Etwas benommen setzte Zmertorix sich auf. Ihm war noch etwas schlecht. Vorsichtig nahm er den Glasspiegel in die Hand. So detailreich hatte er sein Gesicht noch nie gesehen. Nun wusste er um jeden Pickel, jedes Fältchen. Männer wie Frauen besaßen sie, daher störten sie ihn kaum. Nervös registrierte er jedoch seinen zurückweichenden Haaransatz, der ihm bisher nicht aufgefallen war. Mit den Fingerspitzen befühlte er um seinen Mund die rosig schimmernde Haut. Nicht ein Bartstoppel war zu spüren. Er hielt den Spiegel weiter weg und neigte ihn, sodass er seinen Körper sah. Er strich über seine glatte Brust. Die Haare dort empfand er stets als besonders entwürdigend, doch nun waren da keine mehr. Seine Brust, sein Bauch ... alles war weich.
Zmertorix musste den Kloß in seinem Hals herunterschlucken. "Es ist sehr schön geworden", sagte er.
Er starrte noch immer in den Spiegel, darum bemüht, die Gedanken an Cimber herunter zu kämpfen. Was würde er dazu sagen, würde er überhaupt? Warum sollte er? Cimber war ein gestandener Römer, Eques im Dienst des Imperiums. Zudem hatte er eine Frau, wie anders hätte er einen Sohn zeugen können? Zmertorix durfte sich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Weltliche Dinge waren unbedeutend, Kybele galt all seine Liebe. Und doch wünschte er sich soeben nichts sehnlicher als Cimbers Gegenwart, seine warmen Hände, die über seine glatte neue Haut strichen. Doch was spielte es für eine Rolle? Nach der Entmannung würde er ohnehin in einen Tempel ziehen.
"Verzeihung, ich war in Gedanken. Es sieht sehr gut aus. Ich bin sicher, dass ich lange Freude daran haben werde, Viridomarus. Was kommt nun? Und sind Stimmungsschwankungen bei diesen Behandlungen normal? Ich bin froh über meine sich verändernde Gestalt, aber zeitgleich innerlich ein wenig aufgewühlt. Könnte es eine Nebenwirkung der Rhusma Turcorum sein? Sonst neige ich nicht zu Sentimentalität."