Beiträge von Quintus Minidius Geminus

    Sim-Off:

    Huch, ich dachte, du kommst direkt. :D


    Und auch hier dauerte es nur ein paar Augenblicke, ehe sich einer der Schreiberlinge – diesmal ein schlanker Mittzwanziger mit sonnengebräunter Haut und auffällig geschminkten Augen – dazu berufen fühlte, zu helfen.
    “Folge mir, bitte. Ich werde dich anmelden.

    Der Nauarchus musste an der Tür noch ein wenig warten, während der Praefectus Aegypti noch eine kleine Handelsabordnung aus Bubastis abfertigen musste. “Ja, gegen die Räuber auf den Straßen muss etwas unternommen werden.“... “Ja, über eine Abmachung bezüglich der Zölle können wir reden. Beim nächsten Treffen.“ “Nein, ich denke nicht, dass ich vorbeikommen kann, um eine Katze einbalsamieren zu lassen...“ So ging es eine ganze Weile, ehe die Abordnung sich dann doch noch hinauskomplimentieren und auf einen anderen Tag vertrösten ließ.


    Quintus Minidius Geminus atmete einmal tief durch, während dann der Schreiberling nach vorne trat und den Nauarchus ankündigte. “Der Nauarchus Decimus Massa, Eparchos.“ Spätestens die Verbeugung gegenüber dem Präfekten machte endgültig klar, dass der Schreiberling kein Römer, sondern Grieche war.
    Minidius Geminus richtete sich gerader auf und winkte den Decimus näher zu sich heran. “Ah, Decimus, sehr schön. Ich wollte vor eurem Aufbruch nach Laodicea noch mit dir gesprochen haben. Komm näher.“

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    "Die Straße runter bis zur Kreuzung da vorne, dann links bis zum Palast. Kaum zu verfehlen. Die Wachen dort weisen dir dann den Weg zum richtigen Zimmer."
    Die Antwort kam standardmäßig und mit wenig Begeisterung in der Stimme. Die kühle Zeit neigte sich dem Ende zu und bald schon würden die Tage hier nicht nur erdrückend heiß werden, sondern bei Einsetzen der Nilflut auch wieder schwül. Und keine der Wachen spürte da besonderen Elan.
    So winkten sie den Nauarchus einfach durch und verzichteten auf Untersuchungen oder böse Worte. Römische Bürger waren ja zivilisiert.

    Auch wenn es etwas ungewöhnlich war, dass ein Präfekt keine eigene Postbeförderung hatte, war an diesem Tag also ein Schreiberling des Praefectus Aegypti an der allgemeinen Poststelle des Cursus Publicus, um erste Berichte nach Rom zu schicken. Natürlich von der Wertkarte der Regia.



    Kaiserliche Kanzlei
    Roma


    Quintus Minidius Geminus Imp. Caes. Aug. Cornelio Palmae s.d.


    Nach meiner Ankunft in Ägypten habe ich begonnen, die Staatsgeschäfte in deinem Namen hier in Ägypten zu übernehmen. Abgesehen von einer leichten Unruhe, begründet durch die Abwesenheit römischer Präsenz durch meinen Vorgänger, ist die hiesige Bevölkerung sehr friedfertig. Unsere Ankunft wurde geradezu gefeiert, und nach und nach beleben sich auch die Märkte wieder. Die ersten Karawanen aus südlichen Regionen erreichen die Stadt wieder mit ihren Waren. Unter anderem Schicke ich dir so fünf Löwen aus dem Süden des Landes, die du sicher für glorreiche Spiele mit Tierhetzen verwenden kannst.
    Das Weizenwachstum ist der Jahreszeit entsprechend gut, in einem Monat wird die erste Ernte des Weizens von den Feldern beginnen. Allerdings sind unsere Speicher noch immer mehr als voll, und ich würde dich bitten, trotz des Winterwetters, den Bau weiterer Schiffe zu beordern und die momentan verfügbaren nach Alexandria zu beordern, um noch mehr Weizen zu befördern. Ansonsten fürchte ich, dass ein Teil der zurückgehaltenen Ernten verfault und die neue Ernte trotz des Baus weiterer Speicher nicht vollständig aufgenommen werden kann.


