Beiträge von Ansgar

    Die Zeit des Aufbruchs war gekommen. Ansgar hatte am Morgen Torwache, daher hatte er nur mäßig getrunken und sich nicht die Kante gegeben wie manch anderer hier. Er war immer noch ein wenig verwirrt über das Angebot des Sub. Hatte er ihm tatsächlich einen Mordauftrag angeboten? Oder war dieser Gedanke dem Gelage geschuldet?

    Baldur oder Wolf zu fragen machte wenig Sinn weil sie trübe in ihre Humpen starrten.

    Da durchfuhr es ihn, die beiden hatten doch auch Torwache!

    Mit einigen Mühen gelang es ihm mit der Hilfe Wilfreds die beiden auf die Beine zu bekommen und davon zu überzeugen, daß es an der Zeit sei abzurücken.

    Er sah den Sub und den Gubernator in der Nähe der Türe stehen. Seltsam sahen sie sich an, fast schon wie ein,...

    Wir rücken ab,...danke für die Runde und alles Gute!

    Während die anderen ihre Bestätigung und ihren Dank lallten zog Ansgar Baldur ins Freie, ...atmete die frische Luft die auf ihn wie ein Eimer kaltes Wasser wirkte und nahm dann Baldur unter. Ein fröhliches Lied trällernd zogen die Vier in Richtung Castellum.

    Die drei Marini sahen sich an, was redete er da? Wollte er einen Mord begehen lassen? Machte er sie gerade zu Mitwissern?

    Wolf und Brandulf drehten sich kopfschüttelnd weg. Der Sub war für sie eh gegessen, weshalb noch buckeln?

    Ansgar starrte ihn hingegen noch immer fassungslos an. Mit trockener Stimme räusperte er ein Da kenn´ich mich nicht aus... um es dann ebenfalls seinen Kameraden gleichzutun.

    Was glaubte der Kerl wen er vor sich hatte? Er mochte noch kein Bürger Roms sein, aber er war ein Soldat Roms und hatte seine Ehre...die konnte kein Talent Gold aufwiegen.


    Ansgar sah den Sub zweifelnd an. Was wollte der? Streit? Er stellte seinen Humpen beiseite und sah den scheidenden Sub, mit der er vor nicht allzulanger Zeit Seite an Seite gekämpft hatte fest an und entgegnete. Du hast mich zu meinem Wissen um die Dinge gefragt, ich weiß nur, was zu meiner Zeit in meinem Dorf und seiner Umgebung geschehen ist. Was andere Dörfer mit anderen Goden in Zeiten der Not vollzogen haben entzieht sich meiner Kenntnis und Hörensagen bringt dich doch sicher nicht weiter?!

    Er bemerkte Bewegung neben sich, Wolf und Brandolf flankierten ihn und nickten ihm ruhig zu um dann ebenfalls den Sub anzustarren.

    Oh, ich hörte von einem Ort, weit oben im Norden,...sagte Wolf, da ist es Sitte Gefangene und Verbrecher den Göttern zu opfern. Man braucht keinen Anlass, man will sie meist nur loswerden. Vielsagend nickte er dem Sub zu.

    Ja Sub,...und ich hörte von Jungfrauen, die gefallenen Kriegern ins Grab gegeben wurden. Auch soll es dort Stämme geben die aus den Schädeln der Besiegten trinken.

    tönte Brandolf und klopfte Ansgar auf die Schulter. Dagegen sind wir schon sehr zivilisiert nicht wahr?

    Ansgar war den Freunden dankbar ihm beizustehen und sah den Sub an, ...noch eine bescheuerte Frage?

    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. "Sag mal, Ansgar, führt ihr Germanen eigentlich noch Menschenopfer durch?", fragte er neugierig. "So, wie die Kelten?" Bei denen gehörte das ja praktisch zum Alltag.

    Ansgar sah seine Ex-Sub an als habe er ihm ein zweifelhaftes Angebot gemacht. Er zog ein Gesicht und entgegnete,

    Wer erzählt so einen Scheiß? Tacitus? Er schüttelte mit dem Kopf. Menschenopfer waren bei den Vätern in äußerster Not, bei Mißernten oder anderen Heimsuchungen das letzte Mittel um zu den Göttern vorzudringen.

