Leicht zögernd folgt Crassus dem Mann durch die Porta ins Haus. Der Mann führte Crassus in einen Raum, in dem drei Männer und eine Frau an einem Tisch saßen. Der Duft, der von dem ausging was sie da aßen, war etwas merkwürdig.
Alle blickten auf und sahen Crassus an. Der Duft, der in der Luft lag und die Blicke, die ihn betrachteten, reichten aus, dass ihm das Herz wieder schneller schlug. Sein Blut pochte richtig und er fühlte sich fast wie in einer Arena mit wilden Tieren, die jederzeit über ihn herfallen konnten.
Doch nichts wäre der Realität ferner gewesen. Keiner der Menschen im Raum hatte auch nur etwas argwöhnisches in seinem Blick. Ganz im Gegenteil sogar. Alle begrüßten ihn höflich, man bot ihm Wein an.
Einem Fremden wurde mitten am helllichten Tag Wein angeboten. Unter anderen Umständen hätte sich Crassus sofort an den Tisch gesetzt, der Tageszeit wenig Wichtigkeit beigemessen und dem Wein seinen verdienten Platz eingeräumt. Doch zum einen war Crassus zu nervös, um etwas anzunehmen , zum anderen wollte er genau diese Gewohnheiten hinter sich lassen.
Als sich Scato dann vorstellte und ihm ebenfalls Essen und Wein anbot, lockerte sich die Anspannung etwas in ihm. Vielleicht hatte er sich im Vorfeld zu viele Gedanken gemacht? Er neigte ja dazu ein wenig zu verkopft zu sein. Er sollte nun auf keinen Fall unhöflich wirken.
Langsam sortierte er sich nochmal und setzte dann zu etwas Höflichkeit an, indem er sagte:
„Salve, vielen Dank für das Angebot. Ich setze mich gern zu euch, doch zu Essen brauche ich nichts. Nach der langen Reise brauche ich noch etwas Zeit, bevor mein Appetit zurückkehrt.“
Er setzte sich auf den nächsten Stuhl, der frei war. Hoffentlich wirkte er nicht sonderbar. Wenn er die Situation als Außenstehender betrachtet hätte, so hätte er sich selbst für äußerst sonderbar gehalten. Ein Fremder, der aus dem Nichts auftaucht und sich dann einfach in die Mitte seiner Verwandten setzt, so als ob es das natürlichste der Welt wäre. Er konnte es sich selbst nicht erklären, doch jetzt wo er hier saß, kam in ihm tatsächlich ein warmes Gefühl auf.
Nachdem sein Herz sich beruhigt hatte und sein Verstand wieder klarer wurde, versuchte er sich zu erklären und sagte:
„Vergebt mir bitte mein überraschendes Erscheinen, doch meine Abreise war etwas - überhastet. Ich war so aufgeregt die Reise anzutreten, dass ich es versäumt habe mich schriftlich anzukündigen. Mein Vater Gaius Iunius Tiro hatte mich einst als kleinen Jungen hergebracht und diesen Ort wieder zu besuchen, hatte gewiss meine Aufregung nur noch weiter angetrieben.“
Das war so zwar nur teilweise wahr, doch es musste für den Moment reichen. Würde Crassus die ganze Wahrheit preisgeben, könnten seine Verwandten das falsch verstehen und gar glauben er hätte Schwierigkeiten mit den Liktoren gehabt. Dies war natürlich nicht so, doch wie sollten sie nicht an seinem Charakter zweifeln, da sie ihm im Grunde noch nicht kannten. Sei es drum, er würde ihnen mit der Zeit die ganze Wahrheit erzählen und hoffen, dass ihnen bis dahin diese Halbwahrheit reichen würde.