Via | Mogontiacum - Geneva

  • Varro stieß an und trank vorsichtig an dem heißen Gebräu. Es breitete sich wärmend in Brust und Bauch aus, wenngleich er auch aufpassen musste sich nicht den Mund zu verbrennen.

    Er starrte in das Feuer und nickte. Ich verstehe, was du meinst Ocella. Seine Blick fiel auf die platzenden Holzstücke in der Glut.

    Doch niemand kann sagen was kommt, ...was wird...ich kann morgen,...ach was heute noch fallen,...was ist dann? Nimmst du dir das Leben?

    Er sah auf und wandte sich Ocella zu. Häng´dich nicht an andere Menschen, dafür bist du nun zu weit gekommen, sei, du selbst, denn das was du inzwischen aus dir gemacht hast reicht dazu mehr als aus! Er schüttete den Rest der Becherinhalts in die Flammen. Wir brechen jetzt auf, zur Benefitzarierstation,...vielleicht schaffen wir es noch halbwegs trocken dort anzukommen. Er wandte sich ab, boxte Ocella gegen den Oberarm und warf einem Eques seinen Becher zu, während am Horizont erste Blitze und ein aufkommender Wind von einem Unwetter kündeten.

  • Natürlich hatte Varro Recht. Er war kein Jungspund mehr. Er erwehrte sich ja auch schon seit geraumer Zeit der erdrückenden Liebe seines Bruders. Verzweiflung kam in ihm auf. Der eine wollte ihn, der andere ließ von ihm ab. Ja, es war an der Zeit selber seine Geschicke zu lenken.

    Als Varro sich abwandte bemerkte auch er, daß sich am Horizont etwas tat, natürlich wieder später, als Varro.

    Er schmiss den leeren Becher dem gleichen Eques in die Arme und seine Stimme hallte über den Rastplatz.

    Feuer aus, Abmarsch in drei Minuten!

    Er ging zu seinem Pferd, welches sichtlich unruhig war und mit großen Augen in die Nacht starrte.

    Ruuuhig Brauner,...ruuuhig...! Dann schwang er sich in den Sattel und sah befriedigt, daß alles geschah was er befeohlen hatte. Er lenkte sein Pferd neben Varro und sie nickten sich zu.

    Abmarsch! Die Benefitzarierestation war nicht allzu weit entfernt. Kurz darauf ritten sie im leichten Trab allesamt an ihm vorbei. Er blieb und folgte dem letzten Mann. Niemand blieb zurück.

  • Die Benefitzarierstation war 3 Meilen entfernt. Die Patrouille unter Decurio Germanicus Varro ritt ihr und dem aufkommenden Sturm entgegen. Blitze erhellten den Nachthimmel und der folgende Donner ließ erahnen wie weit das Unwetter noch von ihnen entfernt war.

    Bald erhöhte die Spitze das Tempo und sie erreichten noch trocken die Station. Die beiden Offiziere organisierten die Unterbringung der Pferde und Männer in der großen Scheune und machten sich dann auf zum Wachgebäude. Es war eng, aber gemütlich und kurz nachdem die Türe geschlossen war prasselte ein Gemisch aus Regen und Graupel herab.

    Blitze erhellten die Nacht und dröhnende Donnerschläge brachten Pferde und die weniger gleichmütigen unter den Equites in Unruhe.

    Varro stand an einem Fenster und sah hinaus. Er fragte sich wie es zu diesem Wintergewitter gekommen war? Für ihn stand außer Frage, daß es mit dem Wetter und nicht mit irgendeiner Götterlaune zu tun hatte. Wenngleich nicht jeder im Raum diese Meinung teilte.

  • Das Wetter wurde immer schlimmer. Ein solches Gewitter hatte Varro hier noch nie erlebt. Er nahm einen der Becher, den ein Benefitzarier verteilte. Er roch daran, ein warmer Würzwein.

    Nickend ließ er den Mann passieren und nippte an dem Becher. Draußen fetzte ein lauter Knall durch die Nacht.

    Der Würzwein war gut, wenngleich auch ein wenig zu süß für seinen Geschmack. Hatten die Kerle Met hineingeschüttet?

    In der Station war es relativ düster und eng und er nahm den Mann erst auf dem zweiten Blick wahr.

