Beiträge von Dahmat

    Dahmat hatte alles über sich ergehen lassen, beinahe ohne ein Wort zu verlieren. Im Moment konnte sie sich ihr übliches Verhalten einfach nicht erlauben, das wusste sie. Sie würde erst einmal beobachten und vorsichtig austesten, wie weit sie gehen konnte, wieviel ihre neue Herrin bereit war hinzunehmen.


    Sie warf noch einen letzten Blick auf Ravdushara, ehe sie sich der älteren Frau zuwandte. Freundlichkeit spiegelte ihr Gesicht nun nicht wieder. Sie war zwar ruhig, aber zufrieden war sie mit ihrem Los nicht, und das konnte man ihr vermutlich auch ansehen. Nichtsdestotrotz nickte sie der anderen Frau zu. Salve.


    Und dann konnte sie die Frau sehen, in deren Besitz sie übergegangen war und hoffte, dass es mit ihr nicht allzu schlimm werden würde.

    Also war es vorbei. Aber die Ungewissheit blieb, wo würde es hingehen? Wie würde ihr neuer Herr sein? Ob der Mann, der sie gekauft hatte, eigentlich wusste, was er sich da ins Haus holte?


    Keine gute Haushälterin, da hatte er wohl recht. Nicht, dass sie es nicht konnte, aber Dahmat wollte nicht, und so viel Ehrgeiz sie auch sonst bei ihrer Arbeit an den Tag legen mochte, den Haushalt betraf das nun wirklich nicht.


    Wenigstens das Brandmarken blieb ihr erspart. Sie konnte sich zwar nur noch vage daran erinnern, wie es damals gewesen war, aber sie wusste noch, dass sie solche Schmerzen kein zweites Mal haben wollte.


    Sie ließ den Gruß unerwidert. Ihr war nun wirklich nicht danach Höflichkeiten auszutauschen. "Dahmat", antwortete sie und blickte Ravdushara misstrauisch an.

    Die waren ja beinahe wie die Geier. Sie selbst war aber auch nicht besser gewesen, auch sie hatte schon auf der anderen Seite gestanden.


    Auch der dritte Interessent wurde mit einem giftigen Blick bedacht, ehe Dahmat ihm antwortete. Ich bin hier, weil mein letzter Herr verstorben ist. Ein zynisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Und seine Witwe hielt nicht besonders viel von mir. Sie nutzte ihre Chance mich so schnell wie möglich loszuwerden. Diese Antipathie hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Zu Dahmats Glück war sie schon länger an der Seite ihres Vorbesitzers gewesen als dessen Frau, sie waren praktisch miteinander aufgewachsen, und er hatte stets große Stücke auf sie gehalten. Seine Frau war schon immer krankhaft eifersüchtig gewesen.

    Ich werde Euch schon nicht beißen, keine Sorge. Wenn sie ihm etwas hätte tun wollen, dann hätte sie es anders getan, und zwar so, dass er es sein Leben lang nicht vergessen würde.


    Freiheit, so ein Unsinn. Wo sollte sie schon hin? Sie fühlte sich im Römischen Reich nicht zuhause, und auch ihre ursprüngliche Heimat war keine Zuflucht für sie, immerhin hatte sie Syrien als kleines Mädchen verlassen und war niemals wieder zurückgekehrt. Eine heimatlose Seele also.


    Freiheit hatte ihr zumindest in den letzten Jahren nicht sehr viel bedeutet, weil sie ohnehin beinahe tun und lassen konnte was sie wollte. sie war mit ihrem Platz an der Seite ihren Herren mehr als zufrieden gewesen, und hätte er sie freigelassen, sie wäre trotzdem bei ihm geblieben. Es war nicht nur Loyalität, was sie an ihn gebunden hatte, sondern auch eine merkwürdige Art von Freundschaft und etwas, das man auch, wenn man beide Augen zudrückte, eventuell als Liebe bezeichnen konnte.


    Oh ja, der arme Mensch, der sie sich aufhalsen würde. Er konnte Dahmat jetzt schon leid tun. Es gab nur wenige Personen, die sie akzeptierte, und das musste auch erst erarbeitet werden.


    Aber wenn sie ehrlich sein sollte genoss sie dieses kleine stichelende Streitgespräch mit diesem Mann. Nicht so unverschämt wie der andere Kerl. Und trotzdem, sie mochte seine Art beinahe. So etwas war sie gewohnt, damit konnte sie umgehen. Sie konnte sich sogar beinahe vorstellen, dass sie sich mit diesem Mann irgendwie würde arrangieren können. Aber die Blöße, das zu zeigen, gab sie sich nicht.

    Ein wenig Wehmut erfasste Dahmat, die sonst immer so hart wie Stein wirkte. Und dann überzog der Anflug eines sarkastischen Lächelns ihren Mund, aber nur kurz. Mein Herr, Ihr seid ein Geschenk der Götter an uns arme Sklaven. Ja, so mochte sie das.


