Beiträge von Gnaeus Octavius Metellus

    Ich folgte den Anweisungen des Optio, wobei mir einer der anderen Probati ständig in die Hacken lief, was das zählen recht schwer machte. Am Ende jedoch glaubte ich alles richtig gemacht zu haben und meldete.


    „Melde gehorsamst, Probati Metellus befindet sich auf Feld 86 und schaut Richtung Süden auf Feld 96.“

    Nach einer geruhsamen Nacht zog ich meine Uniform wieder an und ging zum Exerzierplatz. Hier sollte also der erste Teil meiner Ausbildung stattfinden, so meldete ich mich bei dem Anwesenden Optio.


    „Probatus Gnaeus Octavius Metellus meldet sie wie befohlen zur Formalausbildung.“

    Sim-Off:

    Wollte nur schnell bescheid sagen, dass es bei mir noch etwas länger dauern wird. Mein PC ist leider "gestorben" , eine Neuanschaffung ist mit diverse Umkosten verbunden, sodass ich wohl ne Zeit außer Gefecht bin.

    Da mich Varus ja darauf hingewiesen hatte, und ich es natürlich auch nicht vergessen hatte :], rückte ich mit der kleinen Anzahl an Probatii und anderen Legionären mit aus auf den Exerzierplatz. Die Rüstung die ich gestern sorgsam wieder verstaut hatte, war praktisch neu und glänzte und funkelte auch noch dementsprechend. Das hinderte mich allerdings nicht daran sie dennoch zu putzen. Dies war schließlich ein recht bedeutender Tag. Ich holte also ein Ledertuch heraus und begann die einzelnen Segmente meiner Rüstung zu putzen. Die anderen taten das gleiche bis gegen Mittag die Sonne an ihrem höchsten Punkt stand. Diesmal halfen wir uns beim anziehen der Rüstung, was so auch viel einfacher war. Der Marsch zum Exerzierplatz war mein erster militärischer Marsch überhaupt, doch glaubte ich mich nicht gerade dumm anzustellen. Als wir alle aufgereiht af dem Platz standen zogen die Offiziere ihre Schwerter und regten sie gen Himmel während ich mit den Anderen im Chor sagte.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA"

    Der Legionär war ziemlich freundlich zu mir. Er machte nicht den Eindruck, als dachte er ich hätte hier nichts zu suchen. Er nannte mich sogar einen seiner Kameraden. Ich empfand dabei irgendwie Stolz, aber ich fand es auch ungewohnt. Dennoch lächelte ich freudig. Er erzählte davon, dass er erst vor kurzem befördert wurde und darüber wie er das feierte. Ich grinste dabei auch, obwohl ich selbst noch nie die Erfahrung gemacht hatte, durch zuviel Wein meinen Geist zu benebeln. Als Varus erzählte, dass die Legion von einer Schlacht erst noch zurückkehren würde, weiteten sich meine Augen ein wenig. Die erste Legion in einer Schlacht? Ja natürlich , wen sollte man sonst schicken wenn nicht die Kampferprobteste Legion. Doch es gelang mir nicht ganz das Unwohlsein bei dem Gedanken zu verdrängen. Doch sicher würde man keinen Probatus in eine Schlacht schicken.


    „Ja, es gefällt mir bis jetzt ganz gut.“


    Ich schaute mich kurz in der Baracke um. Sicher es war etwas ganz anderes als das Landanwesen in der Nähe von Athen in dem ich solange lebte, doch es war sicher angenehmer als die Stadtvilla in die ich gedrängt wurde.


    „Es ist etwas ganz anders.“


    Ich wollte gerade anfangen zu erzählen was mich hier hergebracht hatte und wieso ich hoffte so von dem zu fliehen was meine Familie aus mir machen wollte, doch ich besann mich eines Besseren.


    „Doch ich muss viel lernen.“


    Sah ich mich um. Es gab wirklich noch viel. Und der Schwertkampf war dabei nur einer der kleineren Punkte.

