Nelia war den drei Männern in den Garten gefolgt. Es gefiel ihr nicht, dass der Große ihren Herren so packte. Aber es war doch allemal besser als wäre Casca noch auf die Nase gefallen. Sie stellte die Amphore mit dem Wasser neben Casca ab und biss in ihren Kuchen.
Schweigend lauschte sie dem Gespräch der Männer und stieß laut die Luft aus, als Marcus nach einer Tänzerin fragte.
"Wäre es nicht besser Cacsa ind Bett zu bringen? Ich passe dort auf ihn auf."
Was sollte denn nun noch eine Tänzerin hier? Und Marcus war nicht betrunken und wollte doch sicher weiterfeiern. Sollte ihr Vorschlag jedoch keine Annahme finden, würde sie sich zurückziehen. Irgendwie war ihr die Lust am Feiern vergangen.
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Nelia seufzte. Es war wirklich genug. Marcus hatte Recht. Sie verstand ihren Herren ja kaum noch, bis gar nicht mehr. So hatte sie sich den Abend sicher nicht vorgestellt. Nicht mal zum Essen kam sie. Scipio winkte einen Hünen herbei, vor dem man Angst bekommen konnte und dieser packte Casca auch sogleich. Die junge Sklavin fuhr sich durch die langen Haare und schüttelte den Kopf, als Casca mehr Wein verlangte. Vielleicht war der Vorschlag mit dem Wasser ein guter Einfall. Der Herr würde es sicher nicht mehr bemerken... oder? Egal.
Sie tat wie geheißen. Rasch füllte sie die Amphore mit dem kühlen Nass, schnappte sich einen Biscuit von ihrer Platte und folgte dem Dreiergespann in den Garten. -
Nelias Wangen verfärbten sich deutlich und sie grub die Schneidezähne in ihre Unterlippe. Warum nur musste Casca auch so tief in den Wein schauen? Wusste er noch was er das sagte? Sein zweideutiges Rätsel beantwortete er sich zum Glück selbst und Nelia blickte ein wenig hilflos zu Marcus. Sie schluckte und schüttelte den Kopf, als ihr Herr ihr ein Gebäckstück vor die Nase hielt. Doch dann mischte sich Scipio ein und Nelia atmete auf. Sie solle hier bleiben und er würde Casca in sein Bett bringen. Nel sah sich um. Nicht sicher ob sie tatsächlich bleiben oder ebenfalls besser das Zimmer aufsuchen solle. Dennoch nickte sie und schob sich ein Stückchen Fleisch in den Mund.
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Nelia hatte eine Weile gebraucht, um in der Küche eine kleine Platte mit Köstlichkeiten zu füllen. Immer wieder wurde sie von Sklavinen angesprochen, die überschwenglich und fröhlich ihren freien Tag genossen. Eine von ihnen, hatte selbst zu viel Wein erwischt und wurde von Nel zu zwei Becher Wasser genötigt und bekam einen kalten Lappen auf die Stirn.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit - was aber letztlich nur ein paar Minuten waren, befand Nelia sich auf dem Rückweg zu ihrem Herren. Sie hielt sie Platte über ihren Kopf und drückte sich durch eine kleine Ansammlung Herren. "Verzeihung..." Einer schlug ihr mit der flachen Hand auf den Po und Nelia zischte ihn an, er solle seine Finger von ihr lassen.
Ihr Fluch ging in Lachen unter.Sie umrundete ein der dicken Säulen und befand sich aufatmend wieder bei Casca und Scipio ein. Seltsam, sie hatte einen Tag völlig für ich und fühlte sich bei ihrem Herren am wohlsten und am sicherstern. Das war doch verrückt. "Geschafft!" Erleichtert ließ sie sich neben Casca auf dem Rand der Kline nieder und hielt die Platte auf ihrem Schoß. "Hier iss, Herr!" Nelia schenkte Casca ein strahlendes Lächeln und bot ihm von dem Speisen an.
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Nelias Wangen bekamen eine eine leichte Röte, als Casca erwähnte seine Aussage wäre kein Kompliment, sonder die Wahrheit. Sie schenkte ihrem Herren darauf ein strahlendes Lächeln und flüsterte ein "Danke". Sowas war sie nicht gewohnt und wusste nicht damit umzugehen. Dennoch wusste sie, dass ihr Herr eine ehrliche Haut war und freute sich riesig. Als sein junger Verwandter ihr freundschaftlich den Arm um sie legte, sah sie diesen eine Sekunde überrascht an. Es war ihr allerdings nicht unangenehm. Denn gleich darauf erkläre Marcus, dass sie doch frei hätte, er sich um Casca kümmern würde und sie sich etwas zu Essen holen solle. Dass nebenbei noch weiter gerätselt wurde, bekam Nelia nur am Rande mit.
Sie überlegte ob sie den Herren einfach hier zurück lassen könne. Das schlechte Gewissen nagte an ihr. "Ja, ich bin gerne bei dir." Bestätigte sie Casca. Sie verstand ihn auch kaum. Wollte er eine Haselnuss... eine Haselmaus oder Haselmus? Nelia wusste es nicht genau. Doch sie war der Meinung, er müsse etwas essen und wenn es nur ein Stück Fleisch und Brot wäre. "Ich schaue mal was ich finden kann. Und du Marcus lass ihn nicht aus den Augen." Sagte sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen und fügte leise an. "Er hat hat die letzte Zeit sehr wenig gegessen." Sie mochte Scipio. Er war freundlich und nicht so aufdringlich wie manch Anderer. Ihr fiel allerdings auf, wie Casca auf die Umarmung reagierte. Besitzergreifend? Eifersüchtig? Hm... Komisch.
Aber sie konnte sich auch irren. "Ich bin gleich wieder da."
