Beiträge von Quintus Duccianus Alan

    Einfach war es wahrlich nicht, nicht daran zu denken, dass man hier eigentlich eingesperrt war. Da hatte man Alan seine Freiheit genommen, ihn nach Rom verschleppt und war nun der Sklave einer Frau, die ihm irgendwann vielleicht wieder einen Teil seiner Freiheit zurück geben würde. Wenn gleich er niemals wieder zurück in seine Heimat konnte. Alan war Venusia dafür sehr dankbar. Sie machte aus seiner Situation das Beste und er dankte es ihr nicht nur damit, dass er sie begleitete. Er wich ihr auch nicht von der Seite, wenn sie es nicht ausdrücklich von ihm verlangte.
    So hatte er auch jetzt wieder am Rande des Zimmers gestanden und war seinen Gedanken nachgehangen. Er war in seinem Dorf, an einem sonnigen Tag. Er selber reparierte gerade das Dach einer Hütte und im Kräutergarten neben an dufteten nicht nur die Blumen sehr gut. Das blonde Haar war zum Zopf geflochten und dieser wippte lustig hin und her, wenn sie sich bewegte. Achja, hätte er doch nur den Mut aufgebracht sie anzusprechen. Nun war es zu spät. Die blonden Haare waren blutgetränkt gewesen, als Alan das Mädchen das letzte Mal gesehen hatte.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er Venusias Handbewegung und der Sklave beeilte sich zu ihr zu kommen. Mit großer Neugier betrachtete er die Karte, die sie vor ihm ausbreitete. Leider war ihm davon alles mehr als unbekannt. Hispania! Von diesem Land hatte er wenn überhaupt nur in Geschichten gehört. Und dennoch betrachtete der einstige Schreiner die Karte und studierte die Worte, die darauf verzeichnet waren. Als hätte er so etwas schon öfter gemacht, betrachtete Alan die Karte wie ein geübter Feldherr. Dann, nach einer kleinen Ewigkeit deutete er mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle auf der Karte.

    Ehrlich gesagt, war Alan ganz froh, dass seine Domina wieder das Wort ergriff und den Mann gegenüber befragte. Alan musste das Gehörte erst einmal langsam begreifen. Eine Rückkehr in sein bisheriges Leben würde es nie wieder geben. Das war etwas, dass er bisher nie groß überlegt hatte. Doch waren die Alternativen so schlecht? Er würde unter anderem weiterhin in der Nähe von Venusia sein können.
    Alan betrachtete einen Punk irgendwo hinter Vala. Das war einiges an Information und sicherlich musste da noch das ein oder andere Wort mit seiner Domina gewechselt werden.


    (ooc: Danke für die Links.)

    Schweigend wie ein Fisch in einem Gemälde, war Alan bisher neben seiner Domina gesessen und hatte versucht der Unterhaltung zu folgen. Viele Namen waren gefallen und reichlich Wörter, bei denen der Germane sich noch schwer tat. Doch er verstand, dass es der Familie des Mannes ihm gegenüber gut ging und es war fast eine Wohltat all die vertraut klingenden Namen zu hören.
    Erst als plötzlich sein Name fiel, ruckte der Germane aus seiner Versteinerung. Tatsächlich hatte ihn die Konzentration bis jetzt gefesselt.
    Venusia erzählte wie sie sich -kennen- gelernt hatten und Alan presste die Lippen so fest auf einander, dass sie nicht mehr waren als zwei blutleere Striche. Wie gerne würde er dieses erniedrigende Kapitel aus seinem Leben löschen, doch das war nicht möglich. Er war nun hier und musste daraus das beste machen. Und das Beste klang in seinen Ohren. Unfreier!
    Er drehte den Kopf so, dass er seine Domina direkt ansehen konnte.
    Er würde weiter seine Aufgaben erledigen können. Alan musste zugeben, dass er mittlerweile seinen Job nicht nur aus Eigennutz so ernst nahm. Er musste gestehen, dass ihm tatsächlich am Wohl von Venusia etwas lag.
    "Wenn ich weiterhin auf dich aufpassen kann, bin ich damit einverstanden." Meinte Alan dann in gebtrochenem Latein.