    Erwartete er, dass sie seine Bemerkung treffen würde? Wenn ja, dann tat es ihr herzlichst überhaupt nicht leid. Um sie verbal aus der Fassung zu bringen, dazu gehörte schon einiges. Und vorher würde sie auch ordentlich austeilen, da kannte sie nichts.

    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie diese Bemerkung hörte. Dahmat war ausnahmsweise einmal unschlüssig was sie darüber denken sollte. Eine Möglichkeit war, dass sie sich gar nicht wunderte. Sie wusste, dass sie nicht gerade hässlich war, und war sich auch ihrer Präsenz bewusst. Vielmehr hätte sie beleidigt sein können, dass der Mann sich nicht sicher war ob sie ihm nun gefiel oder nicht. Und die andere Möglichkeit... Wut darüber, dass sie wie ein Lustobjekt fühlte. Und was konnte sie dagegen tun? Absolut gar nichts.


    Dahmat wagte es sich vorzubeugen und zu entgegnen: Dann bin ich ja froh, wenn ich Euch gefalle. Mein Leben hat endlich einen Sinn. Ob diese Frechheit eine gute oder schlechte Idee gewesen war würde sie noch herausfinden. Nicht, dass sie Angst vor Konsequenzen hätte. Sie war schon oft genug bestraft worden, sie war abgehärtet. Und stolz. Ihr Stolz half ihr durch die meisten Dinge hindurch.

    Dahmat warf dem Typen, der sie angesprochen hatte, einen giftigen Blick zu, tat dann aber trotzdem was er von ihr verlangte. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, und man sah ihr durchaus an, was sie von dieser ganzen Sache hier hielt.


    "Ich habe meistens im Haus gearbeitet." Ihre Stimme klang zwar ruhig, doch ihre angespannte Körpersprache verrieten ihren inneren Aufruhr. "Kochen, putzen..." Wie sie diese Aufgaben immer gehasst hatte. "Ich habe Einkäufe und Botengänge erledigt." Eigentlich müsste dieser Mann ja wohl wissen, was eine Haussklavin so alles tat. Dass sie außerdem die Konkubine ihres vorigen Herren gewesen war ließ sie unerwähnt, ebenso wie einige andere Details, die niemanden etwas angingen. Treu bis über den Tod hinaus.


    Ein anderer mischte sich ein und wurde von ihr misstrauisch beäugt. "Dahmat", antwortete sie. "Ich stamme aus Syrien." Letzteres hatte der Sklavenhändler schon erwähnt, aber sie befürchtete, dass sie, wenn sie nicht bald jemand mitnahm, und sie war sich noch nicht so ganz sicher ob ihr das lieber war als zu bleiben oder nicht, würde sie dieselben Fragen immer und immer wieder beantworten müssen. Geduld war nicht gerade ihre Stärke.

    Ob sie nähen und kochen konnte? Am liebsten hätte sie diesem Kerl seine Frage in den Rachen gestopft damit er daran erstickte. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe und nickte nur grimmig. Wenn sie irgendwer für Hausarbeiten einteilen würde... Ein Schauer rieselte über ihren Rücken.


    Gesund? Natürlich war sie gesund. Ihr Herr hatte sie gut behandelt. Dieser verflixte Mistkerl, wagte es einfach zu sterben und sie dem hier auszusetzen.


    Stocksteif stand sie da und musste zusehen wie um sie gefeilscht wurde.

    Sie hasste es, hasste es abgrundtief. Unangenehme Erinnerungen kamen in ihr hoch, als sie dort oben auf dem Podest stand. Und sie hasste den Mann neben ihr, den alten Sklavenhändler, der sich an ihr bereichern wollte. Gott, wenn sie könnte, sie würde ihn eigenhändig erwürgen. Und die Frau ihres ehemaligen Herren noch dazu, denn nur wegen ihr war Dahmat nun hier.


    Der Gedanke an Flucht kam ihr gar nicht erst, denn das hatte ohnehin keinen Sinn. Sie war ja nicht erst seit gestern Sklavin, sie wusste was ihr alles passieren konnte, wenn sie sich nicht benahm. Und diese Handlungsunfähigkeit war es, die ihr wie in dicker Kloß im Halse steckte, an dem sie zu ersticken drohte.


    Ihrem neuen Herren würde sie es nicht leicht machen, ganz gewiss nicht. Dahmat war stolz, und das sah man ihr auch an. So einfach würde man ihr nichts aufzwingen können. Dabei war sie sich durchaus bewusst, dass sie es sich irgendwann auch noch anders überlegen konnte. Aber wie schlimm konnten die möglichen Strafen schon sein? Sie hatte in ihrem Leben schon genug davon einstecken müssen, damals als Kind, als sie sich geweigert hatte sich irgendwem zu beugen.


    Wütend blickte sie die Menschen an, die sie begutachteten wie ein Stück Vieh.

    Dann werde ich Titus demnächst kontaktieren, damit er die Dame unter den Hammer bringen kann. ^^


    Vielen Dank.

    Name: Dahmat
    Stand: Serva
    Wohnort: Roma


    Dahmat braucht ein neues Zuhause. Ich denke, dass da ein Gespräch mit einem örtlichen Sklavenhändler vonnöten wäre. ;)