    Nachdem ich ausgezogen war um meinen Fahneneid zu leisten, wanderte ich noch etwas umher. Ich sah mir das Lager soweit an, damit ich auch wüsste wo etwas war, wenn man mich ausschicken würde. Ich hatte ja nicht vor, dass man mir immer erkläre muss wohin ich zu gehen habe. Nachdem ich vor der Standarte der Legion gestanden hatte, erfüllte mich kurz die Frage, ob ich wirklich hier sein sollte. Sicher gab es Männer in meinem Alter die besser dazu geeignet waren. Männer in meinem Alter, die bereits so etwas wie Kampf Erfahrung hatten oder zumindest schon mal ein Schwert in der Hand hatten. Alles was man mir über die Armee und den Kampf beigebracht hatte war Theorie und Taktik, sicher keine gute Vorraussetzungen wenn man Legionär werden wollte. Kurz fühlten sich die Uniform und der Segmentpanzer etwas schwerer an. Doch ich war entschlossen mein bestes zu tun um Legionär zu werden. Die Gedanken daran was ich tun würde, falls die Armee keine Verwendung für mich hätte, verdrängte ich einfach. Kurz bevor die Sonne unterging, kehrte ich zu meiner Baracke zurück und zog die Uniform wieder aus. Sorgsam und darauf achtend, dass ja kein Kratzer auf das blanke Metall kam, legte ich sie zusammen und verstaute sie neben meinem Bett. Der Tag war schon ziemlich weit fortgeschritten und ich musste mich ausruhen. Schließlich sollte ich mich bereits morgen Früh zu meiner ersten Trainingseinheit melden. Was wohl auf mich zukäme, fragte ich mich, während ich auf meinem Bett saß und mir noch klar zu werden versuchte, was ich zu erreichen hoffte. Plötzlich sprach mich einer der Legionäre an und ich stand auf.


    „Ja, das stimmt. Ich habe mich heute Mittag gemeldet.“


    Sagte ich lächelnd, die Entscheidung schien mir bisher immer noch richtig gewesen zu sein, auch wenn ich daran zweifelte es zu schaffen.


    „Ich heiße Gnaeus Octavius Metellus.“


    Das war also ein richtiger Legionär. Was er wohl von mir dachte, fragte ich mich. Sicher glaubte er auch ich sei zu jung um hier zu sein, vielleicht war er aber auch eher wie der Soldat im Meldebüro. Es war schwer zu beurteilen, in seiner Mimik lies sich jedenfalls nahezu nichts lesen und dabei war dies etwas was ich relativ gut konnte. Meine Lehrer sagten immer, die wahre Aussage eines Satzes geben nicht die Worte preis, sondern die Augen, und ich neigte eigentlich dazu dieser These Recht zu geben. Abwartend blieb ich stehen.

    In meiner Rüstung und mit meinem Schwert an meiner Seite, ging ich durch das Lager. Die Gebäude und Palisaden die ich sah sahen alle noch neu und nahezu perfekt aus. Viele der Legionäre schienen fort zu sein, denn wie ich durch die Reihen der Baracken ging, kamen mir nur vereinzelt Soldaten entgegen. Hier und da saßen kleinere Gruppen, aber bei Weitem nicht die Menge die man bei einer über 5000 Mann starken Garnison erwarten würde. Einige der Soldaten sahen mich so an als fragten sie sich was so ein Milchbubi wie ich hier verloren hatte. Ich hoffte noch auf andere Probatii zu treffen, sicher gab es hie noch einige, denn es würde sicher nicht allzu einfach die kampferprobten Männer die hier dienten, schließlich war dies hier die berühmte Legion I, davon zu überzeugen, dass ich es Wert war hier zu sein. Die Rüstung war doch ziemlich schwer, daran müsste ich mich schnell gewöhnen. Sicher waren lange Märsche oder gar Läufe in dieser Montur extrem anstrengend, doch wenn es um meine Kondition ging machte ich mir eigentlich keine Sorgen. Allerdings wusste ich auch nicht was auf mich zukommen würde. Glücklicher weise war ich so schlau mir die Nummer meiner Baracke einzuprägen, hätte ich versucht sie nach dem Aussehen wieder zu finden, ich wäre sicher ewig hier herum geirrt. Doch dann geschah etwas anderes, ich verließ die Reihen der Baracken und stand plötzlich, ich wusste nicht mal genau wie ich hier her kam, vor der Standarte der Legion. Die Zeichen darauf waren mir nur zu bekannt, schließlich gehörte solches Wissen ganz eindeutig zur Theorie. Etwas ehrfürchtig und auch unsicher ging ich näher heran. Fünf Mal bereits wurde diese Legion ausgezeichnet und ich sollte jetzt Teil von ihr sein. Ich schaute mich kurz um, es waren einige Legionäre in der Gegend aber das war jetzt egal, ich hatte etwas zu tun.