    Und Alan saß bei seiner Domina. Er war froh nicht zurück gelassen worden zu sein. So konnte er stets für ihre Sicherheit sorgen. Auch wenn er zugeben musste, dass es ihm hier überhaupt nicht gefiel. Zu viele römische Soldaten und Alan kam sich eingesperrt vor. Ein Gefühl, dass er fast so sehr hasste wie ein Sklave zu sein. Und doch versuchte er sich dahingehend zu trösten, dass er irgendwann einen Weg aus all dem hier heraus finden würde und dann wieder in seine Heimat zurück kehren konnte. Als freier Mann. Doch was würde ihn dort erwarten? Immer öfter quälte Alan sich mit dieser Frage.
    Doch nicht jetzt und hier. Er riss sich davon los und sprach seine Domina an.
    "All in Reeg bei di? Sind we jetzt hii fungen?"

    Natürlich war es nicht schön, als Sklave vorgestellt zu werden. Der sonst so stolze und freiheitsliebende Germane schwieg dennoch. Ja er konnte sich sogar zu einem Nicken durchringen, als er von dem Bekannten von Venusia angesprochen wurde. Er schien ihn nicht als wertlos zu erachten, denn er wollte gerade ein Lob aussprechen, als er abbrach und sich zu dem Römer umdrehte.
    Alan sah nur etwas fragend zur Seite und zu seiner Domina in dem momentanen Irrglauben von ihr eine Erklärung zu bekommen. Doch dann wurde ihm wieder bewusst wer und vor allem was er hier war und deswegen blickte er wieder in Richung des schön gefliesten Marmorbodens.
    Seine Domina wurde aufgefordert mitzukommen, die Sklaven sollten hierbleiben. Nein, dieses Mal sah Alan nicht fragend zu seiner Domina. Sie wusste, dass er bei ihr bleiben wollte um für ihr Wohl zu sorgen.

    War es verwunderlich, dass Alan die ganze Aufregung nur bedingt verstand? Er hatte zum Einen nicht den Hintergrund und verstand zum Anderen die Sprache noch nicht so gut, dass er sich das alles erklären konnte. Er sah nur die Plünderungen in dieser Stadt, die sich doch so mächtig fühlte. Der Germane verstand nicht was hier vor sich ging. Doch er wusste, dass seine Domina einen geheimen Auftrag zu erfüllen hatte und Alan hatte ihr Treue geschworen. Nicht nur das, er würde sie auch schützen.
    Dieser Auftrag hatte die Beiden in diese Casa geführt und als am heutigen Tage Lärm vom Eingang ertönte, musste Alan zusehen, dass er Venusia auf dem Fuß folgen konnte. Als er all die Soldaten sah, wünschte er sich, er hätte mehr Waffen bei sich als nur das kleine Schnitzermesser, welches er den Anweisungen entsprechend, gut versteckt hatte.
    Schräg hinter Venusia blieb der Germane stehen und schwieg. Wartete, der Dinge die nun geschehen würden und blieb aufmerksam. Jeder der in der Nähe seiner Domina stand, wurde beobachtet.

    Überrascht zog Alan eine Augenbraue nach oben.
    Das nannte er mal einen wirklich geheimen Geheimauftrag.
    Einerseits war er natürlich ein Krieger und deswegen dem Abenteuer nicht abgeneigt. Andererseits schlug in ihm halt immer noch das einfache Herz eines Schreiners.
    Ein ausgebildeter römischer Soldat würde wohl über die Kampftechniken von Alan lachen. Es war die Art wie er all die Jahre sein Dorf beschützt hatte. Bis zum bitteren Ende.
    Aber es gefiel ihm nicht, dass sich seine Domina in Gefahr brachte. Sie war in dieser großen Stadt die Einzige, die bisher zu ihm gehalten hatte. Und auch wenn es Alan alles andere als passte, dass er verraten und verkauft worden war. So war sie vermutlich in dieser Miesere das Beste für ihn. Schließlich hatte sie ihm schon mal seine Zukunft in Aussicht gestellt. Und wenn ihr nun etwas passierte?
    "De sollst weeten, dass ik di oppassen warn. Ik sech zu keeneen was. Nur di und ik. Ik niemen lütt wapen mit, goot verstekt."
    In einer ergebenen Geste senkte Alan den Kopf. Irgendwie ehrte es ihn ja schon, dass seine Domina solch ein Vertrauen in ihn hatte.

