Beiträge von Marcus Verus

    Ein Weinhändler, welch ein Glück!
    Mein Herr und Brötchengeber gibt heute abend ein Fest und hat noch keinen Tropfen Wein für seine Gäste auf Lager. Ich bin sicher, er würde dir einen großen Teil deiner Ware abkaufen, sofern du gewillt bist mit ihm Geschäfte zu machen?


    Er glaubt mir, dachte ich. Sehr gut.. und nun..


    Aber du hast ja einen Geschäftspartner der noch immer auf sich warten läßt. Verzeih, das vergaß ich ganz ob meiner Freude den richtigen Mann zur richtigen Zeit getroffen zu haben. Es ist wohl besser ich lasse dich hier weiterwarten.. wer weiß, vielleicht kommt dieser ominöse Weinkäufer ja noch?
    Ich muß weiter, immer auf der Suche nach einer großen Ladung Wein..


    Das saß.. In einem Zug trank ich meinen Mulsum aus, stand auf und schickte mich an zu gehen


    Vale, Titus Vinus


    Hoffentlich hat er angebissen, dachte ich bei mir. Ich wandte ihm schon den Rücken zu und ging bedächtig zur Tür.

    Geschäfte.. soso


    Das könnte einfacher als angenommen werden, dachte ich mir..


    Verzeih, wenn ich mich noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist ... ich fand es besser nicht meinen echten Namen zu nennen. Aber welchen dann? Nach kurzem Überlegen: ... Gaius. Nenn mich einfach nur Gaius.
    Welcher Art sind deine Geschäfte?

    In den Thermen gab es also keine interessante Informationen für mich. Nichts, wovon ein Tagedieb, wie ich einer geworden bin, profitieren könnte...
    Tags darauf versuchte ich wieder auf bekannterem Terrain mein Glück, ich besuchte einige Schenken in der Suburbia.
    Gleich beim Eintreten sah ich ihn, wie er sich gerade Wein bestellte. Ich kannte ihm sofort an, daß er zum ersten Mal in Rom war. Unsicher saß er da, wägte offensichtlich seine nächsten Schritte ab. Ein Glücksfall, dachte ich...
    Ich orderte 2 Becher Mulsum und setzte mich zu ihm.


    Hier Fremder, sagte ich und stellte ihm einen Becher vor die Nase, trink!


    Ich selbst nahm einen kräftigen Schluck und begann ihn auszufragen.


    Was führt dich in die große Stadt?

    Der Obolus den man in den Trajansthermen zu entrichten hatte, war mehr als ich es von den Pachtbädern gewohnt war. Naja, hier pflegte ja auch die mittlere und obere Schicht der Stadt ihren ihr Vergnügen zu suchen. Das Geld hatte ich natürlich nicht, aber auch keinerlei Schwierigkeiten mich dennoch hineinzuschleichen..


    Als erstes eilte ich in ein Kaltwasserbad, um den unerträglichen Gestank der an mir haftete loszuwerden. Anschließend ins Caldarium; ja, das war das Richtige um mich von meinen Gedanken zu befreien.


    Am anderen Ende des Beckens unterhielten sich einige Soldaten, im Mittelpunkt ihres Interesses stand offenbar ein junger Tribun. Interessiert belauschte ich das Gespräch eine Weile. Dieser Tribun wurde erst kürzlich befördert, die anderen waren zum größten Teil altgediente Offiziere. Sie sprachen über allerhand militärische Dinge, ein Frühjahrs-Manöver (was auch immer das sein soll), die kommenden Legionärswettkämpfe die anscheinend keine große Akzeptanz unter den Legionären erfuhren und die zunehmende Verwichlichung der Legion. Geschichten von früher, als die Legio I noch...
    Als ich von meinem kurzen Schläfchen aufschreckte, diskutierten die Soldaten immer noch über den Zustand der Legion. Mittlerweile war die Academia ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der eine äußerte seine Pläne sich als Polititiker zu versuchen um den Mißständen ein Ende zu setzen. Sie sprachen im Wesentlichen über Dinge, über die jeder altgediente Offizier zu sprechen beliebte. Keine wirklich interessanten Informationen, die ich aufschnappen konnte.

