Ich habe dir mal eine PN peennt...*gg*
Beiträge von Timoleon
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Zitat
Original von Lucius Annaeus Florus Minor
Ich wäre froh um jeden möglichen Mitspieler in Germanien. Alleine macht es wenig Spass ein Militärtribunat zu spielen, aber mit etwas Bevölkerung kann man natürlich interagieren.Timoleon ist der Calo von Appius Decimus Massa. Der ist zwar lange raus und ne geraume Weile im Exil, doch könnte er mit seinem Herrn natürlich nach Germanien gekommen sein. (Immer ein wenig im Hintergrund und sehr unauffällig). Massa wäre gerade in Germanien, wenn er nicht im Exil wäre. Vll. ließe sich da etwas eintüten?
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Sim-Off: Nehme nix krumm! War die letzten Tage ein wenig unter "Ferner liefen..."
ZitatOriginal von Appius Decimus Massa
Noch immer hing der Geruch des Essens ins der Luft, doch wenigstens für den Moment, in dem die Frau erschien, schien er für Timoleon vergessen zu sein. Vor allem aber auch, da der Centurio plötzlich wieder vor dem Zelt erschien und die Dame mit ihrem Namen begrüßte. Iunia Axilla. Das sagte Timoleon gar nichts, aber es war auch egal. Oder nicht? Einige Worte bekam er noch mit, welche die beiden wechselten. Dass der Anstand es wohl gebot, vor dem Zelt zu essen und dass es der Dame und ihren Kindern gut ging. Doch dann kam schon der Auftrag, den Kessel sein zu lassen, den der Sklave noch immer umklammerte und eine Kiste und den Weinschlauch zu bringen. Dann verdrücken. Timoleon zögerte noch kurz, doch dann stellte den Kessel auf den Boden und beeilte sich alles Besagte zu holen. Das würden die anderen ihm nie glauben! Fast war ein Grinsen – wenn auch vielleicht ein recht dämliches – in seinem Gesicht. Er rückte noch die Kiste zurück und versuchte noch ein wenig zu trödeln, um noch ein wenig von dem Gespräch mitzubekommen. Viel war es allerdings nicht und er fasste wieder nach dem Griff des Kessels. Stehen lassen wollte er ihn doch nicht. Immerhin befand sich darin etwas wichtiges: Essen, wenn auch von bekannt zweifelhafter Qualität.
Er hörte noch, dass einer der Söhne von Iunia Axilla wohl blond war. Wie Apollo. Die Frage danach, auf welcher Seite die Classis nun stand bekam er nicht mehr wirklich mit, denn er entfernte sich langsam. Immerhin war er noch nicht so lange beim Centurio, um persönlich mitbekommen zu haben was bei der Schlacht geschehen war. Dennoch hatten die anderen Calo es ihnen erzählt und die Auszeichnungen auf dem Appellplatz in Misenum waren auch noch gar nicht so lange her. Nur was hätte er schon dazu sagen können, außer dass er aus der Ferne einen Blick auf Cornelius Palma erhascht hatte und er diesen sympathisch fand. Gut, was hieß schon sympathisch. Er sah zumindest nicht aus wie ein Despot. Doch wer tat das schon wirklich? Es war nicht seine Angelegenheit. Auf dem Weg zu den Zelten der Calo steckte er noch einmal den Finger in den Kessel und probierte neuerlich von seiner Kunst. Schrecklich. Er seufzte. Schon von Weitem hörte er die Calo lachen als er sich näherte und Esra erzählte lautstark seine berüchtigten Witze.
“...Ja...Und da sagte der Rabbi: 'Gott! Was soll ich nur tun? Mein Sohn ist Christ geworden...“ Und Gott gibt ihm zur Antwort: 'Mach' dir nichts draus... Mein Sohn ist auch Christ geworden!“....
Prustendes, höhnisches Lachen erfolgte.
“Oder der...Schmul geht in den Garten und wirft eine Handvoll Münzen in die Luft. Dabei ruft er: 'Gott! Lass mich in der Lotterie gewinnen!' Das macht er von nun an jeden Tag. So lange, bis Gott ihm erzürnt sagt: 'Nun, Schmul! Dann gib' mir doch bitte die Chance zu tun was du willst und kauf dir endlich ein Los!'
“Ein Lo'ß'!“, hechelte Doreius und klopfte Dero, dem steifen Ägypter auf die verspannte Schulter.
Noch immer herrschte Erheiterung, als Timoleon sich näherte und sich schließlich neben Adelus nieder ließ. Dieser rückte auch gleich ein wenig zur Seite und grinste ihm entgegen, wobei ein Kopfnicken auf den Kessel erfolgte.
“Kam wohl nicht gut an, was Männlein?“
“Du hast gesagt weniger Wasser!“, maulte Timoleon.
“Hast du 'ß'ie ge'ß'ehen?“ Doreius rückte näher. “Die'ß'e Ama'ß'one?“
Irgendwie war sofort sämtliche Aufmerksamkeit bei ihm. Auch wenn sich der kahle Crius noch die Lachtränen aus dem Gesicht wischte. Sogar der Götterprinz schenkte ihm einen mürrischen Blick, in dem jedoch ein Maximalmaß an Interesse funkelte. Vielleicht fühlte Timoleon sich zuerst unwohl dabei, jedoch war das auch eine Chance zu dieser schrägen Gemeinschaft beitragen zu können.
“Iunia Axilla!“, erklärte er nickend. “Wunderschön! Sie stand plötzlich vor dem Zelt und ich habe ihr Wein gebracht!“ Stolz schwang in seiner Stimme mit.
"A'ß'illa...", echote Doreius verträumt, den Blick auf das Feuer gerichtet.
“Wirklich? Erzähl mehr!“ Crius reichte ihm fast mechanisch einen kleinen Teller mit Essen, ganz so als wolle er damit ein Orakel versorgen, auf dass es auch weiterhin sprach.
Eigentlich hatte der Centurio ja gesagt, dass er nicht bei den anderen um Essen betteln sollte, doch er hatte ja überhaupt nicht gebettelt. Es war eine freiwillige Gabe und derartiges lehnte man nicht einfach ab. Zufrieden grinsend schon er sich ein Stück Brot in den Mund, wobei er sich ein vielsagendes Grinsen nicht verkneifen konnte.