    Er sah den Sub ernst an. Das war ein höchst heiliges und seltenes Ritual. Zu heilig um es mit profanen Worten zu beschmutzen.

    Ansgar unterließ es dabei von seinem Großvater zu erzählen der bei der großen Schlacht beobachtet hat, daß man in der Hitze des Gefechts Tribunen und Offiziere ihren Göttern rituell zum Opfer brachten.

    Ansgar traf mit seinen Kumpels Wolf und Baldur ein. Der Schankraum war voll wie immer. Sie reckten die Hälse um irgendjemand zu erkennen.

    Ganz hinten war ein Bereich weniger eng bevölkert. Sie sahen sich an und kämpften sich durch bis dorthin. Es waren bereits andere Marini anwesend und bereit eifrig beim trinken.

    Eine Schankmagd hielt ihnen ungefragt ein Tablett vor auf welchem große Humpen Met standen. Sie griffen sich jeder einen.

    Wolf rief Auf den Sub!

    Appell. Der Sub hatte was zu sagen. Den Gerüchten zufolge wurde er versetzt weil er ein besserer Legionär als Marini war. Ansgar war dies schnurz. Wer ihn anbrüllte auch. Es würden immer wieder neue Vorgesetzte antanzen und sich auf ihre Kosten profilieren wollen.

    Ob es das Verdienst des Sub war, daß sie das Gefecht überlebt hatten? Keine Ahnung, er hatte beim Kampf eher das Gefühl der Sub kämpfte für sich selbst. Nur wenn es eng wurde formierte er neu. Na egal. Nachdem die Einladung ausgesprochen war sahen sich die meisten unschlüssig an. Einerseits war der Matinier nicht wirklich beliebt, andererseits war eine Freirunde nebst Ausgang auch nicht zu verachten. Mit Speck fängt man Mäuse...und einer der Übereifrigen schrie dann noch Auf den Sub ein dreifach Hurra, Hurra....Hurraa!

    Natürlich stimmten alle ein, auch Ansgar. Er würde den Sub als großen Bruder in Erinnerung halten. Der war auch so gewesen, damals in seiner Kindheit. Grob, hart aber wenn es darauf ankam war er für ihn da. Sie traten weg und trollten sich zu ihrer Arbeit. Die Keto musste repariert werden, ein paar Barbaren hatten mit ihren Äxten in den Rumpf geschlagen, die Reling war teilweise beschädigt. Er selbst würde sich mit seinem Bordgeschütz befassen. Es hatte gut funktioniert, also warten und Munition wieder auffüllen...der Sub war vergessen. Bald würde sich ein Neuer in ihr Bewußtsein brüllen...bis sie es denn hatten ...ihr Bürgerrecht.

    Ansgar war einer der Auserwählten, da er nicht verletzt und nur erkältet war durfte er rudern. So nahm er denn an seinem Platz Stellung und harrte der Dinge die da kommen würden. Sicherlich würde bald einer der Offiziere, wer hatte denn nun das Kommando?...bald das Ablegen befehligen.

    Vor seinem geistigen Auge hatte er immer noch den Kampf mit dem Germanen, der sich tapfer gegen ihn und den Sub wehrte. Je länger er darüber nachdachte umso mehr empörte ihn dessen Leichenschändung. Fehlte nur noch, daß der Sub befohlen hätte den Toten die Füsse abzuhacken, damit sie nicht ins Totenreich gehen konnten.

    Die Anker rappelten hoch und wurden befestigt. Das Boot drehte sich langsam in die Strömung.

    Ach,...dachte Ansgar für sich,...jetzt auch noch gegen die Strömung rudern.

    Reiter waren angekommen. Ansgar erkannte schnell, daß es sich um Römer handelte und beruhigte sich. Sein Inneres war in einem Wechselbad der Gefühle. Einerseits wie sie dieses Gefecht für sich entschieden hatten, andererseits wie der Sub nachher mit den toten Kriegern umging.

    War es eigentlich nicht üblich einem Ranghöheren mit Respekt zu begegnen? Sowohl der Sub als auch der Gubernator ließen in ihrer Rede Respekt gegenüber dem Reiterpraefecten missen.

    Je mehr er diese Szenerie betrachtete umso mehr wuchs in ihm der Wunsch nach einer Versetzung.