    Optio Attius Nepos, ...ich habe hier das Kommando.

    Varro nickte ihm zu und entgegnete, Decurio Germanicus Varro von der ALA I Aquilia ... bei der Nennung des Namens nahm Nepos sofort noch mehr Haltung an, doch verortete er den Germanicer in der Numidia. I Aquilia? fragte er daher.

    Varro nickte und entgegnete ALA I AQUILIA SINGULARIS um genau zu sein, die Einheit wurde umgenannt. Zuviel der Ehre, wenn man es nach Varro nahm. Daß der Caesar bei den befreiten Männern war, war Zufall und spielte für ihn keine Rolle. Nepos jedoch legte erinnernd den Kopf in den Nacken. Die Geschichte um die Rettung des Caesar durch die Ala war in aller Munde. Der Name Germanicus Varro wurde mit Respekt und Ehrfurcht ausgesprochen. Beinahe jeder behauptete ihn zu kennen oder zumindest schon einmal gesehen zu haben und er, Attius Nepos, Sohn eines Apulischen Schreiners stand jetzt hier und plauderte mit ihm. Ob ihm das jemand glauben würde?

    Gab es in den letzten Tagen hier irgendwelche Auffälligkeiten? Varro sah aus dem Fenster ...ich meine Streuner oder Berittene?

    Nepos schüttelte den Kopf. Nein Decurio,..nur die üblichen Transporte und Reisenden...nichts Ungewöhnliches.

    Varro nickte. Natürlich...nichts Ungewöhnliches. Das ist es nie, bis es dann doch ist. Der Übergang war zu oft fließend.

  • Ocella kam von der Scheune gerannt und knallte die Türe hinter sich zu. Er war triefnass und bibberte vor Kälte. Einer der Benefitzarier schob ihn ans Feuer und drückte ihm einen Becher in die Hand, ein anderer reichte ihm eine Decke.

    Er nuckelte am heißen Becher und sah sich nach Varro um. Bald sah er ihn am Fenster stehen.

    Männer und Pferde sind untergebracht, alles in Ordnung! meldete er und sah ebenfalls aus dem Fenster. Doch dort war nichts zu sehen außer starkem Regen.

    Er nippte weiter an seinem Becher und wischte sich mit der Decke ein wenig trocken.

  • Irgendetwas störte ihn. Ein seltsames Summen war in seinem Kopf. Üblicherweise hatte er das wenn irgendetwas nicht stimmte. Doch was sollte das gerade jetzt sein? Sie waren einigermaßen trocken und sicher vor dem Unwetter. Umgeben von Kameraden der XXII.

    Er stellte den Becher Würzwein ab und leckte sich die Lippen. Obwohl er nur daran genippt hatte, brannten sie ein wenig.

    Sein Blick glitt durch den Raum, er zählte 7 Benefitzarier, der 8. war sicher im Stall.

    Doch trotzdem summte es weiter in seinem Kopf. Er legte Ocella die Hand auf den Arm und hielt ihn so ab vom Trinken. Sein Blick war alarmierend. Obacht angesagt!

    Optio?... weiter kam er nicht. Ihm war gleich aufgefallen, daß die Benefitzarier seltsam ungepflegt wirkten, alles hier wirkte bemüht,...gestellt.

    Das Latein des Optios war zwar in Ordnung und ließ keinen Rückschluß zu, aber etwas störte Varro. Waren es die Augen? War es die Haltung?

    In der relativen Enge des Raumes hatten sie wenig Möglichkeiten, deshalb schlug er Ocella den Becher aus der Hand in Richtung eines der stummen Gestalten, die in schlecht geschnürten Schienenpanzern so herum standen. Der Optio wich dem heißen Getränk aus und zog einen Dolch. Dabei rief er etwas in einem gutturalem Dialekt.

    Die übrigen, deutlich jüngeren "Benefitzarier" wurden unruhig und bewaffneten sich.

    Nun,...wo ist denn nun der Optio und die Männer dieser Station? fragte Varro kalt und das Summen in seinem Kopf ließ nach als der vorgebliche Optio böse grinsend auf ihn vordrang.

    Oh,...der gute Optio liegt hinten im Schuppen, zusammen mit seinen alten Säcken.

