Beiträge von Titus Iunius Verax

    Freudestrahlend nehme ich das Dokument entgegen, entrolle es und lese die Zeilen, die mir - nein, die uns hoffentlich eine bessere Zukunft bescheren können. Ein gesichertes Einkommen, eine angesehene Position, sogar eine Führungsposition. Es hätte kaum besser laufen können. Und da die taberna in den vergangenen Tagen auch gut gelaufen war, bieb mir letztlich nur eine Option...

    "Ich danke dir. Bleibe bitte noch kurz hier, setz dich", sage ich zum Boten. Danach blicke ich in den Raum. "Die nächste Runde henqet geht auf uns!!"

    "Dann suchst du mich", sage ich und komme aus dem Küchenraum in den Schankraum. "Ist das der Vertrag für den cursus publicus?"

    "Das wäre dann die genannte taberna "Aus der Hand von Schesmu", dort wird mich die Post in jedem Fall erreichen. Ich freue mich jetzt schon auf die Zusammenarbeit und die neue Aufgabe. Vielen Dank!"

    Geschafft! Vielleicht ist jetzt die Zeit der Niederschläge tatsächlich vorüber!

    Mein Werdegang, großartig. Flucht aus Alexandria? Verlust der Familie? Nein, ich muss mich auf die positiven Seiten konzentrieren.


    "Ich bin Titus Iunius Verax, gebürtig aus Alexandria und mit meiner Schwester vor einigen Wochen hierher ins schöne Caesarea gekommen für einen notwendigen Neuanfang. Gemeinsam betreiben wir die neue taberna in der Stadt, "Aus der Hand von Schesmu", wo sie das freundliche Aushängeschild ist, während ich die administrativen Angelegenheiten im Hintergrund erledige. Zuvor allerdings, in Aegyptus, habe ich, nach kurzer Lehrzeit, bereits die Poststelle des Museions betreut. Dort gingen täglich unzählige Briefe durch, mussten bearbeitet, verteilt und versendet werden. Und selbstredend bin ich mittlerweile auch des Griechischen mächtig. Durch einen familiären Zwischenfall musste ich die Stelle aufgeben und wir haben unsere Zelte in Alexandria abgebrochen. Jetzt bin ich hier und bereit für eine neue Aufgabe, die meinen Erfahrungen entspricht."

    "Das Theater ist wirklich sehenswert." Besonders, wenn man einen sitzen hatte. Gute Laune war auf alle Fälle garantiert, während unbedarfte Gäste, die sich mit kulturellem Sachverstand der Darbietung hatten widmen wollen, regelmäßig in Agonie krümmten.


    Stilo beendete seine wohlschmeckende Suppenmahlzeit und trank sein Henqet, das bitter und säuerlich schmeckte - im Sommer sicher angenehm. Auf alle Fälle geschmacklich interessant.


    "Was bekommt ihr für die Köstlichkeit? Wenn dieses Henquet lagerbar ist, würde ich gern eine Amphore mitnehmen."

    Ich besah mir das Mahl, das Seius Stilo genossen hatte und rechnete kurz den finalen Preis zusammen. "Anderthalb Sesterzen hätten wir gern für alles zusammen. Aber was die Amphore henqet angeht, muss ich dich enttäuschen, noch sind unsere Kapazitäten nicht groß genug für ein solches Unterfangen. Wenn es hier erstmal besser läuft, dann lässt sich das sicher auch bewerkstelligen."


    Sim-Off:

    Die Widrigkeiten der Neugründung einer Gastronomie :D

    Meine Schwester hatte mir heute früh von den Neuigkeiten berichtet und mich damit tatsächlich vor einer Lethargie bewahrt, die durch unsere noch ungewisse Zukunft aufzukommen drohte. Letztlich waren wir zwar erst frisch in der Stadt angekommen und hatten schnell unsere taberna eröffnet, aber rosig war es alles nicht. Eine glückliche Fügung des Schicksals ist es daher, dass gut bezahlte administrative Posten hier plötzlich ausgeschrieben wurden.


    Ich suchte den Aushang, von dem Proxima die Informationen hatte und folgte dann den Anweisungen und fand das Officium, das ich mit einiger Zuversicht im Kopf und einem Lächeln auf dem Gesicht betrete.


    "Salvete! Es heißt, dass die Provinz einen Praefectus Vehiculorum sucht. An wen darf ich mich wenden, um den Posten zu beziehen?"

    "Aber schlecht genug bist du, Schwesterherz. Schlecht genug bist du..."

    Ich muss einen Moment über ihre Worte und die Idee nachdenken. Die taberna lief wirklich noch nicht sehr gut und man kann nie wissen, was in der Zukunft passiert.

