Die Frage war wie ein Schlag ins Gesicht. Über den Tod seiner Frau war er hinweg, aber über den seiner einzigen Tochter...
"Sie war lange verschwunden... und wurde tot aufgefunden." sagte er nur trocken.
Die Frage war wie ein Schlag ins Gesicht. Über den Tod seiner Frau war er hinweg, aber über den seiner einzigen Tochter...
"Sie war lange verschwunden... und wurde tot aufgefunden." sagte er nur trocken.
"Das merke ich gerade auch."
Eheweib. Na bitte, konnte er haben.
"Meine Frau, Octavia Clara, und ich lernten uns mit 15 Jahren kennen und wurden mit 16 verheiratet. Als erstes wurde uns ein Sohn, Cato, geschenkt. Da war sie grade 17 Jahre. Mit 19 stand die zweite Geburt bevor: Octavia Severa. Sie war absolut gesund. Clara hingegen hatte es dahingerafft."
er wusste wie die Leute jetzt reagierten und fügte gleich hinzu. "Lass nur Flavius, in bin darüber hinweg. Die Götter hatten sie mir geschenkt, so ist es ihr gutes Recht sie mir auch wieder zu nehmen." meinte er. Und er meinte das so wie er es gesagt hatte.
"Wie du meinst, Proconsul." meinte er nur. "Ich meinte unser ganzes Reich, nicht nur die Zeit in der Kaiser regierten, dann auch das kann zerstört werden."
"Jahrhunderten." korrigierte der Octavier. "Da hast du Recht. Aber es ist so, wie es ist; wir können es nicht nicht ändern."
Sagte er und wartet auf einen Themenwechsel, da er nichts dazu sagen konnte.
Der Procurator nickte.
"Das stimmt wohl. Wenn er aber ein solcher Soldat ist, wie du sagst, dann wird es wohl nicht lange dauern, bis er sich mit aller Härte an den Mördern seines Vaters rächt." Da war es sich sicher.
Alles Gute!
Er grinste breit.
"Verzeih, Flavius, aber ich bin noch nicht in der Verwaltungshöhe, dass ich mit dem Kaiser zu tun habe. Weder mit dem alten, noch dem neuen."
Dann dachte er darüber nach, was der Proconsul gesagt hatte.
"Aber ein Militärkaiser könnte die Angriffe auf Pathien weiterführen." meinte er.
Der Octavier hörte sich das ganze an.
"Du hast, wie schon gesagt, Recht, Flavius" meinte er nur und wartete nun auf einen Themenwechsel.
Augustinus lachte kurz.
"Ich habe deinem Bruder die Finanzmittel dazu genehmigt, aus nur einem Grund: weil es nötig war. Die Senatoren sind als der Meinung, dass die Truppen, die es unter deinem Vorgänger gab ausreichten um Hispania ruhig zu halten? Und wie erklären sie dann den Umstand, dass es eine ganze Regio rebellierte? Des weiteren finde ich es nicht gerade einschüchternd, wenn die Vigiles schlechter ausgerüstet sind, als die, die sie verfolgen sollen."
"Ich werde mich bei niemandem einschleimen oder sonst etwas. Ich werde die Wahrheit sagen. Wenn Avarus mit Wahrheit nicht zurecht kommt, dann kann ich es nicht ändern. Aber ich denke, dass eher mit mir ein Problem hat, als mit der Wahrheit."
"Sie haben dich kritisiert? Was wirft man dir vor?"
Er hatte ja auch seine Zweifel an den Machenschaften des Flaviers gehabt, doch dieser hatte ihn klar vom Gegenteil überzeugt und dass er die übertragene Verantwortung wahrlich ernst nahm.
"Nach meiner Rückkehr nach Rom werde ich im Senat vorsprechen, so man mir das Sprachrecht gibt, und Rechenschaft für meine Amtszeit ablegen. Ich werde dich erwähnen, Flavius, und ich werde ihnen sagen, dass du deine Arbeit erledigt hast, wie es von dir verlangt wurde. Du hast dich weder an den Steuern - ich kann es als Procurator bezeugen - noch an Landgüter oder sonst etwas, vergriffen oder hast Entscheidungen zu deinen Gunsten getroffen."