    Varro nickte,...das war es was ihn gestört hatte. Die Benefitzarier der II. und nun auch der XXII. waren im Grunde kurz vor dem Ausscheiden aus der Legion. Männer um die 40. Die Kerle hier waren deutlich jünger. Allein der schlecht rasierte Optio war älter.

    Varro zog seine Klinge, welche bläulich im Schein der Laternen und des Feuers schimmerte.

    Gaius Germanicus Varro,...der Schlächter...der Schnitter,...der rechte Arm Hels...oh, mein Ruhm wird unsterblich sein, wenn ich dich...

    Varro schüttelte den Kopf über soviel Gequatsche. Da machte sich jemand Mut und vor allem seinen kümmerlichen Begleitern. Inzwischen hatte er sich in eine ausreichend sichere Position gebracht, von der er ungehindert aus kämpfen konnte. Da griff der Kerl an.

  • Ocella, leicht durchgefroren und nass wunderte sich nicht schlecht als ihm Varro das Getränk versagte. Fragend sah er ihn an und kurz darauf schwappte der Inhalt des Bechers durch den Raum. Mit einiger Verblüffung sah er dem Schwall hinterher und eine seltsame Wandlung im Verhalten des Optios. Auch die Kameraden wurden seltsam.

    Er war etwas benommen und zog ein wenig umständlich seine Spatha.

    Dieser seltsame Optio drang auf Varro vor, der sich schützend vor ihm gestellt hatte. Ocella schüttelte den Kopf und dachte er müsse sich nützlich machen.

    Deshalb rannte er zur Türe, drei von den Kerlen im Schlepptau. Varro brauchte Platz um kämpfen zu können und die frische Luft würde seinem Augennebel sicher auch den Garaus machen.

    Equiteeees!!! schrie er kaum daß er draußen war und die peitschende Regenwand ihn schlagartig wachrüttelte.

    Die Türe der Scheune flog auf und Männer mit Fackeln und Schwerter stürmten heraus.

    Ocella wandte sich seinen Verfolgern zu und fletschte die Zähne. Na los ihr Bastarde! Los,...kommt schon!

    Doch sie kamen nicht. Der sicher geglaubte Sieg über den halb betäubten Römer ging verloren. Sie trauten sich nicht ihn wie angeordnet gefangen zu nehmen und ihre Flucht zu sichern und liefen in den nahen Wald. Ocella wies seine Männer an sie zu verfolgen Fango! Holt sie euch! Wenn es geht lebend! Doch er wußte, daß das kaum möglich war.

    Er rappelte sich auf und rannte zurück zum Haupthaus.

    Was er dort sah überraschte ihn wenig. Der Optio lag am Boden, drei seiner Leute auch. Einer lebte wohl noch und hielt sich den abgeschlagenen Stumpf seines rechten Unterarms.

    Von Varro war zunächst nichts zu sehen, doch eine der Türen war offen. Ocella teilte die Leute auf und stürzte zu der offenen Türe.

    Dort sah er Varro. Er beugte sich über eine an der Wand sitzende Gestalt. Im Raum verteilt lagen 7 weitere Männer mit aufgeschlitzten Kehlen...die Benefitzarier durchfuhr es ihn.

    Decurio Germanicus! machte er auf sich aufmerksam. Er wußte, daß es im Eifer des Gefechts schon mal zu Überschlagshandlungen kommen konnte. Auch wenn Varro nicht war wie andere Männer, wollte Ocella sicher gehen.

  • Varro hatte wenig Mühe sich in den nun leeren gewordenen Raum seiner Haut zu wehren. Die Wut seines Angreifers machte er sich zu nutze und der Optio fiel als erster. Seine drei gefolgsleute gingen nur zu ihren Vätern, weil sie ihre Waffe nicht fallenließen. Es machte Varro keine Freude ihnen das Leben zu nehmen und so schonte er den jüngsten von ihnen.

    Hiernach öffnete er die Türe zu den Unterkünften und fand die wahre Besatzung des Postens vor. Allesamt gemeuchelt und ihr Mörder war noch da.

    Der vierschrötige Mann griff ihn sofort knurrend an, während sein letztes Ofer noch zuckte. Wahrscheinlich hatte er sie gerade erst getötet.

