Beiträge von Caius Iunius Caepio

    Caepio verfolgte das Gespräch zwischen seinem Patron und dem Curator. Einen Moment noch schien der Widerstand des Mannes groß zu sein, vielleicht auch der Unwillen über den Tellerrand seiner Tätigkeit hinaus zu schauen. Caepio rief sich selbst zu Disziplin, er durfte keine Aufregung zeigen. Alles würde von seinem Patron auf den richtigen Weg gelenkt. Dies hier war seine Feuerprobe, die erste Pflicht hieß Ruhe bewahren. Was für das Militär galt, konnte man sicher im Moment eins zu eins auf dieses Officium und seine Aufgabe übertragen.


    Eine Tabula war aus dem Nichts aufgetaucht und der Curator nahm sie wie selbstverständlich an sich. Er las sie und seine Meinung kippte zum Guten für sie. Was immer in dieser Tabula gestanden hatte.


    Und dann wandte sich der Curator Rei Publicae persönlich an ihn. Ein Lob das er scheinbar den Mund halten konnte. Natürlich konnte er das und er würde es dem Mann beweisen. Ebenso wie dass er zu einwandfreiem Schreiben im Stande war.


    "Selbstverständlich gehört dies zu meinen Fähigkeiten, werter Curator Rei Publicae", antwortete Caepio und nahm die Tabula samt Stilus an sich.

    "Was darf ich für Dich notieren Curator?", fragte Iunius höflich, während die Tabula noch geschlossen in seiner Hand ruhte.


    Auch das gehörte zu den Aufgaben eines guten Scriba, zuhören. Nicht alle Schriftstücke waren für die Augen des Schreibers bestimmt. Manche wurden sicher auch ungesehen weitergereicht. Andere wiederum ohne ein Wort der Kenntnis ausradiert und mit einem neuen Text ersetzt. Caepio wartete die Entscheidung des Curatos ab und schaute diesen offen und höflich an.

    Sehr gut, sein Patron ließ sich nicht abwimmeln. War man erstmal draußen, war man tatsächlich wieder raus aus dem Rennen. Der Curator Rei Publicae brauchte sicher etwas Überzeugungshilfe, nur wusste Caepio nicht, in welcher Art. Senator Annaeus war geschickt und schlagfertig, er hatte dem Mann direkt mitgeteilt, dass zwei wichtige Männer einen Schreiber benötigten und einer davon stand höchstpersönlich vor dem Curator. Iunius schaute den Mann abwartend an und blieb dabei ernst und würdevoll. Ja er versuchte sich sogar an einem leicht besorgten Blick, um seinen Patron zu unterstützen.


    Der Curator musste doch ein Einsehen haben, welcher Senator wandte sich schon mit einer persönlichen Bitte an jemanden ohne jeden Grund? Wenn Caepio ehrlich war, hatte er keinen blassen Schimmer, aber er fand dies durchaus würdevoll und extrem wichtig.

    Die Zeit bis zur Nachricht seines Patrons war aufregend gewesen. Caepio hatte sich im Haus nützlich gemacht und jede Minute damit verbracht, etwas von Lucius Annaeus Florus Minor zu hören. Voller Vorfreude wartete der älteste Iunius auf eine Botschaft seines Patrons und dann war es endlich soweit. Familientypisch war er entsprechend aufgeregt und bat Terpander erneut um Hilfe. Caepio wusste um die Fähigkeiten des Griechen und als er am vereinbarten Treffpunkt erschien, um gemeinsam mit seinem Patron an entsprechender Stelle vorstellig zu werden, sah er rundum glücklich und gepflegt aus.


    Ihr gemeinsamer Weg führte sie zum Curator Rei Publicae. Sein Patron grüßte freundlich, stellte sich vor und kam ohne Umschweife zur Sache. Zielstrebig und direkt, so ging er die Sache an.


    "Salve ehrenwerter Curator Rei Publicae, ich bin Iunius Caepio und erbitte die angesprochene Stelle meines Patrons", grüßte Caepio ebenso. Er wusste nicht, ob er ebenfalls grüßen und seinen Wunsch wiederholen musste, aber Freundlichkeit schadete nie.


