An den Imperator Caesar Augustus, Lucius Ulpius Iulianus
Legatus Augusti pro Praetore Sp. Purgitius Macer salutem dicit.
Mein Imperator, gemäß meines Auftrags als Legatus Augustus pro Praetore der Provincia Germania erstatte ich Dir hiermit erneut Bericht über die Lage der Provinz Germania.
Der Winter hält unsere Provinz sehr fest in seiner Hand und noch immer scheint das ersehnte Tauwetter nicht einzusetzen. Die Folgen sind unübersehbar, denn das öffentliche Leben erlahnt deutlich unter der Last des Schnees. Die einzige rühmliche Ausnahme davon stellte der Besuch der Augusta in der Provinzhauptstadt dar, der die ganze Stadt mit großer Freude erfüllte.
Die Anwesenheit zahlreicher Vertreter der militärischen Einheiten und der zivilen Verwaltung konnte auch zum Anlass genommen werden, die Lage der Provinz gründlich zu besprechen und die nächsten Schritte zu planen. Die militärischen Einheiten konnten eine erfolgreiche Aufstockung ihrer mannstärke vermelden und dürften bei einem weiteren Anhalten des Zustroms bald wieder Sollstärke erreichen. Ferner besteht inzwischen ausreichend Überblick über die tatsächlichen Verluste des letzten Jahres und die letzten Verletzten, die sich aus dieser Zeit noch im Valetudianrium befanden, konnten wieder in den Dienst übernommen oder aber entlassen werden.
Dank der Angebot örtlicher Züchter stehen den Reitern der Legionen sowie der Ala bald auch wieder in ausreichendem Maße Pferde zur Verfügung. Die Versorgung mit Baumaterial konnte durch den Einsatz der Legionen ebenfalls sichergestellt werden. Sobald es die Wetterlage zulässt, soll der Zustand der Infrastruktur erkundet werden und die einzelnen baumaßnahmen geplant werden. Vorrang haben die Wiederherstellung der Straßen und Brücken, um eine reibungslose Verschiebung von Truppen und Waren zu ermöglichen.
Soweit im Winter Erkundigungen möglich waren, ist die Lage an der Grenze zum germanischen Gebiet ruhig. Übergriffe wurden keine gemeldet, ebenso keine vermissten Händler oder größere Zuwanderungsströme. Eine ausführlichere Erkundung wird im Frühling von der Ala aufgenommen werden, sobald die neuen Rekruten für diese Aufgaben vorbereitet sind. Die Flotte wird ebenfalls für Erkundigungen vom Rhenus und seinen Nebenflüssen aus zum einsatz kommen.
Militärische Operationen im freien Germanien sind nicht geplant, wenngleich sich die Legionen durch Manöver selbstverständlich auf den Ernstfall vorbereiten werden. Im Vordergrund wird jedoch die Mobilität der Truppen stehen, bei der auch das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Einheiten und insbesondere der Flotte als rasches Transportmittel geübt werden soll. Er Limes soll an Stellen, die sich als schwach oder unübersichtlich erwiesen haben, verstärkt werden, um eine noch bessere Kontrolle des Grenzverkehrs zu ermöglichen.
Die zivile Verwaltung der Provinz ist durch zahlreiche offene Stellen noch immer geschwächt, arbeitet aber meistens nach Kräften und dann auch fast immer erfolgreich zum Wohle der Provinz. Die Curia ist ebenfalls hilfreich tätig und entwickelt Pläne für Regiones und die gesamte Provinz. Im Rahmen eines dieser Vorhaben ist für den Ende des Monats April angedacht, dich nach Germania einzuladen. Eine positive Rückmeldung würde der Arbeit der Curia und der Bevölkerung der Provinz sicher große Zuversicht geben.
Mehrfach waren in der letzten Zeit auch Personen aus der Provinz Germania bei den Wahlen zum Cursus Honorum in Rom erfolgreich und sicher werden auch in Zukunft die Erfahrungen, die in Germanien in Militär oder Verwaltung gesammelt werden, von den Wählern in Rom honoriert werden.
Ich möchte diesen Bericht beenden mit einigen Gedanken zu meiner eigenen Zukunft. Ich habe das Mandat für diese Provinz gerne übernommen und es hat mir große Freude bereitet, das Kommando über die Legio II zu führen und als dein Stellvertreter in Germanien zu dienen. Jedoch verlangen die Traditionen Roms auch die Beschreitung des Cursus Honorum, die mir bisher noch nicht im angemessenen Umfang vergönnt war. Ich bitte daher respektvoll darum, dass mir Gelegenheit gegeben wird, diesen Weg noch einmal beschreiten zu können. Fähige Männer, die an meiner Stelle die Statthalterschaft über Germania übernehmen können, wirst Du sicher unter denen finden, die die Provinz schon mindestens ebenso lange kennen wie ich oder die sich auf anderem Wege um Rom verdient gemacht haben.