Beiträge von Lucius Claudius Victor Minor

    Ad


    Consularis

    Iullus Curtilius Victor

    Haus des Consuls

    Urbs Aeterna


    Salve Consul Curtilius,


    hiermit bewerbe ich mich für die bevorstehenden Wahlen zum Cursus Honorum. Ich bitte, mich auf die Liste der Bewerber für das Amt des Vigintivirs zu setzen.


    Vale bene.

    Lucius Claudius Victor Minor

    Villa Claidia

    Roma

    Victor fragte sich was ihn im Grunde störte. Dieser Paullus war auch in Roma ein bekannter Gladiator, einer der Besten. Auch war der Kampf mit dem Bären durchaus ansehnlich, wenngleich auch vorhersehbar. Sicher hatten man dem Bär die Krallen gestutzt und es galt ihm lediglich nicht in die Fänge zu laufen.

    War er inzwischen derart übersättigt, daß es immer ausgefalleneren Szenen bedurfte um ihn zu fesseln.

    Pius schien sich hier zu amüsieren, überhaupt schien sich dieser Tausendsassa überall sofort heimisch zu fühlen. Vielleicht verglich er nicht so wie er das tat. Wenn man schon etwas wie einen Circus kopierte, dann bitte richtig, sonst war es eine Posse und das konnte auch ein Paullus nicht herausreißen.

    Pius war das egal, er verfuhr wohl nach dem Prinzip überall nur das Beste, egal was es dafür gab. Dieser Kerl würde sich sicherlich auch in Caledonien amüsieren.

    Fast schon dankbar erhob er sich wortlos. Die Metapher mit dem Bärenhunger überhörte er, während er Pius durch die dichtgedrängten Sitzreihen nach draußen folgte.

    Sowas gab es im Colosseum nicht,...da war mehr Platz und überhaupt...seufzend stieg er über einen am Boden liegenden Körper der übelst roch und noch übler Schnarchte.

    Kopfschüttelnd dachte er sich, daß der Geruch eher auf ein vor längerer Zeit erfolgtes Ableben schließen ließ.

    Vic sah seinen Freund an und sein Blick sprach Bände. Gerade kündigte man einen Kampf von zwei weiblichen Gladiatorinnen an. Interessiert sah er in die Manege. Eine Nubierin trat gegen zwei Keltinnen an...Vic lehnte sich zurück und nahm sich einen Apfel. Nach dem ersten Biss legte er ihn zurück und spuckte den Anbiss in einen Spucknapf. Zu sauer...

    In der Manege prügelten die Möchtegernamazonen mit Knüppeln und stumpfen Spießen aufeinander ein. Ihre hellen Schreie und Grunzlaute erregten die Menge,...ihn nicht.

    Ach weißt du,...es fällt mir schwer hier ein Gefühl von Unterhaltung zu bekommen. Es ist,... fast schon verzweifelt sah er Pius an,

    ...es wirkt so ...er suchte nach Worten, während die Menge grölte, weil eine der Keltinnen auf dem Boden hockte und schluchzend ihre zertrümmerte Nase hielt.

    Vic und Pius saßen in der Zuschauermenge und betrachteten das Spektakel in der Manege. Während Pius durch seine Reisen an Improvisorien gewöhnt war, stellte der zur Verfügung stehende Raum unten im Kampfbereich doch etwas absurd Bemühtes dar.

    Verwöhnt durch die Loge im Colosseum saßen sie zwar auch hier in einem teuren Logenbereich, jedoch wirkte hier aber auch alles zusammengeschustert. Das Publikum, Herrje...durfte hier wirklich jeder rein? Das war eine bunte Mischung durch alle Schichten Mogontiacums. Während er sich innerlich echauffierte hatte Pius seinen Spaß. Er kaufte von den Händlern eine Karaffe überteuerten Met, einige undefinierbare Bratfleischspieße, etwas heimisches Obst und begann es sich auf den mit Kissen gepolsterten Bänken gemütlich zu machen.