“War 'ß'ie wie die'ß'e Pente'ß'ilea vor Troia gekleidet? Trug 'ß'ie 'ß'langenhäute?“
“Mach' schon Männlein!“ Adelus Pranke fand auf seine Schulter.
“Man konnte ihre Beine sehen!“ Timoleons Stimme war fast zu einem Flüstern geworden und er duckte sich aus Reflex ein wenig verschwörerisch, auch wenn er sich just in diesem Moment drei Meter groß fühlte. Es würde gewiss ein langer Abend werden und es blieb abzuwarten, was die anderen Calo aus seinen spärlichen Informationen machen würden.
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Timoleon versuchte noch zurück zu weichen, als der Centurio auf ihn zu kam, doch dann fühlte er sich schon aus der Tür gestoßen. Schnell beeilte er sich mit dem Feuer, als der geknurrte Befehl ihn ereilte. Er war nicht gewohnt, dass er herumkommandiert wurde und dennoch würde er nicht vergessen, dass es nun ein Römer war, in dessen Gewalt er sich befand. Doch für wehmütige oder gar widersetzliche Gedanken war in diesen Momenten einfach kein Platz. Schließlich konnte er nicht anderes tun, als dem Centurio zu zu sehen und ihm zu lauschen. Er nickte, als ein leichter Schlag gegen seinen Hinterkopf erfolgte. Nun, zumindest das war er gewohnt. Wenn nicht von einem Römer, so doch zumindest von seinen Brüdern. “Ja, hab ich,“ antwortete er jedoch auf die mürrische Frage des Centurios, ob er verstanden hätte. Er holte das Öl, die Oliven und die Schüssel mit den Resten, ehe er sich beeilte um nach draußen zu eilen, nur um mit einem Krug voll Wasser wieder zurück zu kehren. Auf dem Weg hatte er Adelus gesehen, der ihn mit erhobenem Arm gegrüßt hatte, doch für derartiges wollte er sich keine Zeit nehmen und er war dem älteren Calo sogar noch aus dem Weg gegangen, als dieser auf ihn zu gekommen war. Zurück im Quartier des Centurios holte er das Brot und nahm auf dem Hocker Platz, der mit den Füßen über den Boden schabte, ehe sich wirklich darauf nieder gelassen hatte. Schließlich schaute er dem Centurio zu, wie dieser sich sein Brot mit Öl beträufelte, dann blickte er auf die Schüssel. Vielleicht mit einem Hauch Skepsis im Gesicht, als er das Gemüse erblickte. Seine eigene Mutter hatte immer bemängelt, dass er darum immer einen Bogen gemacht hatte, um sich lieber mit Süßem, Obst und Fleisch zu befassen. Doch wagte er nicht, letzteres einfach an sich zu nehmen. Stattdessen nahm auch er sich ein Stück Brot, während der Centurio ihm seine Aufgaben nannte.
Der musternde Blick war ihm allerdings nicht entgangen und er horchte auf, als die Frage aufkam, ob er mit dem Gladius umgehen könne. Er schluckte ein wenig schwerer an seinem Brot, ehe sein Blick jenen des Centurios fand. Warum fragte er das? In seiner Erinnerung tauchten seine Brüder auf, an einem Abend, an dem sie im Hof gewesen waren. Sie übten mit dem Kopis, nicht mit einem Gladius. Vater war sehr erzürnt darüber gewesen, dass es getan hatten. Mit echten Waffen, die einem Mann das Leben kosten konnten. Überhaupt war sein Vater nie ein Freund von Waffen und Kampf gewesen. Ganz im Gegensatz zu dessen eigenen Bruder, der seine Neffen stets ermuntert hatte, sich in der Schwertkunst zu üben. “Meine Brüder Harel, Talin und Nader konnten das,“ sagte er nach einem Moment des betretenen Schweigens. “Sie wollten es mir auch beibringen. Aber mein Vater hat gesagt, dass der Mann, der nach einem Schwert greift auch durch ein Schwert umkommen wird.“ Kurz hatten seine Worte einen stolzen Unterton angenommen, doch kaum konnte man diesen erahnen, brach er auch schon wieder in sich zusammen. “Doch ich wünschte, ich hätte es gekonnt,“ fügte er dann mit bedeutend dünnerer Stimme an. Die Nacht in der Oase. Alles wäre anders gewesen. Einfach alles.
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Zitat
Original von Appius Decimus Massa
[...] Ich füllte das gebrochene Korn hinein und rührte mit dem Pugio um. Langsam wurde ein Brei draus. Zwiebel und Speck in Würfel geschnitten und in die kleine Pfanne. „ Du musst den Brei rühren, rühren, rühren.“ Zwiebel und Speck waren gut durch gebrutzelt. Den Topf vom Feuer, geröstete Zwiebel, Speck und dem ausgelassenen Fett dazu. „ Umgerührt und fertig.“ Es duftet nach gebratenem Speck und braun gerösteter Zwiebel. „ Das ist mein Essen und das hier….“ Ich klopfte mit dem Pugio an den Kessel mit Timoleons Kochkünsten. “ …ist dein Essen. Wage dir nicht bei den anderen calo um Essen zu betteln. Verstanden? Vale bis morgen früh.“ Mit dem kleinen Topf und der Pfanne ging ich zurück ins Zelt. Wollte er was ordentliches Essen, musste er kochen lernen. So einfach war das.ZitatOriginal von Iunia Axilla
[...] Es half nichts. Axilla wollte hier nicht unschlüssig herumstehen bleiben. Also wandte sie sich einfach nach rechts zu einem Zelt, das wohl groß genug für ein Centurionenzelt war, und hob ganz leicht ihre Stimme an. Mehr als falsch liegen konnte sie da ja nicht. “Centurio Decimus?“ Wenn es das richtige Zelt war, würde er sie wohl gehört aben – sofern er denn da war. Und wenn nicht, würde sie wohl irgendwer gleich hoffentlich zum richtigen Zelt weiterdirigieren.Nun, vielleicht hätte der Qualität des Essens doch seine erste Sorge gelten müssen. Der Centurio auf jeden Fall schien wenig zufrieden. Vorsichtshalber trat Timoleon einen Schritt zurück, nachdem sein Herr zwei Bissen getätigt hatte. Ein wenig entspannte der Syrer sich allerdings wieder als er hinzutreten und zusehen sollte, wie sein Herr nun an seiner Statt tätig wurde. Nicht das erste Mal und ein wenig peinliche Berührtheit beschlich den Sklaven, während er zuschauteDas tat er auch recht gewissenhaft und mit zunehmend zusammen laufenden Wasser im Mund. Es duftete wirklich verlockend und eigentlich sah es auch ganz einfach aus. Rühren, rühren, rühren. Ja, er hatte doch gerührt beim Kochen. Warum war es bei ihm angebrannt? Umgerührt und fertig. Timoleons Magen knurrte und der gebratene Speck und die Zwiebeln trugen ihr übriges dazu bei. Als der Centurio gegen den Kessel mit dem missglückten Mahl klopfte war es jedoch, als würde eine Blase platzen. Das Angebrannte selber essen und nicht betteln? Einen Augenblick lang entgleisten Timoleon die Gesichtszüge und Widerwille machte sich in ihm breit. “Aber...“ Ja, aber... der Centurio verschwand im Zelt, wobei der Syrer ihm ein wenig ungläubig nach starrte. Nach einer Weile löste er sich, griff nach dem Kessel, nur um dessen Griff zu umklammern und presste die Lippen aufeinander.
