Beiträge von Antigonos

    Antigonos nickte und zog sich zurück. Wenige Augenblicke später betraten zwei reizende Sklavinnen das Atrium und reichten vorzüglichen Falerner, frisches Quellwasser und Appetithäppchen.

    Antigonos organisierte inzwischen die Cena. Die Köchinnen holten zum großen Rundumschlag.

    Nachdem die Sklavinnen die Gäste versorgt hatten zogen sie sich zurück.

    Die Augenbraue des Antigonos blieb wo sie war,...oben.

    Ad Hoc? Nun, Lepidus wird sich freuen wenn hier an ihm vorbei eingeladen wird.

    Er nickte dem dreisten Jüngling zu und entgegnete Wieviele Gäste erwartest du?

    Eine nicht unerhebliche Frage. Die Küche der Aemilier war einfach, das beste war der gut gelagerte Falerner.

    Antigonos , als Leibsklave des Lepidus und Major domus dieser Villa nicht daran gewohnt heran gewunken zu werden, hob die Augenbraue und entschied sich dann Secundus nicht vor seinem Gast zu blamieren.

    Er trat neben Secundus und sah ihn ernst an.

    So betrat Antigonos das Atrium , gefolgt von einem Troß Sklaven, die eilig noch ein wenig, wenn auch wenig notwendige Ordnung schafften. Sie richteten den Besprechungsbereich her,platzierten Getränke und kleine Häppchen und verschwanden gerade vor dem Eintreffen des Gastes.

    Antigonos trat ihm entgegen und beugte kurz sein Haupt.

    Mein Herr, Gaius Aemilius Lepidus heißt dich in der Villa Aemilia willkommen. Bitte nimm Platz, es wurde nach Secundus geschickt.

    Antigonos wies den Gast auf die Sitzgruppe hin, wo ihn bereits eine Sklavin erwartete um für sein Leibliches Wohl zu sorgen.

    Er kam Lepidus´Wunsch seine Unpäßlichkeit zu verkünden nicht nach. Sollte Lucius Annaeus Florus Minor den Wunsch haben den Herrn des Hauses zu sprechen, so würde dem wohl entsprochen werden.

    Antigonos verharrte neben seinem Dominus und wartete bis dieser sich äußerte. Als er dann den Ausruf vernahm nickte er nur. Ich werde alles notwendige veranlassen Dominus...

    Nero war eine stete Last, ein Mühlstein um Lepidus´Hals. Hatte er Anfangs noch ein wenig Mitleid mit dem Kind, so wandelte sich dieses bald in Ablehnung. Der Charakter dieses Balgs zeigte sich bereits früh, auch ohne die folgenden Vorbehalte und Ausgrenzungen seitens seiner Geschwister und deren Freunde.

    Der Einzige der damals für ihn da war war Kimon, sein Sohn. Doch stieß der kleine Nero den Sklavensohn von sich und malträtierte ihn wo er nur konnte.

    Ja, Nero,...viele gute Männer ließen zu früh ihr Leben, ...und diese Ausgeburt des Styx trieb weiter sein unseeliges Leben als würde Hades selbst ihm den Einzug verweigern.

    So lange hatte er nichts von seinem Herrn und Freund gehört oder gesehen. Antigonos wußte, daß diese Wechselwetterlage ihm gesundheitlich stark zusetzte. Lepidus´Miene war von Schmerz tief zerfurcht und er zog sich dann immer wieder zurück. Aber vielleicht würde ihn der Brief ein wenig aufheitern. Pius hatte sich wahrlich Zeit gelassen seinem Vater zu schreiben.

    Lepidus fühlte sich wohl gestört und so hob Antigonos die Hand mit dem Brief und lächelte ihm zu.

    Salve Dominus,...Ein Brief aus dem fernen Germania,...von Pius will ich meinen.

    Und siehe da, Lepidus´Miene hellte sich auf. Es gab ihm Moment einfach zu wenig Freude in seinem Leben. Antigonos reichte ihm den Brief und fragte, Kann ich sonst noch etwas für die tun?

    Doch wie erwartet vertiefte sich Lepidus gleich in die Lektüre des Briefes und ein Kopfschütteln verneinte seine Frage.

    Antigonos warte ab bis die Lage entspannt und ruhig war, dann schickte er die beiden Schwerter Gerta und Brunhild mit Häppchen und Fingerschalen zu den beiden. Er sah wie Lepidus litt und dessen Blick auf Iulias Büste sagte ihm, daß sein alter Freund immer noch an seinem Verlust darbte.