    Das Spektakel unten war,...naja,...Provinz eben. Der große Paullus, den er aus Roma kannte zog routiniert seine Nummer durch.

    Was für ein...

    Vic sah sich mehr im Publikum um als bei den Zwischenprogrammen der anderen Attraktionen in denen Paullus, der inzwischen ein alter Kämpe war sich ausruhte.

    Vic nickte bestätigend. Eigentlich währe doch hier irgendein Quaestor Provincialis zuständig...so wie dereinst sein Onkel. Naja, es war wohl schwierig Personal zu bekommen. Er fragte sich wo das noch hinführen würde. Sein Onkel, der als Praefectus Urbi die Geschicke der Caput Mundi leitete lebte schon sehr lange. Wie lange würde er sich diese ganze Arbeit noch antun?

    Vic war sicher, daß diese Reise hier seine letzte aus eigenem Willen war, daß seine Freiheit bei seiner Rückkehr von den Pflichten gefangen genommen werden würde.

    Pflichten die ihm sein Onkel mehrmals offeriert hatte, Pflichten denen er stets aus dem Weg gegangen war.

    Er sah Kimon noch einmal an und wies in die Richtung seines Cubicullums, es wurde Zeit aus den Beinlingen zu steigen, sie begannen zu jucken.

    Victor musste sich ein Lachen verkneifen. Kimons knochentrockene Art die Dinge zu beschreiben suchte seinesgleichen. Betrübt senkte er den Kopf als es auf Bassus zu sprechen kam.

    Ja,...das kann ich verstehen. Bassus zu verlieren ist ein ganz großer Verlust...besonders für Aemilius Nepos.

    Bassus war jünger als Pius und er selbst, stets versuchte er in die Clique um Bala hinein zu kommen, aber ihn trennten ganze 4 Jahre, ...eine Ewigkeit! Kimon hinggegen war gleichalt wie Pius. Doch neben seinem Status verhinderte dessen verschlossene Art einen näheren Kontakt. Dieser Umstand schien Kimon aber nie wirklich zu stören. Er half Lepidus bei seinen Recherchen und der Ordnung der Familienbibliothek, was ohnehin sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Lepidus und Kimon standen sich immer sehr nah, weil Kimon ein wißbegieriges Kind war. Er konnte schon lesen und schreiben noch bevor sie selbst dazu genötigt wurden. Er saugte alles Wissen auf wie ein Schwamm, deswegen nannten sie ihn immer Spungi...halb neidisch, halb respektvoll. Bala, Pius und er selbst tobten durch die Kindheit und die Pubertät als gäbe es kein Morgen, Kimon entwickelte sich zu einem Lexikon auf zwei Beinen...daß Lepidus ihn so einfach gehen lies? Da musste doch mehr hinter sein. Victor sah Kimon an und fragte,

    ...da ist es doch sicher ein Trost für Aemilius Nepos wenn er dich an seiner Seite weiß? ...sicher hat Aemilius Lepidus dies damit beabsichtigt?!


    Victor folgte dem Blick Kimons und zuckte mit den Schultern. Der letzte Schrei! Zumindest hatte man ihm das glaubhaft versichert. Doch was sollte es. Er würde sie wohl besser nur zum Ausreiten im Tiefschnee oder beim Überqueren der Alpen tragen. Insgeheim hoffte er daß wenigstens die anderen Einkäufe ihn weniger in Verlegenheit bringen würden.

    Aber zu Dir!...was treibt dich hierher wenn nicht Nero,...dem du offensichtlich aus dem Weg ...rennst...

    Diesmal war es seine Augenbraue die hochwanderte.

    Soviel er wußte war Kimon der Sohn von Lepidus´major domus Antigonos...eher unwahrscheinlich daß er ihn an Nero ...auslieh...

