Beiträge von Sextus Flavius Maecenas

    Mittlerweile hatte der flavische Bote einen weiten Weg in der Urbs Aeterna zurückgelegt. Im Schweiße seines Angesichts überbrachte er auch der Curia Saliorum Palatinorum die Botschaften, die der flavische Enkel ihm übergeben hatte. Natürlich wiederum mit der Auflage sehr genau darauf zu achten, dass die Nachricht auch ihren Empfänger erreichen würde. Insgesamt übergab er zwei Schreiben und machte sich daraufhin wieder auf den Weg zurück zur Villa Flavia, in der Hoffnung auf eine Erfrischung an diesem heißen Sommertag.




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    Magistro
    Salii Palatini
    Roma


    Verehrter Magister


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, Sohn des Lucius Flavius Senerus und Enkel des Marcus Flavius Aristides. Es wäre mir eine große Ehre in die Traditionen meiner Familie zu treten und ein Sodalis in den Reihen der Salii Palatini zu werden. Mein Ansinnen würde ich gerne in einem persönlichen Gespräch darlegen, sofern mir ein solches gestattet wird.


    In der Hoffnung auf eine positive Antwort,


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    Pontifex M' Flavius Gracchus Magistro Salii Palatini s.d.


    Aus meiner eigenen Zeit als Magister der ehrenwerten Salii Palatini ist mir noch sehr gewahr wie bedauerlich stets eine Lücke in den Reihen der Sodales ist, gleich wie schwer geeignete junge Männer zu finden sind, welche bereit sind die Tradition ihrer Vorfahren fortzuführen.
    Um so erfreulicher - allfällig gar eine Fügung der Götter - ist der Umstand zu bewerten, dass erst kürzlich mein Großneffe Sextus Flavius Maecenas seinen Weg nach Rom hat gefunden. Er ist ein Enkel des Marcus Aristides, welcher ebenfalls lange Jahre in den Reihen der Palatini dem Mars zu Diensten gewesen ist. Tief verwurzelt in den Traditionen Roms und seiner Familie ist der junge Maecenas bestrebt, dem Weg seiner Vorfahren zu folgen und ob dessen einen Platz in den Reihen der Salii Palatini einzunehmen.


    Ich bitte dich darob, ihn den Sodales vorzustellen, als dass der vakante Sitz in euren Reihen allfällig bald gefüllt werden kann.

    Einige wenige Tage nachdem Maecenas Rom erreichte, hatte sein Gefolge den Rückweg nach Baiae angetreten. Natürlich musste diese Gelegenheit genutzt werden, um auf diesem Weg einen Gruß zu überbringen.



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    Flavia Agrippina
    Villa Flavia
    Baiae


    Liebe Großmutter


    Mit diesem Schreiben möchte ich dir mitteilen, dass meine Reise nach Roma eine durchaus angenehme gewesen war. Wie du bereits gesagt hattest, habe ich wohlwollende Aufnahme gefunden. Lass dir versichert sein, dass es mir gut geht und das mein Tatendrang ungebrochen ist. Deine, sowie Vaters Grüße und jene der Familia habe ich dem werten Onkel Gracchus überbracht. Das erste Gespräch habe ich sehr genossen und seinem Rat folgend werde ich noch heute damit beginnen die Stadt, welche meine neue Heimat werden soll, zu erkunden. Bitte richte auch du nun einem jedem meine Grüße aus.
    Diesem Brief werden zur Stunde noch weitere an Sextus Aurelius Lupus, Herius Claudius Menecrates und auch an den Magister Salii Palatini folgen, denen ich beizutreten gedenke. Natürlich werde ich es nicht versäumen, dich über meine weiteren Schritte auf dem Laufenden zu halten.


    Mögen die Götter ihre Hände über dich halten und dir stets gewogen sein.


    Dein Enkel


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    Der flavische Bote war außer Atem, als er endlich an der Villa Claudia ankam. Der Weisung gemäß stellte er sicher, dass das Schreiben in seinen Händen auch wirklich den Adressaten erreichte und machte sich dann wieder auf den Weg, der an diesem Tage noch recht lang werden sollte.




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    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma


    Salve Claudius Menecrates


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, der Großneffe des Manius Flavius Gracchus.


    Bisher war es mir nicht vergönnt, deine Bekanntschaft zu machen, denn diese scheiterte zunächst an meiner Jugend in Baiae, dann an der räumlichen Ferne zur Roma, welche ich aber nun aufgesucht habe, um meine nächsten Schritte auf meinem Lebensweg zu unternehmen. Mein Großonkel sprach stets nur Gutes über dich und deine Befähigung die Schritte Romas zu ihren Gunsten zu lenken. Da es auch mein Wunsch ist, in Bälde in den Dienst des Imperiums zu treten und den Cursus Honorum zu beschreiten, wäre es mir eine große Ehre, dich persönlich kennenzulernen. Mit diesem Schreiben möchte ich also um eine Unterredung bitten und die Gunst, deine Weisungen für einen weiteren Weg auf den politischen Bahnen zu vernehmen.


    Derweil harre ich mit dem Wunsch der Gunst der Götter für dich,



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    Ein flavischer Sklave beeilte sich, ein Schreiben abzugeben. Man hatte ihm eingeschärft, dass es auch wirklich seinen Adressaten erreichte. Als der Bursche festgestellt hatte, dass dies somit erledigt war, machte er sich auf den weiteren Weg.




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    Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve Aurelius Lupus


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, der Großneffe des Manius Flavius Gracchus.