    Kalte Wut kroch ihm durch die Därme. Er wich dem Hieb mit einem gestohlenem Gladius behende aus und rammte dem Kerl die Spatha in die Seite.

    Knurrend wandte sich der Kerl um, hielt sich kurz die Seite und spuckte in Varros Richtung. Varro legte die Spatha auf einen Tisch und winkte unter den verblüfften Blicken den Mann zu sich.

    Blut quoll aus der Wunde. Varro wußte, daß an dieser Stelle eine wichtige Blutzufuhr war und der Kerl nicht mehr lange auf seinen Beinen stehen würde.

    Waas? Los,...wehr dich Schlächter, nimm dein Schwert! grollte er mit schwindenen Sinnen. Er wußte was er getan hatte und wollte deshalb im Kampf sterben, mit einem Schwert in der Hand. Doch es entglitt ihm, und der verdammte Römer verwehrte ihm den erlösenden Schlag...was...? Er sah an sich herab. Seine Seite war schwerrot von seinem Blut. Er stand in seinem Blut. Sterne explodierten vor seinen Augen. Er machte einen Schritt auf den Römer zu.

    Varro wich dem fallenden Germanen aus. Dann nahm er seine Spatha und wischte sie an der Kleidung des noch zuckenden Barbaren halbwegs sauber.

    Er hörte ein leises Röcheln von einem der Opfer und eilte zu ihm. Vorsichtig setzte er ihn mit dem Rücken auf und drückte ihm mit seinem Mantel auf die Klaffende Wunde am Hals.

    Der Mann konnte nicht mehr sprechen, so tief war der Schnitt. Varro nahm seine zitternde Hand und hielt ihm den Kopf ein wenig gerade.

    Tränennasse Augen sahen ihn flehend an. VALE DULCIS FRATRE, SID TIBI TERRA LEVIS! * sagte Varro und nickte dem Sterbenden zu. Dieser schloß die Augen und mit den zustimmenden Nicken entglitt sein Geist ins Elysium. Varro fühlte eine seltsame Leere in sich, sie breitete sich langsam aus. Vorsichtig ließ er den Kopf des toten Kameraden auf dessen Schulter sinken und nahm seinen blutdurchtränkten Mantel von dessen Wunde. Ocellas Stimme holte ihn zurück aus einer Melanche aus Trauer und Rachedurst.

    Nuntio Vexillarius! er erhob sich und wandte sich mit steinerner Miene um.

    Ocella ging es gut und den anderen Kameraden offenbar auch. Erleichtert trat er an Ocella vorbei nachdem er ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte.


    Sim-Off:

    Lebe wohl Bruder, die Erde sei dir leicht

  • Ocella sah auf die niedergemachten Kameraden, bemerkte die Berührung an der Schulter und wertete sie als Freude darüber daß er noch am Leben sei. Er löste seinen Blick von den Toten und beeilte sich hinterher zu kommen. Drei von den Kerlen folgt Eques Fango,...ansonsten ist alles feindfrei und die Lage ruhig.

    Meldete er und folgte Varro nach draußen. Das Unwetter war inzwischen weitergezogen und sie standen in Matsch.

    Ocella blickte in Richtung des Waldes wohin die Kerle und Fango mit seinen Kameraden hingerannt waren. Er hatte ein wenig Sorge, denn das Gelände und die Umgenung waren dunkel und schützten die Flüchtenden. Es überkamen ihn gerade ein paar nagende Zweifel ob Fango der Richtige war.

  • Pius und seine Begleiter hatten bereits eine mehrtägige Reise hinter sich. Und obwohl er schon in vielen Winkeln des Imperiums und darüber hinaus unterwegs gewesen war, erschütterte ihn das Wetter in dieser Provinz. Nahe Borbetomagus kamen sie in einer Villa Rustica unter. Genossen die Gastfreundschaft, das reichliche Mal und die sauberen Betten.

    Sie hatten beschlossen am nächsten Tag ausgeruht weiter zu reiten. Doch Pius fand kaum Schlaf . Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen beobachtete er das nächtliche Schauspiel von Blitz und Donner, Starkregen und Graupel. Das schwache Öllicht und die Glut des niedergebrannten Kaminfeuers tauchten den kleinen Raum in ein gespenstisches Licht.

