Beiträge von Elias Pascasius

    "Nein, nein, das nun wahrlich nicht. Ich bestehe darauf, die Salbe zu bezahlen. Wieviel sollst du dafür haben?"

    Ich nestele an meinem Geldbeutel, um Viridomarus auch sehen zu lassen, dass es mir Ernst ist.


    "Über gemeinsame Warenbestellungen können wir sicher bei Gelegenheit reden, ich möchte mich aber erst noch in der Gegend umschauen, ob ich Heilpflanzen hier finden kann. Das Land wirkt zwar sehr trocken, aber das tut Judaea auch und dennoch haben wir dort, zwar an entlegenen Stellen, gute Vorräte finden können. Ich kann dir gern etwas davon zeigen, wenn du meine Praxis besuchst. Aber nun sag schon, was soll die Salbe kosten?"

    Ich muss seine Worte kurz durchdenken, aber der Vorschlag von Viridomarus war sicherlich nicht schlecht. Vermutlich könnten wir beide von gegenseitiger Bewerbung profitieren, ich vielleicht noch mehr, da ich noch neu bin.


    "Meine Praxis ist Teil meines Hauses", sage ich und erkläre ihm den Weg. "Ich konnte ein paar Nebenräume umnutzen und eine zusätzliche Tür einbauen lassen. Und mit dem Schild über der Tür wird man es auch kaum verfehlen können. Meinen Patienten werde ich gerne von deinem Laden erzählen, auch wenn die meisten ihn schon kennen werden. Wie lange bist du schon hier? Und von der Salbe nehme ich dann erst einmal gerne etwas mit, sie gefällt mir, aber ich muss sie... nun... am Patienten prüfen."

    Ich nehme die Münze entgegen, die mir nicht dem Namen nach bekannt war, aber ich hatte schon einmal eine solche gesehen. Der Wert war mir nicht ganz bekannt, aber die Kosten waren damit auf jeden Fall gedeckt und meine Laune hellte sich auf.


    "Ich bedanke mich und wünsche deiner Herrin gute Besserung. Beehrt mich gern wieder, falls ihr weitere Anwendungen braucht oder andere Probleme auftreten."

    Ich hatte ganz plötzlich ein Tuch an den Augen, das meine Tränen wegwischte. Die Hand dahinter gehörte Viridomarus. Ich bin verwirrt über diese plötzliche Nähe, kann aber nicht zurückweichen und muss es zulassen. Die Verwirrung wurde noch größer, als er mir das Tuch mit den Worten "es gehört dir" schenkte. Seine folgenden Erklärungen nehme ich kaum richtig zur Kenntnis und als er einen Moment verschwindet, entspanne ich mich.


    Der plötzlich hinzukommende andere... Angestellte des Ladens kommt zu mir und will meine Hände reinigen, was meine Verwirrung und Erstarrung nur wieder verschlimmert. Dennoch halte ich ihm meine Hände hin, ich weiß einfach nicht, was ich anderes tun soll. Das Rosenwasser, das ich als Getränk erhalte, schmeckt tatsächlich vorzüglich, die Gesamtsituation irritiert mich aber weiterhin, sodass ich kein Wort herausbringe.


    Viridomarus kehrt nach einiger Zeit zurück, in den Händen ein neues Tiegelchen, in dem ein Spatel steckt. Nach seiner Aufforderung greife ich nach dem Spatel und rieche an der Salbe, die er wohl gerade zusammengemischt hat. Der Duft ist der gleiche wie zuvor, die Konsistenz der Salbe dagegen ist deutlich besser als die des Öls; sie ist fester und würde daher in schwierigen Situationen nicht verlaufen.


    "Ich... ja, ich habe eine Praxis bei mir zu Hause eröffnet. Ein paar Straßen weiter."

    Die plötzliche betonte Freundlichkeit des Mannes, der weder seinen Namen noch den seiner Herrin hatte fallen lassen, irritiert mich ein wenig, aber ich nehme es hin als das, was es vermutlich sein sollte...


    "Dann werde ich sie nicht untersuchen und hoffe, dass meine Tränke ihr Linderung verschaffen. Wenn Sie es als notwendig empfinden sollte, die Tränke mit einem Gebet zu begleiten, werde ich sie auch nicht aufhalten, aber nunja, sie muss nicht. Wenn das dann alles wäre?"

    "Was heißt das 'sie hält Zwiesprache mit den Geistern der Vergangenheit'? Ist sie wirr oder fiebert sie? Vielleicht solltest deine Herrin einmal zu mir bringen, damit ich sie untersuchen kann. Vielleicht hilft auch ein gesunder Schlaf, dafür ist das hier genau richtig", sage ich und hole zwei weitere Fläschchen. Ich stelle fest, dass ich meine Vorräte aufstocken sollte.


