Beiträge von Widukind

    Immerhin, ab morgen war er Rekrut. Turma I , Decurio Aticus Scarpus, das sollte Widukind sich auf alle Fälle merken. Also das mit dem Eid abklären. Danach die Ausrüstung holen und die Unterkunft suchen. Diesmal vergaß es Widukind nicht. " Danke. Ähm wo find ich den Decurio?"

    Das Willkommen in der Truppe hatte ihn wieder alles vergessen lassen. Ohne ja und Danke lief er mit der Tabula zurück zum Rekrutierungsbüro. " Ich bin zurück und hier ist die Tabula." Widukind hielt sie dem Mann hin, bei dem er vorhin das erste Mal war. Die Hose saß nicht richtig. Widukind zog dran herum, bis sie wieder in der richtigen Position saß. Jetzt fühlte er sich wohler. " Bin ich jetzt Rekrut bei der Ala?" fragte neugierig.

    Widukind kam sich wie beim Viehhandel vor. Das Vieh wurde begutachtet und dann um den Preis verhandelt. Scheinbar hatte Trautwin nichts an ihm auszusetzen. " Da? Da zeigst du mir drei Finger." Was das nun für eine Bewandnis hatte hinterfragte Windukind nicht. So lange man ihn nicht für dumm verkaufte oder irgend welche bösen Scherze mit ihm trieb, blieb er friedlich. War er jetzt fertig? Ihm wurde kalt, so ganz ohne Sachen. " Darf ich meine Sachen wieder anziehen?"

    Richtige Räumlichkeit was für ein Glück. Über das Ausziehen, warum, wieso und weshalb machte sich Widukind keinen Kopf. Er ging an die Seite und zog sich aus. Weste, Gürtel, Tunika, Schuhe, Wickel, Hose. Das Ledersäckchen um seinen Hals blieb da wo es war. Ein Anflug von Gänsehaut war zu sehen. Warm war was anderes. Neugierig verfolgte Widukind was Trautwin da trieb. Er ritzte was in das Wachs der Tafel, so wieder erste, bei dem er war. Die konnten also alle hier Schreiben mutmaßte Widukind. Mach nur hinne mir wird kalt, dachte er bei sich.

    Valetudinarium, eine Institution, die Widukind vollkommen fremd war. Hier bei den vielen Räumen den richtigen zu finden, reine Glückssache. Einer von diesen hier vielleicht? Widukind sah um die Ecke. Da saß einer. " Salve, mich schickt der Mann aus dem Rekrutierungsbüro." Als Betätigung winkte er mit der Tabula.

    Warum musste er diese Frage stellen. Lesen und Schreiben, für was? Zählen und zusammenrechnen ja das hatte er gelernt. " Lesen und Schreiben kann ich nicht, aber rechnen, also zusammenzählen und so. Das kann ich. " Bei Tauschgeschäften ließ er sich nicht so schnell über's Ohr hauen.

    Man wollte der viel wissen. Beim hinsetzten hatte Widukind ausreichend Zeit sich in Gedanken alles zurecht zu legen. „ Ich habe keinen römischen Namen.“ Für ihn reichte der eine. „ Muss ich einen haben?“ fragte er argwöhnisch. Ein römischer Name, die waren ihm zu lang und so schwer zu merken. Aber das konnte er später klären.


    Wie immer fing er alles an den Fingern an aufzuzählen. "Mein Vater heißt Arved und meine Mutter heißt Gerit. Ich bin fast 18 Sommer alt. Naja, ich bin im Herbst geboren. Das Gehöft meiner Familie liegt 2 Tage südwestlich von hier.“ Widukind dachte nach. Der Onkel, der hier in der Nähe wohnte war sicher nicht wichtig. Den ließ er aus. Einen Beruf ? So was wie Handwerker meinte der bestimmt. „ Ähm, ich kann Fischen, Jagen, Fallen stellen, Holz schlagen und so nen paar andere Sachen. Was mir mein Vater und meine Onkel eben beigebracht haben.“ Krankheiten, nein, außer mal eine Platzwunde oder Schrammen. „ Nein krank war ich noch nie.“ Da war einiges zusammen gekommen. Widukind entspannte sich. Er hatte alles gesagt was der Mann vor ihm wissen wollte. „Willst du auch die Namen meines Bruders und meiner Schwestern wissen?“ Konnte ja sein. Da waren dann noch seine Onkel und Tanten und…. Das führte vielleicht zu weit.

    Sie konnte lesen und schreiben. Widukind war beeindruckt. Richtig leuchtete ihm das nicht ein, dass er lesen und schreiben können musste um was anderes zu werden als sein Vater. Er wurde kein Bauer, er sollte Reiter in der Alae werden. Musste man da lesen und schreiben können? Zweifel stellten sich bei Widukind ein. Ach nein, Quatsch, das ging ganz bestimmt auch ohne das alles. Ansonsten müsste er es lernen. Erst mal zur Alae. „ Recht vielen Dank und pass auf dich und den Wurm auf.“ Mit den Keksen bewaffnet schlug Widukind den von Runa bezeichneten Weg ein.

