Beiträge von Ein Legionär der XXII

    Einer der wachhabenden Soldaten studierte gründlich das Schreiben, dann nickte er und reichte es an Cinna zurück.


    "Da die Legionslager überall gleich aufgebaut sind, weißt du sicher, wo du nun hingehen musst. Da bleibt mir nur zu sagen, willkommen in der Legio XXII Primigenia!"


    Er trat beiseite und ließ den Neuankömmling passieren.

    Da blieb den Milites nur übrig, so schnell und schneidig wie möglich zu salutieren. "Salve, Tribunus Laticlavius Galeo Seius Ravilla!"


    Sorgen machten die Männer sich wegen seines huldvollen Erscheinens eher nicht: Von dem piekfeinen Kerl mit seinem Edelsklaven würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach höchstens mal eine Unterschrift zu sehen bekommen, bevor er wieder abreiste. Als senatorischer Tribun würde er für den Großteil seiner Amtszeit in der Principia verschwinden und sich nicht im Feld oder auf dem Exerzierplatz den Saum seiner blendend weißen Toga schmutzig machen.


    Man wuselte herum, um seine Hilfe bei der Versorgung und dem Abladen der Pferde anzubieten und was so ein Mann aus dem Ordo senatorius sonst noch alles für wichtig halten konnte. Einer der Soldaten eilte herbei, um ihm den Weg in sein neues Officium zu zeigen (und sich bei der Gelegenheit ein wenig beliebt zu machen). Das lag in der Principia, wo der Tribun sowieso hin musste, um sich anzumelden.

    Die Männer im Hintergrund warfen sich vielsagende Blicke zu beim Anblick der noblen Sänfte und des dazugehörigen Personals: Ganz klar, hier rückte ein neuer senatorischer Tribun an. Die sahen immer so fein aus und kamen mit reichlich Gefolge, meist noch mit Frau und Kindern. Die Zeit war ja mal wieder reif. Es trat einer der jüngeren Soldaten vor.


    "Saaalve", grüßte er langgezogen. "Was liegt an?"

    Auch wenn die Legion noch nicht hundertprozentig einsatzfähig war standen schon Milites am Tir und bewachten die Castra.

    Bisher war die Aufgabe Lieferungen an die richtige Stellen zu weisen, Neugierige zu verscheuchen oder Freiwilligen den Weg zu erklären bzw zu begleiten. Ohne Begleitung würden Zivilisten keinen Fuß in die Castra machen können.

    Zur Abwechslung kam ein Offizier der Auxiliareinheit ans Tor und wollte, konkret, zwei Personen sprechen.

    " Salve, Decurio. Centurio Duccius wird sich wohl in der Principia aufhalten und Matinius Publius vermutlich in der Barracke der Rekruten" erleuchtete der Miles den Decurio. Es war überflüssig dem Mann den korrekten Weg zu erklären. Schließlich war der Bau einer Castra nach einem festgelegten Schema angelegt.

    " Die Waffen, Decurio." Freundlich deutete er auf den Kameraden der bereits wartend daneben stand.

    "Mmmmhm", brummte der Miles, und machte sich eine Notiz. Was dann folgte, waren noch ein paar kleinere Untersuchungen, bevor er sich die Tafel heranzog und sie vervollständigte. Danach reichte er sie dem Matinier und nickte flüchtig. "Du kennst das Procedere ja. Zurück ins Rekrutierungsbüro und abgeben."


    Legio XXII Primigenia


    MUSTERUNGSAKTE

    nomen: Publius Matinius Avianus

    pater: Camillus Matinius Plautius

    mater: Velia Taria.

    natio: Romanum

    aetas: 39


    artes: Veteran der Cohortes Urbanae, lesen und schreiben


    habitus: i.O.


    morbi cognitio (medicus): o.B.


    exceptio: keine


    eventus: Dienstfähig



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.

    Der Miles medicus nickte bei der Antwort und enthüllte in Reaktion darauf eine Tafel an der Wand, an der Worte geschrieben waren. Es gab andere Varianten, wie man die Sehkraft testen konnte, für solche, die des Lesens nicht – oder nicht so gut – mächtig waren, und das kam durchaus auch bei römischen Bürgern vor. Nicht alle konnten sich für ihre Kinder eine entsprechende Bildung leisten, und nicht alle Kinder waren gleich begabt. Der einfache Soldat musste das auch in aller Regel nicht sonderlich gut können. Er nickte zur Tafel hin. „Na dann, lies mal vor.“ In immer kleiner werdenden Worten stand dort der Beginn von Aesops Fabel Rabe und Fuchs.

