Beiträge von Almut

    Es war natürlich nicht sonderlich einfach, von der desillusionierten, verschleppten Frau zur dienstbaren Sklavin zu werden, die in jedem Moment das tat, was der Mann vor ihr wollte und was angebracht war. Es war ein gewisses Talent zum Schauspielen vonnöten, denn niemand konnte wirklich immer auf Kommando fröhlich oder glücklich sein, nicht wahr?

    Doch dies hier war noch eine der leichteren Aufgaben. Ein paar Töne auf der Flöte zu spielen und danach ein Lied aus ihrer Heimat zu singen, auch wenn es nur relativ kurz und unbedeutend war, tat gut und ließ sie die Umgebung kurz vergessen, immerhin. Sie konnte sich darauf konzentrieren und gleichzeitig alles um sie herum vergessen.


    Doch kaum hatte sie geendet, war sie wieder im Hier und Jetzt. Der Mann, Galeo Decimus Sagitta, applaudierte ihr und hatte anscheinend Gefallen an ihrer Musik gefunden. Das war ja schon einmal gut! "Danke, Dominus," nickte sie ihm zu, als er ihr sogar ein Kompliment machte.

    Sein nächstes Angebot war ebenso nett, allerdings erforderte es, dass sie sich recht nah an ihn heran setzte, auf der Bank, auf der er saß. Doch sie leistete dem Angebot, welches wohl auch eher eine Aufforderung war, schweigend Folge.

    "Soll ich eure Flöte reinigen, Dominus?" fragte sie dann mit unschuldigem Blick, welcher verdeutlichte, dass sie damit tatsächlich die von ihrem Spiel und Speichel verunreinigte Holzflöte in ihrer Hand meinte.

    Es war eben, wie es immer war: Wenn man auf der Siegerseite stand, ging es einem gut und man konnte mit den Besiegten tun und lassen, was man wollte. Das war letztlich der Lauf der Welt, keine Frage, aber man haderte natürlich oft erst wirklich damit, wenn man selbst oder vielleicht das eigene Umfeld wirklich davon betroffen war. Erst dann realisierte man, dass manche Dinge eben von grundauf falsch waren.

    Andererseits bedeutete Sklave zu zwar, dem Willen seines Herrn zu unterliegen, aber ebenso musste dieser sich auch um einen kümmern. Und solange dieser das tat, musste man zwar ebenso harte Arbeit verrichten, aber man wusste zumindest meistens, dass für einen gesorgt war und man nicht Hungern würde. Es kam eben darauf an, einen guten Herrn zu haben, leider konnte man sich diesen ja nicht aussuchen.


    Almuts Latein war einfach und hatte sich erst in den letzten Monaten ein wenig verbessert, als sie die Sprache immer wieder um sich herum gehört hatte. Immerhin hatte ihre Kenntnis aber auch dafür gesorgt, dass man sie als Haussklavin handelte und nicht für deutlich einfachere Tätigkeiten vorschlug.

    Sie nahm die Gelegenheit wahr, den Mann kurz zu mustern, als er nach etwas suchte. Er war sicher nicht viel älter als sie selbst, aber dennoch konnte ihr Weg bisher vermutlich verschiedener nicht sein. Und nun würde er untrennbar voneinander sein.


    „Ich kann es versuchen, Dominus,“ meinte sie, nachdem sie zögerlich die Flöte an sich genommen hatte. Hatte sie eine Wahl? Sie wollte sich ja gut stellen mit ihm. Kurz wurde das Instrument taxiert, aber es war letztlich sehr ähnlich zu den deutlich einfacheren Flöten, die sie bisher kannte. Dann nahm sie das Mundstück an die Lippen und begann, nach einem tiefen Durchatmen, ein paar der langsamen Töne aus ihrer Heimat zu spielen, die einen gewissen traurigen Unterton nicht verbergen konnten. Nach einiger Zeit nahm sie die Flöte dann herab und sang mit ihrer hellen Stimme ein dann doch eher heiteres Lied in ihrer Sprache über einen Jäger, der einem Hasen nachstellt, dabei aber nicht mit dessen Agilität gerechnet hatte und am Ende in einem Bach landet. Eben etwas, was man sich an den Lagerfeuern zusang und dann darauf trank. Dennoch war ihr gerade nicht zum Lachen zumute, als sie letztlich endete.