    „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Sprach ich voller Stolz den Fahneneid und fühlte mich nun endlich richtig angekommen. Angekommen in den Legionen Roms.

    Etwas holprig ging ich durch die Tür in die Baracke, ich konnte immer noch nicht richtig sehen was vor mir war und so war ich doch recht froh, dass mir ein Optio zeigte wo ich meine Last ablegen konnte. Nachdem ich meine Ausrüstung erst einmal auf das Bett gelegt hatte drehte ich mich zu dem Optio um. Der Mann war das was man sich unter einem Soldaten Roms vorstellte, groß, kräftig gebaut und so starke unbeirrbare Augen, dass mir etwas mulmig wurde. Er sagte, ich solle meine Sachen verstauen und würde Morgen erst zum Training kommen müssen.


    „Zu Befehl, Optio.“


    Sagte ich zackig, mir schien das im Moment die beste Antwort zu sein, schließlich war ich jetzt in der Legion. Ich war in der Legion. Ich musste mir das noch einmal innerlich bestätigen, ich war jetzt Soldat und würde dem römischen Imperium als ein solcher dienen. Doch jetzt machte ich mich erst einmal daran meine Ausrüstung zu sortieren und zu verstauen. Das Halstuch die Feldflasche und die anderen Dinge die zum Arschgepäck gehörten, packte ich in den sarcina und legte ihn unter das Bett. Ich schaute mich kurz um, die Baracke war relativ leer, eigenartiger Weise. Doch das konnte mir nur recht sein, dann würden die anderen nicht sehen wenn ich mich beim anlegen der Rüstung irgendwie ungeschickt anstellen würde. Doch das wollte ich dann doch unbedingt jetzt machen. Also legte ich die Segmentrüstung zunächst ordentlich auf dem Bett zurecht, legte den Schwertgürtel und das Schwert daneben und sah mir alles erst einem Moment an. Zwar hatte man mir bereits erzählt wie eine römische Uniform angezogen wurde, doch wie so vieles waren dies nur theoretische Unterweisungen. Also versuchte ich mein Glück. Es war schwerer als ich es mir vorgestellt hatte und sicher brauchte ich dreimal solange, wie einer der erfahrenen Legionäre, um die Rüstung und den Gürtel anzulegen. Doch schließlich hatte ich es geschafft und nahm das mein gladius auf. Vorsichtig zog ich es aus Lederbezogenen, hölzernen Scheide. Wow! dachte ich fasziniert beim Anblick des glänzenden Metals. Ich hatte ein eigenes Schwert und dabei hatte ich zuvor noch nicht einmal eines in der Hand. Sicher hätte ich viel Übung nötig um damit umzugehen. Das wenige was ich an bewaffneten Nahkampf kannte, hatte mir der assyrische Sklave im Haus meiner Gastfamilie beigebracht, doch zeigte er mir nicht den Umgang mit einem Schwert, sondern wozu ein Speer oder einfacher Stab eingesetzt werden konnte. Doch war dies sicher alles andere als eine klassische Kampfmethode der römischen Legionäre. Ich müsste also jemanden finden der mir helfen würde mit dem Schwert umzugehen. Nachdem ich mir die Reflexionen auf dem Metal lange genug mit staunenden Augen angesehen hatte, steckte ich das gladius zurück in die Scheide und machte es an der rechten Seite des Gürtels fest. Ich wippte auf en Zehenspitze, diese Rüstung war alles in allem doch ziemlich schwer. Um mich an das Gewicht zu gewöhnen entschloss ich, mich im Lager etwas umzusehen. Die pila und den galea legte ich vorher jedoch sorgfältig weg, damit nichts mehr auf meinem Bett liegen würde , käme jemand vorbei. Im voller Montur ging ich darauf noch etwas in der Baracke umher um mir alles anzusehen und dann hinaus.

