Beiträge von Ansgar

    Als der Sub zum Gubernator gerufen wurde folgte ihm eine Welle aus geflüsterten Beschimpfungen. Ansgar bekam Fragmente davon mit als er sich zum Rudern nach vorne beugte. Doch er gab nichts nach hinten weiter. Zum einen war er kein Freund von sinnloser Rebellion, zum anderen empfand er es als normal, daß Römer und besonders Offiziere abschätzig über ihre Soldaten sprachen. Wie die anderen Marini war er ein Peregrini und verdingte sich unter dem Adler weil er sich erhoffte seinen Stand in dieser Welt durch das römische Bürgerrecht zu verbessern. Andere sahen das freilich nicht so.

    Doch so wie es aussah redete ihm der finstere Gubernator ins Gewissen. Der Sub war ein grober Kerl, sicherlich vortrefflich im Kampf. Was die Führung anging, so hatte er noch Nachholbedarf. Ansgar ruderte weiter und reagierte auf die wiederholte Nachfrage seines Hintermanns mit den Worten,

    Nichts ist, kalt ist,...ruder´ damit dir warm wird!

    Das Rudern hielt warm, zumindest oben herum. Die Beine waren durch dicke Wollbeinlinge schützt. Ansgar mochte die Herbstzeit eigentlich. Die Farben der Natur, das Streben der Menschen sich für den Winter vorzubereiten. Wieder und wieder ließ er das Ruder vorn einsinken und zog es im Rhythmus der Kameraden wieder auf sich zu.

    Es hieß es geht nach Confluentes zur Transportsicherung. Die Kameraden hofften auf einen nächtlichen Aufenthalt, denn gegen den Strom zurück nach Mogo zu rudern war schon anspruchsvoll und sollte ausgeruht von statten gehen.

    Wieder war der Gubernator mit an Bord. Anscheinend war es mit der Eignung des Suboptios noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Obwohl dieser sich nicht dämlicher anstellte als alle anderen Offiziere.

    Vorn am Bug stand er und starrte nach vorn. Plötzlich lachte er und sagte etwas, was Ansgar nicht verstand. Zu weit saß er von ihm entfernt.

    Doch wenn diesen Kerl etwas erfreute, dann hieß es für die Keto nichts Gutes. Ansgar versuchte im Dämmerlicht etwas zu sehen und gleichzeitig den Rhythmus zu halten.

    Was mochte den Sub so erheitern?

    Ansgar versuchte in der Miene des Subs zu lesen. Wie immer eine Sphinx. Doch anscheinend hatte er heute gute Laune, denn bisher war kein Anschiss gefallen. Was wohl an der Stube lag, sie hatten ausgemistet und gereinigt. Der Winter stand vor der Türe und der Raum war erfüllt mit dem Duft von frisch geschlagenem Holz für den Ofen.

    Ansgar sah den Suboptio fast schon verblüfft an. Seit wann interessierte sich ein Offizier für die Belange der Marini?

    In der Tat gab es nichts zu beanstanden. Die ausgegebene Verpflegung war wie immer gut,...besser als bei der Legio.

    Aah,...wir fragen uns was es mit dem Gerücht um eine Seuche auf sich hat,...die Kameraden sind da ein wenig verunsichert.

    Brachte er schließlich hervor. Die Latrinenparolen waren zwar immer übertrieben aber ein Fünkchen Wahrheit steckte schon darin.

    Acht Augenpaare waren gespannt auf den Suboptio gerichtet.

    Wie alle anderen sprang auch Ansgar auf und nahm Haltung an. Auf die Frage nach der Einsatzbereitschaft trat er einen Schritt vor. Contubernium VII vollzählig und einsatzbereit Suboptio!

    Ohne eine Miene zu verziehen , denn der Scherz des Matiniers war sicher aufmunternd gemeint, bei ihm jedoch löste er eher negative Schwingungen aus. Alle Anwesenden sind nachweislich wohlauf und lebendig Suboptio!

    Sarkasmus war nicht wirklich seine primäre Eigenschaft.

    Sicherheitshalber blieb er, wie auch die Kameraden in Habacht. Der neue Sub war noch nicht wirklich einzuschätzen.

    Die Kumpels hatten eine zusätzliche Reinigung organisiert. Ein Priester schlug ihnen mit einem feuchten Reisigbündel auf die Finger um eventuelle Berührungsmarken der Toten zu verscheuchen. Nett von den Kameraden, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Seiner Meinung nach hatte der Optio Spei das schon mehr als ausreichend vorgenommen, aber kurz nach der Reinigung wurde der zweite Kamerad, der mit ihm die Toten geborgen hatte krank und starb...ebenso wie die beiden Verletzten die der Optio spei vor kurzem hierher gebracht hatte.