    Also wenn das Portal die Seite ist, die man als erstes sieht, wenn man auf die Seiten des IR kommt, dann finde ich Handbuch und Spielregeln dort aber sehr gut aufgehoben und auch wichtig. Für jemanden, der ganz neu wäre, zum Beispiel.

    Sicher, Mogontiacum war eine besondere Stadt, an dem sich Germanien
    und Rom begegneten. Frieden war dort möglich, doch änderte dies
    wenig daran, dass sich die Menschenjäger wenig dafür
    interessierten, sondern stattdessen mit der Gier Roms nach Sklaven
    den Stand ihres Geldbeutels aufbesserten. Ob das Dorf, welches sie
    überfielen friedlich, arm oder reich war, interessierte sie meist
    ebensowenig, wie die Beziehung der Menschen dort zu Rom. Wichtig war
    nur, wieviele der Menschen man dort versklaven konnte, und Almut
    konnte gar nicht anders, als die Dinge so zu sehen, dass daran
    letztlich nur die Römer schuld waren. Denn nur solange es sich
    lohnte in Germanien Menschen zu rauben um sie in Athen zu verkaufen,
    würde dies auch getan werden. Und ohne den Bedarf Roms wäre dem
    vermutlich nicht so.


    Doch nun, dies war
    gerade unwichtig. Denn sie war ja hier und konnte nicht anders. Der
    Mann vor ihr kannte zwar vielleicht die römische Stadt nah ihrer
    Heimat, mehr aber kaum, wie es schien. Es hätte sie auch gewundert,
    hätte er bereits von ihrem Stamm gehört. Nun, vielleicht wäre ihm
    eine Sklavin eines größeren, wichtigeren Stammes lieber? Das konnte
    sie kaum ändern.

    „Mein Vater war
    der Vorsteher eines Dorfes und wir haben mit den Römern Handel
    getrieben,“
    fügte sie hinzu, auch um klarzustellen, dass sie
    durchaus bereits mit seinen Leuten zu tun gehabt hatte. „Daher
    spreche ich eure Sprache ein wenig, Dominus.“

    Die kleine
    Trotzigkeit wich der erneuten Überraschung, als er fragte, ob sie
    musizieren könne. „Ich… ich kann ein wenig Flöte spielen, singen, und
    natürlich tanzen, Dominus. Wieso?“
    Bei dem letzten Wort
    verschluckte sie sich fast und hob die Hand vor den Mund. „Verzeiht.“

    Almuts Gedanken rasten. Natürlich wollte sie ihm Grunde keinesfalls hier sein, nicht einmal in der Nähe. Sie wollte nach Hause, das war ihr einziger Wunsch, doch ebenso wusste sie eigentlich, dass es ihre Heimat in dieser Form nicht mehr gab, denn ihr Dorf und alle die sie kannte oder liebte waren tot oder verschleppt. An diesen Gedanken hatte sie sich, soweit das möglich war, bereits gewöhnt oder sich zumindest damit arrangiert, es blieb ihr ja auch nichts anderes übrig, wenn sie sich nicht selbst belügen wollte. Es blieb ihr also nur zu hoffen, dass die Götter es in Zukunft etwas besser mit ihr meinten, denn der Herr eines Sklaven war durchaus entscheidend und bestimmte natürlich, wie es diesem erging. Und wenn man es gut mit ihr meinte, dann bestand ja vielleicht doch noch eine geringe Möglichkeit, dass sie dieser riesigen Stadt irgendwann einmal entfliehen könnte und in die Hügel ihrer Heimat zurückkehren mochte.

    Doch dies war Zukunftsmusik. Der Mann versuchte die Situation zu erfassen und kommentierte dies. Ihren Namen, wie sie hier her kam, ihre Beziehung, dass er ihr neuer Dominus war. Für sich, aber vermutlich ebenso für sie selbst, es war ja eben eine Überraschung für sie beide. Die Sklavin verzichtete auf eine Antwort oder eine Reaktion, so, wie es sich für sie gehörte, wenn man sie nicht zum Sprechen aufforderte. Ob er sie ebenfalls erkannte, wusste sie nicht, es spielte aber auch keine Rolle, auch nicht, dass er sie eingehender musterte. Dies war sie ja bereits gewohnt.