    Jetzt würde ich meine Rüstung bekommen, irgendwie war ich deswegen doch etwas aufgeregt. Theoretisch wusste ich wohl so ziemlich alles was man über das römische Militär wissen musste, schließlich war das römische Volk auch gegenüber Politikern nicht nachsichtig, wenn diese Nichtmahls wussten was eine Manipel war. An theoretischen Unterweisungen wie eine Legion funktionierte und wie man Krieg führte mangelte es mir sicher nicht, zu gut waren sie mir in Erinnerung geblieben diese endlosen Stunden bei dem Spartaner. Ich fand es damals schon fast amüsant, dass mir ausgerechnet ein Lakedaimonier etwas über das römische Militär erzählte. Oft hatte ich mich gefragt wie diese Kampftechniken von denen Jener Gelehrte mir oft erzählte, auch angewendet wurden. Ich hatte ihn sicher tausendmal gefragt ob er mir nicht zeigen könnte wie man mit dem Schwert kämpft, doch er hatte es stets abgelegt und gemeint, für meine Zukunft wäre dieses Wissen unnütz. Wie sehr er sich doch geirrt hatte, wie sehr sich doch Alle geirrt hatten. Ob Maximus vielleicht am Ende böse über meine Entscheidung wäre, schoss mir kurz durch den kopf, doch da drückte mir der Soldat schon den scutum in beide Hände. „Hier halte ihn so“ sagte er und drehte ihn mit der Eingewölbten Seite nach oben, so dass ich ihn in beiden Armen hielt wie eine große Schale. Ich fragte mich erst irritiert was das den sollte, doch wurde es mir schnell klar. Der Soldat warf als nächstes die lorica segmentata auf das Schild und ich war erst überrascht über das doch hohe Gewicht. Sicher über 20 Kg wog beides jetzt schon und es würden noch viel mehr Ausrüstungsgegenstände kommen. Als nächstes kam der Soldat mit einem galea auf mich zu und setze ihn mir auf den Kopf. Anscheinend hatte er viel Erfahrung im Zusammenstellen der Ausrüstung, den mein Helm passte mir schon mal perfekt. Irgendwie fühlte ich mich noch sicherer als noch vor wenigen Augenblicken, denn dieser bereits erfahrener Soldat zeigte deutlich, dass es ihm eher Freude bereitete einen jungen Kerl wie mich auszurüsten, nichts in seinem Blick deutete darauf hin , dass ihm lieber gewesen wäre ich wäre zu Haus geblieben. Er legte noch die Tunica, die caligae, den palium, obwohl ich bezweifelte diesen in Italien gebrauchen zu müssen, mein Halstuch, eine Feldflasche, einen Topf, den cingulum und den berühmte berüchtigten sarcina auf meinen scutum. Mittlerweile wurde dieser immer schwerer auf meinen Armen. Zuletzt legte der Soldat noch mit einem Lächeln den pugio sowie das gladius, ich freute mich schon darauf endlich mal ein Schwert in der Hand zu haben, und die beiden pila, eine Waffe die ich bisher nur als Sportgerät kannte, mit auf die bereits vorhandene Ausrüstung und zeigte mir den Weg zu den Quartieren. Mit einem breiten Grinsen wünschte er mir noch Spaß beim Tragen und ich grinste darauf nur. Den Weg zu finden war gar nicht so leicht , blockierte die Ausrüstung doch meinen Blick. Schließlich erreichte ich dennoch den Platz an den mich der Soldat geschickt hatte und ich versuchte ohne etwa zu verlieren mein neues Quartier zu beziehen.

