Beiträge von Nelia

    Nelia und Casca genossen einfach einen Moment des Schweigens. Und Nel stellte fest, dass es kein unangenehmes Schweigen war. Das hatte man doch bei manchen Menschen. Schweigen konnte auch seltsame Schwingungen enthalten. So, dass man immer in Versuchung war etwas Belangloses zu sagen. Doch so war es mit Casca nicht. Sie massierte sein Bein. Er entspannte und sie warteten auf Muckel.
    "Ach so ihr ward auf dem Weg dorthin. Und ich hab dich aufgehalten."
    Nel lächelte ihren Herren an. Sie wollte gerade etwas hinzufügen, als Muckel völlig außer Atem bei ihnen ankam. Also erhob sie sich aus dem Staub und blickte den Sklaven an.


    "Geht es dir gut?"
    Der Arme klang und sah aus als würde er gleich umkippen. Nelia wartete bis die Beiden sich verständigt hatten. Und Casca den Händler entlohnt hatte. Als sie sah, dass dieser ihrem Herren die Hand auf die Schulter patschte, konnte sie nur den Kopf schütteln. Ein rüpelhaftes Benehmen legte der Kerl an den Tag. So etwas machte man einfach nicht. Schließlich war alles erledigt und auch Muckel bekam wieder Luft.


    So setzten sie nun zu dritt den Weg zur Tonstrina fort. Dass Casca seinen eigenen Laden noch nicht gesehen hatte ahnte Nelia nicht. Sonst wäre sie doch sehr verwundert gewesen. So jedoch lief sie neugierig neben drein und besah sie die anderen Geschäfte in dieser Straße. Sauber war es und recht schön. Vor dem Läden standen Kübel mit grünen Farnen und kleinen Palmen. Ja genau so sollte ein Geschäft aussehen. Überall priesen gemalte Schilder besondere Waren oder Angebote an.

    Nelia fand, dass sie das Bein von Casca lange genug massierte hatte und wechselte nun zu dem gesunden über, indem sie auch dieses an der Wade packte und zu sich herzog. Wenn man ein Bein ständig entlastete, weil man Schmerzen aus dem Weg gehen wollte, wurde das andere Bein doppelt beansprucht. Man ging eine Schonhaltung ein. Daher sollten alles Muskeln entspannt sein. Nel hatte den Händler im Rücken, daher sah sie nicht, dass dieser die Beiden immer wieder kritisch beäugte. Hätte sie es gesehen, so hätte sie ihm vielleicht die Zunge hinaus gestreckt, nur um seine schockierte Miene zu bewundern. Doch so war sie auf Casca konzentriert, erzählte ihm ihr Leben und hoffte, dass Muckel sich nicht mehr zu viel Zeit ließ.


    Nachdem sie geendet hatte, fand sie im Vergleich schon, dass sie es mit dem neuen Herren gut getroffen hatte. Er war jung, kräftig und sah gut aus. Zudem war er auch noch sehr nett. Ein bisschen eigentümlich vielleicht, aber nett. Sollte er mehr von ihr verlangen, was sein wohlergehen betraf hätte sie das weniger ein Problem, als mit einem alten dickwanstigen, rüpelhaften Gesellen. Bei dem Gedanken und dem dazugehörigen Bild, das in ihrem Kopf erschien schüttelte es Nelia beinahe. Nein, alles war gut.


    Nun hatte sie ihn wohl ein bisschen in Verlegenheit gebracht und sollte sich entschuldigen. Doch dafür belustigte sie seine Retraktion zu sehr. Dennoch wollte sie ihn nicht gänzlich in Bedrängnis bringen. "Oh Herr, das ist schon viel mehr als ich erwartete habe. Ich verspreche meine Aufgaben ernst zu nehmen und würde gerne lesen und schreiben lernen. Und du bekommt von mir jeden Einsatz für deine Geschäfte. Wenn dir der Rat und die Hilfe von einer Bauerntochter wichtig erscheint."


    Nelia´s Strahlen blieb und ihre blauen Augen blitzen erfreut.
    "Ich würde mir deine Tonstrina gerne einmal ansehen. Wenn ich darf."
    Wo blieb dieser Sklave nur? Nelia war am verdursten und Casca ging es sicher nicht viel besser.
    Es wurde Zeit aus der brennenden Mittagshitze zu kommen.

    Nelia musste lachen. "Stell dir vor Herr, wie sich Muckel gerade von zarten Händen massieren lässt. Dabei futtert er Obst und trinkt Wein. Während wir hier im Staub sitzen und in der Sonne vergehen."
    Natürlich würde der Sklave das wohl nicht tun, aber die Vorstellung war amüsant und ihren Herren ein bisschen zu necken ebenfalls. Dann wollte er mehr von ihr wissen und Nelia unterhielt ihn gerne mit ihrem Leben.