    Die Provinzskasse ist unterdessen erschreckend leer, wohl begründet durch den ausgebliebenen Handel in den letzten Jahren. Daher möchte ich dich bitten, nach Möglichkeit die Steuerzahlungen nach Rom zu stunden, so dass ich sie – selbstverständlich mit Zinsen – im folgenden Jahr vollständig abführen kann. Ansonsten müsste ich das recht unpopuläre Mittel der Steuererhöhung hier in der Provinz durchsetzen, was zuvor erwähnte Unruhe schüren würde.



    Von diesem Bericht über deine Provinz ab und in meiner Eigenschaft als Praefectus Classis habe ich noch ein anderes Anliegen an dich. Der Optio Gnaeus Coriolanus hat seine Dienstzeit beendet und erbittet daher die Einbürgerung unter dem Namen „Gnaeus Marcius Coriolanus“. Gleichzeitig mit der Einbürgerung bittet er um die Wiederaufnahme in die Classis Alexandria Augustana als Bürgerlicher.
    Ich stimme beiden Ersuchen zu und bitte dich um die Einbürgerung unter besagtem Namen und deine Absegnung zur Beförderung des Mannes zum Centurio.


    Vale bene


    QMG


    Das war die Antwort, die er hören wollte. Minidius Geminus wandte sich also an die versammelten Männer, um auch diese auf die – selbst nach neutralsten Maßstäben überaus ehrenvolle – Aufgabe richtig einzustimmen. “Zum Ausführen dieser ehrenvollen Aufgabe beordere ich fünf Schiffe nach Laodicea! Werdet ihr ebenso eure Pflicht erfüllen wie der ehrenvolle Gnaeus Coriolanus, und die Augusta auf ihrer Reise nach Rom schützen und geleiten?“


    Er wartete die Reaktion der Männer ab, ehe er den Centurio in spe zurücktreten ließ. Wenn die Flotte sich beeilte, konnte er in ein paar Wochen seine Einbürgerungsurkunde selbst in Rom aus der Hand der Augusta in Empfang nehmen. Oder zumindest mit ihr schon zurückkehren.
    Minidius Geminus ließ anschließend den Subpräfekten und die Kapitäne besagter Schiffe zu sich treten, um seine Befehle noch etwas – diesmal leiser – zu präzisieren. “Da die Augusta schon lange in Rom erwartet wird, erwarte ich ein zügiges Abreisen der Schiffe. Soweit das Wintermeer es zulässt, sollte die Reise nach Laodicea möglichst schnell durchgeführt werden, die Augusta wird euch dort bereits erwarten.
    Auf der Reise nach Rom muss ich euch bitten, in der Gegend um Achaia und Cyprus besondere Vorsicht walten zu lassen. Es wurden noch nicht alle versprengten Teile der ehemals salinatorgetreuen Legiones und Classes wieder ins Imperium... eingegliedert. Vor allem der ehemalige Praefectus Praetorio Marius Turbo könnte sich in dieser Gegend noch aufhalten. Und natürlich ist wegen des hochgestellten Gastes dieser Reise hier besondere Vorsicht an den Tag zu legen.
    Noch Fragen?“



    Sim-Off:

    Wär toll, wenn die Augusta in den nächsten Wochen/bis Monatsende in Rom ankäme, da der ein oder andere wohl schon auf sie wartet. Daher wäre es schön, wenn die anwesenden Mitglieder der Classis das Geschehen beschreiben könnten, wenn auch einige Offiziere momentan abwesend sind.
    Tirones könnt ihr aber gerne auch mitnehmen und unterwegs ausbilden.

    Quintus Minidius Geminus wartete, bis Bewegung in die Reihen kam und schließlich besagter Optio mit der für seinen Geschmack etwas unglücklichen Namenswahl vor ihn getreten kam. So sah der Mann also aus! Gut zu wissen.
    Minidius Geminus fuhr also mit seiner Rede an die Männer fort, nachdem der Optio sich ordentlich gemeldet hatte.


    “Dieser Mann hier hat seine Dienstzeit, wie mir berichtet wurde, erfolgreich hinter sich gebracht und steht an ihrem Ende. Aber hat er sich deshalb entschieden, die Classis zu verlassen? Will er sich deshalb hier abwenden, seine Pflicht vergessen, nur, weil er römischer Bürger geworden ist?


    NEIN! Man hat mir berichtet, dass es sein Wunsch ist, auch weiterhin der Classis zu dienen, doch nun als römischer Bürger! Nehmt euch ein Beispiel an diesem Mann!