    Der Soldat sah sich noch kurz die Notizen des Arztes an. Die vermutlich längsten Sekunden die ich hier war, die ganze Zeit gingen meine Gedanken hin und her, ob ich denn nun angenommen würde oder nicht. Ich hoffte einfach darauf, dass alles gut gehen würde. Und plötzlich geschah es. Der Soldat blickte kurz auf, lächelte. Und schon, als er lächelte freute ich mich wahnsinnig. Hätte er jetzt gesagt, dass ich dennoch nicht für die Legion geeignet wäre, wäre ich wohl auf der Stelle umgefallen. Aber das tat er ja nicht, er reichte mir stattdessen die Hand und begrüßte mich in der Legion I.


    „Ich danke euch. Ich hoffe Rom nicht zu enttäuschen.“


    Komisch ,dachte ich bei mir. Anscheinend hatten die zahllosen Stunden in politischer Rede, wohl doch einen ziemlich großen Einfluss auf mich. Was ich gesagt hatte, hätte sicher auch genau so in irgendeinem Handbuch stehen können, als Musterantwortsatz. Er verdrängte den Gedanken daran, war er doch auch ziemlich lächerlich und bekam große Augen. Ich sollte in die Rüstungskammer. Davon träumten kleine Jungen. Doch ich war jetzt kein Junge mehr, ich war ein Mann, ich war ein Mitglied der römischen Armee. Ich glaubte mein Kreuz war in diesem Augenblick durchgedrückter als sonst. Schnell machte ich mich auf um in der Rüstungskammer meine Ausrüstung zu holen.


    „Salve. Verzeih, doch ich wurde hergeschickt um meine Ausrüstung abzuholen. Ich bin ein neuer Rekrut.“


    Der letzte Teil des Satzes triefte förmlich vor Stolz auf diese Tatsache.

    Der Arzt war mit meinen Auskünften wohl zufrieden, denn er machte einige Notizen auf die Tafel und reichte sie mir wieder. Als er mir die Hand gab, nahm ich auch direkt die Tafel wieder entgegen und lächelte freundlich.


    „Hab Dank.“


    Sagte ich zum Abschied und machte mich wieder auf den Weg zum Meldebüro. Auf dem Weg dorthin musste ich mir einen kleinen Freudehüpfer verkneifen. Viel versprechend hatte er gesagt, bestens geeignet hatte er gesagt, diese Worte des Arztes gingen mir immer wieder durch den Kopf. Doch das war nicht das wichtigste. Nein, der Arzt sagte sogar ich würde sicher als Porbatus aufgenommen werden. Ich grinste nur den ganzen Weg über, ich hatte es so gut wie geschafft. Endlich hatte ich etwas getan was ich und nur ICH wollte. Es war ein befreiendes, ja sogar ein beflügelndes Gefühl. Voller Tatendrang betrat ich wieder das Meldebüro und ging bis zum Tisch vor.


    „Hier bitte.“


    Ich hielt dem Soldaten die Tafel wieder hin und sah ihn an.


    „Der Arzt schien zufrieden zu sein.“


    Das ich darüber glücklich war ließ sich wohl nicht wirklich verbergen. Neugierig wartete ich darauf, was nun geschehen würde.