Selbst jetzt noch hing der wunderbare Geruch des Essens in der Luft. Unentschlossen blieb er einfach stehen. Was würden die anderen sagen, wenn er wieder zurückkehren würde? Aufziehen würden sie ihn! Noch mehr, als sie es eh schon taten. Testweise schob er den Zeigefinger in den wenig appetitlichen Brei, nur um ein wenig davon heraus zu kratzen und führte ihn sich dann zum Mund. Das reichte schon. Es schmeckte nicht. Noch einmal schaute er zum Zelteingang, doch er traute sich einfach nicht, noch einmal seine Schritte hinüber zu setzen, um zu fragen... ja. Was fragen? Ob er nicht doch lieber etwas anderes essen konnte? Dann hörte er die fragende Stimme einer Frau, die sich nach Centurio Decimus erkundigte und fuhr herum. Die Stimme einer Frau? Der Frau wohl eher. Die, von der die anderen erzählt hatten. Priesterin, Amazone... was auch immer. Ungläubig schaute Timoleon ihr entgegen, nur um dabei unwillkürlich den Kessel noch ein wenig anzuheben. Sie war wirklich schön, wenn vielleicht auch nicht ganz so gekleidet wie es eine römische Dame in seiner Vorstellung zu sein hatte. Starrte er etwa? Warum nicht? Entschlossen klappte sein Mund wieder zu und er räusperte sich. “Er ist da drin!“, erklärte er dann so laut, dass sie es wohl hören musste und dennoch mit deutlichem Staunen in der Stimme. Dabei deutete er ein paar Mal auf das Zelt vor dem er stand.
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Sim-Off: Sorry, ist ein bissi länger.
Timoleon stand neben dem Zelt und nickte nur auf die Frage des Centurios hin. Dann setzte er sich in Bewegung, um die Lampe mit dem Öl aufzufüllen. Müdigkeit von dem langen Marsch haftete ihm an, sie sich nicht mehr so recht vertreiben lassen wollte. Dass es bei den anderen Calo schlafen sollte, ließ ihn jedoch aufhorchen und unter einem kurzen Zögern nahm er dann Schaffell und Sagum entgegen, nur um es sich an den Leib zu pressen. Er war überhaupt nicht versessen darauf bei den anderen zu nächtigen und er hatte auch schon den Mund geöffnet, um irgendwas einzuwenden. Nur was? Er war die ganze Zeit schon mit den anderen unterwegs gewesen, immer dicht neben dem redseligen Riesen Adelus und Doreius, einem jungen Mann, dem die Schneidezähne fehlten und der deshalb ständig lispelte wie eine Echse. Vielleicht war er so alt wie er selbst und doch war er ständig nur am Jammern. Die ganze Nacht mit denen? Frei bis morgen früh hörte sich recht gut an, doch Timoleon hatte seine Gründe, weshalb er sich nicht wirklich darüber freute. Die anderen nahmen ihn einfach nicht ernst! “Is' gut!“, brachte er dennoch heraus und griff nach dem Henkel des Kessels. Auch er hatte Hunger und Proteste würden ja doch nichts bringen. Mit einem tiefen Atemzug wendete er sich ab und ging durch das Lager. Es war ein kleines Stück Weg, welches er zurücklegen musste. Die Zelte der Calo standen weiter hinten bei den Pferden und unter einigen Bäumen. Man hatte ein paar Fackeln in den Boden gerammt und schon von Weitem drang ihm Gelächter entgegen, denn die anderen waren versammelt um sich genau mit dem zu beschäftigen, was Timoleon nun auch vor hatte: Kochen. Der Geruch davon wehte bereits herüber wie eben die Gesprächsfetzen und das Zirpen von Zikaden.
„Männlein!“, tönte plötzlich Adelus Stimme und eine patschende Hand fand auf Timoleons Schulter, sodass ihm beinahe der Kessel aus der Hand gefallen wäre. Adelus war hinter einem Busch gewesen und rückte sich noch seine Tunika zurecht. „Biste uns auch wieder treu!?“ Timoleon nickte und versuchte die Hand abzuschütteln. Gemeinsam näherten sie sich dem Feuer.
“Macht Platz für unser Herzblatt!“, flötete Adelus und tatsächlich rückte die versammelte Gemeinschaft ein wenig beiseite. Doreius saß auf dem Boden gekauert und massierte sich wehleidig die Füße. Der wortkarge Dero, ein schwarzhaariger Ägypter, den alle den 'Götterprinzen' nannten, saß mit unter die Achselhöhlen geschobenen Händen, erhabenem und nichtsdestotrotz brodelndem Blick da und starrte in die Flammen. Esra, der Jude kaute vollmundig ein Stück Brot und erzählte zeitgleich Witze und Crius, der auch den Namen 'Kahlhans' hörte, klopfte sich vor Lachen auf die Schenkel. Von irgendwoher brüllte ein Maultier, während Timoleon den Kessel über das Feuer verfrachtete, wild dazu entschlossen mit dem Kochen zu beginnen.“Weniger Wasser, Männlein! Willste nur Suppe?“, forderte Adelus erhaben und deutete auf den Kessel, während er sich zu den anderen setzte.
