Zunächst widmet Vulpes sich ganz ruhig und bedächtig weiter ihrem Mahl. Löffel um Löffel führt sie von der optisch unattraktiven Pampe zum Mund und isst den Mehlbrei mit der kargen Einlage. Wenn er auch sonst nichts sein mag, dann zumindest einigermaßen sättigend. Die Erklärung des Sklaven scheint ihr einleuchtend und so nickt sie auf seine Worte, lächelt sogar kurz versöhnlich.
"Es ist in Ordnung. Mir ist kein Schaden entstanden."
Tatsächlich ist für die Sklavin die Angelegenheit damit auch vorerst geklärt. Weder grübelt sie weiter über sonstige Motive nach, noch legt sie ihm das kleine Missverständnis in irgendeiner Form zur Last.
Das Entsetzen des Briten scheint sie jedoch sehr zu überraschen. Ihre blaugrünen Augen weiten sich leicht und sie starrt ihn verwundert an, während er sich über ihre Herkunft echauffiert. Es klingt anfangs fast ein wenig zaghaft, als sie daraufhin wieder das Wort ergreift. Während des Sprechens festigt sich ihr Tonfall wieder und je länger in einem Zug die Sklavin spricht, desto mehr kommt ihre zum Vorlesen ausgebildete, angenehme Stimme zur Geltung.
"Aber doch, so ist es. Ich stamme aus einer Zucht. Es entspricht den Ansichten vieler Flavier, dass Blut und Abstammung mit gewissen Eigenschaften einher gehen. Aus diesem Grund hat man begonnen besonders gute Sklaven für die Zucht zu verwenden. Das ist doch eine gute Sache, nicht wahr? Demnach müsste ich die besten Eigenschaften meiner beiden Elternteile, die jeweils sorgfältig ausgewählt wurden, ineinander vereinen."
Tatsächlich empfindet Vulpes diese Argumentation selbst als sehr logisch und nachvollziehbar, kann nicht direkt etwas unwürdiges oder schlechtes daran finden. Solche Ideale wie Freiheit und Selbstbestimmung waren noch nie Bestandteil ihres Selbstverständnisses gewesen. Folglich sieht sie ihn auch weiterhin etwas verwundert mit großen Augen an, dass er diese Vorzüge der Sklavenzucht nicht einsehen mag.
"Deswegen musst du die Römer nicht hassen, Angus. Ich bin zufrieden und habe ein gutes Leben. Ein besseres, als ich es in Freiheit haben könnte."
Ein weiteres Mal lächelt sie vorsichtig, all dieser Ausbruch von Emotionen verwirrt Vulpes ein wenig und so versucht sie die Wogen zu glätten.
"Deine Heimat, tatsächlich? Ist es in Britannia wirklich so kalt und nass, wie man sich erzählt? Wie lange bist du schon in Rom?"
Spätestens jetzt dürfte wohl klar sein, dass sie im Grunde gar nichts über die ursprüngliche Heimat ihrer Mutter weiß.