    "Wo fange ich denn an? Ich wurde in dem Dorf schon geboren. Leider war meine Mutter eine winzige und immer kränkliche Person. Zum Glück habe ich die Gesundheit meines Vaters mitbekommen. Er ist widerstandsfähig und stark. Meine Mutter starb an einer Grippe mit hohem Fieber, als ich drei Jahre alt war. Ich erinnere mich kaum an sie. Nur vom erzählen her. Gelebt habe ich weiterhin bei meinem Vater. Doch die Rose, die Hebamme, die ich eben schon erwähnte hat mich unter ihre Fittiche genommen. Mein Vater ist ein sehr strenger und aufbrausender Mensch. Vor allem wenn er getrunken hat."
    Nelia blickte auf ihre Hände, die Casca´s Bein weiterhin sanft massierten.


    "Er war nicht sehr nett zu mir und ich habe oft bei Rose in der Hütte geschlafen. Er verspielte unser wenig Geld. Daher bin ich auch hier gelandet. Schulden. Ich habe nie schreiben oder lesen gelernt. Ich war ein ziemlich wildes Kind. Bin auf Bäume geklettert und habe Forellen im Bach gefangen. Als ich etwas älter und..."
    Nelia schmunzelte
    "… vernünftiger wurde hat Rose mir beigebracht kleinere Wunden zu versorgen und mir gezeigt wie man aus Pflanzen Medizin oder Öle herstellt. Ich habe meine neu erworbenen Kenntnisse meist an verletzten Tieren ausprobiert. Habe alles heim gebracht was noch einigermaßen atmen konnte. Außer Spinnen, vor denen fürchte ich mich."
    Erklärte sie letzteres mit leichtem Nachdruck.


    "Ich habe mich um unser Haus gekümmert. Mein Vater war da sehr nachlässig. Schon als kleines Mädchen fiel mir auf, dass mir Leute wenig abschlagen konnten. Sie mochten Dinge nicht kaufen und ich hab ihnen erklärt, dass sie ohne unmöglich leben konnten. Tja, und dann dachte mein Vater er könnte mich reich verheiraten und davon profitieren. Doch wer nimmt schon ein einfaches Mädchen aus einem unbekannten Dorf. Um seine Schulden zu decken, hat er mich heute morgen dann kurzerhand verkauft."


    Sie strahlte Casca an. "Hab es doch gut getroffen, oder was meinst du, Herr? Du bist freundlich und hübsch... Sollte ich meinem Vater da noch böse sein?" Das würde ihr wenig bringen. Doch sie wollte hören was Casca dazu meinte.

    Das was Casca nun stammelnd versuchte zu erklären, verstand Nel überhaupt nicht. War sie zu ungebildet um einem hohen Herren und seine Gedanken folgen zu können? Ganz sicher, sie war vom Dorf und hatte nie eine Schule oder dergleichen besucht. Sie blickte Casca an und versuchte aus seinen Worten schlau zu werden. Er würde sie nicht schlagen? Oder nur unter bestimmten Voraussetzungen? Oder stellte er sich nur vor sie zu schlagen? War er vielleicht nicht normal?


    Sein Lachen klang auch eher seltsam. Er schlug seine Sklaven schon, wenn... Nelia wartete auf dieses 'wenn' aber es kam nichts mehr. Sondern er schien zu bereuen, dass er Muckel zu wenig geschlagen hatte. Nel runzelte leicht die Stirn. Was sollte das nun heißen? Er würde sie mehr schlagen, oder jetzt dann doch nicht?


    Das Mädchen massierte in Gedanken weiter und dachte über das Gesagte nach. Doch auf einen grünen Zweig kam sie dabei nicht. Er wollte sich also nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Das war etwas mit den Nelia arbeiten konnte. Doch auch das würde sie sich niemals erlauben. "Verstehe Herr." gab sie daher zur Antwort und presste leicht die Lippen zusammen.


    Casca hob sein Bein und schien zu testen wie es sich anfühlte. "Ja das meinte ich. Bei längerem laufen, würde das vielleicht etwas bringen. Wir probieren es einfach einmal und du entscheidest dann ob es besser wird." schlug sie vor und als hätte sie seine Gedanken lesen können. "Wenn es nicht zu sehr nach Verband aussehen soll, dann nehmen wir einen Stoff der zu deiner Kleidung passt und bedecken die Binde damit, Herr. Hauptsache es stützt ein wenig."


    Männer waren da ja immer etwas eitel. Sie wollten den Starken geben, dabei waren sie die Schwächern. Ihr Blick folgte seinem in die Richtung, wo er seinen Sklaven erwartete. Dann musste Nelia auch grinsen. "Das wäre jetzt denkbar ungünstig, nicht wahr?"

    Die Entlastung seines Beines und ihre kleine Massage schien dem Herren gut zu tun und zu helfen. Für Nelia war es selbstverständlich das zu tun. Sie konnte weder Mensch noch Tier leiden sehen. Da musste sie einfach einschreiten, wenn es in ihrer Macht lag. So war es auch schon vorgekommen, dass sie auf Dächer oder Bäume stieg um ein Kätzchen zu retten. Ob dieses nun gerettet werden wollte oder nicht. Sie hatte schon immer verletzte Tiere nach Hause gebracht um diese zu pflegen. Sehr zum Unmut ihres Vaters. Und nun brauchte Casca ihre Hilfe.