    Es war immer noch komisch, wenn er die Frau vor sich Latein sprechen hörte. Von den Römern war er es ja mittlerweile gewöhnt und kannte es ja auch nicht anders. Aber Venusia sprach so wunderschön seine Sprache und er hörte ihr so gerne dabei zu. Es war jedes Mal eine Wohltat. Und doch neigte Alan nun erneut den Kopf als sie ihm auftrug alles für eine Reise vorzubereiten.
    Er wollte sich schon zurück ziehen, als sie ihn erneut ansprach. Und dieses Mal in der erhofften Muttersprache. Doch die Freude darüber wich der Verwunderung. Sie tat es dieses Mal nicht für einen Plausch. Sie hatte einen geheimen Auftrag? Was bedeutete das denn? Aber war ihm diese Frage gestattet? Obwohl sie Alan auf der Zunge lag, verkniff er sie sich. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass hier etwas großes in der Luft lag. Schließlich kam es nicht oft vor, dass seine Domina so plötzlich von einer Sprache in die Andere wechselte. Und geheim war immer ein deutliches Zeichen dafür.
    "Ik verstahn. Solln ik einpackn waffn?"
    Man sollte schließlich auf alles vorbereitet sein.

    In den letzten Tagen war einiges passiert.
    Alan hatte Vorbereitungen getroffen. Im Geheimen und nur für sich.
    Schließlich war er auch ein Krieger und daher auch schon gewöhnt, wenn man mehrere Tage auf Wanderschaft gehen musste.
    Natürlich war das hier in dieser großen Stadt alles andere als leicht.
    Was der Germane aber verstärkt getan hatte war die Sprache zu lernen. Er hörte zu und unterhielt sich mit anderen Sklaven. Es war immer besser, wenn man verstand, was der Feind zu einem sagte.
    Heute wurde er ins Cubiculum seiner Domina gerufen.
    Alan trat ein, schloss die Türe hinter sich und trat vor Venusia.
    Wie es sich gehörte, senkte er den Kopf, doch nicht gänzlich. Er zeigte seinen Respekt, doch unterwürfig war Alan immer noch nicht.
    "Du hast mich rufen lassen?"
    Fragte er dann in gebrochenen Worten.

    Schweigend war Alan seiner Domina gefolgt. Er beherrschte die Sprache noch nicht so gut wie er gerne gewollt hätte. Aber er war auch nie ein Mann großer worte gewesen. Er war Schreiner und daher brauchte er eigentlich nie viel reden. Er hörte lieber immer den Liedern und en Geschichten der Anderen zu. Leider sang in letzter Zeit niemand mehr.
    Jetzt, da die Reise scheinbar ihr Ende gefunden hatte, stand er hinter Venusia. Dicht genug um in das Geschehen eingreifen zu können, wenn es nötig gewesen wäre aber mit respektvollem Abstand.

    Während seine Domina berichtete wie sie sich das vorstellte, ging Alan das Ganze in Gedanken durch.
    Es könnte klappen. Der Wagen der Kinder umringt von vier Leuten. Jeder an einem anderen Eck und wenn die anderen beiden Sklaven wenigstens halbwegs gut kämpfen konnten, dann müssten sie es schaffen. Noch dazu war Venusia eine angesehene Römerin. Es war ja nicht so, dass er alleine versuchte irgendwo hin zu kommen.
    Schlussendlich nickte Alan. Das war machbar.
    "So maken wi es."
    Ihm war klar, dass die -Bitte- ihr beim Kämpfen zu helfen nicht wirklich eine Bitte war. Deswegen nickte Alan auch darauf. Auch wenn es ihm etwas wiederstrebte seiner Domina etwas zu zeigen. Doch es wäre ja auch zu ihrer eigenen Sicherheit.
    "Woneer bösseln wi los?" Es wäre gut zu wissen wann es los ging, denn dann konnte er sich selber besser darauf vorbereiten.

    Ein neues Leben? Alan sah sehr nachdenklich aus. Wollte er ein neues Leben haben? Was war mit seinem Alten? Das hatte er verloren. Und alles was ihm blieb war das was er momentan hatte. Eine scheinbar sehr verständnisvolle Domina und ein kleines Quentchen Glück. Ja, er würde die Münzen gut aufbewahren und wenn er dann wirklich wieder so etwas wie ein freier Mann war, dann würde Alan alles daran geben wieder jemand zu werden. Er war ein stolzer Marser! Man konnte ihm die Heimat und seine Liebstne nehmen. Aber das vermochte ihm niemand weg zu nehmen.
    Als Venusia dann wissen wollte ob er kämpfen könnte nickte der Marser. Ja, kämpfen konnte er sehr wohl. Nur gegen die Überzahl des angreifenden Dorfes hatte keiner von ihnen wirklich eine Chance.
    "Ik solln inhöen dien Kinds und di? Woneer bösseln wi los?"