    Ich erachte es als unabdingbar, dich auf diesem Wege anzusprechen, um dich um die Ehre einer Unterredung zu bitten. Mein Großonkel sprach stets in den höchsten Tönen von dir und ließ keinerlei Zweifel an der tiefen Verbundenheit unserer Familien. Es mir ein großer Wunsch, dir, als Haruspex und diesjähriger Praetor, persönlich die Bitte um ein Tirocinium unter deiner Führung anzutragen. Dies allerdings obliegt nun deiner Entscheidung.


    Derweil harre ich mit dem Wunsch der Gunst der Götter für dich,


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    [...]


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    Nach einem ausgiebigen Bad hatte ich mich dazu entschlossen, ein wenig auf dem Bett nach süßer Entspannung zu suchen und darüber nachzudenken, was als nächstes zu tun war. Offenbar war ich aber doch erschöpfter, als es mir lieb gewesen war, denn ich schlief ein und wanderte durch Morpheus Reich bis sich die Sonne am nächsten Morgen erhob. Ich konnte nur hoffen, dass es mein Onkel mir nicht verübelte, dass mich über all die Stunden zurückgezogen hatte, doch hatte meine Reise wohl einen Tribut gefordert. Nun allerdings ging es mir bedeutend besser. Trotz der italischen Wärme ging ein frischer, leichter Wind, der in das geöffnete Fenster meines Cubiculums hinein strömte, wo ich mich mit einem sehr leichten Morgenmahl am Schreibtisch niedergelassen hatte. Ich war fest entschlossen, die Gunst dieser Stunden zu nutzen, um die ersten Schritte zu wagen. In Form von einigen Briefen sollten sie die Größen dieser Stadt erreichen, von denen Gracchus mir am Vortag bereits so viel berichtet hatte. Für später hatte ich mir vorgenommen, ein weiteres Mal durch die Straßen der Stadt zu schweifen und jene Schönheiten zu finden, von denen mein Onkel so ergriffen war. Es war besser sich recht zügig mit der guten Roma vertraut zu machen und insofern war es unabdingbar meine Füße vor die Türe zu setzen.


    Unter dem Genuss von etwas hellem Brot, ein wenig Olivenöl, einer Orange und zwei Eiern ließ ich mir von einem Sklaven den Papyrus anreichen, während ich meine Worte wählte, welche ich gleich darauf auf diesen bannen wollte. Die Schönheit meines Sklaven Telys, der zu dieser Stunde noch entblößt und selig schlummernd auf meinem zerwühlten Bett weilte, lenkte mich allerdings noch einen Moment ab. Dennoch durfte die Pflicht nicht warten. Seufzend machte ich mich ans Werk und verfasste die Schriftstücke, die noch an diesem Tag die flavische Villa verlassen sollten.



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    Flavia Agrippina
    Villa Flavia
    Baiae


    Liebe Großmutter


    Mit diesem Schreiben möchte ich dir mitteilen, dass meine Reise nach Roma eine durchaus angenehme gewesen war. Wie du bereits gesagt hattest, habe ich wohlwollende Aufnahme gefunden. Lass dir versichert sein, dass es mir gut geht und das mein Tatendrang ungebrochen ist. Deine, sowie Vaters Grüße und jene der Familia habe ich dem werten Onkel Gracchus überbracht. Das erste Gespräch habe ich sehr genossen und seinem Rat folgend werde ich noch heute damit beginnen die Stadt, welche meine neue Heimat werden soll, zu erkunden. Bitte richte auch du nun einem jedem meine Grüße aus.
    Diesem Brief werden zur Stunde noch weitere an Sextus Aurelius Lupus, Herius Claudius Menecrates und auch an den Magister Salii Palatini folgen, denen ich beizutreten gedenke. Natürlich werde ich es nicht versäumen, dich über meine weiteren Schritte auf dem Laufenden zu halten.


    Mögen die Götter ihre Hände über dich halten und dir stets gewogen sein.


    Dein Enkel


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    Sextus Aurelius Lupus
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve Aurelius Lupus


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, der Großneffe des Manius Flavius Gracchus.


    Ich erachte es als unabdingbar, dich auf diesem Wege anzusprechen, um dich um die Ehre einer Unterredung zu bitten. Mein Großonkel sprach stets in den höchsten Tönen von dir und ließ keinerlei Zweifel an der tiefen Verbundenheit unserer Familien. Es mir ein großer Wunsch, dir, als Haruspex und diesjähriger Praetor, persönlich die Bitte um ein Tirocinium unter deiner Führung anzutragen. Dies allerdings obliegt nun deiner Entscheidung.


    Derweil harre ich mit dem Wunsch der Gunst der Götter für dich,


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    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Roma


    Salve Claudius Menecrates


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, der Großneffe des Manius Flavius Gracchus.


    Bisher war es mir nicht vergönnt, deine Bekanntschaft zu machen, denn diese scheiterte zunächst an meiner Jugend in Baiae, dann an der räumlichen Ferne zur Roma, welche ich aber nun aufgesucht habe, um meine nächsten Schritte auf meinem Lebensweg zu unternehmen. Mein Großonkel sprach stets nur Gutes über dich und deine Befähigung die Schritte Romas zu ihren Gunsten zu lenken. Da es auch mein Wunsch ist, in Bälde in den Dienst des Imperiums zu treten und den Cursus Honorum zu beschreiten, wäre es mir eine große Ehre, dich persönlich kennenzulernen. Mit diesem Schreiben möchte ich also um eine Unterredung bitten und die Gunst, deine Weisungen für einen weiteren Weg auf den politischen Bahnen zu vernehmen.


    Derweil harre ich mit dem Wunsch der Gunst der Götter für dich,



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    Gerade als ich meinen Brief an den ehrenwerten Claudier fertig gestellt hatte, klopfte ein Sklave an die Tür und überbrachte mir ein Schreiben, welches mein Großonkel verfasst hatte. Sobald ich es in den Händen hielt und las, erhellte sich meine Miene sichtlich.