    Er berichtete, dass er damals die besten Heiler hatte und nichts in seinem Knie zurück geblieben war. Welche Schmerzen er da als Kind gelitten hatte, wollte sich Nelia nicht ausmalen. Der Händler nervte, wurde jedoch nicht weiter beachtet. Vielleicht ergab die Situation ein seltsames Bild ab. Der Herr auf einem Stein und sie davon ihm Staub um sein Bein zu massieren. Doch auch das war Nela egal.
    "Ein bisschen Krankenpflege, Herr. Ich bin natürlich kein Heiler, aber unsere Hebamme hat sich auch um kleinere Leiden gekümmert und ich durfte ihr manchmal zu Hand gehen." Sie tastete nach seinem Knie und berührte sachte die Narbe. Sie sah wirklich so aus, als hätte ein Heiler ganze Arbeit geleistet.


    "Eine elastische Binde, würde dein Gelenk mehr stützen, Herr." Es müsste so sein, dass er sein Bein ohne Probleme beugen konnte und doch mehr Halt hatte. "Ich kann dir Zuhause zeigen was ich meine. Wenn du möchtest. Vor allem, wenn du außer Haus gehst, wäre das sehr sinnvoll."
    Casca lobte Nelia und ihre Augen strahlten ihn an. "Muckel ist ein Mann, Herr. Denen liegt so etwas wohl kaum. Außer sie können eine schöne Frau massieren, dann vielleicht schon." grinste Nel. "Jetzt hast du ja mich." Das Mädchen nickte. "Ich hoffe auch, dass wir uns verstehen. Ich habe mit Menschen wenig Probleme, außer sie mögen mich nicht."


    Was dann kam ließ Nelia allerdings stutzen. Ihr Augen wurden groß und sie vergaß einen Moment ihre Massage. "Peitsche?" wieder holte sie und schluckte. "Warum, willst du mich schlagen?" Hatte sie jetzt schon etwas falsch gemacht? Was gesagt, das Casca nicht gefiel. Sie kannte den Mann nicht, doch so hatte sie ihn nicht eingeschätzt.

    Nelia half ihrem Herren auf den Stein. Dann hockte sie einen Augenblick vor ihm und besah sich ihn genau. Es schien kein organisches Leiden zu sein, sondern sein Bein. Er steckte es neben ihr aus und rieb sich das Knie. Nelia wechselte von ihrer hockenden Position in eine kniende. Dann packte sie den Fuß ihres Herren und legte ihn auf ihrem Oberschenkel ab. So konnte das Blut besser zirkulieren. Als er anfing ihr zu erklären, was sein Problem war, sah sie zu ihm auf.


    "Oh ein sechsjähriger Reitersmann also." Sie musste bei dem Bericht leicht schmunzeln. Doch dann wurde sie wieder ernst und nickte. "Das klingt übel, Herr." Sie glaubte ihm, dass er darüber nicht gerne sprach. Doch jetzt musste es einfach sein. Er sah wirklich gut aus und hatte gerade so einen niedlichen Gesichtsausdruck, dass sie ihn am liebsten in die Arme geschlossen und getröstet hätte. Das durfte Nel natürlich nicht. Aber sie war eben ein herzlicher Mensch, der seine Gefühle zeigen konnte. "Es soll mich nicht bekümmern? Das tut es aber, Herr." Sie fing an seine Wade etwas zu massieren um seine Muskeln zu entspannen. "Hat sich ein Heiler gekümmert, dass da kein Stück Holz drinnen geblieben ist?" erkundigte sie sich. Denn das war in so einem Fall naheliegend. Wie die winzige Scherbe die sie aus dem Fuß ihres Vater´s hatte schneiden müssen.


    "Wie fühlt es sich an Herr? Wird es besser?" Der Händler rief zu ihnen rüber, dass sie bloß nicht weglaufen sollten. Nelia machte eine unwirsche Handbewegung in dessen Richtung und sah über ihre Schulter.
    "Ach halt die Klappe. Niemand läuft dir weg." so ein Esel. Nel konnte es nicht lassen ihrem Unmut preis zu geben. Dann lächelte sie wieder zu Casca empor, der etwas finster dreinblickte und nach Ostia laufen wollte. "Dass lasst Ihr mal schön. Das ist der Kerl nicht wert." Sie hielt sein Bein weiterhin etwas hoch gelagert und hoffte sehr, dass sie diesen Ort bald verlassen konnten. Muckel konnte Casca auch besser stützen, ihr fehlte dafür die Kraft. Der Mann war schwerer als er aussah.

