Beiträge von Anaia Koronis

    Oh, oh. Fettnäpfchen!
    Anaia wechselte einen kurzen Blick mit der keltischen Sklavin, konnte aber ihrem Gesichtsausdruck nichts entnehmen.
    Sie lächelte höflich.
    "Nun, dann verzeih mir bitte meinen Fehler, domina, und halte mir die Unwissenheit einer Peregrina zugute.
    Ich darf dir eine glückliche Reise wünschen - und dass du im Herbst gesund und wohlbehalten zurückkehrst."

    Nach einer leichten Verneigung verließ sie Duccia Claras Cubiculum und begab sich nach nebenan in ihren eigenen Raum, um über ihre Eindrücke nachzudenken.


    *

    Eine dunkelhaarige junge Frau, die trotz ihrer Jugend Autorität ausstrahlte, winkte Anaia nach draußen.
    Schweigend und noch leicht benommen folgte sie ihr in die Vorhalle.
    Im Schatten der Säulen blieben sie stehen.


    "Verzeihung", sagte Anaia, "ich hätte den Naos nicht allein betreten dürfen, nicht wahr?
    Es war niemand da, den ich fragen konnte.
    In dem kleinen Tempel meiner Heimatstadt war ich dazu berechtigt, aber hier natürlich nicht …
    Es tut mir leid, ich hätte daran denken sollen …"


    Sie biss sich auf die Lippen.
    Wie viele Fehler würde sie noch machen, bis sie sich daran gewöhnt hatte, dass in Rom alles anders war?


    "Bist du eine Priesterin hier im Tempel?", fragte sie ihr Gegenüber.

    Mir wurde mitgeteilt, dass im Asklepiostempel, in den ich zunächst als Discipula eintreten wollte, die Stelle der verantwortlichen Priesterin vakant ist.
    Wenn mir ein NSC durch die Qualifizierung helfen würde, könnte ich das vielleicht übernehmen.
    Bin neu hier und habe einstweilen den SimOff-Kurs Religion I absolviert.

    "Wie nett von dir, danke! Ich will dich auch keinesfalls lange aufhalten."
    Anaia lächelte ihrer Nachbarin zu und nahm einen Schluck von dem kühlen, mit Honig gesüßten Wasser.


    "Du gehst nach Britannia, wirklich? Ist das deine Heimat? Dann bist du wahrscheinlich keltischer Herkunft? Wie schade, dass du fort musst, ich hätte dich gern so vieles gefragt. Von den keltischen Frauen und ihrem Kampfgeist habe ich schon viel gehört. Und Ionien ..., das ist die Küste von Asia mit ihren vorgelagerten Inseln."


    Sie warf einen Blick auf die Sklavin. "Meine Mutter war auch eine Sklavin, später eine Freigelassene. Unser Heimatort an der ionischen Küste hieß Anaia, genau wie ich. Es gibt einen alten Bericht, dass er von einer Amazone gegründet wurde. Auch sie hieß Anaia. Es gibt viele alte Geschichten von kämpferischen Frauen, die von den Männern sehr respektiert wurden, nicht wahr? Von Ionien bis nach Britannien … das sind viele Tausende von Meilen … und überall gibt es Spuren dieser mächtigen Frauen. Mein Vater war Historiker, er erzählte mir von einer keltischen Königin, sie hieß Boudicca … - aber, verzeih mir, ich komme zu leicht ins Plaudern, wenn es um so interessante Themen geht …"


    Entschlossen trank Anaia ihren Becher leer und erhob sich.

    Voller Ehrfurcht betrat Anaia den Tempel. Tiefe Stille umfing sie, obwohl sie nicht allein hier war. Überhaupt war es auf der ganzen Insel erstaunlich ruhig, wenn man bedachte, welch drangvolle Enge überall herrschte. Welch ein Kontrast zu dem Lärm in der brodelnden Stadt auf der anderen Seite der Brücke!