    Wegen Männern wie Gnaeus Coriolanus hat der Kaiser höchstselbst mir einen wichtigen Auftrag für die Classis Augustana mitgegeben. Denn er weiß, dass hier noch mehr Männer von solcher Ehre sind. Der Kaiser weiß, dass er sich auf seine Classis Augustana Alexandrina verlassen kann!
    Darum frage ich nun dich, Optio Gnaeus Coriolanus: Bist du bereit, nach Laodicea in Syria zu segeln mit deiner Mannschaft und deinen Männern, um dort die Kaiserin höchstselbst auf ihrer Fahrt nach Rom mit deinem Leben zu beschützen? Bist du bereit, auch diese höchste Ehre als würdiger Mann, als der du dich erwiesen hast, zu erfüllen, um dich anschließend mit höchstem Recht ein römischer Bürger und Centurio der Classis zu nennen?“

    Quintus Minidius Geminus hatte tags zuvor einen der Legionäre seiner Leibwache zum Stützpunkt der Classis geschickt und dort seinen Befehl anbringen lassen, dass alle Mannschaften und Offiziere sich auf dem Exerzierplatz einzufinden hatten.


    Am besagten Tag zur besagten Stunde also kam Quintus Minidius Geminus auf seinem weißen Pferd auf den Exerzierplatz geritten, begleitet von seinen fünf Statores – welche selbstverständlich nicht ritten – und hielt vor den auf dem Exerzierplatz versammelten Männern. Hier und da gab es noch Nachzügler, wie Geminus Minidius stirnrunzelnd bemerkte. Vermutlich wäre eine der ersten Aufgaben, die er seinen Offizieren noch zusätzlich aufgeben sollte, hier wieder etwas mehr römischen Drill hereinzubekommen, auch wenn das Leben in Ägypten sonst recht träge dahinfloss.


    So aber stellte er sich vor den bislang versammelten Männern auf und begann mit der Ansprache, deretwegen er gekommen war.


    “Männer der Classis Augustana Alexandria!
    Ihr seid aus vielen Teilen der Welt zusammengekommen, um Rom zu dienen! Die meisten von euch haben Rom noch nie gesehen, viele von euch haben vermutlich nur eine vage Idee davon, was Rom eigentlich ist! Rom ist mehr als nur eine Stadt am Tiber, Rom ist Ordnung im Chaos. Rom ist Licht in der Dunkelheit. Rom ist Bollwerk gegen wilde Barbaren, die jeden Einwohner dieses Reiches nur zu gern massakrieren würden, ob er nun römischer Bürger ist oder nicht.
    Und obgleich die meisten von euch keine römischen Bürger sind, habt ihr euch dazu entschieden, dieses Rom, dieses großartige Reich zu verteidigen gegen alle Feinde, seien es nun fremde Reiche mit ihren Königen
    – was für einen Römer ja bekanntermaßen einem Schimpfwort gleichkam – “oder aber auch verbrecherische Piraten und Räuber! Ihr alle erweist euch damit die höchste Ehre und verdient damit auch die höchste Ehre, euch nach dem Ablauf eurer Dienstzeit mit allem Recht selbst römische Bürger zu nennen!“


    Er machte eine kurze, obligatorische Pause, um seine Worte Wirken zu lassen, und fuhr dann fort.
    “Optio Gnaeus Coriolanus, veni ad me*!“


    Sim-Off:

    *=Tritt zu mir

    Zum Glück hatte Minidius Geminus vergessen, dem Subpräfekten Wien anzubieten, sonst hätte er sich jetzt verschluckt. “Ernsthaft? Cnaeus Marcius Coriolanus?“ Da musste der Praefectus Aegypti doch mal kurz blinzeln und seine Sprache wiederfinden. “Weiß der Kerl, was es mit dem Namen auf sich hat?“ Vielleicht fand der Mann ja auch nur, dass es hübsch klang. Es wäre zumindest zu hoffen.