    Es war angenehm und interessant sich mit ihrem neuen Herren zu unterhalten. Er war leise und sehr zuvorkommend. Er schenkte ihr Aufmerksamkeit und schien wichtig zu nehmen was sie sagte. So ganz anders als ihr Vater. Der eine raue, dröhnende Stimme besaß, sie ständig als Rotznase bezeichnete die von nichts eine Ahnung hatte und ihr nie wirklich zugehört hatte. Das hier war so anders. Schön und völlig neu für das Mädchen.


    "Ihr heißt … ähm. Der Name war ihr schon wieder entfallen. Darf ich Casca sagen, Herr?"
    Fragte Nelia vorsichtig nach. Ihn immer nur mit Herr anzureden fand Nela langweilig und unpersönlich.
    "Ihr könnte auch einfach Nela oder Nel sagen. Ganz wie ihr es möchtet."
    Dann zeigte sie ihn ihrem berühmten Katzenblick und es klappte auch bei ihm. Sein Gesicht veränderte sich zu einem kleinen Lächeln das ihm bis in die Augen stieg.


    Casca wollte gerade etwas sagen als er plötzlich aufstöhnte. Es sah aus als würde er zusammensacken. Sofort war Nel neben ihm, packte seinen Arm - den er über ihre Schulter gelegt hatte und hielt ihn fest so gut es ging. Sorge trat in ihre großen, blauen Augen. "Herr? Geht es Euch nicht gut?" er hatte Schmerzen das sah man sofort. "Ja Kommt!" Sie half ihm zu dem Stein und wartete bis er saß. "Atmet einen Augenblick durch, Herr." Nel ging vor ihm in die Hocke und sah ihn fragend an. "Geht’s es?" er war noch so jung. Was konnte er denn haben?


    Was er hatte sagen wollen verstand Nelia nicht ganz. Sie hörte aber auch nicht zu, weil die Sorge in deinem Moment überwog. "Ich habe eine Tronstrina. Das habt ihr schon erwähnt, Herr. Um die kümmern wir uns auch, sobald ihr wieder wohlauf seid." Verdammt wo blieb Muckel denn? War das Haus so weit weg, oder schlenderte der Sklave? Der Herr musste sich dringend ausruhen.

    Nelia sah Muckel nach wie er davon spurtete. Gleich, sobald er zurück war würde sie diesen Platz hier verlassen können. Doch zuerst galt ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem Herren, der nun dicht vor ihr stand und sie betrachtete. Er war etwas größer als sie selbst. Und wenn er so nahe war, musste Nel leicht nach oben blicken um den Augenkontakt zu halten. Ihren Dank wiegelte er ab. Und dennoch war sie froh darüber, dass er sie aus den Händen dieser schmutzigen Männer befreit hatte. Casca wieder hole ihren Namen. Gefiel er ihm? Wollte er seinen klang testen? Dann fragte er nach, was in ihrem Dorf so verkauft wurde.


    "Fast alles mein Herr." Fing sie an.
    "Obst und Gemüse, das wir angebaut haben. Brot und Wein. Dinge aus Holz. Becher, Teller, Wagenräder." zählte sie weiter auf. "Medizin, die unsere Hebamme aus Kräutern hergestellt hat. Manchmal sogar Kleidung, die die Frauen nähten und färbten. Alles was man so brauchte und was uns ein bisschen Geld brachte. Viele haben einen eigenen Marktstand. Die Frau die Seifen und Öle herstellt. Unser Schmied, der sich auf Waffen spezialisiert hat und ein alter Mann der Körbe flechtet."


    Sie überlegte was sie dabei getan hatte. Viel war es nicht, aber sie hatte ein Talent den Leuten etwas zu verkaufen. Ob sie es nun brauchten oder nicht.
    "Auf den Markt durfte ich nie mit. Aber wenn Reisende im Dorf eine Rast machten, wurde sie bewirtet und ich hab sie einfach angesprochen, ihnen nahegelegt etwas von unseren Erzeugnissen zu kaufen. Oder fahrende Händler, denen ich klarmachte, dass sie unbedingt eine Auswahl unserer Dinge haben müssen. Die Qualität war dabei entscheidend."


    Nelia zuckte die Schultern. "Ich bin sechzehn Herr, und vielleicht lag er genau daran. Sie konnten mir kaum etwas abschlagen, wenn ich so geschaut habe." Sie machte es Casca vor und setzte einen Blick auf
    der einer kleinen Katze glich, die man am liebsten sofort mitnehmen würde.

    Nelia redete einen Moment abseits mit dem Sklaven.
    "Bis zum Ende meines Lebens? Mag sein, aber so weit plane ich nicht."
    Es klang tatsächlich nicht sehr ermutigend, doch Nelia war kein Mensch der alles schwarz und negativ sah.
    Ihr Blick wanderte vom Himmel wieder zu dem jungen Mann. Nepomuk hieß er. Daher diese lustige Abkürzung die der Herr verwendete.
    "Schön dich kennen zu lernen. Nepomuk."
    Nelia wuschelte ihre Haare und nickte.
    "Das ist eine lange Zeit. Wenn man es realistisch betrachtet, war ich auch eine Art Sklavin. Die meines Vaters... obwohl ich ein freier Mensch war, hat er doch immer alles bestimmt. Meine Mutter ist gestorben als..."