    Er war einfach untröstlich und verlor sich nur in seine Arbeit und seiner Leidenschaft um zumindest zeitweise etwas Lebensfreude zu haben, Die Marter hatte Lepidus nicht verdient.

    Und während die beiden hübschen Keltinnen ihre Dienste verrichteten trat Antigonos ins Atrium und reichte warme Decken für die Beine, während Fabius und Wolf zwei Feuerschalen platzierten. Die Temperaturen erforderten das.

    Antigonos öffnete die schwere Türe und staunte nicht schlecht als er den hohen Besuch dort stehen sah.

    Sofort sandte er einen jungen Sklaven um den Herrn des Hauses zu informieren.

    Mit einer einladenden Geste bat er den Claudier und seine Begleitung in die alte Villa Aemilia und führte sie zum Atrium.

    Das Atrium präsentierte sich von seiner guten Seite. Bequeme Sessel und dicke Kissen boten behagliche und bequeme Sitzgelegenheiten. Zwei Sklavinnen sorgten für die Bewirtung der Gäste.

    Ach sieh an, der Claudier. Salve Claudius Victor. entgegnete er ebenfalls lächelnd. Der Bursche war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er mochte den Claudier. Er war einer der ruhigeren Patrizier, kam da ganz nach seinem Vater.

    Ja,...Pius ist noch da,...du kennst dich ja aus. Er trat zur Seite, hielt die Türe auf und bat ihn herein.

    Antigonos klopfte an die Porta, doch nur der Form halber. Er wußte, daß Pius nicht im Cubicullum sein würde. Er wartete kurz lauschend ab und öffnete dann die Porta. Er hielt sie Myriam, der Wäschefrau auf, die einen Haufen Tunicas für Pius´Reise nach Germania auf den Armen trug. Sie waren bereits kleingefaltet und so passten mehr davon in Pius´Reisesack.

    Antigonos musste lächeln. Die Aemilier waren ein seltsames Völkchen. Da reiste ein Spross dieser alten Patrizierfamilie durch die Weltgeschichte und stopfte seine Habseligkeiten in einen Sack, anstatt einer Kiste, wie das wohl jeder andere Reisende machen würde. Warum?...um schneller voran zu kommen. Kisten waren sperrig, bedurften spezieller Transportbedingungen und beeinflussten das Reisetempo. Reisesäcke konnte am bequem auf einem Pferd befestigen.

    Er nickte Myriam zu, als diese die vorbereitete Kleidung auf dem Bett platziert hatte. Woraufhin sie sich zurückzog. Pius bestand darauf seinen Sack selber zu packen,...so wüßte er immer wo was war. Er war ein sehr pragmatischer junger Mann. Antigonos legte wie vereinbart ein paar Briefe dazu. Alle Adressaten lebten in Germania, so auch sein Sohn Kimon, der dem unsäglichen Nepos als Scriba diente. Kimon war ein melancholischer und leicht phlegmatischer Junge gewesen, dabei jedoch sehr wissbegierig und rationell. Er beherrschte 7 Sprachen in Wort und Schrift. Hatte eine wunderbare Erzählstimme. Er wäre im Grunde der perfekte Lehrer für die kleine Iulia gewesen. Doch auch Nepos wußte um diese Vorzüge und nahm ihn seinerzeit einfach mit nach Germania. Seitdem sind 3 Jahre vergangen. Antigonos strich sanft über den Brief an seinen Sohn, sah sich noch einmal um und verließ dann das Cubicullum. Bald schon,...bald würde sein Sohn wieder hierher zurückkehren...ganz sicher.

    Antigonos war in den letzten Tagen ständig in Sorge um Lepidus. Der Verlust des Bassus ging auch ihm sehr nah. So sah er regelmäßig nach seinem Herrn und Freund, räumte die oftmals unberührten Speisen wieder ab und brachte Tags darauf neue.

    Er reagierte fast schon erleichtert als Faustina ihn zu Lepidus rief und eilte, so schnell er konnte zu dessen Cubiculum und fragte mehrmals den scheinbar geistig Abwesenden nach dessen Wünschen.

    Wie aus einem Traum erwachend kam Lepidus zu ihm und sie machten sich langsam auf zum Balneum. Die letzten Tage hatten Lepidus sehr geschwächt...udn wieder machte er sich Sorgen, auch wenn Lepidus ihn gespenstisch anlächelte.