    Pontifex M' Flavius Gracchus Magistro Salii Palatini s.d.


    Aus meiner eigenen Zeit als Magister der ehrenwerten Salii Platini ist mir noch sehr gewahr wie bedauerlich stets eine Lücke in den Reihen der Sodales ist, gleich wie schwer geeignete junge Männer zu finden sind, welche bereit sind die Tradition ihrer Vorfahren fortzuführen.
    Um so erfreulicher - allfällig gar eine Fügung der Götter - ist der Umstand zu bewerten, dass erst kürzlich mein Großneffe Sextus Flavius Maecenas seinen Weg nach Rom hat gefunden. Er ist ein Enkel des Marcus Aristides, welcher ebenfalls lange Jahre in den Reihen der Palatini dem Mars zu Diensten gewesen ist. Tief verwurzelt in den Traditionen Roms und seiner Familie ist der junge Maecenas bestrebt, dem Weg seiner Vorfahren zu folgen und ob dessen einen Platz in den Reihen der Salii Palatini einzunehmen.


    Ich bitte dich darob, ihn den Sodales vorzustellen, als dass der vakante Sitz in euren Reihen allfällig bald gefüllt werden kann.


    Unterdessen räkelte sich mein Sklave auf dem Bett und schlug zum ersten Male an diesem Morgen die Augen auf. Sein entzückendes Lächeln traf mich, wobei ich nicht umhin kam, die leicht verschlafene Note in seinem Antlitz als neuerlich überaus reizvoll zu empfinden. So lächelte ich also zurück und erhob mich einen Moment, um neben ihm auf das Bett zu finden. Für den folgenden Brief bedurfte es wohl eingehender Worte, welche sich erst einmal in meinem Kopf formen mussten. Dies fiel für gewöhnlich leichter, wenn man sich etwas dem Liebreiz hingab, den wohlgeformte Körperparitien verströmen konnten. Etwas versunken machte ich mich also daran mit der Hand die Konturen Telys‘ nachzufahren, ehe dieser sich aufrichtete und so vermessen wurde, mir einen Kuss zu stehlen. “Später!“, gab ich ihm deutlich zu verstehen und erhob mich wieder unter einem Seufzen.


    Zurück am Schreibtisch setzte ich den nächsten Brief auf und forderte von einem weiteren Diener einen Becher Zitronenwasser.



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    Magistro
    Salii Palatini
    Roma


    Verehrter Magister


    Es grüßt dich Sextus Flavius Maecenas, Sohn des Lucius Flavius Senerus und Enkel des Marcus Flavius Aristides. Es wäre mir eine große Ehre in die Traditionen meiner Familie zu treten und ein Sodalis in den Reihen der Salii Palatini zu werden. Mein Ansinnen würde ich gerne in einem persönlichen Gespräch darglegen, sofern mir ein solches gestattet wird.


    In der Hoffnung auf eine positive Antwort,


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    Gerade als ich mit dem Schreiben fertig war, kam der Sklave zurück und überbrachte mir das gewünschte Wasser, welches in einen Becher fand. An diesem nippend schaute ich noch einen Moment aus dem Fenster und genoss die Blütenpracht des Gartens, ehe ich neuerlich meinen Sklaven vernahm, der mit einem sehnsüchtigen Seufzen zu verstehen geben wollte, dass er noch immer auf dem Bett weilte und wartete. Meine Blicke schwenkten zu ihm hin und ich kam nicht umhin festzustellen, dass er eine arge Verlockung darstellte. Dennoch. Der Morgen war schon fast vorbei und Roma wartete, um mich mit ihren Schönheiten zu betören. Im Grunde genommen war ich recht neugierig, ob sie mich überzeugen konnte, so wie es mein Großonkel gesagt hatte. Kurzentschlossen erhob ich mich. “Erheb dich!“, befahl ich Telys barsch und schnippte mit den Fingern. “Ankleiden!“. Dem anderen Sklaven drückte ich die Schriftstücke in die Hand und gab ihm noch die ein oder andere Anweisung. Zudem die Mahnung, die Briefe sicher zu ihrem Bestimmungsort zu bringen.

    Aufmerksam lauschte ich auch weiterhin den Worten meines Großonkels, der mir nun die Besitztümer der Fortuna aufzählte. Irgendwie klang seine Stimme recht ehrfürchtig und beseelt von der Schönheit der Wege, die mich dorthin führen sollten. Alta Semita. Vielleicht sollte ich auf meinem Wege in der Tat die Vorhänge dieses Mal doch weit geöffnet lassen. Auch wenn mich vieles in der guten, alten Roma abstieß, so wäre dieser Weg wohl etwas, was ich mit offenen Augen in mich aufnehmen konnte. Allein schon aus dem Grund, der Stadt, in welcher ich mich bald heimisch fühlen wollte, eine Chance zu geben auch in meinem Herzen Wurzeln zu schlagen. Auch den Tempel der göttlichen Flavier wollte ich in Augenschein nehmen und bestimmt wäre es nicht verkehrt auch dort ein kleines Opfer zu lassen. Doch zuallererst intressierten mich die beiden Männer, die Gracchus erwähnt hatte und der ich ebenso meine Aufmerksamkeit widmen sollte. Anscheinend gab es über sie Vieles zu erzählen und ich wollte nur allzu gerne zuhören.