    Weiter kam sie nicht, denn die Beiden wurden von Herren unterbrochen, der lautstark seinen Namen äußerte. Somit wusste Nelia nun auch wie ER hieß. Wobei bei ihr nur Casca hängen blieb. Solch komplizierte Namen waren ihr fremd. In ihrem Dorf hatte man sich nur mit dem Vornamen angesprochen. Nelia wusste die meisten Zunamen der Bewohner nicht einmal. Sie blieb neben Muckel stehen und musste nicht mal lauschen, denn der Herr und der Händler waren nicht gerade leise in ihrem Gespräch. So stellte sich heraus, dass Casca wohl ohne Geld sein Haus verlassen hatte. Und der Händler wollte ihm nicht glaube, dass er ein ehrlicher Mann war. Nelia seufzte. Ihr Traum, dem Sklavenmarkt zu entkommen, schien sich in Luft auflösen zu wollen. Und als der Riese, auf einen Wink des Händlers hin, seinen massigen Körper in Bewegung setzte schob sich Nelia hinter Muckel.


    Doch ihre Angst verflüchtigte sich, als der Herr scheinen Sklaven nach Hause schickte um Geld zu holen.
    Sie würde mit dem Herren hier warten und alles war gut. Nelia schenkte Casca ein herzliches Lächeln. "Danke Herr."
    In gute Hände... das klang schön.
    "Mein Name ist Nelia, Herr. Und geschäftstüchtig mag übertrieben sein. Ich habe im Dorf manchmal geholfen unsere Erzeugnisse an Reisende, oder fahrende Händler zu verkaufen." Sie war einfach ein logisch denkender Mensch und sah, wenn es an etwas haperte. Das war alles.

    Jetzt war der Händler auf einmal ganz bei der Sache. Ja wenn es ums Geld ging waren alles schnell. Nelia kletterte aus ihrem engen Gefängnis und musste erst mal ihre Glieder sortieren. Dann flüsterte dieser seinem Besitzer etwas ins Ohr. Statt gleich zu bezahlen forderte der Herr erst mal einen Vertrag. Wie es Nelia vorkam hatte er nicht so viel Geld in der Tasche. Was sein Sklave auch gleich drauf bestätigte. Nelia verhielt sich still. Mit den Formalitäten hatte sie nichts zu tun. Sie trat etwas zur Seite und der Sklave - den der Herr mit Muckel ansprach, folgte ihr und trat dicht zu ihr heran. Muckel was für ein Name. So würde sie einen Hasen nennen.


    Der Dunkelhäutige umrundete sie und Nelia drehte langsam den Kopf mit. Ließ ihn nicht aus den Augen.
    Und dann kamen auch schon ganz viele Fragen auf einen Schlag.
    "Ich komme aus einem kleinen Dorf nicht unweit von hier und ja ich bin gesund. Ich war bis auf einen Schnupfen noch niemals krank."
    Wenn er schon so fragte konnte er das auch ruhig wissen.
    "Mein Name ist Nelia und ich bin sechzehn Jahre alt."
    Was der alles wissen wollte.
    "Sklavin? Seit..."
    Nelia sah zum Himmel um den Stand der Sonne auszumachen. Es ging auf die Mittagszeit zu.
    "… etwa drei Stunden."
    sie musste sich ein Grinsen verkneifen. Es wäre ärgerlich – nein es war ärgerlich, weil sie ihr Dorf und die Menschen dort liebte. Zumindest die, die nett zu ihr waren. Dazu gehörte ihr Vater allerdings nicht. Irgendwie war sie traurig und froh zugleich diesem Tyrannen entkommen zu sein.


    Kurz hatte Nelia den Faden verloren. Jedoch fand sie ihn schnell wieder und zuckte leicht mit einer Schulter.
    "Kommt drauf an wie man das sieht. Ich habe den Haushalt meine Vaters geführt. Da dieser aber nur aus einer sehr einfachen Hütte bestand..."
    Sie winkte ab.
    "Waschen und putzen ist doch überall gleich, oder nicht? Mal mehr mal weniger. Also würde ich deine Frage mit ja beantworten." Nelia war sehr ordentlich und gewissenhaft in den was sie tat. Und wenn sie nicht alleine einen Palast sauber halten musste, würde sie das hinbekommen. Wobei man wusste ja nicht wie und wo der Herr lebte.
    "Und wie heißt du?"
    wollte sie dann wissen.
    "Und Wie lange bist du schon Sklave?"

    Nachdem Nelia ihren Hinweis auf die Öffnungszeiten angebracht hatte, wurde sie nicht mehr gefragt. Ja geradezu ignoriert. Hatte sie etwas falsches gesagt? Wenn dem so war, musste sich sich selbst einräumen, konnte es ihr ja auch gleichgültig sein. Irgendwer würde schon kommen und sie kaufen. Oder sie redete solange den Händler in Grund und Boden bis der sie laufen ließ.