    Sie sollten von einer Patrouille der Ala sein, die als vermisst galt.

    Ansgar focht das alles nicht an. Der Kamerad war schon vorher nicht gesund gewesen und die beiden Verletzten waren halt zu sehr oder zu lange verletzt. Hier jetzt wie die Kumpels die Rache der Toten zu sehen war doch ausgemachter UNsinn. Sie traf keine Schuld am Tod der Kameraden, wenn es nach Ansgar gegangen wäre hätte er die beiden zwar nicht aus dem Fluss geholt, aber hey, er war nur ein einfacher Marini, sollten sich die Offiziere den Kopf darüber zerbrechen.

    Er kramte ein wenig in seinem Zeug und flickte eine Tunica als er zum ersten Mal dieses Brenne im Hals spürte. Er nahm einen Schluck Puls.

    Uff,...Ansgar und seine Kameraden wußten wer da vor ihnen stand. Sie nahmen Haltung an und salutierten. Vor ihnen stand niemand geringeres als der Retter des Caesar. Er allein sollte schon 70 Barbaren erschlagen haben. Ansgar als Wachhabender schickte gleich einen Boten zur Principia um den Optio Spei zu informieren. Dann nahm er vor dem Decurio Haltung an .Salve Decurio Germanicus,...ich denke der Optio Spei wird in der Prncipia sein, du darfst passieren!

    Wer waren sie den Mann seine Waffen zu nehmen? Insgeheim wußte er, daß die Anzahl der getöteten Barbaren auf rund 100 beziffert worden war, daß man dem Germanicer alleine davon 70 zusprach war natürlich nur ein Gerücht. Obwohl Ansgar ernsthafte Zweifel kamen als der Reiteroffizier an ihm vorbei schritt. Diesem Mann traute er das durchaus zu.

    Die Wachen steckten die Köpfe zusammen und rasch wurden aus 70 Barbaren 120. Ansgar rief sie zur Ordnung und während sie sich wieder wichtigtuerisch vor der Porta postierten sah Ansgar dem Germanicer und seinem Pferd gedankenverhangen nach.

    Nachdem er der CC gesichtet hatte, rief er die Kameraden zur Acht und stellte die Schrubbarbeiten ein. Schön strammstehen, das mochte der alte CC. Man munkelte, daß er demnächst seinen Dienst beenden würde. Dann würde der grimmige Gorm, der Terentier ihn wohl ersetzen.

    Ansgar mochte den alten CC, er erinnerte ihn an seinen Onkel, einen Fischer mit drei Booten drüben am Lacus lemanus. Wortkarg, grimmig und hart. Aber auf seine Weise gut für seine Besatzung und deren Familien. Der alte CC hatte ihn damals ausgebildet und bei sich behalten. Sie hatten viel erlebt , aber seit sie hier in Mogo waren kommandierte er kein Schiff mehr, saß nur noch in seinem Officium, kam selten raus. Naja, er war eben alt und hatte das eine oder andere Gebrechen.

    Ob es unter Ruga so weitergehen würde?

    Was quatschten die denn da so lange?...ach...CC von Deck!

    Es ging weiter, wieder schrubben...dann noch die Zeremonie,...abrücken und Essen kochen. Ansgar war müde und einmal mehr glaubte er zu wissen wie sich der CC wohl fühlen musste.

    Die Keto lief ohne weitere Zwischenfälle in den Hafen ein. Nachdem sie vertäut war kam es zur Frage der Säuberung, die ja nach einer Fahrt ohnehin anstand. Ansgar hatte sich auch schon gefragt ob da vielleicht zusätzlich etwas zu geschehen hatte. Auf die Frage nach dem Priester hob er die Hand und meldete,

    Einen Priester nicht, aber für solche Dinge ist doch der Coronarius zuständig?!

    Was ein kleines Problem aufwarf, denn der amtierende Coronarius war niemand anderes als der Optio spei,...Terentius Ruga,...der Patrouillenführer. Dessen Boot, die Artemis war aber nirgends zu sehen. Ansgar bekam zu seinem ohnehin verunsicherten Gemütszustand noch ein weiteres Gefühl, ein mulmiges hinzu.

    Auch er hatte nach der Geschichte mit den beiden Toten keinen Gedanken mehr an die Patrouille verschwendet. Er dachte vielmehr an Wiedergänger und andere unheimliche Dinge. Wie ertappt sah er die beiden Offiziere an und war in diesem Moment froh nicht in deren Haut zu stecken.

