Beiträge von Tiberia Claudia

    "Naja, der Papyrustiger ist nicht unbedingt ein Wesen, dass ich mehr bekämpfen will als wirklich nötig. Ich bin schliesslich nicht Priesterin geworden um Formulare auszufüllen, sondern um den Göttern zu dienen."


    Sie spülte ein etwas hartnäckiges Stück Fisch mit etwas Weinwasser runter.


    "Ja, die Vestalinnen sind schon eine harte Berufung. Wenn ich bedenke, dass man durch den Dienst an Vesta in Rom eingesperrt wird, so müsste ich mir das wirklich sehr lange überlegen. Aber man sollte immer bedenken, dass die Vestalinnen zu den wichtigsten Teilen des Cultus gehören. Und ich persönlich bewundere jede Frau, die sich freiwillig dem Dienst am Herd verschreibt."

    "Du kannst alle Maßnahmen ergreifen lassen, die sie nicht zu stark beschädigen, schliesslich wird sie noch gebraucht und nutzt mir nichts, wenn sie sich nicht mehr bewegen kann."


    Sie lachte innerlich.


    "Du warst scheinbar noch nie in der Küche einer patrizischen Familie. Dort lauert der Tod in Form von Giften und sonstigen Dingen, die sich Feinde der Familie ausdenken. Ich habe schon einige Sklaven verloren, als sie das Essen vorkosteten. Eine weitere Köchin benötige ich zur Zeit nicht."

    Amüsiert beobachtete sie Lucillas Appetit. Sie selbst ass für den Anfang nur einige kleinere Häppchen diverser Fischsorten, da sie ihrem Magen noch nicht ganz wieder vertraute.


    "Ja, das waren recht briefreiche Zeiten. Die sind aber im Moment erstmal vorbei. Und ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich darüber nicht all zu traurig bin. Dieses ständige Schreiben und der Papyruskrieg waren nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung."

    "Ahja, stimmt, ich erinnere mich.


    Sie schwieg kurz.


    "Ich habe eine Frage an dich. Es geht um etwas, dass mir in letzter Zeit bei mehreren Discipuli aufgefallen ist. Warum betet mir jeder eine Beschreibung runter, die ich so fast wortwörtlich in verschiedenen Schriftrollen in der Regia nachlesen kann?"

    Sie grinste. "Willst du mir damit irgendetwas sagen?"




    In diesem Moment trugen zwei Sklaven die Speisen herein und servierten sie.
    Claudia hatte, in der Hoffnung damit Lucillas Geschmack zu treffen, Fisch und Meeresfrüchte zubereiten lassen.

    Ob dies ein wirklich erfreulicheres Thema war wusste Claudia zwar nicht, aber es war besser als das kalte Germanien.


    "Ja, Helena wurde wieder in ihr altes Amt eingesetzt. Die Mehrarbeit, sprich die Verwaltung des Hispanischen Cultus, hatte ich mir damals ja eigentlich freiwillig aufgebürdet. Aber es ist schon schön zu wissen, dass man nach einem Opfer nicht noch Stunden im Officium sitzen muss um irgendwelchen Papyruskram zu erledigen."


    Sie trank einen Schluck.


    "Und wie läuft es beim Cursus Publicus?"

    Sie nahm einen der Becher und gab ihm Lucilla, den anderen nahm sie für sich.


    "Ich habe eine kurze Visite bei meinem Bruder im Castellum der Legio IX in der Nähe der Colonia Claudia Ara Agrippinensium gemacht."


    Sie deutete auf eine der Sitzgelegenheiten.


    "Es ist dort recht dunkel. Ich weiss nicht genau warum, entweder wegen der vielen Wälder oder vielleicht auch einfach generell. Und kalt war es dort."


    Sie setzte sich.

    "Sie stammt aus einer Familie von Sklaven und Dienern. Sie ist, wenn ich mich nicht irre, in der 7. Generation eine Sklavin. Ihre weiblichen Ahnen dienten einst den Pharaonen und das Erbe des Dienes wurde in dieser Familie weitergereicht und sie waren sogar stolz darauf dienen zu dürfen."


