Beiträge von Gaius Iulius Raeticus

    Und als der medicus ordinarius den Raum betrat nahm er sofort Haltung an und salutierte ordnungsgemäß den praefectus castrorum Germanicus Honorius.


    "Ave praefectus castrorum." Dann sah er die Frau an, die wie es schien wohl die Patientin sein sollte. "Entschuldige doch ist dir schon mal aufgefallen, dass ich ein Militärarzt bin und das eine Frau ist." Hoffentlich hatte er zumindest eines von beiden bemerkt, ansonsten musste der Arzt dem Präfekten wohl jede Menge Karotten verschreiben.

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    Zusammen mit dem Sklaven des Präfekten erreichte der medicus die domus praefecti castrorum und nun musste man hoffen, dass der Herr dem Sklaven auch einen Schlüssel mitgegeben hatte, ansonsten müsste jetzt einer von beiden klopfen und beide kostbare Zeit beim Warten verlieren.


    "Ich hoffe du hast den Schlüssel"

    Der Arzt, der gerade dabei war einen Patienten zu untersuchen, beendete die Untersuchung, holte dann seine capsa und folgte dann dem Sklaven zur domus des neuernannten praefectus castrorum. Glücklicherweise war das valetudinarium nicht weit vom Haus des Offiziers entfernt.

    Das Gebrüll des optio konnte man meilenweit hören, dass es sogar der medicus ordinarius im hintersten Loch des valetudinarium vernommen hatte, so zog er die mit Blut beschmierte Schürze aus, wusch sich schnell ab und schlüpfte dann in seiner Paradeuniform, um dann endlich den campus aufzusuchen. Er stellte sich neben den anderen centuriones und wartete auf die Ansprache des praefectus castrorum.


    Natürlich hielt er Ausschau nach seinem Bruder, der ja ein optio dieser Legion war, doch leider konnte er ihn nirgends entdecken und dies bereitete ihm ein wenig Sorgen.

    Über die Wichtigkeit einen Arzt zu haben verlor der Centurio kein Wort, denn er wusste selbst wie wichtig diese Aufgabe war, doch alles hatte nun mal ein Ende und so ging er entschlossen seinen Weg.


    "Um ehrlich zu sein möchte ich die Legion verlassen und meine Bewerbung der cohortes urbanae zukommen lassen. Wärst du damit einverstanden?"

    Der medicus, der gerade Dienst hatte, war bereits ein alter Hase und hatte schon alles mögliche gesehen und erlebt. Er konnte sich das Lachen kaum verkneifen und führte die beiden Soldaten ins Untersuchungszimmer.


    Als sie dort ankamen untersuchte er zuerst Accanthius, dann den Neuling.


    "Es ist nicht so schlimm. Wie habt ihr das angestellt?"

    An Schola Germaniae
    Mogontiacum


    Raeticus Venusiae S.D.


    S.V.B.E.E.Q.V.


    Von einem Kollegen der Legio VIII Augusta hörte ich von einer angeblichen Wunderpflanze Namens cannabis, sie soll den Appetit anregen und die Verdauung fördern. Nun, da mir dazu wirklich die Zeit fehlt, möchte ich die Schule um Hilfe bitten, denn ich habe zwar Interesse daran diese Pflanze im Garten des Valetudinariums zu züchten, jedoch habe ich jede Menge Bedenken was ihre Wirkung betrifft.


    Vale


    Gaius Iulius Raeticus
    Medicus Ordinarius - Legio II Germanica
    D. ante diem XV Kal. Iun. - (18.5.2007/104 n.Chr.)

    "Ich fürchte, du hast mich etwas missverstanden: Ich wollte keineswegs deinem Anliegen beipflichten, denn das ist mir ziemlich egal. Ich wollte eigentlich nur für alle klar machen, dass hier jemand von etwas redet, von dem er augenscheinlich keine Ahnung hat. Sämtlichen deiner Argumente fehlt jeglicher Halt in der Realität der Sklaverei. Auch jetzt noch hältst du am Mythos fest, der Großteil der Bevölkerung des Reiches wären Sklaven. Da wird sich der Großteil der Bevölkerung aber bedanken, so wie du sie einschätzt.


    Denn es mag ja sein, dass man da wo du wohnst ausschließlich Sklaven wie Tier auf das Feld treibt, sie schlägt und misshandelt und ihnen schlecht zu essen gibt, denn anders kann ich nicht nachvollziehen, wie du auf die Idee kommst, so etwas zu behaupten. Denn wie du sicherlich auch weißt, bedarf es je nach Region 5 bis 10 Bauern um einen Stadtbürger satt zu machen. Dazu kommt noch, dass es einen gewissen Teil der Bevölkerung gibt, der höhere Bedürfnisse hat, für die noch mehr Bauern aufkommen müssen. Und wenn all diese Bauern Sklaven sein sollten, wo sind diese Sklaven denn? Wo sollen die denn herkommen? Meinst du etwa, da werden irgendwo Sklaven gezüchtet wie Pferde? Nein, die bei weitem meisten Menschen sind freie Leute. Es gibt übrigens noch andere Freie als Römer, das müsstest du gerade in Germania eigentlich schon mitbekommen haben.