Das Lob des Flaviers nahm er mit einem Lächeln dankend zur Kenntnis.
Der Octavier war durchaus überrascht. "Du gehst zurück nach Rom? Warum denn das? Wirst du wieder im CH kandidieren?"
Natürlich würde er, was eine Frage.
Dann dachte er nach und massierte sich etwas die Schläfen.
"Ich hatte nicht vor dir eine Falle zu stellen... Ich gehe davon aus, dass Rom auf Prinzipien gebaut ist und von eben jenen getragen werden."
Da der Gegenüber auch Architekt war konnte er folgende Metapher verwenden. "Rom ist, meiner Meinung nach, wie eine große Brücke gebaut: Ein paar Pfeiler, also die Menschen, die prinzipientreu leben und unsere Religion, Kultur und Bräuche ehren. Dann gibt es das Wasser, es nagt an den Steinen der Brücke, kann sie aber nicht brechen. Das Wasser strömt unter der Brüche hindurch, ohne ihr, wie die Pfeiler, Stabilität zu geben. Aber das ist egal, denn die paar, wenigen Pfeiler halten das ganze trotzdem hoch." argumentierte er.
"Du und ich sind solche Pfeiler, die den Wassermassen und den Sittenschänder trotzen. Damit liegt die Last und die heilige Pflicht, also das was unsere zivilisierte Kultur ausmacht, auf unseren Schultern. Es ist also so, wie du gesagt hast, Flavius."
"Was verleitet dich zu dieser Annahme, Flavius? Wird ein bedeutendes Amt frei?" erkundigte er sich.
Augustinus Maior hätte nie gedacht, dass ein Flavier zu etwas so wesentlichem die gleiche Meinung hatte wie er.
Die Antwort auf seine Frage war erneut erfrischend ehrlich. "Das heißt du würdest, wenn du Rom in Gefahr sehen würdest, die Prinzipien verlassen um das zu schützen, was du an Rom hast."
Nun würde es doch etwas poetisch werden.
"Ist es nicht so, dass Rom, das unser Volk geschaffen hat, ein Gemisch aus Prinzipien, den unseren, ist? Also würdest du, wenn du deine Prinzipien verlässt auch Rom verlassen." das war eher eine Feststellung, als eine Frage.
Nun war er ehrlich, auch wenn es ein Spiel mit dem Feuer war. Mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht fügte er noch hinzu. "Das macht dich zu einem gefährlichen Mann, Flavius."
"Victor denkt eher, als er spricht." stellte Augustinus fest. "...aber es ist durchaus möglich, dass er sich in der nächsten Zeit um ein weiteres Kommando oder eine Statthalterschaft bemühen wird... Ich habe erst gestern einen Brief von ihm erhalten, mit dem er mir zwei Grundstücke übertragen hat - damit die Söhne in den Ritterstand können." erklärte er stolz.
Zu der Sache mit Avitus nickte er nur. Das geschehene hatte ihn hart getroffen. Dann wurde er hellhörig.
"Erlaube mir eine Frage, Flavius, glaubst du dass Menschen - allgemein gesehen - käuflich sind" Seine Antwort würde einiges über sein zwischenmenschliches Denken aussagen...
"Victor... ich denke, dass es ihm gut geht und er sich nun gut von diesem Attentat erholt hat. Und ja, es war ein düsterer Tag in unserer Geschichte aber es war auch eine düstere Zeit für mein Geschlechte, Victor wird angegriffen, Avitus begeht ihm Senat Selbstmord... Was ich noch nie verstanden habe ist, wie er mit seinem Schwer überhaupt in den Senat gekommen ist."
Aber seit dem Tode Caesars schien es wohl einen Weg zu geben.
Der Octavier lauschte den Ausführungen des Flaviers aufmerksam.
"Äußerst interessant... Wie kann sich so jemand überhaupt noch zu den Vätern Roms zählen?" die Frage war nicht wirklich ernst gemeint.
"Ja, Flavius, ich werde mit ihnen sprechen, da kannst du dir sicher sein." sagte er mit festen Worten.