    Den Schreck musste Minidius Geminus dann erst einmal verdauen. “Vielleicht redest du noch einmal mit dem Mann und befragst ihn danach. Ansonsten habe ich keine weiteren Befehle erst einmal. Ich erwarte regelmäßige* Berichte und Budgetfragen bis 20.000 Sesterzen** kannst du allein entscheiden, bei darüberliegenden Fragestellungen erwarte ich Rücksprache.“


    Sim-Off:

    *Einmal im Quartal sollte da schon was kommen, wenn du grade was interessantes hast, gerne öfter.
    ** Das sollte, um Bestellungen auszuspielen, erstmal reichen :)

    “Hmhm“, machte Minidius Geminus zu den Ausführungen über Decimus Massa. Gerne hätte er sich sicherer gefühlt bei der Aufgabe, die er dem Mann zu übertragen gedachte, aber vielleicht würde sich das dann noch in dem persönlichen Gespräch ergeben. Warum auch ausgerechnet ihm, Minidius Geminus, prekäre Befehle aus Rom mitgegeben worden waren, wussten allein die Parzen! Aber für den Moment nützte es wohl alles nichts, erst das Gespräch würde es zu Tage fördern.


    Bei der Einbürgerungsgeschichte fiel dann auch sogleich derselbe Name noch einmal. “Nun, in dem Fall werde ich auch Decimus Massa um seine Einschätzung hierzu bitten. Allerdings sehe ich keinen Grund, deinen Vorschlag nicht genau so umzusetzen. Sobald der Decimus hier war, werde ich also mit meinem ersten Bericht nach Rom schreiben und dort die Einbürgerung veranlassen. Dieser Optio... Coriolanus“, welch unglücklicher Name, fand Minidius Geminus, hatte doch ein römischer Prätor dieses Cognomens einst fast zur Zerstörung Roms beigetragen, “sollte dann noch mitteilen, welchen Namen zu tragen er gedenkt, damit die Urkunde schon entsprechend ausgestellt werden kann.“

    “Ja, der Nauarchus der Flotte... wenn du nachher zurück zur Classis kehrst*, überbringe ihm den Befehl, dass er sich ebenfalls hier einfinden soll, ich muss mich mit ihm auch noch unterhalten. Zuvor hätte ich von dir aber gerne eine Einschätzung des Mannes: Er ist ein Decimus, soweit ich weiß, und war einmal der Protegé des Praefectus Classis Miseniensis? Seine Gens stand zuletzt durch die Vorkommnisse ja nicht im besten Ruf. Ist er vertrauenswürdig? Auch bei heiklen Aufgaben?“ Der Fabius sollte schon länger mit dem Mann zu tun gehabt haben, nicht zuletzt bei der Überfahrt von Ostia nach Alexandria, und konnte daher sicher schon einmal einen ersten Eindruck vermitteln. Wenngleich Minidius Geminus diesen Eindruck ohnehin noch einmal in einem persönlichen Gespräch überprüfen wollte.


    “Verschaffe dir einen Überblick. Und vor allem, bringe dann auch den Stand der Bestellungen in Erfahrung und kümmere dich selbständig darum. Soviel weiß ich vom Militär im Allgemeinen und der Flotte im Besonderen, dass auch hier die Lieferung benötigter Lagerbestände mitunter lange auf sich warten lassen. Wenn Gegenstände über das Landesinnere direkt gekauft werden, benötigen wir hierüber selbstverständlich entsprechende Quittungen. Die Ergebnisse kannst du dann in deinem Bericht zusammenfassen.“
    Minidius Geminus erwartete nicht Kleinstberichte über jeden Atemzug, aber ausführliche Berichte über die Ergebnisse am Ende. Der Weg dahin war ihm allerdings relativ gleichgültig, solange das Ergebnis stimmte.


    Das andere Anliegen war dann nun wohl seine erste, richtige Amtshandlung, wenn man so wollte. Einbürgerung eines Peregrinen. Oder zumindest die Entscheidung darüber, ging der offizielle Rechtsweg doch dann über Rom. Wenngleich auch einzig und allein über ihn.
    Minidius Geminus kratzte sich kurz überlegend durch den Bart. “Wann hat er seine Dienstzeit denn formal abgeschlossen? Und hat er denn das nötige Zeug für einen anständigen Centurio?“



    Sim-Off:

    *Das kann auch gerne schon parallel geschehen und muss nicht bis zum Ende des Gespräches hier warten

    “Oh ja, oh ja, durchaus. Sehr erfreulich, wie zuvorkommend mich die Alexandriner auch willkommen geheißen haben. Wenngleich ich fürchte, dass sich das noch ändert, wenn die Abordnung der Griechen hier erst einmal zur Audienz da war“, fügte er fast im Scherzton noch an. Zwischen dem einfachen Mann auf der straße und einem Politiker waren immer Unterschiede. Mit den Politikern in Caesarea hatte man auch hervorragend kommunizieren können, was die Bevölkerung dennoch nicht davon abgehalten hatte, einen Aufstand nach dem anderen anzuzetteln. Hier in Alexandria erwartete er da fast das Gegenteil und eher schwierige Debatten mit den Prytanen und dafür leichteres Leben mit der Bevölkerung an sich.