So entfernte sie sich von den beiden und verließ den Raum Richtung Küche. In dem Zwischengang traf sie eine andere Sklavin. Unterhielt sich kurz und setzte dann ihren Weg fort. -
So stand sie nun wieder bei Casca und Scipio der sie angrinste. Nel stellte ihre Rätselfrage und versuchte ihren Herren so mürrisch wie möglich anzuschauen. Sie gönnte dem Herren das fest ja und hatte sich Sorgen gemacht als er so krank auf dem Bett lag und mit Fieber kämpfte. Sie war die ganze Zeit an seiner Seite und schaffte es sogar noch irgendwie die Arbeiten der Tonstrina zu überwachen.
Casca wusste genau, auf was ihr Rätsel angespielt hatte. Einen Moment lang gelang es Lea tatsächlich eine ernste Miene zu bewahren, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Es war zu niedlich wie er die Augen rollte und versuchte sie zu maßregeln, indem er die Peinlichkeit auf sie abwälzte. Sie mochte Casca einfach zu gerne, als dass sie ihm wirklich böse sein konnte. Er und auch Muckel war für Nelia zur Familie geworden. Sie hatte doch sonst niemanden mehr.
Und natürlich echauffierte er sich ein bisschen, dass sie so mit ihm redete. Er hob seine Hand und fuchtelte mit den Finger ermahnend in der Luft herum.
"Ich merke mir das fürs nächste Mal." Tief atmete sie durch um nicht zu lachen. "Aber ich kann nichts versprechen!" Nun konnte sie sich ein amüsiertes Glucksen nicht länger verkneifen. Nelia beugte sich zu Casca runter und rückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich hab dich doch lieb." Flüsterte sie versöhnlich und wackelte schelmisch mit den Brauen. "Du hast mich nur gerufen um mir das zu sagen?" Sie freute sich sehr über das Kompliment. "Dankeschön. Nun würde ich gerne essen. Soll ich dir auch etwas bringen?" Schließlich hatte er die letzten tage nur Suppe zu sich genommen. -
Nelia wollte sich gerade an den ganzen Köstlichkeiten auf dem großen Tisch vergreifen, als eine durchdringende Stimme sie rief und eine Hand dazu hektisch winkte. Das Hühnchen musste also warten. "Bei allen Göttern, dieser Mann..." schimpfte das Mädchen vor sich hin. Natürlich war ihr nicht entgangen, dass Casca die Zeit über nach ihr Ausschau hielt. Und auch die Blicke, mit denen der junge Scipio sie bedachte, fielen ihr durchaus auf. So blieb ihr letztlich nichts anderes übrig, als hinüber zu gehen. Kopfschüttelnd näherte sie sich ihrem Herren und blieb vor ihm stehen.
"Ich habe auch ein Rätsel für dich, Casca"
Zu viel Wein schwimmt ihm im Bauch.
Schrecklich laut ist er dann auch.
Mit Beidem nicht kleinlich, wird langsam peinlich?Murrte Nelia, stemmte die Hände in ihre schmale Taille und blitzte Casca an. Es war ihr wirklich unangenehm. Ihre Augen sprühten Funken. Sie hatte frei, wollte nach dem ganzen Stress einfach nur einen Abend genießen. Und nun rief er ständig nach ihr. Bis auf Trauben, war ihr Magen noch leer und knurrte verdächtig.
Natürlich durfte sie mit ihrem Herren nicht so reden. Auch nicht wenn er völlig betrunken war und morgen sicher eh nichts mehr davon wusste. Aber heute war ein besonderer Tag und so ließ es sich der zierliche Wirbelwind nicht nehmen ihren Herren ein bisschen zu provozieren. Zu Marcus gewandt, zuckte sie mit den Schultern und lächelte entschuldigend.
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"Saturnalien" flüsterte Nelia vor sich hin. Sie hatte einen freien Tag bekommen und wusste erst nichts damit anzufangen. Natürlich kannte sie das Fest zu Ehren des Gottes Saturn. Auch ihn ihrem Dorf, kam es an diesem Tag zu Ausschweifungen. Doch daran teilnehmen... nein das hatte ihr Vater verboten. Sie musste im Haus bleiben, während andere sich amüsierten. Ihr Vater meinte immer es fließe zu viel Wein und er könne nicht für ihre Sicherheit garantieren. So ein Unfug. Natürlich ging es dann wilder zu und es wurden auch schon mal Zärtlichkeiten ausgetauscht, mit Dorfbewohnern, mit denen man sonst nicht oder wenig zu tun hatte. Das fand Nelia schon immer seltsam und hätte sich niemals daran beteiligt. Aber feiern und tanzen durfte ein Mädchen ja wohl noch.
Hier war es anders. Auch hier waren die Menschen ausgelassen und es gab viel nackte Haut. Dennoch hatte das Ganze etwas Erhabenes. Der Duft von Essen und Wein lag in der Luft die von Erotik knisterte. Und Muckel hatte ihr Erklärt das ein Aspekt der Saturnalien die Aufhebung der Standesunterschiede war. Dass auch Sklaven an diesem Tag von ihren Herren wie Gleichgestellte behandelt wurden und ohne Bedenken mitfeiern durften. Das kannte Nelia in der Form natürlich nicht. Sie wusste nicht mal ob sie daran teilnehmen wollte. Bis sie von Casca völlig überrumpelt wurde...Nelia hatte den Tag genutzt um ein langes Bad zu nehmen, ihre Haare mit Honigmilch zu Pflegen und sich einfach etwas Ruhe zu gönnen. Als sie damit fertig war, schlüpfte sie in ihre schönste Tunika und drehte sich mitten im Zimmer um sich selbst. Sie fühlte sich sauber, weich und schön. Und beschloss doch mal einen Blick auf die Feier zu riskieren. Nur aus Neugierde, versteht sich. Doch Casca sah das nicht, weil er schon völlig betrunken bei ihr ankam. Irgendetwas sang... nein grölte, dass es nur so von den Wänden schallte. Nelia wirbelte herum und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Wie konnte er nur? Nach seiner Krankheit, die im den Magen völlig durcheinandergewirbelt hatte, so dass er kaum einen Tee oder eine Suppe bei sich behielt. Und nun das. Er musste doch wissen, dass der Wein in dem Falle eine teuflische Wirkung besaß. Nelia ließ den Kopf hängen. Sie hatte sich darauf gefreut, mit ihrem Herren an der Seite, das Fest zu begehen. Doch nun...