    Völlig außer Atem blieb ich in einer engen Gasse stehen und versuchte mich erstmal zu beruhigen. Meine Hände zitterten, meine Tunika war durchnäßt vom Angstschweiß.


    Wie spät war es? Die Nacht wich allmählich der Sonne, ich hörte die frühmorgendlichen Geräusche in den Mietshäusern zwischen denen ich stand. Allmählich wurde mir klar, was letzte Nacht alles passiert war. Der Mann, der Brutus genannt wurde, die 3 üblen Kerle, die Prätorianer.. Ohja, an die erinnerte ich mich besonders gut.


    Jemand aus einem hohen Stockwerks des Mietshauses hinter mir entleerte just in dem Moment seinen Nachttopf, was mich mehr als unsanft aus meinen Gedanken riss. Ich fluchte laut, war außer mir. Verärgert trottete ich weiter, versuchte mich daran zu erinnern in welcher Absteige ich mich einquartiert hatte.


    Ich versank wieder in Gedanken. Ich hatte Glück mit den Prätorianern, sie schienen sich weitaus mehr für die Bande die Brutus bedrohte zu interessieren. Verhaftet wurde jedoch niemand, ich sah die Kerle kurz nach meinem Verlassen der Taverne wie sie sich davonmachten. Sie waren mit einem blauen Auge davongekommen, das hinderte sie aber sicher nicht, Brutus weiterhin nachzustellen.


    Mich wunderte allerdings, daß der Anführer der Prätorianergruppe Brutus zu kennen schien. Er nannte ihn allerdings Gaius, den Nachnamen sprach er nach kurzem Zögern leider nicht aus. Vermutlich war Gaius, oder Brutus, welcher Name auch immer sein wahrer sein möge, Mitglied einer einflußreichen Familie. Und doch floh er, als ob er sich nicht in die Obhut der Garde begeben wolle.


    Ich blieb stehen. Wo in Jupiters Namen, war ich denn hier? Nach einigem Umsehen stellte ich fest, daß ich mich mittlerweile innerhalb der alten Stadtmauern befand, vor mir konnte ich eindeutig die Trajansthermen sehen. Achselzuckend ging ich schnurstracks darauf zu, ein Aufenthalt in den Thermen war durchaus angebracht, stank ich doch wie ein nasser Hund.

    Ich wurde jäh aus meinen Überlegungen gerissen, als diese üblen Burschen eintraten. Der eine erkannte den Mann offenbar, er ging hämisch grinsend auf ihn zu und ließ seinen Dolch blitzen. Die anderen zwei zwielichtigen Gestalten formierten sich so, daß Brutus - so wurde er er von dem Anführer genannt - in der Falle war. Keine Fluchtmöglichkeit stand ihm mehr offen.
    Die Germanin fluchte unterdessen unentwegt weiter und genoß somit noch eine Weile die volle Aufmerksamkeit der restlichen Gäste. Die cleveren unter ihnen zogen sich aber zurück und suchten das Weite.
    Ich wollte Brutus helfen, wusste aber nicht wie. Abgesehen davon war mir überhaupt nicht klar, warum ich ihm helfen wollte.
    Ich überlegte kurz, ob ich mich nach draußen verziehen und dort nach einer Patroullie einer der Kohorten suchen sollte. Aber von denen war in diesen Zeiten keiner mehr unterwegs. Die Cohortes Urbanae waren immer noch ohnmächtig ob der Abwesenheit ihres Präfekten, dasselbe gilt auch für die Vigiles. Und Prätorianer durfte man hier wirklich nicht erwarten..
    Ich musste selbst die Initiative ergreifen.


