Als die ganze Entourage schließlich einigermaßen festen Stand gewonnen zu haben schien, ging der Zug los. Vom Portus minor, an dem man angelegt hatte, sollte der Zug nicht auf dem schnellsten weg einfach nur in die Basileia führen. Die Routenplanung war durchaus großzügiger bemessen worden und führte so vorbei am Kaisareion und der Agora nach Süden zum Meson Pedion, und sollte dann auf der breiten Hauptstraße nach Osten gelenkt werden bis zur Via Argeus, die schließlich in die einstige Königsfeste und jetzige Regia der Stadt führte. Immerhin sollten die Leute auch alle mitbekommen, dass ihr neuer Statthalter eingetroffen war, und sofern sich keine zu großen Tumulte daraus ergaben, dies auch nicht unbedingt auf dem kürzestmöglichen weg.
Vorneweg stapfte so eine Abteilung Legionäre und machte notfalls den Weg frei, während Minidius Geminus auf seinem Pferd langsam und erhaben hinterher ritt und dabei hier und da der Menge zuwinkte und sich möglichst freundlich gab. Aus seiner Zeit in Iudaea hatte er gelernt, dass man desöfteren zwar hart durchgreifen musste, um die Ruhe zu gewährleisten, allerdings auch, dass es manchmal besser war, einfach nur ruhig zu bleiben und keinen Grund zum Tumult zu geben. Und gerade die Griechen in der Stadt hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus desöfteren als erpicht gezeigt, den Frieden zu wahren. Da konnte man jetzt auch mal lächeln und winken.
“Siehst du, Liebste, die Menschen hier freuen sich, dass wir da sind“ meinte Minidius Geminus in Richtung der getragenen Sänfte. Kurz sah man eine Hand etwas den Vorhang zurückziehen und ein paar dunkler Augen hinaussehen.
“Und eines Tages werden sie dennoch mit Steinen werfen. Wie in Caesarea.“
“Achwas. Die Leute hier sind doch nett! Schau mal, da drüben winken ein paar Kinder. Und die Mode hier ist doch auch sehr... ähm... reizvoll, nicht?“
“Ist ja klar, dass dir die Mode hier gefällt. Die ehrbaren Frauen dort drüben sind ja auch nackter als die Lupae hinter dem Venustempel in Rom.“
Offensichtlich konnte er die Schlacht hier an dieser Stelle wohl nicht gewinnen. Seine Frau wollte Alexandria nicht mögen. Das hatte sie schon vor ihrer Abfahrt beschlossen gehabt. Und ihm auch mehr als deutlich gesagt gehabt. Was sie natürlich nicht auf das Kompromissangebot, doch selbst in Rom zu bleiben, während er in Ägypten war, eingehen ließ. Da würde wohl noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein, ehe sich das ändern würde.
Minidius ließ das Gespräch also sein und widmete sich mehr dem Geschehen. Um die Menge zurückzuhalten waren auch Soldaten von hier in aller Eile abkommandiert worden, auch wenn er hier nicht zu sagen wusste, ob diese nun von der Legion stammten oder von der Classis. Zu letzteren musste er ohnehin auch wohl noch sprechen, da der neue Augustus ihn in seiner Weisheit auch noch gleich zum Praefectus Classis ernannt hatte. Auch etwas, das für die nächsten Tage auf seiner durchaus langen Liste stand.