“Nenn' mich nicht so!“, zischte Timoleon ärgerlich zurück. Es ging schon während des ganzen Marsches so und wäre Adelus nicht ein Hüne und wäre er nicht bemüht, ihn mit dem Kochen vertraut zu machen, hätte er ihn schon längst dafür getreten.
“Das kannst du gewinnen, Schätzchen!“, schnaubte Esra, der nun endlich das Brot herunter geschluckt hatte. “Heute Nacht! Ich wette mit dir, meine Würfe zählen zusammen mehr Augen als die von Argus! Und solltest du wider Erwarten gewinnen, nenne ich dich von mir aus den 'Titanen der Unterwelt'.“
“Ich wette zwei zu eins, dass unser Küken verliert!“ Crius hatte sich aufgerichtet.
“Hörste? Machste mit, Männlein!“, schnaufte Adelus freudig entschlossen und wieder fand seine Pranke auf Timoleons Schulter. “Nech!?
“Würde ja lieber um die'ß'e Frau wetten...“, begann Doreius, welcher zu einer unappetitlichen Massage seiner Zehen übergegangen war.Man hatte viel gemunkelt. Von einer Frau, wegen der man hatte warten müssen. Gesehen hatte sie keiner von ihnen, dafür waren sie in dem Zug viel zu weit hinten gewesen. Nur die Gerüchte hatten wie ein Lauffeuer die Runde gemacht. “Man 'ß'agt 'ß'ie 'ß's ne Prie'ß'sterin....
Ein zahnlückenbehaftetes Lächeln folgte. Timoleon hörte gar nicht mehr zu, sondern beschränkte sich darauf, konzentriert im Kessel zu rühren, während die anderen sich austauschten und das vermeidliche Geschehen um die römische Dame zu weiteren Latrinenparolen herabwürdigten. Unter Esras Späßen hatte sie am Ende ein geflügeltes Pferd, war bis unter die Zähne bewaffnet wie eine sagenhafte Amazone und trug ansonsten nichts als ein spärliches Tuch um die drallen Hüften. Alle lachten herzhaft über einen recht derben Spruch, den Crius meinte tätigen zu müssen.
“Lach' doch auch mal, Männlein!....'aufreiten'...Haste nich' verstanden, was?“
“Doch!“ Timoleon wuchtete den Kessel vom Feuer. Ihm war überhaupt nicht nach Scherzen. Er hatte Hunger, er war müde und er ärgerte sich noch immer ungemein über den Spitznamen, den man meinte ihm geben zu müssen und über den leicht angebrannten Geruch, der seinem Kessel entstieg. Dabei hatte er doch aufgepasst!
“Verbiesterter Syrer! Bist am Ende genauso steif wie unser 'Götterprinz'“ Etwas unwirsch bewarf ihm Esra mit einem Stück Brot, ehe er lachte. Timoleons Blick wanderte flüchtig hinüber zu dem Ägypter, der noch immer da saß, als hätte er einen Stock verschluckt.
“Bin ich nicht!“, gab Timoleon schnippisch zurück.“Dann beweis' es heute Nacht! Zwei zu eins, ich sag's dir! Oder bist du zu feige?“
Zorn brodelte in ihm auf, doch er schnaufte einfach nur und machte sich auf den Weg. Das Gespräch der anderen war noch nicht beendet und er hörte sie alle noch feixen, während er zurück durch das Lager stapfte, das Essen mit sich tragend. Er war kein Feigling, kein Männlein und auch kein Schätzchen. Ganz gewiss nicht und er würde es sich auch nicht vorwerfen lassen. Nicht von denen. Es war entwürdigend und enervierend und er würde es ihnen schon zeigen. Am Zelt des Centurios angekommen rang er noch einmal tief nach Luft. Sie wollten wetten? Sollten sie doch. Er war nie ein Anhänger des Glücksspiels gewesen, denn es machte nur Ärger. Nur wenn er nicht mitmachte, würden sie nie aufhören. Mit diesen Gedanken im Kopf betrat er das Zelt und setzte den dampfenden Kessel ab, nur um seinem Herrn entgegen zu sehen. “Es ist ein bisschen...also...Ich hoffe, es nicht zu sehr...nur ein bisschen angebrannt,“ sagte er dann und lugte unter eine verirrten Haarsträhne hervor. “Aber es schmeckt ganz bestimmt!“, beteuerte er schnell unter der Hoffnung, dass es auch wirklich stimmte, doch im Grunde war das nicht seine größte Sorge. “Und ich habe nach dem Essen auch wirklich frei?“ Dann sah er sich nach dem Geschirr um, fand und brachte eine große Kelle bräunlichen Eintopfs auf einen Teller, den er dem Centurio beinahe feierlich überreichte. “Ich meine...nur um sicher zu gehen.“
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Noch immer stand Timoleon gestreckt, den Topf in das Regal schiebend, doch dann hielt er inne und lauschte wieder. Kurz kniff er die Augen zusammen, ehe er tief Atem einsog. Nein, der Lärm war wohl schwerlich zu überhören gewesen. Und tatsächlich. Irgendetwas raschelte. Dann hörte er die fragende Stimme. Was er hier trieb? Der Syrer blieb eine Antwort schuldig, während die Gedanken in ihm rasten. Sollte er antworten? Erhob sich der Centurio nun von seiner Liege? War er nun zornig? Das Brot? Fertig? Ein wenig unsicher löste sich Timoleon von dem Regal, noch einmal sicher gehend, dass es auch wirklich wieder stand. Dann zog er sich einige Schritte zurück, nur um sich weiterhin zu überzeugen, dass es auch an Ort und Stelle blieb. Vielleicht war er noch nicht lange ein Sklave, doch er vermochte es zu erahnen, dass es sicher nicht gut war ein Desaster anzurichten während der Herr noch schlief. Sie hatten selber Sklaven gehabt, doch diese Zeit schien weit entfernt. Wochen mochten einem nicht lang erscheinen, wenn man glücklich war, doch die Wochen zu spüren nachdem man alles verloren hatten, war ein Gefühl was eine Minute zu einem ganzen Jahr dehnen konnte.