    Den Zinnober des Gubernators verfolgte Ansgar, wie seine Kameraden mit gemischten Gefühlen. Bei dem Getöse was der Gubernator veranstaltete wurde auf der müdeste Flußgott aufwachen. Mit wachsendem Argwohn warf er immer wieder den Wasserspiegel. Aber außer den üblichen Linien und Kräuseln tat sich nichts. Die beiden Leichname trieben ungehindert gen Norden zur rauen See. Ansgar nickte wie um sich selbst zu bestätigen, daß alles gut war...

    Bald kam der Befehl zum Abrücken und sie folgten der Artemis, die im Gegensatz zu ihnen noch Manöver durchführte.

    Der Rest der Flusspatrouille verlief ohne weitere Zwischenfälle, er war dankbar als sie die Ausläufer der Stadt erkannten.

    Ansgar saß auf seinem Platz. Alles an ihm juckte und er meinte einen fauligen Geschmack im Mund zu haben. Selbst das Ausspülen mit Posca half nicht. Ihm war übel. Nicht nur wegen der körperlichen Dinge, auch wegen der Toten auf Deck. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. Das würde die Keto sicherlich verfluchen.

    Die schönen Worte des Sub halfen ihm nicht. Man hätte sie nach der Bergung an Land bringen und dort bestatten sollen. Er fragte sich ob er das dem Sub vorschlagen sollte und sah den Gubernator an. Doch der hielt sich mit geschlossenen Augen an der Reling fest. Ganz toll. Blieb der Optio spei...Ansgar lugte rüber zur Artemis.

    Na toll,...er sah Fiete auf der Nebenbank an und grinste über dessen Begeisterung, welche die seine noch übertraf. Schnell erhoben sie sich, ließen sich beim ablegen der Lorica helfen, Cingullum und Waffen abgelegt und ab an die Bordwand.

    Sie ließen sich abwärts gleiten und schwammen dann auf die beiden Körper zu.

    Das Wasser war recht kalt und es galt die Strömung auszugleichen.

    Bald waren sie bei dem Ufergestrüpp, in welchem sich die Körper verfangen hatten.

    Ansgar sah Fiete an, der inzwischen festen Boden unter den Füßen hatte. Da war nichts mehr zu machen. Die beiden waren mehr als tot. Nun hatte auch Ansgar festen Boden unter sich und watete zu den Körpern. Ihre Köpfe waren mit dem Gesichtern im Wasser, Arme und Beine sichtbar aufgequollen. Er griff den ihm am nächsten an die Schulter und versuchte ihn zu drehen.

    Er brach bald darauf einpaar hinderliche Äste ab und sah auf, als Fiete einen Ächzlaut von sich gab.

    Bald darauf stieß auch er die Luft aus. Sein Flussopfer hatte die Kehle durchtrennt und lag wohl schon seit Tagen im Wasser.

    Er schüttelte sich und zog den Toten aus dem Gestrüpp. Nach ein paar Schwimmzügen war er bei der Keto, band dem Toten ein herabgelassenes Seil um die Brust und sah zu wie man ihn an Bord hievte. Dann half er Fiete den zweiten Toten festzumachen.

    Als auf dieser hochglitt schwammen sie um die Keto herum, wohl um das Gefühl loszuwerden, die Toten würden an ihnen haften.

    Dann galt es an Bord zu klettern.

    Dort angekommen sahen sie kaum hin wie der Sub und ein paar Kameraden die Toten inspizierten. Ansgar schüttelte sich und wischte das noch vorhandene Wasser mit einem Halstuch ab bevor er wieder in die Tunica schlüpfte.

    Er dankte den Göttern noch am Leben zu sein und vor allem kein Wasser geschluckt zu haben, denn auch wenn die Toten nicht stanken, so sahen sie doch widerwärtig, ja albtraumhaft aus, aufgequollen und teilweise angefressen von was auch immer.

    Baldus, sein Rudernachbar half ihn mit betretener Miene in die Lorica und kurz darauf saß er wieder, mit leerem Blick auf der Ruderbank. Freiwilliger sein war Scheisse.

    Die Patrouille verließ ruhig. Die Kraftanstrengung war gegeben aber nicht zu fordernd. Das Wetter spielte mit, es war nicht zu heiß. Immer wieder versank Ansgar in Gedanken, zwang sich daraus hervor indem er sich zur Ordnung rief, das Umfeld betrachtete. Weiter Flussabwärts trieb man eine kleine Herde Rinder, wohl für den Markt in Mogo durch eine Furt.


