Beiträge von Amulius Tacitus

    Amulius lächelte, schüttelte kurz den Kopf und verneinte die Frage des älteren Soldaten. Abermals bedankte sich der junge Mann und stieß anschließend tiefer in das Lager hinein. Auf die Zelte am linken und rechten Rand der Via Praetoria achtete Amulius nicht, er war in Gedanken versunken. Immer und immer wieder blickte er an sich herunter, hatte noch nicht realisiert, auf welchem Weg er sich nun befand. Noch vor zwei Wochen hatte er die Schweine eines Rusticus zusammentreiben müssen und nun stand er kurz davor, Dienst im Militär zu verrichten. Irgendwie schien Alles ein wenig unwirklich.
    Im Gegensatz zu der Person, in die Amulius ohne Vorwarnung hineinlief. Völlig überrascht fiel der junge Mann zu Boden und setzte mit seinem Hinterteil unsanft auf dem leicht staubigen Boden auf. Er blickte hinauf und sah in das ebenso verdutzte Gesicht eines anderen Soldaten. Der Mann schien recht kräftig gebaut, seine Haltung und seine markanten Gesichtszüge strahlten eine gewisse Selbstsicherheit und Stabilität aus. Das Haar trug er kurz geschoren, dafür spross sein Bart in vollerer Stärke. Manch einer hätte wohl von einem Vollbart gesprochen.
    Ohne, dass ein Wort gesprochen wurde, streckte der Soldat Amulius seine Hand entgegen. Erst zwei Augenblicke später ergriff der junge Mann, der sich so langsam wieder fing, die ausgestreckte Hand und wurde sogleich wieder auf die Beine gehievt. Amulius klopfte sich den Staub von der Kleidung und bat um Verzeihung. Ein Grinsen wurde ihm erwidert und damit schien die Sache für den Soldaten bereits erledigt. Er stellte sich als Lucius Bassus vor und sein Rang war der eines Miles, eines einfachen Soldaten, der bereits die Grundausbildung beendet hatte und hauptsächlich die etwas anspruchsvolleren lagertypischen Tätigkeiten ausführte. Amulius berichtete, dass er gerade seine Ausrüstung erhalten hatte und nun darauf wartete, seinen Eid zu schwören. Lucius entgegnete, nachdem er einen beherzten Lacher ausgestoßen hatte:


    "Na dann hast Du ja noch viel vor Dir, wenn Du erst einmal die Grundausbildung absolvieren musst. Was hältst Du davon, wenn ich Dir bis dahin alles Wesentliche in diesem Lager zeige und Dir ein paar Tipps gebe? Ich hab' gerade eh Nichts zu tun."


    Wahrscheinlich hätte Amulius gar nicht ablehnen können, denn Lucius drehte sich bereits einer bestimmten Richtung zu und war im Begriff, loszugehen. Aber natürlich war Amulius dankbar für jede Hilfe, die er erhalten konnte, sodass er keine Zeit verlor und dem Miles folgte. So bemerkte er auch, dass Lucius auf dem rechten Bein ein wenig humpelte. Das beantwortete Amulius dann auch die Frage, warum sich dieser Miles nicht beim Rest der Truppe aufhielt.
    Zunächst gingen beide zu den Befehlsunterständen, die Lucius mit ein paar kleineren Erklärungen versah. Auch die Latrine, der Exerzierplatz und die Waschbecken wurde Amulius durch den Miles gezeigt. An den Waschbecken setzten sich beide auf eine Bank und Lucius wies den jungen Mann in die richtige Reinigung seiner Ausrüstungsgegenstände und Waffen ein.

    Lucius Aurelius Commodus


    Zitat

    Original von Lucius Aurelius Commodus


    Commodus hat doch nur seinen Vater getötet, aber nicht Gaius Julius Caesar.


    Ach verdammt... na ja, gut... aber ansonsten war alles richtig, was ich geschwafelt habe... *lacht*



    Manius Horatius Toxis


    Zitat

    Original von Manius Horatius Toxis


    Aber heisst das, dass der echte kaiser Commodus diesen Julius Caesar getötet hat, welcher Lucidus' Angabe zufolge gar nicht in dieser Zeit gelebt hat?


    Nö... ganz offensichtlich nicht... :D (Ich muss mir diesen Film noch einmal ansehen, bevor ich noch mehr Unwahrheiten verbreite... *grinst*)



    Publius Decimus Lucidus


    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus


    Caesar wurde nicht 280 Jahre alt, da bin ich mir ganz sicher.