    Er hatte in seiner Zeit bei der Classis schon einige Offiziere erlebt, aber dieses Pärchen setzte allem die Krone auf.

    Die ersten Kameraden kamen zurück auf die Keto. Bei sich trugen sie ihre Beute,...Souvenirs, den Toten entrissen. Er fragte sich ob sie auch nur die Toten gefleddert hatten die ihrer eigenen Klinge zum Opfer gefallen waren? Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder an seiner Balliste zu schaffen.

    Es war vorbei. Eine Welle der Euphorie und der Erleichterung brach sich Bahn und er stieß seine Hasta in die Luft.

    Roma Victrix! stimmte er in den kehligen Chor der Kameraden ein.

    Die Tatsache, daß ihr Sub einem der gefallenen Barbaren den Kopf nahm stieß ihn seltsam ab. Der Sub war kein Kelte, er war Römer. Sie hatten eine andere Kultur. Für Ansgar war die Enthauptung ein Akt der Verachtung. Warum?

    Der Mann hatte gekämpft und verloren, sein Leben gegeben für seine Sache. Es war nicht nötig seinen Leichnam zu schänden.

    Angewidert wandte er sich ab. Klopfte Schultern und ließ sich klopfen, um dann still und in sich gekehrt zurück auf das Schiff zu klettern.

    Er musste sein Geschütz warten, bereitmachen für den nächsten...was? Er entspannte die Sehnen und legte sie beiseite, dann prüfte er die Gelenke und Flügel, den Schaft, die Drehachse...

    Seine Gedanken waren bei dem Sub. Seine anfängliche Sympathie für ihn war gewichen. Aber das spielte ohnehin keine Rolle.

    Ansgar folgte der Reihe, wich am Boden liegenden Gestalten aus und stach mit der Hasta sicherheitshalber noch einmal hinein. Wer konnte schon sagen ob sich da nicht welche tot stellten um ihnen später in den Rücken zu fallen?

    Der Graupelregen ließ nach und die Blitze waren weiter gezogen.

    So wie anscheinend die Barbaren,...oder waren sie alle tot?

    Ansgar versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

    Da,...da stand noch einer. Der Sub ging ihn an. Ziemlich nah kam er ihm, Ansgar umfasste mit kalt klammen Fingern den Schaft der Hasta,...wartete auf eine Gelegenheit.

    Ansgar sah den Schwerthieb kommen und lockere den Griff an der Lanze , sodaß sie der Klinge nur wenig Widerstand bot. Der Schaft war zwar gehärtet, aber nicht unzerstörbar. Dermaßen in Gedanken versunken nahm er die Bewegung neben sich nur am Rande wahr. Was ein fataler Fehler sein konnte. Irgendetwas irritierte ihn an dieser Bewegung, und als dann auch noch ein kehliger Kriegsschrei ertönte, erstarrte er fast vor Schreck.

    Die Lanze war auf so kurze Distanz nutzlos, er hatte keine Möglichkeit sein Gladius zu ziehen, weshalb er einfach den Schaft in die Höhe riss um was auch immer da kam abzuwehren.

    Es kam eine Kriegskeule, wuchtig geführt. Sie traf mit voller Macht auf den hochgerissenen Schaft.

    Doch der Schaft brach nicht und Ansgar zog nach einer Schrecksekunde den unteren Teil mit Wucht nach oben und traf den Gegner an Brust und Kinn. Dieser grunzte verblüfft, wütend und schüttelte den Kopf während Ansgar sich ein paar Schritte zurück zog und dem Gegner die Spitze seiner Lanze entgegen stieß, doch der wich aus und hob schreiend wieder seine Keule.

    Diesmal hatte Ansgar Zeit genug sein Gladius zu ziehen, gerade so genug, denn die Bewegung seine Hasta niederzulegen, einen Fuß darauf zu stellen und gleichzeitig den Gladius zu ziehen nutzte der schreiende Gegner um auf ein vorzudringen. Ansgar ging in die Knie und zog den Gladius mit einer wuchtigen Bewegung aus der Scheide. Die Klinge beschrieb einen tödlichen Halbkreis. Ein Röcheln ertönte und Ansgar richtete sich schnell und seitlich wegdrehend auf.