    Während ich also an meinem Weinkelch nippte, betrachtete ich meinen Großonkel nachdenklich, wie er über Aurelius Lupus berichtete, der ein halber Etusker war und sich wohl auch mit deren seherischen Kunst auskannte. Ich nickte begeistert und hörte, dass er einen sehr bekannten Großvater hatte und es auch verstanden hatte, sich selbst einen Namen zu machen. In dem Bürgerkrieg, von dem mir schon so viel zu Ohren gekommen war. Als dieser wütete, war ich noch ein Knabe gewesen, der im Vertrauen auf die Götter noch seine Bulla um den Hals getragen hatte. Fern von Rom war dieser Krieg fast so etwas wie eine unglaubliche Geschichte gewesen. Eine Gesichte, die Gracchus aber sichtlich mitzunehmen schien. Einen Moment lang wirkte er erstarrt und es erschien, als würde sämtliche Farbe aus seinen Extremitäten weichen wollen. Etwas alarmiert richtete ich mich auf, auch wenn es nur ein sachter Eindruck war, der mich ob meines Großonkels erreichte. Dann sah ich dem Schanksklaven dabei zu, wie er Gracchus Kelch neuerlich füllte. Doch schienen die Erinnerungen in dem Ältern so stark zu wühlen, dass dieser ein paar Schritte gehen musste.


    Wohlweislich blieb ich auf meiner Kline sitzen und beschloss dieses Verhalten nicht mit irgendeinem meiner Worte zu untermalen oder gar zu kommentieren. Natürlich in der Hoffnung, dass Gracchus auch von allein den Faden wieder aufnehmen würde. Insgeheim aber nahm ich mir vor, die Geschichte des Bürgerkrieges für mich selbst noch einmal durchzugehen und nach und nach zu erfahren, was diesen großen Mann in seinem Inneren so erschütterte. Doch nicht jetzt. Ich nickte, als Gracchus nun Nigirina erwähnte und Lupus jetztige Gemahlin, die noch jung an Jahren sein sollte und in der Stadt lebte. Auch der Name der Prisca fiel, welche die Frau des ehrenwerten Gracchus selbst war. „So sollte auch ich diesem Mann unbedingt mein Vertrauen schenken!“, erklärte ich, als mein Großonkel endete. Mir war bewusst, dass mit einem Tirocinium bei diesem Mann meine Schultern mit einigen hohen Erwartungen beschwert werden würden, doch war ich der Meinung recht stark zu sein und standhalten zu können. “Ich werde ihm einen Brief zukommen lassen, mit der Bitte um ein persönliches Gespräch und auch den Magister des Salii Palatini werde ich ein Schreiben schicken.“ Entschlossen schaute ich meinem Großonkel entgegen. Dann atmete ich tief durch und bemühte mich um ein Lächeln. Es war besser, das Gespräch nun von der Verganenheit fort zu lenken, da sie meinen Großonkel offenbar mitnahm. “Doch letzten Endes ist es auch deine Unterstützung, die ich mir erhoffe, Onkel,“, sprach ich dann meinen Wunsch aus. “Auch deine Taten und dein Wirken sind in Baiae schon beinahe eine Legende und ich hoffe sehr, dass ich mich deinen Fußabdrücken in der Geschichte der Flavier und auch in der Roms als würdig erweisen werde!“ Meine Worte kamen schon beinahe demütig aus mir hevor, auch wenn mir jedwede Form von Demut ansonsten mehr als nur schwer fiel. Erneut hob ich dann meinen Weinbecher. “Lass‘ uns also den Becher auf die Zukunft erheben, Onkel!“, stellte ich in den Raum und sah Gracchus erwartungsvoll an.

    Als mein Großonkel die Salii Palatini erwähnte, nickte ich begeistert, denn eine Mitgliedschaft in diesem erlauchten Kreis war in etwa das, was auch mir vorschwebte. Als ich dann auch noch hörte, dass ein Volumnius ausgestiegen sei, lächelte ich zusätzlich beglückt. “Über ein Empfehlungsschreiben wäre ich sehr dankbar!“, wäre ich sehr dankbar, während ich mir bereits imaginierte, wie ich in den kultischen Gewändern dastand. Mit ein wenig Glück könnte ich schon im Oktober am feierlichen Umzug teilnehmen oder aber im darauf folgenden März, was auch noch früh genug wäre. Viel Zeit um darüber nachzudenken blieb mir jedoch nicht, denn schon erklärte mir mein Großonkel, dass Aurelius Lupus und Claudius Menecrates die Männer wären, bei denen ich als Tiro vorstellig werden konnte. Ich sollte darüber einige Erkundigungen einziehen, auch wenn mir Claudius Menecrates eine gute Wahl schien, wenn er wirklich so eigenwillig war, wie Gracchus dies sagte. Ich nickte wieder. Diese Wahl sollte ich wohl durchdenken, denn immerhin würden meine ersten Schritte in der Roma auch davon abhängen, welchen Lehrmeister ich mir erwählen würde. “Ich denke, ich werde bei beiden vorstellig werden,“ erklärte ich. “Auch wenn mir der Claudier, so wie du ihn beschreibst, schon sehr zusagt.“ Doch letzten Endes war dies auch keine Wahl, die ich alleine treffen würde. Sowohl der Aurelier als auch der Claudier würden mich erst einmal als Tiro akzeptieren müssen.