    "Bist du sicher, dass ihr das schafft? Ich meine, wenn ich wirklich bei der Post oder so arbeiten könnte, dann könnten wir vielleicht noch eine Sklavin besorgen, die euch dann noch wieder zusätzlich zur Hand geht. Gibt es einen Aushang oder hast du das einfach auf dem Markt gehört?"

    "Ich soll zur Post und du bewirbst dich scheinbar für das Theater in Satala. In Ordnung."


    Proxima wusste immer, wie sie mich wieder aufheitern konnte, wenn es mir mal eher finster ging. Aber dieser Vorstoß war jetzt neu.


    "Ist das denn dein Ernst? Das Postwesen? Und wer führt dann die taberna?"

    "Wenn du so laut das Haus verlässt und wieder betrittst, wie soll ein Mensch da noch schlafen können? Nein, ich bin schon lange wach. Was gibt es denn?"


    Wach war ich wirklich gewesen, aber ich hatte die Zeit bislang nicht sehr produktiv verbracht. Das neue Leben hier in Caesarea hatte ich mir anders vorgestellt. War es ein Fehler Alexandria zu verlassen? Hatten wir die richtige Richtung gewählt? Nein, es war alles stimmig und korrekt, aber irgendwie... etwas fehlte...

    "Ich war leider zu oft damit beschäftigt, mich selbst über die Bordwand zu legen, als dass ich das Handwerk der Seeleute hätte begutachten können. Aber auch die Legio reizt mich nicht. Ich habe gesehen, was sie aus meinem Vater gemacht hat. Das reicht für wenigstens zwei Leben", sage ich vielleicht eine Spur zu hart. Letztlich solle doch ein jeder das mache, wozu ihn das Schicksal auserkoren hat glücklich damit zu sein.


    "Alexandria ist chaotisch wie eh und je. Juden und Christen versuchen immer wieder aufzubegehren, werden aber niedergeschlagen. Es würde mich nicht wundern, wenn es alsbald einen großen Aufstand geben würde.* Ansonsten geht alles seinen gewohnten, aber undurchsichtigen Gang. Jeder hält sich selbst für ein Geschenk der Götter an die Stadt, vom alten Bettler bis zum Stadtschreiber und mehr. Es funktioniert aber."


    Sim-Off:

    * 115-117 n. Chr. gab es den Diasporaaufstand, nachdem sich die Stadt nicht mehr erholte und der den Weg zum Bar-Kochba-Aufstand zwei Jahrzehnte später ebnete.

    Verwandte? Hier? Ich hatte davon nichts gewusst und würde später Proxima befragen müssen, die scheinbar mehr darüber wusste. Woher auch immer...


    "Wir danken dir für dein Angebot, aber wir werden unser Leben wohl hier erst einmal neu gestalten." Unsere Bleibe hier war zwar noch nichts Besonderes, aber wir hatte genug Arbeit reingesteckt, um zumindest eine Zeit lang hierzubleiben. "Wir haben uns Caesarea selbst ausgesucht ohne überhaupt etwas darüber zu wissen. Wir kommen aus Alexandria, mussten aber von dort weg. Aus verschiedenen Gründen. Den Zuschlag bekam diese Stadt letztlich, weil es hier kein Meer gibt. Bist du mal tagelang auf dem Meer unterwegs gewesen? Ich kann es nicht empfehlen..."

    Den abgelehnten Sesterz stecke ich wieder ein und betrachte die junge Frau, wie sie die Speisen in Körbe legt, die gerade von anderen Mädchen - diese gehörten offensichtlich zu ihr - hereingetragen wurden.

    "Das ist sehr großzügig, dankesehr. Meine Schwester ist sicherlich auch an neuen Bekanntschaften interessiert, komm daher gerne wieder. Und beste Grüße aus der besten aegyptischen taberna diesseits des Meeres an deine Herrin!"

    Der Mann, der vor mir sitzt, kommt mir in keiner Weise bekannt vor. Er scheint etwas soldatisches an sich zu haben, ich kenne den Ausdruck in den Augen noch von Vater. Seine Frage überrascht mich ein wenig und ich muss nachdenken.


    "Wir sind tatsächlich erst vor einigen Tagen hierher gezogen und hatten das Glück dieses gemütlich keine Haus zu finden. Aber nein, der Name sagt mir gar nichts. Sollte er denn?"

    "Iunius Verax reicht völlig, mein Vater muss nicht erwähnt werden. Das Vermieten der taberna hängt sicherlich davon ab, wie viele Personen deine Herrin hier bewirten lassen möchte. Wir können das sicherlich einmal durchrechnen, wenn es soweit ist."