“Ich...“, begann er dann und setzte langsam seine Schritte hinüber zu dem Cubiculum des Centurios. “Ich weiß nicht...ob das Brot fertig ist.“ Wieder lugte er durch die Tür. Es war immer selbstverständlich gewesen, dass das Brot am Morgen fertig war und Timoleon blieb kaum etwas anderes übrig als zu vermuten, dass es auch an diesem Ort Bäcker gab, von denen man es bekommen konnte. Er kannte vom Mahl seiner Familie. Am Morgen, ehe der Markt erwachte, kaum dass die Sonne aufgegangen war. Es war nie seine Aufgabe gewesen, es zu besorgen oder über seine regelmäßige Existenz überhaupt nachzudenken. Zaghaft strich er eine Haarsträhne hinter das Ohr, ehe seine Person zur Gänze im Türrahmen erschien. Der Centurio war offensichtlich aufgestanden. Er war so spät zurück gekommen, dass Timoleon es gar nicht mitbekommen hatte. Fragend und scheu ruhte sein Blick nun auf dem Römer. “Wen soll ich denn fragen?“, brachte er hervor. “Einen der älteren Calo?“
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Als Timoleon erwachte, war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen. Noch immer lehnte er gegen der Wand. Der Helm war von seinem Schoss gerutscht und lag neben ihm auf dem Boden. Ein wenig müde blinzelte er noch und einen Augenblick lang musste er überlegen, wo er überhaupt war. Lange allerdings brauchte er nicht, bis es ihm wieder einfiel. Sein Rücken schmerzte von der ungewohnten Haltung, doch er rappelte sich langsam auf und lauschte in den Raum hinein. Nichts war zu hören. Gar nichts. Oder doch? Er trat hinaus in das Officium des Centurios und schaute sich um, ehe er auch einen Blick um die Ecke des Cubiculums wagte. Offensichtlich war sein Herr wieder da und er schlief auf seiner Liege. Etwas unschlüssig darüber, was nun zu tun sei, ging Timoleon wieder zurück zu seiner eigenen Schlafstatt. Sein Magen meldete sich und auch seine Blase. Letzteres Bedürfnis war allerdings nicht derartig groß, dass sofort Abhilfe geschafft werden musste. Eine Weile verbrachte er noch auf dem Strohsack, welcher sein Bett war und er schaute zur Kochstelle hinüber, während er den letzten Tag Revue passieren ließ.
Im Grunde hätte es viel schlimmer kommen können. Nun, da der erste Schreck vergangen war, musste man wohl zu diesem Schluss kommen. An seinem Schicksal war nun nichts mehr zu ändern. Es gab kein Zurück, sondern nur ein nach vorn. Doch wo sollte das sein? Seine Hand fand an seinen Hals, an dem noch immer das Halsband prangte, welches ihn nicht vergessen lassen konnte, welchem Stand er nun angehörte. Noch vor wenigen Wochen hat er noch einer guten, angesehenen Familie angehört. In seinem Land. In seiner Welt. Nur nicht zurück schauen! Immer nach vorn. Sein Vater hätte es so gewollt. Einen leises Seufzen entkam ihm, ehe er sich dazu durchrang, etwas gegen seinen Hunger zu tun. Er stand auf und wollte auf das Regal zu gehen, doch sein Fuß stieß gegen Helm, der noch am Boden lag und er stolperte. Ein überraschter Laut entkam ihm und beinahe wäre er gefallen, wäre das Regal nicht gewesen, an dem er sich im letzten Moment noch hatte festhalten können. Es neigte sich unter der plötzlichen Belastung stark nach vorn und im letzten Moment versuchte Timoleon noch den Topf zu fassen, der hinausfiel. Es gelang nicht und der Topf traf laut scheppernd auf dem Boden auf, wo er sich von seinem Deckel trennte, der nun seinerseits, metallisch klirrend herum kullerte.
Erschrocken rückte der Syrer das Regal wieder an seinen Platz und sein Kopf ruckte hinüber zur Tür. Es war eigentlich nicht möglich, dass der Centurio das nicht gehört hatte. Bestimmt hatte er nicht geweckt werden wollen. Oder? Und wenn, dann bestimmt nicht so. Vielleicht schlief er ja auch einfach weiter. Hastig griff Timoleon dann nach dem Helm und verfrachtete ihn an seinen angestammten Platz, ehe er in der gleichen Hast den Topf vorsichtshalber wieder in das Regal verfrachtete.
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Nein, er hatte hier keine Frau gesehen und es ging ja auch gar nicht darum, dass er nicht kochen und putzen wollte, wenn er es denn musste, aber er konnte es doch nicht. Ein wenig schreckte er schon zurück, als sein neuer Herr – nun, was hieß neuer Herr? Er hatte noch nie zuvor einen Mann als seinen Herrn bezeichnen müssen – ihn nun angrollte und offensichtlich unzufrieden wirkte. Dennoch folgte Timoleons Blick der zeigenden Hand auf die Ausrüstung, ehe er einen Schritt zurück wich, als der Römer gegen die Tür trat und ihm sagte, was wo unterzubringen war und wen er zu fragen hätte. Als die Aufforderung ertönte, dass er zu seinem treten sollte, folgte Timoleon, wenn nur langsam und er schluckte, als er sah, was der Centurio vor hatte. Ein Halsband? Es war ihm schneller umgelegt, als er es sich hätte vorstellen können und es dauerte einen Moment, ehe Timoleon begriff, was es zu bedeuteten hatte. Testweise legte er die Hand an seinen Hals und schaute den Centurio fragend an. Was hatte er denn falsch gemacht? Er wollte doch nur... Seine Gedanken wurden unterbrochen, als es hieß, dass es heute nur Brot geben würde und er doch die alten Calo fragen sollte. “Vale.“ Vale? Aber...