    Wer weiß... vielleicht war sein Mord nur ein Täuschungsmanöver. Und die Illuminaten hatten ihre Finger im Spiel...
    :D

    Man sagt ja, wenn eine Person eine Frage richtig beantwortet hat, im Scherz und in Anlehnung an gewisse Spiel-Shows, der Kandidat hat 100 Punkte.
    Und da Lucius Aurelius Commodus meinen Avatar richtig eingeordnet hat und sein eigener Avatar ein Bild des Schauspielers ist, dessen Filmrolle im Film "Gladiator" der (historisch inkorrekt) Mörder des Julius Caesars ist, habe ich diesen Zusammenhang gezogen.


    Hat ja Nichts mit Dummheit zu tun. :D



    Edit: Es ist richtig, dass ich den Film lange nicht mehr gesehen habe, aber ich bin mir doch sicher, dass Caesar, dargestellt durch einen alten, langbärtigen Mann, zu Beginn des Filmes ermordet wird.

    Verzeihung, ich sprach von Gaius Manius Julius Caesar. Das war so ein unbedeutender römische Staatsmann und Feldherr vergangener Zeiten, der Ambitionen hatte, Kaiser zu werden und den Senat weitesgehend zu entmachten.
    Also nicht so schlimm, wenn Du ihn nicht kennst...
    ;)

    Bei der Beantwortung dieser letzten Frage musste Amulius, anders als zuvor, nicht lange überlegen. Er sprach, ob des vermeintlich befriedigten seines Gegenübers, ebenfalls sichtlich erleichtert:


    "Ich hatte durchaus die Gelegenheit, das Handwerk des Lesens und Schreibens in seinen Grundzügen zu lernen. Da ich keine Schule besuchte, ist diese Fähigkeit aber vielleicht nicht ganz ausgereift."


    Ein weiteres Nicken geht von dem älteren Soldaten aus, als er auch dies notierte. Jedoch das Weitere, was von diesem ausging, erweckte in Amulius ein Glücksgefühl. Er war wohl noch nicht gänzlich in die Einheit aufgenommen, aber hatte doch schon einen Großteil des Weges dahin überwunden. Denn dass ein vermeintlicher Rekrut zur Ausrüstungsausgabe geschickt würde, wenn er doch keine Chance darauf hatte, die Karriere eines Soldaten einzuschlagen, kam dem jungen Mann nicht in den Sinn.
    Als Amulius nun fragte, wo er denn die Ausrüstung her bekommen würde, verwies ihn sein Gegenüber auf ein kleines, aus Holzbrettern gezimmertes Häuschen, das sich ungefähr zehn Meter vom Rekrutierungszelt befand. Der junge Mann bedankte sich für das Erste und suchte nun das Häuschen auf. Dort eingetroffen, begrüßte ihn ein anderer Soldat, deutlich jünger als der erste, doch wohl auch schon um die dreizig Lenze alt. Mit weiterhin verbliebener leichter Aufregung trug Amulius diesem sein Begehren vor. Der Mann in dem Häuschen grinste als Erwiderung nur kurz, drehte sich dann um und legte die einzelnen Ausrüstungsteile nach und nach auf die Theke, die an der Front des Häuschen angebracht war. Zunächst einmal war da die Kleidung, die die typischen Tuniken, einen Mantel und ein Kettenhemd umfassten. Als Amulius das schützende Hemd zu Gesicht bekam, fragte er sich im ersten Moment, wie viel etwas derartiges wohl wiegen möge. Nun, er musste wohl darauf auf die Beantwortung dieser Frage warten, bis er es anziehen konnte. Als nächstes folgte ein breit geschmiedeter Dolch, den der Soldat als Pugio bezeichnete. Daneben legte er eine Art Langschwert, das auf den Namen Spatha hörte und Amulius im ersten Moment ziemlich beeindruckte. Auch die Hasta, eine Art Lanze oder Speer, verfehlte ihre Wirkung auf den junge Mann nicht. Als letztes Utensil legte der Soldat einen kleinen, oval geformten Schild, das Parma, auf die Theke.
    Alles schien bereitet. Nur noch eine Frage blieb offen: Wo galt es sich umzuziehen? Der Mann im Häuschen lachte kurz und prägnant auf und deutete dann auf ein recht kleines Zelt, das direkt neben der Ausrüstungsausgabe aufgestellt worden war. Amulius versuchte unterdess, sämtliche Ausrüstungsgegenstände an sich zu nehmen und zu dem angedeuteten Zelt zu balancieren, was ihm auch glücklicherweise begann. Es dauerte schon einige Zeit, bis sich der junge Mann sicher war, Alles korrekt angelegt zu haben.
    Dann, nach rund einer Viertelstunde, trat er, gehüllt in die neue Kleidung, wieder aus dem Zelt heraus. Amulius fühlte sich richtig gut und obwohl die gesamte Montur mit ihrem Gewicht durchaus ein wenig drückte, konnte der junge Mann nicht klagen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich mit einer gewissen Macht gesegnet.
    Dann jedoch besann sich Amulius, dass noch weitere Schritte auf dem Weg zur Rekrutierung folgen würden und folgen mussten. Die Haste in der linken Hand haltend und das Parma um den linken Arm geschnallt, begab sich der junge Mann wieder zu dem älteren Soldaten, um dem Weiteren entgegenzutreten.

