Die ersten Sklaven studierte er mit mäßigem Interesse, zu sehr schwirrten Parthamasires` Gedanken bereits um die angekündigte Sklavin aus dem Norden. Eine Germanin. So eine hatte er noch nie zu Gesicht bekommen.
Und tatsächlich, als sie bei dem blonden Wesen angekommen waren kam der Prinz nicht umhin, beeindruckt die 'Ware' zu mustern.
"Sehr schön, sehr schön. Aus Germanien sagst Du? Ist sie auch schön wild? Versteht sie unsere Sprache?", fragte er, während er die Frau umrundete.
"Na? Verstehst Du mich?"
Verschwörerisch grinsend beugte er sich näher zu ihr.
"Na komm, beschimpf mich! Gib mir Tiernamen! Böse Tiernamen!"
Beiträge von Parthamasires
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Zunächst noch ein wenig ungehalten ob des späten Eintreffens des Sklavenhändlers, stimmte dessen offensichtlich unterwürfiges Verhalten den Satrapen schon wesentlich gnädiger.
Einen kurzen Blick ließ er über die mitgebrachte Ware schweifen, ehe er sein Augenmerk auf den Besitzer lenkte."Ah, sei willkommen.", grüßte er den Besucher überschwänglich. "Wie sagt man, die späten Gäste sind die liebsten."
Die kleine Spitze ob der Verzögerung - ob nun verschuldet oder nicht - würde sicher ihre Wirkung tun und den Preis senken. Oder zumindest das Verhalten entsprechend anpassen.
Parthamasires, in allerlei Lagen aus kostbarer Seide gehüllt, den Hals von Juwelen umgeben und die Hände reich beringt, hatte natürlich keinerlei Preisnachlässe nötig, doch gehörte das Feilschen ebenso zum Kauf, wie die Ware selbst.
Trotz der eher hinderlichen Kleidung erhob er sich leichtfüßig und wie berauscht von seinem Sitzplatz und schritt auf den Mann zu.
"Nun, was hast Du mir mitgebracht?" -
Er hatte es satt. Satt, ständig von seinen Beratern die Ohren vollgejammert zu bekommen. Satt, ständig an die Römer und ihre Legionen denken zu müssen. Satt, ständig die gleichen Gesichter in seinem Palast zu sehen. Um Letzterem abhilfe zu schaffen, hatte der armenische Herrscher beschlossen, sich einige neue Sklaven anzuschaffen. Und er wäre nicht der armenische Herrscher und Lieblingsneffe des Sháh in Sháh, wenn er nicht bereits genaue Vorstellungen von der zu liefernden Ware hätte.
So wurde bereits am Vortag ein Bediensteter zu den Märkten geschickt, welcher einen Sklavenhändler auswählen sollte, der dieser Aufgabe gewachsen war.Es war bereits Mittag, als Parthamasires es sich auf einem gemütlichen Haufen Kissen gemütlich machte und bereits voll Ungeduld - ein genetisch bedingter Wesenszug seiner Familie - auf die Ankunft des Händlers wartete.
Noch dazu waren unverzeihlich wenige Sklaven im Palast - alle waren mit Vorbereitungen für das Mithra-Fest beschäftigt. Nunja, das würde sich ja nun bald ändern. -
Unruhe stieg in dem jungen Regenten auf. Vor wenigen Stunden hatte man ihm vom bevorstehenden Aufbruch der römischen Armee berichtet. Sie gingen nach Norden - natürlich, wohin sonst. Nach Norden und somit in seine Richtung!
Der unglückliche Überbringer der Nachricht hatte 10 Peitschenhiebe einstecken müssen, während sich die übrigen Bediensteten des Satrapen seither nur noch in respektvollem Abstand zu ihrem Herrn bewegten, welcher unentwegt auf und ab ging, während er unverständliche Worte vor sich hinmurmelte.
"Mithra... ich muss Mithra ein Opfer darbringen... er wird die Römer schwächen... ja, das wird er... er wird uns schützen..."
Mit einem Mal blieb er stehen, was bei den ihn umringenden Speichelleckern zu Schweissausbrüchen führte.
"Kabneškir!"
Ein leichtes Aufatmen der Nicht-Betroffenen folgte.
"Mein Herr und Gebieter?", meldete sich der Angesprochene zu Wort.