    Gespannt wartete er neben seinem Patron ab, was der Mann ihnen anbieten konnte. Dabei vermied Caepio es, rückversichernd nach seinem Patron zu schauen. Augen geradeaus auf den Gesprächspartner und lächeln. So wie es ihm Terpander gesagt hatte. Für den ersten Eindruck gab es keine zweite Chance. Caepio lächelte für sich und seine ganze Familie. Er würde sie stolz machen.

    Das Lob von Lucius Annaeus Florus Minor freute Caepio sehr. Zu hoch hinaus wollte Iunius nicht, jedenfalls nicht zu Anfang. Das was er sich wünschte, musste er auch leisten können. Lieber fing er klein an und stellte nach und nach seine Fähigkeiten unter Beweis und erwarb neue hinzu, als das er gleich bei der ersten Aufgabe versagte. Was warf das für ein Bild auf ihn und seine Familie? Seine Arbeit würde seine Handschrift und sicher oft genug auch Unterschrift tragen, da musste er diese guten Gewissens setzen können. Eines Tages setzte er sie sicherlich auch unter Arbeiten, wovon sehr viel für Einzelne oder sogar ganz Rom abhing. Heute war jedoch nicht dieser Tag.


    "Vielen Dank für die lobenden Worte Senator. Nein Du findest mich nicht in der Domus Iunia, sondern ich wohne in der Casa Leonis - Via Nomentana vor der Porta Collina auf dem Viminal. Dort findest Du mich jederzeit vor. Falls ich einmal widererwartend nicht anwesend sein sollte, wird Dir der gute Terpander sagen, wo ich bin und wann ich wiederkomme. Ich hoffe bald von Dir zu hören und verbleibe mit den besten Wünschen", sagte Caepio respektvoll, nahm die Weinamphore an sich und überreichte sie ihrem Gastgeber.

    "Richtig Iunius Scato ist mein jüngerer Bruder und der jüngste von uns Dreien ist mein kleiner Bruder Fango. Ja das ist mein Traum und mein Wunsch in der Administratio von Roma unterzukommen. Einen Posten als Stadtschreiber bekleiden zu dürfen, dass wünsche ich mir, denn ich habe noch nichts vorzuweisen und möchte mir meinen Werdegang erarbeiten.


    Als Agrimensor wäre ich Landvermesser im Auftrage Roms in den Regiones und nimmt dort die Vermessung und Kartierung vor. Dies würde bedeuten, sehr viele würden sich auf meine Arbeit verlassen. Das Amt wäre mir bei meinen heutigen Kenntnissen mit zu viel Verantwortung verbunden. Die Arbeit die ich abliefere, dafür möchte ich gerade stehen können ich möchte sie reinen Gewissens abgeben können.


    Deshalb kommt auch der Aquarius nicht oder noch nicht für mich in Betracht. Wasserbauer, Wartung von Brunnen und Aquädukten sowie die Verlegung von Anschlüssen in einer Regio oder der Stadt Rom verantwortlich sein, das ist mir bei meinem Kenntnisstand viel zu viel Verantwortung, die ich nicht ruhigen Gewissens übernehmen kann und möchte.


    Deshalb wünsche ich mir einen Posten als Stadtschreiber, sollte dies möglich sein", bat Caepio aufgeregt, doch die Aufregung war seiner Freude geschuldet.

    Der älteste Iunius trat vor und lächelte freundlich. Er unterdrückte den Drang, seine Tunika glatt zu streichen, damit er garantiert ordentlich wirkte. Terpander hatte alles gerichtet, es war alles gut sagte er sich im Stillen und lächelte etwas lockerer.


    "Salve ehrenwerter Lucius Annaeus Florus Minor. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns nimmst. Iunius Scato ist mein jüngerer Bruder und bei ihm bin ich zur Zeit untergekommen. Wie Purgitius Lurco erklärte, bin ich auf der Suche nach einem Patron und einem Beruf. Mein Wunsch wäre es, in der Verwaltung Roms arbeiten zu dürfen.