    "Gebete und Zauberformeln sind nicht nötig, wohl eher hinderlich. Nur eine halbe Flasche einige Zeit vor dem Schlafengehen. Unverdünnt. Ohne Wein oder andere Getränke. Kein Essen danach und auch etwa eine Stunde davor nicht mehr. Jedes dieser Fläschchen kostet drei Sesterzen, ich bekomme daher neun insgesamt."

    Ein bereits älterer, ergrauter Sklave in einer Tunika kommt zu Elias um ihn zu bedienen. Es war noch sehr früh am Tag und es war fast leer.


    "Salve, Herr. Mein Name ist Demetrios. Was darf es denn sein? Heute haben wir henqet pur oder verdünnt, Wein pur und verdünnt, Wasser, Gemüse- und Fischsuppe sowie frisches Brot."


    Erwartungsvoll sah der Sklave den Heiler an, damit er es ihm sogleich bringen konnte.

    "Salve, von henqet habe ich noch nie gehört, was ist das? Und passt es zur Fischsuppe und dem Brot?"

    Ein Diener also, interessant.

    "Nun, ich fertige nicht viele Tränke an, aber doch ein paar. Und deine Herrin hat das Glück, dass ich einen solchen Trank tatsächlich erst kürzlich mitentwickeln durfte. Warte einen Moment."


    Ich verschwinde schnell wieder in den Nebenraum und suche aus meinen Vorräten das entsprechende Fläschchen raus. Es hatte sich als hilfreich herausgestellt, die Fläschchen mit farbigen Blüten zu verzieren, um sie schneller auseinanderhalten zu können. So finde ich dann auch schnell die richtige und gehe zurück zum Diener.


    "Hier ist da Präparat, zu erkennen an der Kornblume auf der Flasche. Es besteht aber in erster Linie aus Baldrian und etwas dünnflüssigem Honig und erfüllt auf jeden Fall den Zweck, den deine Herrin beabsichtigt. Enthalten sind zwei Anwendungen, außer bei schweren Problemen, dann nur eine. Hat deine Herrin denn schwerwiegendere Schlafprobleme?"

    Die Tür zur Praxis hatte sich geöffnet als ich gerade im Nebenraum war, um dort etwas Ordnung zu schaffen. Etwas irritiert von der lauten Anrufung gehe ich also zurück in den Vorraum und sehe einen Mann mit festem Blick, aber ohne Haare. Sein Kleidungsstil ist ungewöhnlich, aber auf jeden Fall über dem von gewöhnlichen Haussklaven, die tagtäglich über die Straßen eilen.


    "Salve. Willkommen in meiner bescheidenen Praxis. Wo hast du Schmerzen?"

    An einem etwas abgelegeneren Teil der Hauptstraße hatte scheinbar vor einigen Tagen eine neue Taberna eröffnet. Es ist nicht ganz die Art von Örtlichkeiten, die ich zwingend besuchen muss, aber da ich auch neu in der Stadt war, schadete es sicher nicht, auch hier einmal vorbeizuschauen. Und meine Praxis war ohnehin noch leer genug, sodass ich meine Zeit sehr frei nutzen kann.


    Ich betrete also das Geschäft mit dem klangvollen Namen "Aus der Hand von Schesmu"... ein Name, der viele Fragen aufwirft.

    Es sieht nach einem gemütlichen Etablissement aus, das aus den Räumlichkeiten das Beste macht. Die angebotenen Speisen und Getränke klingen zunächst sehr basal, aber man kann nie wissen, ob nicht vielleicht mehr dahinter steckt. Ich habe freie Platzwahl, was aber sicher auch an der Tageszeit liegen kann...

    Alles, was Viridomarus als Erklärung für das Öl vorbrachte, hatte ich schon einmal gehört, da war ich mir sicher. Aber es erneut zu hören, war auf jeden Fall kein Fehler, denn es führte nochmal alle Einsatzmöglichkeiten vor Augen... auch wenn ich es lediglich für mich selbst nutzen würde. Viridomarus ist ein faszinierender Mann. Nicht nur kennt er seine Produkte scheinbar sehr gut und stellt vieles selbst her, nein, er konnte auch sofort verstehen, worauf es mir ankommt.


    Wie er vorschlägt, nehme ich einen Probe vom Geruch. Der frische, leicht beißende, aber in jedem Fall alles andere überlagernde Duft der Pfefferminze war mehr als kräftig und würde sicherlich ausreichen, um gegen jeden üblen Gestank eine starke Barriere darzustellen. Ich habe ein wenig zu tief eingeatmet, meine Augen tränen leicht.


    "Oh, ja. Das ist sehr gut, das wird mir helfen. Aber ich bin nicht sicher, ob ein Öl gut geeignet ist. Kennst du nicht andere Möglichkeiten? Lässt sich das vielleicht in eine andere Konsistenz bringen?"

    Bevor ich etwas erwidern konnte, war Viridomarus schon verschwunden, kehrte aber ähnlich schnell zurück und erklärte mir dann die Tiegelchen, die er mitgebracht hatte.