"Wir werden ein Fest veranstalten!"
"Ein Fest, Herr?"
"Ein Fest zu Ehren Mithras."
"Oh. Ja. Gewiss, Herr. Eine hervorragende Idee."
"Es wird die Bevölkerung beruhigen und uns den Segen des Gottes sichern."
"Ja, Herr. Ausgezeichneter Vorschlag, Herr. Wann soll das Fest stattfinden?"
"So schnell wie möglich. Beginnt sofort mit den Vorbereitungen!"
Gerade wandte sich der Berater um, um alles Nötige zu veranlassen, da ergriff Parthamasires erneut das Wort.
"Und besorg Stiere. 5 wenigstens!"
"Ja, Herr. Ganz wie du wünschst.", beeilte Kabneškir sich zu sagen, drehte sich erneut um und eilte davon. Parthamasires indes war - vorerst - wieder besänftigt und widmete sich interessanteren Dingen, als dem bevorstehenden Krieg... -
Blutrot versank die Sonne hinterm Horizont, als Parthamasires, Regent von Armenia, die Stadt Artaxata überblickte. Er hatte jedoch andere Sorgen, als die malerische Szenerie.
Die Römer waren gelandet. In Syrien noch dazu. Syrien war nur einen Katzensprung entfernt von Armenien und damit von ihm. Der Kaiser selbst hatte sich dazu aufgerafft den Feldzug anzuführen. Armer, alter Mann. Sein Oheim würde ihn und seinen Legionswurm dorthin zurückjagen, wo sie hergekommen waren und dann konnten sie noch dankbar sein.
Er selbst würde dazu freilich herzlich wenig beitragen können. Er war kein Soldat. Er hatte keine, oder zumindest kaum Ahnung von militärischen Finten, von der Planung eines Feldzuges, geschweigedenn vom Führen einer Armee. Er konnte so tun, sicher, niemandem war bisher bewusst geworden, dass der Neffe des Sháh in Sháh ein guter Schauspieler, aber ein miserabler Feldherr war. Für den Posten, den sein Oheim ihm aufgedrängt hatte, war er die absolut falsche Besetzung. Seine einzige Hoffnung ruhte auf seinen militärischen Beratern.Nun, vielleicht war er nicht einmal gänzlich falsch. Er mochte kein Soldat sein, doch das Volk wusste er für sich und Parthien zu gewinnen. Kein Armenier würde nach der Rede, die er nach seinem Einzug in die Stadt gehalten hatte, einem Römer auch nur den kleinsten Fleck Land gönnen.
"Verfluchte Brut.", zischte der parthische Prinz und armenische Herrscher leise. Seine Laune war seit dem Bericht, dass Kaiser und Legionen gelandet waren von Stunde zu Stunde schlechter geworden. Sklaven glaubten sogar eine gewisse familiäre Ähnlichkeit zu seinem Oheim ausmachen zu können. Zumindest was Wutausbrüche anbelangte.
Unermüdlich wurden seither die Befestigungen der Stadt verstärkt, übten sich die Soldaten im Kampf und wurde den Göttern geopfert, um ihren Beistand zu erbitten. -
"Ich danke dir, Oheim. Ich werde dich nicht enttäuschen."
Erneut folgte eine tiefe Verbeugung. Anschließend wandte der Neffe sich um, um das 'arabische Zimmer' zu verlassen.
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'Ich wünsche es sogar, Neffe.'
Innerlich verdrehte der Neffe die Augen. Wenigstens hatte Osroes nicht auf einer sofortigen Abreise bestanden.
Mit dem Vorsatz, die wenigen Stunden noch so gut wie möglich zu nutzen, pickte Parthamasires sich erneut eine Traube heraus."Gewiss Oheim, die hatte ich. Doch keiner von ihnen wird sich mit deinem Wissen und deinen Erfahrungen messen können."
Ganz abgesehen davon, dass er zeitlebens die Lehrer, die ihm etwas über militärische Strategien und Feldzüge beibringen wollten, geflissentlich ignoriert hatte. Viel interessanter fand er die Redekunst, die Fähigkeit, allein durch Worte Menschen einzulullen, sodass sie - ohne zu wissen warum - taten, was man ihnen befahl. Bei Sklaven ging dies selbstverständlich schon ohne große Anstrengung und einem solchen hielt er seinen Becher hin, damit er ihn vollgießen konnte.