    Der Miles lehnte sich gegen den Tisch hinter ihm und betrachtete den Veteran dabei, wie er die Übungen machte. Eigentlich hatte er ja gewollt gehabt, dass der Kerl seine Fragen während der Kniebeugen beantwortete... und nicht erst hinterher. War immer interessant zu sehen, wie schnell jemand außer Puste kam, wenn er nebenbei noch reden musste. Das war etwas, dass Ältere oft nicht mehr so gut hinbekamen, selbst wenn sie gut in Schuss waren. Was der Mann vor ihm zu sein schien, den Übungen und seinen Worten nach zu schließen, aber allein darauf verließ er sich freilich nicht. Was folgte, war also eine Untersuchung des Körpers, Rücken, Schultern, das Wichtigste überprüfte er. Danach bedeutete er ihm: "Geh mal da rüber, ans andere Ende. Rücken zur Wand. Wie siehts aus mit Lesen?"

    "Na dann lass mal sehen...", schnarrte der diensthabende Miles medicus und schnappte sich die Tafel. "Veteran also? Dann kennst du ja das Spiel. Leg mal los mit Kniebeugen und erzähl mir ein bisschen was. Irgendwelche Krankheiten, entweder selbst gehabt oder in der Familie? Verletzungen, alte, aus dem Dienst, egal was? Irgendwelche Beschwerden?" Irgendwann fingen sie bei allen an, die Zipperlein. Was noch nicht hieß, dass einer dienstunfähig wäre, aber es war gut Bescheid zu wissen. Und falls irgendwelche Verletzungen vorlagen, konnte daraus auch mal was werden.

    Erleichtert grinste ihn der Immunes den Matinier an. Na das passt, für einen Dreissigjährigen hast du zu viele Falten.

    Er trug das Alter ein und reichte sie dem Matinier.

    Zuerst mal zum Medicus,...ist nur eine Formalität...

    In den Alter hatte ein Veteran schon das eine oder andere Wehwehchen

    Legio XXII Primigenia


    MUSTERUNGSAKTE

    nomen: Publius Matinius Avianus

    pater: Camillus Matinius Plautius

    mater: Velia Taria.

    natio: Romanum

    aetas: 39


    artes: Veteran der Cohortes Urbanae


    habitus:


    morbi cognitio (medicus): o.B.


    exceptio: keine


    eventus: Dienstfähig



    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.

    Der Immunes stutzte ein wenig. 30 Jahre alt? Bei den CU ausgeschieden? Wie lange diente man denn bei den CU?

    Nein, öh,...du kannst mich mal aufklären? Er sah den Matinier an und tippte auf die Tabula. Du hast gesagt du hast bei den CU gedient und wurdest entlassen,...und bist 30 Jahre alt...wie passt das?

    Wenn man bei den CU ebenfalls 20 Jahre dient, ...oder auch nur 15...irgendwie passte das nicht wirklich.

    Der Immunes merkte schon, daß er da wohl einen wunden Punkt berührt hatte.

    Also was die Laufbahn angeht so gilt der Grundsatz alles geht nichts muss...und bei deiner Ausrüstung musst du im Armamentarium Bescheid geben, dann bekommst du die Ausrüstung entsprechend, vorausgesetzt sie entspricht unserem Standard!

    Er nahm die Tabula und sah den Mann an.

    Also,...Name..., Alter, Herkunftsland, Eltern...du kennst das ja!?


    Der Immunes nickte, ein Veteran also,...er nahm eine Tabula. Schön,...CU also,...wie lange ist deine Entlassung her? Du musst auf jeden Fall nochmal durch die Grundausbildung, die Anforderungen an die CU unterscheiden sich von denen der Legio...allerdings wirst du als Veteran als Tiro spei geführt und nach erfolgreicher Absolvierung sofort Immunes spei übernommen. Spei steht für Anwärter auf den nächsthöheren Posten.

    Der Immunes grinste, ...wer weiß? Vielleicht bist du nächstes Jahr schon Optio?


    Die Männer der Freiwache vetrieben sich die freie Zeit mit Würfelspiel oder dösten auf ihren Pritschen.

