Eine neue Heimat / Die Praxis des Heilers

  • Das Haus des Elias Pascasius


    Der Weg war weit gewesen, die Reise beschwerlich und die Gesellschaft... unfassbar schlecht. Daher war ich froh, dass ich vor einiger Zeit endlich in Caesarea ankam. Nicht mittellos, aber doch ohne eine Idee, was mich erwarten würde. Ich kannte Cappadocia bislang nur aus Geschichten und Erzählungen und aus der Schrift, die uns in Judaea nähergebracht wurde. Aber ich wusste weder wie es hier aussah, noch wo ich unterkommen könnte. Ich kannte hier niemanden... naja, ich kenne noch immer niemanden. Aber eine Bleibe habe ich gefunden, ein nettes kleines Haus etwas abseits gelegen mit einem Garten und viel, viel Ruhe.


    Ich sitze hier nun, meine wenigen Habseligkeiten untergebracht und mache mir Gedanken über die kommende Zeit. Was werde ich tun? Was kann ich tun? Wer lebt hier noch in der Stadt? Ich werde all das sicherlich bald herausfinden...

  • Elias Pascasius

    Hat den Titel des Themas von „Eine neue Heimat“ zu „Eine neue Heimat / Die Praxis des Heilers“ geändert.
  • Die Praxis des Heilers Elias


    Die ersten Tage waren nicht einfach. Ich war angekommen, hatte das Haus gefunden und es nunmehr vollständig eingerichtet. Glücklicherweise war es großzügig geschnitten und ich konnte sogar eine weitere Tür einbauen lassen. Hinter dieser lagen aber keine Wohnräume, von denen ich jetzt zwei weniger hatte - da ich alleine bin ist das aber auch egal - , sondern meine Behandlungszimmer.


    Bevor ich Elias Pascasius wurde, war ich Elias der Heiler. Es gab viele Heiler und Ärzte überall, besonders in Judaea, deswegen war ich fortgegangen. Ich hörte damals schon von den berühmten Gelehrten der Griechen und der Römer, mit ihnen kann ich es an Gelehrsamkeit nicht aufnehmen, aber ich hatte Erfahrungen gesammelt und meine Fähigkeiten geschult. Und niemand war gestorben, nachdem ich mich um seine oder ihre Wunde gekümmert hatte... naja, bis auf Schlomo, den Einsiedler, der mit einem Schlangenbiss zu mir kam, den ich versorgen konnte. Aber danach wurde er wieder von einer Schlange gebissen...


    Hier wird es besser laufen, das habe ich im Gefühl und ich glaube fest daran. Also bringe ich ein Schild an der neuen Tür an:


    ELIAS


    MEDICUS

    ιατρός

    רופא


  • Stoff der Träume


    3403-diener3klein-pngAuch zu dem neuen iatros, der kürzlich in Caesaraea aufgemacht hatte, schickte Nannaia Surena einen Diener und suchte ihn nicht selbst auf. Aber es war Elahbel, ihr sceptuch, den man in Roma einen Maiordomus genannt hätte, ein Diener von höchstem Rang und kein Sklave, der nun die Tür probierte zu öffnen und sie offen fand.


    Zweifelsohne war der Arzt anwesend.

    Elahbel trat also ein und rief mit Stentorstimme: "Sei gegrüßt, Elias", denn das war der Name auf dem Schild.

  • Die Tür zur Praxis hatte sich geöffnet als ich gerade im Nebenraum war, um dort etwas Ordnung zu schaffen. Etwas irritiert von der lauten Anrufung gehe ich also zurück in den Vorraum und sehe einen Mann mit festem Blick, aber ohne Haare. Sein Kleidungsstil ist ungewöhnlich, aber auf jeden Fall über dem von gewöhnlichen Haussklaven, die tagtäglich über die Straßen eilen.


    "Salve. Willkommen in meiner bescheidenen Praxis. Wo hast du Schmerzen?"

  • 3403-diener3klein-pngElahbel gefiel die zupackende Art des jungen Heilers, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel:

    " Danke für dein Willkommen. Oh nein, ich selbst habe keine Schmerzen.", erwiderte der Eunuch und legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander:

    " Ich möchte im Dienste meiner Herrin einen Heiltrank erstehen. Etwas Leichtes nur, was die Nerven beruhigt und den Schlaf fördert. Gewiss fertigst du doch solche Tränke an?"

  • Ein Diener also, interessant.

    "Nun, ich fertige nicht viele Tränke an, aber doch ein paar. Und deine Herrin hat das Glück, dass ich einen solchen Trank tatsächlich erst kürzlich mitentwickeln durfte. Warte einen Moment."


    Ich verschwinde schnell wieder in den Nebenraum und suche aus meinen Vorräten das entsprechende Fläschchen raus. Es hatte sich als hilfreich herausgestellt, die Fläschchen mit farbigen Blüten zu verzieren, um sie schneller auseinanderhalten zu können. So finde ich dann auch schnell die richtige und gehe zurück zum Diener.