    Ich hatte es geschafft. Das dachte ich jedenfalls, doch dann sagte der Soldat ich müsste mich vom Arzt mustern lassen. Ich konnte mir wirklich angenehmere Dinge vorstellen als eine körperliche Untersuchung, doch davon würde ich mich sicher nicht abschrecken lassen. Also nahm ich die Tafel entgegen, bedankte mich für die Hilfe und machte mich dem beschriebenen Weg entlang auf in Richtung Lazarett. Dort angekommen wollte ich mich auch dem Arzt vorstellen, doch dieser nahm mir schlicht die Tafel aus der Hand, warf einen blick darüber und bedeutete mir meinen Oberkörper frei zu machen. Die folgende Untersuchung war so wie ich es erwartet hatte. Unangenehm. Überall tastete der Arzt mich ab, klopfte hier und dort und schien seine Hände einfach überall an meinen Körper legen zu wollen. Kurz ging mir durch den Kopf, dass die Legion eine hübsche Dienerin aus einem der Tempel hierfür verwenden sollte, sicher wäre die Untersuchung dann weitaus angenehmer. Über diesen Gedankengang musste ich grinsen, doch fing ich mir nur einen eigenartigen missbilligten blick des Arztes ein. Sofort drückte ich mit meiner Miene wieder mein Unbehagen aus, damit der Arzt am Ende nicht auf falsche Gedanken kam. Nachdem er die Untersuchung beendet hatte fragte er mich noch etwas und ich antwortete ihm so gut ich konnte.


    „Nun ja. In den letzen neun Jahren habe ich regelmäßig die olympischen Disziplinen trainiert … bis auf das Pankration. Ich habe mich mit Ringen und Boxen zufrieden gegeben. Krank war ich, dank den Göttern , in letzter Zeit nicht und ich hatte auch keine nennenswerten Verletzungen in der Vergangenheit, nur hier und da mal blaue Flecken oder Kratzer.“


    Ich hielt mich immer für einen ziemlich guten Sportler. Es hatte auch immer viel Spaß gemacht mit den Wettkämpfern zu trainieren. Besonders das Laufen gefiel mir. Sicher würde ich hier auch viel laufen, etwas worauf ich mich sogar freute.

    Nicht zu fassen. Er hatte mich angesehen und ich war immer noch hier. Irgendwie hatte ich damit gerechnet er würde mich sofort wieder hinauswerfen. Ich war mir fast sicher, dass man es hier nicht leicht hatte wenn man neu und jung war. Aber das sollte mich nicht aufhalten können. Ich sah mich schon als Centurio über hundert Männer befehlen. Dass ich mir meine jugendliche Spinnerein nicht lange werde leisten können, würde mir sicher noch klar. Jetzt hieß es erst einmal den ersten Schritt zu tun, in eine hoffentlich ruhmreiche Karriere. Ich spürte wie die Aufregung von mir Besitz ergriff und ich mich schon darauf freute in die Welt als Legionär hinauszuziehen. Ich sah den Soldaten hinter dem Tisch aufmerksam an und lauschte seinen Worten. Als er meinen Namen wiederholte nickte ich nochmals kurz zur Bestätigung. Aber er wollte noch mehr, wissen also gab ich ihm Auskunft.


    „Mein letzter Wohnort war Athenea.“


    Kaum hatte ich es ausgesprochen, es war fast ein Reflex, da wurde mir klar, dass dies im Grunde ja falsch war.


    „Oh nein verzeih … Ich meine, zuletzt gemeldet war ich in Rom. Ich war als Schüler in Griechenland die letzten Jahre, einen Beruf habe ich bis jetzt nicht erlernt.“


    Sagte ich. Sicher war es ungewöhnlich, dass ein Mann von neunzehn Jahren noch keinen Beruf erlernt hatte, doch sicher wollte der Soldat keine Lebensgeschichte darüber hören wie es dazu gekommen ist.