Muckel redete auf ihn ein im Zimmer zu bleiben, aber Casca schien das nicht mal zu hören.
"Herr... was?" Nelia eilte auf ihn zu, als er verdächtig wankte. Er legte er den Arm um Nelias Schultern, stützte sich auf sie und zwang mit seinem Gewicht sie beinahe in die Knie. Schnell schlang sie den Arm um seine Hüfte und versuchte ihn zu halten. Schleppend, ziehend und lallend bugsierte er sich und seine Sklavin in den Festsaal. Nelia war völlig überfordert. Sie konnte Casca kaum antworten und er ging auf ihre Ermahnungen auch gar nicht ein. "Viele Rästel?" Sie sah ihn an und ihre Augen funkelten empört. "Zu viel Wein, würde ich behaupten." Zusammen mit Muckel schaffte sie es den Herren auf einer Liege abzusetzen und atmete auf. Erst jetzt sah sie sich um.
"Du bleibst hier sitzen, Casca. Rühr dich nicht mehr vom Fleck." Es klang drohend, doch das war Nelia gleichgültig. Wenn er sich so benahm. Was sollten seine Familie und die hohen Herren nur denken? Beschämt blickte sie zu Boden, als jemand ihren Arm berührte. Nel sah auf und lächelte "Io Saturnalia, Marcus." Er versprach sich um Casca zu kümmern. Nelia nickte im zu. Mit einem "Danke, Herr" wandte sie sich ab um sich zu einer Säule zu begeben, von der aus sie die Halle besser überblicken konnte...Das Gewimmel veranlasste Nelia dazu, sich doch zu bewegen. Hier mochte sie nicht großartig auffallen. Keiner würde Notiz von ihr nehmen. Sie warf die langen Locken über die Schulter und bahnte sich einen Weg nach vorne zu den Tänzerinnen. Sowas hatte sie noch nie gesehen. Die Mädchen, umhüllt aus feinen Schleiern die sich wie ein Nebelhauch um die nackten Körper wanden. Unglaublich. Sie schob sich weiter. Umrundete geschickt eine kleine Gruppe und nahm sich von Tisch eine Handvoll Trauben. Langsam aber sicher fing sie an sich wohlzufühlen. Vorallem war es wundervoll heute keine Sklavin mehr zu sein, sondern dazuzugehören. Das Mädchen atmete tief ein und ein strahlendes Lächeln zierte plötzlich ihr Gesicht. Ihre glauben Augen funkelten im Licht der vielen Kerzen.
Immer wieder eine Traube in den Mund schiebend, schwebte sie beinahe durch die Feiernden. Doch nicht, ohne immer wieder ein Auge auf ihren Herren zu haben. Sie sah, dass er sich suchend umschaute. Und jedes mal, wenn sein Blick sie zu erhaschen schien, duckte sich das Mädchen leicht oder verschwand aus seinem Blickfeld. Sollte er doch trinken bis er umfiel. Sie hatte ihn tagelang gepflegt, sich aufgeopfert. Nun wollte sie sich amüsieren. Wenigstens ein bisschen. Sie würde sich keine schlechtes Gewissen einreden.
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Nelia stand noch immer etwas schockiert an Ort und Stelle und betrachtete das Chaos. Dann hob sie den Kopf zu Casca empor.
"Du hast Muckel nie gesagt, dass er Ordnung zu halten hat?"
Nel fragte sich was Sklaven in diesem hause zu tun hatten. Es kam ihr schon sehr sonderbar vor. Und, dass ein Mensch sich in so einem Raum wohlfühlen konnte, glaubte sie einfach nicht. Ihr Blick wanderte von ihrem neuen Herren zu seinem Sklaven und wieder zurück.
"Was macht ihr denn den ganzen Tag?"
Wollte das Mädchen dann wissen. Letztlich war es egal, denn nun war sie ja da. Ab jetzt wehte hier ein anderer Wind. Der Herr fragte auch noch ob sie ruhen oder Baden wolle. Wie sollte sie denn so entspannen? Sie wusste nicht einmal wo sie sich hinsetzen konnte.
"Ein Wasser würde ich gerne nehmen, Muckel. Und bring Putzzeug mit."
Nel konnte nicht eher ruhen, bis hier alles sauber und aufgeräumt war. Langsam ging sie durch den Raum, drehte sich schließlich um und fuhr sich etwas ratlos durch die langen Haare.
"Ihr werdet mir helfen. Alle Beide."
Nelias Stimme klang weich, doch der kleine Befehl war nicht zu überhören. Die Männer mussten lernen, wenigstens ihre Sachen aufzuräumen. Dann war es leichter Sauberkeit walten zu lassen. Und Nel sah nicht ein, dass dies nun alles an ihr hängen bliebe während die Kerle Däumchen drehten.
"Wenn ihr immer alles gleich an seinen Platz zurück räumt, habt ihr immer Ordnung und müsst nichts suchen."
Erklärte sie in einem Ton, wie eine Mutter ihre Kinder erzog.
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Sie verließen die Garküche. Auf dem Weg blickte Nel sich schon neugierig um. Sie fühlte sich wohl in der neuen Tunika. Ihr ganzes Auftreten war dadurch anders, als vorher in dem schmutzigen, groben Gewand. Auch die Blicke, die sie nun erntete, waren nicht mehr zu vergleichen mit denen, die sie als Sklavin mitleidig betrachte hatten. Es gab Nelia neue Stärke. Und so ging sie angemessenen Schrittes neben ihrem Herren her. Bis sie sein Haus, seine Wohnstätte erreichten. Nel blieb fast der Mund offen stehen und sie musste sich beherrschen, nicht erneut ein Glucksen von sich zu geben.