    Antigonos trat auf die Familie zu und sah sie traurig an. Es gibt Kunde aus Germania,... Es fiel ihm schwer, sichtlich schwer, denn was er zu sagen hatte traf auch ihn im Herzen. Bassus ist in Germania bei einem Gefecht gefallen, dem Vernehmen nach war auch Nero in dieser Reisegruppe,...hat das Ganze jedoch überlebt. Er nickte tiefbetrübt und zog sich dann diskret zurück. Wenngleich sein Verhältnis zur Familia eng und freundschaftlich war, betrachtete er es als zwingend nötig jetzt die Pietät zu wahren.

    Antigonos nickte und betrachtete das kleine Mädchen. Er nickte und entgegnete,

    Dein Brief kam erst Gestern an,...wie übrigens auch dein Bruder Pius. Ein Lächeln umspielte sein faltiges Gesicht.

    In deinem Cubiculum ist alles beim Alten,...ich lasse noch ein Bett für die Maus zustellen,...willkommen in der Villa Aemilia ihr beiden!

    Antigonos bewegte sich seinem Alter entsprechend zur Porta. Herrschaftszeiten, sollte er es denn noch erleben daß auch Faustina in den Schoß der Familie zurückkehrte?

    Er zog die Porta auf und sah den Gallier mit dem ihm eigenen Gleichmut an und schüttelte den Kopf. Dann sah er sie, Faustina. Sie war nicht mehr das Mädchen, was sie war als sie ging. Was er sah war eine junge Frau und das was sie bei sich trug war wohl ein Grund weshalb sie doch keine Vestalin geworden war.

    Willkommen daheim mein Täubchen,...wie ich sehe hast du deinem Vater eine kleine Überraschung mitgebracht...

    Seine linke Augenbraue wanderte nach oben und er sah sie müde an. Lepidus haderte mit dem Gedanken seine kleine Tochter an die Vestalinnen zu verlieren. Wie er wohl damit umgehen würde, daß sie ihm ein kleines Abbild ihrer Selbst mitbrachte. Antigonos musste es wissen, er war der Erste der Faustina damals in den Armen hielt. Ihr Vater kämpfte am anderen Ende der Welt gegen die was weiß ich,...Hottentotten. Der ganze Haushalt war ihr Familie, und die erste Zusammenkunft mit ihrem Vater Lepisdus, der schwer verletzt aus dem Feldzug heimkam war eher zurückhaltend. Mit der Zeit jedoch wurde alles gut und die kleine Faustina sein Augenstern.

    Es war früh,...zu früh. Antigonos quälte sich aus seinem Bett, schlüpfte in seine gefilzten Schlappen und schlürfte zur Porta. Müde lehnte er sich gegen die Porta und fragte halblaut,

    Es ist früh,...wer ist dort und was ist dein Begehr?

    Er hoffte inständig auf eine kleine Lieferung oder einen Boten. Er war zwar sicher, daß Lepidus wach wäre, wenn er überhaupt geschlafen hatte, aber selbst er wäre ein wenig irritiert zu dieser Stunde gestört zu werden. Hinter der Türe erklang eine Stimme und sagte etwas was er nicht verstand. Antigonos ärgerte sich über sein nachlassendes Gehör und öffnete kopfschüttelnd die Luke um den Störenfried in Augenschein zu nehmen.

    Schlagartig war er wach. Er schloß die Luke mit einem Schwung dessen Resultat wohl das ganze Haus geweckt haben dürfte. Doch das war ihm egal, es war ihm sogar recht.

    Ein wenig knarrend öffnete sich ein Flügel des Tores und er trat zur Seite um Pferd und Reiter hinein zu lassen.

    Willkommen daheim, Pius,...willkommen daheim!

    Und kurz darauf umarmten sich die beiden. Den Göttern sei Dank, du bist zurück,...gesund und munter aber ziemlich hager...meinte er lächelnd und resultierte mit einem Blick auf die schlotternde Kleidung des Heimkehrers.

    Antigonos tat es in der Seele weh den guten Lepidus dermaßen zu sehen. Red´dir das nicht ein, mein Freund. Es ist der Götter Ratschluß wann sie unseren Lebensfaden durchtrennen. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, zerbricht dir doch nur das Herz.