    Sein Gegner sank auf die Knie und aus seinem Geschrei war ein Wimmern geworden, er starrte Ansgar an und fiel dann nach vorn.

    Ansgar steckte den Gladius zurück, nahm die Hasta wieder auf und wandte sich wieder dem Sub und seinem Gegner zu...

    Ansgars Anspannung löste sich als der Sub sein Manöver schlug. Er hoffte, daß der Gegner ihm Gelegenheit geben würde seine Haste einzusetzen, doch es schlug eine Finte und wich sowohl der Attacke des Sub als auch seinem vorschnellenenden Spieß aus.

    Ansgars Herz pochte bis zum Hals. Das war etwas anderes als vom Boot aus Bolzen zu schießen. Das war sein erster Kampf Mann gegen Mann und er hatte nicht die Abgebrühtheit des Sub, der sich bewegte wie ein Gladiator. Er versuchte sich zu beruhigen, denn der Gegner schien sie nur zu beobachten, er griff nicht an.

    Ansgar erinnerte sich an seinen Besuch im Circus Maximus und den vor ihm bewunderten Gladiator Proximo, er beschloß ihn zu flankieren und dem Sub zuzutreiben. Dazu machte er einen Schritt zur Seite und stieß dem Spieß auf die rechte Seite zu, damit er sich nach links bewegte, ...die Chance für den Sub.

    Ansgar hörte den Sub seinen Namen Brüllen. Sofort griff er sich seine bewährte Hasta und sprang von Bord auf den Uferbereich. Es dauerte eine kurze Weile, er mußte aufpassen in dem Zwielicht nicht über irgend etwas zu Fallen. Er sah sich um und erkannte Brandolf , der sich am Scorpion zu schaffen machte.

    Ein ungutes Gefühl überkam ihn.

    Bald stand er neben dem Sub und ahnte warum. Der Sub hatte wohl den Anführer gestellt. Der Kerl trug einen Cingulum militare. Ganz üble Sache.

    Natürlich war es klar, daß Legionäre fielen, es war auch klar, daß sie nach Wertgegenständen gefilzt wurden. Das machte mancher um seinen kargen Sold ein wenig aufzubessern indem er Schmuck oder Wertgegenstände verkaufte. Allerdings waren die Empfindlichkeiten beim Sichten von römischen Ausrüstungsgegenständen an Barbaren ein Affront. Die Ehre des Legionärs mußte wieder hergestellt werden!

    Er nickte dem Sub zu und erwartete dessen Angriff auf den Kerl, dessen Blicke zwischen dem Sub und ihm hin und her schweiften.

    Ansgar nahm die Hasta wie ein Spartiat und wartete nur darauf, daß der Kerl in seine Richtung auswich.

    Der Sub griff an...

    Ansgar spannte seinen Scorpion zwei mal neu und löste den Bolzen. Zweimal richtete der Bolzen einige der Angreifer hin, als plötzlich der Ruf nach den Schwertern ertönte. Wie in Trance löste er die Sehne und arretierte den Scorpion in Ruhestellung. Er machte sich gerade noch seine Gedanken über die Harmlosigkeit seines Aussehens als er an der Reling Bewegung bemerkte. Ein Arm schwang herüber und mühte sich um Halt. Ansgar zog sein Gladius und schlug gegen den Arm, dessen unterer Teil samt Hand auf dem Deck landete, während ein Schrei sich nach unten entfernte und ins Wasser klatschte. Jeder Mann hielt seinen Sektor, damit es auf dem schmalen Boot kein Tohuwabohu gab und der Kahn kenterte.

    Ansagr packte sein Gladius wieder ein und nahm eine Hasta, die er in jedes Gesicht stieß, daß sich in seiner Nähe über die Reling wagte.

    Die Nacht verwandelte sich in eine Kakaphonie aus Donnergrollen, metallischem Lärm und dem Geschrei der Germanen.

    Blitze erhellten immer wieder das Szenario.

    Plötzlich fiel ihm von hinten ein Germane schwer gegen den Rücken. Ansgars erster Gedanke war, wer den denn durchgelassen hatte, doch als er sich umdrehte, sah er daß der Kerl mausetot war. Hinter ihm kniete eine Gestalt und zog einen Puggio aus dem Rücken des Toten. Blitze zuckten und Ansgar sah erleichtert in das grinsende Gesicht von Brandolf.