"Das ist ja wunderschön. Unglaublich, Herr."Sagte Nelia beinahe ehrfurchtsvoll, als Casca auf die Tür deutete. Das sollte ihr neues zu Hause sein? Die junge Sklavin konnte es kaum fassen. Auch wenn er darin nur einen Raum besaß. So etwas hatte Nel noch niemals zuvor gesehen. In ihren Hütten hatte es meist nur einen Raum geben, indem sich alles abspielte. Wohnen, kochen, schlafen. Sie wollte etwas sagen, doch es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie saß sich um, als sie durch das Haus schritten. Der Boden war kühl unter Nels Füßen. Jedoch als Casca die Tür zu seinem Zimmer öffnete, blieb das Mädchen wie angewurzelt in dem Rahmen stehen. Verblüfft und gleichzeitig erschrocken lies sie ihren Blick über Staub und Unordnung schweifen, unter dem sich Möbel verbargen. Schöne Möbel, doch kaum als solche zu erkennen. Schriftrollen, Papiere, Becher und Kannen.
"Bei allen Göttern..."Nel schlug die Hände vor den Mund.
"Wie lange ward ihr Beide denn nicht mehr hier? Ein Jahr oder mehr?"
Es konnte unmöglich sein so zu wohnen. Nel wandte sich an den Sklaven.
"Muckel, wie kannst du unseren Herren, denn in so einem Raum empfangen"?
Nelia war sich nicht sicher, aber es gab doch sicher noch mehr Bedienstete in diesem Haus, die für Ordnung und Sauberkeit sorgen konnten. Zögernd setzte Nelia einen Fuß vor den anderen und durchquerte langsam das Chaos. Nur ein Regal stach ihr ins Auge. Es war sauber. Völlig staubfrei und es enthielt wunderschöne Figuren. Liebevoll strich Nel über die braunen Blätter einer Art Palme. Und drehte sich zu Casca um.
"Deine Pflanzen sind nicht tot. Sie wachsen nur knusprig, oder?"
Das musste umgehend geändert werden hier und zwar schnellstmöglich. -
Nelia war glücklich. Glücklich und fröhlich. Sie bekam endlich mal eine Aufgabe die nichts mit der üblichen Hausarbeit oder Mädchenkram zu tun hatte. Nein. Jetzt konnte sie beweisen, dass mehr in ihr steckte. Frauen standen in der Gesellschaft sehr niedrig. Sie musste schön aussehen und immer allem zustimmen was der Mann sagte. Die Herren, gaben den Ton an. Auch wenn sie so taten, als hätte die Dame an ihrer Seite irgendein Mitspracherecht. Dem war meist nicht so. Und Sklaven... die standen noch unter den Tieren und wurden auch so behandelt. Dennoch schien Casca sich völlig von dieser Masse abzuheben. Er gab ihr sein Geschäft in die Hand.
Nel konnte es immer noch nicht fassen. Sie würde ihren neuen Herren nicht enttäuschen und alle geben, damit der in eine rosige Zukunft schauen konnte und sich vor den anderen Geschäftsleuten nicht verstecken musste. Herrlich. Tief atmete sie die Luft ein, die zwar vor Hitze flimmerte und etwas abgestanden roch. Doch für Nelia war es wie eine Frühlingsbrise in diesem Augenblick. Am liebsten hätte sie die Zunge raus gestreckt und ihrem Vater eine lange Nase gemacht. Schade, dass er sie nicht sehen konnte. Bei dem Laden mit den Kleidern und Stoffen, wurde Nel schnell fündig. Sie suchte eines der sehr preiswerten und doch schönen Stück aus und probierte es an.
Doch als sie hinter dem Vorhang hervortrat um die Meinung ihres Herren einzuholen, wurde sie einen Moment unsicher. Denn dieser sah sie an wie erstarrt. War ihre Wahl doch falsch? Stand ihr die Farbe nicht? Nel konnte Casca´s Gesichtsausdruck gerade nicht so recht deuten. Seine Augen wanderten über ihren Körper. Sie konnte den Blick beinahe auf ihrer Haut spüren. Doch es fühlte sich keinesfalls unangenehm oder abschätzend an. Es war mehr Verwunderung, die in seinen Augen lag und dann Wollwollen. Nelia lächelte ihn offen an, als er etwas stotternd erklärte, dass ihm gefiel was er sah. Die junge Sklavin stieß erleichtert die Luft aus.
Nel drehte sich um die eigene Achse, kam näher und drückte ihrem Herren einen stürmischen Kuss auf die Wange. Ob das sich nun gehörte oder nicht, war ihr egal. Sie musste ihren Gefühlen Luft machen. Immer. "Vielen Dank, Herr. So was schönes hatte ich noch nie." Ja, sie ließ das Kleidchen nur zu gerne an. Ihr altes Gewand warf sich Nel über den Arm. Das konnte sie während der Renovierung tragen und danach entsorgen. Jetzt konnte sie auf die Strasse ohne sich schämen zu müssen.
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Nel war bester Dinge als sie die, doch noch sehr bemitleidenswerte Tonstrina verließen. Alles würde sich zum Guten wenden. War schon seltsame gelaufen. Ihr Vater verkaufte sie einfach und nur durch eine Aussage, die sie dem Sklavenhändler an den Kopf geworfen hatte, bekam sie einen neuen Herren. Und dann auch noch so einen netten und attraktiven wie Casca. Nel würde ihr Versprechen sofort morgen in die Tat umsetzen und im helfen sein Geschäft aufzubauen. So konnte sie beweisen, dass sie weder dumm noch faul war.