    Auch den Purgitier würde ich aufsuchen und wenn auch nur aus dem Grund, mich mit ihm bekannt zu machen. Die Plebeier mochten der Nobilitas vielleicht nicht gleichgestellt sein, doch machten sie doch den größeren Teil der Bevölkerung aus und Bekanntschaften konnten gewiss nicht schaden. Was mein Großonkel nun über den Zufall sagte, erschien mir ein wenig fatalistisch zu sein, doch sicherlich war es weise, mir diesen Rat zu geben. Nachdem ich nun schon einmal von meinem Wein genippt hatte, schloss ich mich dem kleinen Trankopfer an und ließ ein wenig über den Becherrand, ebenfalls auf den Boden schwappen. “Dir gegeben, o Fortuna!“, sprach auch ich nun. Ich sollte mich wirklich vor dem Zufall hüten und jeden Schritt wohl bedenken. Zwar war ich mir sicher, dass mir die Götter hold waren, denn das waren sie stets, doch würde es auch nicht schaden, in Bälde ein Opfer darzubringen, um mir ihres Segens für meine Zukunft zu versichern. “Der Zufall ist eine Sache, die es wohl einzuplanen gilt“, bestätigte ich dann. “Weshalb wohl wichtig ist, mehrere Pläne zu schmieden, welche sich an diesem orientieren. Und es ist wichtig, den Willen der Götter in die Überlegungen einzubeziehen.“ Ich sah meinem Großonkel wieder entgegen. “Aus diesem Grund möchte ich in Bälde der Fortuna ein Opfer darbringen!“, offenbarte ich somit meine Gedanken. “Vielleicht wäre es auch von Vorteil, noch etwas über Aurelius Lupus und Claudius Menecrates zu erfahren. In Baiae hatte ich eher wenig Möglichkeiten mich im Vorfeld zu erkundigen. Auch war die Zeit dafür viel zu knapp bemessen. Was also kannst du noch über sie sagen?“

    Nein, gewiss konnte man Rom mit nichts vergleichen. Ich nicke auf die Worte meines Großonkels hin und lächelte, als er die Provinz Achaia erwähnte. An diese banden mich viele gute Erinnerungen und eines Tages würde ich es sicherlich wieder einmal besuchen, doch im Moment sah es so aus, als würde mich Roma voll und ganz gefangen nehmen müssen, wollte ich meine Pläne umsetzen. Böse Zungen jedoch – in gesprochener und in schriftlicher Form – hatten mir jedoch zugeflüstert, dass Roma neben einer wahren Königen auch eine wahre Hure zu sein vermochten, wobei man infolgedessen alle seine Schritte mit Bedacht setzen musste. Diesen Gedanken allerdings wollte ich dem großen Gracchus jedoch nicht mitteilen. Immerhin schien er begeistert von seinem Zentrum der Welt und wer konnte es schon wissen – vielleicht würde ich es ja eines Tages auch sein. Also galt es der großen Stadt eine Hand zu reichen und zu schauen, ob man diese behielt, oder ob sie einem abgerissen wurde.


    Doch zunächst stand die Frage im Raum, wie der angesehene Mann Roms aussehen sollte. Ich lachte leise auf. Die Wege abseits des Cursus Honorum galt es immerhin auch zu beschreiten und auch da hatte ich einige Ideen, welche jedoch noch ausgebaut und verfeinert werden konnten. Natürlich hoffte ich dabei auf die Expertise meines Großonkels, der nun ebenfalls an seinem Wein nippte. Irgendwie machte er für mich in diesem Moment den Eindruck eines geschlagenen Mannes, doch konnte dieser Eindruck natürlich auch täuschen. “Nun ja, Großonkel,“ begann ich also. “Neben den Pfaden des Cursus Honorum habe ich natürlich einiges vor.“ Auch ich lächelte nun und nippte an meinem Wein. “Auf jeden Fall werde ich die Ehre und der Ruhm der Götter hoch halten wollen. Ich spiele mit dem Gedanken mich auch im Cultus Deorum zu engagieren. Vielleicht auch in einem Verein oder in einem Collegium. Darüber hinaus hege ich die Absicht, mich bei einigen der hohen Männer der Stadt im Vorfeld schon einmal vorzustellen.“


    Natürlich würde ich nicht nur die Hähen Romas erkunden, sondern auch ein wenig in die Niederungen blicken. Nicht nur zur Freude, sondern vor allem auch zur Warnung an mich selbst und zum Gewahrwerden diverser Gefahren, welche aus eben jenen Niederungen hervor kriechen mochten. “Vielleicht weißt du einen weisen Mann, bei dem es mir möglich wäre das Tirocinum Fori zu absovieren? Einige Senatoren, deren Bekanntschaft unabdingbar ist?“ Wieder sprach recht viel Tatendrang aus mir. “Ich denke, man sollte dabei nichts dem Zufall überlassen. Denn immerhin soll der angesehene Mann auch letzten Endes noch so aussehen wie jener, den ich in einem Spiegel erblicken kann.“ Ich grinste leicht. “Nun ja. Nur eben viel älter als im Augenblick.“ Dass ein langer Weg würde, dessen war ich mir bewusst und ich wollte auch nicht, dass mein Onkel mich für einen törichten Menschen hielt, der meinte, dass ihm Ruhm und Ehre einfach so in den Schoß fallen würden.

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    Während ich meinem Großonkel ins Gesicht schaute, als dieser nun erklärte, dass Ziele immer eine gute Voraussetzung für eine Ankunft waren, wurde mir bewusst, dass ich wirklich keine Lüge ausgesprochen hatte. Zwar hatte ich durchaus forsch wirken wollen, doch hatte es schon immer Ziele in meinem Leben gegeben, welche entweder von anderen für mich gesetzt worden waren, oder aber solche, denen ich mich selbst gegenüber verpflichtet fühlte. So manches Mal in meiner frühen Jugend hatte ich mir vorgestellt, wie es wäre ein einfacher Plebejer zu sein, der nichts als eine schlichte Handwerkerkarriere vor sich hatte oder gar ein Peregriner, den wahrscheinlich noch weniger erwartete. Ich war neidisch auf die Kinder, die sich im freien Spiel auf Straßen und Plätzen amüsieren konnten, während über mich gestrenge Hauslehrer wachten. Heute allerdings bin ich dem Schicksal durchaus dankbarer gegenüber als damals, denn schließlich sind meine Ziele solche, die sich ein schlichtes Kind nicht einmal im Traum imaginieren sollte.