    Ich hörte Lärm und dachte ich komme um zu helfen... meinte er trocken.

    Gut Idee! freute sich Ansgar. Und nicht eine Sekunde zu früh oder spät. Der Kampf legte sich inzwischen und verlagerte seine letzten Zuckungen zur Mitte des Bootes hin.

    Brandolf tippte an seinen Helm und schwang sich wieder über die Reling. Er hatte noch eine Aufgabe zu erledigen.

    Kopfschüttelnd sah ihm Ansgar nach, und begann danach den Körper des Germanen über die Reling zu wuchten. Seine Gedanken kreisten um Brandolf, er verdankte ihm sein Leben.


    Ansgar haderte noch ein wenig mit sich ob er wegen des Schattenspiels einen Alarm auslösen sollte. Wer lief den bei so einem Wetter herum? Doch der Sub nahm ihm die Entscheidung ab.

    Befehle hallten durch die Nacht und es entstand eine turbulente Betriebsamkeit. Tausendmal geübt wußte jeder was zu tun war. Ansgar schlengelte sich an rödelnden Kameraden vorbei zum Buggeschütz. Nach wenigen Handgriffen war es gespannt und ein todbringender Bolzen lag auf der Sehne. Sicher würden gleich ein paar Brandpfeile das Areal vor dem Schiff markieren.

    Sicher würden die Kameraden an der Balliste ein-zwei Beutel mit Brandsätzen nach rechts und links schleudern.

    Ansgar beobachtete den Bereich vor seinem Scorpion und bereitete sich darauf vor die Schußbahn anzupassen.

    Der Regen wechselte seine Intensität von klatschend zu nieselnd, auch nicht eben besser, aber jetzt hatten sie andere Sorgen. Wieder schlug ein Blitz eine fahle Schneise durch die dunkle Nacht. Da! An BUUUUG! rief er, Gestalten näherten sich gebückt seinem Standort und erstarrten bei seinem Warnruf, dem ein wahren Pfeilregen und ein Spitzbolzen folgten.

    Ansgar stand auf seinem Posten an Bug des Boote und beobachtete wie Brandolf in eine dicke Decke gehüllt und so nicht mehr direkt als Miles erkennbar davon trabte. Er trabte davon und hob, als er Ansgar passierte kurz die Hand bevor er im Dunkel verschwand. Gemischte Gefühle wogten in Ansgar. Er machte sich Sorgen um Brandulf, Sorgen um Rolf, der am Ruder zusammengesackt war, Sorgen darum, daß er es war sich auf Werte und Ehre der Marini zu berufen.

    Er zog seinen Mantel enger um die Schultern. Das Wetter verschlechterte sich zusehends.

    Brandolf war nicht mehr zu sehen. Höen konnte man nur das Klatschen der fetten Tropfen wenn sie auf irgendwas trafen,...das Boot, das Wasser, das Gestrüb...

    So würde Brandolf wenigstens keinen Ärger mit irgendwelchen Strolchen unterwegs bekommen. So hoffte er zumindest.

    Den Bereich vor dem Ankerplatz zu beobachten war eintönig. Die immer wieder einmal aufleuchtenden Blitze schienen die Szenerie immer wieder anders darzustellen. Schlotternd rief er sich zu Ordnung. Seine Sinne spielten ihm einen Streich! Wieder zuckte eine Kaskade durch die regnerische Nacht. Seine Gedanken ob jetzt da jemand war ging unter in einem Ohrenbetäubenden Knall.

    Wenngleich Ansgar das Gefühl hatte das richtige gesagt zu haben, wuchs in ihm nun die Erkenntnis, daß es womöglich unter den gegebenen Umständen das falsche war. Die Männer ruderten im Takt mit neuem Mut und vielleicht ein wenig Euphorie, doch manchem war es aufgestoßen wie dieser Sub die Situation durchlebte. Er hatte das wohl alles auf sich gemünzt und nicht, wie Ansgar und die Männer auf die Gemeinschaft und die Ehre des Schiffes.