    Der Empfang in dieser Provinz gefiel ihm nicht. Sie hatten sich die Stelle zeigen lassen wo sein Cousain gefallen war.

    Es sah alles ganz normal aus, nur abseits der Strasse zeugten ein paar Erderhebungen von Gräbern. Nach einigem Suchen fand er auch eine römische Fibel. Sie sah der seines Bruders ähnlich. Vielleicht rieb ihn ja auch dieser Gedanke um. Nero war sang und klanglos verschwunden...Gerüchten zufolge wollte er den Avunculus Nepos "besuchen".

    Heimsuchen traf es wohl eher.

    Ob Nero einer der namenlosen Toten dort am Strassenrand war? Pius bemerkte mit einiger Sorge, daß es ihn kaum berührte.

    Es klopfte zaghaft an der Türe. Pius schwang sich vom Bett auf und öffnete die Türe.

    Wie erwartet stand dort die üppige Blonde, die ihm bei der Cena schon aufgefallen war. Ob sie nun aus freien Stücken kam oder der Hausherr sie geschickt hatte war ihm gleich. Ihm war nach ein wenig Ablenkung und bei den Göttern, dieser Körper versprach sicher nicht zuviel.

    Er nahm sie bei der Hand und erlebte eine bisher unbekannte Art der Vereinigung.

    Nach dem Akt schlief er ein und sie verschwand so still und leise wie sie gekommen war.

  • Fango hatte sich im Nu bewaffnet auf sein Pferd geschwungen. Geschwindigkeit war ihnen antrainiert worden. Mit dem kleinen alten Schecken verfolgte er wie befohlen die Fremden durch die Dunkelheit. Sie waren nicht dumm und als sie ihn bemerkten, teilten sie sich auf und schlüpften ins Unterholz, wo das Pferd nicht vorwärtskam. Doch Fango war nicht darauf aus, die Speere zu benutzen, wie sie vielleicht glaubten. Seine größte Stärke war der Reiterbogen. Die Sehne knallte gegen seinen Unterarmschutz, der erste Pfeil schlug in einen Baum ein. Der zweite traf einen Flüchtigen in das Schulterblatt. Die Pfeilspitze durchstieß den Knochen und blieb dahinter aufgrund der Widerhaken unlösbar hängen. Er brach zusammen. Fango erschrak darüber derart, dass es sein einziger Treffer blieb. So hörte er auf, Pfeile zu verschwenden. Die Fremden waren fort, bis auf den Verletzten.


    Fango stieg ab, um ihn zu bergen. Da er das noch nie gemacht hatte, fehlte ihm die Routine, er brauchte eine Ewigkeit, den Mann zu entwaffnen und rannte mehrmals unnötig zwischen dem Verletzten und seinem Pferd hin und her, ehe er ihn schließlich darauf setzte und zu den anderen führte. Fango war kreideweiß, seine Gangart steif.


    Erst jetzt bemerkte er, dass ihm Kameraden zur Verstärkung gekommen waren, doch niemand hatte das Geschehen koordiniert. Alle rannten hierhin und dahin. Der Einzige, der nach einer Weile mit einem mustergültig geknebelten, völlig unverletzten Gefangenen zurückkehrte, war - natürlich - Zisimos. Sein Pferd hatte er warten lassen und den Gefangenen zu Fuß eingeholt und niedergerungen. Nun holte er Fango ein und ritt bald in einer Seelenruhe neben ihm. Zisimos' Gefangener musste an einer Leine hinter dem Pferd hergehen (oder rennen, je nachdem). Die übrigen Kameraden holten sie - zum Teil beritten, zum Teil zu Fuß, aber ohne weitere Gefangene - kurz vor Erreichen des Ziels ein.


    "Sind zwei Gefangene viel?", wisperte Fango, dessen Gefangener vor Schmerzen stöhnte.


    Fango hatte das Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Hätte er doch mit Zisimos zusammen die Fremden gejagt! Sicher hätten sie viel mehr fangen können und ohne sie zu verletzten. Bevor sie Meldung machten, musste Fango sich die Augen wischen. Er hatte nicht verstanden, was vorgefallen war, wer diese Menschen waren und warum sie plötzlich mitten in einer Auseinandersetzung steckten. Es war ihm alles zu schnell gegangen.