    Leider habe ich noch keine Berufserfahrung auf dem Gebiet, nicht wirklich. Bis jetzt habe ich mich mit Tagesarbeiten durchgeschlagen. Einige darunter waren Buchhalterischer Natur, als helfende Hand. Ich kann lesen und schreiben, ebenso rechnen. Meist jedoch waren die Arbeiten dass es etwas zu schleppen oder zu bauen gab. Ich möchte nichts beschönigen, aber das was ich kann, das könnte ich jederzeit beweisen und ich bin lernwillig", stellte sich Iunius Caepio selbst vor.

    Dankbar nickte Caepio Terpander zu, stellte sich aufrecht hin und straffte die Schultern. Für einige Sekunden schloss er die Augen, um sich zu sammeln. Dann wartete er mit freundlichem Lächeln auf darauf, das Haus betreten zu dürfen. Vielleicht stand er dann seinem zukünftigen Patron gegenüber. Alles würde gut werden. Das musste es. Er hatte nur diese eine Chance.

    Dieser unsägliche Sklave Uniauris hatte vergessen wie wichtig sein Termin war. Oder hatte völlig vergessen dass er überhaupt zum Patron von Lurco aufbrechen wollte. Der Aufbruch hatte sich ein wenig verzögert, da Terpander ihn herrichten musste. Vermutlich lag es an den vielen Baustellen oder Haaren. Wer wusste es schon? An ihm jedenfalls nicht und dann machte auch noch Lurco Stress und sprach von Aufregung. Das war nicht gerade förderlich, wenn man schweißfrei bleiben wollte. Die Zwiebel spürte schon, wie sie die Hände um den Hals des kleinen Frechdachses legte, aber was sollte das bringen? Er verwarf den Gedanken wieder.


    Caepio hakte sich bei Terpander ein und räusperte sich schon einmal, um gedanklich durchzugehen was er Senator Annaeus gerne sagen wollte. Ihm fiel ein, dass er kein Gastgeschenk hatte.


    "Wir müssen unterwegs ein Gastgeschenk kaufen. Lurco hast Du Geld dabei?", fragte die Zwiebel freundlich.

    Gerade wollte Caepio loseilen, zügelte sich jedoch sofort wieder und schaute Terpander mit großen Augen an.

    "Das war doch sicher eher im übertragenen Sinne gemeint, dass ich mich sputen soll oder? Ansonsten wäre Dein Werk ruiniert und zu allem Überfluss würde ich noch entsetzlich stinkend bei Senator Annaeus erscheinen. Meine Erscheinung muss tadellos sein. Ehe ich es vergesse Terpander, Danke für Deinen Rat und Deine Unterstützung. Wir müssen uns gemächlich beeilen, mein Haar muss liegen und ich darf nicht anfangen zu müffeln. Das würde ein sehr schlechtes Licht auf mich werfen.


    Mehr Biss? Ich bin bereit zu lernen Terpander, ich hoffe ich muss ihn nicht allzu oft einsetzen. Ich bin nicht besonders bissig. Lass uns aufbrechen, ehe mich mein Mut verlässt", bat der älteste Iunius und eilte an Terpander vorbei.


    "Lurco? Wo ist der Mann? Er muss uns doch begleiten!", stöhnte Caepio und schaute sich suchend um.

    Caepio zuckte hilflos mit den Schultern.

    "Danke Terpander. Ich bin ein Iunius wie meine Brüder, ob ich immer ein sympatisches Auftreten habe weiß ich nicht. Ob ich jemanden manipulieren kann, um ihn als Marionette zu benutzen, weiß ich noch weniger. Zu Konfrontationen werde ich mich nicht hinreißen lassen Terpander. Unsere Zeit ist kostbar, warum sie verschwenden? Du hast Recht, der Einzelne ist nichts. Der Einzelne bedeutet nichts, nur in der Familie ist man stark oder in einer Gruppe. Eine Seilschaft muss man sich aufbauen, wo eine Hand die andere wäscht. Freunde nennst Du solche Menschen Terpander? Es sind Verbündete, Weggefährten auf einem Stück des Weges. Doch vermutlich muss ich sie Freunde nennen und ihnen ins Gesicht heucheln, damit sie einen auf der Reise begleiten. Im Grunde dreht sich immer alles um die Bezahlung Terpander. Egal wie die aussieht. Geld, Gefallen, Versprechungen, Heuchelei, fast glaubt man Roms Bewohner wollen belogen und betrogen werden. Insgeheim scheint Ränkeschmieden ihre wahre Religion zu sein. Doch die Erkenntnis nützt mir nur insoweit, dass ich Teil davon werden muss. Andernfalls bekomme ich nicht meinen Teil vom Kuchen ab. Vermutlich hat noch niemand mit harter Arbeit ein Stück davon abbekommen. Trotzdem danke für Deine Einschätzung, sowie Deinen Rat. Beides werde ich beherzigen.