    Etwas unsicher und nervös fühlte ich mich dann doch, als ich zu Pferd nach Mantua geritten war. War es wirklich das richtige für mich? Legionär , Soldat , Armee .. war das der Weg den ich gehen wollte? Auf jeden Fall war ich mir sicher, dass mich meine griechischen Lehrer sicher nicht auf diese Aufgabe vorbereitet haben. Dies war kein politisches oder administratives Amt, für welches man mich vorgesehen hatte. Doch ich war es leid, mein Leben nach den Vorstellungen anderer zu leben. Neun Jahre meine Lebens hatte man mir bereits gestohlen und nur weil man über meinen Kopf hinweg entschied was das Beste für mich sei. Niemals wieder würde ich das zulassen. Gerne hätte ich vorher noch mit Maximus geredet, Bestätigung für meine Entscheidung gesucht, doch er war noch in Germanien. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wäre er daheim gewesen um mich zu begrüßen. Vielleicht wäre ich nicht in Wut aus dem Haus geeilte, welches ich solange nicht betreten hatte. Doch es war sicher das Beste. Fort von den alten Männern die meinten über ei junges Leben gebieten zu können, nur weil sie reich an Jahren waren. Sicher werde ich Jentia vermissen und auch Margarita, doch soweit war Mantua nicht und wer konnte schon wissen was in ein zwei Monaten sein würde. Vielleicht könnte sie ja dann bereits besuchen.
    Als ich endlich das Castellum der Legion erreicht hatte, hatte auch mein Herz die Zuversicht erreicht, dass dies die richtige Entscheidung war. Also machte ich mich auf meinem Leben ein anders Ziel zu geben, ein Ziel für das ICH mich entschieden hatte und nicht irgendein alter Mann, der selbstgefällig, von seiner Sänfte aus über das Leben anderer zu bestimmen suchte. Ich würde Soldat, ich würde ein Legionär des römischen Imperiums werden. In gewisser Weise, sogar ohne der Gewissheit auch angenommen zu werden, machte mich dieser Gedanke Stolz. Und wenn erst einige Zeit vergangen war, würde vielleicht sogar Maximus auf mich Stolz sein. Ein von Vorfreude geprägtes Lächeln umspielte meine Lippen als ich nach dem Meldebüro fragte. Nun ja der Legionär, den ich fragte, sah mich zwar an als wollte er mir raten doch lieber einer anderen Tätigkeit nachzugehen, so jung und unerfahren wie ich war, doch war noch kein guter Legionär einfach vom Himmel gefallen, also ließ ich mich durch die Blicke der Altgedienten Soldaten nicht irritieren.
    Ich trat durch den Torbogen direkt auf den Tisch zu hinter dem ein Soldat saß und verkündete mit fester Stimme.


    „Salve.“


    So, jetzt wo ich auf mich aufmerksam gemacht hatte und der Soldat hochsah, hatte ich wohl die allerletzte Gelegenheit mir alles noch mal zu überlegen. Doch ich zögerte nicht als ich fort fuhr.


    „Mein Name ist Gnaeus Octavius Metellus und mein Sinn ist es, mich der glorreichen ersten Legion des römischen Imperiums anzuschließen.“


    Jetzt wusste der Soldat bescheid und eine Umkehr wäre so ohne weiteres nicht mehr möglich , aber das wollte ich auch gar nicht. Kurz war ich unsicher ob ich nicht etwas zu ausschmückend war. Vermutlich war ich das dachte ich mir, doch die Jahre unter der Anweisung derart vielen Gelehrten hatten meine Ausdrucksweise doch stärker beeinflusst als ich es mir manchmal zugestehen wollte. Gespannt wartete ich darauf , was der Soldat wohl sagen würde.