    Vic mühte sich redlich mit der ihm völlig unbekannten Aufgabe ab seine erworbenen Schätze in sein Cubicullum zu transportieren. Die noch ziemlich steifen Bracae waren dabei wenig hilfreich wenn auch wie avisiert sehr wärmend. Fast schon zu warm für ein beheiztes Haus fand er. Plötzlich hallte ein Ruf durch den Gang und er sah Kimon an sich vorbeigleiten. Doch mehr als ein grüßendes Nicken war wohl im Moment nicht drin. Die Gepflogenheiten der Sklaven hier waren gewöhnungsbedürftig. In Roma hätte man ihm seine Last sofort abgenommen, allein um nicht ans Kreutz genagelt zu werden.

    Entgegen Victors eher sonnigem Gemüt breitete sich eine Zornesfalte auf seiner Stirn aus und bevor er weiter über die skandalösen Zustände in dieser Provinz nachdenken konnte, nahm ihm jemand den Beutel mit Brot und Dörrfleisch ab.

    Überrascht sah er sich um und nickte. Kimon,...nun,...ich nahm an du hättest mich nicht erkannt...

    Victor streifte über das Forum. Alleine,...wohl fühlte er sich dabei nicht in seiner Haut, auch wenn er Pius´Rat folgend eine einfache Tunica und abgetragene Caligae trug. Ein einfacher Überwurf mit einer bronzenen Gemme aus Pius´Beständen vervollständigten seine Harmlosigkeit.


    Er begutachtete die feilgebotenen Waren und stellte fest, daß es hier ein ähnliches, wenngleich derberes Angebot. Feldfrüchte, Gemüse und Brot, Fischer und Schlächter, alles war vorhanden. Weiter unten gab es Gerber, Weber, Schmiede, Töpfer, Korbflechter in allen Güteklassen.


    Vic war sich ein wenig unsicher ob er wie gewohnt nur das Beste wählen sollte. Das Geschrei der Händler, das Gefeilsche, alles wie in Rom. Wäre es nicht so kalt würde man annehmen man wäre dort. Bei einem Gerber hielt er an und betrachtete interessiert die dort angebotenen Beinkleider. Obwohl in Rom verpönt und als weibisch diffamiert waren sie hier Gang Und Gäbe. Selbst Pius trug welche bei seinen Exkursionen. Sie boten Schutz, hielten warm, alles Eigenschaften die einem hier durchaus das Leben vereinfachen konnten.


    Er kam mit dem Händler ins Gespräch und ließ sich beraten. Es gab also Beinlinge, Bracae welche nur die Beine bedeckten und mit einem Gürtel an der Hüfte gehalten wurden. Es gab sie ohne Wärmepolsterung oder mit, in diesem Fall Schafswolle, die Bracae eine Art lange waren aus Schaffell oder einem gewebten, dicken Stoff. Dann gab es eine Art lange Feminalia, komplett zu und relativ eng, hier musste man die Hosen runterlassen bei der Notdurft, bei den Bracae nicht…


    Vic probierte die Bracae an und befand sie als sehr kratzig, worauf ihm der freundliche Händler zu den Schafsfellen riet, die waren behandelt und würden nach längerem Gebrauch auch ein wenig weiter werden. Dazu waren sie an den Seiten geschnürt um sie auf die gewünschte Weite zu regulieren. Vic nahm sich ein Paar und behielt sie auch gleich an. Er zahlte und ging etwas schwerfällig , weil das Ganze noch ein wenig steif und dick war. Doch wider Erwarten fiel es niemandem auf und so machte sich Vic auf zur Regia, deutlich weniger bibbernd und reichlich beladen mit ihm unbekannten Brotsorten, Käse und Eingekochtem, als er sie verließ.

    Vic folgte Pius eher widerwillig. Diese Tabernen waren nicht wirklich sein Ding. Der Kontakt zum gemeinen Volk wurde für seinen Geschmack über die Gebühr strapaziert. Er kämpfte sich hinter Pius durch die schwitzige, müffelnde Masse. Erntete manch undefinierbaren Blick. Er strahlte mit jeder Faser den Patrizier aus. Er war so, sein Leben lang hatte man, wie sagte Pius? ...gebraucht um ihm einen Stock in den Allerwertesten zu schieben.