    “Aber bevor wir hier noch zu sehr in Details ausarten: Ich habe dich eigentlich in meiner Eigenschaft als Praefectus Classis hergebeten. Unser Kaiser Cornelius hat mir dieses Amt ja ebenfalls noch mit übertragen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich nicht genau nachvollziehen kann, warum. Um es kurz zu machen: Ich habe keine Ahnung von der Seefahrerei. Und mein Wissen von Seeschlachten ist bestenfalls akademisch.
    Wovon ich allerdings viel Ahnung habe, ist Verwaltung und Statistik. Von daher, werter Fabius, gedenke ich die Aufgaben so weit als möglich zu deligieren. Dich beauftrage ich mit der verwaltungstechnischen Seite der Flottenverwaltung und erwarte hierüber von dir regelmäßige, schriftliche Berichte zu erhalten. Dafür erhältst du dann auch weitreichende Befugnisse, was Mannschaftszuteilungen, Aufstockungen, Lager und auch die Kasse anbelangt. Aber täusche dich nicht, wie gesagt, mit Verwaltung kenne ich mich aus. Ich werde deine Berichte im Gegenzug auch mit großer Sorgfalt studieren. Und die Befehlskette, was Informationen angeht, ist einzuhalten.“
    Nicht, dass der Subpräfekt auf die Idee kam, seine Berichte einfach ohne Rücksprache an die kaiserliche Kanzlei zu senden. Oder noch besser, an den Kaiser höchstselbst.
    “Trifft dies soweit auch deine Zustimmung?“ fragte er dann schon einmal nach.

    Die Scribae blickten teils mit nach ägyptischer Mode mit Kohlestift betonten Augen zum Subpräfekten auf, bis nach den obligatorischen 0,724 Sekunden sich derjenige herauskristallisiert hatte, der hier nun als Ansprechpartner fungieren würde.
    “Ich werde dich sogleich zum Aegyptus Praefecti geleiten, Subpräfekt.“

    Der Flotten-Subpräfekt musste nicht lange warten und wurde weiter zum Tablinum der Regia geleitet, in welchem der Präfekt sich einigermaßen eingerichtet hatte. Hier und da trugen einige Sklaven noch Teile der dekorativen Innenneinrichtung hinaus und andere herein, so dass es an diesem Tag noch etwas wuselig wirken mochte, aber durchaus zu erkennen war, dass hier definitiv gearbeitet wurde.
    Inmitten des Trubels stand der etwas dickliche Minidius Geminus und blickte dem Eintreffenden entgegen. Der Scriba, der Fabius Torquatus eingelassen hatte, verkündete auch gleich sogleich laut über den halben Raum hinweg “Der Subpraefectus Classis Cnaeus Fabius Torquatus“, wartete kurz auf ein Nicken des neuen Hausherrn und verschwand dann auch schon wieder in Richtung seines Officiums.


    “Ah, Fabius, sehr schön. Verzeih ein wenig die Unordnung, meine Frau besteht auf ein paar gestalterische Veränderungen, die wohl noch einige Wochen in Anspruch nehmen werden“, begrüßte Minidius Geminus den Ankömmling freundlich und reichlich unmilitärisch.

    Minidius Geminus war überwältigt von den Eindrücken, die auf ihn hier einstürmten. Am Rand des soldatengesäumten Weges drückten sich die Menschen dicht an dicht und riefen ihm freudig entgegen. Einige hielten bunte Tücher in den Händen und winkten damit über die Köpfe der vor ihnen stehenden hinweg, als wollten sie unbedingt gesehen werden, auch wenn sie zu klein und zu weit zurückgedrängt waren. Überall standen beiseite geräumte Verkaufswägen und Stände mit bunt bemalten Töpfen darauf und teilweise noch bunterem Inhalt darin (ganz zu schweigen von den am allerbuntesten Besitzern eben jener exotischen Kleinigkeiten). Kurzum, Minidius Geminus war jetzt schon berauscht von den ersten Bildern dieser neuen Stadt und sehr gewillt, seinen Aufenthalt hier sehr zu genießen.