    Obwohl der Weg nicht lang war - die Insel war ja nicht groß -, hatte sich Anaia zum Tempel regelrecht durchkämpfen müssen. Wie es schien, war jeder Quadratmeter hier doppelt und dreifach genutzt. Überall drängten sich Menschen - Gesunde und Kranke. Kein Wunder, der Kult des Asklepios und der Hygieia blühte im ganzen Imperium, und das Heiligtum hier war ein bedeutender Ort, dessen Ausstrahlung den ganzen Westen des Mittelmeers erreichte. Wo waren all die Priester und Beamten, die hier tätig waren, wohl untergebracht? Nun, sie würde es später herausfinden. Erstaunlich jedenfalls, dass anscheinend auf der Insel trotz der vielen Menschen (und Hunde) alles in geordneten Bahnen abzulaufen schien.


    Sie begab sich zu der großen Kultstatue des Asklepios mit Stab und goldener Schlange, flankiert von Statuen der Hygieia und des Apollon, und legte ihre mitgebrachten Gaben nieder: Blumen, Duftkräuter und einen Honigkuchen für die heilige Schlange.


    Ganz in Betrachtungen versunken, merkte sie nicht gleich, dass man sie ansprach. Erst als ihr jemand auf die Schulter tippte, drehte sie sich um.

    Alles klar, danke, Morrigan.


    Ich hab zwar inzwischen meinen Antrag in der Regia bereits gestellt, aber vermutlich wird man mir dort das gleiche sagen.


    Also begebe ich mich nun zur Tiberinsel und schaue, was ich dort tun kann.


    Das Problem mit dem blutigen Opfer hatte ich dir ja schon per PN geschildert, aber das stelle ich jetzt mal zurück und beantrage einfach die Zulassung als Discipula.


    Danke & bis auf Weiteres,
    Anaia


    *

    Ah!? Nie hätte sie gedacht, dass der Mann, der da so lässig an der Tür lehnte, für ihr Anliegen zuständig sein könnte. Anscheinend doch. Also gut.


    "Salve. Kannst du mir vielleicht weiterhelfen? Ich bin erst seit kurzer Zeit in Rom und möchte um die Erlaubnis nachsuchen, als Discipula in den Tempel des Asklepios auf der Tiberina eintreten zu dürfen. Die Lectiones Religion I habe ich schon absolviert. Vielleicht kann ich irgendwann Aeditua werden, aber das hat Zeit. Vor allem will ich helfen bei der vielen Arbeit, die es dort gibt. An wen soll ich mich wenden?"

    Noch eine Frage: Bei der Regio Cultus Deorum ist niemand als Moderator eingetragen. Heißt das, ich kann nicht erwarten, dort überhaupt einen Ansprechpartner zu finden?


    Wohin kann sich die ID dann wenden, wenn sie sich für den Dienst in einem Tempel melden möchte? Direkt zu diesem Tempel?


    Ich möchte zum Asklepiosheiligtum auf der Tiberinsel. Das ist zwar in der Liste der Tempel enthalten, aber ist da jemand aktiv? Anscheinend hat sich nach einem kurzen Start dort seit Jahren nichts mehr getan.


    Wenn ich die "normalen" Wege gehe, die das IR so vorgibt, könnte sich alles ziemlich hinziehen. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoll und realistisch, die eine oder andere Abkürzung zu nehmen und dafür die entsprechenden Leute zu kontaktieren. Richtig? Ist dann die nächste Hürde genommen, komme ich auch wieder allein weiter.


    Danke im voraus für weiterführende Infos! :)


    *

    Anaia öffnete die Tür und erfasste mit einem Blick die Situation: Ihre Zimmernachbarin war im Begriff, eine Reise anzutreten. Eine längere Reise, nicht nur einen kurzen Ausflug, darauf deuteten die Gepäckstücke hin. Wie schade.


    "Wie schade!", sagte sie und lächelte die junge Frau bedauernd an. "Nun wollte ich mit dir Bekanntschaft schließen, aber ich sehe, dass du nicht mehr lange hier sein wirst. Entschuldige, mein Name ist Anaia Koronis. Ich bin vor kurzem aus Ionien nach Rom gekommen und bewohne seit gestern das Cubiculum nebenan. Vielleicht hat Sergia Severa es schon erwähnt?"