    Nun nochmal alles von vorn. Hier musste es sein. Vorsichtig , nicht ganz so spritzig, wie eben betrat er dieses Officium. " Salve, ich soll mich hier melden. Ich will zur Alae. " Puh, jetzt war ihm noch wärmer als vorhin. " mein Name ist Widukind."

    Verdammt, er hatte sich in der Tür geirrt. Ohne Entschuldigung , Salve und was er hätte alles sagen können. Nichts dergleichen kam über seine Lippen. Nur schnell raus hier und nach nebenan.

    „ Geradeaus. Ist nicht zu verfehlen.“ Widukind nickte. „ Turma III, Rufus, wird gemacht. Bis Bald. Danke nochmal für die Auskünfte.“ Hier wurde also auch ein Neuzugang gefeiert. Das konnte was werden. Widukind musste aber erst mal aufgenommen werden. Er lief die Via Praetoria entlang bis zur Principia.

    Das muss es sein. Aufs geradewohl ging er in das Officium. " Salve. Der Mann am Tor hat gesagt man muss sich hier melden um in die Alae aufgenommen zu werden." War das warm hier drin. Widukind öffnete seine Weste. " Ich heiße Widukind und will zur Alae." Wollen, es entsprach dem Willen seines Vaters, dass er hier stand. Es war für die Familie wichtig, das hatte er sehr schnell begriffen.

    Das genügte ihm. Der Mann vor ihm sah nicht verhungert aus, die Ausrüstung war zufriedenstellend. Bekam Widukind bald das gleiche, dann war alles gut und den Sold konnte er für seine Familie aufsparen.
    " Gut, das hört sich nicht verkehrt an. Ich will zur Alae. Eine junge Frau meinte die Alae sucht immer Leute."

    Jetzt nur nichts vergessen. Widukind fing an jeden Punkt an den Fingern abzuzählen. " Also, bekomme ich bei der Alae ein eigenes Pferd? Einen Schild, ein Schwert und einen Speer? Und wie sieht es mit Sold aus?" Er überlegte kurz, ob er was vergessen hatte. Oh ja ausgerechnet das Essen. " Gibt es jeden Tag zu Essen?" Fragte er lieber gleich hinterher.

    Fünf Schritte vor dem Tor war das Gebäck aufgegessen. Widukind fuhr sich über den Mund die restlichen Krümel zu beseitigen. Die Tunika musste für die Hände herhalten. Gepäck gab es bei ihm nicht. Er hatte nur das bei sich, was er am Leib trug. Eine lange Fellweste, Tunika, Hose, Beinwickel, ein paar alte Schuhe (die er nur im Winter trug) und eine Umhängetasche aus Ziegenfell. So kreuzte er vorm Tor der Alae auf. Hier sollte er, nach Vaters Willen hin. Die Auskünfte von dieser jungen Frau waren vage gewesen. So vage wie Vaters Aussagen, was es hier alles geben sollte. Genaueres hatte er von ihr nicht erfahren. Dann musste er eben hier nachfragen. Der Posten vor ihm am Tor war sicher dazu in der Lage oder kannte jemanden, der es wusste. " Salve, ich will mich bei der Alae melden. Vorher habe ich ein paar Fragen. Kannst du oder ein anderer sie mir beantworten? "

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Auf die Entschuldigung hin nickte Runa nur freundlich......



    Sie hatte 10 gesagt und gab ihm mehr als 10? Er lief rot an. Sah man ihm an, dass er schon wieder hungrig war? Hätte er lieber mal den zweiten Sesterz hingegeben. Naja, vielleicht konnte er es ja irgendwann wieder gut machen. „ Ja, sehr trocken.“ Der Met war eine Erlösung. Widukind trank ihn in einem Zug aus und fuhr sich mit seinem Ärmel über den Mund. „ Danke. Guter Met.“ Reichte er den leeren Becher zurück. „ Ich heiße Widukind. Das Gehöft meiner Familie liegt 2 Tage südwestlich von hier. “ Zwei Namen, für was man zwei Namen braucht verstand er nicht. Er entschied sich für Runa. „ Runa lässt sich gut merken.“ Ah, ein Missverständnis, die Kinder waren gar nicht ihre. Sie gab ihnen Unterricht? „ Schreiben… ach so, ja natürlich.“ Er tat so, als ob es das normalste auf der Welt war. Schreiben, Lesen, ja immer, er konnte es nicht. In seiner Familie konnte das keiner. Wozu? Zum Feld bestellen, Jagen und Fischen musste man das nicht können. „ Die Kinder lernen das hier einfach so?“ Sie wollte ihm nicht etwa einen Bären aufbinden? Das war für ihn wieder was vollkommen Neues. Hier lief alles anders als bei ihnen in der Gegend. Wald und vereinzelte Gehöfte im Gegensatz zu den vielen Häusern und Menschen hier. Hier wartete eine andere Welt auf ihn, ein neues Abenteuer. Genau das richtige für seine Wissbegierde. Hier konnte er neues kennenlernen und seine Familie vielleicht davon profitieren.
    Die Neuigkeiten zur Ala waren zwar nicht sehr genau, genügten ihm aber vorerst. Es war also wie sein Vater und sein Onkel gesagt hatten. „ Sie suchen immer…. Gut. Ich werde dort nochmal fragen.“ Sollte das mit der Ala nicht so sein, musste er sich nach einer Arbeit umsehen. Ohne einen Sesterz durfte er nicht nach Hause kommen. „ Wo finde ich die Ala?“ Besser eine Frage mehr, als sich hoffnungslos zwischen den Häusern zu verlaufen. Seine Hand verschwand in dem Säckchen mit Gebäck und schon stand er kauend da. Wer wusste wann es was ordentliches zu Essen gab. Falls er hier auf dem Markt nichts preiswertes fand.