    Abermals hatte der Mann Glück im Unglück und erblickte einen Ast, hob diesen auf und tat ein paar gezielte Schläge auf die Zunge der Frau, die die Hose daraufhin losließ, sodass der Mann nun endlich die Flucht zu ergreifen in der Lage war...

    So viele Fragen. Im ersten Moment erschienen manche von ihnen Amulius etwas abwegig, aber er musste auch diese beantworten, wollte er seine Chance steigern, aufgenommen zu werden. Einige Momente des Schweigens vergingen, in denen sich der junge Mann sammelte. Dann jedoch antwortete Amulius, ein wenig Aufregung in seiner Stimme:


    "Ich werde Amulius Tacitus geheißen, meine Eltern hören auf die Namen Quintus Servius und Arria. Ihnen ist ein kleiner zuchtwirtschaftlicher Betrieb zu eigen, den sie unweit der Stadt Mogontiacum, aus der auch ich stamme, betreiben.
    In den Dienst der Ala II Numidia möchte ich mich aus Liebe zum römischen Reich stellen und daran mitwirken, die Zivilbevölkerung vor den drohenden Gefahren jenseits der Reichsgrenze zu bewahren. Man hört gar Schreckliches über die Barbaren, die hinter dem Limes lauern. Was davon wahr ist, weiß ich nicht zu beurteilen, aber ich möchte verhindern, dass die römische Bevölkerung Teil dieser erschütternden Gerüchte wird. Auch hoffe ich, dass ich mir durch den Dienst in der Ala II Numidia eines Tages das Geschenk des Bürgerrechtes verdienen kann.
    Schwerwiegende, häufig auftretende Krankheitsbilder in meiner Familie gab es nicht, jedenfalls wurde mir nichts derartiges bekannt. Ich selbst fühle mich zur Zeit gesund, dürfte wohl keine Krankheit mit mir tragen.
    Zu meiner Schande jedoch muss ich gestehen, dass ich keine Ausbildung habe. Ich verdiente mir meine Brötchen mit Tagelohn, war zu früheren Zeiten in der Zucht meiner Eltern beschäftigt. Eine Art militärische Ausbildung war bisher unerschwinglich. Aber ich traue mir zu, ein Schwert halten und auch benutzen zu können."


    Der junge Mann glaubte, alle Fragen ausreichend beantwortet zu haben. Die Wahrheit hatte er auf jeden Fall gesprochen, denn zu verbergen hatte er nichts. Als Amulius geendigt hatte und auf die Reaktion seines Gegenüber wartete, rang er sich ein leichtes Lächeln ab, um seine Aufregung ein wenig zu überspielen, was ihm jedoch nur mittelmäßig gelang.

    Der Mann unterdess hatte Glück im Unglück, denn die Zunge riss ihm nur die Hose vom Leib, sodass er, nun untenherum ausschließlich mit der Unterhose bekleidet, weiter fliehen konnte...

