Der Morgen war kühl gewesen, als ich das Viertel betrat. Nicht kalt, nicht unangenehm, aber kühl genug, dass die Schultern sich wie von selbst strafften, die Schritte aufmerksamer wurden. Ich hatte mich nicht angekündigt. Lentidia hatte gesagt, ich solle kommen, wenn ich Zeit fände. Und jetzt war Zeit. Der Weg zur Domus Aemilia war mir beschrieben worden. Von einem Händler, der sie "die mit dem Blick" genannt hatte. Ich verstand, was er meinte, als ich vor dem Eingang stand. Kein übermäßiger Prunk, keine goldene Übertreibung, aber jedes Detail durchdacht. Selbst der Schattenwurf des Portikus war komponiert wie ein Bühnenbild.
Der Wächter musterte mich kurz. Ton unter den Fingernägeln, das Haar gebunden, die Kleidung schlicht, aber sauber. Ich nannte den Namen. "Lentidia erwartet mich." Er nickte nur, ließ mich wortlos ein. Die Schwelle war kühl unter den Sohlen. Der Innenhof öffnete sich wie ein gemalter Raum, Wasser in der Mitte, ein feines Plätschern, das sich in den Stimmen der Welt verlor. Weinranken warfen tanzende Muster auf die Steinplatten. Ich blieb kurz stehen, ließ das Licht auf meine Haut treffen. So fällt es also hier, dachte ich. So lebt sie also.