog meine Wangen.
    Ist nicht jedes Kind stolz auf seinen Vater? Aber ja, ich bin sehr froh, das mein Vater mein Vater ist.
    Dann wurde mein Blick fragend. Darf eine Vestalin denn an einer Feierlichkeit in einer der Casas teilnehmen? Wenn sie meinen Vater kennenlernen wollte, ließ sich das bestimmt einrichten.
    Auf ihre Einladung ins Atrium Vestae kam ich gerne zurück. So nickte ich. Ich würde mit den Vestatempel gerne einmal anschauen. Ich habe schon einiges davon gehört. Leider habe ich es nicht geschafft zum Fest der Vesta in Rom zu sein. Aber es hat mich einiges an Überredungskünsten gekostet, das ich Pisae verlassen durfte, um zu meinem Vater nach Rom fahren zu dürfen.
    Mein Puls ging merklich schneller. Strömte ein leichter Duft nach Rosen von dr Vestalin hierher? Schade das ich nicht näher an sie treten durfte, um in diesem lieblichen Odem zu schwelgen.


    Als Marcus wieder etwas sagte - es zumindest durch das rauschen in meinen Ohren zu mir drang - nickte ich.
    Gerne begleite ich dich Marcus. Wie wäre es mit dem Wagenrennen? Du begleitest uns doch? Wand ich mich an Messalina.
    Ich liebte Pferde und ich liebte Wagenrennen. Ich fragte mich, wann wohl das nächte im Circus Maximus abgehalten werden würde. Vielleicht könnte der Kaiser mit einem Wagenrennen und einigen Kämpfen die angespannte Stimmung, die überall herrschte auflockern und zu seinen Gunsten kippen.
    Nun wartete ich darauf das Marcus uns seinen Arm bot und

    Ich erwachte als die Sonne mir ins Gesicht schien und meine Nase kitzelte. Doch verspürte ich noch keine Lust die Beine aus dem Bett zu schwingen und aufzustehen. So zog ich die Decke ein Stück höher und versteckte mich darunter. Vielleicht wäre ich auch wieder eingeschlafen, wenn ich nicht ein Räuspern vernommen hätte, das sich wiederholte und eindringlicher Klang.
    Dann wurde ein Domina...Domina.. daraus und ich erkannte die Stimme vom Lamia.
    So setzte ich mich auf. Was ist Lamia? Fuhr ich sie an. ICh fühlte mich immer noch nicht erholt.
    Nichts Domina, nur wolltest du heute nicht so spät geweckt werden um in den Tempel zu gehen und du wolltest einen Brief an Octavius Dragonum schreiben.
    Ich entsann mich, gestern war ich zu müde gewesen. So gab ich Lamia den Befehl mich anzukleiden und meine Haare zu frisieren.

    Meine Glieder fühlten sich nach dem Bade und der anschliessenden Massage mit dem Sandelholzöl bleiernd an. Zwar hatte ich mir vorgenommen noch einen Brief an Dragonum zu schreiben, doch wollten die Strapazen der Reise jetzt ihren Tribut von mir.
    So ließ ich mir von Lamia die Sandalen ausziehen und legte mich auf die Kline - ich wollte mich nur kurz ausruhen, doch kaum hatte mein Haupt das Kissen berührt, versank ich in einen tiefen und erholsamen Schlaf.

    Ich nickte und konnte förmlich das Strahlen auf meinem Gesicht spüren. Dann erhob ich mich und hauchte meinem Papili einen Kuß auf die Wange.
    Dann geh ich jetzt das Balneum aufsuchen und danach schreib ich an Onkel Dragonum einen Brief. Sag stimmt es eigentlich das Gracchus auf dem Weg nach Rom ist? Mama hat soetwas erzählt. Zwar konnte ich mich kaum an meinen großen Bruder erinnern, da wir an unterschiedlichen Orten aufwuchsen, aber dennoch - er war mein Bruder und ich wollte ihn unbedingt sehen.

    Zitat

    Marcus Iulius Dives & Decima Messalina


    Schnel nahm ich meine Hand wieder hinunter - schien es nicht Sitte zu sein, das man einer Vestalin zur Begrüßung die Hand reichte. Als sie mich nach meinem Vater fragte, schüttelte ich erst den Kopf und nickte dann. Mit einem entschuldigenden Lächeln meinte ich.


    Ich weiß es nicht. Er meinte er würde - wenn seine Arbeit als Curator Rei Publicae es zuläßt - versuchen auf das Fest zu kommen.
    Vielleicht schließt sich sogar mein Bruder an, seit kurzen weilt er auch in Roma.

    Durch meine langen Wimpern versuchte ich jede Kleinigkeit in dem zarten Gesicht der Vestalin auszumachen ohne das sie sich beobachtet fühlte.
    Immernoch kam es mir so vor, als wäre mein Kopf leergefegt und ich war über Dives geplapper sehr froh.
    Äh ja, in Pisae gibt es keine Vestalinnen, jedoch hier in Rom sind sie eine Stütze und ein Garant für die Existens des Imperiums.
    Was intressierte mich die Tunika, welche die Vestalin trug - ich fühlte mich eher von dem Antlitz angezogen und konnte meinen Blick nicht davon abwenden.

    Nachdem Gespräch mit meinem Vater suchte ich das Balneum auf. Ich hoffte Lamia hatte die weichen Sandalen für das Haus und meine Lieblingstunika bereitgelegt, sie wußte das ich diese besondern nach der Entspannung liebte. So entkleidete ich mich uns ließ die Reisesachen achtlos fallen, immerhin gab es Sklaven die sich darum kümmerten. Die Haarnadeln zog ich heraus und meine langen dunklen Haaren fielen über meinen Rücken hinab.
    Dann trat ich durch die kleine Tür und wärmender Wasserdampf umfing mich. In der Luft schwebte der Hauch von Rosenduft.
    Nicht Lamia empfing mich, sondern eine ältere Sklavin die von Pappili geschickt worden war. Ich setzte mich auf eine der Bänke und ließ meine Füße waschen. Dann ließ ich mich in das Becken mit dem heißen Wasser gleiten.
    Welch eine Wohltat - Das mit zusätzen getränkte Wasser umschmeichelte meinen Körper und ich spürte förmlich wie ich mich entspannte. genüßlich bettete ich meinen Kopf am Rand und genoß die Schwerelosigkeit.