    Immer wieder rollten die Würfel, immer wieder knurrte einer der Spieler enttäuscht auf, oder einer freute sich jubelnd.

    Habt ihr das mit der Station VI gehört? fragte plötzlioch einer der neu Hinzugekommenen.

    Die Männer hielten inne und sahen auf. Nee,...was denn?

    Neuigkeiten waren interessant, sie erlösten einen wenn auch nur kurz aus dem drögen Wachdienst.

    Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

    Die gesamte Station,...niedergemacht! Dann kam die Ala,...Patrouille... er nahm sich einen Becher Posca, trieb die Spannung in die Höhe, genoss die Aufmerksamkeit.

    30 Barbaren oder mehr sollen es gewesen sein,...er vollführte einen Kehlschnitt und meinte grinsend, allesamt niedergemacht...von der Ala.

    Die Kameraden nickten, teils entrüstet, daß man die Kameraden getötet hatte, teils beruhigt, daß sie gerächt waren.

    Er nahm einen Apfel und biss hinein. Kauend schloß er, War wohl wieder mal Germanicus Varro und seine Truppe. Mann ich hab´den Eindruck der Kerl ist hier überall!

    Sie nickten allenthalben. Varro kannte hier jeder Miles. Für die Männer war er so etwas wie ein allgegenwärtiger Schutz. Solange Varro hier seinen Dienst tat würden die Barbaren jedenfalls nicht ein zweites Mal obsiegen wie damals bei Varus...

    Sie hielten inne, gedachten ihrer toten Kameraden, waren froh es nicht selbst gewesen zu sein und kurz darauf rollten die Würfel wieder...so war es, Leben und Streben,...lieber du als ich,...

    Der Wachhabende winkte ihn heran und zeigte auf einen Holzkasten in welchen die Waffen abgelegt werden sollten.

    Was deine Zunge angeht du Schlauberger, das hier ist nicht die CU, das ist die Legio XXII. Ein wahrer Schmelztiegel aus Jungspunden, Veteranen und Großmäulern...du wirst dich hier wohlfühlen.

    Er wartete bis die Waffen abgelegt waren und meinte dann,

    Melde dich in der Principia im Rekrutierungsbüro, ich fürchte um die Grundausbildung wirst du nicht herumkommen...aber du kannst es uns allen ja beweisen, vielleicht wirst du ja prompt zum Optio befördert, weil du so ein toller Hecht bist,...abite...nun hau schon ab!

    Interessant was hier alles vor das Tor spülte. Ein Matinier. Der Wachhabende nickte dennoch wohlwollend und meinte,

    Nun Matinius von den CU,...dann kennst du dich ja aus!? Trägst du Waffen mit dir?

    Das Prozedere war für alle gleich. Abwartend sah der Wachhabende den Fremden an, während zwei seiner Kameraden mehr beiläufig rechts und links hinter ihm Position bezogen.

    Der Dienst im Castellum Mattiacorum war immer etwas bunter als der Dienst bei der XXII. Memo blickte ständig von Rechts nach Links. Der Blickwinkel erlaubte jede Bewegung im Umkreis von 4 Meilen zu sehen. Entlang der Via kamen in einigem Abstand zueinander Händler mit ihren Planwagen voller Waren, Reisende zu Fuß oder zu Pferd, es kamen Rinder, Schafe, Ziegen.

    Für sie relativ uninteressant, solange nichts verdächtig war ließen sie alle über die Brücke nach Mogo.

    Vermummte, zu martialisch aussehende Gruppen, sowas wurde konsequent gestoppt.

    Heute war es ruhig. Memo nahm ein Stück Trockenfleisch und kaute darauf herum, während hinter ihm im Hof des Castellums sich die Wachablösung bereit machte. Prima, dachte sich Memo,...nur noch ein paar Minuten, dann hatte er Freiwache...

    Sim-Off:

    Änderung des Castellumnamens

    Die Wachen des Castellums staunten nicht schlecht als sie den Knirps auf seinem Pony erblickten. Doch sie waren guter Dinge.

    Na schön Eques, dann lass mal deine Waffen bei deinem,...äähh...Pferd und mach dich auf, den Weg kennst du ja sicher?!

    Alternativ hätte man die Nachricht auch annehmen können, aber der Schmutzfink bestand ja auf Selbstmeldung.