    Hatte Amulius sich da eben verhört, als der Wachmann vom Krieg gesprochen hatte? Nein, das Wort Krieg war definitiv gefallen! Innerlich stutzte der junge Mann ein wenig und wunderte sich, warum er noch Nichts davon vernommen hatte. Obwohl... langsam dämmerte es Amulius. Er hatte in Mogontiacum davon gehört, dass es Kampfhandlungen gäbe, dass die Germanen versuchten, einen Angriff zu wagen. Aber dass diese Kampfhandlungen in Wahrheit zu einem Krieg gehörten, das hatte sich der junge Mann nicht träumen lassen.
    Unterdess hatte der Wachmann das weitere Vorgehen erläutert. Amulius hatte sich also in das Lager zu begeben, um dort mit seinem Gesuch zur Rekrutierung ein weiteres Mal vorstellig zu werden. Mit einer gewissen Freude, dass die erste Hürde überwunden schien, bedankte sich Amulius bei den Wachleuten und trat durch das Tor, das zuvor einen Spalt weit geöffnet wurde. Im Inneren des Lagers war es jedoch so, wie sich der junge Mann ein solches vorgestellt hatte: Mehrere Zelt-Reihen bestimmten das Bild, symmetrisch aneinander gereit. Bald auch erblickte Amulius das Zelt, das ihm der Wachmann beschrieben hatte. Es unterschied sich äußerlich nur gering von den anderen Zelten. Ein wenig höher erstreckte es sich und um die Spitze herum war das Tuch in einem roten Balken gefärbt worden. Zu Amulius' Erstaunen waren die Tuchränder, die den Eingang bildeten, geöffnet, sodass sich der junge Mann hinein begeben konnte.
    Im Inneren saß auf einem Hocker, an einem kleinen Arbeitstisch ein etwas älterer Mann, Anfang Fünzig vielleicht, mit einem stoppeligen Bart und leicht schütterem Haar, der sich noch eben einigen Dokumenten gewidmet hatte. Als er Amulius bemerkte, musterte auch er diesen zunächst eingehend, bevor er nach dessen Begehr fragte. Abermals brachte Amulius seinen Wunsch vor und berichtete, dass die Wachleute am Tor ihn zu diesem Zelt gesandt hatten.

    Tbc von: Auf ein Bier!



    Glücklicherweise war die Ala II Numidia nicht nur Flavius ein Begriff, sodass Amulius am Rande des Fori Mogontiaci an einen Warenkutscher geriet, der ihn mit nach Raetia nahm. Wie es der Zufall so wollte, brachte der Kutscher einige Warenbestände zu einem Dorf, das nahe an dem Lage der militärischen Einheit lag.
    Da der Kutscher bereits am frühen Morgen aufbrach, erreichten sie ihr am frühen Nachmittag. Sich mit großer Freude bedankend, sprang Amulius vom Karren und schlug den Weg zu Lager ein, das er schon aus der Ferne zu erkennen glaubte. Eine Holzpalisade schien das Lager zu umgeben und ein aus dunkelbraunem Holz gefertigtes Tor führte wohl zum Inneren des Lagers. Amulius, seinen Beutel über die rechte Schulter geworfen, begab sich auf direktem Weg zu dem Tor.
    Nach einem Fußmarsch, der sich über zwanzig Minuten erstreckte, erreichte der junge Mann mit einer freundlichen Miene auf dem Gesicht das Tor, vor dem zwei Wachen postiert wurden, die, mit jeweils einem Pilum und einem Gladius bewaffnet, das Tor bewachten. Beide blickten im ersten Moment etwas verwundert auf Amulius, offensichtlich wurde nicht mit Besuch gerechnet. Aber wem konnte dies verdacht werden. Amulius hatte sich nirgends angemeldet, war auf Gutdünken zum Lager gelangt. Dann jedoch tat einer der Wachposten den ersten Schritt und sprach den Neuankömmling emotionslos an:


    "Was habt Ihr hier zu suchen, Fremder?"


    Amulius berichtete von seinem Vorhaben, sich der Ala II Numidia anzuschließen. Der junge Mann erklärte sich, wies daraufhin, dass er dem römischen Reich unbedingt als Soldat dienen wollte und erzählte, dass man ihm dazu die Ala II Numidia empfahl, um diesen Wunsch zu erfüllen.
    Die Wachmänner erwiderten zunächst Nichts darauf, sahen sich zunächst nur an. Amulius konnte ihre Blicke nicht deuten, aber sie schienen von einer gewissen Ratlosigkeit geprägt. Der Neuankömmling wunderte sich unterdess, warum es so ruhig um ihn herum war. Er hatte sich ein Militär-Lager immer sehr belebt vorgestellt, von exerierenden Soldaten und energisch gebellten Befehlen geprägt. Stattdessen hörte Amulius nur ein paar Vögel im Hintergrund. Um so aufmerksamer hörte er den Worten des Wachmanns, zu denen er sich nun durchzuringen schien, zu.