    Aufmerksam saß der ehemals freie Mann vor der Frau und hörte ihr zu. Es war nicht nur weil es so angenehm war die Sprache wieder zu hören. Er war auch gespannt was sie ihm alles zu erzählen hatte. Beim Anblick ihrer Schulter legte sich ein Schatten über seinen Blick. Sie war sicherlich eine freie, stolze Frau gewesen. Wie die Frauen in seinem Dorf. Und dann hatte sie so etwas erleben müssen.
    Alans Hand ballte sich zur Faust. Das durfte doch einfach alles nicht passieren. Irgend etwas musste er jetzt tun, sonst konnt er sich nicht mehr beherrschen. Und so stand der Sklave auf und trat zu einem Tisch in der Nähe. Er sollte doch immer dafür sorgen, dass es seiner Domina gut ging. Und nachdem sie so viel gesprochen hatte, war sie sicherlich durstig. Also schenkte Alan ihr etwas von dem verdünnten Wein in einen Becher und brachte ihr diesen.
    Anschließend setzte er sich wieder auf den Hocker. Auch wenn es ihm nicht leicht fiel. Sie fragte ihn woher er kam. Und eigentlich wollte er ja nicht so viel erzählen. Doch nachdem er jetzt alles von seiner Domina gehört hatte, fühlte er sich irgendwie mit ihr verbunden.
    "Ik herkamen vun Gebiet der Marser. Wi weern een grootes Dorp. In de Nacht sünd wi ok von de Nachbarstamm angegriepen worrn. Keen hett dormit reken mit. Väl Minschen sünd dootbleven."
    Alan hielt inne. Die Erinnerungen an diese schreckliche Nacht waren alles andere als angenehm. Er hörte noch immer in der Nacht die Schreie und Rufe in seinen Träumen. Er atmete tief durch, denn die Erzählung ging ja leider noch weiter.
    "Den di neet dootbleven worrn, di sünd an de Römer verkoopen worrn. Bangbüx di!"
    Schimpfte Alan und ballte seine Hand schon wieder zur Faust. Doch da sah er Venusia wieder an und zog sich das Hemd über den Kopf. Das hatte keinen anderen Hintergedanken, als dass er ihr sein Brandmal zeigen konnte. Direkt auf der Brust sah man noch das vernarbte und noch nicht vollkommen abgheilte Zeichen des Sklavenhändlers. Er ließ seinen Blick zu Boden sinken.
    "Ik konn neet hoem. Ik hev keen hoem mihr."
    Alan zog das Hemd wieder an, wobei er sehr darauf bedacht war nicht an die Wunde zu kommen. Es schmerzte immer noch. Noch dazu hatte er ja auch noch die Wunden vom Kampf, die auch noch viele sichtbar waren.
    "Glöbst die ik kann hie ok een neues Loeben starten?"
    Fast etwas scheu blickte der Germane dann wieder auf und seine Gegenüber an. War das etwa schon der erste Schritt in die richtige Richtung?

    Nachdenklich saß Alan auf den Hocker. Das hier würde also länger dauern. Dabei hatte er gehofft es würde sich nur um eine kurze Anweisung handeln und er würde wieder gehen können.
    Andererseits war es wie Balsam für die Seele, als Venusia ihn plötzlich in seiner Heimatsprache anredete.
    Alan saß auf seinem Hocker und konnte es nicht glauben. Nach so langer Zeit hörte er endlich wieder Worte die ihn einhüllten wie eine warme Decke. Sie sprach einen anderen Dialekt, doch das war im Moment nicht ausschlagebend. Obwohl es nur drei Sätze waren bedeuteten sie Alan viel. Und es sagte auch viel über seine Domina aus. Sie war nicht wie die anderen Römer, die sich nicht dazu herabließen auch nur ansatzweise auf einen Sklaven ein zu gehen. Vermutlich sah man dem Germanier seine Verwunderung auch an. Bis er schließlich reagierte und auf die gestellte Frage antwortete.
    "Bedankt. Es geit mi neet goot. Ik heb gresig Hoemwoe."
    Nach so langer Zeit endlich wieder so sprechen zu dürfen wie man es gewohnt war, mochte manch einem nicht als besonders aufallen. Alan tat es das schon. Er wollte sich schon wieder in seinem Schneckenhaus zurück ziehen, als er sich selbst einen Ruck gab.
    "Ik bedankt bi di. Du büst hülsch fründlich to mi."