    Ich sah mich noch einen Moment um, doch niemand wollte mir so recht bekannt vorkommen. Etwas enttäuscht, doch immer noch über Jentia amüsiert, die unentwegt schelmisch grinste, ging ich ein Stück durch den Raum. Mir war nicht nach sitzen zu Mute und schon gar nicht danach mich hinzulegen. Ich war nicht hierher zurückgekehrt um meine Zeit damit zu vergeuden nutzlos in der Gegend rum zu liegen. Schon in Griechenland fiel es mir schwer zum Speisen die nötige Ruhe aufzubringen, wie auch. Die Welt war groß und ich hatte doch nur so wenig Zeit sie kennen zu lernen. Wo Maximus wohl war? Sicher war er noch in Germanien. Das letzte was ich von ihm hörte, war, dass er Optio in der Legion II geworden war. Ich weiß noch wie Stolz ich darauf war, sein kleiner Bruder zu sein. Die Legion! Das war Es. Endlich fort von den Büchern und diesem gelehrten Zeug. Etwas tun was nicht nur meinen Kopf zum rauchen brächte. Genau. Ich sollte zur Legion. Eine Rüstung tragen und Waffen… Waffen… ob ich das könnte, fragte ich mich. Auf alle Fälle wäre es etwas was ich noch nie getan habe. Und das Beste daran wäre es würde mich nicht zwingen in diesem Haus zu leben, die ersten paar Augenblicke reichten mir mittlerweile völlig. Mit neuer Energie und einem Ziel was ich mir selbst gestellt hatte, setzte ich mich zuversichtlich lächelnd mit in die Runde.


    „Kein Wein für mich, danke.“


    Meinte ich mit einer Handbewegung und war in Gedanken schon dabei, durch die Wildnis zu schleichen und dem Feind aufzulauern.

    Es ging alles recht schnell, zum Glück für den alten Mann. Ehe ich es mich versah hatte er mich am Ohr gepackt und nach unten gedrückt. Die Worte die er sprach kamen schnell und in Zorn, doch nicht vergleichbar mit dem Zorn den ich in diesem Augenblick empfand. Ich hatte nicht gedacht, dass ich nach nur wenigen Augenblicken in meinem Haus, wieder Sehnsucht nach Griechenland haben würde. Anscheinend wusste der alte Mann wer ich war, doch ich erfuhr erst durch Jentia, sie hatte dann doch endlich die Zeit gefunden sich vorzustellen, wer der alte Mann war. Onkel Anton. Natürlich. Ich hätte es wissen müssen. Ich war erst einen Schritt hinter dem alten Mann hergegangen, doch obsiegte Kontrolle der Wut. Wut nicht nur auf diese Demütigung, egal wer er war oder wie alt er war, niemand hatte das recht einen erwachsenen Mann so anzufassen. Der Jähzorn und die aufbrausende Art meines Vaters hatte ich bisher nicht abgelegt.


    „Aha .. freut mich … Wie gesagt ich bin Metellus.“


    Wenig Freundlichkeit lag in meiner Stimme, auch wenn ich es versuchte. Ich sah immer noch den Gang entlang in dem Anton verschwunden war. Schließlich setzte sich Jentia in Bewegung und ich folgte ihr zum Speisezimmer. Kurz bevor wir es betraten, drehte sie sich zu mir um und meinte schelmisch grinsend, das ich schuld daran sei. Ich konnte nicht anders und grinste ebenfalls und nickte fast lachend. Doch ich hatte meine Miene wieder unter Kontrolle als wir das Speisezimmer betraten. Und kaum hatte ich den Raum betreten sah ich ihn auch schon dort liegen, diesen selbstgefälligen alten Mann der neun Jahre meines Lebens bestimmt hatte, einfach so. Ich wusste, wie großen Einfluss Anton auf meinen Vater und seinen Bruder hatte, und es war einfacher ihm die Schuld daran zu geben, dass ich weggeschickt wurde und jetzt? Kaum war ich wieder daheim, meinte der alte Mann auch weiter über mich bestimmen zu können. Ich sah noch mal hinter Jentia her und sie grinste immer noch, was auch mir das Lächeln zurückbrachte. Doch plötzlich schoß mir etwas anders durch den Kopf , suchend wand ich meinen Blick hin und her. Maximus… wo war Maximus? … vielleicht war auch Margarita hier.