  • Ocella wartete neben Varro vor dem Wachgebäude. Sie sprachen nicht, atmeten nur tief die Luft ein. Da kamen die Equites zurück. Ocella erkannte einen Kerl an einem Seil und einen, offenbar Verletzten auf einem Pferd. Kopfschüttelnd erkannte er, daß der eigentliche Reiter das Pferd führte.

    Eques Iunianus,...nuntio!

    Er warf einen Blick auf Varro, doch der stand nur da wie ein Kriegerdenkmal und starrte auf die beiden Gefangenen die man vor die beiden Offiziere zerrte.

    Ocella stellte fest, daß einer der beiden verletzt war und sah Fango einfach nur an...

  • Nahe Borbetomagus kamen sie in einer Villa Rustica unter.

    Victors Nacht war eher ruhig. Er schlief, leise schnarchend wie ein Stein. Genoss es in einem sauberen Bett zu schlafen und bekam vom Unwetter nichts mit. Er wachte früh auf, wusch sich und kleidete sich in einer frischen Tunica. Als er seine griechischen Stiefel reinigte bedauerte er kurz keinen Sklaven mitgenommen zu haben. Doch insgesamt bekam es ihm gut alles selbst zu machen. Das gab ihm ein Gefühl von Unabhängigkeit.

    Sauber und ausgeruht ging er zu Pius´Cubicullum, welches seinem gegenüber lag.

    Vernehmlich klopfte er an und trat dann ohne Umschweife ein.

    Der Geruch hier im Raum war seltsam und veranlasste ihn das Fenster zu öffnen und hinauszusehen. Sein alter Freund lag unter den Laken und murmelte protestierend.

    Victor zog ihm das Laken weg und staunte im Schein der Öllampe nicht schlecht. Pius musste in der Nacht mit einem Löwen gekämpft haben. Zumindest sah sein Rücken so aus als habe dort ein Löwe seine Krallen hinterlassen.

    Harte Nacht, was..? fragte er grinsend und warf das Laken wieder zurück. Dabei fragte er sich wie dieser Kerl das machte? In jeder Taberna hatte er Nachts Besuch. Ihm , der die ganze Zeit mit Pius zusammenhockte fiel nichts auf. Wie zum Geier verständigte er sich, damit er Besuch bekam?

    Er selbst war da völlig ahnungslos und vor allem auch dankbar. Er brauchte seinen Schlaf...gestand er sich neidlos zu.

  • Wer trampelte denn da durch sein Cubi? ...und wer riss den da das Fenster auf? Pius peilte aus verquollenen Augen in Richtung des schemenhaften Übeltäters. Vic! Dann zog er ihm auch noch das Laken weg. Meine Nacht war ganz nett, der Morgen macht mir zu schaffen...! und bedeckte sich mit dem wiedererlangten Laken.

    Es hatte eh keinen Sinn, sie mussten, sie wollten weiter, heute sollte Mogontiacum ihr Ziel sein.

    Pius federte aus dem Bett und dehnte seinen drahtig-muskulösen Körper. Es machte ihm nichts aus, daß er nackt war und der Grund für seine Beliebheit bei den Frauen gerade für große Augen bei seinem Freund sorgte. Grinsend zog er sich eine Tunica über und schlüpfte in seine Schluppen. Insgesamt sah er aus wie ein Penner,...im Vergleich zu dem perfekt gekleideten und frisierten Victor, ...aber ein zufriedener Penner.

    Er klopfte Victor derbe auf die Schulter und meinte, Na los,...suchen wir uns was zu Essen!

  • Ocella wartete neben Varro vor dem Wachgebäude. Sie sprachen nicht, atmeten nur tief die Luft ein. Da kamen die Equites zurück. Ocella erkannte einen Kerl an einem Seil und einen, offenbar Verletzten auf einem Pferd. Kopfschüttelnd erkannte er, daß der eigentliche Reiter das Pferd führte.

    Eques Iunianus,...nuntio!

    Er warf einen Blick auf Varro, doch der stand nur da wie ein Kriegerdenkmal und starrte auf die beiden Gefangenen die man vor die beiden Offiziere zerrte.