    Als Anaia Koronis durch die Porta in den kühlen Schatten der Eingangshalle trat, seufzte sie erleichtert auf. Warum nur musste es zu dieser Jahreszeit schon so heiß sein in Rom? Nur wenige Menschen standen herum, schienen auf etwas zu warten, ein paar waren in leise Gespräche vertieft, einer umklammerte sichtlich nervös eine Schriftrolle. Nur Männer, keine Frau unter ihnen. Ein smarter junger Mann in Toga ging hart an ihr vorüber und schien sie gar nicht zu sehen. Er kannte sich hier offenbar gut aus, durchquerte die Halle, raffte einen schweren Vorhang zur Seite und eilte eine Treppe hinauf. Weg war er.


    Unschlüssig ging Anaia ein paar Schritte weiter. Das Geräusch ihrer Sandalen auf dem polierten Boden war ihr peinlich. Doch niemand beachtete sie.


    Ihr Blicke glitten über Aushänge, Schilder, offene und geschlossene Türen hinweg. Verwirrt blieb sie stehen. Es war unmöglich, sich hier alleine zu orientieren. Sie musste eine Person finden, die für den Empfang zuständig war und sie zu dem weiterleiten würde, dem sie ihr Anliegen vortragen konnte.


    Suchend schaute sie sich um.

    Der Besuch der direkt neben ihrem Cubiculum gelegenen, wohlgepflegten Bibliothek hatte Anaia in Hochstimmung versetzt, deshalb beschloss sie spontan, sich gleich noch bei ihrer Nachbarin zur Linken als neue Hausbewohnerin vorzustellen. Sergia Severa hatte ihr gesagt, die junge Frau heiße Duccia Clara und sei eine Freundin von ihr. Nun, das klang doch schon mal gut.
    Ob sie zu Hause war?


    *Klopf, klopf ..."

    Vielen Dank, Axilla! Dann lohnt es sich also auf jeden Fall, sich diese Chronik mal anzuschauen, und ich brauche mir um das Schicksal von Imperator Trajan keine weiteren Gedanken zu machen.


    :)

    Aufgeregt öffnete Anaia die schwere Tür und trat ein. Die Bibliothek! Da war er, der typische Geruch nach Pergament und sorgfältig konserviertem Papyrus, den sie so liebte! Sie schaute sich um. Der Raum war nicht übermäßig groß, aber angenehm proportioniert. Ein Mosaikboden in warmen Farben zeigte ein ruhiges Muster, das den Blick nicht von den Buchregalen ablenkte. Gegenüber der Tür befanden sich zwei Fenster zur Gartenseite, vor ihnen eine Sitzgruppe, bestehend aus einer einladend gepolsterten Kline und einem Sessel mit runder Lehne, vor dem eine Fußbank stand. Der runde Tisch dazwischen trug einen Wasserkrug und zwei grüne Gläser (Gläser! Was für ein Luxus!). Die eine Ecke war durch einen Kamin ausgefüllt, in der anderen stand ein Bronzekandelaber für drei Öllampen. Die Wände jedoch waren vollständig mit Regalen bedeckt, deren Fächer mit Buchrollen und Codices angefüllt waren. Sie ließ den Blick über die Tituli gleiten und sah, dass die übliche Zweiteilung eingehalten war. Die Regale auf der linken Seite enthielten offenbar die griechische Literatur, rechts waren die lateinischen Autoren untergebracht. Sie trat näher heran. Ja, sie waren alle da: Plautus, Vergil, Ovid, Catull, Horaz, Caesar und Cicero, Sallust und Livius, Plinius der Ältere und Seneca. Ihr Herz kopfte stürmisch. Sie würde Tage brauchen, um die Schätze zu sichten und sich auch nur einen groben Überblick zu verschaffen.

