Beiträge von Narrator Hispaniae

    Seelenruhig schlummerten die Vigiles oder die, die es mal wirklich werden wollten, in ihren kleinen Unterkünften mit den noch kleineren Betten, als plötzlich die Holztür mit einem nicht zu unterschätzenden Lärm aufsprang.


    "Sofort aufstehen, ihr Weichlinge!"


    Die Silhouette verriet die Statur eines großen Mannes, eines sehr großen Mannes. Und an der signifikant kräftigen Stimme erkannten einige der Vigiles sogleich den Namen dahinter - Optio Glabrius.
    Dieser spähte schon nach dem Frischling, einem Furier.


    "Keine Sorge, wir bekommen das schon hin. Zuerst einmal gehst du zur Werkstatt und lässt dir die Ausrüstung geben, sprich ein Gladius, ein Kurzschwert, Löschdecke, Löscheimer, Helm, einen leichten Brustpanzer und so weiter."


    Darauf hin wies er auf die kleine Werkstatt am östlichen Ende des Lagers.


    "Danach kannst du dann erstmal in die Unterkünfte gehen, wirst wohl heute sowieso nicht anfangen müssen, gönn dir also Ruhe, morgen geht es dann wohl los."


    Sagte er freundlich und verabschiedete sich von dem jungen Mann.


    "Na dann begrüße ich dich mal recht herzlich bei uns. Also hier vorne siehst du die Unterkünfte, die sind in Zimmer aufgeteilt, die je ein Contubernium, analog zum Militär, bewohnt. Du weißt ja, ein Contubernium ist 8 Mann groß."


    Zeigte Marcius stolz auf die lange Barracke, nachdem sie das Eingangstor durchschritten hatten.


    "Daneben ist die Werkstatt und andere wichtige Räume, wie eben die der Centurionen."


    Schließlich musste sich der Neue auch auskennen, um nicht im Zimmer eines Centurios zu landen und dadurch die schlimmsten Tage des Lebens unter Drill und Rute zu erleben.


    "Natürlich müssen wir dich zuerst ausbilden. Hast du denn eine Ahnung von Schwertkampf oder Feuerbekämpfung?"


    "Na vielleicht hat es ja der Centurio schon, du weißt ja, der kleine Mann wie ich es bin bekommt nicht alles mit."


    Sagte Marcius entschuldigend und lächelte zufrieden. Vermutlich sollten sie nun Verstärkung bekommen, durchaus sinnvoll, wie er befand.


    "Wie heißt du eigentlich? Ich bin Marcius, Vigil der ersten Centurie."


    "Ja, hallo. Wer bist du denn?"


    Fragte sogleich der wachhabende Vigil Marcius und versuchte ziemlich interessiert drein zu schauen, was ihm aber nicht sonderlich gut gelang, da er an jenem Tag schon seit dem Morgengrauen auf den Beinen war und eine Nacht durch Dienst schieben durfte.

    "Ich werde es bedenken, wenn ich ihm gegenüberstehe." sagte der Pontifex schlicht und lächelte freundlich. Die Antwort freilich würde dem Alten nicht weiterhelfen, denn sie konnte alles bedeuten. Es war Diplomatie. In gewisser Form.


    "Vale, Augur. Und die Götter mit euch." sprach der Pontifex Maior, als er den Auguren verabschiedete. Dann widmete er sich wieder seinen Aufgaben.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    PUBLIUS ANNAEUS DOMITIANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI ID IUL DCCCLVII A.U.C.
    (10.7.2007/104 n.Chr.)[/color].


    ZUM
    DUUMVIR - TARRACO


    Publius Matinius Agrippa

    Der Pontifex Maior hörte ruhig zu. Die - vielleicht auch nur gespielte - Selbstverurteilung des Alten amüsierte ihn ein wenig.


    "Tatsächlich aber hätte euch das bereits vor diesem Versäumnis bewusst sein können, Augur." sagte er freundlich.


    "Wie dem auch sei. Ihr habt eure im Rahmen der Provinz bescheidene Aufgabe erfüllt, so gut ihr es konntet. Das akzeptiere ich. Ihr kanntet und kennt Hispania nicht besonders gut, vielleicht hängt es damit zusammen, dass ihr möglicherweise nicht allzu viel erreicht habt."


    Der Pontifex Maior hob seine rechte Augenbraue und musterte den Auguren einen Moment lang.


    "Gibt es sonst noch etwas?" fragte er dann.

    Es war bereits Abend geworden. Es war recht schwül. Der Sommer in der Provinz konnte recht unangenehm werden, wenn man nicht daran gewöhnt war.
    Der Pontifex Maior hingegen war es. Inzwischen. Er war bereits lange hier. Er hatte einige Amtswechsel erlebt. Der alte Mann vor ihm erschien ihm nicht besonders. Auch sein Alter war nicht ungewöhnlich - nicht für einen Auguren.


    "Salve, Augur. In der Tat hat eher Rom von euren Taten gehört, als es das Volk hier tat. Und möglicherweise hat sogar eher Rom von euren Taten gehört, als dass die Götter es taten. Doch will ich keinen Richtspruch fällen. Sprecht nur, Augur."