    Ocella stellte fest, daß einer der beiden verletzt war und sah Fango einfach nur an...

    Varro brauchte eine Weile um seinen Zorn zu besänftigen.Wie kam es, daß sie immer zu spät kamen? Warum waren die Benefitzarier so arglos und ließen sich so mir nichts dir nichts gefangennehmen? Natürlich, es waren alte Männer, am Ende ihrer Laufbahn. Sie scheuten das Risiko am Ende ihrer Laufbahn noch in Kämpfe verwickelt zu werden.

    Doch diese Vorsicht hatte zwei Seiten.

    Varro starrte auf die beiden Gefangenen wovon einer verletzt war. Er wandte sich ab und nickte Ocella zu. Verhör und Liquidierung. Die übrigen Gefallenen wurden gerade aus dem Haus gezerrt. Dabei gingen die Equites wenig zimperlich mit den Toten Barbaren um und warfen sie auf einen Haufen in Sichtweite zu den beiden Gefangenen.

    Dann brachte ein Eques den verwundeten Knaben und zwang ihn neben den anderen beiden auf die Knie.

    Das anfängliche Mitleid war verflogen als Varro die Toten Kameraden gesehen hatte, dahingemetzelt wie Opfervieh. Ocella trat vor und begann das Verhör.

  • Ocella trat vor die drei am Boden knienden Gestalten. Zwei davon waren verletzt und der Dritte sah ihn wütend an. Der Junge aus der Wachstube mochte sicherlich kaum etwas wissen, der andere Verletzte war genauso wie der Junge wohl damit beschäftigt zu sterben, blieb also der Wütende. Ocella nickte den Equites hinter dem Kerl zu und sie holten ihn auf die Beine.

    Er knurrte wie ein Wolf und fletschte die Zähne. Ocella beschloß ihm nicht zu nahe zu kommen. Wer weiß was der Kerl hatte.

    Na los, Barbar,...was sollte das hier? Gibt es noch mehr von euch? Wer führt euch an?

    Der Barbar wandt sich im eisernen Griff der Bewacher und starrte Ocella nur fiebrig an. Statt einer Antwort spie er ihm blutige Spucke entgegen, welcher Ocella gerade noch ausweichen konnte. Bevor er seinen Entschluß den Kerl mit handfesten Argumenten zu überzeugen umsetzen konnte trat Varro an ihm vorbei.

  • Varro fiel auf, daß der Barbar sich seltsam verhielt, seltsamer als üblicherweise. Zeitverschwendung! dachte er bei sich, nahm eines der am Boden liegenden Schwerter auf trat an Ocella vorbei und lief dem Barbar das Schwert ins die Brust. Er ließ es stecken und wandte sich ab. Zu den verblüfft dreinschauenden Equites meinte er, Wir brechen auf, die Gefangenen laßt hier, die werden den Morgen kaum erleben...Ocella, wir teilen uns auf, ihr reitet die nächsten beiden Stationen ab,...wenn alles in Ordnung ist reitet ihr zurück zum Castellum, wenn nicht sendet einen Boten. Wir reiten zurück und dort die nächsten beiden Stationen ab. Er nickte Ocella zu und kaum drei Minuten später preschte er mit den Equites der Prima zurück in Richtung Mogontiacum.

  • Ocella klatschte in die Hände, Na los,...fertigmachen! Ihr habt den Decurio gehört! Sein Blick fiel auf den Toten mit seinem Schwert in der Brust und die beiden apathisch vor sich hinstarrenden Verletzten. Sein erster Impuls war ihnen genauso wie den toten Kameraden den Hals durchzuschneiden, doch er entschied sich dagegen.

    Sollten sie doch verrecken. Fango,Zizimos?! Ihr bleibt hier und schafft Ordnung. Danach bleibt ihr hier bis ihr abgelöst werdet!

    Kurz darauf ritt auch die Secunda bis auf die zwei Mann, welche die toten Kameraden und die Station bewachten in Richtung Borbetomagus. Doch Varro´s Sorge war unbegründet. Beide Stationen waren unversehrt und nun alarmiert. Der neue Tag war mild, ein blauer Himmel und frische Luft taten den Equites gut.