    Auf die Aussage hin, dass mein Brief bereits vor drei Tagen angekommen war, nickte ich erfreut. Also hatte ich die Zeit durchaus richtig berechnet und meine Abreise wohl gesetzt. Ich setzte mich auf Gracchus Deut hin wieder auf die Kline nieder, wo mit mein Sklave Telys erneut meinen bereits begonnenen Becher mit dem Wein überreichte. “Ja, die Familie!“, sagte ich eilig. “Meines Wissens sind alle wohl auf und bei bester Gesundheit!“ Mehr sagte ich noch nicht, denn Gracchus war mit seinen Worten noch nicht am Ende. Dabei stimmte es in der Tat, dass nicht mehr viele Flavier ihr Heil in der schönen Roma suchten, auch wenn sich die Schönheit dieser Stadt für mich erst noch offenbaren musste. Was ich bisher gesehen und erlebt hatte war eher meines Erschreckens als meiner Liebe würdig. Doch war es die Wahrheit, dass die Flavier ihr verpflichtet waren. Besonders zum Dank, der zu neuerlicher Aufopferung führen musste.
    “Wie recht du hast, Großonkel!“, entkam es mir beflissen und ich trank einen kleinen Schluck, ehe ich ausholte, um die Fragen nun ausführlicher zu beantworten.


    “Ich kann noch einmal versichern, dass es wirklich allen gut geht. In Baiae ist mir niemand aufgefallen, der klagen würde.“ Ich grinste leicht. “Titus tut die Luft am Meer auch weiterhin gut und Großmutter ist noch immer die Alte, sodass sich selbst die Mauern der Villa vor fürchten. Doch wie diese wagt nach wie vor niemand einen Schritt zurück!“ Ich lachte nun ein wenig über den Scherz, wurde dann aber wieder ernst. “Ich war lange Jahre unterwegs, seit Vater die Reiselust gepackt hatte und ich ihn begleiten durfte. Die letzten zwei Jahre habe ich in Apollonia verbracht, während er weiter gezogen ist und nun in Sardinia weilt. Doch hat mir die Zeit dort sehr gut getan und vieles mit sich gebracht, was ich wohl nur zu gut gebrauchen kann.“ Ich schmunzelte sachte, während ich nun begann ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. “Ich war auch bei den Olypmischen Spielen, was ein unglaubliches Erlebnis war. Isarion von Alexandria. Im Stadionlauf. Du hättest es sehen sollen! Kraft und Ausdauer wie ein Rennpferd!“ Ich lachte neuerlich leise und strahlte meinem Großonkel entgegen. “Überhaupt war es eine gute Erfahrung, die Provinzen zu sehen. Doch wie du dir denken kannst gleicht nichts dem italischen Boden. Ägyptus mag eine Reise wert sein, doch ist es dort so staubtrocken, dass man sich sehnlichst Wasser wünscht. Ist man dann auf dem Wasser, ersehnt man sich das Land und hat man es erreicht, stellt man fest, man weilt in Syria und vermisst dort die gute Kultur, welche man dann in Macedonia suchen muss. So zieht eines das andere nach sich und letzten Endes landet man doch wieder in Rom!“ Die ganze Zeit, während ich redete, hatte ich meinem Großonkel entgegen gesehen. “Doch hier werde ich wohl eine ganze Weile bleiben, wie ich es bereits geschrieben hatte. Auch wenn der Weg noch ein langer sein mag, so bin ich doch dazu entschlossen, meine Zukunft auf den Wegen dieser Stadt, hin zu einem angesehenen Mann Roms zu verbringen.“ Ein wenig schwungvoll hatte ich meinen Becher gehoben, doch zu einem Trinkspruch wollte ich es noch nicht bringen. Mein Enthusiasmus war mir bestimmt auch so anzumerken.

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    Mein Sklave hatte mir inzwischen meinen Wein überrreicht. Einen Wein, der nicht mehr ganz so arg verdünnt war. Ich genoss ihn und empfand ihn auch als durchaus kräftigend. Danach beschaute ich mir noch ein wenig die Einrichtung, wobei mein Blick einen Moment am Haushaltar festhing. Großes hatte ich mir für meinen Aufenthalt in Rom vorgenommen, von dem ich selbst nicht wusste, wie lange er dauern würde. Lange, wenn es Manius Gracchus zuließ. Über hunderte, nein, tausende von Straßen hatten meine Reisen mich geführt und einige jede hatte mich doch hier hin gebracht. Vielleicht wäre es ein passenden Thema für ein Gedicht, doch mein Herz hatte stets hierher gestrebt und nun, da ich vor Ort war, war Rom, soweit ich es gesehen hatte, doch nicht mehr als eine Stadt, welche die Provinzen nur in der geballten Anzahl der Einwohner übertraf. Gestank, vulgäre Reden, Gewühl, Geschrei. Man hatte es deutlich selbst in der Sänfte wahrnehmen können.