Hilflos blieb Timoleon zurück und schaute seinem Herrn hinterher. Was sollte er nur tun? Was genau er zu tun hatte, wusste er ja nun, doch er fühlte sich noch immer überfordert. Jetzt erst recht. Verstohlen wischte er sich eine Träne fort und stand einfach nur da. Lange Momente lang, in denen seine Gedanken rasten. Erst als sein Magen neuerlich knurrte löste er sich aus der Starre und nahm sich das Brot aus dem Regal. Es mochte nicht mehr frisch sein, doch ob es schmeckte konnte er nicht sagen, während er es förmlich verschlang. Dann schaute er sich weiter im Raum um es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass nun dieser Ort das Ziel seiner langen Reise sein sollte. Noch einmal tastete er über das Halsband. Er würde nicht verzagen und er würde auch ganz bestimmt nicht weglaufen. Bestimmt nicht und wenn es etwas gab, was seinen Vater stolz machen würde, dann eben genau das. Nicht aufgeben. Das Beste aus allem machen. Tief rang Timoleon nach Luft, ehe er sich die Hände an seiner Tunika abwischte und nach draußen ging. Zu dem Pferd und den Maultieren. Die Last, die sie trugen schaffte er in den Raum, ehe er sich auf den Weg machte, um den Stall zu suchen, doch der Zufall kam ihm zu Hilfe.
Ein recht fröhlich aussehender Mann kam ihm entgegen und er führte ebenfalls ein Pferd mit sich. Er pfiff ein Lied vor sich hin und war es, der Timoleon als erster ansprach. „Ach, du bist der Neue?“, fragte er und Timoleon nickte dazu. Auch wenn er sich sicher war, dass der andere das Halsband anstarrte „Na, dann komm mal mit!“, tönte es dann und Timoleon war froh darüber. Tatsächlich fragte er den Calo und was er nicht erfragte, erzählte er von selbst. Einige Dinge, denn er schien Gefallen am Reden zu haben. Bald wusste Timoleon alles über den Werdegang dieses Menschen und über seine Interessenlagen. „Kannst mal mitwürfeln,“ sagte der Calo, der auf den Namen Adelus hörte und seines Zeichens der heimliche Wettkönig unter seinesgleichen war. „Aber du musst vorsichtig sein. Wir treffen uns immer heimlich!“ Er knuffte Timoleon kameradschaftlich in die Seite und versprach ihn auch sonst, ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Sofern es denn passte. Wie sich herausstellte, konnte er sogar kochen und war auch in dieser Beziehung gerne bereit sein Wissen zu teilen, gemeinsam mit seiner Ration an Puls, die er noch da hatte.
Es hatte eine geraume Weile gedauert, bis Timoleon wieder in den Räumen des Centurios angelangt war. Die Räume waren noch immer so, wie er sie verlassen hatte und sein Herr war noch nicht zurück. Die Zeit nutzte er, um sich die römische Ausrüstung zu beschauen und er nahm vorsichtig den Helm an sich, nur um mit dem Finger darüber zu streichen. Das alles sollte sauber werden. Aber das war es doch schon, oder nicht? Er seufzte und ließ sich auf den Strohsack sinken, welcher von nun an sein Schlafplatz sein sollte und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Den Helm noch immer auf seinem Schoß habend. Es war so still. Alleinsein war gut und es tat auch gewiss gut und alles war so anstrengend gewesen. Die letzten Wochen und auch der heutige Tag. Doch es war so leise, bis auf die Geräusche, die dann und wann von draußen herein kamen. Kurz schloss er die Augen. Nur fünf Minuten... dauerte es, bis er vollends in einen erschöpften Schlaf fiel.
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Wieder konnte er nichts anderes tun, als dem Mann dabei zu zu sehen, wie er die Tafeln beschrieb, doch lange währte es dieses Mal nicht. Timoleon verspürte neuerlich den Drang, einfach hinüber zur Tür zu flüchten, doch das würde wohl eine nette Vorstellung bleiben müssen. Schon folgten die nächsten Worte, seitens des Centurios und der Syrer hob verblüfft den Kopf. Calo? Das Wort verstand er zwar, doch es war wie bei den meisten lateinischen Worten: Es war mitunter schwierig, sie mit Inhalt zu füllen, wenn man auf dem Lande aufgewachsen war und bis auf sporadische Besuche in Antiochia eigentlich wenig direkt mit den Römern zu tun hatte. Sein Vater. Der schon. Doch er selbst? Timoleon nickte vorsichtig, als er erfuhr was er zu sagen hatte, falls ihn jemand fragte. 'Decimus Massa'. Das war eigentlich leicht zu merken. Als der Centurio in Bewegung geriet, folgte er ihm und es ging in einen kleinen Nebenraum und wieder hörte er aufmerksam zu, doch dann weiteten sich seine Augen in Überraschung und sein Mund öffnete sich verblüfft. Kochen? Er sollte kochen? Wieder folgte er rasch und er freute sich, dass es an einem Ort wie diesem Pferde gab. Sein Herz schlug ein wenig höher bei dem Gedanken. Calo. Also hatte das doch etwas mit Pferden zu tun, wie er es sich schon gedacht hatte und wenn es so war, dann hatte es das Schicksal doch teilweise gut mit ihm gemeint. Seinen Blick mochte er kaum von dem Pferd abwenden, doch es gab anscheinend noch mehr Informationen, die auf ihn einprasselten, doch er nickte wacker.