    Also wie ich das sehe, stehst du hier und willst nur Zwietracht und Panik säen, römischen Bürgern und anderen Freien ihr Recht auf Sklaven nehmen und die Masse der Armen und Elenden noch vergrößern.


    Ich weiß nicht wer du bist und was du tust, aber an deiner Stelle würde ich schnell die Rostra verlassen und hoffen, dass kein Speculator dich gehört hat und zurecht wegen Volksverhetzung anklagt."

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Glabrio


    "Guter Mann, deine Menschenfreundlichkeit ehrt dich natürlich und dein Ansinnen mag ja durchaus legitim sein. Nur: nimmt man dein Argumentationsmuster, erschient deine ganze Rede ein wenig absurd. Als römischer Bürger muss ich mich nämlich fragen, aus welchen realen Gegebenheiten sich deine Argumente ziehen. Denn irgendwie will das, was du gerade über den Sklavenstand sagtest, so gar nicht in das alltägliche Bild, das ich und wohl jeder andere Bewohner des Reiches vom Sklavenstand haben, passen.


    Lassen wir einmal weg, dass ich deinen Zusammenhang zwischen Sklaverei und Kriegsglück nicht nachvollziehen kann. Meiner Ansicht nach ist es eher so dass Sklaverei eine Folge von Kriegsglück ist und nicht umgekehrt:


    Du meintest, überall Sklaven zu sehen, die alle Arbeiten für die Bürger und Freien des Reiches erledigen. Ich verstehe nicht, welchen Teil des Reiches du denn meinst. Denn seit wann erledigen Sklaven alle Arbeiten für uns? Auch du wirst ja wohl schon mitgekriegt haben, dass ungefähr alle Arbeiten, der Handel, der Verkauf an den Märkten, der Bau von Gebäuden und die Landwirtschaft, ja sogar die meisten Dienstleistungen vom Kurierdienst bis hin zur Bedienung und Kindeserziehung von Freien erledigt werden. Und ist es jemals vorgekommen, dass Sklaven für uns in den Krieg zogen und ihr Blut vergossen, um das Reich zu vergrößern und unseren Reichtum zu mehren?


    Denn der überwiegende Teil der Freien im Reich kann sich schon einmal überhaupt gar keinen Sklaven leisten, da ihn schlicht und einfach die finanziellen Mittel dazu fehlen. Er ist für den Broterwerb auf die eigenen Hände angewiesen. Nur ungefähr ein vierter Teil der Freien des Reiches ist so begütert, dass er sich Sklaven leisten kann. Und auch die meisten von ihnen sind im Besitz von höchstens ein bis drei Sklaven, die vor allem als Ausstellungsbjekte des eigenen Reichtums funktionieren.
    Nur etwa ein zehnter Teil der Freien des Reiches ist so begütert, dass er es sich leisten kann, seine Latifundien, Plantagen und Minen durch die Arbeit von Sklaven ausbeuten zu können. Letzteres nimmt übrigens auch immer mehr ab, denn schon lange gehen die Grundherren dazu über, ihre Grundstücke lieber durch freie Pächter bebauen zu lassen.
    Im Osten des Reiches ist Sklaverei sogar noch unüblicher. Das meiste Getreide des Reiches zum Beispiel wird von freien Ägyptern angebaut. Sklaven kommen dort außerhalb der Villen der Oberschicht gar nicht vor.
    Ebenso verhält es sich mit den Staatssklaven. Die meisten Arbeiten, die früher einmal diesen vorbehalten waren, werden heute durch Sträflinge und Kriegsgefangene geleistet.
    Du siehst also, von einen ökonomischen Übergewicht der Sklaverei gegenüber der freien Arbeit kann gar keine Rede sein.


    Was mich zum nächsten Punkt bringt, den ich zur Debatte beifügen will: Du redest von der drohenden Gefahr einer Überpopulation von unterdrückten Sklaven, die sich gegen unsere Gesellschaft aufbegehren könnte. Durchaus ein berechtigtes Argument. Allerdings: Der Anteil der Sklaven an der Bevölkerung verhält sich proportional zum Anteil der Sklavenarbeit an der Ökonomie. Insgesamt muss man sagen, dass Sklaven vielleicht den fünften Teil der gesamten Bevölkerung des Imperiums stellen. Auf einen Sklaven kommen also vier Freie. Ich denke nicht, dass man da von der Gefahr eines Sklavenüberschusses reden kann.