    Sie verließen schließlich den Hafen, aber auch auf der Hauptstraße ließ der Eindruck des Bunten und Neuen nicht im mindesten nach. Auch hier drängten sich die Menschen, fast noch mehr als am Hafen zuvor, wollten einen Blick erhaschen und riefen so sehr durcheinander, dass es unmöglich war, einzelne Stimmen darunter auszumachen und etwas zu hören. Es war wie ein gewaltiges Stimmen-Meer, das heranrollte und über ihn hinwegschwappte. In diesem Moment war es mehr als leicht zu glauben, dass dies hier die zweitgrößte Stadt der gesamten Welt war, mit annähernd so vielen Einwohnern wie Rom selbst. Nur aus mehr Provinzen zusammengewürfelt, mit weit weniger römischen Bürgern und damit weit mehr politischen Lagern, die es zu beruhigen und zusammenzuhalten galt. Sicherlich keine einfache Aufgabe, die ihn da erwartete. Dennoch war es eine, auf die er sich durchaus freute. Verwaltung hatte ihm immer sehr gelegen.


    Als sie schließlich zum abgetrennten Stadtteil mit den Wohnungen der römischen Bürger kamen und dem Palast, der seinen Amtssitz darstellte, war es hingegen fast ein wenig einsam. Auch wenn seine Frau ein entnervtes “Na endlich Ruhe!“ aus ihrer Sänfte heraus verlautbaren ließ, für Minidius Geminus war die Stille jetzt eher bedrückend.
    Er ließ sein Pferd etwas zurückfallen bis zu dem jungen Tribun, der ihn begleitete, um seine ersten Befehle zu erlassen. Immerhin musste eine Provinz dann auch regiert werden, und er würde nicht zu viel Zeit haben, um seine Geschäfte aufzunehmen.
    “Wenn die Gesandtschaft der Archonten eintrifft, lasst sie durch und führt sie direkt zum... öhm... Tablinum wird das Ding da denke ich haben.
    Achja, und gleich morgen früh will ich zur Classis sprechen. Also informiere den Subpräfekten und die weiteren darüber.“
    Militär hingegen lag ihm eher weniger... da vertraute er eher auf die Tribune, Subpräfekten und sonstigen Leute, die meinten, sich damit auszukennen.

    Als die ganze Entourage schließlich einigermaßen festen Stand gewonnen zu haben schien, ging der Zug los. Vom Portus minor, an dem man angelegt hatte, sollte der Zug nicht auf dem schnellsten weg einfach nur in die Basileia führen. Die Routenplanung war durchaus großzügiger bemessen worden und führte so vorbei am Kaisareion und der Agora nach Süden zum Meson Pedion, und sollte dann auf der breiten Hauptstraße nach Osten gelenkt werden bis zur Via Argeus, die schließlich in die einstige Königsfeste und jetzige Regia der Stadt führte. Immerhin sollten die Leute auch alle mitbekommen, dass ihr neuer Statthalter eingetroffen war, und sofern sich keine zu großen Tumulte daraus ergaben, dies auch nicht unbedingt auf dem kürzestmöglichen weg.


    Vorneweg stapfte so eine Abteilung Legionäre und machte notfalls den Weg frei, während Minidius Geminus auf seinem Pferd langsam und erhaben hinterher ritt und dabei hier und da der Menge zuwinkte und sich möglichst freundlich gab. Aus seiner Zeit in Iudaea hatte er gelernt, dass man desöfteren zwar hart durchgreifen musste, um die Ruhe zu gewährleisten, allerdings auch, dass es manchmal besser war, einfach nur ruhig zu bleiben und keinen Grund zum Tumult zu geben. Und gerade die Griechen in der Stadt hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus desöfteren als erpicht gezeigt, den Frieden zu wahren. Da konnte man jetzt auch mal lächeln und winken.