    "Nun, ich denke, dass etwas Blumiges angenehm wäre, aber vielleicht nicht stark genug. Es geht mir nämlich nicht um die Gerüche der Stadt, ich bin Arzt und hatte schon einige Male mit solchen... Gerüchen zu tun, wenn ich an einem Kranken arbeiten musste. Die Alten sind besonders schlimm... ich bin nicht sicher, ob diese drei Tiegel da passend sind. Der da", sage ich und zeige auf Tiegel 3, "könnte vielleicht eine Option sein. Ach, und ich stamme aus Judaea."

    Der Besitzer des Ladens kommt zu mir und spricht mich an. Ich habe ihn nicht gehört, obwohl ich meine Umgebung eigentlich nie unbeobachtet lasse. Er wirkt sehr freundlich und erfreut mich zu sehen. Hat er nicht viele Kunden?!


    "Salve, Viridomarus. Ein interessanter Name... aber ich darf mich nicht beschweren, du wirst das gleiche sagen. Ich bin Elias Pascasius und gerade erst hierher nach Caesarea gezogen. Ich sehe mir gerade die Stadt an, um mich orientieren zu können und habe deinen Laden gesehen. Aber da du es ansprichst... ich könnte eine duftende Salbe gebrauchen, die starken Gestank überdeckt, wenn ich sie mir an die Nase schmiere. Kannst du mit sowas dienen?"

    Nachdem die wenigen Habseligkeiten eingerichtet waren, besah ich mir die Stadt. Ein interessant aussehendes Geschäft erregte mein Interesse: "Caesareas dufter Viri".

    Ich kann mit dem Namen nichts verbinden, aber es sieht aus als könnte es eines Tages nützlich sein, den Laden zu kennen. Also betrete ich das Geschäft.

    Mir strömen direkt unzählige Gerüche entgegen, Farben zeigen sich in heller Pracht in der teils schattigen Dunkelheit der Ecken der Räume, aber nichts wirkt heruntergekommen oder gar verrucht.


    Ich sehe mich ein wenig um...

    Die Praxis des Heilers Elias


    Die ersten Tage waren nicht einfach. Ich war angekommen, hatte das Haus gefunden und es nunmehr vollständig eingerichtet. Glücklicherweise war es großzügig geschnitten und ich konnte sogar eine weitere Tür einbauen lassen. Hinter dieser lagen aber keine Wohnräume, von denen ich jetzt zwei weniger hatte - da ich alleine bin ist das aber auch egal - , sondern meine Behandlungszimmer.


    Bevor ich Elias Pascasius wurde, war ich Elias der Heiler. Es gab viele Heiler und Ärzte überall, besonders in Judaea, deswegen war ich fortgegangen. Ich hörte damals schon von den berühmten Gelehrten der Griechen und der Römer, mit ihnen kann ich es an Gelehrsamkeit nicht aufnehmen, aber ich hatte Erfahrungen gesammelt und meine Fähigkeiten geschult. Und niemand war gestorben, nachdem ich mich um seine oder ihre Wunde gekümmert hatte... naja, bis auf Schlomo, den Einsiedler, der mit einem Schlangenbiss zu mir kam, den ich versorgen konnte. Aber danach wurde er wieder von einer Schlange gebissen...


    Hier wird es besser laufen, das habe ich im Gefühl und ich glaube fest daran. Also bringe ich ein Schild an der neuen Tür an:


    ELIAS


    MEDICUS

    ιατρός

    רופא


    Das Haus des Elias Pascasius


    Der Weg war weit gewesen, die Reise beschwerlich und die Gesellschaft... unfassbar schlecht. Daher war ich froh, dass ich vor einiger Zeit endlich in Caesarea ankam. Nicht mittellos, aber doch ohne eine Idee, was mich erwarten würde. Ich kannte Cappadocia bislang nur aus Geschichten und Erzählungen und aus der Schrift, die uns in Judaea nähergebracht wurde. Aber ich wusste weder wie es hier aussah, noch wo ich unterkommen könnte. Ich kannte hier niemanden... naja, ich kenne noch immer niemanden. Aber eine Bleibe habe ich gefunden, ein nettes kleines Haus etwas abseits gelegen mit einem Garten und viel, viel Ruhe.


    Ich sitze hier nun, meine wenigen Habseligkeiten untergebracht und mache mir Gedanken über die kommende Zeit. Was werde ich tun? Was kann ich tun? Wer lebt hier noch in der Stadt? Ich werde all das sicherlich bald herausfinden...

    Freut mich, dass Caesarea doch klappt.


    Der Name setzt sich aus zwei Dingen zusammen: Elias leitet sich vom hebräischen Elijahu ab und stammt aus dem Alten Testament (Prophet Elija/Elia/Elias). Pascasius leitet sich vom Osterfest (Pessach) ab. In der Form Pascha hab ich latinisiert und das H wegfallen lassen.