Als es zum Einkleiden des Centurios ging, half er ein wenig verzagt und mit spitzen Fingern, als wolle er den Stoff am liebsten gar nicht berühren. Doch in Wirklichkeit war es der Römer, den er nicht berühren wollte. Er wusste, dass dieses Stück Stoff, welches man eben Toga nannte zu einem Römer wohl dazu gehörte, doch in seinen Augen sah es seltsam aus. Der Centurio allerdings schien zufrieden. Mehr noch: Er schien es sehr eilig zu haben und sprach vom Essen und seiner Ausrüstung und dass sie sauber sein sollte. Bis morgen früh. Es war wirklich nicht zu verhehlen, dass Timoleon Hunger hatte, denn inzwischen rebellierte schon sein Magen und verlangte Nahrung, doch das war es nicht gewesen, was an selber Stelle noch vor Kurzem dieses Druckgefühl ausgelöst hatte. Angst war es gewesen. Zwar wusste er nun im Groben, was auf ihn zu gekommen war, doch ein wenig ratlos und überfordert ließ es ihn doch zurück. Noch einmal schaute er sich im Raum um, ehe er seinen Blick auf den Centurio setzte und ihn ein wenig hilflos anschaute. Auch wenn es der Sklavenhändler vermutet hatte, er war garantiert nicht schwach im Geist, doch das hier war ihm alles neu und es würde ihm sicherlich nicht weiterhelfen wenn er weiterhin schwieg.
“Aber...“, entkam es ihm dann zaghaft und er wollte unbedingt anbringen, dass er gar nicht kochen konnte. Dafür gab es Mütter und Schwestern und Ehefrauen. “Kochen und putzen ist Frauenarbeit!“ Nun klang er schon ein wenig entrüsteter, auch wenn weder der Unterton noch die Wortwahl unbedingt in seiner Absicht gelegen hatten. Er kam einfach dann, wenn die Furcht vor dem Unbekannten Überhand nahm. “Was ist den Puls und wie macht man den? Was ist eine Lorcia? Wo sollen die Tiere denn hin und die ganzen Sachen, die sie tragen? Nein, er würde jetzt nicht wieder anfangen zu weinen! Und doch war er wieder nah davor. Die Sache mit dem Schicksal war vertrackt, besonders wenn man alles Vertraute verloren hatte und an einen Ort geworfen wurde, an dem man sich nicht auskannte. “Du kommandierst das einfach so und...ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll...“, fügte er dann bedeutend leiser an. Timoleon schniefte durch die Nase und fing sich dann jedoch wieder, da er sich neuerlich einbläute, dass ein Mann vor anderen nicht zu heulen anfing wie ein bemitleidenswertes Weib. “Also, wenn du jetzt gehst, wen kann ich fragen?“ Es gelang ihm sogar ein wenig Restwürde in seine Stimme zu bringen und er hob den Kopf ein wenig an.
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Er hörte die Stimme, die ihm hinterher rief, was er nun zu tun hatte, doch er brauchte einfach noch einen Moment. Da, wo er herkam weinte man nicht. Schon gar nicht über das Schicksal. Zumindest hatte sein Vater das immer gemeint: Wie immer dir das Schicksal gegenübertritt, greife ihm in den Rachen und hole das Beste heraus. Wahrscheinlich würde niemand aus seiner Familie wollen, dass er hier stand und bittere Tränen vergoss. Weinte Nader? Über ihr aller Los und über Vaters Tod? Wahrscheinlich nicht. Hastig wischte er sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht und schniefte noch ein paar Mal, ehe er sich von der Wand löste. Centurio Decimus. Der Name hallte noch in ihm nach. Centurio. Das klang gut, auch wenn Timoleon nicht die geringste Ahnung hatte, was genau ein solches Amt genau mit sich brachte und ob es überhaupt ein Amt war. Adjudant des Praefectus. Noch immer innerlich erschüttert machte er sich auf den Weg, wenn auch bedacht. Therme. Das war alles, woran er jetzt dachte. Die Therme und wie und wo sie zu finden war. Auf seinem Weg fragte er nach der Richtung. Irgendeinen Soldaten, der ihm unterkam und prompt erhielt er eine kurz gehaltene, rüde Antwort. Tatsächlich fand er schließlich den gesuchten Ort und verschaffte sich ein wenig scheu Einlass, indem er den Namen des Centurios wiederholte, und dass dieser der Adjudant des Praefectus war. Sonderbar war es, immer noch allein zu sein und unbeaufsichtigt. Vielleicht war es noch vor Wochen, als er noch kein Sklave gewesen war, für ihn normal gewesen, doch jetzt?
Er genoss es, sich endlich waschen zu können und den kratzenden Fetzen, den er am Leibe trug los zu werden. Ein wenig spielte er mit der Hand in dem warmen Wasser, welches ihm nun zur Verfügung stand und hätte beinahe die Zeit vergessen, ehe er sich doch das Öl auftrug und es sich wieder von der Haut herunter schabte. Hier war es friedlich und niemand schubste ihn herum. Mit gewaschenem Haar, aus dem noch immer die Nässe tropfte und der neuen Tunika machte er sich wieder auf den Weg. Es war ein anderes Lebensgefühl, sauber zu sein und der Duft des Öls umfing ihn noch immer. Es tat recht gut, auch wenn es im Grunde seine Lage nicht besser machte. Wie allerdings genau seine Lage war wusste er nicht und wieder stellte sich ein wenig Magendrücken ein, während er sich den Weg zurück suchte, zu der Tür, vor der er vor Kurzem noch gestanden hatte. Tief rang er nach Atem, als würde die Luft dabei helfen, Mut in sein Herz zu bringen. Doch mit oder ohne Mut. Er würde wieder hinein müssen. Und nur mit dem Zeigefinger klopfte er an die Tür und zögerte noch einen Moment, ehe er sie wirklich öffnete und wieder in den Raum hinein trat. Der Centurio saß wieder am Schreibtisch, vor dem Timoleon neuerlich zum Stehen kam.