    Die Keto hatte zwar wenig Tiefgang, aber trotzdem sollten sich achtgeben dort nicht aufzusetzen.


    Ansgar beobachtete den Viehtrieb und rechnete sich aus, daß die Tiefe wohl reichen würde, die Rinder mussten schwimmen.


    Bald passierten sie die Stelle des Übergangs und er sah ein paar Germanen die ihre Rinder zusammenhielten…einer winkte ihnen zu…natürlich winkte keiner zurück,…wie auch mit beiden Händen am Ruder?


    Irgendwann kam der Befehl mittig zu bleiben, was kein Problem war…mit zwei Ruderschlägen war die Keto wieder auf Kurs. Naja, irgendetwas musste man ja sagen…


    Der Gubernator, Ansgar kannte ihn nur flüchtig vom Sehen her, unterhielt sich angeregt mit dem Sub. Waren wohl beste Kumpels. Was seltsam war, denn so lange war der Sub doch noch garnicht bei ihnen. War wohl Liebe auf den ersten Blick…Ansgar musste grinsen.


    Weiterrudern,…noch ging es, der Schmerz war gleichmäßig.

    Da hatten sich aber zwei besonders lieb. Bei Neptuns Nüssen. Die strahlten mehr als ein frisch verliebtes Paar. Das war nicht nur Ansgar aufgefallen. Einige der Marini raunten sich diese Erkenntnis zu. Na was soll´s,...dachte er sich. Hauptsache sie kümmerten sich um ihre Aufgabe. Der Fluss führte nach den letzten Regenfällen mehr Wasser, mäanderte zuweilen stärken, sorgte für Untiefen und gelegenliche Strudel. Nicht eben leicht den Kahn gegen die Strom in der Fahrlinie zu halten.

    Womöglich schlug auch noch das Wetter um. Skeptisch betrachtete er die zunehmenden Wolken.

    Pullt,...pullt...pullt. Der Rhythmus des Ruderns hallte in seinem Kopf, wurde automatisch. Sein Oberkörper spannte und entspannte sich wie die Sehne eines Katapults. Jeder Schlag des Ruders brachte sie einem ominösen Ziel näher.

    Sie enterten die Keto, ein brandneues Schiff. Die Marini bewegten sich gleitend auf den Planken, der Schiffskörper schwankte dabei kaum. Ansgar besetzte seinen Platz. 3. Ruder, Innen, Platz VII.

    Er richtete sich ein, band sich den Hände ab und griff spielerisch nach dem steilauf stehendem Ruder.

    Als der Befehl kam lösten sie die Leinen, holten den Sicherungsanker ein und stießen sich von der Mole ab.

    Nach ein paar Fuß des Treibens ließen sie die Ruder zu Wasser und die Patrouille begann. In immer gleichem Rhythmus tauchten die Ruder in den Fluss und trieben die Keta flussaufwärts.

    Ansgar starrte geradeaus. Er hörte sich die Ansprache an und ging in seinem Kopf die Strecke durch. Natürlich mäanderte der Fluss zuweilen und es entstanden gelegentlich temporäre Untiefen. Es würde sicherlich kein Kinderspiel werden und er würde wieder Blasen an den Händen geben. Mal abwarten, die Kameraden waren recht gut drauf.

    Die meisten kannte er noch seiner Zeit in Noviomagus Batavorum.

    Die hatten schon ganz andere Ärgernisse als 100 Meilen Touren oder frischgebackene Schleifer wie diesen Sub überstanden.

    Alles wettergegerbte Ledernacken, keiner weniger als 10 Jahre auf dem Buckel.

    Fragen? Was denn für Fragen?

    Er starrte wie die anderen Marini auf den ominösen Punkt...keine Fragen!

    Der neue Sub war ein wahrer Unsymphat. Ansgar mochte ihn auf Anhieb nicht. So wie ihm ging es wohl den meistnen der Bootsmannschaft. Doch sie waren Milites genug um auch dies mit stoischem Gleichmut zu ertragen.

    Bilderbuchmäßig, um auch jede willkürlichen Anschiss von vornherein zu eliminieren gingen sie mit einem scharrendem Geräusch in Position. Erstarrten zu Kriegerdenkmalen. Den Blick auf einen Punkt hinter der rechten Schulter des Arschlings gerichtet.

    Naja, es würde sich herausstellen ob er die Patrouille überleben würde.