    Die Verwaltung wäre mein Ziel. Ob ich für die Politik gemacht bin, kann ich Dir nicht sagen. Die Politik habe ich noch nie in Betracht gezogen. Ein kleiner Posten in der Verwaltung, wo ich täglich meine Arbeit leiste und meinen Lohn rechtzeitig und regelmäßig erhalte. Das war mein Wunsch Terp. Der Wunsch ist nicht groß, aber nicht jeder muss riesige Träume haben. Ich werde versuchen Deinen Rat zu beherzigen. Manches muss man weglächeln, auch wenn einem nach weinen zumute ist. In anderen Fällen hilft es nur weiterzuziehen. Das hast Du getan und ich habe es noch vor Dir getan. Ist es nicht seltsam, dass wir beide uns hier in diesem Haus wiedertreffen? Ich habe nicht gedacht, dass ich jemanden aus der Familie noch einmal begegnen würde. Rom ist riesig. Wie sagte mal jemand? Es ist eine Stadt die ihre Bewohner frisst. Vermutlich ist so mancher der sich hier Reichtum, Glück und einen Neuanfang erhofft hat in den Gassen für immer verschwunden.


    Dazu wollte ich nicht gehören Terpander. Ich war kein Glückslegionär, das Einzige was ich verfolgt habe war meine Chance. Üblicherweise war sie schneller als ich, trotzdem habe ich die Verfolgung niemals aufgegeben. Von Tagelohn zu Tagelohn habe ich mich gehangelt. Gut möglich, dass ich sie jetzt eingeholt habe. Was meinst Du? Ich gestehe, dass ich ziemlich nervös bin. Bis jetzt habe ich nichts vorzuweisen Terpander. Sollte ich nach meinem bisherigen Leben gefragt werden, gibt es da nichts zu erzählen. Würdest Du mich zu Lurcos Patron begleiten? Das würde mich freuen und es würde mich sehr beruhigen".

    So gut hatte sich Caepio schon lange nicht mehr gefühlt. Sauber, rein, gestreichelt und rundum gepflegt. Am liebsten hätte er sich von Terpander direkt noch einmal waschen lassen und pflegen lassen. Sogar das Zupfen würde er dafür erneut in Kauf nehmen.


    "Ach Terpander, was Du getan hast war einfach traumhaft. Ich sehe umwerfend aus und ich fühle mich genauso. Am liebsten würde ich die ganze Behandlung noch einmal erleben. Von mir aus dann sogar mit der Zupferei. Danke Du hast Dich selbst übertroffen. Schau mich nur an, ich sehe schon fast erfolgreich aus. Hoffen wir, dass mein Vorhaben gelingt. Falls nicht Terp, dann war es allein Deine Behandlung schon wert, dass ich der Idee nachgelaufen bin.


    Hast Du irgendwelche Tipps für mich?", fragte Caepio Terpander. Er kannte den Mann gefühlt schon ewig und vertraute seinem Rat.

    Caepio schaute an sich herunter, hauchte sich in die Hand und roch an seinem Atem. Alles im allem war er eine gepflegte Erscheinung. Nachbessern konnte man natürlich immer etwas. So wie Terpander und Lurco schauten, gab es wohl einiges nachzuholen.