    Er legte die Hände vor seiner Toga zusammen und sah den Alten gutmütig an. Des Pontifex Worte waren absolut ehrlich. Es hatte wohl seinen Grund, dass dieser Mann den Cultus Deorum, nicht den Cursus Honorum gewählt hatte. Obgleich er es zweifellos hätte tun können.

    Kampf, Schlachtfeld... Worte, die der Duumvir gar nicht mochte. Für ihn wäre das nichts, er hatte genausowenig Lust, andere abzuschlachten, wie er abgeschlachtet werden wollte. Und bis man erst einmal auf dem Feld war, die ganze Ausbildung musste man auch erst einmal absolvieren. Aber wenn andere sich freiwillig das antun und in den Tod stürzen wollen...


    "Na denn..." Er kratzte sich noch immer am Kinn. "Wenn es wirklich dein Wunsch ist, dein Leben aufs Spiel zu setzen, dann werde ich dich nicht aufhalten." Er blickte abwartend den Noch-Vigil an.

    Zitat

    Original von Tiberius Annaeus Sophus
    ...


    Der alternde Augur näherte sich auf seinem Ross dem Geplänkel an der einfallenden Stelle der Stadtmauern. Er schien Probleme zu haben, sich auf dem Pferd zu halten.
    Einer der Bogenschützen auf der Mauer erkannte das Ziel und visierte diesen genau an. Der erste Pfeil schoss haarscharf am Kopf des Auguren vorbei. Ein unmittelbar darauffolgender zweiter Versuch traf das Pferd im vorderen Schenkel, das darauf begann, sich aufzuschäumen.

    Die Belagerungsgerätschaften rollten langsam vor und blieben wieder stehen. Der Wind pfiff.


    Der Kommandant der Hilfstruppen sah zu dem Praetorianerpraefekt, der als ranghöchster Kommandant die Befehlsgewalt inne hatte.


    "Sollen wir den Angriff befehlen, Praefect ?" sprach der Spanier zu diesem.




    [SIZE=7]/edit by hungi: simoff rausgelöscht, weil jetzt irrelevant.[/SIZE]

    Nun war es endlich soweit. Der Morgen des ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLVII A.U.C. (27.4.2007/104 n.Chr.) würde in die Annalen eingehen, als der Tag, an dem drei Cohorten der Praetorianer und eine Auxiliareinheit die Stadt Corduba von den feindlichen Rebellen, die es wagten, eine ganze Region über mehrere Monate in Atem zu halten, zu befreien. Denn an einen Sieg glaubte hier jeder. Sowohl der Kommandant der Auxiliaren, die Offiziere, bis hin zum kleinsten Soldaten. Die Übermacht war drückend und es war nur eine Frage der Zeit wie lange sich die Rebellen hinter ihrer Festung halten konnten.


    Das Opfer am frühen Morgen verlief reibungslos. Iuppiter persönlich schenkte ihnen einen schönen Tag. Der klare Himmel erstreckte sich über den Horizont und Mars würde mit ihnen sein.


    Der Praefectus Cohortis und sein Gegenüber der Praetorianerpraefekt, zu erkennen am wehenden Helmbusch und seinem flatternden scharlachroten Umhang saßen zu Pferde in vorderster Reihe. Ihr Blick galt dem Befestigungswall der Stadt, der sich in trügerischer Stille in einiger Entfernung aufbaute.
    Direkt dahinter standen die hohen Offiziere, die engsten Mitarbeiter des Kommandostabes, ebenfalls zu Pferde und darauf die einzelnen Truppengattungen angeführt von ihren jeweiligen Offizieren. Die Signifer mit den jeweiligen Feldzeichen ihrer Einheit schritten ihnen voran.
    Die Formation war tadellos und erstreckte sich ins weite Feld. Dann kamen die schweren Geschütze, die Katapulte, Scorpiones, Rammböcke und Belagerungstürme. Eine Übermacht, die jeden Gegner in die Knie erzittern lassen mußte.

    Der Unterhändler entwickelte aufeinmal eine Mischung aus Stolz und Trotz. Er fixierte Helvetius Sulla mit dem gleichen Blick, mit dem er ihn betrachtete, und sagte


    "Nun denn, das ist dein Todesurteil."


    Er drehte sich um und verließ den kleinen Raum, um anschließend dem Praefecten Meldung zu machen.

    Der Centurio nahm den Befehl entgegen, sah dann einen kurzen Augenblick zu seinem Kommandanten, salutierte und trat ab.


    Der Praefectus Cohortis selber knirschte, als der Befehlshaber des Kaisers die Überwachung des Strabo an sich riss. Zu gerne hätte er selbst den Gefangenen dem Kaiser vorgeführt. Der Dank wäre auf ihn und seine Familie zurückgefallen. Er hatte sich schon darin gesonnt und ward nun jäh aus diesem Traum herausgerissen.
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als in die Pläne des Praetorianerpraefekten einzuwilligen. Er nickte und verließ darauf das Zelt, um den jenen mit dem Gefangenen alleinzulassen. Draußen gab er den Wachen vor dem Zelt Order abzuziehen, während zwei Angehöriger der Praetorianer deren Stellung einnahmen.