    Doch dann äußerte genau dieser einen Preis. Nun war es an Nelia die Luft anzuhalten. Er hatte nicht mal ein Drittel davon für sie ausgegeben. War das jetzt Betrug? Sicher nicht. Wie gesagt, sie war gesund, konnte einen Haushalt führen und besaß ein ziemliches Temperament. Aber das wusste bisher noch niemand. Und diesen Herren würde die Erkenntnis wohl eher abschrecken. Das dieser nun nicht mehr ganz so überzeugt preisgab, keine Sklavin zu brauchen nutze der Händler aus, seine Ware abermals feil zu bieten. Und als hätte er keinen eigenen Willen mehr, stimmte der Herr darauf hin zu.


    Sein Sklave schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, so rollte er die Augen. Nelia blickte von einem zum Anderen und war sich nun selbst nicht mehr so sicher, ob hier alles mit rechten Dingen zu ging. Doch der Sklavenhändler streckte schon die Hand aus – mehr eine Pranke wohlgemerkt, um den Kauf zu besiegeln.
    "Dreihundert also. Sie gehört Euch."
    So schnell ging das hier. Wenn sie etwas kaufte, drehte sie die Ware zehnmal hin und her um ihre Qualität mit ihrem Wert zu vergleichen. Zu überlegen ob sie wirklich gut war und entschloss sich dann zu kaufen, oder eben nicht. Doch der Herr wollte weder ihre Haare fühlen, noch ihre Zähne sehen... das machte man doch so, oder nicht? Noch wollte er sonst etwas wissen.


    Der Händler öffnete mit einer Hand den Käfig, die andere streckte er zeitgleich aus um sein Geld im Empfang zu nehmen. Nelia mühte sich mit den Kleid aus dem Verschlag zu klettern und richtete sich davor zu ihrer vollen Größe auf. Wenn man von Größe reden konnte. Sie fuhr sich durch die lange Mähne und streckte sich genüsslich.
    "Müsst Ihr mir jetzt Fesseln anlegen, Herr?"
    Sie hatte keine Ahnung. Nelia hatte ja noch nie einen Sklaven gekauft. Sie war bisher noch nicht mal auf dem Markt. Sie kannte nur einen winzigen Teil von Rom. Als die Dorfälteste und Hebamme sie mal mitgenommen hatte um bei einer Frau bestimmt Kräuter zu kaufen. Schon damals hatte die kleine Nelia die Stadt bewundert. Die Herrschaftlichen Häuser, die bunten Gewänder. Aber sie hatte auch Abscheu empfunden. Ratten waren aus einem Loch gekrochen auf der Suche nach Nahrung. Unrat hatte im Hinterhof des Hauses vor sich hin gestunken. Und die Sonne brannte gnadenlos. Da war Nelia ihr Dorf mit der frischen Luft doch viel lieber gewesen.


    Tja und nun sollte sie hier leben. Als Eigentum eines Mannes, der zwar sehr freundlich und nett schien, aber den sie überhaupt nicht kannte. Sie wusste nicht was er erwartete und was er von ihr verlangen würde. Vielleicht hätte sie doch weniger forsch sein sollen. Doch sie trug ihr Herz auf der Zunge und konnte schlecht über ihren Schatten springen. Jetzt stand sie vor dem Mann, der ein Stück größer als sie war und sah ihn erwartungsvoll an.

    Irgendwie ging es hier hin und her. Nelia wusste nicht mehr, ob der Mann nun eine Sklavin suchte oder doch nicht. Wollte er nur hier stehen, sich ihre Ideen anhören und dann davon ziehen um sein Geschäft auf Vordermann zu bringen? Nein. Damit war sie mal gar nicht einverstanden. Dann würde sie ja noch bis zum Sankt Nimmerleinstag hier verharren und diesen mies rasierten Händler ertragen müssen. Sie sah den Sklavenhändler an und machte eine kleine Handbewegung die sowas wie 'hopp hopp' ausdrücken sollte. Der konnte sich schon etwas mehr ins Zeug legen.


    Die kleine Diskussion wurde beendet, als der Herr Einhalt gebot. Der Händler sah ihn an, als wolle er so gleich auf die Knie gehen und ihn anflehen sie doch mitzunehmen. Oha, der gute Herr benötigte Inspiration. Keine Sklavin. Dachte sie es sich doch. Nun lag Nelia´s ganze Aufmerksamkeit bei ihm.
    "Vergebt mir Herr. Aber ihr lasst mich hier dursten um Euch meine Meinung anzuhören? Mit dieser in der Tasche eilt ihr zu Eurem Laden um mehr Profit zu machen?"
    Sie zuckte mit den Schultern.
    "Was hab ich dann davon?"