Nun wollte der Herr einen Wein trinken und dafür in diese Garküche. Nel fühlte sich unwohl in ihrem Bauerngewand zwischen all den prächtig gekleideten Menschen auf Rom´s Gassen. Doch, dass der Herr ihr anbot sich ein Kleid auszusuchen kam mehr als überraschend. "Bist du dir sicher, Herr?" hakte Nel daher noch einmal ungläubig nach. Sie standen schon vor einem Laden mit wundervollen Stücken. Zumindest aus Nelia´s Sicht. So feinen Stoff und die vielen verschiedenen Farben. Sie wusste gar nicht wo sie zuerst hinschauen sollte. Da sie Casca aber auch nicht lange aufhalten wollte, entschloss sich Nelia für eine leuchtend blaue Tunika aus dünnem, anschmiegsamen Material.
Die Farbe würde gut zu ihren Augen passen, dachte sich das Mädchen. Und trat hinter einen Vorhand um sich umzuziehen. Sie passte hervorragend. Nelia´s gebräunte Haut und ihre Augen leuchteten durch das Blau erst richtig. Ihr Dekolletee, vorher durch das Gewand völlig verborgen, würde wohl Blicke auf sich ziehen. Doch Nelia musste nichts von ihrem Körper verstecken. Der Saum umspielte ihre Oberschenkel und so sah man nun auch ihre Beine. Sie schob den Vorhang zur Seite und trat zu Casca. "Was meinst du, Herr? Geht das?" Nel strahlte vor Freude.
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Nelia´s Begeisterung wuchs mit der Aufgabe. Aus diesem Laden konnte man was machen. Natürlich war es mit Arbeit und viele Stunden schuften verbunden. Aber Arbeit hatte Nel noch nie gescheut. Da war sie vom Dorfleben geprägt. Und schmutzig machen war auch kein Thema. Ihr Schreck legte sich dadurch doch recht schnell und das Mädchen lief vor Motivation und Ideen beinahe über. Nel strahlte erst recht, als der Herr Ulcus und Qiux anwies ihr zu helfen und das umzusetzen was sie vorschlug.
Innerlich vollführte Nel einen kleinen Tanz. So würde das klappen. Ganz sicher. Hier würde nun erst mal etwas sauber gemacht. Und gleich morgen früh, so hatte Nel sich vorgenommen, konnte sie versuchen aus dem Beiden Waldgeistern ein paar Menschen zu machen. Das Baden und die Körperpflege würde sie ihnen noch eintrichtern. Denn sowas war für Nelia selbstverständlich und Nachlässigkeit war in dem Fall nicht entschuldbar. Aber auch da würde Casca hinter ihr stehen. Muffelnde Angestellte gingen mal gar nicht. Vor allem wenn es sich um so ein Geschäft handelte.
Schließlich war alles gesagt und Casca erhob sich.
"Danke Herr. Für das Vertrauen, dass du mir entgegenbringst. Ich werde dich nicht enttäuschen."
Nein würde Nel nicht, selbst wenn sie hier alles alleine machen musste. Es war nicht ihr Art jemanden hängen zu lassen. Und sie war absolut loyal und zuverlässig, wenn sie jemanden mochte. Und sie mochte Casca, wirklich. Er war ihr jetzt schon ans Herz gewachsen.Nel und Muckel folgte ihm zurück auf die Strasse. Er wollte Wein und deutete auf eine Garküche. Nel hatte noch nie auswärts etwas zu sich genommen. Auch das war ihr neu. Sie hatte eher angenommen, dass Casca so schnell wie möglich nach Hause wollte. Doch das schien nicht der Fall. Nel kam sich jetzt in ihrem Kleid noch schäbiger vor. Die Damen hier waren alle so schön und bunt gekleidet. In diesem Aufzug konnte sie wirklich nur Farbe an die Wände bringen und würde ihr Kleid dann entsorgen müssen. Zudem hatte sie nach dem Besuch in der schmutzigen Tonstrina das Bedürfnis selbst zu baden.
"Casca. Ich kann doch unmöglich in diesem Aufzug da rein."
Nel fühlte sich unwohl. -
Was Nel gerade viel mehr gefiel als die Aufgabe die vor ihr lag, war ihr neuer Herr. Sie konnte es kaum glauben, dass er so auf sie einging. Ihr immer wieder ein Lächeln schenkte. Da ihre Mitbewohner aus dem Dorf, des Öfteren hier in Rom auf Märkten ihr waren anboten, kamen sie auch immer mit Geschichten nach Hause. Und die erzählte man sich abends am Feuer. So hatte Nelia von Herren und Damen gehört, die ihre Sklaven wie Tiere behandelten oder noch schlimmer. Viele liefen mit Verletzungen und Peitschenstriemen herum. Waren halb verhungert oder wurden aufs übelste beschimpft. Von freundlichen Herren hatte Nel noch nie etwas gehört. Entweder gab es zu wenige davon, oder diese Geschichten waren nicht spannend genug.
Nelia erwiderte Casca´s Lächeln und ein warmes blitzen trat in ihre Augen. Sie rieb sich die Hände und ließ ihren Blick schweifen. Vor ihren Augen verwandelte sich der Laden in eine kleine Oase.
So in Gedanken fing sie an aufzuzählen, was ihr durch den Kopf ging. Und der Herr schrieb alles mit, damit nichts vergessen werden konnte. Mit jeder Idee, kamen neue hinzu. Während die Bilder durch ihren Kopf strömten, redete der Herr mit Muckel.
"Wie werden das schaffen. Ich freue mich auf die Herausforderung."
Sagte Nel zu den Beiden, die nach wie vor unsicher waren und sich das alles noch nicht vorstellen konnten.Ulcus und Quix kamen zurück und sahen schon einigermaßen sauber aus. Doch zufrieden war Nelia damit noch nicht. Sie beugte sich zu Casca und flüsterte ihn ins Ohr.
"Herr, wenn ich mit denen zusammenarbeiten soll. Bitte sag ihnen, dass sie meinen Anweisungen folgen müssen. Wenn sie sich gegen mich stellen, haben wir kaum Chancen rechtzeitig fertig zu werden."