"Du glaubst, dass ich nicht vorhabe in den Senat zu kommen? Da muss ich dir widersprechen. Auch die 1 Million Sesterzen würde mich nicht wirklich hindern, aber der Senat, wie er jetzt ist, ist nicht unbedingt das, womit ich mein Leben füllen möchte. Du kennst mein Temperament - Wahrscheinlich würde ich nach 1 Woche als Senator an Herzversagen sterben."
Der Octavier grinste.
"Verzeih, Flavius, ich bin nicht richtig informiert, eine Nota Censoria? Was hat er getan?"
Keine neuen Kandidaten mehr zulassen, die aus jener Unterschicht kommen?
"Ich werde mich mit Victor und mit Senator Decimus Meridius mal darüber unterhalten, wenn ich wieder in Rom bin."
Eins konnte man nicht behaupten und zwar, dass er keine Kontakte besaß und der Kontakt mit dem Flavier würde ihm auch in Zukunft wohl nicht schaden, im Gegenteil womöglich.
Augustinus nickte ihm abermals zu, nicht weil er im in den A. kriechen wollte, nein, weil er recht hatte.
"Du hast recht, und würde ich im Senat sitzen, was ich aber nicht tue, hättest du meine Stimme..."
Doch da war ein weiteres Problem.
"Wenn Germanicus aber von solchen Worten hört würde er keinerlei Anstalten dich wegen Rufmords anzuklagen... Hast du 'Anhänger' die eine solche Idee unterstützen? Immerhin gibt es viele einflussreiche Senatoren, die aus einer kleinen Gens kommen; nehmen wir Senator Purgitius. Ich glaube kaum, dass du ihre Stimme hättest..."
Wenn er grade so über den Germanicus nachdachte, der einmal vor langer Zeit sein Patron gewesen war, fragte er sich warum der Flavier ihn noch nicht hatte ermorden, bzw. verschwinden lassen.
Der Octavier lauschte dem Vortrag des Flaviers.
"Was du sagst klingt einleuchtend, aber unrealistisch. Wenn du im Senat nur noch den höchsten Adel, also die Patrizier, sitzen hast; Ich glaube es käme zu Revolten und Bürgerkriegen. Zudem weißt du wie das ausgehen würde, wenn sich die Plebejer gegen die Patrizier aufstellen würden. Es wäre ein Gemetzel, aber die Masse würde wohl siegen."
Er dachte kurz nach, bevor er weiter sprach.
"Man unterscheide die einfache Plebs und die höheren Plebejer, im Volksmund 'Geldadel' genannt. Der Geldadel, zudem meine Familie seit nunmehr 3 Generationen zählt, hat schon viele Senatoren zu Tage gebracht. Womöglich werden es noch mehr. Mit welchem Argument würdest du aus dem Senat entlassen wollen?"
Und da gab es noch etwas, was er wohl vergessen hatte.
"...Außerdem: Wie willst du das ganze durchsetzen? Glaubst du ernsthaft, dass der Kaiser dem zustimmen würde? Glaubst du die vielen plebejischen Senatoren, die einer oder mehreren Legionen vorstehen teilen diese Ansicht. Wie du es gesagt hast. Früher war es einmal so, ja, aber das hat sich wohl geändert. Es wäre nun an uns die Dinge so zu behandeln, dass es bleibt wie es ist."
Er nickte.
"Ich schätze deine Ehrlichkeit, Proconsul."
Ohje, Politik. Wenn das mal gut ging. Jetzt galt nur eins: Rückrat zeigen.
"Ich denke, dass Patrizer das Amt eines Senators anstreben sollte. Aber ich denke auch, dass der Senat ein Gleichgewicht aus Plebejern und Patriziern braucht um erfolgreich Einfluss zu nehmen... denkst du nicht auch?"
Eins musste er noch hinzufügen.
"Es gibt aber Plebejer und Plebejer. Du verstehst mich?"
"Du hast 'dem Geizigen' gegenüber also gleiche Einstellung wie ich." stellte er nüchtern fest.
"Nein mein Sohn ist ein Octavius. Punkt" Das stimmte auch. Seinem Verhalten nach war er ein typischer Octavier und kein Wilder.
Palantin? Ach ja.
"Ich strebe das Amt des Procurator ab epistulis an. Wenn du entsprechendes unterstützen oder in die Wege leiten könntest wäre ich dir äußerst dankbar." Was das hieß konnte sich der Procnsul ja denken.