Der Morgen ist kühl, als ich die Schwelle des Tempels übertrete. Der Wind trägt den Geruch von Öl und altem Stein mit sich, und das leise Klingen der bronzenen Anhänger zwischen den Säulen begrüßt mich, als wüsste der Ort, warum ich komme. Ich halte meine Opfergabe fest in den Händen – ein kleines Tongefäß meiner besten Schale, mit duftendem Öl bestrichen, getrockneter Lavendel als Zeichen der Reinigung, und drei Münzen: Messing, Kupfer und Silber. Es ist nicht viel, aber es ist ehrlich – wie mein Handel. Vor dem Altar des Merkur knie ich nieder. Die Statue des Gottes blickt auf mich herab, jung, klug, mit dem Hauch eines Lächelns. In der einen Hand hält er eine Waage, in der anderen seinen geflügelten Stab. Ich senke den Kopf und beginne zu sprechen.
"Merkur, Herr der Wege, Gott des Handels,
ich komme mit dem, was ich selbst geschaffen habe.
Aus Erde geformt, mit Feuer gebrannt, mit Mühe vollendet.
Schenke mir ein gutes Geschäft, einen klaren Blick,
bewahre mich vor Täuschung, vor Gier, vor schlechtem Tausch.
Lass meine Tonwaren Käufer finden,
und mein Name für Qualität stehen – über die Märkte hinaus."
Ich lege die Opfergabe nieder. Das kleine Tongefäß platziere ich sorgsam auf dem Altar, die Kräuter daneben, die Münzen lasse ich in die Opferschale gleiten. Ihr Klang hallt kurz durch die Halle – hell, rein. Einen Moment lang geschieht nichts. Dann knackt das Tongefäß leise, ein feiner Sprung läuft durch seine Mitte. Ich atme tief ein. Das gilt als Zeichen – Merkur hat gehört. Vielleicht hat er sogar gelächelt. Ich erhebe mich, und als ich den Tempel verlasse, fühlt sich die Luft leichter an, mein Gang fester. Ich weiß nicht, was der Tag bringt. Aber ich weiß, dass ich nicht allein handle.