    Einen Tag später hatte Anaia viel von ihrer Energie zurückgewonnen und fühlte sich voller Tatendrang. Ein freundlicher Sklave hatte ihre schwere hölzerne Reisetruhe gebracht und unterhalb der Nische an die Wand geschoben. Ihre kleinen Statuen von Artemis, Asklepios und Hygieia, von denen sie sich niemals trennen würde, nahmen das oberste Bord ein. Alle anderen Sachen waren ausgepackt und eingeräumt, so dass es gemütlich und wohnlich aussah.


    Nur eines blieb noch zu tun. Sie wandte sich schnell um und schob den Riegel vor die Tür. Dann klappt sie den Deckel ihrer Truhe hoch und holte zwischen den Winterschals, die noch darin lagen, einen länglichen Gegenstand hervor. Ein Lederfutteral, dem sie eine elfenbeinerne Capsula entnahm. Sie öffnete sie, holte mit größter Vorsicht eine schmale Buchrolle heraus und strich mit den Fingerspitzen ehrfürchtig über das brüchige Pergament. Die Seereise hatte dem Text nicht geschadet, der Göttin sei Dank. Sie hob die Rolle kurz an ihre Stirn, bevor sie sie behutsam in den Behälter zurücksteckte, ihn sorgfältig verschloss und in die Lederhülle schob. Sorgsam legte sie sie wieder zwischen die wollenen Schals, klappte den Deckel der Truhe zu und sperrte das Schloss ab.


    Alles war gut. Aufatmend zog sie den Riegel zurück, öffnete die Tür und verließ das Cubiculum.

    Ich habe nochmal eine Frage zu den Zeitebenen. Anlass: Im Senat läuft zur Zeit eine Diskussion über die Legierung des Sesterz, da meldet sich unter anderem Kaiser Tiberius zu Wort. Wenn wir uns aber wirklich im Jahr 115 n.Chr. befinden, dann herrscht meines Wissens seit mehr als siebzehn Jahren Imperator Caesar Nerva Traianus Germanicus, kurz: Kaiser Trajan. Und der befindet sich zur Zeit mit seiner Armee in Mesopotamien im Krieg mit den Parthern.


    Daher meine Frage: Werden im IR parallel verschiedene Zeitebenen bespielt?

    Wie angenehm war das doch, in dieser voluminösen Wanne zu liegen, die schon mehr einem Becken glich. Anaia räkelte sich wohlig in dem nach Mandelessenz duftenden Wasser, das sie an diesem heißen Sommertag herrlich abkühlte. Sie ließ den Blick schweifen über die mit Keramik verkleideten Wände und die etwas verblassten kretischen Malereien an der Decke. Beeindruckend! Obwohl der Raum nicht besonders groß war, war jeder Zentimeter sinnvoll genutzt. Durch das offene Fenster strömte das goldene Licht des italischen Spätnachmittags herein. Fläschchen mit Ölen und Salben standen bereit.


    Sie dachte an ihr kleines Vaterhaus daheim in Ionien. Da hatte es nur einen engen, dunklen Raum am Ende des Ganges gegeben, in dem man sich stehend wusch und zum Schluss Wasser aus einem Bottich über sich goss. Dies hier war Luxus, kein Zweifel. Wenn auch schon etwas angestaubt, so war doch das ganze Haus erfüllt von einer seit Jahrhunderten selbstverständlichen patrizischen Lebensweise.


    Irgendein Teil von ihr kannte diese Lebensweise. So ähnlich muss mein Vater in Milet gewohnt haben, schoss es ihr durch den Kopf, bevor er gezwungen war, nach Anaia überzusiedeln.


    Doch dies war nicht der Moment für Träume über Vergangenes. Entschlossen tauchte sie auf, verließ das Becken, öffnete den Abfluss und trocknete sich ab. Frische Kleider lagen bereit. Sie hatte Hunger! Und dann würde sie den Rest des Tages damit verbringen, die nächsten Schritte in eine neue Zukunft zu planen.