    Verbitterung war wohl das Wort, wlches in jeder Sprache am besten auf Alans Zustand zutraf. Es war ihm einfach nicht möglich dem Ganzen hier etwas gutes ab zu gewinnen. Er war eines besseren belehrt worden indem er gelernt hatte, dass ein Sklave auch etwas zu essen bekam und Kleidung. Die Arbeit war an manchen Tagen hart. Doch das war er ja gewohnt und es half sogar. Wenn er arbeitete, dann kam er nicht zum nachdenken und am Abend war er dann so müde, dass er nur noch auf sein Lager fiel und einschlief.
    Und dennoch wollte er hier nicht länger bleiben als nötig. Seine Domina war eine freundliche, hübsche Frau die noch nie ein böses Wort zu ihm gesprochen hatte. Eigentlich hatten sie überhaupt noch nicht viel miteinander geredet. Das lag hauptsächlich an Alan. Er wollte nicht von seiner Vergangenheit erzählen. Ihm waren die Versuche von Venusia nicht entgangen. Immer wieder hatte sie den Kontakt gesucht. Doch Alan schmerzten die Erinnerungen an sein altes Leben einfach zu sehr. Er hasste den Gedanken nicht frei sein zu können.
    Er war gerade damit beschäftigt einen Stuhl zu reparieren, als man nach ihm schickte. Der ehemalige Schreiner wischt sich die Hände an seiner Kleidung ab und ging zum Cubiculum seiner Domina. Dort wartete er bis er eingelassen wurde und senkte dann den Kopf.
    "Ihr mich sprechen?"
    Fragte er sie in seinen wenigen latinischen Wörtern, die er mittlerweile aufgeschnappt hatte.


    Sim-Off:

    (ooc: zeigst du mir bitte einmal wie das mit dem Platt gemeint ist?)

    Ehe er es sich versah hatte Alan den Korb mit Lebensmitteln in der Hand. Um ihn herum wichen die Leute etwas zurück. Anscheinend hatte er sich mit seinem Verhalten entweder Respekt verschafft oder aber man fürchtete ihn. Beides sollte dem Germanen recht sein. Solange man ihn... halt. Es ging hier nicht um ihn. Es ging um seine Domina und deren Tochter.
    Und dann wurde er plötzlich angesprochen. Es war die Stimme eines kleinen Wesens, welche so rein und ehrlich klang, wie Alan es seit seiner Heimat nicht mehr gehört hatte. Vollkommen verdattert sah er die Tochter seiner Domina an. Sie sprach seine Sprache. Wenngleich nicht gut, doch sie tat es.
    Bekam Alan da etwa ein schlechtes Gewissen? Seit er hier war, hatte er meistens nur geschwiegen und nicht einmal den Versuch gestartet die römische Sprache zu verstehen, geschweige denn zu sprechen.
    Und nun wurde ihm von so einem kleinen Wesen gedankt. Alan atmete tief durch. Was war das was er da in sich empfand? So etwas wie Dazugehörigkeit? Nein, das durfte er nicht zulassen. Sein Aufenthalt war hier nur für eine kurze Zeit gedacht. Da konnte er nicht anfangen sich irgendwie Gedanken darüber zu machen wie das für die Anderen sein konnte.
    Dann aber traf ihn auch der Blick seiner Domina und selbst wenn Alan gewollt hätte, er hätte nichts sagen können. Sie dankte ihm ebenfalls. Es war nicht wie bisher, dass man ihn nur herum kommandierte und herumstieß. All das war ihm hier nicht passiert. Und nun bekam er auch noch Dank! Etwas, dass in seiner Heimat vollkommen normal war und nun so schmerzlich vermisst wurde.
    Venusia nahm ihm den Korb ab und dabei nickte Alan ergeben. Etwas, dass er bis jetzt auch noch nie getan hatte. Unterwürfigkeit wollte er niemals zeigen. Doch jetzt und hier in diesem Moment tat er es. Wenn er nur von den Gedanken seiner Domina gewusst hätte. Alan wäre ihr gerne zur Seite gestanden. Einfach aus dem Grund, weil er kein schlechter Mensch war. Ihm war nur schlechtes wiederfahren.