    Insgeheim war er froh, daß es nicht zu weiteren Kampfhandlungen gekommen war. Er gestand sich ein, daß er nicht ohne Varro kämpfen wollte,...denn bisher hatte er nur überlebt, wenn Varro in seiner Nähe gewesen war. Bald passierten sie die überfallene Station und Ocella ordnete noch drei weitere Equites zur Bewachung ab um danach direkt zurück zum Castellum zu reiten...wie befohlen.

  • Fango kam nicht mehr dazu, seine Meldung zu machen, weil man es sich anders überlegte. Das war für ihn in Ordnung, da er vermutete, dass seine Stimme belegt klingen würde. Dass der Subpraefectus vor seinen Augen jemanden tötete, trug nicht zur Verbesserung seines Zustands bei. Aber um ihn ging es nicht. Es ging überhaupt nicht mehr um ihn, seit er bei der Ala war, er war unwichtig und ersetzlich.


    Gemeinsam mit Zisimos und den übrigen drei Kameraden räumte er auf, nachdem die Offiziere mit den Übrigen fortgeritten waren. Sie huben eine Grube aus, leider viel zu flach, weil es ewig dauerte, ein großes Loch zu graben. Stunden. Aber so gab es am Ende zumindest genügend Aushub, um die toten Germanen notdürftig mit Erde und Geäst zu bedecken. Die gefallenen Kameraden hingegen wurden gesondert aufgebahrt, dazu eingewickelt in ihre Mäntel, da sie davon ausgingen, dass die Kameraden für eine ordentliche Bestattungszeremonie zurück ins Castellum transportiert werden sollten.


    Irgendwann gab es nichts mehr aufzuräumen. Die verletzten Barbaren lebten immer noch, was Fango überforderte. Er wünschte, sie würden entweder sterben oder davonlaufen, damit sie sich seinem Verantwortungsbereich entzogen, doch sie saßen oder lagen noch an Ort und Stelle, zwei besiegte Häufchen Elend. Fango saß eingerollt in einer Ecke und versuchte, seine Gedanken und Gefühle in geordnete Bahnen zu lenken. Scheinbar war er der Einzige, der mit aller Macht dagegen ankämpfen musste, wie ein kleiner Junge loszuweinen oder sich bei Zisimos etwas Trost abzuholen. Stattdessen tat Fango, als sei er in dieser Haltung eingeschlafen.


    Der Morgen dämmerte, doch er brachte weder Licht noch Wärme. Hässlich, nass und grau präsentierte sich der Morgen.

  • Ocella trabte mit seiner Patrouille auf den Hof der Station. Er rutschte aus dem Sattel und drückte das Kreuz durch. Kurz unterhielt er sich mit einer der Wachen und klopfte dem Mann danach auf die Schulter. Er betrat die Wachstube und sah daß die beiden Gefangenen immer noch lebten.

    Ocella verdrehte die Augen und meinte, Das sind anscheinend zähe Burschen,...na schön,...Iunianus, du kommst mit zum Castellum, ihr übrigen haltet bis zur Ablösung die Station,...die Gefangenen bleiben hier. Was sollte er auch mit den Kerlen machen? Transportfähig waren sie nicht. Es war ihm herzlich egal, sie waren nur störender Ballast.

    Na los Iunianus,...hopp,hopp,...komm in die Hufe, Abmarsch in V !

    Er winkte Zisimos zu sich und gab ihm Instruktionen zum weiteren Ablauf, dann wandte er sich mit einem letzten Blick auf die Gefangenen ab und verließ die Wachstube.

    Die Kameraden hatten inzwischen ihre Geschäfte erledigt und etwas gegessen und getrunken. Die Station hatte heißen Würzwein und Schinkenbrote vorbereitet. Ocella nahm dankbar einen heißen Becher und eine Stulle an, während er seinem Hengst beim Fressen zusah. Jemand hatte den Pferden Heu auf den Boden gestreut.

    Nach einer Weile, deutlich mehr als V...gestärkt und ein wenig aufgewärmt gab Ocella den Befehl zum Fertigwerden,...kurz danach ritten sie ab,...in Richtung Mogontiacum. Die übrigen Stationen waren unversehrt und voll besetzt...


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