    Es hörte sich ziemlich merkwürdig an, aber das war das, was sie über Ftatateetas Vergangenheit wusste.


    Als Callidus die Herkunft des Medicus nannte nickte sie: "Da haben wir das Problem. Sie diente mir auch zu einer Zeit in der ich mich in Athen aufhielt. Und aus dieser Zeit rührt eine gewisse Antipathie gegenüber attischen Männern und Frauen. Das ist etwas, was ich ihr immer durchgehen liess, da ich die Gründe dafür sehr gut kenne und nachvollziehen kann. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, die beiden nicht unbedingt allein zu lassen."


    Das mit dem Krokodil kommentierte sie nicht weiter, auch wenn es sie belustigte.


    "Mein Anliegen. Als erstes soll sie natürlich eine bessere Kämpferin werden. Und als zweites steht die Teilnahme an öffentlichen Spielen, vorrausgesetzt sie eignet sich wirklich dazu. Das es mein Geld kostet weiss ich, doch solltest du bedenken, dass eine gut ausgebildete Gladiatorin dieses Geld durchaus wert ist. Und die Gefahr des Todes kann ihr auch in der Küche begegnen."

    "Ich hoffe, dass es das auch ist. Ich habe in letzter Zeit eher selten auf die richtigen Kochkünste unserer Sklaven zurückgegriffen. Das Essen in Rom und Germanien tat meinem Magen nicht sehr gut, daher habe ich hier bisher eher einfache Sachen gegessen, seit ich zurück bin."


    Sie winkte eine junge Sklavin zu sich, die ein Tablett mit zwei Bechern und einer Kanne Wein und einer Kanne Wasser trug.


    "Wein oder Wasser? Oder Wasser mit Wein? Oder Wein mit Wasser?" fragte sie scherzhaft.

    Claudia folgte den Ausführungen aufmerksam und fragte sich an manchen Stellen des Berichtes, ob sie wirklich die gleiche Sklavin meinten.


    "Aufsässig und stolz? Bist du sicher, dass du dich nicht in der Sklavin irrst? Ftatateeta wurde als Sklavin geboren und zeigte Zeit ihres Lebens nie auch nur einen Funken Stolz. Sie führt Anweisungen immer unverzüglich aus und sagt nie auch nur ein Wort zu viel. Das ist die Ftatateeta die ich kenne. Ihre geistigen Fähigkeiten sind eigentlich nicht unbedingt die schlechtesten. Das mit dem Lesen und Schreiben klingt auch nicht nach ihr. Sie scheint sich hier sehr verändert zu haben."


    Über die Verachtung Männern gegenüber musste sie schmunzeln: "Wenn ihr sagt, dass sie euren Medicus angegriffen hat, weil sie Männer verachtet, so kann dies durchaus stimmen. Wobei ich gerne wüsste, woher der Medicus stammt, da dies einiges klären könnte."


    Ftatateetas Fähigkeiten im Kampf hatte sie schon selbst gesehen, daher war sie nicht weiter verwundert.
    "Die Motivation dieser Sklavin? Bisher ging ich immer davon aus, dass diese Motivation aus dem Wunsch zu dienen hervorgeht, da es bisher immer den Anschein hatte, dass dies so ist. Aber dies scheint mir, nach deiner Beschreibung etwas weniger naheliegend zu sein. Es gibt hier ein Krokodil? Dann solltet ihr aufpassen, denn das ist ein Tier, welches in ihrer Gunst sehr hoch steht und das sie nur ungern hinter Gittern sieht."

    "Salve Discipula." sagte sie kurz und deutete auf einen leeren Stuhl.


    "Bitte setz dich."


    Sie selbst ging an eines der Regale und betrachtete die darin lagernden Schriftrollen.


    "An welchem Punkt waren wir stehen geblieben?"