    Erst als er sich setzte hob sie den Blick und schaute ihn verunsichert an. “Ich.. stamme aus Germania. Vom Stamm der Chatten... nicht so weit von Mogontiacum.” Die Stadt kannte sie natürlich, auch wenn sie noch niemals dort gewesen war. Er würde sie sicherlich ebenfalls kennen. “Ich bin noch nicht so lange ...hier. Und kann euch als Magd oder Haussklave dienen.” Dies waren die Dinge, die man ihr gesagt hatte, und sie sah es für den Moment als ausreichend an. Persönlicheres wollte sie ohne Weiteres nicht preisgeben.

    Almut hatte zwar die Aussage des Aufsehers, der sie ein wenig vorbereitet hatte, dass nämlich der Mann ihr neuer Herr sei, gehört, dennoch war die Angelegenheit für sie verständlicherweise sehr neu und aufregend. So oft geschah es eben nicht, dass man sich jemandem vorstellte, der danach über sein ganzes Leben bestimmen durfte, nicht wahr? Und schon gar als noch recht neue Sklavin, die hier und jetzt ihren ersten ‚Dominus‘ kennenlernen sollte.

    Entsprechend aufgeregt war sie. Es fiel ihr schwer, sich diese Rolle überhaupt vorzustellen, doch der Sklavenhändler hatte ihr jeden Widerstand aus dem Leib geprügelt, weshalb es letztlich wohl auch so lange gedauert haben mochte, bis sich ein Käufer für sie gefunden hatte.


    Mittlerweile waren aber alle Verletzungen geheilt und man hatte sie seit dem Markt sehr gut behandelt. Weshalb, das konnte sie kaum sagen, aber wenn sie nun ihrem Herrn vorgestellt werden sollte, auf diese Weise zumal, dann konnte sie sich denken, dass sie eben eine gute Figur abgeben sollte. Ob sie das tat? Sie war gebadet, kaum frisiert, aber gut gekleidet für eine Sklavin. Der Händler hatte sie auf ein wenig unter fünfeinhalb pes gemessen, sie war schlank und ein wenig abgemagert in den letzten Wochen, weil ihr das Essen kaum mehr schmeckte. Ihr Blick war gesenkt und sie wagte es nur kurz, ihn zu heben, als der Mann den Brief mit dem ihr unbekannten Inhalt studierte.


    Offensichtlich war er ebenso überrascht wie er es sein sollte, das war recht ersichtlich. Doch: Sie kannte ihn. Hatte ihn zumindest mehrfach auf dem Schiff gesehen, welches sie hierher gebracht hatte, auch wenn sie nicht wusste, wer er war oder warum sie nun ihm gehören sollte. Ein junger, kräftiger Mann, von dem sie aber lieber mehr gewusst hätte als sein Aussehen. Doch dafür musste sie wohl abwarten.


    Sie hielt den Blick gesenkt, als er sie ansprach. „Ich… nein, Dominus. Mein Name lautet Almut, Dominus.“ Warum interessierte ihn das?

    Es war in Almuts Leben viel geschehen während der letzten Monate. Erst im Spätsommer hatte die junge Germanin vom Stamm der Chatten den mit Abstand größten Einschnitt erlebt, als räuberische Menschenjäger in ihr überraschtes und überrumpeltes Heimatdorf eingedrungen waren und die Bewohner, die sie nicht erschlagen hatten, und jene Bewohner, die sie nicht direkt erschlugen, verschleppten. Ihre Eltern und ihre Schwester hatten es nicht überlebt, ebensowenig wie der Mann, der schon bald ihr Ehemann hätte werden sollen, aber einer ihrer Brüder musste das gleiche Schicksal wie sie erdulden, und so oder so ähnlich war es allen Familien im Dorf ergangen.