    Es hatte ihn nicht gestört, er war umgeben von solchen Typen.

    Pius hatte mit dieser Reise eine Zäsur ausgelöst.

    Vic hatte viel gelernt, erfahren, akzeptiert. Er griff nach dem Humpen und betrachtete ihn als sei er vorwiegend in einer Latrine in Verwendung um dort den Überschuss an...krachend stieß Pius seinen Humpen gegen den seinen.

    Was für ein Rüpel!....was für ein wunderbarer Rüpel.

    Victor fand ein Cubicullum vor, welches deutlich kleiner war als jenes welches er zu Hause verlassen hatte. Zwar waren die Gemächer groß und luxuriös eingerichtet, aber irgendetwas in ihm sagte ihm, daß dieser Raum wohl eher für die Dienerschaft gedacht war. Fast war er geneigt sich in einem anderen Cubicullum nieder zu lassen, doch der Raum in dem Pius sich niedergelassen hatte glich dem Seinen. Mit einem Seufzer warf er den Reisesack auf einen Stuhl. Ging zum Fenster und betrachtete kurz den Blick auf das Atrium.

    Er fühlte sich leer und gleichzeitig folterte ihn sein Körper. Noch nie hatte er so lange auf einem Pferd gesessen, noch nie unter freiem Himmel geschlafen. Natürlich hatte dies alles seine Reize, besonders in Gesellschaft von Pius, der an jedem Lagerfeuer Geschichten zum Besten geben konnte, daß man vor lauter Spannung vergaß zu essen.

    Er hatte viel gelernt, das kleinformatige Packen, das optimale festzurren von Gepäck auf dem Pferd. Überhaupt hatte er anfangs den Ritt genossen. Nicht verstanden warum die Römer dieser Fortbewegungsart so abgeneigt waren. Natürlich war es kein edles Tier, doch das hatte seinen Grund. Es war ein sehniger, vernarbter ehemaliger Alengaul. Wahrscheinlich älter als er selbst, aber zäh und absolut verläßlich. Doch bald schon wich die Begeisterung einem schmerzenden Hinterteil, Problemen im Rücken und den Armen, Kopfschmerzen.

    Pius hatte ihm einen Tiegel mit einer übelriechenden Paste für seinen wunden Hintern gegeben, von seinen Begleitern lernte er Tricks für die richte Haltung auf einem Pferd.

    In den Wochen auf der Reise hatte er mehr für das Leben gelernt und erlebt als in seinem ganzen bisherigen, behütetem Dasein.

    Mit dieser Erkenntnis sank er auf das frisch gemachte Bett und schlief ein. Bald hallte sein Schnarchen durch das Cubicullum.

    Victor, der auf dieser Reise wohl niemals auslernte wurde Zeuge einer weiteren von Pius´ abartigen Vorgehensweisen, die ihn so unendlich liebenswert machten.

    Nachdem er einem hageren unscheinbaren Kerl fast die Augen aus dem Schädel gedrückt und vorgestellt hatte, konnte er eine Verbindung herstellen. Antigonos war ihm natürlich ein Begriff. Doch sein Sohn schien wohl eher nach der Mutter zu kommen. Entgegen Pius bewahrte Victor die klassenübliche Distanz und schlug zur Begrüßung nur kurz die Augenlider zu. Das war sicherlich schon genug Aufmerksamkeit. Er musste ja nicht jeden von Pius Bekanntschaften kennenlernen, da würde er in diesem Leben sicherlich nicht mehr fertig.

    Das war definitiv die längste Reise, die er in seinem Leben unternommen hatte. Noch nie war er alleine so weit weg von Roma gewesen. Die Zeit mit Pius hatte ihm klargemacht, daß er im Grunde das wahre Leben bisher mehr als versäumt hatte.

    Wein, Weib und Gesang, Abenteuer, Schlägereien, Feilschen mit fahrenden Händlern, Unsinn machen, Lachen...all das hatte mit Pius eine ganz andere Dimension erhalten.