    "Hier ist da Präparat, zu erkennen an der Kornblume auf der Flasche. Es besteht aber in erster Linie aus Baldrian und etwas dünnflüssigem Honig und erfüllt auf jeden Fall den Zweck, den deine Herrin beabsichtigt. Enthalten sind zwei Anwendungen, außer bei schweren Problemen, dann nur eine. Hat deine Herrin denn schwerwiegendere Schlafprobleme?"

  • 3403-diener3klein-pngElahbel war schon zufrieden damit, dass der Heiler nicht darauf bestand, dass Nannaia Surena persönlich zu ihm kommen sollte. Denn das wäre leider unmöglich gewesen.


    "Meine Herrin ist oft nachts wach und schläft am Tag, denn sie hält Zwiesprache mit den Geistern der Vergangenheit, Medicus", antwortete er: "Das Fläschen mit dem Blumensymbol ist sehr ansprechend gestaltet.

    Ich kaufe drei davon und hoffe, dass sie dadurch etwas Ruhe findet.

    Ach ja, welche Opfer muss sie dabei bringen und welche Gebete oder Zauberformeln dazu aufsagen, damit der Schlaftrunk wirkt?"

  • "Was heißt das 'sie hält Zwiesprache mit den Geistern der Vergangenheit'? Ist sie wirr oder fiebert sie? Vielleicht solltest deine Herrin einmal zu mir bringen, damit ich sie untersuchen kann. Vielleicht hilft auch ein gesunder Schlaf, dafür ist das hier genau richtig", sage ich und hole zwei weitere Fläschchen. Ich stelle fest, dass ich meine Vorräte aufstocken sollte.


    "Gebete und Zauberformeln sind nicht nötig, wohl eher hinderlich. Nur eine halbe Flasche einige Zeit vor dem Schlafengehen. Unverdünnt. Ohne Wein oder andere Getränke. Kein Essen danach und auch etwa eine Stunde davor nicht mehr. Jedes dieser Fläschchen kostet drei Sesterzen, ich bekomme daher neun insgesamt."

  • 3403-diener3klein-pngIn früheren Zeiten wäre Elias Iatros für seine Frage, ob Nannaia Surena denn wirr reden würde, bestraft worden, doch dies hier waren andere Zeiten.

    Caesarea war nicht das parthische Reich sondern ein Teil des Imperium Romanum, und auch eine Dame aus dem Hause der Surena, dessen Ältester das Privileg hatte, den parthischen König der Könige zu krönen, war hier nicht mehr als eine beliebige Peregrina.


    Nannaia hatte daher Elahbel eingeschärft, auf keinen Fall konfliktiv zu sein. Er hielt sich an die Anweisung.


    Sein Ton blieb sehr freundlich, als er antwortete: "Meiner Herrin Verstand ist so klar wie ein Kristall, Elias. Doch du kannst sie nicht untersuchen - es sei denn, du wärst ein Eunuch."

    Sein Blick sagte jedoch deutlich: Was nicht ist, kann ja noch werden.


    Aber eine andere Frage interessierte ihn doch:

    " Du sprichst davon, dass Gebete für die Heilung eher hinderlich sind. So bist du ein Ungläubiger gegenüber den Göttern? "

  • Die plötzliche betonte Freundlichkeit des Mannes, der weder seinen Namen noch den seiner Herrin hatte fallen lassen, irritiert mich ein wenig, aber ich nehme es hin als das, was es vermutlich sein sollte...


    "Dann werde ich sie nicht untersuchen und hoffe, dass meine Tränke ihr Linderung verschaffen. Wenn Sie es als notwendig empfinden sollte, die Tränke mit einem Gebet zu begleiten, werde ich sie auch nicht aufhalten, aber nunja, sie muss nicht. Wenn das dann alles wäre?"

  • 3403-diener3klein-pngWäre Nannaia Surena anwesend gewesen, hätte sie Elahbel wohl gescholten wegen seiner Grimmigkeit und sich darüber amüsiert. Der Diener war schlicht nicht daran gewöhnt, mit Menschen umzugehen, die ihn nicht kannten.


    Elahbel zückte eine Tetradrachme mit dem Abbild von Mithridates II, die nominell zwölf Sesterze, auf Grund ihres hohen Silbergehaltes jedoch mehr wert war:

    "Ja, das wäre alles. Hier deine Bezahlung, Arzt.", sprach er: "Was zu viel ist, nimm für deine Dienste. Ich danke dir. Leb wohl"


    Er nahm die drei Fläschlein mit dem Schlaftrunk und trat aus dem Haus, wo schon einige Sklaven ihn erwarteten, die bereits andere Einkäufe trugen. Sie würden noch Hadirat abholen und dann nach Hause gehen.

  • Ich nehme die Münze entgegen, die mir nicht dem Namen nach bekannt war, aber ich hatte schon einmal eine solche gesehen. Der Wert war mir nicht ganz bekannt, aber die Kosten waren damit auf jeden Fall gedeckt und meine Laune hellte sich auf.


    "Ich bedanke mich und wünsche deiner Herrin gute Besserung. Beehrt mich gern wieder, falls ihr weitere Anwendungen braucht oder andere Probleme auftreten."

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