    Das Ruder war eine beschwerliche Sache und bei dem aufkommenden Wind dürfte eine Unterstützung durch das Segel außer Frage stehen. Die Keto war zu schmal um größere Schläge in das Segel auszugleichen. Immer wieder peitschten Böen heran und brachten Regen und Graupel mit sich die wie tausend Nadeln im Gesicht und auf den Händen brannten.

    Pullt,...pullt...jeder Ruderschlag brachte sie dem Heimathafen näher,...jeder Ruderschlag saugte ihnen ein wenig Lebenskraft ab.

    Bald waren die Vorstellungen von Ehre und Schiffswohl einer traumatischen Erkenntnis gewichen...hätten sie doch gerastet.

    Da brach der erste über dem Ruder zusammen, seine blutig geruderten Hände ließen das Holz los und er sackte nach hinten weg.

    Ansgar stand nach dem Ankern wie verdattert vor dem Sub und hörte angestrengt zu. Was jetzt? Man fragte sie nach ihrer Meinung. Verunsichert sahen sich die Männer an.

    Wer hat denn gejammert? Die spinnen doch diese Römer!

    Ansgar hob als erster die Hand. Er trat einen Schritt vor und sah den Sub fest an.

    Wir sind Marini, wir erfüllen unsere Missionen.

    Dabei durchfuhr ihn ein leichtes Zittern welches bis in seine Zähne vordrang. Für ihn kam es nicht in Frage aus welchen Gründen auch immer das Schiff zu entehren. Der garstige Suboptio spielte dabei eine sekundäre Rolle.

    ...ohne Androhung von disziplinarischen Maßnahmen. schloß er und rund um ihn herum hoben sich die Hände.

    Ansgar nickte voller Stolz und nahm Haltung an. Bereit wenn du es bist Suboptio!

    Es erklang ein scharrendes Geräusch als auch die übrigen Marini stramm standen.

    Ansgar kämpfte mit jedem Ruderschlag gegen seine Erschöpfung an. Stumpf und mit dröhnendem Schädel beugte er sich vor und zog das Ruder zurück. Jeder Schlag brachte sie dem Ziel näher. Plötzlich tauchte der Sub neben ihm auf und laberte ihn an. Irgendwann fing er an seine Beine zu betatschen. Spinnt der? Fragte Ansgar sich über die grobmotorische fast schon Elterliche Sorge. Natürlich waren sie allesamt gegen die Kälte gewappnet, hatten ihr möglichstes getan.

    Doch was nützte ein wollenes Unterteil wenn man darin schwitzte? Die Feuchtigkeit drang von außen und innen in den dicken Wollstoff. Die Filzkappe sollte den Schädel vor dem Metall des Helmes schützen, was sie aber nur bedingt tat wenn sie durchgeschwitzt war und der Helm kalt und nass.

    Mit fast schon verquollenen Augen und schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck starrte Ansgar den Sub wortlos an. Alles an seinem Körper schmerzte. Die Hände, die Schultern, der Hintern und die unteren Oberschenkel waren wundgerieben. Die Füße in den feuchten Wollsocken fühlten sich seltsam tot an.

    Bevor er sich rechtfertigen konnte kam der Gub und vollführte eine Lehrstunde an Sub...ganz toll...machte alles Sinn auf diesem verfluchten Fluss...und vor...und zurück...und vor...

    Die hatten ja mächtig viel zu bequatschen die hohen Herren. Es war ihm immer noch schleierhaft weshalb man ein Kriegsschiff für derart profane Dinge wie Transportaufgaben missbrauchte.

    Eine Meinung die von allen Marini geteilt wurde. Wer durfte nachher wieder diesen Mist wegmachen? Dann fing es auch noch an zu schneien! Ganz toll! Die Keto sah aus wie ein alter Müllkahn wenn das so weiter ging. Voll beladen gegen den Strom zu rudern war eine Aufgabe welche die Männer an ihre Grenzen brachte. Irgendwann würde einer der Herren Offiziere vielleicht auf die Idee kommen, das Segel zu nutzen. Genug Wind dafür gab es ja.

    Das Rudern wurde immer mehr zur Qual. Der Helm übertrug die Kälte auf den Kopf, Hände glühten fast rot und die Füße wurden langsam blau. Die ersten Männer zeigten Spuren von Erschöpfung, einer übergab sich...