    Seine von seit ewigen Zeiten toten Philosophen und Standesdünkel geprägte Sicht der Dinge wurde auf die Probe gestellt. Erfuhr eine Läuterung. Er erstarkte an Körper und Geist, erfuhr was wahre Männer so trieben und genoss die unkonventionelle Kameradschaft. Praetorianer waren nicht nur schwarze, seelenlose Erfüllungsgehilfen, dunkle Schatten welche die Unbequemen beseitigten, und es war auch kein Problem mehr mit Menschen niederen Standes das Brot zu teilen. Es kam ihm vor als habe er in einer völlig isolierten desorientierten Fabelwelt gelebt.

    Wozu die Studiererei, das ganze vornehme Gehabe? Das wahre Leben fand nicht in marmorbelegten Hallen statt. Es mochte dort entschieden werden, aber gelebt wurde draußen.

    Nachdem die Leibwächter verschwunden waren standen die beiden, hoch zu Ross vor der Regio.

    Mogontiacum wirkte sehr provinziell, alles war kleiner, einfacher in der Machart als in Roma, aber es war keineswegs billig oder versuchte etwas vorzugeben was es nicht war.

    Das Drususdenkmal war eindrucksvoll gewesen, die Stadt und die Regia war es in Victors Augen eher nicht.

    Hier war der römische Stil durchbrochen von Holzbauweise. Egal, es hatte seinen Charme. Gespannt wartete er was nun geschah.

    Nahe Borbetomagus kamen sie in einer Villa Rustica unter.

    Victors Nacht war eher ruhig. Er schlief, leise schnarchend wie ein Stein. Genoss es in einem sauberen Bett zu schlafen und bekam vom Unwetter nichts mit. Er wachte früh auf, wusch sich und kleidete sich in einer frischen Tunica. Als er seine griechischen Stiefel reinigte bedauerte er kurz keinen Sklaven mitgenommen zu haben. Doch insgesamt bekam es ihm gut alles selbst zu machen. Das gab ihm ein Gefühl von Unabhängigkeit.

    Sauber und ausgeruht ging er zu Pius´Cubicullum, welches seinem gegenüber lag.

    Vernehmlich klopfte er an und trat dann ohne Umschweife ein.

    Der Geruch hier im Raum war seltsam und veranlasste ihn das Fenster zu öffnen und hinauszusehen. Sein alter Freund lag unter den Laken und murmelte protestierend.

    Victor zog ihm das Laken weg und staunte im Schein der Öllampe nicht schlecht. Pius musste in der Nacht mit einem Löwen gekämpft haben. Zumindest sah sein Rücken so aus als habe dort ein Löwe seine Krallen hinterlassen.

    Harte Nacht, was..? fragte er grinsend und warf das Laken wieder zurück. Dabei fragte er sich wie dieser Kerl das machte? In jeder Taberna hatte er Nachts Besuch. Ihm , der die ganze Zeit mit Pius zusammenhockte fiel nichts auf. Wie zum Geier verständigte er sich, damit er Besuch bekam?

    Er selbst war da völlig ahnungslos und vor allem auch dankbar. Er brauchte seinen Schlaf...gestand er sich neidlos zu.

    Victor kam mit einer Rolle aus seinem Cubicullum zurück und die illustre Gesellschaft weilte immer noch im Atrium. Leicht genervt stieß er die Luft aus und stiefelte gerade zu auf seinen Groß-Onkel zu. Dieser wirkte zumindest auf Victor so als wär er momentan lieber woanders als hier.

    Stella war immer noch klamm, aber wohl im Begriff abzuziehen. Er wunderte sich warum sie in den nassen Klamotten noch hier stand und nicht schon längst...naja, egal.

    Onkel,...er trat auf das Grüppchen zu. Nickte den Frauen kurz einen Gruß zu und wandte sich wieder an Menecrates.

