Nero folgte zunächst den Erklärungen des Ausbilders, konzentrierte sich dann aber recht schnell nur noch auf die Demonstrationen der Hilfsausbilder. Er konnte bildhaften Darstellungen schon immer besser folgen als abstrakten Worten. Der ein oder andere Griff war Nero geläufig; nicht aber in dem Sinne, dass er schon davon gehört hatte, sondern vielmehr, weil er sie schon unbewusst angewandt hatte. In Mogontiacum, wenn er ab und an wegen Besorgungen für Lydie in der Stadt war, hatte er manchen Abend mit Glücksspiel in den Tavernen verbracht. Selbstredend hatte dieses auch zum einen oder anderen weinschwangeren Konflikt geführt, der letztlich nur noch mit Fäusten zu lösen war. Lydie hatte ihn immer getadelt, wenn er übersäht mit blauen Flecken am folgenden Morgen zum Schweinehof zurückkehrte.
Nachdem der Optio alle Griffe erläutert hatte, trat Nero zusammen mit Rusius in den Sand. Natürlich war dieser schon seiner körperlichen Unterlegenheit wegen im Nachteil. Normalerweise hätte Nero diesen mit bloßer Kraftanstrengung schon zu Boden gebracht, doch er versuchte, die Anweisungen des Optios zu beherzigen und einen sauberen Spaltgriff zu präsentieren. Dreimal hintereinander packte der Hüne den Rusier zwischen die Beine und riss ihn auf den sandigen Untergrund, woraufhin dieser einige Sekunden mit schmerzverzerrten Gesicht und Wehklagen liegen blieb. Rusius bewies allerdings Kampfgeist und stellte sich dem überlegenen Nero ein ums andere Mal. Mit einem schnellen und gekonnten Griff zwischen die Beine riss der schmächtige Rusier Nero tatsächlich um. Nero hob sich langsam und etwas benommen auf und erkannte, dass die bloße Technik einiges an körperlicher Unterlegenheit wett machen konnte. Der nächste Spaltgriff gelang ihm deshalb auch sehr viel effizienter und mit weitaus weniger Kraftanstrengung.