Vor allem Ulcus sah nicht so aus, als würde er von einem Mädchen Befehle entgegen nehmen. Und schon gar nicht von einer Sklavin.Nelia drehte sich zu den Beiden um.
"Ihr macht hier bis morgen früh so sauber, dass ich den Boden betreten kann ohne Angst haben zu müssen
mir etwas einzufangen. Und hängt ein Schild auf, dass für Kundenverkehr geschlossen ist."
Sie hatte ja keine Schuhe. Der Riese sah sie an und zog provozierend eine Augenbraue nach oben. Doch Nel ließ sich davon nicht einschüchtern.
"Ich komme so früh wie es mir möglich ist."
Sie wusste ja nicht was sie vorher noch erledigen oder besorgen mussten.
"Dann schneide ich euch die Haare und wir fangen an auszuräumen. Es ist gut, wenn die Leute sehen, dass sich hier etwas tut. Das macht sie neugierig. Also nehmt den Sack vom Eingang."Dann blickte sie wieder zu Casca.
"Sie können ihre alten Kleider anlassen solange wir renovieren. Danach entsorgen wir alles und schauen, dass wie etwas vernünftiges bekommen. Dann kann Muckel vielleicht mit ihnen die Badeanstalt besuchen."
Da durften Frauen ja nicht rein.
"Ich denke - wenn ich auf eure Hilfe zählen kann, dass wir in einer Woche fertig sind." -
Nelia musste über Muckel´s Worte lachen. Sie mochte den Sklaven er war irgendwie niedlich.
"Keine Hundertschaft nur einen guten Plan. Wir schaffen das Muckel."
Sagte sie motivierend und legte kurz die Hand auf seinen Unterarm.
"Wir lassen uns doch nicht von einem heruntergekommen Raum fertig machen."Nelia trat zu ihrem Herren. Aber nur soweit ehe ihre bloßen Füße den seltsamen Schmutz berühren konnten.
Casca suchte in einem Regal und fand eine Tabula. Sie mochte nicht wissen was sich auf dem Brett noch so befand, aber ihr reichte das Gesicht ihres Herren das alles sagte. Er wischte und blies den Staub von der Tafel, der sofort den ganzen Raum zu erfüllen schien und im einfallenden Licht glitzerte.
"Keine Sorge, Casca. Wenn wir alles selbst machen, werden sich die ausgaben in Grenzen halten."
Sie erklärte ihn, wie sie sich den laden vorstellen konnte und er versuchte ihre Gedanken und Vorschläge nachzuvollziehen.Nelia ließ ihm die Zeit und nickte dann.
"Wenn du so einverstanden bist. Warme Farben wirken einladend und entspannend. Die Kunden werden denken sie genießen einen kleinen Urlaub."
Sie hatte noch mehr Ideen im Hinterkopf. Aber alles der Reihe nach.
"Kannst du mal aufschreiben, damit wir nichts aus den Augen verlieren?"
Sie nahm wieder ihre Finger zur Hilfe. Wo hatte sie noch angefangen? Ahja...
"Also erster Punkt. Zwei oder drei starke Männer sollen hier alles ausräumen. Wir schauen was noch zu brauchen ist. Der Rest wird entsorgt. Dann soll man den Raum ausräuchern und gut lüften. Danach besorgen wir die Farben und streichen die Wände. Das kann ich alleine machen oder wir erledigen es zusammen. Wie du meinst."Das Mädchen überlegte weiter.
"Dann, wenn alles schön und sauber ist planen wir weiter."
Sie wollte Casca für den Augenblick nicht überfordern. Denn sie selbst sah das Ganze hier als Herausforderung und war hochmotiviert.
"Und jetzt hab ich Durst."
Fügte sie an und schenkte ihrem Herren ein aufmunterndes Lächeln.
"Bald erstrahlt deine Tonstrina in neuem Glanz und du wirst dich vor Kunden nicht retten können." -
Nelia blickte Muckel an und nickte.
"Ich weiß nicht recht wo man hier anfangen soll. Aber abreißen... Nein. Hier kann man etwas draus machen. Das Haus an sich ist sehr schön und einladend. Die Anderen Läden ziehen Kunden an. Das passt alles. So."
erklärte sie doch ihre Motivation hielt sicher gerade in Grenzen.
"Dann kannst du mir helfen die Wände zu streichen. Doch erst brauchen wir eine paar kräftige Hände die hier alles ausräumen."
Sie würden sortieren was man von den Sachen noch gebrauchen konnte. Viel wäre da nicht übrig, was nicht ersetzt werden musste. Die Hocker. Unmöglich! Die Spiegel waren angelaufen und blind. Nelia seufzte.Der Herr befahl den Beiden Gestalten, sich erst mal zu waschen. Man musst dann schauen ob sich unter dem Dreck etwas annehmbares befand, ansonsten würde nur noch eine Enthauptung helfen, so wie es aussah. Casca nahm das Messer entgegen und lud Nel und Muckel ein den Raum noch einmal zu betreten.
Das Mädchen machte eine paar Schritte nach vorne und blickte argwöhnisch in die Ecken mit den dicken Spinnweben.
"Ich glaube... nein ich weiß, dass ich nicht da rein möchte. Haben wir etwas zum Schreiben hier, Herr?"
Sie sah sich um, konnte aber nichts dergleichen finden.
"Wir brauchen eine Liste, die wir genau abarbeiten."Das war das einzig logische, sonst würde man hier das Pferd von hinten aufzäumen.Das Nelia barfuß war würde sie eh nicht weitergehen, denn der Schmutz auf den Boden sollte auf keinem Fall ihr haut berühren.
"Hier holt man sich womöglich noch Ungeziefer. Komm raus das Herr!"
Allein bei dem Gedanken daran was da alles wuscheln könnte, juckte es die junge Sklavin schon überall und sie wünschte sich ein Bad herbei.
"Du musst hier investieren, sonst wird die Tonstrina niemals Gewinn abwerfen. Und es muss schnell gehen."