Langsam fuhr er sich mit einer goldberingten Hand über seinen Bart.
"Du denkst, sie werden uns angreifen? Das parthische Reich? Das ist ihnen noch nie gut bekommen, langsam sollten sie ihre Lektion doch gelernt haben."Römer, Befestigungen, Vorkehrungen... erneut Worte, die seine Gedanken abschweifen ließen. Darum sollte sich sein Stab kümmern. Er selbst würde die Bürde auf sich nehmen, das Volk Armeniens anti-römisch einzustimmen, sofern dies überhaupt noch nötig war. Falls nicht, umso besser. Mehr Zeit für die Gelage, die er nicht feiern sollte.
"Wenn du mich dann entschuldigst, Oheim."
Parthamasires hatte sich erhoben und verbeugte sich tief vor dem Shah in Shah.
"Ich werde mich zurückziehen, um morgen ausgeruht zu sein." -
Sein Name falsch geschrieben? Nun, sein Name war ungleich schwieriger zu schreiben, als der seines königlichen Onkels, so erwartete erst gar nicht, dass ein Volk, das nur aus Soldaten zu bestehen schien, Parthamasires richtig zu Papier brachte.
Kurz überflog er die wenigen Zeilen, die Osroes ihm an den Kopf geworfen hatte. Militärisches Blabla, römisches noch dazu, so verlor er schnell das Interesse und warf die Schriftrolle hinter sich. Sofort war ein Sklave zur Stelle, der eben Diese aufsammelte und später einem der Sekretäre übergeben würde. Parthamasires indes beschäftigte eine wichtigere Frage: Traube oder Granatapfel?Sein Oheim brachte schließlich die Sprache auf Armenia, ein Thema, das er selbst heute zu vermeiden gedacht hatte. Um einer sofortigen Antwort zu entgehen entschied er sich für Traube und begann langsam und sorgfältig zu kauen.
"Nun, Oheim.", setzte er schließlich an, als jede weitere Verzögerung einer Erwiderung die Geduld seines Onkels gefährlich strapaziert hätte. "Die Reisevorbereitungen haben sich ein wenig hingezogen."
Nicht zuletzt durch seinen Unwillen, von hier fort zu gehen, doch dies laut auszusprechen wäre seiner Gesundheit äußerst abträglich gewesen.
"Doch, mit deiner Erlaubnis, werde ich am morgigen Tag aufbrechen. Wenn du also noch Ratschläge für mich haben solltest...?"
Die nächste Traube verschloss den Mund des Prinzen wieder. -
Komfortabel ausgestreckt, in Nähe des Shahs - wenn auch nicht zu Nahe, wusste er doch nur zu gut, dass ein vor Zorn umhergeworfener Becher schmerzhaft sein konnte, lag Parthamasires, Neffe des Shah in Shah, und strich einer ihm zu Füßen sitzenden Sklavin übers Haar.
Es war ein herrliches Leben im Palast. Nun gut, man musste die Launen Osroes' über sich ergehen lassen, doch alles im Leben hatte seinen Preis.
Durch den Wutausbruch seines Oheims verlor er jedoch vor Schreck die Olive, die er gerade zu verspeisen gedachte. Ganz abgesehen davon, dass die Nachricht an seiner Stirn abprallte. Vorwurfsvoll sah er zur Sklavin."Dummes Ding. Scher dich fort!"
Die Sklavin gehorchte und erhob sich, während der parthische Prinz sich seinem König zuwandte.
"Oheim, ärgere dich nicht.", sagte er mit schmeichlerischem Lächeln auf den Lippen. "Wie kann man von einem Volk, das sein ganzes Wissen einem anderen Volk gestohlen hat, erwarten, dass sie den Namen des Königs der Könige richtig schreiben? Es wundert mich, dass sie überhaupt fähig sind, etwas anderes als krumme Linien zu Papier zu bringen."
Er richtete sich langsam auf, wobei er, durch das Klimpern seiner zahlreichen Armreifen untermalt, die Nachricht aufsammelte und langsam aufzufalten begann. Im Augenwinkel immer seinen Onkel betrachtend, sodass er einer erneuten Attacke im Zweifelsfall ausweichen konnte.