    @Distanziere mich von den Quote...


    Zitat

    Original von Gnaeus Agricolus Tarquinius


    Distanziere mich von den Quote...


    Welchen meinst Du?
    Ach, nebenbe: Hast Du eigentlich auch ein Bildchen? Ich bin ja neugierig, welche Frau hinter dem Kompliment steht.
    ;)

    Gnaeus Agricolus Tarquinius


    Zitat

    Original von Gnaeus Agricolus Tarquinius


    Als Frau muss ich dir da wiedersprechen
    Siehst gar nicht schlecht aus..


    Na da lass' ich mir doch gerne widersprechen. ;) Soetwas bekomm' ich nicht oft gesagt... Danke sehr. :)



    Marcus Claudius Constantius


    Zitat

    Original von Gnaeus Agricolus Tarquinius


    P.S.: Bilder sind alle ein Jahr alt, in unserem zarten alter ändert sich da noch was!


    Wie war das noch? Paare werden sich auch äußerlich immer ähnlicher, je länger sie zusammen sind... :D

    Nun, ein bekanntes Gesicht fand Amulius nicht. Nun, da er etwas derartiges nicht erwartet hatte, war er auch nicht allzu traurig darüber. Ihm war sowieso mehr danach, die Seele baumeln zu lassen - wie es im Volksmund so schön hieß - und in aller Ruhe seine weitere Zukunft zu planen.
    Amulius befand sich in einem Alter, in dem es sinnvoll war, sich auf eine Richtung einzulassen, die erste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Allerdings... um welche Karriere es sich dabei handeln sollte, hatte junge Mann noch nicht entschieden. Er könnte sich in einem Betrieb engagieren, dort das Kaufmannshandwerk erlernen, um später selbst einmal einen eigenen Betrieb zu gründen. Oder aber er könnte sich im gesellschaftlichen Leben einbringen, in die Politik gehen. Doch diesen Gedanken verwarf Amulius wieder schnell. Nicht, dass es ihn nicht reizen würde, Politik zu machen, doch erschwerte ihm sein Stand als Peregrinus diese Aussicht. Wenn er das römische Bürgerrecht hätte, ja dann! Aber er besaß es nicht. Und er kannte auch keinen Weg, es zu erlangen. Somit schied auch die Armee als Anlaufstelle aus, denn als Rekrut musste man ebenfalls das Bürgerrecht besitzen.
    Auch Amulius hatte in der jüngsten Vergangenheit den einen oder anderen neidischen Blick auf die Soldaten der bekannten Legio II Germanica geworfen, wenn sich diese in der Stadt aufhielten. Die Armee war ein Synonym für die Macht des römischen Imperiums, die Armee war es, die die Grenzen immer wieder ausweitete und die dafür sorgte, dass der Senat seine Pläne überhaupt durchzusetzen in der Lage war. Soldaten waren vielerorts geachtet, meist bewundert.
    Das Aufsetzen des Holzkruges, in dem sich das von Amulius georderte Bier befand, riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Leicht irritiert bedankte er sich flüchtig bei der Bedienung, die sich jedoch sofort wieder in eine andere Ecke des Schankraumes verzog. Amulius unterdess setzte zum ersten Schluck an, das Bier floss seine Kehler hinunter. Der Geschmack war befriedigend, kam es dem jungen Mann in den Sinn, als er den Krug wieder absetzte. Wieder begann Amulius, sich im Schankraum umherzublicken.
    Plötzlich und ohne Vorwarnung nahm ein Mann am Tisch Platz. Er schien um die Mitte Dreizig, dunkelblone Haare, die ihm leicht bis zur Schulter gingen, umrahmten ein eigentlich unauffälliges Gesicht. Der Mann musste sich schon einige Tage nicht mehr rasiert haben, denn die Bartstoppeln waren unübersehbar. Ansonsten schien sich Amulius' Tischnachbar ausreichend zu pflegen, denn ein unangenehmen Geruch ging von diesem nicht aus. Als dieser dann auch noch begann, ohne Umschweife ein Gespräch zu beginnen, war Amulius ein wenig verdutzt. Sein Tischnachbar unterdess stellte sich als Flavius vor. Nur Flavius. Als Amulius seinerseits seinen Namen nannte, sprach Flavius nach einem kurzen Kopfnicken mit seiner leicht kratzenden Stimme weiter:


    "Und, Jungspunt, was macht Du hier? Ruhst Du Dich gerade von Deiner Arbeit aus?"