    Ich stand auf, trat aus dem mich bisher vor neugierigen Augen schützenden Schatten und räusperte mich. Etwas besseres fiel mir beim besten Willen nicht ein.
    Es war eine ausgesprochen dumme Idee, die Chance des ersten Momentes so zu vertun. Der Anführer lugte kurz über seine Schulter und schenkte mir keine weitere Beachtung.


    Vielmehr ging er jetzt weiter auf Brutus zu.


    Das Blut schoß mir ins Gesicht als ich zu meinem Dolch griff, ihn zückte und schrie: "Halt! ..."


    Weiter kam ich nicht, denn hinter mir wurde die Eingangstür laut polternd aufgestoßen. Kurz darauf vernahm ich das mir wohlbekannte Scheppern von Schuppenpanzern. Die lorica squamata... Nicht viele Truppenteile trugen diese Art der Rüstung und noch weniger haben das Recht sie hier in der Stadt zu tragen.


    Prätorianer.


    Ich stand immer noch wie angewurzelt einige Schritte hinter dem Anführer, mit meinem kleinen Dolch eine lächerliche Drohgebärde ausführen wollend... Nun war eigentlich die Zeit gekommen sich in einer sehr dunklen Ecke zu verstecken.


    Hinter mir hörte ich wie einer der kaiserlichen Gardisten anfing zu sprechen..

    Eine innere Stimme befahl mir zu fliehen, doch meine Neugierde war stärker. Ich beobachtete gespannt den Mann wie er sorgfältig die Gäste musterte, sich einen Krug Mulsum nahm und sich schließlich an einen kleinen Tisch hinsetzte. Von dort aus hatte er eine gute Übersicht. Klar, dieser Kerl machte sicher nichts Unüberlegtes.
    Dann geschah es. Sein Blick kreuzte den meinen. Obwohl er sich nichts anmerken ließ, war ich mir sicher, daß er mich bemerkt hatte. Ich Trottel musste ihn ja so auffällig wie nur irgend möglich beobachten. Ich hörte mich leise einen Fluch murmeln.
    Diese Germanin, die Attraktion des Hauses, ging nun auf ihn zu. Bei den Göttern, er interessierte sich für sie. Damit gewann ich wohl einiges an Zeit. Ich hätte mich davonstehlen können, aber ich tat es nicht.
    Was wird er jetzt unternehmen? Und noch immer brannte mir diese eine Frage auf der Zunge...

    Ich führte nun schon seit geraumer Zeit ein Schattendasein in der Suburbia, dort wo sich der Abschaum der Stadt und jene die nicht gefunden werden wollen tummeln. Nie wurde ich vom Pater Familias der Gens Flavia als einer der seinen akzeptiert, eigentlich dürfte ich diesen Namen gar nicht tragen.
    Hier also vegetierte ich vor mich hin, meine Herkunft verleugnend (meine Lebenserwartung nähme drastisch ab, wenn ich hier meinen Namen preisgeben würde) bis an den heutigen Tag.
    Wie jede Nacht verbringe ich meine Zeit in einer Spelunke wie es sie zu Dutzenden in diesem Teil der Stadt gibt. Eigentlich verlief bisher alles in gewohnten Bahnen, Würfelspieler die ihr Glück suchen (und sicher nicht finden), Betrunkene auf der Suche nach schnellem und billigem Vergnügen..


    Bis dieser eine Mann eintrat.


    Irgendwie scheint er doch hierher zu gehören. Die eine Hand in der Tunika, der wachsame Blick.. Andererseits aber riecht er nach Olivenöl. Da ich unmittelbar am Eingang sitze (er hat mich noch nicht bemerkt, dessen bin ich mir sicher) kann ich doch mit ziemlicher Sicherheit sagen, daß dieser Mann vor kurzem ein Bad nahm. Nun, das ist nichts ungewöhnliches, treiben sich doch hier einige Patrizier rum. Aber die verhalten sich nicht so wie der.
    Ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit.. Wer ist er? Und was will er hier?