    Vor noch gar nicht all zu langer Zeit war Alan nichts anderes als ein Schreiner gewesen. Er hatte damit ein gutes Ansehen bei den anderen Dorfbewohner gehabt. Man half hier ein bisschen aus und bekam dann Hilfe dort. So war das in ihrer Gemeinschaft gewesen. Jeder half jedem und jeder tat das was er am besten konnte. Die Vorbereitungen für ein Fest waren gerade in vollem Gange gewesen. Eine Hochzeit stand an. Doch dazu sollte es nie mehr kommen. Zwei Nächte vor der großen Feier überfielen feindliche Truppen das Dorf. Eine gegnerische Sippschaft hatte sich mit anderen zusammen gerottet und somit den vernichtenden Schlag gegen Alans Dorf getan. Viele wurden im Schlaf überrascht und einige auch getötet. So schnell man nur konnte versuchte man das zu retten was einem lieb war und kämpfte gegen die Übermacht an. Auch der Schreiner. Der Kampf dauerte bis zum Morgengrauen. Dann ließen die Kräfte nach und man überwältigte Alan. Er wurde zusammengeschnürrt wie gefangenes Wild und man brachte ihn zum nächsten Außenposten der Römer. Als Friedensgeschenk verkauft, brachte Alan Geld und ein weiteres Jahr in dem man sich nicht vor der römischen Übermacht ängstigen musste.


    Der Schreiner aber durchlebte daraufhin eine wahre Qual. Weitergereicht durch viele Hände gelangte er schließlich an einen Sklavenhändler. Dieser nahm ihn mit hierher nach Roma. Oft schimpfte man auf Alan ein, doch der Germane verstand kein Wort. Trotzig hatte er geschwiegen und gerade aus gesehen. Er hatte nicht einmal einen Ton über die Lippen gebracht, als der Sklavenhändler ihm das Brandzeichen auf die Haut drückte. Die Stelle schmerzte heute noch, wenn er hinfasste.
    Und aus dem einstigen Schreiner war ein Sklave geworden. Viele Tage stand Alan von Morgengrauen bis Abends auf dem Podest des Sklavenhändlers in der sengenden Sonne. Er wünschte sich nichts sehnlicheres als einfach zu sterben. Doch statt dessen wurde er gekauft. Von der Frau hinter der er nun zwei Schritt herging. Sie verstand ihn und hatte wohl Erbarmen gehabt. Anders konnte es sich Alan nicht erklären. Und obwohl er doch eigentlich dankbar sein sollte verspürte er nichts weiter als unsagbaren Zorn. Zorn auf sich selbst, auf die feindliche Sippschaft, auf die Römer. Er konnte nicht einmal sagen auf was Alan am Meisten wütend war. Er wusste nicht wie es den Anderen aus seinem Dorf ergangen war. Viele waren getorben.


    Seine Herrin verteilte Nahrungsmittel an die Armen. Alan wusste wie es war zu hungern. Nachdem er in seinem neuen Zuhause angekommen war hatte man ihm etwas zu essen und trinken gegeben und der Germane hatte so viel gegessen, dass ihm fast schlecht geworden war. Konnte er ja nicht wissen wann er wieder etwas bekam. Man sorgte sich gut um ihn. Er trug die einfachen, römischen Kleider wie sie zu seinem Stand passten. Er war eben nur nicht frei. Und das alleine schmerzte Alan mehr als Hunger, Durst oder Heimweh.
    Ein Mann näherte sich dem kleinen Mädchen etwas zu nahe. Alan war sofort zur Stelle und schob den Bettler wieder zurück in die Reihe. Das Mädchen war die Tochter seiner Herrin. So viel hatte er schon erfahren. Man feierte hier wohl ein Fest. Der ehemalige Schreiner hatte nicht gefragt. Es interessierte ihn nicht. Seine Aufgabe war es für die Sicherheit seiner Domina und deren Tochter zu sorgen. Und das würde er tun. Denn eines wusste Alan. Er brauchte Zeit um einen Fluchtplan aus zu arbeiten. Und es war hier allemal besser als wieder zurück zu dem Sklavenhändler gebracht zu werden oder gar an einen schlimmeren Ort.