    Er nahm den Arm Lepidus und unendlich langsam brachte er ihn in eine aufrechte Position. Lepidus ließ den Kopf hängen und atmete schwer. Antigonos strich ihm sacht über die Schulter und meinte,

    Es ist eine Nachricht von Marcus angekommen...ein Bote brachte sie vorhin. Wie erwartet hob Lepidus den Kopf und sah ihn aus Schmerzgeplagten Augen an, doch schien ein Lächeln seine versteinerten Züge aufzubrechen. Marcus war seine Sonne. Keines seiner Kinder kam seiner Iulia so nah wie Marcus.

    Marcus, den sie alle nur Pius nannten war der absolute Favorit unter den Sklaven im Haus. Die Frauen umschwärmten ihn, die Männer balgten um seine Gunst. Sollte Lepidus dereinst zu seiner Iulia heimkehren, so würde das Haus der Aemilier in Marcus einen würdigen Pater familias finden.

    Er trifft in zwei Tagen hier ein, er ist in Ostia gelandet...so nun komm, der Medicus wartet.

    Antigonos half Lepidus auf die Beine und begleitete ihn langsam in sein Cubiculum, wo der Medicus auf ihn wartete. Beim Rausgehen sah er, daß Lepidus kaum etwas gegessen hatte.

    Antigonos war die Anwesenheit Neros nicht entgangen. Seine Handlungen ließen auf eine längere Abwesenheit schließen. Er war hin und her gerissen ihn anzusprechen, gar aufzuhalten. Doch schließlich beließ er es dabei ihn zu beachten.

    Nero hatte es nie leicht, Lepidus war zu sehr in seinem Schmerz gefangen. Doch er hatte es dem Knaben an nichts fehlen lassen, Bildung, Erziehung, alles erstklassig, nur fand er nie zu ihm, sucht nie die Nähe.

    Nero entwickelte dann eben rebellische Tendenzen. Vermisste angeblich was er gar nicht suchte.

    Er wünschte ihm insgeheim Glück auf seinem Weg. Wohin er ihn auch führen mochte.

    Antigonos nickte verstehend. Die Umstände hier in Roma waren multiple und chaotisch. Die ganze Stadt erdrückte ihn förmlich. Lepidus, der nach dem Tod Iulias in einer Art Flucht den Stoikern folgte war im Grunde seines Herzens ein sensibler Mensch, ein Schöngeist, der der ars vivendi zugetan war. Mit dem Tod seines Vaters oblag ihm das Gens zu führen. Ihm der nie führen wollte, der alles nach der ultima Ratio anging, dem die Schönheit der Weisheit Sinn des Lebens wurde.

    Er war so anders als sein Vater, der Consul, den Kriegshelden, dem Senator, dem Geschäftsmann, dem Sklavenhalter und Dakerschlächter der mit Trajan den Tod ihres Freundes rächte und schließlich den Dakerkönig Decebalus in den Selbstmord trieb.

    Lepidus war all dies fremd. Er war kein Machtmensch wie sein Vater oder sein Bruder Nepos. Er verabscheute Gewalt, die Intrigen des Hofes, Verrat und Feme. Antigonos nahm den Teller und meinte, nachher kommt der Medicus wegen deinem Rücken...ich schicke dir Circe und Maria, damit sie dich vorbereiten... wenn er schon in seinem Geiste begann seine Würde zu verlieren, so sollte es doch niemandem auffallen und den Mythos der uralten Adelsfamilie zumindest optisch erhalten. Als er den Raum verlies sah er noch einmal zurück auf den Mann der in einem Scherenstuhl saß und mit müden Augen einen imaginären Punkt am Horizont fixierte. Mit einer Träne im Auge schloß Antigonos die Türe.

    Antigonos brachte einen Brief seines Herrn und lieferte ihn ordentlich ab.



    Herius Claudius Menecrates


    Villa Claudia


    Salve Menec,

    es freut mich von dir zu lesen. Ich habe noch ein paar Besuche zu erledigen, Besuche welche mich vollauf beschäftigen werden. Danach bin ich gerne dein Gastgeber und wir werden uns schmausend über das Vergangene hermachen. Ich bin sicher wir werden es bedauern den Kontakt verloren zu haben.

    Darf ich dir ANTE DIEM VI ID MAR DCCCLXXI A.U.C. (10.3.2021/118 n.Chr.) als Termin vorschlagen?

    Sollte dir dies widerstreben, kannst du mir Alternativen vorschlagen, aber bitte nach diesem Termin.


    Vale bene, in freudiger Erwartung,

    dein


    Lepidus