    “Siehst du, Liebste, die Menschen hier freuen sich, dass wir da sind“ meinte Minidius Geminus in Richtung der getragenen Sänfte. Kurz sah man eine Hand etwas den Vorhang zurückziehen und ein paar dunkler Augen hinaussehen.
    “Und eines Tages werden sie dennoch mit Steinen werfen. Wie in Caesarea.“
    “Achwas. Die Leute hier sind doch nett! Schau mal, da drüben winken ein paar Kinder. Und die Mode hier ist doch auch sehr... ähm... reizvoll, nicht?“
    “Ist ja klar, dass dir die Mode hier gefällt. Die ehrbaren Frauen dort drüben sind ja auch nackter als die Lupae hinter dem Venustempel in Rom.“
    Offensichtlich konnte er die Schlacht hier an dieser Stelle wohl nicht gewinnen. Seine Frau wollte Alexandria nicht mögen. Das hatte sie schon vor ihrer Abfahrt beschlossen gehabt. Und ihm auch mehr als deutlich gesagt gehabt. Was sie natürlich nicht auf das Kompromissangebot, doch selbst in Rom zu bleiben, während er in Ägypten war, eingehen ließ. Da würde wohl noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein, ehe sich das ändern würde.


    Minidius ließ das Gespräch also sein und widmete sich mehr dem Geschehen. Um die Menge zurückzuhalten waren auch Soldaten von hier in aller Eile abkommandiert worden, auch wenn er hier nicht zu sagen wusste, ob diese nun von der Legion stammten oder von der Classis. Zu letzteren musste er ohnehin auch wohl noch sprechen, da der neue Augustus ihn in seiner Weisheit auch noch gleich zum Praefectus Classis ernannt hatte. Auch etwas, das für die nächsten Tage auf seiner durchaus langen Liste stand.

    Das Schiff lag seit dem späten Abend vor dem Hafen. Boote waren hinausgefahren und wieder zurückgerudert, der ein oder andere römische Soldat war eilends durch die Stadt mit der ein oder anderen Nachricht geschickt worden. Es dauerte nicht sehr lange, bis erst die Hafenarbeiter, dann schließlich die Händler und letzten Endes die ganze Stadt mitbekam, was da vor sich ging: der neue Praefectus Aegypti war angekommen und würde am nächsten Morgen im Hafen anlegen, um von dort aus in einer kleinen Prozession in seinen Palast einzuziehen.
    Über die Gründe, warum er das nicht noch am späten Abend gemacht hatte und gleich das Land betreten hatte, gab es natürlich viele Spekulationen. Zum einen war da natürlich die kleine Sache mit der Sicherheit, dass die römischen Soldaten sich erst in Stellung bringen mussten, um sicheres Geleit auch gewährleisten zu können. Auch war es einfach pompöser, am Tag einzuziehen, idealerweise unter dem Jubel der Menge. So konnte jeder auch etwas sehen und sich selbst davon überzeugen, dass der neue Eparchos echt war. Dann konnte er sich nach dem Einzug in der Regia auch noch um die ersten Belange des Tages noch kümmern und nicht nur ins Bett fallen und schlafen.
    Die schlichte Wahrheit aber war, dass Quintus Minidius Geminus bei der Ankunft am Hafen von Alexandria noch reichlich grün um die Nasenspitze war und hoffte, in der ruhigeren Bucht erst noch soweit den Magen beruhigen zu können, um nicht wie ein bleicher Geist durch die Straßen zu schlurfen. Und seine Frau hatte darauf bestanden, dass ihm vom Land aus eine frisch gewaschene und gestärkte Tunika gebracht würde, da seine jetzigen während der Reise doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden waren.


    Und so legte das Schiff mit den ersten Morgenstrahlen erst richtig am Hafen an. Taue wurden geworfen, das Schiff an den Anleger gezogen und vertäut, ehe die lange und breite Planke ausgelegt wurde. An Bord stand bereits ein weißes Pferd unruhig wegen dem schaukelnden Boden, und darauf ein älterer Mann in einem etwas eng sitzenden Brustpanzer – und darunter neuer Tunika. Als erstes trampelte ein Schwung Soldaten über die Planke und sicherte so den engsten Bereich am Hafen. Danach setzte sich das Pferd mit dem Reiter in Bewegung. Vorsichtig und langsam ging das Tier über die schwankende Planke, wieherte dabei nervös. Es wurde auch nicht wirklich ruhiger, als es den steinernen Anleger schließlich erreicht hatte und damit zum ersten Mal seit Wochen wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Der Reiter ließ es also warten und nahm die ersten Rufe von jenseits der Absperrung mit einem leichten, freundlichen Winken entgegen.
    Hinter ihm schließlich wackelte noch eine Sänfte mit Seidenvorhängen, getragen von 4 großen Trägern, vom Schiff. Danach folgten noch einige andere Passagiere, die alle mehr oder weniger wackelig erst einmal auf dem festen Boden verharrten, ehe sie sich zu bewegen wagten.