    "Terpander weiß was zu tun ist Lurco. Er dient unserer Familie schon sehr lange und zwar so lange, dass unsere Mutter ihn freilassen wollte. Das wir uns alle hier in Rom treffen würden und das auch noch in ein und demselben Haus, damit habe ich nicht gerechnet. Es fehlt nur Fango. Es wird gut gehen hört Ihr? Wir werden bei Deinem Patron vorsprechen und er wird ganz sicher etwas für mich finden. Meine Wünsche sind nicht groß. Eine Tätigkeit in der Verwaltung, die ich lange Zeit ausüben darf. Schön wäre es, wenn ich sie dauerhauft ausüben dürfte. Etwas Festes mit dem ich mich verbunden fühle.


    Ich habe mich lange genug mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen, ich möchte endlich ankommen. Hier bei Euch im Haus bin ich das, im Beruf muss es mir ebenso gelingen. Deshalb, gleich welchen Job mit Dein Patron anbietet, ich werde ihn annehmen. Falls er nichts für mich findet, seid unbesorgt. Dann werde ich mich in Eurer Taberna nützlich machen. Gleich welches Ergebnis wir erzielen, ich werde meinen Beitrag leisten und Euch unterstützen".


    Caepio überlegte ob er Lurcos Patron ein Gastgeschenk mitbringen sollte. Falls ja, welches Geschenk war angebracht?

    Caepio fand die Begeisterung für seine Job- und Patronsuche durchaus erfreulich, nur wie Lurco und Terpander an die Sache herangingen, war schon etwas befremdlich. Gruselig traf es besser. Er hoffte die Behandlung war sanft genug, dass er nicht aussah als wäre er in eine Schlägerei gekommen. Terpander war ein kräftiger Kerl, zur Not musste er machen dass er schleunigst davon kam. Lurcos und Terpanders Einsatz in allen Ehren.


    "Fangen wir an, aber bitte so dass ich noch vorzeigbar bin. Vor dem Patron nenne mich bitte nicht Zwiebel Lurco. Sonst kann ich gleich alles vergessen", stöhnte Caepio leicht theatralisch.

    Patron- und Jobsuche


    Caepio hatte Lurco zu sich hochgebeten, da er mit ihm über die Patron- und Jobsuche sprechen wollte. Er hatte sich mit Aushilfsjobs durchs römische Leben geschlagen. Aber hier war das nicht länger möglich. Zudem wollte Caepio es auch nicht mehr. Er hatte seinen Beitrag zu leisten. Sie alle wohnten hier gemeinsam und ein gemeinsames Leben hieß auch, dass alle für die Unkosten aufkommen mussten. Er war gewillt seinen Anteil zu leisten. Nur hatte er bis jetzt keinen Erfolg gehabt, einen Job zu finden, den er dauerhaft hatte ausüben können. Hilfsarbeiter waren halt nur eine kurzfristige Hilfe. Verständlich.


    Er benötigte Hilfe, aber nicht irgendjemanden, sondern jemand mit einem Namen, Kontakten und einem Ruf. Caepio brauchte einen Patron und Lurco hatte von einem Mann gesprochen, dem er absolut vertraute. Bei diesem Mann musste er vorstellig werden und um Annahme als Klient bitten. So die Götter wollten, würde er einen Job in der Verwaltung erhalten. Einen festen Job, mit festen Arbeitszeiten. Er hoffte Lurco würde den Kontakt herstellen. Damit wäre der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Geld getan, mit dem er seine Familie unterstützten würde.


    Gästezimmer


    Caius Iunius Caepio


    "Die Zwiebel"




    Das Gästezimmer von Caepio, war im Grunde keines. Der ältere Bruder von Scato war mit all seinen Habseligkeiten in die Casa Leonis eingezogen und hatte es sich im Schoße der Familie gemütlich gemacht. Gemütlich war sein Zimmer eingerichtet mit einem Bett, einer Truhe, einem Tisch und vier Stühlen. Eine kleine Feuerschale sorgte für Wärme und mehrere Öllampen sorgten für Helligkeit. Ein kleiner Schreibtisch stand ebenso in dem Zimmer und davor ein Hocker. Caepio fühlte sich rundum wohl in seinem neuen Zuhause.