    Sie wartete einen Augenblick, ob der Händler wieder dazwischenfunken würde, doch der schwieg und... grinste er? Irgendwie schien er sehr amüsiert.
    "Ich sehe schon, ich muss mich hier selbst verkaufen, wie es scheint. Gebt dem Händler seine paar As, die er für mich ausgegeben hat. Dann stehe ich Euch gerne zu Diensten."
    Sie blickte den Händler an, der tief nach Luft schnappte.
    "Keine Widerrede. Du hast mich billig bekommen, und weißt nicht mal ob ich gesund bin... eigentlich weißt du nichts von mir." Sie hob die Hand und der Händler stieß zaudernd den Atem wieder aus.


    "Also gut, Herr. Einen winzigen Tipp gebe ich Euch. Die Öffnungszeiten."
    Warf sie ihm einen Knochen hin. Den Laden selbst hatte sie ja noch nicht gesehen, wie konnte er da ein Urteil oder einen Rat erwarten. Doch meist hatten Läden zu Zeiten offen, an denen die Männer - die sich ein kleines Verwöhnprogramm leisten konnten, selbst ihren Geschäften nachgingen. Sie hatten einfach keine Zeit übrig. Und wenn der Abend rief, dann hatte die Läden auch geschlossen.

    Nelia versuchte sich etwas aufzurichten, doch der Käfig gab einfach den Platz nicht her. Sie fühlte sich wie wie ein Vogel den man in eine Schatulle gequetscht hatte. Zudem achtete sie darauf, dass das einfache, beige Leinenkleid nicht über ihre Beine nach oben rutschte. In ihrem Dorf war so etwas egal gewesen. Doch hier befand sie sich in der Stadt. Es liefen viele feine Damen durch die Straßen und über den Markt und Nelia konnte sich nur schäbig fühlen in ihrem Bauerngewand.


    Sie blickte den Mann vor ihr, erst belustigt und dann etwas nachdenklich an. Dann wiederholte sie brav ihren Satz. Wenn das ein Herr war und sein Begleiter sein Sklave, nahm dieser sich aber ziemlich viel raus. Er versuchte seinen Herren zum weitergehen zu bewegen. Was Nelia schade fände, denn der Mann hatte etwas das sie neugierig werden lies. Daher war auch gerade in diesem Moment der Umstand vergessen, dass sie verkauft werden sollte. Seine Verneinung gegenüber ihrer Sorge ihn beleidigt zu haben, kam mehr als deutlich bei Nelia an und sie schenkte ihm daraufhin ein strahlendes Lächeln.


    Der Händler eilte herbei. Wollte wissen ob der Mann eine Sklavin suchte und pries sie gleich an wie einen Gaul auf dem Viehmarkt. Naja, der Vergleich lag auch sehr nahe. Nelia´s Blick wanderte von dem feinen Herren auf den grobschlächtigen Händler. Sie zog leicht die Nase kraus.
    "Du weißt gar nicht ob ich gesund bin. Du hast mich nicht mal richtig angesehen. Und meine Frage steht auch noch im Raum. Das ist nicht nur sehr unhöflich, sondern auch grob fahrlässig deinen Kunden gegenüber. Ich könnte durchaus etwas ansteckendes haben."


    Sie wandte ihre Augen wieder auf den Mann.
    "Verzeiht, natürlich bin ich gesund. Aber das konnte er nicht wissen. Weil er unaufmerksam ist."
    Sie deute mit dem Kinn auf den Händler. Der sie verdutzt ansah und sich wieder das Kinn rieb, dass es nur so knisterte.
    "Reiben macht es nicht besser." warf sie ein. "Hier der nette Mann hat eine Tonstrina. Du solltest gleich einen Termin vereinbaren."
    Nela ließ den Händler Händler sein und blickte viel lieber den netten Mann an.


    "Ihr seid also ein Geschäftsmann auf der Suche nach Ideen!?"
    Das war mehr eine Frage als eine Feststellung.
    "Da gibt es viele Möglichkeiten, die man in sein Geschäft einbringen kann, Mein Herr."
    Aber verraten würde sie natürlich hier nichts. Darüber müsste sich Nelia erst mal Gedanken machen. Und das konnte sie nicht, wenn ein Händler sie anstarrte als sei sie eine seltene Hühnerrasse.
    "Wo wir schon einmal dabei sind, Geschäftsideen auszutauschen. Dein Sklavenstand hier könnte auch etwas einladender wirken."
    Die Augen des Händlers wanderten über sein Versteigerungspodium und hafteten sich dann wieder an Nel fest.


    "Herr nehmt das Mädchen mit. Bitte. Gekauft wie gesehen. Sie macht mich jetzt schon ganz kirre."
    Fast flehend kam diese Aussage und er raufte sich dabei sein Rattennest.
    Nela wollte schon protestieren. Das klang als wolle er sie verschenken, nur damit sie nicht nervte. Aber sie schwieg schmunzelnd und schüttelte nur sachte den Kopf.