    Da standen sie nun mit ihren Klamotten. Alle einigermaßen aufgeregt, weil es hieß der Caesar sei in der Stadt. Sicherlich würde er auch hier seine Aufwartung machen. Die Männer standen in loser Formation beisammen. Sollte ein Befehl kommen würden sie rasch darauf reagieren können. Ansgar hatte schlecht geschlafen. Er hatte seit zwei Tagen Magenprobleme und wurde nachts von den Krämpfen wach. Er hatte überlegt sich ins Valetudinarium zu begeben, sich aber dagegen entschieden. Vielleicht war der Pusca zu übersäuert gewesen, ...oder die Feldflasche nicht in Ordnung.

    Im Moment ging es,..er wartete auf den Befehl zum entern des Bootes.

    Ansgar stand Wache. Im Gegensatz zu vielen Kameraden machte es ihm nichts aus, besonders als Turmwache, denn vom Wachturm aus konnte man fast die ganze Stadt überblicken, den Rhenus, den zivilen Hafen. Er hatte sein eigenes System entwickelt um auf verdächtige Bewegungen und sei es nur Blicke in Richtung des Castellums aufmerksam zu werden.

    Doch heute war es eher unauffällig. Was daran lag, daß im zivilen Hafen 3 voll beladene Frachtschiffe angelegt hatten und deren Ladung, darunter auch Sklaven nun gelöscht wurde.

    Er verfolgte die Karawane der Unglücklichen zum Sklavenmarkt und fragte sich ob er sich auch irgendwann einen Sklaven leisten konnte. Er hatte von älteren Kameraden gehört, daß bei der Classis auch Sklaven als Prisengeld möglich waren...Na hier wohl weniger...und wenn dann wohl eher für die höheren Chargen.

    Sein Blick glitt zurück zu den dicken Pötten im Hafen, wo große Amphoren, Kisten, Ballen mit Baumwolle, Wolle und ähnlichem in die Lager geschleppt wurden. Er fragte sich wieviel so eine Ladung wohl wert sei. Mit einem tiefen Atemzug und einem leisen Seufzer kam er zu der Erkenntnis, daß er im Grunde eine arme, kleine Nummer war, weit weg von Reichtum und den sich daraus bietenden Möglichkeiten. Sein Blick wanderte wieder umher, stets auf der Suche nach einer Bedrohung für die Classis...noch 3 Stunden...bei den Göttern.

    Ansgar kramte seine Klamotten zusammen. Es sollte eine Patrouille geben. Da sie wohl kaum länger als zwei Tage unterwegs sein würden, beschränkte er sein Bündel auf eine Tauschtunica, ein zweites Paar Caligae, ein Trockentuch, eine Salbe für die Blasen an den Händen die er zweifellos bekommen würde, etwas Dörrfleisch, einen Scheffel Weizen, seine Wasserration und seine Waffen.Er legte die gewachste Lederlorica an und bat einen Kameraden sie zu schließen, so wie er es bei ihm tat.

    Ihm war etwas schummrig zumute. Dies war seine erste Patrouille am neuen Standort, gleich mit einem neuen Kommandeur. Er hatte sich erkundigt. Der Matinier erschien allen etwas zwielichtig. Sollte aus Hispania hierher gekommen sein und Beziehungen haben. Mit dem sollte man es sich nicht verscherzen, hieß es.

    Ansgar focht das nicht an, Offiziere waren Ärsche samt und sonders. Sie waren den Göttern näher als er, darum legte er sich nicht mit ihnen an. Er dachte nicht, daß der Matinier schlimmer war als sein letzter Kommandeur. Den hatte man wegen Schinderei und vor allem Korruption seines Kommandos enthoben und nach Phartien versetzt...oder war es Cappadoccia? Egal,...die stanken genauso beim Scheißen wie er,...daher Ruhe bewahren. Er begann den Inhalt seines Pfeileköchers zu überprüfen.

    Ansgar salutierte und trat weg. Die Sache mit dem Salutieren würde sich bald geben und nur in Anwesenheit höherer Offiziere nötig sein. Der Matinier würde sich entweder in die Mannschaft eingliedern, quasi als Primus inter pares, oder wie ein Fremdkörper ausgespuckt. Es war nicht sein erster Suboptio und es war nicht seine erste Patrouille.

    Bevor er die Keto betrat deutete er eine Verbeugung an und gab Schiff und Fluß bekannt, daß er sie betreten wolle. Dann betrat er den leicht wankenden Rumpf, glich seinen Schritt an und begab sich zu seinem Platz...der VIII. Er prüfte Ruder und Griff, Danach seinen Sitz auf Festigkeit, ebenso die Fußstütze.

    Bald stellte er fest, daß alles in Ordnung war und begab sich zurück in die Unterkunft um sein Zeug zu packen.