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Nachdem der Mann am Tisch sich bedankt und den anderen entlassen hatte, verschwand das einzige, was Timoleon kannte aus dem Raum. Nicht, dass er seinen Käufer vermisste, doch wirklich wohl war im nicht. Noch immer konnte er spüren, wo der Kerl ihn am Arm gefasst hatte und auch sonst ging es ihm nicht besser. Der Römer, von dem Timoleon nun annehmen musste, dass es sein neuer Herr war, hatte nicht einmal aufgeschaut. Stattdessen ritzte er lateinische Buchstaben in das Wachs einer Tabula und schien auch weiterhin mit seiner Arbeit noch nicht fertig zu sein. Der junge Syrer schluckte und verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. Was sollte er hier? Nur verstohlen wagte er es, sich umzuschauen. So lange, bis der andere sich in seinem Stuhl zurück legte und ihm noch entgegen blickte. Timoleon war immer noch danach, sich über die Augen zu wischen, ganz besonders, als sein neuer Herr ihm sagte, er solle die Arme herunter nehmen. Warum, schoss es ihm durch den Kopf, doch er tat wie ihm geheißen, nur um sich sogleich an den Fingern herum zu spielen und sich auf die Unterlippe zu beißen. Irgendwie konnte er dem Blick des Römers nicht standhalten. Als er die Frage nach seinem Namen vernahm, sog er tief Atem ein und ließ ein deutliches Schnaufen ertönen. Seinen Namen? Römer waren gar nicht fähig, ihn richtig auszusprechen und schon die vier Tage beim Sklavenhändler hatten ihm nur zu deutlich gemacht, dass sein richtiger Name auch gar nichts zur Sache tat. Vorsichtig hob er wieder seinen Blick, als der andere von seinem Stuhl aufstand, um ihn weiterhin zu bemustern. “Er...Der Händler hat mich Timoleon genannt...“, sagte er leise, auch wenn er es dabei schaffte, einen anklagenden Unterton zuwege zu bringen. Timoleon klang gut und vor allem ungefährlich, so hatte er gesagt.
Der Römer war hinter ihm stehen geblieben und sagte im Grunde genau dasselbe wie das, was er seit seiner Ankunft im Hafen gehört hatte. Nun blickte der Syrer über seine Schulter, hin zu der Truhe. Sein eigener Gestank hing ihm selbst in der Nase und er hatte sich schon länger gewünscht, ihn endlich los zu werden. Doch jetzt zögerte er, selbst als sein neuer Herr ihn mit einem knappen Kommandoton bedachte, der in der Tat an eine Kaserne erinnerte. Sollte er etwa hier bleiben? Auf einem Militärstützpunkt? Nur zaghaft und zögerlich setzte er sich in Bewegung und nahm die Tunika und das restliche Utensil an sich. Wo sollte er denn nun hingehen? Nach draußen? Auf den Gang? In den Hof? Wo säuberte man sich denn hier? Und das nur mit Öl? Der vorangegangene Trotz in seinem Blick wich einem fragenden Ausdruck, nur so recht artikulieren wollte ihn auch nicht. Das traute er sich nicht. Vielleicht war es auch besser, es nicht zu tun und es als Chance zu nutzen, aus dem Raum rauszukommen. Fluchtartig machte er sich dann auf den Weg zur Tür und schloss sie wieder hinter sich, nur um sich gegen die Wand zu lehnen und die Tunika an den Leib zu drücken. Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch, ehe es ihm bewusst wurde, dass dies wohl seit Wochen der erste Moment war, in dem er alleine war. Wieder stiegen ihm die Tränen in die Augen und dieses Mal hielt er sie nicht zurück, obwohl er sich auch irgendwie für sie schämte.
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Wahrscheinlich konnte es diesem Mann gar nicht schnell genug gehen, denn er hatte ihn grob am Oberarm gefasst und zog ihn einfach mit sich durch die Straßen. Kaum ein Wort hatte dieser römische Mensch gesagt und da sollte es ihn noch wundern, dass der Sklave, den er gerade käuflich erworben hatte, es nicht eilig hatte? Timoleon schaute sich kaum um, sondern hielt den Blick auf den Boden gerichtet, stets begleitet von dem Gefühl, dass die einzige Tapferkeit, die es im Moment für ihn noch gab, jene war, nicht einfach dem inneren Drängen freien Lauf zu lassen und loszuheulen. Feuchtigkeit schimmerte schon in seinen Augen, doch er versuchte sie einfach wegzublinzeln. Ein Mann weinte nicht in der Öffentlichkeit und vor so einem Römer, wie dem neben ihm schon gar nicht! Vielleicht war er erst sechzehn, doch in diesem Alter war man immerhin schon ein Mann, den ein beharrliches Schweigen begleitet hatte, seitdem er in Misenum angekommen war. Seine Reise war lang gewesen, führte über Land, über Wasser rund wieder über Land. Wieviele Meilen es nun waren, die ihn von seiner Heimat trennten, daran mochte er nicht denken. Nun, da er erkannte, dass es wieder in die Richtung eines Hafens ging, wurde ihm flau im Magen und er wollte seine Schritte ein weiteres Mal verlangsamen, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen, denn der Druck um seinen Arm verstärkte sich zunehmend.
Wahrscheinlich hielt ihn den Mann an seiner Seite für ein wenig schwachsinnig, denn Timoleon hatte ihn mit dem gleichen Schweigen bedacht, wie schon den Sklavenhändler zuvor. Dieser hatte nur herausbekommen, dass Timoleons Vater ein Pferdezüchter war, dass er Latein einigermaßen sprechen konnte und aus der Nähe von Antiochia kam. Und so war er verkauft worden: Als stiller, ruhiger Junge mit lateinischen Kenntnissen, wenn auch der Rest des Geistes vielleicht nicht sonderlich entwickelt war. Doch er kannte sich mit Pferden aus und war kerngesund. Natürlich würde er auch keinen Ärger machen und jedes As des günstigen Preises wert sein. Sein Käufer war der Meinung, dass das durchaus ausreichen würde und er hatte sich auch offenbar nicht an dem Schmutz gestört, der Timoleon noch anhaftete und auch nicht an der zerschlissenen Kleidung. Nun war es ein Militärhafen, der ihn erwartete, mit vielen Schiffen und Gebäuden, auf die sein Käufer zu hielt. Schließlich erreichten sie eines, bei dem er seine Schritte verlangsamte und auf die Tür eines Quartiers zu steuerte. Dort klopfte er an und trat dann ein. Timoleon folgte gezwungenermaßen und erst als vor einem Schreibtisch stand, hinter dem ein Mann saß, wurde er der Kralle an seinem Arm ledig. Wie von selbst fanden nun seine Arme in eine Verschränkung vor der Brust und er schaute auf den Römer vor sich, mit einer Mischung aus weiterhin tränennasser Feuchtigkeit in den Augen und Trotz. „Der Neue!“, teilte sein Käufer dem anderen nun mit und deutete mit einer vagen Geste auf ihn.
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