Ich nickte langsam, fast unmerklich, während ich ihr zuhörte. Ihre Stimme war ruhig, und obwohl sie sagte, dass alles gut sei, klang da etwas mit, das ich nicht ganz benennen konnte. Nicht Traurigkeit, aber vielleicht eine Art… Müdigkeit, die sich hinter vernünftigen Worten versteckt hatte. Oder ich bildete mir das nur ein, weil ich gerade selbst so empfand. "Ich weiß, dass du für viele da bist", sagte ich leise, mehr ins Licht als direkt zu ihr. "Und ich glaube dir auch, dass es dich wirklich interessiert. Es ist nur…" Ich zögerte, ließ den Satz erstmal in der Luft stehen, bis mir die richtigen Worte einfielen. "Manchmal weiß man selbst gar nicht, ob man Hilfe braucht. Oder ob man nur müde ist. Oder ob das eigentlich das Gleiche ist."
Ich drehte den Kopf wieder zu ihr, langsam, suchte ihren Blick. "Ich finde es schön, dass du fragst. Auch wenn ich nichts Konkretes brauche. Oder es vielleicht nur nicht benennen kann." Ich lächelte ein kleines bisschen, diesmal ehrlicher als vorher, glaube ich. "Manchmal reicht das ja schon. Dass jemand da ist und fragt, ohne gleich etwas lösen zu wollen." Mein Blick glitt wieder zur Wiese. Die Sonne hatte sich weiter geneigt, warmes Licht tanzte über die Halme. "Ich weiß nicht, ob ich je so sein werde wie du", fuhr ich fort, nach einer Weile. "So… klar in allem. Ich finde das bewundernswert. Du wirkst, als wüsstest du immer, was zu tun ist, auch wenn es schwierig ist."
Ich hob eine Hand, betrachtete sie mit einem kleinen, nachdenklichen Lächeln. "Ich bin eher wie der Ton manchmal. Ich brauche eine Form, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie schon habe." Dann sah ich sie noch einmal an, offen, ruhig. "Aber ich glaube, ich bin trotzdem froh, dass du da bist." Und diesmal sagte ich es nicht, um etwas zurückzugeben. Ich meinte es so.
Ich schwieg einen Moment, ließ meine Worte noch ein wenig in der Luft stehen, ehe ich wieder zu ihr sah. Da war etwas, das mich nicht ganz losließ, seit sie Ildrun erwähnt hatte, nicht direkt, aber zwischen den Zeilen, wie so oft bei ihr. Vielleicht hatte sie es nicht einmal selbst gemerkt. "Und Ildrun?" fragte ich schließlich leise. Es war keine Herausforderung, kein Misstrauen, nur ehrliches Interesse. "Wie siehst du sie in all dem? In deinem Platz… und Witjons Erbe?" Ich legte den Kopf leicht zur Seite, sah sie dabei nicht zu fest an, gab ihr Raum. "Ich frage nur, weil… ich manchmal nicht weiß, was für einen Weg sie suchen wird. Ob sie deinen folgt. Oder Witjons. Oder ob sie sich ihren ganz eigenen schaffen muss."
Ich fuhr mit dem Daumen über eine kleine Schrunde an meinem Zeigefinger, während ich sprach. "Ich weiß, sie ist nicht mehr klein. Aber sie ist auch noch nicht fertig." Ein schmaler Anflug von Lächeln zuckte über meine Lippen. "Wie wir alle, wahrscheinlich." Dann blickte ich zurück zu ihr, ganz sanft. "Ich frag nur, weil ich manchmal an sie denke. Und mich Frage, was für eine Geschichte sie später mal erzählen wird, wenn man sie fragt, wie es war. Jetzt. In dieser Zeit."