    Freilich entkräftet das immer noch nicht die Gefahr eines Sklavenaufstandes. Ein Viertel der Bevölkerung ist immer noch eine große Menge an Leuten und es gab schon genug Sklavenaufstände, die eben dies zeigten. Nur: Vergleiche einmal das Verhältnis von Sklavenaufständen und Aufständen von unzufriedenen Freien. Das Reich ist voll von Menschen, die zwar frei sind, aber nichts besitzen, kein Dach über dem Kopf und keine warme Mahlzeit. Oder Freien, die unter drückender Steuerlast, dem Joch unverantwortlicher Provinzstatthalter, unerträglichem Frondienst oder Grenzscharmützeln zwischen Rom und den Nachbarländern leiden. Ich wage, zu behaupten, dass das Elend der Freien weit schlimmer ist als das der Sklaven und dass die Masse der freien Elenden die der Sklaven weit übersteigt.
    Ich wage deshalb, zu behaupten, dass ein Aufstand ägyptischer Bauern, einer unbezahlten Legion oder selbst des Pöbels in der Subura Roms eine viel größere Gefahr für das Reich darstellt als es ein Sklavenaufstand je darstellen könnte.
    Sollte man daher nicht lieber das Hauptaugenmerk sozialen Handelns lieber auf die Massen der armen und unterdrückten Freien richten anstatt auf Sklaven, die meist, obwohl unfrei, allen Luxus der Herrenhäuser, in denen sie leben, genießen, von ihren Herren gepflegt werden und sich keine Sorge um ihr täglich Brot machen müssen?


    Die Lebensumstände von Sklaven sind oft weitaus besser, als die von Freien und der Großteil der Sklaven gar keinen Grund zur Unzufriedenheit hat. Sklaven beaufsichtigen sogar freie Bürger als eingesetzte Verwalter von Pachtgründen, nehmen hohe Stellen in den Verwaltungen ein und erben oft die Güter ihrer Herren.


    Und auch wenn der Sklave iuristisch Eigentum sein mag: Die Herren, die ihre Sklaven nur als Eigentum Tiere betrachten, gibt es zwar noch, sie sind aber deutlich in der Minderzahl. Fast alle Denker und Philosophen, sogar die Kaiser sind sich darin einig, dass Sklaven Menschen sind und nach Möglichkeit wie solche behandelt werden sollen. Was Seneca über den Sklaven gesagt hat, ist nicht unüblich oder revolutionär, sondern eigentlich Allgemeinvorstellung in allen gesellschaftlichen Kreisen, vor allem bei der sklavenhaltenden Oberschicht, zu der Seneca selbst gehörte. Ich muss mich an dieser Stelle wirklich fragen, aus was für arroganten Verhältnissen du stammst, dass dies bei dir zu Hause anscheinend nich üblich ist.


    Der nächste Punkt erscheint mir dazu vollkommen absurd: Du meinst, die an das Reich angrenzenden Länder könnten sich verbinden, um über uns herzufallen, weil wir ihre Untertanen rauben und versklaven?
    Wir rauben und verschleppen deren Untertanen nicht, wir 'kaufen' deren Sklaven, die ihre Händler uns als Sklaven anbieten. Kriegszüge und Versklavung sind heute nur noch sehr selten dank der Pax Romana. Im Übrigen tun wir das selbe zu ihnen: Auch wir exportieren Sklaven in deren Länder. Es gibt kein Land auf dieser Erde, in dem Sklaverei nicht vorkommen würde. Und auch die Parther, Garamanten oder Germanen rauben römische Bürger, wenn sie unsere Grenzen überfallen, ohne dass jemand was sagt. Kriegsgefangene in die Sklaverei zu verschleppen ist überall auf der Welt vorkommendes Kriegsrecht. Warum sollten die anderen Länder uns ausgerechnet deswegen zürnen?
    Die Gefahr eines solchen Bündnisses gegen Rom wie du sie an die Wand zeichnest, scheint mir von daher als vollkommen unrealistisch. Zumal wegen der Sklaverei. Es gäbe weitaus gewichtigere Gründe eines gemeinsamen Feldzugs gegen Rom. Dazu müssten diese Länder aber erst einmal aufhören, sich untereinander zu bekriegen. Und auf die Möglichkeit diplomatischer Verhandlungen all dieser Länder, etwa der Parther zu den Briten, die beide nichts voneinander wissen, bin ich wirklich einmal gespannt.


    Auch ist ein Sklave nicht unbedingt ökonomisch unrentabler als ein Freier Arbeiter. Auch die Freien müssen zum Beispiel auf den Feldern und in den Manufakturen von Aufsehern bewacht werden. Und da die meisten Freien auch Klienten ihres Arbeitgebers sind, zahlt dieser für sie ebenso und gibt ihnen Wohnungen. Dass ein Freier Arbeiter eine unliebsame Arbeit lieber tut als ein Sklave, will ich darüber hinaus sehr bezweifeln. Ich würde sagen, der Profitfaktor ist sowohl beim Freien als auch beim Sklaven gleich.


    Auch deine Lösungsvorschläge kann ich nicht nachvollziehen. Erstens wird genau das, was du vorschlägst, von vielen Sklavenhaltern bereits so gehandhabt, wenn sie einen Sklaven befreien, zweitens muss ich einmal wieder die Befürchtung aufstellen, noch mehr Freie würden die prekäre Lebenssituation des Großteils der Freien noch verschlechtern."