    In Gefangenschaft und auf den Schiffen der Menschenjäger hatte der erst neunzehn Jahre alten jungen Frau auch ihr ehemaliger Status als Tochter eines Häuptlings wenig genutzt, aber da die Chatten natürlich auch mit dem nahen Römischen Reich zu tun hatten und hin und wieder sogar handelten, konnte sie mit ihren geringen Lateinkenntnissen zumindest hin und wieder aufschnappen, was mit den Gefangenen geschehen sollte. Nun, dies war ja leider ohnehin klar: Man würde die geeignete Beute ins Mittelmeer bringen, um sie dort an den großen, reichen Häfen als Sklaven zu Gold zu machen.



    Und so kam es dann auch. Nach Wochen der Fahrt hatte sie irgendwann auch ihren Bruder aus den Augen verloren, der auf einem anderen Schiff gewesen war, welches einen anderen Hafen ansteuerte. Almut aber landete in Athen.

    Dort kaufte sie ein Händler, der sie für gut genug erachtete um vielleicht eine Haussklavin oder Magd abzugeben, man musste es sehen. Er richtete sie her, damit sie den Käufern ins Auge falle mit ihren blonden Haar, und gab ihr den neuen Namen ‚Corinna‘, damit man sich diesen auch merken könne. Athen war riesig, fremd und Almut fühlte sich hier elend und einsam, und ahnte, dass es in Zukunft wohl nur schlimmer kommen konnte. Man hörte die eine oder andere Geschichte über das Leben als Sklavin, es käme schlimm, erst recht wenn man eine junge Frau war. Da musste man sich nichts vor machen.



    Dennoch fand sich zunächst kein Käufer für die Germanin, erst vor nicht einmal zwei Wochen war es dann soweit. Ein älterer Römer fand anscheinend gefallen vor ihr, die es mittlerweile beinahe gewohnt war, sich auf dem Markt begutachten zu lassen, auch wenn sie es immer noch erniedrigend fand. Aber sie hatte ja keine Wahl.

    Doch der Mann namens Lucius Decimus Subrius behandelte sie gut, ließ sie erneut herrichten, waschen und frisieren und steckte sie dann in eine recht hochwertige Tunika, zumindest aus
    ihrer Sicht, bevor er sie mit einem Aufseher auf ein Schiff setzte, welches wohl nach Rom fahren sollte.



    Und hier kam man dann endlich an, erst heute Mittag. Es dauerte eine Weile, bis die Passagiere und die Ladung von Bord gebracht wurden, und der Aufseher sich um die Germanin kümmern konnte. Er schien klare Anweisungen zu haben, denn er sorgte dafür, dass Almut erneut gebadet wurde, dann ging er mit ihr ein Stück durch die Stadt bis zu einem Gebäude, welches offensichtlich das Ziel war. Almut konnte sich nicht orientieren, die Stadt war nochmals deutlich überwältigender, als es Athen gewesen war und sie war sprachlos, man erwartete aber gerade ohnehin nicht, dass sie sprach. Zum Glück.



    Der Aufseher betrat das Haus, meldete sich im Vestibulum an und brachte sie dann bis vor eine Tür, vor welcher sie stehenblieben. „Hinter dieser Tür wartet dein neuer Herr, Mädchen. Klopfe an, betritt den Raum und gib ihm dies,“ sprach er, gab ihr eine Schriftrolle, dann trat er ein paar Schritte zurück und bedeutete ihr, fortzufahren.

    Almut zögerte nur kurz, es wurde ihr bereits beigebracht, dass es besser war, zu gehorchen. Also tat sie wie befohlen, klopfte, und betrat dann den Raum mit gesenktem Kopf, nachdem sie
    hereingebeten wurde. Ihre blonden Haare fielen ihr lang über den Rücken, die Tunika war immer noch recht hochwertig, um den Hals der Eisenring, der sie als Sklavin auszeichnete. „Dominus.“ War ihr halblauter Gruß, während sie ihm die Schriftrolle überreichte.





    Mein Sohn,



    Dies ist Corinna, eine

    Germanin. Sie soll dir den Anfang in der Stadt ein wenig erleichtern.

    Ich bin mir sicher, dass du Verwendung für sie hast.



    Dein Vater

    Salve,


    ich wurde nach Rom verkauft.


    Name: Almut, als Sklavin genannt 'Corinna'

    Stand: Sklave

    Wohnort: Roma

    Dominus: Galeo Decimus Sagitta