Die nächsten drei Tage, mehr Zeit plante Nel nicht zum ausräumen und saubermachen. Dann würde sie mit den Wänden anfangen."Die Leute mögen Sonne, Strand und Meer. Ich könnte mir alles mediterran vorstellen. Die Wand dahinten." Sie deutete auf die Mauer mit dem Durchbruch zum nächsten Raum. "Würde ich dunkelrot machen. Die rechts und den Eingangsbereich orange, und gegenüber in einem hellen ocker. Dort hängen wir große Spiegel hin. Und machen drei Sitzplätze. Auf die andere Seite einen gemütlichen Wartebereich und hinten Regale für die Arbeitsgeräte." Vermittelte sie Casca ihr Vorstellung. "ich kann ein paar Verzierungen malen die die Ecken etwas abrunden und ein bisschen Dekor basteln. Dann sieht das hier schon ganz anders aus."
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Casca war ratlos und Muckel ging es gerade nicht besser. So hatte Nel sich ihre ersten Minuten in einem neuen Leben nicht vorgestellt. Sie hoffte, dass der Herr noch mehr Einnahmequellen besaß, denn hier würde erst mal alles stillliegen. Ein Wunder brauchten sie? So ganz unrecht hatte Muckel da nicht. Doch Nelia sah das Ganze recht nüchtern. Sie brauchten eine Liste und die musste abgearbeitet werden. Sie hatte sich hinter Casca versteckt um sicher zu gehen, dass dieses riesige Ding sie nicht anfassen würde, sich doch noch als Mensch entpuppte und harmloser war als es aussah.
Es konnte reden, das war schon mal gut. Auch wenn einem die Stimme durch Mark und Bein dran, wie ein falsch gestimmtes Musikinstrument. Doch jetzt machte ihr der Geruch hier drin zu schaffen. Es roch nicht nur nach alter Seife und ranzigem Öl - Nach Staub und Schmodder. Sondern auch nach etwas das Nel ungewaschenen Leibern zuordnete und das war zu viel für das Mädchen. Sie schlug die Hand vor Mund und Nase und stützte hinaus an die frische Luft. Dort brauchte sie einen Moment um ihren Magen zu beruhigen.
Nel überließ es dem Herren sich umzuschauen und mit diesen Leuten da drinnen zu reden. Die gehörten ihm wohl auch so wie sie das nun erfassen konnte. Wieder normal atmen zu können war eine Wohltat. Nel wandte sich an Muckel.
"Die beiden brauchen eine ganz Körper Rundumerneuerung, wenn sie hierbleiben sollen."
fing sie an aufzuzählen und benutzte ihre Finger dazu.
"Dann brauchen wir Leute, die hier alles ausräumen. Und einen Kammerjäger."
Sie seufzte leise und warf einen Blick über die Schulter.
"Kannst du … hast du etwas handwerkliches Geschick? Wir müssen den Wänden schöne Farben geben."
wenn sich die Kosten in Grenzen halten sollten, mussten sie da selbst ran. Das hatte Nel kein Problem damit, aber es würde dauern wenn sie alles alleine machen müsste.Casca drehte sich um und sah Nelia beinahe hilfesuchend an. Das Mädchen nickte nur.
"Schick sie in eine Badeanstalt. Herr. Sie sollen erst wieder rauskommen, wenn sie wie Menschen aussehen." -
Erst war Nelia total geschockt. Dann dachte sie das wäre ein schlechter Scherz und sie müsste einfach nur mitspielen. Doch nun wurde sie sich langsam - aber sicher gewahr, dass das hier wirklich ernst zu nehmen war. Kein Scherz, sondern Realität. Und Casca sowie Muckel bestätigen ihr das auch noch. Das also war der Laden, der eine Goldgrube werden sollte.
"Herr da braucht es mehr als einen guten Spruch." Bemerkte Nel, als sie es schaffte wenigstens ein bisschen in den Laden zu spähen. Der Herr war mutig. Er trat sogar zwei Schritte nach vorne in dieses … Nel fiel keine Bezeichnung mehr dafür ein. Eine Höhle im Wald war ansehnlicher und einladender als das hier. Da würde sie erst mal drüber schlafen müssen. Das Mädchen wich zurück, als sie diese donnernde Stimme hörte und der Kerl mit einem Messer herumfuchtelte. Da konnte sie auch Muckel nicht mehr halten. Hier konnte man mehr loswerden, als nur seinen Bart.
Nämlich seinen Verstand oder gar sein Leben.
Einen solchen Eindruck hinterließ die Tonstrina, die diesen Namen bei weitem nicht verdient.Nelia wäre am liebsten im Boden versunken. Als dieses Tier auch noch wissen wollte, wer sie denn waren.
Die Fragen vermehrten sich hinter Nelia´s Stirn, wie Hasen an einem Frühlingsabend. Casca kannte seinen eigenen Laden nicht. Und er kannte auch dieses Ungetüm nicht? Und das Ungetüm kannte seinen Herren nicht? Und ach... das war einfach zu viel. Sie blickte Muckel an, als könne er ihr alle Fragen beantworten. Doch auch er schien mehr ratlos als wissend. Sie fuhr sich mit beiden Händen in die Haare und schüttelte den Kopf. Um anschließend resigniert zu seufzen und die Schulter fallen zu lassen."Wie brauchen einen Plan, Muckel. Das hier, wird eine Aufgabe die so schnell nicht zu bewältigen ist."
Nelia wurde mutiger und trat hinter Casca in den Laden. Es nutzte ja nichts Reißaus nehmen zu wollen.
Hier hieß es anpacken. Und das schnell. Sie wagte sich allerdings nicht weiter, als bis hinter den Rücken
Casca´s und riskierte keinen Blick auf den Riesen mit dem Messer. Das schien ihr am sichersten. In Gedanken notierte sie sich, was sie als Erstes ändern würde. Alles musste raus. Frische Farben und Sauberkeit rein. Auf dem Boden lag nicht nur Staub sondern auch... Nein! Nel wollte das nicht näher erforschen.Aus dem rückwärtigen Teil kam ein dünner Junge neugierig hervor und fixierte einen nach dem Anderen. Er sah nicht viel besser aus als ein Bettler, aber aus ihm könnte man - zumindest äußerlich, etwas machen.