    Ich, ähem,...ich frage mich wann du etwas deiner kostbaren Zeit erübrigen kannst,...ich möchte dich über wichtige Sachstände in Kenntnis setzen.

    Schön vornehm und schön steif. Victor beherrschte die Klischees.

    Vielleicht bot sich für Menecrates nun auch die Gelegenheit sich aus dieser Melange zu lösen.

    Vic nickte und steckte die letzte Traube in den Mund. Eigentlich war sie zuviel, denn sein Gaumen fühlte sich schon an wie ein Schwamm aus süßer Melasse.

    Diese Soldatenschicksale wurden zwar vom Staat als höchste Tugend gepriesen, jedoch sterben musste man selbst. Er war unschlüssig ob sein praktizierter Egoismus sich zu derlei Selbstaufopferung hinreissen ließe. Er tat sich ohnehin schwer mit Befehl und Gehorsam nur weil der Andere mehr Sternchen hatte.

    Wofür er aber immer zu haben war...ein kleines Abenteuer.

    Er wurde hellhörig als Pius von Germania sprach.

    Hört, hört,...nun hast du etwas gegen illustre Begleitung?

    Vic, de gerade aus der Bibliothek kam querte das Atrium und wurde Zeuge des kleinen Malheurs. Er war Stella noch nicht begegnet, geschweige denn vorgestellt worden. Wie auch, er kam meist nur zum Schlafen in die Villa. Es gab vor dem Aufbruch zuviel zu tun. In einem anderen Bereich sah er seinen Großonkel und ,...siehe da...Faustina sitzen.

    Doch bevor er auch nur darüber nachdachte half er Stella sanft auf die Füsse. Er betrachtete sie lächelnd und meinte, Salve, ich bin Vic,...und wir haben auch ein Balneum, soviel ich weiß. Sobald Stella stand winkte Vic eine Sklavin herbei, die sich sofort daran machte zumindest den Saum ihrer Kleidung zu entwässern, damit sie beim Verlassen des Atriums nicht das Gefühl haben musste in einem Bach zu waten. Vic betrachtete das Ganze lächelnd und reichte Stella noch ein Taschentuch. Mit einer Geste gab er ihr zu verstehen, daß da etwas um ihre Augen in Unordnung war.

    So,...ich muss dann mal wieder, hat mich gefreut. Er deutete eine leichte Verbeugung an, nahm sich die zuvor abgelegten Kartenrollen und machte sich mit federnden Schritten wieder davon, nicht ahnend wer die junge Frau wohl gewesen war.

    Vic winkte der Kleinen nach und sah danach seinen alten Freund an. Wie er selbst war er in der letzten Zeit gealtert. Die Entbehrungen hatten jedoch mehr an Pius´Kopf gearbeitet.

    Du wirst langsam grau ,...wie sieht es aus? Schon eine Frau in Aussicht? Ich meine,...du bist der Älteste der Söhne Lepidus´,...irgendwann musst du ein paar neue Aemilier zeugen,...ich meine offizielle. Grinsend rieb er sich das Kinn und warf einen Blick in den Hortus. Es gab Gerüchte um die Kleine. Und auch wenn sie süß war, Faustina war durch diesen Faux pas als potentielle Ehefrau für einen Gleichgestellten im Grunde unmöglich. Aber das war nicht sein Problem. Faustina war für ihn wie eine kleine Schwester, außerdem nicht so wirklich sein Typ.

    Als ob das eine Rolle spielen würde. Im Notfall musste er irgendeine Ische heiraten um einen Pakt oder ein Bündnis zu besiegeln.

    Er langte nach einer Rebe Trauben und begann diese Traube für Traube zu vertilgen. Leider waren es nur 10 Stück. Nachdem er Pius bei seiner Packtätigkeit beobachtete schoss aus ihm heraus...Mein Beileid für eurer Bassus,...ein Jammer, ich mochte ihn!

    Sie waren unter sich, da konnte man auf die üblichen Feinheiten verzichten. Man wußte was man aneinander hatte,...hoffentlich immer noch.