    Nelia sah den Sklavenhändler an. Okay, er war schon ein wenig älter aber nicht so hässlich, wie sein Handlanger. An dem würde auch waschen und rasieren nichts mehr schöner werden lassen. Doch Nel hatte ganz andere Sorgen, als Rasuren und Aussehen. Sie wollte hier raus und das möglichst plötzlich. Daher fragte sie den Händler war er denn nun vor hätte. Wie es hier weiter gehen sollte. Doch der blieb ihr die Antwort schuldig. Ging zu seinem Versteigerungsstand und plapperte augenscheinlich mit sich selbst.
    Vielleicht dachte er doch drüber nach erst mal ein Bad zu nehmen und sich etwas herrichten zu lassen. Für Nelia gab es nichts schlimmeres als ungepflegte Leute. Egal ob vom Land oder aus der Stadt. Wasser, Seife und ein bisschen Zeit dafür hatte noch nie jemanden geschadet.


    Dass sich ein Mann mit seinem Begleiter an ihren Käfige herangeschoben hatte, bemerkte das Mädchen erst als er sein Schatten auf sie fiel. Oha, der schien doch nicht Interesse an ihr zu haben. Sie wollte doch gar nicht verkauft werden. Aber das war wohl ihre Zukunft. Ihr Schicksal. Sie wandte den Kopf als der Mann sie ansprach. Er sah gut und und wirkte sehr gepflegt. Zuerst wollte sie ihn noch ignorieren, doch so unhöflich war Nelia nicht.


    "Was...? Was soll ich wiederholen, mein Herr?"
    Was hatte sie in ihrem Eifer gesagt. Ach so ja.
    "Ähm. Ich sagte: 'gepflegte Menschen machen die besseren Geschäfte'."
    Sie hob den Kopf etwas mehr an und ihre blauen Augen funkelten den Fremden leicht belustigt an.
    "Das war allerdings auf den Händler hier bezogen, mein Herr. Darf ich denn fragen warum, das so wichtig für Euch ist?"
    Hoffentlich glaubte er jetzt nicht sie wollte damit jemanden beleidigen. Denn das lag nicht in ihrem Sinn.

    In gute Hände abzugeben | Casca & Nelia


    STARTPOST


    Ihr Vater übergab sie einem Sklavenhändler? Nelia konnte es nicht glauben. Wegen ein paar lächerlichen Kröten die er einem Tavernenwirt schuldete, verkaufte er seine Tochter. Es war ja nicht so, dass Nel sehr an ihrem Vater hing. Doch das tat weh. Ein recht großer, fies aussehender Kerl kam hinzu und packte Nelia am Arm, während ihr Vater mit dem Händler um sie feilschte. Aus ihrer Enttäuschung wurde Wut. "Vater, das kannst du nicht machen." Nelia glaubte vergehen zu müssen, so ein Zorn bemächtigte sich ihrer. Und jetzt war es doch eh schon gleichgültig was sie sagte. "Du verschacherst mich wie eine vertrocknete Kuh. Vater!? Verflucht lass mich los." Sie versuchte sich loszureißen. Doch der Handlanger hielt sie gnadenlos an Ort und Stelle. Ihr Vater sah zu ihr rüber und grinste. 'nein viel wert ist sie nicht, aber das was reicht mir vollkommen' er warf ein paar Geldstücke in die Luft und fing sie wieder auf. Nelia´s Augen sprühten Funken. "Du warzengesichtiges Schleimmonster. Ich bin nie wieder deine Tochter. Nie mehr."


    Es nutzte alles zetern nichts. Ihr Vater zog von Dannen und Nelia wurde in einen Käfig gestopft, den man mit einer schweren Kette sicherte. "Ich bin doch kein Raubtier." langsam beruhigte sie sich. Wobei ihr das nicht leicht fiel. Aber die Leute blieben schon stehen und sahen sie an, als sei sie verrückt. Der Sklavenhändler ging vor dem Käfig in die Hocke. "Sieht übel aus für dich, Kleine. Aber mal sehen was man aus dir noch machen kann." Nelia blickte den dreckigen Mann an. "Aus dir könnte man was machen." ihre Stimme klang sogar ziemlich freundlich. "Wasch dich und geh zu einem Barbier. Dein Haar sieht aus wie ein Rattennest und lass dich rasieren. Gepflegte Menschen machen die besseren Geschäfte."


    Der Händler stutzte, kratzte sich an seinem bärtigen Kinn und grinste dann. "Du könntest sogar Recht haben. Dumm bist du schon mal nicht." Der Händler kam etwas näher und sah sie genauer an. "Hübsch bist du auch. Für deinen Rat hast du was gut bei mir. Ich bin ja kein Unmensch. Was hast du also außer keifen und deinem Geschäftssinn noch zu bieten?" Nelia´s blaue Augen wurden groß. "Ich keife nicht. Ich... ach er hat es doch verdient. Ich bin eigentlich ganz nett." Sie zuckte mit den Schultern. "Kochen, putzen, waschen, eine Ziege melken... etwas Krankenpflege. Ha. Ein bisschen nähen. Aber nicht sehr gut." Der Händler lauschte, nickte dann und entfernte sich. "Und? Was passiert jetzt?" rief Nel ihm nach. Doch er war schon wieder beschäftigt.