Nel zupfte Casca zaghaft an der Tunika.
"Herr, der Laden muss erst mal zugemacht werden befürchte ich. Und dann brauchen wir ein Konzept. Und die Beiden hier, brauchen selbst eine Rundumerneuerung."
So konnte man die nicht auf die Menschheit loslassen. -
Nelia presste ihr Gesicht an Muckels Brust und der Sklave gab ihr Sicherheit indem er sie in die Arme nahm. Ihre angst verflog, doch der Schreck saß fest in ihren Gliedern. "Ein Alptraum." nuschelte sie und hob erst den Kopf, als Casca ihr die Hand auf die Schulter legte, als wolle er sie trösten. Das konnte nur ein Alptraum sein, gleich würde sie wach und er Laden sah toll aus. Doch so war es nicht. Sie konnte sich zwicken und blinzeln, das unbeschreibliche Gebilde blieb grau und trostlos. Schrecklich. Wie ein Kerker ohne Gitter, aber dafür mit einem Monster versehen.
Nun wagte sich der Herr einen Blick zu riskieren und Nelia befürchtete das Monster könne ihn angreifen. Sie hielt sich dicht bei Muckel, hörte ein Grunzen und Schnaufen. Doch da waren Worte dazwischen. Sogleich forderte Casca sie und Muckel auf sich das anzuschauen. "Ich will das nicht sehen, Herr. Das kann doch unmöglich dein Laden sein." Sie blickte zu Muckel auf. "Das ist doch nicht sein Ernst, oder?" Vielleicht sollte das ein Scherz sein, den sie sich mit ihr erlaubten. Doch Nel konnte nicht darüber lachen. "Hat er das gewusst? Er hat das doch gewusst?" Nelia was mehr als verwirrt. Wenn man ein Haus oder Laden besaß wusste man doch wie dieses aussah. Dann grinste sie schließlich doch und stieß Muckel leicht an. "Ihr macht einen Scherz mit mir und amüsiert euch gerade köstlich. Gut, ihr habt es geschafft mich zu schockieren. Aber jetzt können wir doch zur richtigen Tonstrina gehen. Bitte. Ja?"
Nelia glaubte es wäre jetzt genug Unfug gewesen und die Beiden hatten sie richtig dumm aussehen lassen. Einem Bauernmädchen so einen Schrecken einzujagen. Wirklich lustig. Doch weder Casca noch Muckel lachten. Nel blickte von einem zum Anderen. Doch nichts tat sich. Gut, dass würde sie ein bisschen mitspielen. "Das Ding da drin kann jetzt Feierabend machen. Es hat seine Aufgabe erfüllt. Das Kostüm ist wirklich bewundernswert, wie habt ihr das hin bekommen?", meinte sie belustigt. Sie fuhr sich durch die Haare, stellte sich auf Zehenspitzen und versuchte an Casca vorbei zu schauen. Doch sie sah nur den Riesen, der sich von seinem Sitzplatz erhoben hatte und noch monströser aussah.
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[…] Nelia lief schweigend neben Muckel und hinter Casca her. Sie bewunderte die Straße, die Leute, die Häuser und Läden. Alles war für das Mädchen absolut überwältigend. So kamen sie an dieses große Haus, das etwas mediterran wirkte. Auch die kleinen Lädchen fügte sich in die schöne Fassade. Es gab Grünzeug vor den Türen und Fenstern. Luftige Gardinen, die im seichten Wind wehten, wenn die Tür offen stand. Es gab tolle Schilder und es gab etwas vor dem der Herr abrupt stehen blieb. So, dass Nelia ihm gegen den Rücken lief. "Verzeihung Herr."
Sie erblickte ein … eine Art Verlies... eine Gruft und hielt Nelia die Luft an. An den Läden blätterte die Farbe ab, dazu war der Eingang von einem sackähnlichen Gebilde verhangen..Man konnte nicht mal hineinsehen - hinaus sicher auch nicht. Und es musste stockdunkel da drinnen sein. Kein schönes Schild, kein Schmuck, keine Blumen. Nur ein graues Etwas. Das konnte doch unmöglich... Warum blieb er denn vor diesem schrecklichen Gebäude stehen?
Das was ein Vorhang sein sollte wurde aufgerissen und ein empörter Mann rannte die Sklavin fast nieder. Nelia taumelte zurück, während der Mann blutend und schimpfend seinem Unmut Luft machte. Sie hörte 'Halsabscheider' und 'verklagen'. Und schlug die Hand vor den Mund.Casca unterdessen näherte sich diesem grauen Loch, las ein winziges Schild und... "Heiliger Strohsack." platzte Nela heraus. "Herr? Das ist doch nicht etwa..."
Nelia musste nicht mal fragen. Sie bekam schon Antwort, auch wenn Casca wohl eher zu sich selbst sprach.
Fassungslos blickte sie zu Muckel und zuckte die Schultern. "Scheint so." erwiderte sie. Der Laden sah aus wie eine Ratte unter Pfauen. Das konnte nicht sein. Wenn das die Tonstrina war, dass wäre das eine Lebensaufgabe, den Laden zum laufen zu bringen.Ein ungutes Gefühl in der Magengrube, aber dennoch todesmutig - wie sie fand, legte Nelia die Hand an den Stoff und schob das staubige Teil ein Stück auf. Sie warf einen Blick hinein. Und alles was sie in dem fürchterlichen Raum entdeckte war ein Affe... ein riesiger Affe. Mit einem Aufschrei wandte Nel sich ab und vergrub ihr Gesicht an Muskels Brust. "Monster..." Schnappte sie und deutete nach hinten.