    Dies war das erste Haus, das sie wirklich ein Zuhause nennen konnten. Jeder der hier anwesend war, war willkommen. In ihrem eigenen Haus damals, hatten sie sich nicht einmal geduldet gefühlt. Der Irrglaube ihrer Mutter hatte ihnen so manche Bürde auferlegt und letztendlich jeden von ihnen außer Haus getrieben. Nur fort von den immer währenden Vorschriften und Nörgeleien dieser destruktiven Frau, die sich selbst an ihre eigenen Regeln nicht zu halten schien. Der Blick der Zwiebel huschte dabei zu Terpander. Auch dieser Mann war ein Opfer ihrer Mutter, anders konnte man es nicht bezeichnen.


    Umso mehr freute sich Caepio darüber, dass Scato dermaßen glücklich aussah und aufgeblüht war. Er schien mehr als ein Zuhause gefunden zu haben, nämlich sich selbst. Die Zwiebel lehnte sich zurück und freute sich über die schlichte Tatsache, dass er im Kreise seiner Lieben willkommen war. Einen Ort wo er, er selbst sein durfte. Und vielleicht würde auch er hier herausfinden, wer er eigentlich war und was ihm lag. Sich mit Gelegenheitsarbeit über Wasser zu halten, war nichts, was ihm Freude bereitete.


    Ein jeder benötigte doch eine Aufgabe die ihm lag und wichtig war. Darüber würde er mit Scato in Ruhe sprechen. Sicher hatte er einige Vorschläge, jedenfalls hoffte Caepio dies. Doch nun genoss er ersteinmal den Garten und seine Familie.


    "Schön hier zu sein", sagte er gut gelaunt.

    Caepio hielt seinen Bruder, er fühlte wie Scato bei ihm ankam und sie wieder vereint waren. Wirklich vereint, nicht nur örtlich. Ihr Herz schlug im selben Takt, sie waren eine Familie und dieses Haus war der Hort ihrer Herzen. Caepio verstand Scatos Worte, vor allem jene die er nicht ausgesprochen hatte. Als sein Bruder ihn freigab, fasste er ihn bei den Händen.


    "Salve Scato und Lurco, vielen Dank für Eure Gastfreundschaft. Wo ist man lieber als im Herzen der Familie? Schön Dich wieder zu sehen Scato, ab jetzt bleiben wir zusammen. Es wird nichts mehr zwischen uns kommen. Niemand wird das Scato und niemand wird einen Stein nach Dir oder Lurco werfen", antwortete die Zwiebel und machte es sich ebenfalls gemütlich.

    Nicht nur Scato war fahrig und durch den Wind, Caepio erging es nicht anders. Irgendwie waren sie wie ein Haufen Zitteraale, die in einer Reuse zappelten. Die Zwiebel hörte ihrem Bruder zu und blickte ernst. Scato sprach von seinem Leben als Spießrutenlauf und das konnte Caepio nur bestätigen. Ihre Mutter war ein Graus gewesen und hatte sie alle mit ihrer Art aus dem Haus vertrieben. Doch die Welt wartete nicht mit offenen Armen auf sie, sondern hatte ihre eigenen Stolpersteine für sie parat gehalten. Für Scato, für Fango und für ihn ebenso.


    Als sein Bruder Caepio bei den Händen nahm, entspannte die Zwiebel sich etwas. Scato schien es ähnlich zu ergehen, die vertraute Berührung tat ihnen beiden gut. Der Blick von Caepio wurde noch ernster, als Scato davon sprach, dass er diese kleine Oase, diese Zuflucht nicht zerstören sollte. Er war eingeladen, hier ebenfalls zu leben. Die Einladung nahm Caepio gerne an. Zwei Iunius unter einem Dach, Lurco musste gute Nerven haben, oder ebenfalls ein Nervenbündel sein.


    Dann sagte Scato etwas, dass Caepio innehalten ließ, vermutlich hatte er für einen winzigen Moment sogar den Atem angehalten.

    Niemand sollte seinen kleinen Bruder und Lurco steinigen?


    Caepio blickte von Scato zu Lurco und zurück. Vorsichtig zog er Scato zu sich heran und umarmte seinen Bruder.


    "Vergeben und vergessen, ich war auch nicht besser. Nichts und niemand wird Euch diese Oase zerstören, dass verspreche ich Dir. Dafür sind große Brüder da", sagte die Zwiebel so ernst wie es ihm damit war.