    Die junge Dienerin nestelte in ihrem Beutel und zog Münzen hervor, reichte mir dann eine wohl vertraute Drachme. Auch der Umrechnungskurs entsprach allen gewohnten Dingen, daher gebe ich ihr einen Sesterz wieder.

    "Meine Schwester", sage ich und zeige auf sie, "heißt Iunia Proxima."

    "Schon in Ordnung, wir konnte nicht annehmen, dass hier irgendwer die alten Götter der Aegypter kennt. Aber wir hofften natürlich, dass es Interesse wecken würde. Mein Vater... er hieß Marcus Iunius Varus", sage ich und blicke ein wenig traurig zu Boden. Ich fange mich aber sofort wieder.


    "Ja, genau, naja, und natürlich die Erfahrung von Demetrios. Ohne die wäre unser henqet nicht so gut! Und die Brote und Suppen natürlich auch, aber da gebührt der Dank meiner Schwester. Für alles zusammen... das macht dann... drei Sesterzen und ihr dürft en Krug behalten. Eine halbe Sesterze bekommt ihr wieder, wenn der Krug seinen Weg wieder zu uns finden sollte."


    Bei der letzten Frage sah ich verwirrt zunächst den Krug vor mir und dann Demetrios an. Ich eilte schnell und holte zwei Strohhalme.

    "Die Strohhalme sind gegen Reste des Brauens im henqet. Es kann vorkommen, dass größere Mengen noch darin schwimmen, daher trinkt man es durch die Strohhalme. Wir hoffen aber, dass wir alsbald ein Sieb erstehen können, das groß genug für unsere Zwecke ist.


    Sim-Off:

    Ich hab leider gerade keine Unterlagen zur Hand, um den Preis korrekt nachzurechnen, das ist eine grobe Schätzung, die aber einigermaßen stimmen müsste.

    Re: Und noch eine Kundin....

    "Deiner Herrin? Ich verstehe... Nun, zunächst, ich bin nicht der große Schesmu, ich bin Titus Iunius Verax. Deine Herrin darf gerne zu uns kommen, wenn ihr unsere Speisen zusagen. Ich werde kurz etwas für dich vorbereiten und dir dann alles erläutern. Setz dich bitte."


    Die junge Dienerin hielt mich für Schesmu, das war schon ein wenig amüsant. Doch dann merke ich, dass Schesmu hier vermutlich noch unbekannter ist als in Aegyptus selbst, wo die griechischen und römischen Götter schon seit so langer Zeit dominieren und als Alte Aegyptus nur noch eine ferne Erinnerung ist... vielleicht hatten wir den Namen nicht gut gewählt, wenn wir selbst Erinnerungen tilgen wollten...

    Ich gehe in die Küche und bereite die Speisen vor, die derzeit schon bereit sind. Da sowohl Proxima als auch Demetrios grade mit anderen Kunden beschäftigt sind und wir noch nicht nach einer weiteren Küchenkraft gesucht hatten, macht ich mich selbst ans Werk. Jeweils einen kleineren Laib hellen und dunklen Brotes nehme ich und schneide das obere Drittel ab. Das weiche Innere entferne ich zum Großteil und fülle dann Suppen in das Brot, die "Deckel" der Brote lege ich oben auf. Mit diesen Kompositionen gehe ich zum Schankraum und fülle einen Krug henqet ab, beides bringe ich dann zur jungen Dienerin.


    "Nun gut. Das hier", sage ich und stelle den Krug vor ihr ab, "ist henqet, ein erfrischendes Getränk, das seit Jahrhunderten getrunken wird. Es heißt, dass schon die Arbeiter an den berühmten Pyramiden sich hiermit den Durst stillten, aber auch die Pharaonen tranken es täglich. Unser Demetrios", auf den ich in diesem Moment zeige, "hat es hier nachgebraut. Wir hatten leider nicht das vollkommen richtige Korn dafür, aber dafür schmeckt es auch etwas milder. Hier ist ein Laib von unserem hellen Brot gefüllt mit unserer hauseigenen Gemüsesuppe. Darin sind einige Bohnen, etwas Kohl und auch Erbsen, dazu Pilze und Lauch und etwas Kresse. Im dunklen Brot dagegen ist unsere Fischsuppe, die mit Lauch und einem lokalen Fisch gemacht ist, dessen Namen ich nicht kenne. Meine Schwester war für den Einkauf des Fischs zuständig. Die Fleischsuppe dagegen ist noch nicht verfügbar, wir konnten noch kein Fleisch finden, dass nach unserer Meinung in unsere Suppe gehört. Ich hoffe, das alles wird deiner Herrin zusagen und sie wird uns dann auch persönlich beehren."