    Noch tief in meine Gedanken verstrickt, schaute ich plötzlich auf, als ich meinen Namen hörte. Augenblicklich stand ein Lächeln in meinem Gesicht, als mein Verwandter auf mich zu trat, die Hände nach mir ausstreckte und mich willkommen hieß. Ich erhob mich von der Kline, drückte Telys meinen Becher in die Hand und trat ein wenig auf Manius Gracchus zu, der mir im ersten Anschein ein würdiger Mann im besten Alter schien, um noch immer Welten zu bewegen. “Manius Flavius Gracchus!“, entgegnete ich und drückte fest die Hände zu einem Gruße. Diesen Mann hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. In meinen Erinnerungen standen nur flüchtige Bilder, doch gehört hatte ich natürlich umso mehr. Je älter ich wurde, umso deutlich wurde die Strahlkraft, welche dieser Mann in Rom für unsere Familia hatte. “Meine Reise war ein Leichtes,“ erklärte ich rasch. “Wie immer, wenn ein Ziel klar vor Augen liegt!“


    Ich lachte leicht, ließ die Hände los und seufzte dann schwer. “Ich hoffe, mein Brief ist rechtzeitig eingetroffen?“, fragte ich. “Doch zunächst muss ich Grüße überbringen von allen Flaviern in Baiae, Sizilien und im Imerpium. Zumindest von jenen, die von meinen Plänen wussten!“ Mein Lächeln war herzlich und ehrlich, auch wenn meine Nervosität noch immer spürbar war. “Ich weiß, dass es eine arge Überraschung sein muss, doch hatte ich das dringende Gefühl, dass diese Stadt mein nächsten Ziel sein musste. Es ist lange her….Großonkel, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ Auf meiner Zunge lag auch ein Kompliment, doch sprach ich es nicht aus. Es wäre besser, damit sparsam zu sein, damit es nicht falsch aufgenommen wurde. Für derartige Dinge war sicherlich auch später noch Zeit.

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    Auf dem Weg in die Villa hinein, kam ich nun doch nicht umhin, meine Blicke noch einmal auf den Sklaven vor mir zu setzen und etwas in mir machte sich sogar daran, diesen Anblick zu genießen. Schöne Menschen – und mochten es auch nur Sklaven sein – machten mir immer eine Freude, wenn sie dem Auge schmeichelten, doch zumeist war es doch so, dass wenn sie den Mund aufmachten eher ein Frosch aus ihnen wurde. Vielleicht schätzte ich solche Schönheiten gerade deshalb lieber schweigend. So wie der junge Sklave es tat, dem ich nun tatsächlich flüchtig ins Gesicht schaute. Braune Augen, ein wenig wie Tigeraugen, stellte ich für mich fest, ehe sich mich nun umschaute und die Gruppe Klinen erblickte, auf die der Junge deutete. Ich schenkte dem Burschen keine Beachtung mehr und trat auf diesen Ruhepool inmitten des Zimmers zu. Dort ließ ich mich auf eine der Klinen sinken und strich einer alten Angewohnheit folgend mit der Handfläche einmal über den Stoff des Bezuges. Seidenweich, leicht bestickt, ein wenig gülden schimmernd. Eine zufriedenstellende Feststellung. Dann blickte ich auf das Impluvium und versuchte meinte zuvor eingeübten Begrüßungsworte wieder in mein Gedächtnis zu bringen.


    Telys, mein Schatten, stellte sich derweil neben die Kline, betrachtete die Bemühungen des jungen Sklaven, um diesem dann eilig ein Glas verdünnten Weines abzunehmen, um es dann mir zu überreichen. Ich nahm es nur am Rande wahr, griff nach dem Wein und benetzte damit ein wenig meine Kehle, die nach der Staubtrockenheit der Reise nicht minder staubig war. Mich dürstete sogar regelrecht, doch wäre es überaus unziemlich den Wein einfach hinunterzuspülen wie ein plebejischer Karrenfahrer. “Etwas mehr Wein in das Wasser!“, forderte ich Telys auf und übergab ihm wieder das Glas. Mein Sklave sah dem Jungen tadelnd entgegen und übernahm diese Aufgabe nun selbst. Nach dem langen Weg und all der Bürde war mir nun nach etwas Kräftigem und reines Wasser würde ich später im Bad noch genießen können. Als ich das Glas wieder an mich nahm, schaute ich mich weiter um und kam nicht umhin festzustellen, dass die Flavier sich an diesem Ort auf‘s Trefflichste eingerichtet hatten. Ein Ort zum Wohlfühlen. Was wollte man mehr?

    Die Nachricht, dass man in der Tat für ein wohltuendes Bad sorgen würde, erfüllt mich mit einiger Vorfreude, doch wollte ich dies wirklich nicht dem Treffen mit Flavius Gracchus vorweg nehmen. Immerhin war dieser Mann eine Art Lichtgestalt, die ihre Strahlen einem Sol Invictus gleich ausandte. Ich hatte mir fest vorgenommen, in diesem Lichte zu aalen und zu meiner vollen Größe heran zu reifen, auch wenn ich zugeben musste, dass mich nun Nervosität beschlich. Doch war die Zukunft etwas, was angegangen werden musste, ehe es zu spät und man selbst schon ein alterndes Väterlein war. Mit festem Schritt folgte ich dem jungen Sklaven, wobei ich es aber nicht unterlassen konnte, noch eine Anweisung an den Ianator zu richten. “Sorge dafür, dass die Männer draußen angemessen verpflegt werden. Sicher ist auch etwas Platz, um sie bis zu ihrer morgigen Rückreise nach Baiae unterzubringen.“ Dann entschwand auch ich ins Atrium.