    Als Amulius die Frage verneinte und hinzufügte, dass er zur Zeit keiner Tätigkeit nachginge und auch nicht recht wüsste, welchem Beruf er überhaupt nachgehen sollte, begann sein Tischnachbar leicht zu grinsen. Flavius' Zähne waren noch gut erhalten, nur der linke obere Schneidezahn fehlte ihm. Dann fuhr dieser fort:


    "Dann ist doch die Armee das Richtige für Dich! Die Armee hat doch immer Bedarf an neuen Rekruten. Oder?"


    Man hörte, dass das natürlich nur eine rhetorische Frage war und deswegen unterließ es Amulius auch, darauf zu antworten. Eher gab er Flavius zu verstehen, dass ihm das fehlende Bürgerrecht einen Strich durch die Rechnung machte. Es war ihm als Peregrinus doch gar nicht erlaubt, Dienst in der Armee zu verrichten. Aber während der junge Mann glaubte, dass das Gespräch nun für ihn beendet sein würde, grinste Flavius weiter. Nach einigen kleinen Momenten des Schweigens gab er an:


    "Nun, Jungspunt, das ist doch gar kein Problem. Schon 'mal von der Ala II Numidia gehört? Nicht? Nun, da kannst Du hin, ohne, dass Du das Bürgerrecht besitzt. Sieh 'mal, ich war auch einst ein Peregrinus wie Du. Und genau wie Du jetzt wusste ich nicht weiter. Bis ich auf die Ala II Numidia gestoßen bin. Wenn Du Dich dort einschreibst, kannst Du nach nur zwei Monaten wieder raus und bekommst mit etwas Glück das Bürgerrecht. Allerdings musst Du reiten können. Ich hoffe, Du kannst überhaupt mit einer Waffe kämpfen."


    Flavius unterbrach sich selbst, um Amulius zu mustern. Ein kurzes Nicken folgte und Flavius sprach weiter:


    "Doch, das sollte hinkommen. Ach ja, im Prinzip das Wichtigste: Du bist hier an der Grenze Roms. Dahinter ist nur noch Barbarenland. Also glaube nicht, Deine Dienstzeit würde ein Kinderspiel werden. Ein germanischer Speer kann Dich ebenso schnell vom Pferd geholt haben, wie ein Mann sein Getränk leert. Aber es ist immer noch besser, als irgendwo in den Gossen zu versauern. Und 'mal im Ernst: Wer möchte diesen Wilden nicht gegenübertreten und ihnen einen gewaltigen Schlag verpassen?


    Auch dies wieder eine rhetorische Frage, die Flavius nur noch mehr grinsen ließ. Amulius schwieg zunächst, nahm Schluck um Schluck von seinem Bier und ließ sich die Worte seines Tischnachbarn durch den Kopf gehen. Auf der einen Seite hatte Amulius schon Freude an seinem Leben und hatte nicht vor, es einem Barbaren zu überlassen. Auf der anderen Seite war es möglich, das Bürgerrecht, den Schlüssel zur römischen Gesellschaft, zu erhalten! Und das war zur Zeit Amulius' sehnlichster Wunsch. Er fragte Flavius, wie er denn zur Ala II Numidia kommen könnte. Flavius überlegte einen Moment und riet dem jungen Mann anschließend, nach Raetia zu gehen, dort glaubte er den letzten Standort der Einheit.
    Und dann kam es Amulius! Er hatte den Entschluss gefasst. Den Entschluss, zur Armee zu gehen! Ein wenig überstürzt bedankte sich Amulius bei seinem Tischnachbarn, stand auf und begab sich zum Wirt, um diesem das Bier zu bezahlen. Er blickte sich noch einmal zu Flavius um, als er im Begriff war, die Taberna Silva Nigra zu verlassen. Dieser nickte nur. Dem Entschluss Amulius stand Nichts im Wege, eine Bindung, die es in Mogontiacum zu erhalten galt, besaß der junge Mann nicht. So machte sich dieser mit seinem kleinen Beutel, in dem sich sein bescheidenes Hab und Gut befand, auf, irgendwie nach Raetia zu gelangen.



    Tbc: [RAETIA] Neues Lager der Ala II Numidia