    „Au..hee.“ Widukind zog erschrocken seine Hand zurück und sah sie entgeistert an. Wieso schlug sie ihm auf die Finger? Es brauchte einen Moment bis er wieder in die reale Welt eintauchte. „ Ähm, entschuldige.“ Nuschelte er und würgte an den restlichen Krümeln, die sich partu weigerten seinen trockenen Hals hinunter zu rutschen. Ein gequältes Lächeln im Gesicht, musterte er Runa. Sie erwartete ein Kind. Das wievielte mochte das sein, wenn sie von Kindern sprach. „ Eine Sesterze für 10 Stück?“ kam es krächzend über seine Lippen. Ah, der Mund war wieder leer und der Hals hässlich trocken aber frei. Widukind räusperte sich, sah abschätzend auf das Silberstück in seiner Hand. Für ihn war das viel. Hatte sie zwei Kinder? Das dritte unterwegs? Ging es ihm durch den Kopf. Er gab sich einen Ruck und hielt ihr die Sesterze hin. „ Einverstanden. Für deine Kinder, dich und den Wurm da.“ er sah auf Runa’s Bauch. Fast war er versucht einen zweiten Sesterz aus seinem Beutel zu holen. Nur der Grund, weswegen er hier in Mogontiacum war, hielt ihn davon ab. Er musste mit seinen wenigen Sesterzen haushalten.
    „ Weißt du, ob die Ala noch neue Rekruten aufnimmt?“ Fragen konnte man ja mal. Vielleicht wusste sie was. Sein Vater hatte ihn deswegen her geschickt. „ Stimmt es, dass man ein Pferd bekommt? Schwert, Schild und Speer?“ Das wollte er unbedingt wissen, bevor er dorthin ging. „ Jeden Tag zu Essen und Sesterzen bekommt man auch?“ Abwartend sah er Runa an. Das erschien ihm alles sehr zweifelhaft. Sollte das nur Gerede sein, war er nicht gewillt dem Wunsch seines Vaters nachzukommen. Er, Widukind, der Zweitgeborene, hatte in die Dienste der Römer zu treten, damit er zum Unterhalt der Familie bei trug. Vater, Mutter, Bruder und drei Schwestern sollten auch bei schlechter Ernte gut versorgt sein.

    Menschen, überall. Mitten in dem Gewirr war Widukind gelandet. Zwei Tage waren es von seinem Elternhaus bis zu einem Verwandten, der 3 Stunden von Mogontiacum entfernt in einer kleinen Siedlung wohnte. Heute Morgen brach er von dort auf und legte das letzte Stück bis zur Stadt, dem Ziel seiner Reise, zurück. Und nun stand er hier, sah sich um und wusste nicht so richtig was er als erstes tun sollte. Die vielen Stände, die Angebote lockten. In dem kleinen Lederbeutel, der an einem Riemen versteckt unter seiner Tunika, um seinen Hals hing, wusste er 4 Sesterzen. Seine Mutter hatte sie ihm gegeben.
    Aus jeder Ecke duftete es anders. Sollte er sich einen heißen Met kaufen oder erst von diesen süßen Sachen probieren? Unentschlossen ging er an den Ständen entlang, eine Sesterze in der Hand. Das meiste war zu teuer, dass er es sich hätte leisten können. An dem Stand hier, wurde es für ihn interessant. Viele kleine Dinge, naja, nicht das was er suchte, aber da gab es dieses süße Zeugs. Ihm war‘s recht, dass sich die beiden Frauen unterhielten. Mehr Zeit für ihn sich ungestört umzusehen und zu zugreifen. Schließlich wollte er wissen was er da kaufte. Er nahm ein Teil drehte es zwischen den Fingern und schnupperte vorsichtig dran. Das roch gut. Selbstredend kam der Geschmackstest. Widukind steckte das Stück in den Mund und kaute bedächtig. „ Mhhh… dasch ischt gut. Mal schehen, wie dasch schmeckt.“ Kauend griff er ein anderes aus dem kleinen Sortiment. Die Frauen hatte er ganz vergessen. Das Zeug war gut. Was zu trinken dazu fehlte. Ein Becher Met oder Wasser zum runter spülen. Jetzt am Ende war es doch ziemlich trocken.