    Das Augenpaar, welches mir durch den Türspalt entgegenblickte, weitete sich nun ein wenig. Ebenso wie die Türe, die jedoch noch ein wenig weiter aufschwang. Eine Verbeugung des Ianators folgte und ein Willkommensgruß wurde ausgesprochen. Freundlich, zuvorkommend und ohne den Argwohn, der mir zuvor entgegen geschlagen war. Letzten Endes aber war dies eine Sache, die wohl in eine Stadt wie Rom Gang und Gäbe war, denn man konnte nie wissen, wer gerade zum Plündern unterwegs war. Ohne den Ianator auch nur eines Blickes zu würdigen – viel eher war es eine flüchtige, wedelnde Handbewegung, die meinen Dank für diese Begrüßung ausdrücken sollte – trat ich nun durch die Porta und schaute mich um. Vor mir fand ich nun einen Sklavenjungen, der mir entgegen geschoben wurde. Flüchtig blickte ich ihn an und hob dann wieder mein Haupt, um über seinen Schopf hinweg gen Atrium zu schauen. “Ich denke, dass ich meinen lieben, großen Verwandten sogleich meine Aufwartung machen werde!“, erklärte ich. Das gebot immerhin die Höflichkeit und die Freude in dieser Stadt und in diesem Haus hoffentlich eine ganze Weile verbleiben zu dürfen. “Derweil wäre es gut, wenn man für ein Bad sorgen könnte, sobald ich mit Flavius Gracchus gesprochen habe.“ Schließlich haftete der Dreck der Reise an mir und die Gerüche der schrecklich engen Gassen, an denen ich mit meinem Gefolge vorbei gezogen war.

    Den Blick hatte ich noch immer erhaben auf das Türblatt der Porta gerichtet, als dieses sich schließlich einen Spalt breit öffnete und das Augenpaar eines Ianators sich in eben jener entstandenen Ritze blicken ließ. Die Freundlichkeit des einzig ausgesprochenen Wortes ließ mich die Lippen zusammenpressen und tief durchatmen, doch ich sagte nichts und überließ die Konversation den Sklaven. Der Klopfer, dessen Name mir entfallen war, da ich diesen keineswegs als wichtig erachtete, lächelte nun freundlich. “Der ehrenwerte Sextus Flavius Maecenas ist aus Baiae angereist, um mit der Erlaubnis des ehrenwerten Flavius Gracchus hier Quartier zu nehmen!“, verkündete er dann, während ich mit der rechten Hand noch einmal meine prunk verzierte Tunika auf Bauchhöhe glatt strich und dem Ianator dabei einen Blick aus undurchdringlichen Gesichtszügen schenkte.

    Es war überaus ermüdend, sich den Weg durch die Stadt zu bahnen. Selbst wenn man in einer gemieteten Säfte saß, mit vorgezogenen Vorhängen und sanft in ein Kissen gelehnt, waren die Düfte, mit der diese Stadt die Sinne quälte nicht zu überbieten. Wenn ich eines hasste, dann waren es der Brodem, der der Straße entstieg und der an manchen Stellen, welche ich nicht einmal mit dem Auge betrachten wollte, besonders beißend erschien. Garküchen und Dreck, Dung und Schlamm. Nicht überall konnte man die Größe dieser Stadt preisen, doch als mir der gedungene Führer dieser Unternehmung verkündete, dass wir schon den Quirinal erreicht hatten, wurde es allmählich besser. Von nun an ging es buchstäblich bergauf, bis auch dieses letzte Schaukeln endete und mein Gefährt recht sanft auf dem Pflaster abgesetzt wurde. “Wir sind angekommen, Herr,“ tönte es von draußen und ich zog etwas skeptisch die Vorhänge zur Seite, um auf die Villa zu blicken, in welcher ich die nächste Zeit verbringen wollte. Dabei konnte ich nur hoffen, dass Flavius Gracchus, der große Mann von dem ich schon so viel gehört hatte in meinem Leben, auch anwesend war. Der Rest der Familie weilte in Baiae, auf Sardinia oder sonstwo im großen Imperium und ich hatte nur übel Lust, Tage und Wochen allein zu verbringen. Immerhin hatte ich seit dem letzten Jahren lange Reisen hinter mir und hätte folglich einiges zum Erzählen im Gepäck.



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    Nachdem ich die Aussicht auf das nette Anwesen einen Moment genossen hatte, blickte ich zum Mitreisenden in meiner Sänfte. Telys saß mir ein wenig verspannt gegenüber, dabei wusste ich nicht einmal warum. Herzensgüte? Ein Moment der Schwäche? Gut, ich betrachtete ihn gerne, weshalb das wohl legitim war, dass er drinnen und nicht draußen war. Dennoch reichte es nun auch. “Raus!“, befahl ich ihm nun recht harsch und er eilte sich, meinem Wunsch nachzukommen. Danach war ich an der Reihe meinen Fuß auf Romas Boden zu setzen. Ich richtete noch einmal meine Kleidung und machte mich dann ebenfalls auf den Weg. Dicht gefolgt von Telys, was ein Umstand war, an den ich mich inzwischen nicht nur gewöhnt hatte, sondern ihn sogar genoss. Der Sklave war nämlich ein recht hübscher Kerl, wobei es den meisten eher so erschien als wäre er eine junge, attraktive Frau. Schon oft war jemand in dieses Fettnäpfchen getreten und es bereitete mir stets eine diebische Freude. Einer der Sklaven war bereits an der Pforte, hinter der ich mir so vieles erhoffte. Als ich nah genug herangetreten war, klopfte er mehrmals vernehmlich an die Tür, während weiter unten meine Entourage auf weitere Anweisungen wartete. Ich war nämlich mit einigen Leibwächtern von Baiae hierher gereist, um vor etwaigen Angriffen geschützt zu sein.


    *tock* *tock *tock

    Ich würde gerne folgenden Neubürger anmelden:


    Name: Sextus Flavius Maecenas
    Stand: Ahm...Civis?
    Wohnsitz: Roma


    Väterliche Abstammung wäre Lucius Flavius Serenus und die gute Mutter ist noch unbekannt. So meine ich.