Die Sonne neigt sich dem Horizont zu, droht schon bald in den aufziehenden abendlichen Wolken zu versinken.
Mit gesenkten Köpfen zockeln die Ochsen vor den Karren die Strasse entlang, wirbeln die schlurfenden Füsse der Menschen trägen Staub auf, der sich rasch wieder auf die tiefen Spuren der Karren legt.
Lang war die Reise, lang und mühselig.
Der Fahrer des ersten Karrens erspäht als Erster das ersehnte Ziel, ein erleichtertes Lächeln erhellt seine Miene.
"Wir sind da... dort vorn. Rom"
Wie ein Funken springt die Hoffnung von einem zum Anderen, lässt Erleichterung in den Augen aufkeimen, sich müde Glieder strecken.
Nein, weit ist es nicht mehr, wird hier mal über den Stoff geklopft, um wenigstens ansatzweise etwas Dreck zu entfernen, wird dort eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht geschoben... mehr und mehr streift die Gruppe die Lethargie der Reise ab, liegt bald ein erwartungsfrohes Summen über den Reisenden.
Nur eine lässt sich von der Vorfreude nicht anstecken, ganz im Gegenteil.
Grimmig ziehen sich die geschwungenen Augenbrauen zusammen, düster wird der Blick des Mädchens.
Trotzig schiebt sie das Kinn vor, während auf dem jugendlichen Gesicht ein trotziger Ausdruck erscheint.
Rom. Wie sie diese Stadt hasst.
Ihr neues zu Hause. Ein abfälliges Schnauben folgt dem Gedanken. Abgeschoben, das hatte man sie.
Kerzengerade richtet sich Flaminina auf ihrem Pferd auf, die Ohren der schwarzen schlanken Stute zucken, spürt sie die Unruhe ihrer Herrin.
Wie alle ist sie von der Reise staubig, die schulterlangen braunen Locken strähnig, die kurze Tunkia bedeckt gerade die Hälfte des Oberschenkels, damit sie sie beim Reiten nicht behindert.
"Domina?" fragt eine Sklavin mit graumeliertem Haar vorsichtig. "Willst du nicht lieber im Karren weiterfahren?"
"Nein" knapp kommt die Antwort, die der Sklavin nur ein resigniertes Nicken entlockt.
So wenig wie sie sich während der Reise in einen Karren hat sperren lassen, so wenig würde sie sich von ihrer Familie verbiegen lassen. Die würden schon sehen.
Die Schultern leicht durchgedrückt, wappnet sie sich.
Inzwischen hat sich der Trupp den Stadttoren genähert, wo sich schon andere eingefunden haben und man reiht sich ein, kennt der Führer der Gruppe die Gepflogenheiten.
Nur das Mädchen treibt ihr Pferd weiter. Unruhig zucken die Ohren der Stute, die Nüstern zu einem schnobern geweitet. Den Hals zu einem Bogen gewölbt, tritt sie an, setzt rasch Huf vor Huf, drängt dazu, vor den ungewohnten Gerüche zu flüchten.
Die geübte Hand der Reiterin hält sie zurück, sacht täschelt sie den glänzenden Hals und murmelt beruhigendes, während sie weiter anmutig auf dem nervösen Pferd sitzt.
Am Tor angekommen grüsst sie ruhig.
"Salve. Ich muss in die Stadt, zur Casa Iulia."